Samstag 19.4.2014 Heute wollten wir eigentlich um halb sieben aufstehen haben aber etwas verpennt und sind um 7 wach geworden. Okay dann fällt das Haarewaschen aus, gemütlich frühstücken ist wichtiger
Am Frühstücksbüffet gab es heute statt der Auberginen gebackene Zucchini und ein paar andere Obstsorten im Obstsalat, sonst aber genau das gleiche Buffet. Wieder sehr lecker.
Heute hatten wir die Besichtigung der Hauptattraktion Barcelonas - die Sagrada Familia Kathedrale- geplant. Das ist das berühmteste Gebäude von Antonio Gaudi, er hat aber von dem Bau nicht mehr so viel mitbekommen, er ist relativ jung bei einem Verkehrsunfall gestorben. Angeblich ist das die meistbesuchte Attraktion ganz Spaniens und das Reisebüro hatte empfohlen die Eintrittskarten vorzubestellen. So hatten wir übers Internet für 9 Uhr Karten bestellt. Ich wäre ja ehrlich gesagt gar nicht dahin gegangen, denn 19 Euro für eine noch im Bau befindliche Kirche finde ich echt unverschämt, außerdem haben mich die Bilder die ich bisher gesehen hatte gar nicht überzeugt, mein Freund wollte aber hin, na dann halt...
Um viertel vor neun kamen wir an, es gab schon lange Schlangen, die kürzere war die für Leute mit Online Tickets
, da stellten wir uns an und betrachteten die Fassade. Findet ihr den grünen Baum als Turmspitze nicht auch seltsam? Wir haben später von Nahem sehen können dass es wirklich eine Art Weihnachtsbaum ist:
Pünktlich um 9 wurde das Tor geöffnet und die ersten durften rein, das ging fix, nach wenigen Minuten waren wir durch die Sicherheitsschleuse gelangt und konnten die Fassade von Nahem bewundern. Während die älteren Teile eine braune Farbe haben, sind die neuen Teile mit grauem Stein verkleidet (gebaut wird mit Beton), das paßt irgendwie nicht zueinander. Vielleicht ist anfangs ja mit Stein gebaut worden? Immerhin läuft der Bau ja schon hundert Jahre.
Die Figuren an der Fassade haben mir gar nicht gefallen, diese Kombination aus ganz modernen und kitschig naiven Figuren finde ich völlig unpassend.
In diesem römischen Soldaten hat mein Freund Darth Vader erkannt, nun wißt ihr woher Hollywood seine Vorlagen hat
Diese Szene hingegen, die übrigens die Anbetung des Jesuskindes durch die Hirten zeigt, könnte aus einem Heidifilm stammen. Ich glaube der Fassadenschmuck jeder anderen Kirche die ich bisher gesehen habe hat mir besser gefallen
Okay dann sind wir reingegangen und mein erster Eindruck war: spacig! Das hat mich sofort an eine Star Wars Kulisse erinnert. Ich weiß nicht ob es auf den Fotos so raus kommt, aber mein Freund hatte genau den gleichen Eindruck.
Von innen hat mir die Kathedrale großartig gefallen. Sie ist sehr ungewöhnlich, wirkt aber trotzdem wie eine Kirche (jedenfalls in den ersten 10 Minuten als noch wenige Leute hier waren und man die Kirchenmusik vom Band noch hören konnte, danach war ein Trubel wie auf einem Jahrmarkt)
Diese weißen Leuchten an den Säulen sahen aus wie Augen von riesigen außeririschen Insekten, irgendwie genial
und die sich oben verzweigenden Säulen sollen laut Prospekt Bäume darstellen:
der Altarbereich:
diese schöne Wendeltreppe ist der Aufgang zu den Emporen:
die Fenster waren klassisch gehalten, sehr bunt und haben die Kirche wunderbar beleuchtet. Es sah aus als ob die Sonne hineinscheint, dabei war es draußen relativ grau und bewölkt.
am besten gefallen hat mir dieser Bereich: eine Art Markise aus Beton vor/über den Fenstern in der sich die Farben der Fenster spiegeln, das gleiche auf der anderen Seite der Kirche in grün-blau
besonders gut haben mir auch diese Embleme hoch oben an den Säulen im Altarbereich gefallen. Bekennende Katholiken vor
, sind das Symbole für die Evangelisten?
danach war es Zeit für die Turmfahrt. Diese muss man extra bezahlen und zu einer festen Uhrzeit am Aufzug sein. Rauflaufen darf man nicht. Runter muss man laufen (sonst sieht man gar nix, es gibt keine Aussichtsplatform). Die Wendeltreppe ist sehr eng und "luftig" wegen der Metallgitter aber auch für Leute mit Höhenangst problemlos zu gehen.
Von der Treppe aus hat man einen sehr guten Blick auf die Stadt, leider war das Wetter ziemlich schlecht geworden. Der rundliche Turm ist der Torre Agbar, den besichtigen wir heute Abend.
Von der Kathedrale sieht man wenig von der Treppe aus, den "Weihnachtsbaum" konnte man sehen und diese seltsamen Turmabschlüsse. Soll das Obst sein? Ne also von außen ist die Kathedrale einfach daneben.
wieder unten angelangt wollte meine Kamera einen Batteriewechsel, also die Ersatzakkus rein. Und was sagte die Kamera: bitte wechseln Sie die Batterien! Arrgh, hatte ich letztes Mal vergessen die Akkus zu laden? Leider gab es im Andenkenshop keine Batterien zu kaufen, also müßt ihr nun auf weitere 50 Fotos der gleichen Motive verzichten
Nach 2 Stunden hatten wir das Gefühl alles gesehen zu haben und im Nachhinein muss ich sagen ich war froh dass wir dort waren. Von außen kann man die Kirche zwar vergessen, aber von innen ist sie absolut faszinierend und einzigartig! Und es ist eine sehr gute Idee gleich den ersten Termin morgens zu nehmen, denn später waren abertausende Leute um einen rum, weder fotografieren hat noch Spaß gemacht noch konnte man sich in Ruhe irgendwohin setzen obwohl immer wieder Ordner die Besucher zu Ruhe gemahnt haben.
In einem Andenkenshop neben der Kirche gab es zum Glück Batterien zu kaufen (4 Stück für 7,90 €, die wissen wie man aus Not Geld macht), es gibt heute also noch Fotos
Danach stand die Besichtigung des Forts Montjuic auf dem Plan. Hierhin fährt man erst mit der U-Bahn, dann mit der Seilbahn (schlappe 10,80 €) und zahlt 5 Euro Eintritt was wir jetzt richtig billig fanden. Das Castle ist ein quadratisches Gebäude mit einem Turm auf einem Hügel am Rand der Stadt
Man hat bzw. hätte einen sehr guten Blick auf die Stadt, das Wetter war zwar etwas besser geworden, aber immer noch sehr diesig.
Den nahen Hafen konnte man gut beobachten, es wurden gerade Container auf ein Schiff geladen. In der Stadt hat man zumindest die Sagrada Familia erkennen können. Schon krass wie sie mitten im Wohngebiet steht. Da fehlt wirklich ein Vorplatz.
Im Innenhof, wo man windgeschützt saß, war ein Cafe-Restaurant mit Selbstbedienung und günstigen Preisen, da haben wir uns niedergelassen. Besonders viel zu sehen gibt's hier ja nicht. Also habe ich den 20seitigen Prospekt gelesen den man immerhin für die 5 Euro Eintritt bekommt. Ne ganz gelesen habe ich es natürlich nicht aber doch die ersten 3 Seiten. Ich habe ein Foto von dem Heft gemacht, da sieht man das Fort schön: man läuft auf dem Dach, außer ins Cafe kann man aber sonst nicht reingehen.
Nun bin ich mal gespannt wer von euch mehr als den Namen des spanischen Erbfolgekrieges kennt, davon handelt der Prospekt nämlich.
Ich gebe freimütig zu: bei mir sind Geschichtskenntnisse aus der Zeit vor 1900 sehr lückenhaft (333 war bei Issos Keilerei
)
In Kurzfassung: der spanische König starb 1701 ohne Erben und die Spanier verbündet mit den Boubornen auf der einen Seite und England verbündet mit Holland auf der anderen Seite kämpfte um den Thron. Katalanien hatte sich auf die Seite der Engländer/Holländer geschlagen weil sie ihre Selbständigkeit erhalten wollten und eine Bourbonendiktatur fürchteten. Zunächst wurde auch ein König aus diesem Bündnis eingesetzt, den jahrelangen Krieg gewannen aber letztendlich die Spanier/Franzosen. Das Castle hier spielte eine wichtige Rolle in diesem Krieg (davon handeln die restlichen 17 Seiten
). Barcelona wurde stark zerstört, verlor 1714 die letzte Schlacht -also genau vor 300 Jahren, nun verstanden wir den Namen des Menüs "1714" gestern im Restaurant- die Selbständigkeit Katalaniens war passe, spanisch wurde Amtssprache.
Jetzt verstehe ich erst wieso es spanische Regionen gibt, die von Spanien weg wollen. Bisher hatte "Katalanien" den gleichen Klang wie zum Beispiel "Hessen" für mich. Ich sags ja immer Reisen bildet! Ich fand das alles sehr interessant.
Ohne diesen Hintergrund ist das Castle jetzt kein Must See.
In der Nähe wäre übrigens noch das olympische Stadion, das hat uns aber gar nicht interessiert.
Josef wollte statt dessen die Fondació Joan Miró besichtigen, das Miro Museum, das auch auf dem Montjuic liegt. Auch hier war eine Schlange am Eingang, wir mußten etwa 20 Minuten auf den Einlaß warten, immerhin war es mitlerweile schön sonnig geworden. Das Museum wurde noch zu Lebzeiten Miros eröffnet, ist heute eine Stiftung die von seinen Nachfahren stark unterstützt wird. Miró ist ein Sohn Barcelonas, lebte später aber auf Mallorca. Das Museum zeigt Bilder und Skulpturen, einen Querschnitt seines Lebenswerkes. Gleich im Eingang hängt dieser riesige Wandteppich
eine seiner berühmtesten Skulpturen: die Liebenden. Etwas schwer zu fotografieren, weil Fotografieren im Museum verboten war und man immer aufpassen mußte dass keiner der zahlreichen Aufseher einen erwischte.
im Außenbereich des Museum ein Hauch von Ostern
Die Ausstellung war wirklich toll, aber ich hatte gerade einen Tiefpunkt und hätte im Stehen einschlafen können. So haben wir beschlossen den Traditionen unseres Gastlandes zu folgen und sind zu einer Siesta ins Hotel zurückgekehrt. Vorher sind wir noch ein paar Minuten an den Strand bei unserem Hotel gegangen:
es war sehr windig und relativ kühl, trotzdem waren Leute im Wasser. Es gab Toiletten und wohl auch Duschen aber der Strand hat doch eher einen Betoncharme, nichts wo man zum Baden hinfahren würde, aber für die Bewohner des Viertels natürlich super. Mir fehlten hier vor allem die Strandcafes.
Nach 2 Stunden Schlaf war ich wieder fit. Fürs Abendessen hatten wir per Internet einen Tisch im Restaurant "La Gambeta" reserviert, eine Empfehlung unseres Reisebüros. Es liegt in einer Seitenstraße am Passeig del Born in der Altstadt, wo wir noch ein bisschen gebummelt sind.
hier gab es tolle kleine Gassen mit netten Geschäften, eine schöne Kirche haben wir noch besichtigt
schließlich standen wir wieder vor der Markthalle, leider war die gerade am Schließen man konnte nicht mehr reingehen. Dieses Viertel hat mir von allen Stadtvierteln Barcelonas am besten gefallen, sollte ich nochmal nach Barcelona fahren würde ich versuchen hier ein Hotel zu finden (wahrscheinlich unbezahlbar)
Das Restaurant La Gambeta ist ein sehr gutes, nicht ganz billiges Fischrestaurant. Um 20 Uhr waren dort außer uns beiden Deutschen nur andere ausländische Touristen (Koreaner, Amerikaner etc), die Spanier kommen erst viel später. Für die Restaurantbesitzer ist das bestimmt ganz praktisch, die Kellner schienen aber nicht so begeistert von ihren ausländischen Gästen.
Wir haben ausnahmsweise mal Bier zum Essen bestellt, das uns in Rotweingläsern serviert wurde, die Koreanerin am Nebentisch wollte Tomatensuppe die es nicht gab und die Krönung waren die 3 Amis am Nebentisch, die Ketchup und Tabasco über ihr Essen kippten. Das war ein Mann mit seinen 2 jugendlichen Söhnen von denen der jüngere zunächst ausschließlich über sein Handy gebeugt am Tisch saß, in der gleichen gebückten Haltung schaufelte er seine Paella ohne Fisch in sich rein, standesgemäß tranken die drei Cola light zum essen.
Nach dem essen glotzten alle drei in ihr Handy und richteten das Wort nur dann an ihr Gegenüber wenn sie auf etwas auf dem Handy hinweisen wollten. Also so was habe ich echt noch nicht gesehen. Der Kellner fand auch keine Worte, man konnte es ihm ansehen. Die drei hätten das auch sehen können wenn sie mal aufgeblickt hätten.
Wir haben uns außer was das Bier betrifft hoffentlich standesgemäß verhalten, nach einer leckeren Vorspeise (Tapas) habe ich meine komplette Seezunge (die kannte ich bisher nur als Filet) fachmännisch mit Fischbesteck zerlegt und eine Nachspeise und Kaffee haben wir auch zu uns genommen. Wenn wir auch noch Wein getrunken hätten wären wir mit der Rechnung in den dreistelligen Bereich geraten. Wir hatten aber noch 2 Weinflaschen im Hotelzimmer und wollten eine als Schlummertrunk zu uns nehmen.
Und außerdem war das Programm für heute auch noch nicht vorbei, wir wollten ja noch den Torre Agbar besichtigen, der an der UBahn Station Glories liegt nur ein paar Stationen zu fahren. Wir mußten uns trotzdem beeilen da der Turm nur bis 22 Uhr beleuchtet ist.
Wir hatten ja gar nicht erwartet noch was anderes als den Turm zu fotografieren, aber wenn man aus der U Bahn aussteigt steht man auf einem großen Platz mit einer Lichtinstallation: zunächst sind allen Leuchten aus, dann gehen sie schrittweise an:
wechseln von rot nach blau und schließlich nach grün, dann geht es von vorne los. Und das tolle Dach im Hintergrund gehört zu einer Art Markthalle, Josef wollte die Spiegelungen fotografieren, es gab aber keinen offen Eingang. Es handelt sich um die Fira de Bellcaire, laut Wikipedia ein großer Flohmarkt. Da muss ich nächstes Mal auch hin!
Vom Platz aus sah man den Torre schon teilweise, wunderbar angeleuchtet, hier noch von einem Gebäude teils verdeckt
und hier in voller Pracht. Ich war begeistert! Es hat mich einige Mühe gekostet ihn in voller Größe aufs Bild zu bekommen.
Die Nahaufnahmen gefallen mir noch besser:
einfach klasse hier. Direkt neben dem Turm war ein kleiner Platz mit Bänken, da haben wir den Anblick auf uns wirken lassen.
Das war ja wieder viel besser als erwartet. Äußerst zufrieden sind wir ins Hotel zurück gefahren wo wir den schönen Tag mit einer Flasche Wein begossen haben
Morgen ist Ostersonntag, da schlafen wir aus. Gute Nacht!