MI, 26.2.2014Ich werde unfreiwillig früh wach und nutze das gleich aus um mich wieder früh auf den Weg zu machen. Warum werde ich so früh wach? Die gestern noch strahlende Sonne ist heute beleidigt und verschanzt sich hinter dicken Wolkenwänden. Regen prasselt vom Dach auf den Boden vor meinem Fenster, aber beim Verlassen des Zimmers merke ich, dass alles halb so schlimm ist - nicht schön, aber auch keine Sintflut. Das Prasseln liegt an der fehlenden Regenrinne.
Hier habe ich nun das erste typisch amerikanische Motelfrühstück und versuche nicht zu viel Plastikmüll zu fabrizieren.
Übrigens, Müll und Umwelt: Da scheint sich in den letzten Jahren doch das eine oder andere geändert zu haben. Man wird oft gefragt, ob man eine Tüte will, oftmals kostet diese Geld. 'Organic' wird als Lebensstil groß geschrieben, wie man in manchen Hotels, Restaurants und Supermärkten inzwischen deutlich merkt. Papierhandtücher sind durch diese 10 Sekunden schnellen Lüfter ersetzt. Und es gibt deutlich weniger Plastikgeschirr und -Besteck als noch vor ein paar Jahren. Nicht zu vergessen die vielen Radfahrer und damit verbunden auch viele Fahrradgeschäfte, Radwege gibt es inzwischen auch. Und während die Parklücken immer noch riesig sind, werden die Autos hier immer kleiner. Ein wenig übertrieben und sicher nicht dem wahren Motiv entsprechend finde ich den Hinweis in einigen Lokalen, dass es Wasser wegen der Wasserknappheit in Kalifornien nur noch auf Anfrage, nicht aber automatisch gibt.
Ich fahre ohne große Umwege wie die Navi mich leitet in Richtung Yosemite Park. Hier soll es heute Nachmittag nämlich ein bisschen besser werden mit dem Wetter und ich hoffe auf Glück. Bevor es besser wird, beweist mir allerdings der Himmel, dass er durchaus anders kann und öffnet seine Schleusen immer weiter. Irgendwann ist der Scheibenwischer im Dauerbetrieb und ich frage mich, ob ich die Entscheidung hierher zu kommen, wohl bereuen werde. Und irgendwo oben auf dem Berg zeigt mir der Himmel auch noch, dass er auch Schnee kann. Na super, hey, so war das eigentlich nicht gedacht. Eigentlich wollte ich doch bei 15 Grad im Sonnenschein stehen und den Schnee auf den Gipfeln in der Ferne bewundern? Später erfahre ich, dass in den Regentagen, die ich hier erleben "durfte", etwa drei Viertel des gesamten Niederschlages diesen Winters gefallen ist.
OK, Zähne zusammenbeißen und durch. Doch meine Zähne und mein Kiefer müssen nicht lange leiden: Kaum stehe ich in meiner Regenjacke vor dem Bridalveilfall, hört es auf zu gießen. Auf dem Rückweg kann ich die Kapuze abnehmen.
Und während ich auf der leeren Straße entspannt durch das fast leere Valley fahre, merke ich, dass der Park vielleicht doch nicht ganz so uninteressant ist. OK, es ist Winter, und zwar ein (eigentlich) trockener, sodass alles braun und kahl ist, aber die hohen Felswände sind schon beeindruckend.
Ich fahre verschiedene Wasserfälle ab. Die Straßen zu den höher gelegenen Aussichtspunkten sind ja leider noch gesperrt. Und siehe da, plötzlich läuft jemand neben mir her. Da das mein Schatten ist, schließe ich messerscharf, dass inzwischen wohl die Sonne scheint. Leider tut sie das nur kurze Zeit, aber wenigstens beginnt es nicht mehr zu gießen bis zu meiner Ankunft in der Lodge.
Ich stelle übrigens fest, dass das unfreundliche und fröstelige Wetter den Ami an sich nicht davon abhalten kann in kurzen Hosen und Flip Flops seine Besichtigungen durchzuziehen.
Fast fertig mit der Runde, komme ich an der Yosemite Lodge an, meinem Domizil für heute. Ich schleiche inzwischen etwas müde noch die paar Schritte zum Blick auf den Upper und Lower Yosemite Fall und schaffe es auch noch die paar Meter weiter um den Lower Fall aus der Nähe zu betrachten, dann drehe ich um. Die feuchte Kälte zieht durch die Klamotten. Die wie oft etwas umständliche Eincheckprozedur mit etwa fünfmal Initials hier und da und 12 Sprüchen und Hinweisen zu verschiedenem und 3 Infozetteln nebst Lageplan der Zimmer lasse ich über mich ergehen und falle erst einmal zu einem wohl verdienten Nickerchen in mein Bett.
Nun sitze ich in einer ganz legeren Kneipe, die zur Lodge gehört am Feuer und schreibe. morgen geht es wieder an die Küste. Es soll nochmals ein schöner Tag werden, dann folgen wohl wieder zwei Regentage. Mal sehen, vielleicht plane ich doch noch um und fahre auf schnellstem Wege nach San Diego, falls die reelle Chance besteht, dass es da dann besser ist, wahrscheinlich aber nicht, denn der Wetterbericht verkündet auch für dort Regen, sodass der Ritt von 8 Stunden dorthin nicht lohnt. und viel weiter in Richtung Joshua Tree NP oder Palm Dprings will ich auch nicht, soooo spannend finde ich es nicht, dass ich dorthin zum dritten Mal muss, zumal es doch ziemlich weit ab vom Schuss ist.
Und lohnt der Yosemite Nationalpark im Winter? Ich finde ihn deutlich angenehmer als im Herbst, wenn die Wasserfälle ausgetrocknet sind, man aber trotzdem von Menschen totgetreten wird und man keinen Parkplatz dort findet, wo man die Stelle bewundern kann, an der der Fall normalerweise fallen soll. Man kann also in aller Ruhe und ohne Stress alles ansehen, was im Winter hier so zugänglich ist. Ansonsten: Dafür, dass das Wetter heute bäääääh war, kann der Park nichts. Aber auch bei gutem Wetter wird er es sicher weiter schwer haben bei mir. Zwar war die Aussicht vom Glacier Point bombastisch vor über 5 Jahren, aber ansonsten habe ich hier eben Waldspaziergänge gemacht, die ich als nicht wirklich besonders empfand. Im Gegensatz zum Zion Nationalpark war es hier eben auch keine Liebe auf den zweiten Blick.