Rothenburg ob der Tauber ist eine Kleinstadt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Bis 1803 war sie eine Reichsstadt und ist heute mit ihrer weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt eine weltbekannte Touristenattraktion, vielleicht Zeit sich hier mal ihr zu widmen?
In den letzten Jahren war ich beruflich immer wieder mal in der Stadt und sie gefällt mir außerordentlich gut.
Schlanke Türmchen und imposante Wehranlagen; verwinkelte Gässchen mit malerischen Erkern; liebevoll mit Blumenkästen geschmückte Fachwerkhäuser; farbenfroh begrünte Gärten, mächtige Kirchen - all das verbinden Besucher mit der historischen Altstadt von Rothenburg.
Für mich ein absoluter Liebling ist die komplett erhaltene und teilweise begehbare Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren.
Sie waren für die Verteidigung Rothenburgs von großer Bedeutung, teilweise schützten Toranlagen von bis zu sieben hintereinander gelagerten Toren die Stadt vor unliebsamen Eindringlingen!
Hier ein paar Impressionen rund um die Stadtmauer zu verschiedenen Jahreszeiten:
Insgesamt gibt es 42 Mauer- und Tortürme, hier ein paar der eindrucksvollsten:
Das Burgtor (mit Garten und Aussicht)
Grund für den Bau des Burgtors war eine Naturkatastrophe in Rothenburg: 1356 zerstörte ein Erdbeben die Burganlagen. Ein wehrhaftes Tor sollte fortan die Stadt schützen, damit Angreifer nicht von Westen einfielen. Wer in dieser Zeit Rothenburg nachts verlassen wollte, brauchte eine ausdrückliche Genehmigung des Rates. Im inneren Torflügel ist eine kleine Türe eingebaut, das sogenannte Nadelöhr, ein Durchstieg nur für eine Person, durch diesen schmalen Durchstieg verließ man die Stadt. Die Alternative, das Öffnen des gesamten, schweren Tores, wäre im Sinne einer optimalen Verteidigung viel zu gefährlich gewesen.
An dem Burgtor gibt es auch eine Maske aus deren Mundöffnung im Gefahrenfall heißes Pech auf den Angreifer geschüttet werden konnte.
Das Burgtor bildet heutzutage den Eingang in den Burggarten - einem kleinen Park, in dem es je nach Jahreszeit wunderschön grünt und blüht. Die Bänke entlang der Fußwege laden ein, einen Moment Inne zu halten und die Atmosphäre zu spüren.
Viele Besucher laben sich auch am faszinierenden Ausblick auf die einmalige Stadtsilhouette und das Taubertal.
Das Klingentor:
Der über dreißig Meter hohe Turm dient seit dem 16. Jahrhundert überaus praktischen Zwecken: Man baute hier einen Kupferkessel ein und funktionierte ihn zum Wasserturm um, der fortan die Röhrenbrunnen der Stadt versorgte!
Eine Besonderheit zeichnet das Klingentor aus: Es teilt sich eine Wand mit der St.-Wolfgangs-Kirche. Wehr- und Sakralbau sind auf diese einzigartige Weise miteinander verknüpft. Vom Inneren der Kirche konnte man den Torturm besteigen und unter der Kirche waren Kasematten angelegt, so konnten die Verteidiger auf Angreifer feuern, die es schon bis in den Graben geschafft hatten
Das Spitaltor / Die Spitalbastei
Es ist das jüngste und mächtigste Bollwerk der Stadtbefestigung.
In Form einer Acht hatte Leonhard Weidmann Ende des 16. Jahrhunderts die beeindruckende Wehranlage geschaffen. Sieben Tore, ein Fallgitter, eine Zugbrücke und ein von Geschützen befahrbarer Wallgang schützten Rothenburg vor Angriffen aus dem Süden.
Man kann es nicht nur von außen, sondern auch von innen erkunden:
Rothenburg kann auch (für schlechtes Wetter) mit interessanten Museen aufwarten.
Kriminalmuseum
Tausend Jahre Rechtsgeschichte werden im Kriminalmuseum Rothenburg dokumentiert, der schreckliche Teil davon in den Kellergewölben ... Wer sich gerne gruselt und dabei noch so viel Gelassenheit mitbringt, um sich in aller Sachlichkeit über Jurisdiktion, Züchtigungsmethoden und Todesstrafe zu informieren – der ist hier am richtigen Ort. Gewinnen Sie dank der beeindruckenden Exponate und ihrer ausführlichen Kommentierung einen Einblick in die Rechtskunde, den Sie so schnell nicht vergessen werden.
Aufsehen erregende Kriminalfälle stellen Holzschnitte und Kupferstiche dar, eine Abteilung widmet sich der Hexenverfolgung und der Hexerei in Bayern. Wie haben Gerichtsverfahren, Folter und Strafvollzug früher ausgesehen? Was ist rechtliche Volkskunde? Ob die ausgestellten Karikaturen eher zum Schmunzeln oder zum Ausschwitzen von Alpträumen geeignet sind?
Und da gibt es noch z.B. das Historiengewölbe
Anhand von lebensgroßen Figuren werden hier Situationen nachempfunden, wie sie in dieser Zeit stattgefunden haben könnten.
Eindrucksvoll und anschaulich lassen uns die Ausstellungsstücke des Historiengewölbes aus dem 16. und 17. Jahrhundert (viel) Leid und (wenig) Freude teilen. In acht Gewölben ist unter anderem eine Schreibstube des Mittelalters oder eine Wachstube (um 1631) aufgeführt.
Nachbildung des Labors von Andreas Libavius im Historiengewölbe im Rathaus
Eine Treppe führt in die Verliese – damals auch als Folterkeller genutzt. Der berühmteste Bürger Rothenburgs, Bürgermeister Heinrich Toppler, war hier inhaftiert.
Dann ist neben dem Weihnachtsmarkt das Historische Festspiel "Der Meistertrunk" jedes Jahr ein Höhepunkt.
Altbürgermeister Nusch soll laut Überlieferung durch seinen rettenden Trunk von 3 1/4 Liter Frankenwein am 31. Oktober 1631 die Stadt vor dem sicheren Untergang durch die Truppen des kaiserlichen Feldherrn Tilly bewahrt haben.
Gewandungen und Karren, Wagen und Waffen inmitten des Dreißigjährigen Krieges: Alles wird alljährlich zu Pfingsten mit großem Aufwand originalgetreu und mit viel Liebe zum Detail in der Rothenburger Altstadt inszeniert.
Selbst die Kleinen sind eifrig bei der Sache: