5. Juli Vorstoß in die Highlands Der Morgen beschert uns wieder heiteres Sonnenwetter. Ich unternehme einen kleinen Fußmarsch in die Stadt um Brötchen zu holen und gleich zu erkunden, wo wir nachher das WoMo parken können. Sind uns in verschiedenen Ländern auch schon ähnliche Landschaften begegnet, finde ich meist Häuser landestypisch. Jedenfalls sehen hier viele so aus, wie ich mir britische Orte vorgestellt habe.
Dummerweise habe ich versäumt Bilder zu machen. Auch entdecke ich zwei Anbieter für Rafting-Touren, dafür bleibt aber bei einer Schnuppertour keine Zeit.
Nach der Pflastertreterei bisher soll es heute endlich mehr in die Natur gehen. Als Einstieg haben wir uns den Rundwanderweg "The Birks of Aberfeldy" ausgesucht. Der führt in rund vier Kilometern durch überwiegend Laubwald um die Schlucht des Flüsschens Monass. Bekannt - und schließlich danach benannt - wurde diese durch ein Gedicht des berühmten schottischen Poeten Robert Burns. Der ist dann auch mit einem Denkmal am Weg verewigt.
Wir parken auf einen der Plätze im Ort und kommen schließlich über einen Pattweg zum offiziellen Wanderparkplatz, der größer und weniger belebt ist, als ich dachte. Von dort gehen wir links über eine Brücke auf die Tour. Sie führt anfangs relativ eben und unspektakulär auf einem Waldweg neben dem Bach entlang, dann geht’s nach oben über Anstiege und Treppen.
Von der Schlucht selber ist durch die Bäume und Farne nicht viel zu sehen, aber jetzt kreuzen kleinere Wasserfälle den Weg. Langsam macht sich bei uns ungeübten Flachländlern die Anstrengung mit Schnappatmung bemerkbar.
Da kommen Fotopäuschen grade recht.
Bisher sind wir so gut wie allein unterwegs, nur gleich am Anfang haben wir ein italienisches Pärchen überholt. Bei einer Bank stoßen wir nun auf ein Grüppchen etwas älterer Leutchen und werden in einen netten Plausch verwickelt. Nach dem üblichen „Where are you from?“ erfahren wir so nun auch, dass eine Deutsche im Wimbledon Finale steht.
Schließlich haben wir Sicht auf die Hauptattraktion des Trails, den Monass Fall.
Noch ein paar Höhenmeter weiter überqueren wir die Brücke an der Oberkante des Wasserfalls und folgen dort den Waldweg wieder hinunter. Ab und an eröffnen sich Blicke auf die fernen Berge.
Wir sind uns nicht ganz sicher, ob "Birks" tatsächlich "Birke" heißt, zumindest sehen wir welche.
Mittlerweile herrschen auch richtig sommerliche Temperaturen, der Pulli kann ausgezogen werden. Insgesamt waren wir knapp eine Stunde unterwegs. Im Ort besorgen wir uns noch ein paar Pfund
englisches schottisches Geld, dann kann die Fahrt weiter gehen.
Es geht Richtung Pitlochry. Wir halten kurz an einem Stausee – ich denke mal vom River Tummel – aber eigentlich suchen wir die Edradour Distillery, die eine besonders idyllische Lage haben soll. An der Ausfahrt von der A9 ist sie noch ausgeschildert, aber dann verliert sich die Spur. Eine direkte Adresse zum Eingeben in TomTom habe ich leider nicht, weiß nur, dass sie etwas außerhalb des Ortes liegen soll. Kurzum wir finden es nicht.
Vor lauter Suche nach der Destille haben wir dann auch noch den Parkplatz zu den Bruar Falls verpasst.
Na gut, wird ja nicht die letzte auf unserer Route sein, schade ist es trotzdem irgendwie. Das Blair Castle lassen wir auch links liegen, von Burgen und Schlössern haben wir erstmal genug.
Wir landen wieder auf der A9 und fahren weiter nach Nordwesten. Die Strecke führt hinauf in die Grampian Mountains. Unterwegs sammeln wir erste Eindrücke über das schottische Hochland, grad so wie ich es mir vorgestellt habe: etwas moorige Ebene mit Bächen, bewachsene Erhebungen im Hintergrund (teilweise noch mit Schneeflecken) und blühender Ginster. Vor lauter Gucken habe ich glatt das Filmen vergessen und leider ergibt sich keine rechte Gelegenheit für einen Fotostopp.
Nun wie gesagt, Whisky Brennereien gibt es hier einige und eine liegt gleich neben der Strecke.
Diese fand ich im Vorfeld interessant, weil sie auch Schokoladenkreationen anbieten.
Wir melden uns an für eine Tour und Verköstigung. Bei letzterem wollen wir uns abwechseln: Kersten also die einfache Tour, ich die mit drei tastings inklusive Schokolade (Kosten: 7,50/ 12 GBP, je 3 davon Cash-Back bei Kauf einer Flasche). Die Tour ist recht interessant, obwohl der Guide fürchterlich schnell spricht. Da krieg ich grad das wichtigste mit. Die Proben sind jedenfalls sehr lecker - auch die Kombi mit der Schokolade - und danach kann ich mit jedem reden...
Wir erstehen eine Flasche des 15 Jahre alten Single Malts und werden kostenfrei Mitglied bei
"Friends of the Classic Malts". Das beschert uns freie Touren in den 14 Destillen des Verbundes, Rabatte und einen Pass, in dem wir Stempel sammeln können. Für heute ist aber genug.
Die letzten rund 24 Meilen zu unserem heutigen Etappenziel, dem Dalraddy Holiday Park bei Alvie, bringen wir schnell und problemlos hinter uns. Es ist erst später Nachmittag, nachdem wir uns auf dem Campingplatz eingerichtet und eine Kaffeepause eingelegt haben. Also schwingen wir uns für eine kurze Tour aufs Fahrrad. Auch damit muss man links fahren, was anfangs etwas ungewohnt ist. Es geht etwas auf und ab an Wald und Weide vorbei. Das Interessanteste, was wir entdecken können, ist ein kleiner Loch. Hauptsächlich wohl ein Anglerziel.
Für die größeren Attraktionen der Gegend bei Aviemore ist der Campingplatz dann doch etwas abgelegen, zumindest ohne Motorfahrzeug.
Die Rückfahrt wird etwas schweißtreibender, denn nun haben wir Gegenwind.
Damit haben wir uns aber das Abendessen – Jägerschnitzel und Bratkartoffeln – redlich verdient. Hier fällt uns zum ersten Mal richtig auf, dass es abends noch länger hell ist als bei uns. Also mehr Zeit für Blicke ins Buch und einen Schlummertrunk.
Übernachtung:
Dalraddy Holiday Park, Aviemore; Stellplätze, Hütten und Mobilhomes in einem Waldstück; Waschräume etwas einfacher als bisher, doch sauber; keine nennenswerte Ortschaft in der Nähe, aber kleiner Laden am Platz; 20 GBP pN;
Gefahren: 70 mi im WoMo, ca. 7 per Rad