3.Tag, 22.4.2024, Montag
Es geht aufwärtsUm kurz nach 4 beendet mein Handywecker die doch irgendwie zu kurze Nacht. Na ja, ist ja selbstgewählt. Einerseits will ich den Saguaro Park Ost bei schönem Licht und erträglichen Temperaturen erleben, andererseits heute noch die Strecke bis Show Low in den Norden fahren, auch dafür macht es Sinn, das Programm nicht zu weit nach hinten zu schieben.
Um 5.30 Uhr macht der Ostteil des Saguaro National Parks Rincon Mountain Section die Schranke auf.
Nach einer Fahrt von einer Stunde von meinem Motel zum Parkeingang (der im Übrigen gar nicht so leicht zu finden ist, wie Rainer bestätigen wird) treffe ich genau zur Parköffnung dort ein, rolle in den Park und halte nach wenigen Metern für die ersten Fotos, ...
... noch bevor die Sonne über die Rincon Mountains blickt.
Der Jeep Wrangler folgt dem geteerten Cactus Forest Drive der sich als Rundstraße durch den Park schlängelt. Besonders schön ist der Sonoran Desert Overlook, gut eine Meile vom Parkeingang entfernt.
Hier schieben sich schließlich auch die ersten Sonnenstrahlen über den Berg und die Natur erwacht.
Was sofort ins Auge sticht sind die herrlichen gelben Blumenteppiche die zu dieser Jahreszeit den ganzen Ostteil des Parks einfärben.
Lohnenswert ist auch die kurze ungeteerte Stichstraße zum Mica View und die Möglichkeit dort einen Trail zu gehen. So entscheide ich mich für die Rundkombination aus Mica View und Cactus Forest Trail (zusammen etwa 3 km).
Jetzt so zwischen 7 und 8 Uhr sind schon um die 80 Grad Fahrenheit/ 27 °C was sich aber noch ganz gut aushalten lässt. Für die Mathefreaks die Umrechnungsformel in °C: (°F − 32) * 5/9 = °C
Die Saguaros nehmen immer wieder die irrwitzigsten Formen an.
Danach fahre ich weiter auf dem Cactus Forest Drive und halte immer wieder entlang der Straße für Aufnahmen.
Eine besonders schöne Ecke zum herumstöbern und der Jagd nach Motiven ist der Javelina Rocks Overlook inmitten von Felsen.
Danach mache ich den kurzen Abstecher zur Javelina Picnic Area, gehe kurz eine Runde mit der Kamera und nehme dann ein spätes Frühstück oder frühes Mittagessen mit Cornflakes und Haferflocken am überdachten Picknickplatz ein.
Es ist jetzt jenseits von 11 Uhr und schon ordentlich heiß. 37°C ist für weitere Aktivitäten in der Mittagssonne wenig spaßfördernd. Also breche ich meine Zelte in Tucson wieder ab und fahre über die Highways 77 und 60 nach Norden. Auch hier kommt der abstandsmessende Tempomat wieder groß raus und ich brauche nur eine Hand zum Lenken, (fast) alles andere macht der Wrangler. So kann ich die Landschaft genießen, die sich mit jedem Kilometer nach Norden zu wandeln scheint. Zunächst noch große Saguaro-Ansammlungen, die in einzelne Exemplare übergehen, schließlich ganz verschwinden und die Straße zunehmend an Höhe gewinnt.
Übrigens am dritten Tag nacheinander fahre ich an einem großen Knast vorbei, was man neben dem „Prison“- Schild auch an dem Ratschlag erkennen kann, hier keine Anhalter mitzunehmen.
Die Gegend zwischen Globe und Show Low wird klar vom Salt River Canyon dominiert. Bevor ich den auf den vielen Aussichtsmöglichkeiten entlang des Highways bewundere, biege ich auf eine Piste ab die ich bei Google Maps entdeckt hatte. Die sollte zu einem Punkt führen wo man dem Canyon recht nah kommen könnte. An der Ghosttown Seneca geht es auf eine Piste, durch einen kleinen Bachlauf und auf eine Anhöhe hinauf (Phillips Mine Road). Vielleicht nicht mit jedem Auto gut machbar. Mit halbwegs High Clearance kein Problem.
Oben angekommen, ist eine Kehre wo man den Wagen abstellen kann ...
... und tatsächlich dort oben, vom Rim, bietet sich ein wahrhaft atemberaubender Blick nach links in den Mule Hoof Canyon, ...
... eines der Seitentäler des Salt River Canyons und auf die steil abfallenden Felsklippen gegenüber, ...
.
... an deren rechtem Rand nach Regenfällen ein mächtiger Wasserfall fast 80 Meter in die Tiefe stürzt. Der Seneca River plätschert über Steinblöcke vom Rand der Schlucht und es gibt teilweise ein Geländer, dass einen kurzen Weg am Rim entlang absichert. Mir ist es heute vergönnt die Seneca Falls in ihrer vollen Pracht zu sehen, sogar Regenbogenfarben funkeln in dem stürzenden Wasserband – wunderbar. Sehr zufrieden trete ich den Rückweg zum Highway 60 an.
Nachträglich habe ich erst durch Zufall im Internet gelesen, dass man hier ein Permit des San Carlos Indianer Reservats braucht. Das ist ja generell in vielen Regionen des Südwestens ein Problem, dazu Hinweise und Informationen zu bekommen und auch vor Ort hat absolut nichts darauf hingedeutet. Auf das Thema komme ich zum Ende der Reise noch einmal zu sprechen.
Der Salt River Canyon Scenic Drive ist ein 87 Meilen langer Abschnitt des Highway 60, der die beiden Städte Globe und Show Low miteinander verbindet. Herzstück des Scenic Drive ist dabei die Schlucht des Salt River, der sich hier fast 700 Meter in die Tiefe gegraben hat. Ist man zuvor fast 40 Meilen durch eine flache, mit Wacholderbäumen bestandene Hochebene gefahren, öffnet sich nun plötzlich der Blick auf eine wilde Canyonlandschaft, die mit etwas guten Willen durchaus an den etwas größeren Grand Canyon erinnert - nur mit dem Unterschied, dass man hier direkt bis auf den Grund der Schlucht hinunter bis zur Brücke des Salt River fahren kann.
Während Tucson auf rund 700 Höhenmeter liegt, befindet sich der Rim des Salt River Canyons auf über 1300 Höhenmeter. Demzufolge ist es auch ein paar angenehme Grad kühler geworden. Nicht nur deshalb komme ich aufgrund der vielen Haltepunkt kaum voran.
Immer wenn ich denke, das war jetzt der letzte Viewpoint an dem ich stoppe, denke ich dann doch wieder ok, den nehme ich noch mit.
Irgendwann ist der letzte Viewpoint passiert und die letzten Meilen nach Show Low werden abgespult. Wenn man durch diese ariden Landstriche fährt, fällt es manchmal gar nicht auf, wie hoch man sich an vielen Orten im amerikanischen Südwesten befindet.
Während Tucson noch auf 728 Metern über Meereshöhe liegt, befindet sich Show Low auf stattlichen 1935 Metern. Bemerkenswert, dass die Zugspitze, der höchste Berg Deutschlands gerade mal läppische 1000 Meter höher liegt als dieses Nest.
Am frühen Abend erreiche ich mein Motel und das Städtchen Show Low.
Heute gehe ich mal in ein Restaurant. Na ja Restaurant, zum Pizza Hut, wie in ganz alten Zeiten. Die alten Zeiten bekommen aber einen Dämpfer, denn erstens ist da kein Besteck mehr vorgesehen (auf Nachfrage bekommt man eine eingeschweißte Plastikgabel und ebensolches Messer) - und zweitens haut mich die Pizza auch so nicht gerade vom Hocker.
Früher war alles besser ... na ja nicht ganz, die Natur ist so schön wie früher.
Übernachtung: KC Motel, Show Low, Arizona, 81 €