6. Tag – Sonntag, 09.06.
Beim Duschen heute Morgen muss ich feststellen, dass der Badboden (wie fast immer in Finnland gibt es keine Duschtasse) eine völlige Fehlkonstruktion ist, der Wasserablauf bei der Dusche ist nicht die tiefste Stelle des Bodens, sondern die höchste, so dass das Duschwasser sich fröhlich über das ganze Bad ausbreitet. Mit Hilfe des in jeder finnischen Dusche vorhandenen großen Gummiabziehers kann ich das Wasser nach dem Duschen aber einigermaßen problemlos in den Ablauf schieben. Zu lange duschen sollte man allerdings nicht, denn dann fließt das Wasser über die eigentlich recht hohe Türschwelle auch bei geschlossener Badtüre ins Schlafzimmer.
Nach dem Frühstück hole ich den Spaziergang über das Gelände des Campingplatzes nach, das mir sehr gut gefällt, gepflegt mit ein paar Blumen und einem Sandstrand (den ich wohl wegen unpassenden Wetters nicht werde nutzen können) sowie einem schönen Steg mit Sitzbänken. Man kann auch Ruderboote, Kajaks usw. mieten. Im Hauptgebäude befindet sich im Erdgeschoss ein Restaurant, in dem auch Frühstück angeboten wird. Darauf verzichte ich und frühstücke aus meinen Vorräten, denn es beginnt erst um 9 Uhr und ist, nach zahlreichen Bewertungen, den Preis nicht wert.
Gegen 9.15 Uhr starte ich dann zu meinem Tagesziel, dem Salamajärvi Nationalpark. Google hat mir bei der Vorbereitung eine Fahrzeit von 1h 15 min angezeigt, das Navi sagt nun 2h15min, völlig unverständlich, sonst sucht das Navi doch immer die allerkürzeste Route, egal wie eng die Straße ist, da habe ich ja in Holland und Frankreich schon einiges erlebt. Nun nachzuvollziehen, wie es zu diesem Unterschied kommt, ist mir zu aufwändig, ich akzeptiere die Route des Navis, wegen meines Beins kann ich sowieso keine lange Wanderung machen (da wäre ich auch eine Stunde früher hier losgefahren), so dass die Zeit, die ich im Park haben werde, trotz der langen An- und Abfahrt ausreichen wird, nervig ist es natürlich trotzdem, so unnötig lange im Auto zu sitzen. Und es fällt mir ein, dass auch gestern die Fahrt zwischen den beiden Nationalparks zwanzig Minuten länger dauerte, als Google mir bei der Planung angezeigt hatte).
Nach einer Stunde mache ich eine kleine Pause an einem schönen Parkplatz an einem See, hier gibt es auch einen Sandstrand, der von einer Familie genutzt wird (das wäre mir eindeutig zu kalt heute), Trockentoiletten und Bänke/Tische.
Um 11.30 Uhr erreiche ich (natürlich wieder über eine unbefestigte Straße die letzten Kilometer durch den Nationalpark) den Hauptparkplatz des Salamajärvi Nationalparks mit der Koirasalmi Nature Information Hut mit Café und Souvenirshop und Übernachtungsmöglichkeiten in einfachen Zimmern mit Gemeinschaftsbad.
Ich möchte versuchen den 6 km langen Wanderweg Metsäperäläisen taival zu gehen, der um einen See herumführt. Leider muss ich nach wenigen hundert Metern schon abbrechen, der anfänglich gut zu gehende Weg ist übersät mit großen Steinen, die von einem Geröllfeld stammen, ähnlich dem gestern im Lauhanvuori Nationalpark, nur kleiner. Das ist trotz meiner Wanderstöcke völlig unmöglich für mein Bein und eine Änderung der Wegoberfläche ist nicht in Sicht. Also drehe ich wieder um und mache an einem großen Rastplatz mit Feuerstelle, Tischen und Bänken in der Nähe des Hauptgebäudes Mittagspause mit meinen mitgebrachten Brötchen.
Zum Glück gibt es weitere Wanderwege, ich entscheide mich für einen kürzeren, der ebenfalls, um einen (kleineren) See herumführt. Und das klappt ganz wunderbar, zunächst ist der Weg rollstuhlgerecht,
dann führt er hauptsächlich auf Holzbohlen um den See. Die Lichtstimmung mit Wolken und der immer wieder herauskommenden Sonne ist herrlich, auf einer kleinen Insel kann ich zwei Schwäne beobachten, einer hält Wache, einer schläft (oder brütet?).
Wie ich zu Hause festgestellt habe, handelt es sich um Singschwäne, die sich vom bei uns üblichen Höckerschwan durch ihren geraden Hals, den gelben Schnabel (Höckerschwan: rot) und der Fähigkeit zu singen (leider waren diese beiden still) unterscheidet. Der Singschwan ist der Nationalvogel Finnlands und auf der finnischen 1-EUR-Münze abgebildet. Gegen Ende des Wegs mache ich noch eine längere Pause auf einer Bank, die Sonne scheint gerade durchgängig. Das war nun richtig schön und die lange Anfahrt hat sich gelohnt.
Gegen 14.30 Uhr bin ich wieder am Auto, ich wechsle gerade meine Schuhe, als es anfängt zu regnen. Zeit für eine Kaffeepause mit einem Schokokuchen (EUR 6,00) im Café. Dann kaufe ich im Souvenirshop noch ein T-shirt mit Nationalpark Emblem (EUR 20,00) und fahre gegen 15 Uhr zurück in Richtung Campingplatz.
Unterwegs regnet es fast durchgängig, teils sehr stark und auf den letzten 15 km höre ich ein merkwürdiges Geräusch am Auto, als ob etwas schleift. Ein Schaden an einem Reifen wird es sicherlich nicht sein, bei diesem neuen Auto muss ja eine Luftdruckanzeige für die Reifen vorhanden sein und es leuchtet nichts auf. Nun gut, jetzt am Sonntagspätnachmittag kann ich eh nichts mehr erreichen, ich werde in der Unterkunft die Telefonnummer von Hertz und alle nötigen Daten heraussuchen und morgen vom nächsten Ort, Pithipudas, ca. 20 km vom Campingplatz, mal anrufen, vielleicht gibt es dort sogar eine Werkstatt.
Auf der unbefestigten Straße, die die letzten Kilometer zum Campingplatz führt, liegt plötzlich ein Baum quer vor mir auf der Straße. Na super, und nun? Ich steige aus und versuche den Baum zur Seite zu schieben, der ist zwar eigentlich recht klein, bewegt sich aber keinen Zentimeter. Daran vorbei fahren ist nicht möglich, da direkt neben der Straße ein Graben verläuft. Drüber fahren ist mit meinem kleinen Yaris praktisch ohne Bodenfreiheit auch nicht möglich. Zum Glück habe ich die Telefonnummer der Rezeption dabei (ich habe alle Unterlagen digital auf dem Handy), also rufe ich dort an und sie wollen jemanden schicken.
Gerade als ich auflege, kommt von der anderen Seite ein Auto angefahren. Die Fahrerin steigt aus und wir versuchen gemeinsam den Baum zu bewegen, erfolglos. Sie sagt, dass sie auch beim Campingplatz anruft und steigt wieder in ihr Auto. Nach ein paar Minuten versucht sie, über den Baum zu fahren und, da sie einen großen SUV hat, klappt das auch gut. Ich warte weiter und hoffe, dass nicht noch mehr Bäume umfallen (es ist ziemlich windig und einige Bäume wackeln bedenklich). Schließlich rufe ich nochmal bei der Rezeption an, das kann doch nicht sein, dass es so lange dauert. Aber die Dame kann oder will mir keinen Zeitrahmen nennen (kann vielleicht auch nicht gut genug Englisch), sie wiederholt nur, dass jemand kommt.
Nach insgesamt einer guten halben Stunde kommt endlich ein Auto mit zwei Personen vom Campingplatz, einer hat eine Motorsäge, sägt den Baum in kleine Teile und räumt diese beiseite.
Gegen 18 Uhr bin ich dann in meinem Zimmer.
Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 18°C, ab 14.30 Uhr Regen und Wind, ca. 13°C
Wanderung: Wanderung im Salamajärvi Nationalpark, 4,8 km
Kosten: EUR 327,52 für 4 Nächte Zimmer in Hiidenniemi mit eigenem Bad, Kühlschrank, Mikrowelle, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung, ohne Frühstück (gebucht über booking.com)