Autor Thema: Wolkenspiegelungen, Schäfchenwolken und dramatischer Himmel - Finnland im Juni 2024  (Gelesen 3468 mal)

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
6. Tag – Sonntag, 09.06.

Beim Duschen heute Morgen muss ich feststellen, dass der Badboden (wie fast immer in Finnland gibt es keine Duschtasse) eine völlige Fehlkonstruktion ist, der Wasserablauf bei der Dusche ist nicht die tiefste Stelle des Bodens, sondern die höchste, so dass das Duschwasser sich fröhlich über das ganze Bad ausbreitet. Mit Hilfe des in jeder finnischen Dusche vorhandenen großen Gummiabziehers kann ich das Wasser nach dem Duschen aber einigermaßen problemlos in den Ablauf schieben. Zu lange duschen sollte man allerdings nicht, denn dann fließt das Wasser über die eigentlich recht hohe Türschwelle auch bei geschlossener Badtüre ins Schlafzimmer.

Nach dem Frühstück hole ich den Spaziergang über das Gelände des Campingplatzes nach, das mir sehr gut gefällt, gepflegt mit ein paar Blumen und einem Sandstrand (den ich wohl wegen unpassenden Wetters nicht werde nutzen können) sowie einem schönen Steg mit Sitzbänken. Man kann auch Ruderboote, Kajaks usw. mieten. Im Hauptgebäude befindet sich im Erdgeschoss ein Restaurant, in dem auch Frühstück angeboten wird. Darauf verzichte ich und frühstücke aus meinen Vorräten, denn es beginnt erst um 9 Uhr und ist, nach zahlreichen Bewertungen, den Preis nicht wert.



Gegen 9.15 Uhr starte ich dann zu meinem Tagesziel, dem Salamajärvi Nationalpark. Google hat mir bei der Vorbereitung eine Fahrzeit von 1h 15 min angezeigt, das Navi sagt nun 2h15min, völlig unverständlich, sonst sucht das Navi doch immer die allerkürzeste Route, egal wie eng die Straße ist, da habe ich ja in Holland und Frankreich schon einiges erlebt. Nun nachzuvollziehen, wie es zu diesem Unterschied kommt, ist mir zu aufwändig, ich akzeptiere die Route des Navis, wegen meines Beins kann ich sowieso keine lange Wanderung machen (da wäre ich auch eine Stunde früher hier losgefahren), so dass die Zeit, die ich im Park haben werde, trotz der langen An- und Abfahrt ausreichen wird, nervig ist es natürlich trotzdem, so unnötig lange im Auto zu sitzen. Und es fällt mir ein, dass auch gestern die Fahrt zwischen den beiden Nationalparks zwanzig Minuten länger dauerte, als Google mir bei der Planung angezeigt hatte).

Nach einer Stunde mache ich eine kleine Pause an einem schönen Parkplatz an einem See, hier gibt es auch einen Sandstrand, der von einer Familie genutzt wird (das wäre mir eindeutig zu kalt heute), Trockentoiletten und Bänke/Tische.



Um 11.30 Uhr erreiche ich (natürlich wieder über eine unbefestigte Straße die letzten Kilometer durch den Nationalpark) den Hauptparkplatz des Salamajärvi Nationalparks mit der Koirasalmi Nature Information Hut mit Café und Souvenirshop und Übernachtungsmöglichkeiten in einfachen Zimmern mit Gemeinschaftsbad.



Ich möchte versuchen den 6 km langen Wanderweg Metsäperäläisen taival zu gehen, der um einen See herumführt. Leider muss ich nach wenigen hundert Metern schon abbrechen, der anfänglich gut zu gehende Weg ist übersät mit großen Steinen, die von einem Geröllfeld stammen, ähnlich dem gestern im Lauhanvuori Nationalpark, nur kleiner. Das ist trotz meiner Wanderstöcke völlig unmöglich für mein Bein und eine Änderung der Wegoberfläche ist nicht in Sicht. Also drehe ich wieder um und mache an einem großen Rastplatz mit Feuerstelle, Tischen und Bänken in der Nähe des Hauptgebäudes Mittagspause mit meinen mitgebrachten Brötchen.




Zum Glück gibt es weitere Wanderwege, ich entscheide mich für einen kürzeren, der ebenfalls, um einen (kleineren) See herumführt. Und das klappt ganz wunderbar, zunächst ist der Weg rollstuhlgerecht,


dann führt er hauptsächlich auf Holzbohlen um den See. Die Lichtstimmung mit Wolken und der immer wieder herauskommenden Sonne ist herrlich, auf einer kleinen Insel kann ich zwei Schwäne beobachten, einer hält Wache, einer schläft (oder brütet?). Wie ich zu Hause festgestellt habe, handelt es sich um Singschwäne, die sich vom bei uns üblichen Höckerschwan durch ihren geraden Hals, den gelben Schnabel (Höckerschwan: rot) und der Fähigkeit zu singen (leider waren diese beiden still) unterscheidet. Der Singschwan ist der Nationalvogel Finnlands und auf der finnischen 1-EUR-Münze abgebildet.













Gegen Ende des Wegs mache ich noch eine längere Pause auf einer Bank, die Sonne scheint gerade durchgängig. Das war nun richtig schön und die lange Anfahrt hat sich gelohnt.

Gegen 14.30 Uhr bin ich wieder am Auto, ich wechsle gerade meine Schuhe, als es anfängt zu regnen. Zeit für eine Kaffeepause mit einem Schokokuchen (EUR 6,00) im Café. Dann kaufe ich im Souvenirshop noch ein T-shirt mit Nationalpark Emblem (EUR 20,00) und fahre gegen 15 Uhr zurück in Richtung Campingplatz.


Unterwegs regnet es fast durchgängig, teils sehr stark und auf den letzten 15 km höre ich ein merkwürdiges Geräusch am Auto, als ob etwas schleift. Ein Schaden an einem Reifen wird es sicherlich nicht sein, bei diesem neuen Auto muss ja eine Luftdruckanzeige für die Reifen vorhanden sein und es leuchtet nichts auf. Nun gut, jetzt am Sonntagspätnachmittag kann ich eh nichts mehr erreichen, ich werde in der Unterkunft die Telefonnummer von Hertz und alle nötigen Daten heraussuchen und morgen vom nächsten Ort, Pithipudas, ca. 20 km vom Campingplatz, mal anrufen, vielleicht gibt es dort sogar eine Werkstatt.

Auf der unbefestigten Straße, die die letzten Kilometer zum Campingplatz führt, liegt plötzlich ein Baum quer vor mir auf der Straße. Na super, und nun? Ich steige aus und versuche den Baum zur Seite zu schieben, der ist zwar eigentlich recht klein, bewegt sich aber keinen Zentimeter. Daran vorbei fahren ist nicht möglich, da direkt neben der Straße ein Graben verläuft. Drüber fahren ist mit meinem kleinen Yaris praktisch ohne Bodenfreiheit auch nicht möglich. Zum Glück habe ich die Telefonnummer der Rezeption dabei (ich habe alle Unterlagen digital auf dem Handy), also rufe ich dort an und sie wollen jemanden schicken.

Gerade als ich auflege, kommt von der anderen Seite ein Auto angefahren. Die Fahrerin steigt aus und wir versuchen gemeinsam den Baum zu bewegen, erfolglos. Sie sagt, dass sie auch beim Campingplatz anruft und steigt wieder in ihr Auto. Nach ein paar Minuten versucht sie, über den Baum zu fahren und, da sie einen großen SUV hat, klappt das auch gut. Ich warte weiter und hoffe, dass nicht noch mehr Bäume umfallen (es ist ziemlich windig und einige Bäume wackeln bedenklich). Schließlich rufe ich nochmal bei der Rezeption an, das kann doch nicht sein, dass es so lange dauert. Aber die Dame kann oder will mir keinen Zeitrahmen nennen (kann vielleicht auch nicht gut genug Englisch), sie wiederholt nur, dass jemand kommt.

Nach insgesamt einer guten halben Stunde kommt endlich ein Auto mit zwei Personen vom Campingplatz, einer hat eine Motorsäge, sägt den Baum in kleine Teile und räumt diese beiseite.

Gegen 18 Uhr bin ich dann in meinem Zimmer.

Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 18°C, ab 14.30 Uhr Regen und Wind, ca. 13°C
Wanderung: Wanderung im Salamajärvi Nationalpark, 4,8 km
Kosten: EUR 327,52 für 4 Nächte Zimmer in Hiidenniemi mit eigenem Bad, Kühlschrank, Mikrowelle, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung, ohne Frühstück (gebucht über booking.com)



LG Christina

Susan

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3338
Susan, puh du stellst Fragen, ich habe ehrlicherweise keine Ahnung, ich bin nicht so der Geologe :verlegen:

Musst du ja nicht wissen, ich dachte, die Erklärung hätte vielleicht auf den Tafeln gestanden.

Das Campingplatzgelände schaut jedenfalls nett aus. Schön auch, dass man dort Kajaks mieten könnte. Schade, dass der erste Weg dann so steinig wurde. Solch'ne mag ich auch nicht  :P Die andere Wanderung war aber auch sehr schön.

Puh, die Aufregung mit den Schleifgeräuschen und dem umgestürzten Baum hätte nun nicht sein müssen. Ich hoffe mal,  dass der Mietwagen keinen großen Schaden hat.
Liebe Grüße
Susan

Horst

  • Eumerika Team
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3801
Hallo Christina,
hast Du mal versucht als Navi alternativ/parallel Google Maps laufen zu lassen?
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
Hallo Horst,

nee, ich nutze ja noch ganz altmodisch ein Garmin Auto Navi, in das ich morgens die Koordinaten meiner Ziele eingebe. Für das Handy bräuchte ich dann ja noch eine weitere Halterung und Lademöglichkeit fürs Auto. Ich habe allerdings immer für meine Urlaubsregion die entsprechende Google Maps Karte für Offline Nutzung heruntergeladen, das nutze ich , wenn ich den Städten zu Fuß unterwegs bin. Ich hätte also tatsächlich mal vor dem Start an diesem Tag (im Auto als das Navi die lange Route vorgab) die Route mit dem Handy auf Google Maps berechnen lassen können und hätte dann gesehen, welche Route Google wählt und hätte die dann auch ohne ständigen Blick aufs Handy fahren können (bei den wenigen Strassen dort braucht man an sich keinen ständigen Blick aufs Navi). Da hab ich leider gar nicht drangedacht. Aber wie geschrieben, war das nicht so dramatisch an diesem Tag.


LG Christina

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
Hallo Susan,

die Schilder dort sind nicht sehr ausführlich, ich habe gerade nochmal auf der Nationalpark Seite im Internet nachgeschaut, aber auch da steht nur das, was ich schon geschrieben habe. Und auch im Wanderführer steht nur "ehemalige Küstenlinien".


LG Christina

Rainer

  • Eumerika Team
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 5202
    • Familie Halstenbach
nee, ich nutze ja noch ganz altmodisch ein Garmin Auto Navi

In den USA machen wir da auch immer noch so, ich habe auch noch eine Garmin Navi (für USA). Ich habe sogar auch eine Garmin Navi Europa, die liegt allerdings schon lange unbenutzt im Handschuhfach unseres Autos, obwohl die immer noch aktuell ist.

Für das Handy bräuchte ich dann ja noch eine weitere Halterung und Lademöglichkeit fürs Auto.

Halterungen gibt es ja wie Sand am Meer, wir hatten im Urlaub unsere "Matte" von Amazon dabei und außerdem noch einen Halter für den Kühlergrill der Klimaanlage, die Dinger kosten nicht viel und halten gut. Als Aufladegerät kannst Du einen simplen Adapter für den Zigerattenanzünder nehmen. Ist nur die Frage, ob das wirklich notwendig ist, denn viele Mietwagen haben auch "Android Auto" an Bord. Ich kannte das überhaupt nicht (ich hatte nur mal was davon gelesen, aber noch nie gesehen), aber an irgendeinem Tag habe ich mein Smartphone zum Laden an den USB-Ausgang in unserem Rentalcar angeschlossen (ich wollte es eigentlich nur aufladen) und da sprang der Bildschirm an und ich wurde gefragt, ob ich mein Smartphone verbinden wollte?! Sylvia wurde ganz hektisch und meinte, ich sollte das Smartphone schnell wieder abziehen wegen Datenklau, aber ich wollte wissen, was das auf sich hat und habe es dann probiert. Das ist zugebebenermaßen ziemlich cool, dann startet nämlich eine App auf dem Autoradio(!) und das Display zeigt Dir dann die Icons von Deinem Smartphone und Du kannst dann auf dem großen Display Deine Google Maps vom Smartphone starten! Das ist eigentlich ziemlich gut.

Vielleicht hat das Garmin Navi dann auch für die USA ausgedient, obwohl es auch immer noch ein Ritual für uns bedeutet, das gehört irgendwie zum Roadtrip dazu. Aber der große Screen vom Auto hat auch seine Vorteil....

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
Rainer, ja, ich werde das mit dem Handy auf den Auto Bildschirm spiegeln wohl auch irgendwann ausprobieren (müssen), dieser Yaris war ja ganz neu und hatte einen großen Bildschirm, da wäre das sicherlich möglich gewesen. Aber ich tue mich immer schwer mit elektronischen Neuheiten und klebe eher am alten (ich hab mich damals auch ewig gegen ein Navi gesperrt und wir haben es erst 2011 zum ersten Mal genutzt, heute ist ohne Navi unvorstellbar für mich). Mal sehen, ob wir nach diesem noch ein neues Navi kaufen oder dann schon auf die Handy Variante umsteigen.



LG Christina

Paula

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4593
der Weg mit den Hozbohlen gefällt mir ganz gut, schön dass er Park so gut erschlossen ist!
Dass es noch so viele Unterkünfte mit Gemeinschaftsbad gibt wundert mich, da haben die Finnen wohl wenig Ansprüche, sowas findet man bei uns und auch sonst im europäischen Ausland kaum noch außer in Jugendherbergen und Hostels, Hütten auf Campingplätzen nehmen ja immer mehr zu, die haben aber eigentlich immer ein eigenes Bad.
Singschwäne sind mir völlig neu, den Begriff habe ich zwar schon mal gehört aber dass sich da eine eigene Art dahinter verbirgt höre ich zum ersten Mal, wie immer: Reisen bildet  :)
Viele Grüße Paula

Paula

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4593

Halterungen gibt es ja wie Sand am Meer, wir hatten im Urlaub unsere "Matte" von Amazon dabei und außerdem noch einen Halter für den Kühlergrill der Klimaanlage

Rainer, darf ich mal fragen was für eine "Matte" das ist? Ich kämpfe in jedem Urlaub mit dem Anschlußgerät fürs Handy, in Florida hat meine Halterung für den Kühlergrill der Klimaanlage nicht gepaßt, da ist halt jedes Auto anders und ich suche schon lange nach einer universellen Halterung die man nicht an die Frontscheibe andocken muss (so eine habe ich, die geht natürlich immer, ist aber meines Wissens in USA eigentlich nicht erlaubt)
Viele Grüße Paula

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
Dass es noch so viele Unterkünfte mit Gemeinschaftsbad gibt wundert mich, da haben die Finnen wohl wenig Ansprüche, sowas findet man bei uns und auch sonst im europäischen Ausland kaum noch außer in Jugendherbergen und Hostels, Hütten auf Campingplätzen nehmen ja immer mehr zu, die haben aber eigentlich immer ein eigenes Bad.


Ich plane gerade für Andalusien und da gibt es auch noch zahlreiche Hotels mit Zimmern ohne eigenes Bad (in den Städten).


LG Christina

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
7. Tag – Montag, 10.06.

Wegen der Geräusche an meinem Auto fahre ich heute schon um kurz nach 8 Uhr nach Pithipudas, den nächsten größeren Ort. Während der Fahrt bremse ich mehrmals stark (ist dank der leeren Straßen kein Problem), das hat Peter mir beim Telefonat gestern Abend empfohlen, da das Auto so neu ist, könne es sein, dass sich ein Belag auf den Bremsen befindet, der die Geräusche verursacht und durch starkes Bremsen abgerieben wird. Und tatsächlich, das Geräusch ist weg! Da bin ich natürlich sehr froh darüber und hoffe, dass es auch nicht wiederkommt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedenfalls sinnlos bei Hertz anzurufen oder in eine Werkstatt zu fahren.

Ich fahre daher gleich weiter in Richtung meines eigentlichen Tagesziel, dem Pyhä-Häkki Nationalpark. Während der Fahrt wird aus dem bisherigen Sonnenschein Regenwetter. Es regnet so stark, dass ich in einem Ort auf einen Parkplatz neben einer Tankstelle fahre, da man beim Fahren kaum noch was sieht. Außerdem ist eine Wanderung solange es so regnet eh nicht möglich, daher habe ich es nicht eilig anzukommen. Als der Regen nachlässt, fahre ich weiter. Auch heute gibt das Navi eine viel längere Fahrtdauer an als Google. Ich bin aber bei der Fahrt gestern beim beschilderten Abzweig zum Nationalpark vorbeigekommen und habe mir die Strecke gestern Abend bei Google angeschaut, weiß also wie ich fahren muss. Und wie ich es vermutet habe, will das Navi den beschilderten Abzweig nicht nehmen und versucht mich über viele Kilometer zum Umdrehen zu bewegen, weil ich natürlich trotzdem abbiege. Ja, die Straße ist unbefestigt und extrem schlecht mit viel Waschbrett und Schlaglöchern, aber so etwas hat das Navi ja noch nie interessiert. Irgendwann scheint ein Umdrehen wohl nicht mehr sinnvoll oder möglich und die restliche Fahrzeit im Navi wird von 1 h auf zehn Minuten verkürzt.

Als ich auf den (einzigen) Parkplatz des Nationalparks fahre, hört es auf zu regnen und ein paar blaue Stellen zeigen sich am Himmel – perfektes Timing. Auf dem Parkplatz stehen zwei Wohnmobile, eines davon aus Deutschland.

Gegen halb elf bin ich abmarschbereit, ich möchte versuchen, den 6,5 km langen Kotajärven Polku zu wandern. Die Luft ist kühl und klar und ich kann die Wanderung heute richtig genießen, der Weg ist viel einfacher zu gehen als (der erste) gestern, es gibt nur wenige Wurzeln oder Steine.




Der Pyhä-Häkki Nationalpark ist hauptsächlich zum Schutz uralter Fichtenwälder eingerichtete worden, ich komme an zwei besonders großen Fichten vorbei: dem „Neuen Großen Baum“, der seit 1641 hier steht und eine Höhe von 24,5 m hat und am „Alten Großen Baum“, von 1518, der 2004 abgestorben ist, aber noch steht mit einer Höhe von 26 m.



Ein Teil des Wegs führt auf einem Holzbohlenweg durch ein kleines Moor, eine größere Steigung wird mit einer Treppe überwunden, immer wieder sind von Moosen und Flechten bedeckte Steine zu sehen.





Gegen 12 Uhr mache ich auf einer Bank eine kurze Mittagspause mit meinen Brötchen und wenig später erreiche ich das Ufer des Kotajärvi.



Hier überholt mich ein deutsches Paar (vermutlich aus dem Womo am Parkplatz), das den Weg entweder schon mal gegangen ist oder sich nicht für die Landschaft interessiert, ohne jegliche Fotos oder Pausen zum Betrachten, wandern sie am See entlang, am Rastplatz mit Feuerstelle, Feuerholz und Unterstand nutzt der Mann die Toiletten, die Frau geht kurz auf den Steg am See, dann gehen beide weiter, der Mann hat sich den See nicht mal angeschaut, sehr merkwürdig. Aber umso besser für mich, denn ich habe nun den Steg mit Sitzbänken ganz für mich alleine und kann den Anblick des idyllischen Sees, in dem sich die Wolken spiegeln ganz in Ruhe genießen. Und das tue ich ausgiebig bis nach einer dreiviertel Stunde zwei ältere finnische Wanderer eintreffen, die wohl die Feuerstelle nutzen wollen, einer der Männer fängt an, das bereitliegende Holz zu zerkleinern.







Nun breche ich auf und nehme das letzte Stück der Wanderung unter die Füße. Auf einem wunderbar ebenen Weg geht es durch den frühlingsgrünen Wald und vorbei an einem kleinen Flüsschen. Schließlich kommt nochmal ein Stück Moor mit Holzbohlenweg und gegen 14 Uhr erreiche ich mit den ersten Regentropfen mein Auto.



Für die Rückfahrt wähle ich die lange Variante des Navis, ich habe genug Zeit und keine Lust nochmal die Schotterstraße zu fahren.

Gegen 15.30 Uhr mache ich eine Kaffeepause mit Kaffee und einem Puddingteilchen (EUR 7,00) an einer schön an einem See gelegenen Raststätte im Ort Viitasaari.


Um 17 Uhr bin ich zurück in der Unterkunft.

Wetter: 9.00 bis 10.30 Uhr und ab 14.00 Uhr teils kräftige Schauer, teils sonnig, dazwischen trocken und sonnig mit einigen Wolken, ca. 9° - 17°C
Wanderung: Wanderung im Pyhä-Häkki Nationalpark 6,2 km



LG Christina

Susan

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3338
Schön, wenn sich Probleme von (fast) allein Lösen  8) Womöglich länger in 'ner Autowerkstatt rum zu sitzen, muss ja im Urlaub nicht sein. Und dann hast du genau die Schauerpause für die Wanderung ausnutzen können.
Der alte Fichtenwald wirkt schön mystisch, so als ob gleich die Mumins und Snorks vorbei kämen  ;D An dem See könnte ich es auch eine Weile aushalten; gucken und Sonne genießen.

Liebe Grüße
Susan

Paula

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4593
die Spiegelungen der Wolken im See sind wieder wunderbar, ist mir auch völlig unerklärlich wie man da ohne einen Blick hinzuwerfen weitergehen kann  :gruebel: manche Leute sind echt komisch...
was ich auffallend finde ist die Anordnung der Bäume, die wirken auf mich wie geradlinig gepflanzt, ist das wirklich ein Urwald/natürlicher Wald? Ein paar andere Baumarten als Fichten müßte es eigentlich auch noch geben oder? 
Viele Grüße Paula

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
was ich auffallend finde ist die Anordnung der Bäume, die wirken auf mich wie geradlinig gepflanzt, ist das wirklich ein Urwald/natürlicher Wald? Ein paar andere Baumarten als Fichten müßte es eigentlich auch noch geben oder?

Soweit ich weiß, ist das natürlicher Wald, der durch den Nationalpark Status vor dem Abholzen geschützt wird. Es gibt auch häufig Birken, die aber eher an den Waldrändern, sonst sind es ja immer Fichten in Finnland oder mehr an der Küste auch oft Kiefern, vermutlich wächst so weit nördlich nichts anderes.

So, noch im Reiseführer nachgeschaut, der sagt zum Thema Pflanzenwelt, dass sie aus klimatischen Gründen nicht so artenreich ist wie weiter südlich, sondern ziemlich identisch mit der in Nordnorwegen, Nordschweden und Sibirien. 75% der Landesfläche Finnlands ist mit Wald bedeckt, je nach Bodenart sind das fast ausschließlich Kiefer, Fichte und Birke, nur ganz im Süden des Landes gibt es weitere Laubbaumarten. Fünf Sechstel der ursprünglichen Waldgebiete sind bis heute erhalten.


LG Christina

Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3347
8. Tag – Dienstag, 11.06.

Die Auswahl des Tagesziels heute ist nicht ganz einfach, die Kombination aus einigermaßen gutem Wetter und der Möglichkeit einen einfachen Trail gehen zu können, existiert nicht so wirklich. Ich entscheide mich schließlich nach Süden zu fahren, mit der Kirche von Petäjävesi bei Jyväskylä habe ich vom letzten Jahr noch eine Rechnung offen und nicht weit von der Stadt ist der Leivonmäki Nationalpark mit einigen passenden Wandermöglichkeiten.

Um 8.30 Uhr fahre ich los, die Fahrt zieht sich ziemlich, vor allem das letzte Stück ab dem Beginn von Jyväskylä bis zur Kirche dauert viel länger, als ich das eingeschätzt hatte, das ist nicht mehr der eigentlich angedachte kurze Umweg zum Hauptziel Leivonmäki Nationalpark.

Einen Toilettenstopp mache ich kurz vor der Stadt und erreiche die Kirche dann gegen 11 Uhr. Letztes Jahr konnte ich die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Holzkirche aus dem 18. Jh. nur von außen anschauen, da ich auf dem Weg nach Jyväskylä lange vor der Öffnungszeit dort vorbeikam.



Jetzt habe ich aber wieder eine blöde Zeit erwischt, die Kirche ist zwar offen, es stehen aber tatsächlich gleich zwei Reisebusse davor und die Kirche ist völlig überfüllt. Der eine Bus kommt aus den Niederlanden, der andere aus Finnland, die Finnen sind wohl eine Gruppe Altenheimbewohner, von denen keiner ohne Rollator oder Stock gehen kann und dementsprechend alle Hilfe brauchen, die verschiedenen Türschwellen und Unebenheiten, die es in der alten Kirche reichlich gibt, zu überwinden.

Die Kirche kostet Eintritt (EUR 9,00) und man bekommt einen Flyer (auch auf Deutsch) mit allen wichtigen Informationen, es ist aber auch noch ein Guide tätig, der regelmäßig Führungen macht. So eine Führung hat gerade begonnen, alle aus den Reisebussen setzen sich auf die Kirchenbänke und der Guide steht in der Mitte und erzählt erst auf Finnisch dann auf English genau das, was im Flyer steht (das stelle ich aber erst später fest). Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich auch dazuzusetzen. Und das Ganze dauert, es ist eiskalt in der Kirche und es schwirren einige Mücken herum und jedes Mal, wenn die Erzählerin fragt, ob es noch Fragen gibt, meldet sich jemand von den finnischen Senioren mit äußerst ausführlichen Fragen.

Ich bin schon am Überlegen, wie lange ich das noch aushalten werde, da machen sowohl der holländische Reiseleiter als auch der finnische der ganzen Sache ein schnelles Ende. Die geplante Aufenthaltszeit für diesen Besichtigungspunkt ist wohl abgelaufen und da ist es egal, dass die Führung noch nicht zu Ende ist, der Guide ist ziemlich verblüfft und ich finde es ein bisschen unverschämt, die engagierte und freundliche Dame einfach so zu unterbrechen, bin aber sehr froh, dass ich kurz darauf in einer leeren Kirche stehe und mir endlich alles in Ruhe anschauen kann.

Und das ist sehr interessant, es weicht deutlich ab von dem was man in den meisten anderen (auch finnischen) Kirchen sieht. Decken, Wände, der Boden und die Sitzbänke sind aus rohen Holzbalken mit ein paar wenigen Verzierungen, die Bilder zeigen das Heilige Abendmahl und Martin Luther. Die geschnitzten Figuren an der Kanzel stellen Jesus, die Evangelisten und Engel dar und als „Träger“ der Kanzel den Heiligen Christopherus. Es gibt eine zweite Kanzel, der Kantorenstuhl, dort stand der Vorsänger, es gibt nämlich keine Orgel oder sonstige Instrumente, die einzige Musik waren die Gesänge der Gemeindemitglieder, die vom lautesten Sänger auf der Kanzel geleitet wurden.





Den Friedhof im Außenbereich der Kirche habe ich mir letztes Jahr schon angeschaut, daher gehe ich nach der Innenbesichtigung zurück zum Auto. Fast eine Stunde hat das Ganze nun gedauert, gedacht hatte ich an 15 Minuten.

Mittagessen wollte ich aus meinen Vorräten eigentlich im Leivonmäki Nationalpark, da es nun aber schon Mittag ist und ich bei der Anfahrt nur ein paar Hundert Meter vom Parkplatz entfernt an einer Raststätte mit Restaurant vorbeigekommen bin, entscheide ich mich, dorthin zum Mittagessen zu fahren.

Die Idee hatten leider auch noch viele andere, insbesondere die finnische Seniorenreisegruppe, die mit mir in der Kirche war. Nun gut, jetzt muss ich mich eben nochmal geduldig anstellen, denn auch hier gibt es das übliche finnische All-you-can-eat Lunchbuffet (EUR 12,90).

Erst gegen 13 Uhr kann ich weiterfahren und erreiche den Nationalpark gegen 14.30 Uhr, auch diese Fahrt hat sich gezogen, die Stadt und den See an dem sie liegt musste ich umrunden, zusammen mit vielen anderen Autofahrern.

Immerhin kann ich mich nun bei Sonnenschein auf den Weg machen. Ich spaziere vom Parkplatz zu einem See, wo ich auf einer Bank ein Weilchen die Sonne genieße.






Weil ich die doch recht lange Heimfahrt vor mir habe und mein Bein nach der gestrigen „längeren“ Wanderung etwas schmerzt, kann ich leider keinen der längeren, sicherlich sehr schönen Trails des Nationalparks gehen. Nach der Pause gehe ich daher zurück zum Auto und fahre gegen zwanzig nach drei Uhr wieder los.

In Pihtipudas tanke ich und gehe in den Supermarkt, nach weiteren zwanzig Kilometern bin ich gegen 18.15 Uhr zurück am Campingplatz.

Mit diesem Tag bin nicht so ganz zufrieden, die Fahrt bzw. der „Abstecher“ zur Kirche hat viel länger gedauert als geplant und die Fahrzeit insgesamt war viel zu lang. Aber ich freue mich, nun die die Kirche von Petäjävesi von innen gesehen zu haben. Außerdem hat die Ruhezeit meinem Bein gut getan.

Wetter: wechselnd bewölkt, immer wieder Schauer, ab 14 Uhr trockener und sonniger, ca. 11° - 18°C
Wanderung: Spaziergang im Leivonmäki Nationalpark, 3 km



LG Christina