Autor Thema: Wolkenspiegelungen, Schäfchenwolken und dramatischer Himmel - Finnland im Juni 2024  (Gelesen 3463 mal)

Paula

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Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet dass man im Juni in Finland ein Problem mit Hitze und Sonne im Zimmer haben kann… :o eine Innenjalousie wäre doch einfach anzubringen. Das wäre ja auch für die Verdunklung nachts wichtig, ich kann im Hellen überhaupt nicht schlafen.
Die lange Anfahrt nach dem Flug hätte ich mir nicht zugetraut, aber das hat ja alles gut geklappt. Und die Autotour zu den verschiedenen Stränden hat mir auch gefallen, jetzt machst du quasi Urlaub wie ein Amerikaner  ;D
Viele Grüße Paula

Christina

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Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet dass man im Juni in Finland ein Problem mit Hitze und Sonne im Zimmer haben kann… :o eine Innenjalousie wäre doch einfach anzubringen. Das wäre ja auch für die Verdunklung nachts wichtig, ich kann im Hellen überhaupt nicht schlafen.
Die lange Anfahrt nach dem Flug hätte ich mir nicht zugetraut, aber das hat ja alles gut geklappt. Und die Autotour zu den verschiedenen Stränden hat mir auch gefallen, jetzt machst du quasi Urlaub wie ein Amerikaner  ;D

Die Hitze in den Unterkünften hatte ich bei den beiden vorherigen Finnland Urlauben (auch jeweils im Juni) auch immer. Richtige Verdunklungsvorhänge gibt es sehr selten und wenn ich sie hatte, musste ich sie offen lassen, damit die kühlere Nachtluft ins Zimmer kam, aber ich habe zum Glück überhaupt kein Problem damit, bei Helligkeit zu schlafen.

Genau, "viewpoint hopping" wie die Amerikaner, guter Vergleich ;D


LG Christina

Christina

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3. Tag – Donnerstag, 06.06.

Heute Vormittag soll es bewölkt sein, eventuell etwas regnen, am Nachmittag dann aber wieder sonnig. Damit kann ich bei meinem Plan, vormittags Stadtbesichtigung, nachmittags Schifffahrt zu einer Insel, bleiben.

Gegen 8.15 Uhr fahre ich ca. eine Stunde nach Süden in die Stadt Rauma und finde gleich am Rande der Altstadt einen Parkplatz, auf dem ich für 4 Stunden kostenlos mit Parkscheibe stehen kann.

Rauma hat 39.000 Einwohner und ist für seine Altstadt, die Teil des UNESCO Weltkulturerbe ist, bekannt. Ungefähr 600 Holzgebäude aus dem 16. – 19. Jh sind hier auf 30 ha Fläche erhalten, das ist das größte geschlossene Holzhausareal in ganz Skandinavien.

Noch ist es wunderbar ruhig in der Stadt, fast alle Geschäfte sind noch geschlossen und nur wenige Leute sind zu sehen. Ich folge zunächst dem im Reiseführer vorgeschlagenen Rundgang vorbei an den interessantesten Häusern. Viele sind aufwendig verziert, andere schlicht, einige stehen leer und sind renovierungsbedürftig, andere sind gut erhalten und gepflegt.







Zum Ende meines ersten Rundgangs durch Raumas Altstadt komme ich zur evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche aus dem 16. Jh. Ein Hausmeister (?) öffnet gerade die Türen, da frage ich doch gleich, ob man schon den Innenraum besichtigen kann. Ich werde freundlich hereingebeten, bekomme einen Flyer sogar auf Deutsch und schaue mir die Kanzel mit den Holzschnitzereien (von ca. 1625, gefertigt in Norddeutschland), die herrliche Decken- und Wandbemalung (aus dem 16. Jh.), das bunte Glasfenster (von 1891, gefertigt in Berlin), die Orgel und den dreiflügeligen Altar (aus den 40iger Jahren des 15. Jh., gefertigt in Preußen, wurde 1629 der Kirche gestiftet) an.



Der „Hausmeister“ bittet mich, ins Gästebuch zu schreiben, was ich natürlich mache, dann verlasse ich die Kirche, draußen spricht er mich nochmal an und erzählt mir einiges zu Rauma und den Sehenswürdigkeiten auf Deutsch und etwas ausführlicher auf Englisch, sehr nett.

Ab zehn Uhr öffnen die Geschäfte und es wird lebhafter, ich bummle planlos durch das Gassengewirr und freue mich über die vielen bunten Farben und die immer wieder unterschiedlichen Holzverzierungen. Auch schaue ich in ein paar Geschäfte hinein, ich brauche Postkarten, aber das wird dieses Jahr offensichtlich genauso schwierig wie letztes Jahr, in Finnland sind abseits von Helsinki Postkarten kaum zu bekommen, selbst an so einem touristischen Ort suche ich vergeblich. Man könnte auch ein paar der Häuser, die als Museen eingerichtet sind, von innen besichtigen, darauf habe ich aber keine Lust (was mich jetzt nachträglich doch etwas ärgert).








Gegen Viertel nach 11 Uhr fahre ich zum Yachthafen der Stadt. Dort fährt um 12.30 Uhr ein Boot zur Insel Kylmäpihlaja, die auch zum Selkämeri Nationalpark gehört. Ich habe noch kein Ticket, das kann man entweder im Internet kaufen oder ab einer Stunde vor Abfahrt auf bzw. vor dem Schiff. Am Hafen gibt es genügend freie Parkplätze (kostenlos), eine öffentliche Toilette und ein Café, aber keinen Ticketverkäufer. Ich frage im Café nach, dort kennt man sich aber damit nicht aus. Also warte ich eben. Erst nach 12 Uhr kommt dann die Schiffsbesatzung und ich kann mein Ticket kaufen (EUR 30,00). Vor der Abfahrt esse noch meine belegten Brötchen zu Mittag.

Die Fahrt dauert eine Stunde, man fährt durch die Schären und macht einen Stopp an einer weiteren Insel des Selkämeri Nationalpark, Kuuskajaskari. Diese ist größer als Kylmäpihlaja und es gibt einige Wanderwege, weshalb ich ursprünglich vorhatte, diese Insel zu besuchen. Da ich nun wegen meines Beins nicht wandern kann, habe ich mich für Kylmäpihlaja entschieden, da kann ich auf kurzen Wegen alles anschauen.

Wie vorhergesagt wird es im Laufe der Fahrt immer sonniger, schon von weitem ist die Insel und der etwas merkwürdig aussehende Leuchtturm (noch aktiv), für den die Insel bekannt ist, zu sehen.



Im Leuchtturm gibt es einige Zimmer und im Gebäude daneben ein Restaurant, außerdem stehen einige neuere Übernachtungshütten mit freiem Meerblick auf den Granitfelsen, ein Gebäude mit Duschen und Toiletten, sowie ein Café mit Souvenirshop. Zur Hauptsaison wird es hier sehr voll werden, auch jetzt sind schon ziemlich viele Besucher unterwegs, auf dem Schiff waren viele, die Gepäck dabeihatten, also auf der Insel übernachten.

Ich umrunde die Insel, soweit es geht, ein Teil ist wegen brütender Vögel gesperrt, setze mich immer wieder auf die Felsen und genieße Sonne und Ausblick.






Dann mache ich mich an den Aufstieg zur Aussichtsplattform des Leuchtturms, von oben kann man die gesamte Insel überblicken und viele weitere kleinere und größere Inseln sehen.



Auf der Außenterrasse des Cafés gibt es einen Kaffee und Pulla (Zimtschnecke bzw. Hefegebäck allgemein) (EUR 5,30) für mich bevor das Schiff um 15.30 Uhr wieder ablegt.


Nun ist es warm genug, dass man die komplette Rückfahrt auf dem Außendeck des Schiffs verbringen kann. Das ist deshalb bis auf den letzten Platz gefüllt und von wegen die Finnen sind so schweigsam, obwohl sich nur einzelne Personen untereinander kennen, unterhalten sich alle miteinander, es wird viel gelacht, eine sehr nette und entspannte Stimmung ist das (ich bin die einzige Ausländerin und verstehe leider kein Wort von dem was gesprochen wird).

Zurück am Hafen gehe ich noch auf den kleinen hölzernen Aussichtsturm (daneben wird gerade ein neues Restaurant gebaut), von hier hat man einen schönen Blick auf die Boote und die umliegenden Häuser, die oft direkt am Wasser stehen, natürlich mit eigenem Bootsanleger am Grundstück.




Für den Rückweg nach Pori bzw. Pihlava habe ich noch einen etwas speziellen Zwischenstopp eingeplant, nämlich das Atomkraftwerk Olkiluoto. Dort wurde erst in den letzten Jahren ein großer dritter AKW Block neben den beiden älteren Blöcken gebaut (2023 in Betrieb genommen, seither muss Finnland keinen Strom mehr aus Russland importieren) und es gibt erstaunlicherweise (natürlich etwas entfernt vom eigentlichen Kernkraftwerk) ein modernes, großes Besucherzentrum mit einer Ausstellung zur Funktionsweise eines Atomkraftwerks, angefangen mit dem Uranabbau bis zur Entsorgung der Brennstäbe. Finnland hat sich für die Atomkraft entschieden, baut diese weiter aus und baut immerhin als einziges Land weltweit seit ein paar Jahren an einer eigenen dauerhaften Endlagerstätte für hochradioaktiven Atommüll (und zwar auf dem Gelände von Olkiluoto), die in den nächsten Jahren fertig sein soll. Früher wurde der Müll hauptsächlich nach Russland bzw. in die damalige Sowjetunion zur Entsorgung gebracht.

Die Ausstellung ist erstaunlich groß und ausführlich, es gibt auch viele „Mitmachstationen“, z.B. kann man verschiedene Gegenstände unter einen Geigerzähler legen (und sieht dabei, dass auch Alltagsgegenstände schwach strahlen) oder in einen Aufzug steigen, in dem die Fahrt hinunter in die Lagerstätte simuliert wird (das ist irgendwie total unheimlich, obwohl ich natürlich weiß, dass sich der „Aufzug“ gar nicht bewegt). Es ist schon recht spät, so dass ich keine Zeit mehr habe, mir alles anzuschauen, aber man kann eine ausführliche Broschüre (samt Papiertasche mit Kraftwerksmotiv) mitnehmen, die sehr viel von der Ausstellung enthält, so dass ich später nachlesen kann.

An der Rückseite des Gebäudes kann man ins Freie, dort ist eine große Terrasse mit Tischen und Stühlen und der Beginn eines Nature Trails mit Erklärungstafeln zu Pflanzen -und Tierwelt und einem Blick hinüber zum Kraftwerk (jetzt am Abend leider im Gegenlicht).



Auch wenn ich kein Freund der Atomkraft bin und froh bin, dass wir in Deutschland uns zur Abschaltung aller Werke entschieden haben, finde ich es wirklich gut, dass Finnland so offen damit umgeht, auch wenn es in der Ausstellung keinerlei kritische Töne gibt, aber sie ist doch sehr informativ (alles ist im Übrigen kostenlos, es gibt keinerlei Personenkontrollen, obwohl im Reiseführer steht, dass man den Ausweis bereithalten soll, da man sich ja auf dem Gelände des Atomkraftwerks befindet).

Gegen 18 Uhr fahre ich weiter und bin gegen 18.45 Uhr zurück in der Ferienwohnung.

Wetter: vormittags bewölkt, kurzer Regenschauer, ab 13.30 Uhr sonnig, ca. 18°C



LG Christina

Susan

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Mückenplage und dann nichts wirklich interessantes zu sehen ist ja reichlich lästig.

Die Dünen von Yteri und die nachfolgenden Inseln gefallen mir da viel besser  8)

Die Altstadt von Rauma mit all diesen schönen Holzhäusern ist genau mein Fall   :herz: Die Straßenzüge wecken da mal wieder mein "Bullerbü" Gefühl.

Zitat
Das ist deshalb bis auf den letzten Platz gefüllt und von wegen die Finnen sind so schweigsam, obwohl sich nur einzelne Personen untereinander kennen, unterhalten sich alle miteinander, es wird viel gelacht, eine sehr nette und entspannte Stimmung ist das (ich bin die einzige Ausländerin und verstehe leider kein Wort von dem was gesprochen wird).

Nun gut, ich kenne nicht unbedingt eine Menge Finnen, doch schweigsam habe ich die nicht erlebt. Eher genau so, dass sie gern plaudern, selbst wenn es in "broken English " sein muss  ^-^

Das Besucherzentrum beim Atomkraftwerk finde ich spannend. Besser ausführlich informieren -auch wenn kritische Aspekte fehlen-  als alles hinter verschlossenen Türen ablaufen zu lassen.

Dass die Apartments selten Vorhänge haben, finde ich merkwürdig. Bleibt es da im Sommer nicht auch sehr lange hell?
Liebe Grüße
Susan

Christina

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Dass die Apartments selten Vorhänge haben, finde ich merkwürdig. Bleibt es da im Sommer nicht auch sehr lange hell?

Doch, doch. Je nach Lage wird es gar nicht bzw. nur sehr kurz dunkel (siehe meine "Nachtbilder" von meiner Helsinki Reise 2022). So extrem, dass es gar eigentlich gar keine Vorhänge gibt, wie in diesem Apartment war es sonst nirgends, aber richtige Verdunklungsvorhänge gibt es nur selten, warum weiß ich auch nicht, bei den Unterkunftsbewertungen wird das dann nämlich gerade von finnischen Reisenden häufig bemängelt. Wie gesagt, mir macht das nichts aus, und wenn doch, würde ich eine Schlafmaske mitnehmen.


LG Christina

Christina

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4. Tag – Freitag, 07.06.

Den Vormittag möchte ich in der 83.600 Einwohnerstadt Pori verbringen, ich starte gegen 9 Uhr und bin eine Viertelstunde später schon am großen Parkplatz (kostenlos, zeitlich unbegrenzt) auf der der Innenstadt gegenüberliegenden Insel Kirjurinluoto. Diese liegt zwischen zwei Armen des Flusses Kokemäenjoki und ist parkähnlich angelegt. Es gibt einen Bereich mit Blumen, Büschen und Bäumen, aber auch große Bereiche, die freigehalten sind für Veranstaltungen wie das berühmte Pori Jazz Festival später im Sommer, jetzt ist eine kleine Fläche von einem Zirkus belegt. Ich gehe in Richtung Fußgängerbrücke zur Innenstadt und komme dabei an einem Strand vorbei. Direkt gegenüber dem Zentrum gönne ich meinem Bein eine erste Pause auf einer Schaukelbank. Die Innenstadt liegt ziemlich im Gegenlicht und leider ist das größte Gebäude direkt an der Uferpromenade, das Kunstmuseum im neoklassizistischen ehemaligen Pack – und Waagenhaus vollständig von Baugerüsten umhüllt.



Über die Fußgängerbrücke, von der man einen schönen Blick in Richtung einiger neuerer Wohnviertel hat,


erreiche ich die Uferpromenade Eteläranta, modern gestaltet mit verschiedenen Sitzgelegenheiten, Restaurants und Skulpturen.

Ich schaue mir die Gebäude am Ufer und der Parallelstraße an, das Theater, das Alte Rathaus mit schönem Park davor und das Stadthaus, das 1895 nach dem Vorbild venezianischer Gebäude von einem reichen Apotheker erbaut wurde und heute der Stadt Pori gehört.




Ich gehe weiter bis zur neugotischen Keski-Pori-Kirche von 1863, deren gusseisernen Turm ich schon vom gegenüberliegenden Flussufer gesehen habe.


Ein paar Häuserblocks vom Flussufer entfernt komme ich zum Markplatz. Dieser ist wie in vielen finnischen Städten von nüchternen Zweckbauten der Nachkriegszeit umgeben, ebenso die angrenzende Fußgängerzone. Hier stehen viele Geschäfte leer, was vermutlich mit meinem nächsten Ziel, einem vor ein paar Jahren errichteten großen Einkaufszentrum auf der anderen Flussseite, in wenigen Minuten zu Fuß von der Innenstadt zu erreichen, zu tun hat.



Von der Brücke blicke ich nochmal zur Uferpromenade zurück, auf der anderen Seite sehe ich schon das Einkaufszentrum, es wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik errichtet und in die alten Gebäude integriert.



Ich bummle ein bisschen durch die Geschäfte, in einem Finlayson Outletstore finde ich einen Läufer für unseren Esstisch (da habe ich schon vor zwei Jahren in Helsinki im dortigen Laden einen gekauft) und ein T-shirt. Ein paar weitere T-shirts kaufe ich in einem Sportgeschäft. Die Preise für Kleidung und Accessoires sind die gleichen wie in Deutschland.


Hier gibt es natürlich auch einen Food Court, ab 11 Uhr wird überall das Lunch Buffet aufgebaut (und ab dieser frühen Uhrzeit tatsächlich auch schon genutzt), gegen 12 Uhr suche auch ich mir ein Restaurant aus, für EUR 13,50 gibt es viele leckere Sachen (all-you-can-eat), inkl. Wasser, Tee und Kaffee.


Nach dem Essen spaziere ich zurück in die Innenstadt (da muss ich auf dem Weg zum Auto sowieso entlang) und gehe noch ins Satakunta Museum zur Geschichte Poris und der Region (EUR 8,00). Besonders interessiert mich die Sonderausstellung zum Fotografen John Englund, der um die Jahrhundertwende (19. zu 20. Jh) nicht nur Porträts fotografiert hat, sondern auch viele Bilder Poris aufgenommen hat. Es wird auch auf die damaligen Fotografiertechniken eingegangen, auch schon damals konnte man richtig gute Fotos machen, es war nur sehr viel aufwändiger als heute.



Gegen 14 Uhr gehe ich zurück zum Auto (mit nochmaligem Blick auf die Innenstadt vom Sandstrand aus)


und fahre 15 km nach Norden ins Städtchen Noormarkku. Nicht die Stadt an sich möchte ich anschauen, sondern das am Stadtrand liegende Ahlström Gelände. Die dortige Schmiede wurde ab 1870 von Antti Ahlström zu einem großen Industriekomplex ausgebaut, daraus entwickelte sich der Stahlproduzent Rautaruukki (2014 vom schwedischen Konkurrenten SSAB übernommen). Die ehemaligen Eisenwerke können heute noch angeschaut werden, dazu stehen auf dem Gelände zahlreiche Wohnhäuser bzw. Villen der jeweiligen Direktoren, darunter etwas abseits liegend, die Villa Mairea vom großen finnischen Architekten Alvar Aalto und seiner Frau Aino entworfen.

Das (im Hinblick auf mein Bein leider) sehr weitläufige Gelände ist parkartig angelegt und sehr gepflegt, es gibt auch ein hochpreisiges Restaurant und sehr teure Unterkünfte. Möchte man etwas im Inneren besichtigen wird es aber schwierig, es gibt zwei Museen, die wohl nur mit Führung angeschaut werden können, wann diese stattfinden ist der Homepage nicht zu entnehmen, alles etwas merkwürdig.

Ein Besuch des Geländes lohnt sich aber auch ohne Innenbesichtigungen.









Die Aalto Villa liegt so weit abseits, dass ich wegen meines Beins den Parkplatz wechseln muss. Auf der kurzen Fahrt zum anderen Parkplatz komme ich an einem Café vorbei, perfekt, da gibt es für mich einen Kaffee und ein Stück Streusel-Rhabarberkuchen (EUR 5,20).


Vom Parkplatz zur Villa Mairea muss ich noch ein Stück zu Fuß gehen. Das obere Stockwerk der Villa ist bewohnt, das untere kann besichtigt werden, aber verständlicherweise nur mit Führung und die finden, zumindest außerhalb der Sommersaison sehr selten statt, während meiner Tage in Pori gibt es leider keinen Termin. So muss ich mich damit begnügen das Haus von außen anzuschauen, immerhin hat man einen guten Blick darauf. Das sieht toll aus, da würde ich sofort einziehen.


Nun ist es 16.30 Uhr, also noch Zeit für einen kleinen Umweg auf dem Weg zurück zur Unterkunft. Es geht nochmal zu einem ehemaligen Eisenwerk. Hier in Leineperi (30 km südlich von Noormarkku) ging es bescheidener zu als bei Ahlström, das Gelände ist aber nochmal deutlich weitläufiger als das in Noormarkku. Auch hier gibt es kleinere Museen, ein Café/Restaurant und anders als in Noormarkku auch kleinere Shops mit handwerklichen Produkten. Das meiste ist aber aufgrund der Uhrzeit (17 Uhr) bzw. weil noch außerhalb der Sommersaison geschlossen. Das Eisenwerk wurde 1771 in Betrieb genommen und 1902 stillgelegt, die Anlage gilt als die am besten erhaltene und umfassendste in Finnland. Weil ich wegen meines Beins nicht herumlaufen kann, beschränke ich mich auf einen Blick auf den ehemaligen Hochofen. Nun gut, dieser Abstecher war so nicht sehr sinnvoll, dass das Gelände aber so weitläufig ist und daher für mich gerade nicht machbar, wusste ich vorher nicht, das sah auf dem Plan auf der Homepage des Eisenwerks viel kompakter aus.


Dann fahre ich zurück Richtung Ferienwohnung, tanke unterwegs noch und bin gegen 18 Uhr „zu Hause“.

Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 18°C



LG Christina

Susan

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Pori schaut ja ganz nett aus. Die nüchterne Fußgängerzone ist immerhin etwas mit Blumen geschmückt. Es ist also nicht nur bei uns so, dass mit dem Bau solcher Shopping Center die Geschäfte in der Innenstadt leer stehen.

Das Ahlström Gelände gefällt mir da schon besser.  Die Herren Direktoren haben ja nicht schlecht gewohnt ;D  Ist jedenfalls schön, was sie dort aus den ehemaligen Eisenwerken gemacht haben
Liebe Grüße
Susan

Ilona

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Zitat
gegen 12 Uhr suche auch ich mir ein Restaurant aus, für EUR 13,50 gibt es viele leckere Sachen (all-you-can-eat), inkl. Wasser, Tee und Kaffee.

Da kann man nicht meckern.

Zitat
da gibt es für mich einen Kaffee und ein Stück Streusel-Rhabarberkuchen (EUR 5,20)

Beim Bäcker hierzulande kostet die Tasse Kaffee schon 3 €.

Man merkt schon an den günstigen Essenspreisen, dass es sich nicht um eine touristische Hochburg handelt.

Bin weiterhin handschonend an Bord  :adieu:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

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Zitat
gegen 12 Uhr suche auch ich mir ein Restaurant aus, für EUR 13,50 gibt es viele leckere Sachen (all-you-can-eat), inkl. Wasser, Tee und Kaffee.

Da kann man nicht meckern.

Zitat
da gibt es für mich einen Kaffee und ein Stück Streusel-Rhabarberkuchen (EUR 5,20)

Beim Bäcker hierzulande kostet die Tasse Kaffee schon 3 €.

Man merkt schon an den günstigen Essenspreisen, dass es sich nicht um eine touristische Hochburg handelt.

Bin weiterhin handschonend an Bord  :adieu:.

Hallo Ilona  :adieu:, die Mittagsbuffets in Finnland sind wirklich eine tolle Sache, die gab's sogar teilweise in Helsinki, damals wusste ich darüber aber noch zu wenig, sonst hätte ich gezielter suchen können.

Kaffee und Kuchen außerhalb der Städte ist auch immer recht günstig, allerdings ist das dann nur ein einfacher Filterkaffee, der schon längere Zeit in der (Thermos) Kanne ist.


LG Christina

Christina

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5. Tag – Samstag, 08.06.

Heute steht ein Unterkunftswechsel an, ich werde den nördlichsten Punkt meiner Reise erreichen. Die Strecke ist recht weit, zwei Zwischenstopps sind dennoch eingeplant.

Nach dem Frühstück mache ich den Abwasch, ziehe das Bett ab und stopfe die Bettwäsche sowie die von mir genutzten Handtücher in den Wäschesack und bringe den Müll raus.

Um 8.15 Uhr bin ich abfahrtbereit. Anderthalb Stunden brauche ich für die 110 km Richtung Norden zum Parkplatz Lauhanvuori des gleichnamigen Nationalparks, die letzten Kilometer wie (fast) immer in Nationalparks auf unbefestigter Straße. Hier bin ich am höchsten Punkt Westfinnlands mit einer „sagenhaften“ Höhe von 231 m Seehöhe. Da dies wegen der Bäume nicht für einen Ausblick reicht, steht auf dem Hügel ein 30 m hoher Aussichtsturm. Von oben habe ich einen Blick über die unendlichen Wälder Finnlands, die sich in alle Richtungen ausdehnen. Leider ist die Sicht nicht sehr gut, man soll von hier eigentlich sogar Pori und die Küste erkennen können (ca. 80 km Luftlinie Entfernung), ich sehe immerhin einige Windräder, die an der Küste stehen.




Nach dem kurzen Stopp fahre ich ein Stück weiter zum Parkplatz Kivijata, direkt daneben liegt ein Highlight des Parks, ein Geröllfeld (es gibt noch mehr solcher Felder im Park). Es handelt sich dabei um breite Bänder aus Granitsteinen, die ursprünglich Küstenlinien waren, heute liegen sie 100 m über Meereshöhe und viele Kilometer vom Meer entfernt. Die Geröllfelder dürfen nur auf den Holzbohlenwegen betreten werden, auch darf man die Steine nicht verlegen oder gar mitnehmen.




Natürlich gibt es auch in diesem Nationalpark unzählige Wanderwege, für die kurze Runde, die mir mit meinem Bein möglich ist, habe ich mich aber für einen anderen Nationalpark entschieden, den Kauhaneva-Pohjankangas-Nationalpark. Diesen erreiche ich nach einer knappen Stunde Fahrzeit weiter Richtung Norden gegen Viertel nach 11 Uhr.


Vom Parkplatz Salomaa führt mich ein zunächst rollstuhlgerechter Weg durch den Wald mit mal wieder vielen Mücken zu einem Rastplatz mit Feuerholz, Grillmöglichkeiten und Trinkwasserpumpe.


Auf einem Holzbohlenweg geht es dann weiter, der Wald weicht zurück und mit jedem Schritt in Richtung freie Moorfläche werden die Mücken weniger. Zum Glück, so kann ich bald auf einer der Bänke Mittagspause machen und meine Brötchen essen.


Der Weg führt vollständig auf Holzbohlen in einer großen Runde um einen See herum. Der See liegt in einem Moorgebiet, das sowohl trockene Stellen als auch nasse, seeartige hat. Zusammen mit den Wolkenformationen und deren Spiegelungen im Wasser gibt das ein wunderbares Bild. Dass das so fantastisch hier aussieht hätte ich nicht erwartet.

Einen kurzen Abstecher mache ich zu einem Aussichtsturm, von dem man einen guten Überblick über das Moor hat.










In der Ferne kann man am Himmel erkennen, dass es regnet, auf meiner Runde bleibt es aber trocken.

Gegen 13.30 Uhr bin ich zurück am Auto und muss nun noch den größten Teil der heutigen Strecke zurücklegen. Es wechseln sich einsame Strecken mit stärker befahrenen ab, an diesen gibt es dann Raststätten, eine nutze ich für eine Pause mit Kaffee und leckerem, gefüllten Donut (EUR 6,50).


Eine weitere Pause verbinde ich mit einem Supermarkteinkauf und gegen 18 Uhr erreiche ich endlich meine Unterkunft auf dem Marjoniemi Campingplatz, die letzten Kilometer auf einer unbefestigten Straße.

Im Haupthaus des Campingplatzes habe ich im oberen Stock ein großes Zimmer mit Mikrowelle und Kühlschrank, es ist modern und gemütlich eingerichtet, sogar eine Klimaanlage gibt es, diese werde ich aber wohl nicht brauchen. Eigentlich würde ich noch gerne einen Rundgang über die Anlage und zum See machen, die Sonne scheint gerade wieder so schön, nachdem es auf der Fahrt eher bewölkt war und immer mal wieder regnete. Aber mein Bein will nicht mehr, den Rundgang verschiebe ich auf morgen.


Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, immer wieder Regenschauer, ca. 15°-20° C
Wanderung: im Kauhaneva-Pohjankangas Nationalpark 4,2 km



LG Christina

Horst

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Hallo Christina,
was hast Du denn so für die Übernachtungen bezahlt?
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Paula

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Ein Zimmer auf einem Campingplatz das ist doch mal was Neues. Ist das in Finland üblich?
Die Holzhäuser in Rauma sind wirklich ganz toll, das hätte mir auch gefallen, schade dass du die Häuser nicht von innen besichtigt hast.
Und die Wolkenspiegelungen im Wasser im Moor sind wunderschön, mit pur blauem Himmel wäre es längst nicht so toll.
Insgesamt bist du doch viel gelaufen, wenn du nicht geschrieben hättest dass du Probleme mit dem Bein hast wäre mir das bestimmt nicht aufgefallen. Hätte es übrigens in den Städten Fahrräder zu leihen gegeben? Hätte das die Stadtbesichtigungen nicht vereinfacht für dich? Fahren die Finnen eigentlich viel Rad? Gibt es Radwege?
Viele Grüße Paula

Silv

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Ich mag solche Holzbohlenwege  ^-^ . Die Holzhäuser in Rauma find ich auch toll.

Andy möchte ja nächstes Jahr wieder mit dem Motorrad nach Norwegen. Dieses Mal bis zum Nordkap und möchte dann über Finnland hochfahren.
Liebe Grüße
Silvia

Susan

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Wie haben die denn festgestellt, dass diese Granitsteinbänder mal Küstenlinie waren. Anhand von Fossilien?

Interessante Bilder von dem Moor!
Liebe Grüße
Susan

Christina

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Hallo Christina,
was hast Du denn so für die Übernachtungen bezahlt?

Ich schreibe das immer unter den Text bei der jeweils ersten Übernachtung, hier für den Campingplatz habe ich das vergessen, kommt aber noch im Text, den ich nachher einstelle.

Paula, üblich sind auf den Campingplätzen Hütten zum Mieten, meist ohne eigenes Bad und eher sehr alt/lange nicht renoviert, Zimmer gibt es seltener, ist aber auch öfters mal möglich, aber auch oft ohne eigenes Bad.
Ohne Beinpropleme hätte ich viel längere Wanderungen gemacht (und außerdem ist die Reise ja noch am Anfang). Ja, das mit den Fahrrädern kommt im Laufe des Berichts noch, wäre tatsächlich noch eine gute Idee gewesen, an die ich aber zu spät gedacht habe, in Pori kann ich mich nicht an Fahrräder erinnern, insgesamt wird in Finnland noch nicht allzu viel Rad gefahren, diese Leihfahrräder gibt es aber in vielen Städten auch schon. In den Randgebieten der Städte gibt es immer entlang der Durchgangsstrasse, schön durch eine Wiese getrennt, einen Radweg, diese sind aber kaum befahren.

Silvia, ich finde die Holzbohlenwege auch toll, gerade mit meinem Beinproblem war es dort sehr viel besser zum gehen, weil es keine Wurzeln oder Steine oder sonstige Hindernisse gibt, außerdem ist die Wegführung klar, verlaufen ist nicht möglich.

Susan, puh du stellst Fragen, ich habe ehrlicherweise keine Ahnung, ich bin nicht so der Geologe :verlegen:


LG Christina