13. Tag Donnerstag 18. April 2024Nachts war es so heiß dass wir die Klimaanlage auf kleiner Stufe angelassen haben. Morges ging es Josef dann leider gar nicht gut er hatte wieder Blasenschmerzen
ich habe mir einen Kaffee gemacht, Josef hat Medikamente genommen und wir haben gehofft dass es besser wird (und ich habe schon mal im Internet nach einer Klinik gesucht in der Nähe...). Nach einer Stunde ging es Josef besser und wir gingen zum Frühstück, das war diesmal extrem spärlich. Ich hatte ja zum Glück meine Haferflocken, Bananen und Äpfel gab es so konnte ich mir ein Müsli machen, für Josef gab es nur Toast mit Erdnussbutter und Joghurt. Ich hatte gestern schon versucht über die App von Airbnb mit unserem Gastgeben zu chatten wann wir denn einchecken können, bisher hatte ich damit gute Erfahrungen gemacht aber hier bekam ich keine Antwort. Nach dem Frühstück habe ich angerufen und die Frau zum Glück erreicht: wir könnten irgendwann am Nachmittag kommen, sie wohnt nebenan und ist zuhause, okay dann wäre das jetzt auch geklärt.
Nach dem Frühstück haben wir uns reisefertig gemacht, es war wieder stark bewölkt aber nicht mehr so warm wie gestern und wir sind erst mal zum Walmart gefahren und haben getankt und haben uns dann Abendessen für heute gekauft, wir hatten eine Abendveranstaltung gebucht und danach wäre es zu spät um noch in ein Restaurant zu gehen.
Kurz hinter Del Rio wurden wir von der Polizei angehalten (wie gestern Abend auch schon): Border Control, die Pässe bitte. Dass wir keine Stempel im Reisepaß haben fanden die beiden Officer merkwürdig, aber sie haben sich davon überzeugen lassen dass wir deutsche Touristen und keine illegalen Immigranten aus Mexiko sind
ich war neugierig und habe gefragt (da mir das in USA noch nie passiert ist) nach dem Anlass der Kontrolle: das ist hier im Grenzgebiet üblich!
Danach waren wir on the road auf dem Weg ins Hill Country im Herzen von Texas. Im Internet hatte ich eine scenic road gefunden die kein großer Umweg war: the Twisted Sisters (
https://www.ridetexas.com/the-twisted-sisters/), die ist vor allem bei Motorradfahrern beliebt soll aber insgesamt sehr malerisch sein, die fuhren wir nun:
leider blieb das Wetter die ganze Zeit sehr trüb
nachdem was ich über die Strasse gelesen hatte habe ich extreme Kurven erwartet, das war aber gar nicht der Fall, da bin ich von den Alpen ganz andere Strecken gewöhnt
was aber wirklich extrem war waren die Steigungen: extrem steil runter, eine Talsohle von 2 Metern, dann genauso steil wieder rauf, Wohnmobile ab einer bestimmten Länge würden wohl stecken bleiben. Und solche Stellen gab es nicht wenige, das war die reinste Achterbahnfahrt
und man wußte wirklich nie was einen nach der nächsten Kuppe erwartet
die Strasse war in gutem Zustand aber sehr schmal, es gab leider keine Möglichkeit zu halten, die Fotos habe ich alle vom Auto aus gemacht. Meist war die Sicht auch sehr eingeschränkt durch Felswände und auf der anderen Seite Leitplanken und Bäume, von der Landschaft hat man nicht viel gesehen, das Fahrerlebnis war die Attraktion. Ich betrete ja überhaupt keine Achterbahnen, auf einem Motorrad auf dieser Strecke wäre mir sicher schlecht geworden...
ab und zu fuhr man durch eine Talsohle, das Gelände gehörte dann zu einer Ranch, einen Weinanbaubetrieb haben wir auch gesehen und ab und zu Wildblumen, halten konnte man da aber auch nicht
ein neues Schild haben wir heute auch gelernt
an Brücken steht auch im Hill Country das übliche "ICE" Schild, an Talsohlen immer dieses Schild, es muss hier wohl oft heftig regnen:
Wir waren ganz froh als der bergige Teil vorbei war und wir wieder durch "normales" Gelände fuhren. An einem historical marker haben wir angehalten. Diese Art Schilder haben wir sehr oft gesehen z.B. an der Einfahrt zu einer Ranch oder vor einem verlassenen Gebäude etc. Oft ist das dann nur mäßig interessant (Erinnerung an irgendwelche Leute die vor 100 Jahren ein bestimmtes Land besessen haben oder eine öffentliche Funktion) und wir sind dann meistens dran vorbei gefahren.
auf der anderen Strassenseite steht man natürlich wieder vor einem Zaun
Der restliche Teil der Route bis zum Garner State Park war zwar auch hügelig aber für alle Fahrzeuge befahrbar (hier fuhren dann auch LKW's). Um halb 2 kamen wir im Garner State Park an, ich hatte natürlich eine Reservierung und wir bekamen im Visitor Center einen Aufkleber für die Windschutzscheibe und eine Parkplan, der Ranger hat uns eine kombinierte Route empfohlen: zunächst den Old Baldy trail, das ist die Hauptattraktion des Parks, dann über den Foshee Trail und Bird Trail und White Rock Cave Trail zurück zum Parkplatz.
Zunächst machten wir Pause am Campingplatz unter einem schönen schattigen Baum, der Tisch gehört zu einer Campsite, die meisten Plätze waren aber frei, es war nicht viel los. Weiter nördlich im Park gibt es noch einen Campingplatz am Fluß, dort kann man baden, vermutlich sind die Massen eher in dem Teil des Parks. Laut Webseite des Parks ist er oft ausgebucht, deshalb soll man unbedingt vorher reservieren, wahrscheinlich lag es auch am trüben Wetter dass heute nicht so viele Besucher da waren. Es war mitlerweile aber wieder so warm geworden dass man problemlos baden könnte. Das hatte ich eigentlich bei der Vorbetreitung zuhause auch eingeplant, aber mit einer Blasenentzündung kommt das natürlich überhaupt nicht in Frage.
Nach der Kaffeepause (eisgekühlter Starbucks dopple shot, ich liebe das Zeug) haben wir uns auf den Weg gemacht
es ging von Anfang an steil bergan, fast immer über Fels und Schotter, der stellenweise auch noch rutschig war
wir kamen schnell ins schwitzen und hier wurde es so richtig schwül, ein unangenehmes Wetter
dafür hatte man aber bald einen schönen Blick auf die Landschaft unten
typische Landschaft für das Texas Hill Country
Kakteen gab es hier auch wieder in Massen, außerdem haben wir überraschend viele und unterschiedliche Schmetterlinge gesehen
und eine hübsche Echse
als wir endlich oben waren war ich fix und fertig und nass geschwitzt, Gipfelkreuze gibt es leider so gut wie nie in USA, geschweige denn eine Hütte mit Bier und Brotzeit, ein kühles Bier oder Buttermilch, das wär's jetzt...
Der Gipfel vom Old Baldy
Die Aussicht hier oben ist bei Sonnenschein bestimmt wunderschön, das war uns heute nicht vergönnt. Es gibt auch einen Wanderweg am Fluß entlang, den hatte ich zunächst auch auf der Planung (am Ende waren wir aber beide unlustig und haben ihn weggelassen)
danach ging es erst auf der Höhe ohne Steigung weiter
Blick zurück: der hintere Hügel ist der Old Baldy
danach haben wir uns erst ein Stück verlaufen, der Weg auf Josefs Garmin war anders als der auf der Karte eingezeichnete, wir trafen dann aber wieder auf den Hauptweg, es ging etwas bergab und wir standen vor der kleinen Höhle. Man kann reingehen, aber groß ist sie nicht. Es gibt noch eine weitere Höhle (crystal cave), aber der Weg dorthin hätte die Wanderung deutlich verlängert.
Statt dessen haben wir den Weg zurück zum Parkplatz gesucht was wieder gar nicht einfach war, andere Wanderer standen auch da mit zweifelndem Blick auf die Karte, die Wegmarkierung läßt sehr zu wünschen übrig
runter ging es noch steiler als rauf, ich war heilfroh um meine Stöcke. Eigentlich hatte ich eher eine Art Spaziergang erwartet, so hoch sind die Hügel ja gar nicht, aber das Gelände hier ist schwierig und anstrengend.
wir waren froh als wir wieder unten waren und haben noch ein paar Fotos von den Hütten gemacht die man mieten kann
die meisten Gebäude -auch das Visitorcenter- sahen sehr alt aus, das stammt wohl aus den 30er Jahren oder kurz danach als viele Parks gebaut oder erweitert wurden, danach ist bestimmt nicht mehr viel gemacht worden
wir waren kurz vor 4 Uhr wieder unten und haben beschlossen auf weitere Wanderungen zu verzichten und gleich zu unserer nächsten Unterkunft zu fahren die nur wenige Minuten entfernt lag.
In Concan oder Leakey eine Unterkunft zu finden war schwierig, Hotels gibt es kaum, das historische Hotel in Leakey war nicht gut bewertet, es gibt sehr viele Cabins zu mieten und die sind nahezu alle entweder zu teuer oder völlig ohne Ausstattung (keine Bettwäsche, keine Handtücher), die Hütte die ich dann schließlich auf Airbnb gefunden hatte war so ziemlich das einzige was überhaupt meinen Vorstellungen entsprochen hatte.
Das Häuschen liegt an der Landstrasse zwischen Leakey und Concan auf einem großen privaten Gelände, die Einfahrt ist schwer zu finden und es führt nur ein Schotterweg hin, aber das Häuschen ist ein echtes Schmuckstück:
wir wurden von einem Rentnerehepaar sehr freundlich empfangen (ihr größeres Haus steht 30 Meter weiter)
wenn man reinkommt ist rechts vom Eingang ein kleiner Tisch dann der Durchgang zum Schlafzimmer
Wenn man durch die Tür kommt blickt man auf die Küchenzeile, daneben das Bad
und links von der Tür steht ein Sofa
im Kühlschrank stand Milch, Bier und Wasser, es gab eine Kaffeemaschine und einen großen Vorrat an Kaffeekapseln, eine Dose Kekse, wirklich alles bestens, wir waren begeistert und setzten uns auf die schöne Terrasse. Dort hing eine Kolibritränke die eifrig besucht wurde und im Garten blühten viele Blumen die von Schmetterlingen umschwärmt wurden, die reinste Idylle, das ist ja wie im Paradies hier. Und außerdem hatten sich die Wolken verzogen und so genossen wir einen faulen Nachmittag
Um halb 7 machten wir uns auf den Weg zu unserer gebuchten Tour
https://www.friobatflight.com/Diesen Link hatte ich auf der Website eines Hotels gefunden, also hatte es doch sein Gutes dass die Suche nach einer Unterkunft so schwierig war, wenn ich nicht alles an möglichen Unterkünften im Internet durchforstet hätte wäre ich bestimmt nicht drauf gestoßen.
In Sri Lanka haben wir mal Flughunde im Freien fliegen gesehen, in München im Zoo bin ich immer sehr gern in die künstliche Fledermaushöhle gegangen als es sie noch gab, Fledermäuse in freier Wildbahn zu beobachten stellte ich mir toll vor. Ich hatte die Tickets vorgebucht (15 $ pro Person), es war nur eine kurze Fahrt von unserer Hütte aus, rechtzeitig vor 7 erreichten wir das Tor zu einem Privatgelände wo man warten sollte:
wir waren unter den ersten, insgesamt wurden es so etwa 30 Leute, die meisten bewaffnet mit großen Kameras. Wir wurden dann reingelassen, mußten einem Auto etwa einen Kilometer folgen zu einem Parkplatz und von da aus ging es noch ein paar hundert Meter zur Höhle bergauf (wer nicht laufen wollte oder kann wird mit dem Auto ganz nach oben gefahren)
an der Höhle tat sich erst mal gar nichts, die Fledermäuse kommen erst raus wenn es dunkel wird
man konnte sich auf Steine setzen die in einem Kreis um die Höhle gelegt waren. Dort haben wir bestimmt eine halbe Stunde lang des Ausführungen des Guides zugehört.
Blick von den Höhle nach unten, links sieht man ein Zipfel vom Parkplatz
Unser Guide ist der Besitzer des Geländes und eigentlich Farmer, er macht diese Führungen aber schon seit Jahren. Es war einfach unglaublich was er alles wußte, ich habe später als wir zurück waren alles aufgeschrieben woran ich mich erinnert habe:
Erstmals wurde die Höhle 1790 erwähnt, Spanier haben dort Guano abgebaut, der 10 Fuß tief ist. Im Bürgerkrieg wurde das Guano abgebaut um Schießpulver herzustellen daher das Rohr neben der Höhle.
Die Höhle wurde wissenschaftlich erforscht, sie ist mindestens eine Meile tief (weiter war da noch keiner), es ist extrem warm darin und man braucht Atemschutzmasken, der Kot ist stark ätzend.
In der Höhle leben über 10 Millionen Fledermäuse, das Ausfliegen dauert ca 3 Stunden, die Rückkehr genauso ab 4-5 Uhr nachts, wenn es hell ist sind sie wieder in der Höhle. Wenn es stark regnet oder stürmt fliegen sie nicht, sie können zwei Wochen ohne Nahrung überleben.
Die Fledermäuse kommen im Frühjahr aus Mexiko nach Texas, hier gebären sie ihre Jungen und ziehen sie auf, im Herbst kehren sie nach Mexiko zurück. Die Babys hängen vom Tag ihren Geburt an Krallen an der Decke (nachts alleine während die Eltern auf Insektenjagd gehen). Weil es Säugetiere sind werden sie von ihren Müttern gesäugt. Im Sommer wird es in der Höhle bis 110 Grad Fahrenheit, sie mögen es warm. Im Guano am Boden lebt ein spezieller Käfer, der heruntergefallene Fledermäuse auffrisst. Das ganze klingt ziemlich schaurig oder? Der Guide hat uns erzählt dass er öfter mit den Forschern in der Höhle war was superanstrengend ist bei der Hitze in einem Ganzkörpergummianzug, Atemmaske und Sauerstoffflasche. Also so groß ist meine Begeisterung dann doch nicht..
Die Fledermäuse fressen tonnenweise Insekten und sind daher ein Faktor in der Landwirtschaft in der Region, sie ersparen den Bauern die Pestizide! Sie werden etwa 5 bis 6 Jahre alt. Der Guide hat uns drauf hingewiesen das Fledermäuse schwer vom Boden wieder hochkommen wenn sie mal hingefallen sind, sie versuchen dann eventuell an unseren Beinen hochzuklettern weil sie sich zum starten von oben fallen lassen müssen, wir sollen sie nicht anfassen und ihn rufen. Es kommt manchmal vor dass im Gedränge zwei Fledermäuse kollidieren und dann kann es passieren dass sie abstürzen.
Wir waren sehr gespannt! Zunächst flogen einzelne Schwalben aus der Höhle die im Eingangsbereich leben.
Und dann kamen sie. Und zwar in Massen!
die Höhle lag ja im Boden und so flogen sie nur kurz über unsere Köpfe hinweg, vielleicht einen Meter drüber, man hatte den Eindruck man kann die Hand ausstrecken und eine fangen
alle haben wie wild Fotos gemacht, meine sind fast alle mit dem Iphone gemacht, statt einer großen Kamera wäre ein Fernglas sinnvoll gewesen
dann gab es das vom Guide angekündigte Spektakel: Raubvögel (Milane und falken) flogen in den Schwarm und versuchten Fledermäuse zu erbeuten.
Und das Schauspiel vollzog sich vor einem wunderbaren Sonnenuntergang, einfach fantastisch
sie fliegen so in Formation weil die Raubvögel dann weniger Chance haben einzelne Fledermäuse zu fangen (wie Fische in einem Schwarm)
später verteilen sie sich dann in der Landschaft.
wenn man dann 100 Fotos gemacht hat hört man irgendwann auf und schaut nur noch
das ging nun schon eine halbe Stunde so und der Strom wurde nicht kleiner, es war einfach nur noch faszinierend.
wir blieben so lange bis es dunkel war und man die Fledermäuse die immer noch aus der Höhle strömten nicht mehr sehen konnten. Was für ein Schauspiel!
Ich habe ein paar Videos gemacht:
abgestürzt sind diesmal übrigens keine aber die Fledermäuse pinkeln wohl unterwegs, ich hatte meinen kleinen Tagesrucksack dabei, der war anschließend total versifft und mußte über Nacht ins Waschbecken. Am Kopf hatte ich seltsamerweise nichts bemerkt aber zurück in der Cabin haben wir natürlich erst mal geduscht
der Rückweg im Stockdunkeln war schwierig, wir haben die Einfahrt zu unserer Hütte nicht gefunden, sind bis zum benachbarten Campingplatz befahren der beleuchtet war, haben da gewendet und sind von da aus im Schrittempo gefahren um die kleine Strasse nicht zu übersehen.
Mit unseren Mikrowellengerichten und einer Flasche Wein haben wir den Tag auf der Terrasse ausklingen lassen. Viel besser kann eine Safari in Afrika auch nicht sein, wir waren völlig begeistert und würden das jedem Texasbesucher empfehlen!
die heutige Route:Übernachtung: Evensong B&B zwischen Leakey und Concan, gebucht bei airbnb, 272,44 € für 2 Nächte incl. Frühstück