4. Tag – Freitag, 22.09.Und noch einmal starte ich heute zu Fuß von der Ferienwohnung aus. Gegen 9.15 Uhr geht es in Richtung Osten durch Tinnum mit weiteren hübschen Wohnhäusern (neben den gestern auf dem Weg nach Westerland gesehenen) und die Tinnumer Wiesen
ins nicht weit entfernte Keitum. Es regnet immer wieder, auch mal recht kräftig, so dass ich meinen Regenponcho zusätzlich zur wasserfesten Wanderjacke anziehe, mich ein paar Mal unter Bäume/Büsche unterstelle und als ich an einer Bushaltestelle mit überdachter Bank vorbei komme, meine Regenhose zum allerersten Mal zum Einsatz kommt (ein Nachteil der Regenhose ist, dass sie nicht wie ein Poncho/Cape einfach unterwegs schnell übergezogen werden kann, sondern man braucht eine Sitzgelegenheit, auch wenn sich die Hose seitlich so weit öffnen lässt, dass man die Schuhe nicht auszuziehen braucht).
Keitum ist wie Kampen bekannt als Promiort mit großen teuren Ferienhäusern und edlen Cafés und Restaurants, alles aber etwas dezenter als in Kampen, Luxusboutiquen gibt es (fast) keine. Auch bekannt ist der Ort für die vielen Baumreihen entlang der Straße, insgesamt macht Keitum einen sehr idyllischen Eindruck und man kann wunderbar durch die Dorfstraßen schlendern.
Am Ortsrand liegt die St. Severin Kirche aus dem 12. Jh, eine der ältesten Kirchen in Schleswig-Holstein.
Zum Mittagessen habe ich mir das Restaurant „Kleine Küchenkate“ ausgesucht (und vorab die Speisekarte geprüft, ob zumindest ein paar Gerichte bezahlbar sind
. Ich bestelle Backfisch mit Salaten und einen Früchtetee (EUR 26,30) und kann vom Tisch aus die Aktivitäten in der offenen Küche beobachten, sicher auch gewöhnungsbedürftig so zu arbeiten. (Seht ihr den Sekt/Champagnerkühler im Hintergrund? So etwas steht in praktisch allen Restaurants der Insel herum
.
Keitum liegt an der Ostseite der Insel, also am Wattenmeer und hat einen schönen Weg direkt an diesem entlang. Auch dies ist ein Unterschied zu den Ostfriesischen Inseln, wo die Wattseite immer eine etwas stiefmütterliche Rolle hat, man kann eigentlich nur von den Deichen darauf schauen, hier auf Sylt ist das eine abwechslungsreiche Küste, die man auf Wanderwegen praktisch komplett erkunden kann. Da nach dem Essen gerade die Sonne scheint, verzichte ich auf die Innenbesichtigung der beiden nebeneinander liegenden Museen über die Geschichte der Insel und setze meine Wanderung am Watt entlang weiter in Richtung Osten fort.
Tolle Wolkenformationen gibt es über den geometrischen Gebilden im Watt zu bewundern.
Der befestigte Weg endet am Ortsrand und ich wechsle auf den Landwirtschaftsweg zwischen den Wiesen. Auch hier wird es nicht langweilig, einer der zahlreichen Autozüge fährt vorbei, auf den Wiesen weiden Rinder, auch neben bzw. um ein historisches Hügelgrab herum und Gänse(?), die dort rasten, fliegen auf, als ich vorbeigehe. Immer mal wieder regnet es, was mir immerhin einen schönen Regenbogen beschert.
Gegen 14 Uhr erreiche ich Morsum, der östlichste Ort der Insel und damit der letzte vor dem Hindenburgdamm. Morsum ist sehr ruhig, die Häuser verteilen sich über eine große Fläche und am östlichen Ortsende beginnt das Morsum Kliff, eine bis zu 20 m hohe Lehmwand, mit verschiedenen Farben, die das Alter der jeweiligen Schicht erkennen lassen. Umgeben ist das Kliff von einer Heidefläche und viel Sand. Das Gebiet ist durch viele Wege erschlossen, ich beschränke mich auf einen kleinen Rundgang, da ich heute schon wieder viele Kilometer zu Fuß unterwegs war und verschiedene Stellen an meinen Füßen wieder (trotz Schuhwechsels, ich habe eigentlich genau deshalb zwei Paar Wanderschuhe dabei) schmerzen.
Am Rand der Heidefläche liegt das Landhaus Severin, mit Restaurant, Café und Übernachtungsmöglichkeiten (sehr hochpreisig, aber sicher toll, so einsam und mit Blick auf Heide und Watt zu wohnen, ein Auto ist dann aber nötig, bis zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle ist es noch ein ganzes Stück), hier mache ich Pause mit Cappuccino und Apfelkuchen (EUR 9,70).
Dann muss ich mich nochmal aufraffen und den Weg hinunter ins Ortszentrum nehmen, ab hier gibt es Bus- und Bahnanschluss. Die nächste Verbindung ist die Bahn nach Westerland Bahnhof (die ich ja dank Deutschlandticket nehmen kann) und von dort fährt jetzt mal passend der direkte Bus nach Tinnum.
Gegen 17.30 Uhr bin ich zurück in der Fewo, wo ich endlich meine Füße hochlegen kann. Mal sehen, wie ich morgen laufen kann.
Wetter: viele, teils kräftige Regenschauer, dazwischen sonnig, ca. 16 °C
Wanderung/Strecke: Tinnum-Keitum-Morsum 20,71 km, 101 Höhenmeter