Und nochmal ein zweigeteilter Tag:
9. Tag – Donnerstag, 07.07. - 1. Teil
Heute ist leider schon wieder mein letzter voller Urlaubstag. Ich überlege, ob ich lieber zum Wandern in den Nuuksio Nationalpark fahre oder nochmal auf eine Insel. Der Nationalpark ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, mit der U-Bahn nach Espoo und dann mit dem Bus zum Nationalparkeingang, er liegt im Landesinneren und soll schöne Wanderwege mit Wald, Seen und Felshügel haben. Einige Zeit überlege ich hin und her und entscheide mich am Ende für eine Insel, das hatte ich mir schon fast gedacht, dass das das Ergebnis sein würde
, das Meer hat bei mir eben immer größere Anziehungskraft als andere Landschaften. Vorteil eines Inselbesuchs ist außerdem, dass ich dann genug Zeit davor und danach habe für ein paar letzte «Kleinigkeiten».
Inseln stehen ziemlich viele zur Auswahl, ich wähle Vallisaari, neben Soumenlinna gelegen, auch eine ehemals militärisch genutzte Insel, aber anders als Suomenlinna erst seit wenigen Jahren für Besucher zugänglich.
Nach dem Frühstück gegen 8 Uhr mache ich mich zu Fuß auf den Weg Richtung Hafen. Ich nehme nochmal den schönen Weg entlang der Töölö Bucht.
Das Gebäude der Finnischen Nationaloper habe ich mir noch gar nicht näher angeschaut, das wird nun nachgeholt. Wie die Finlandia Halle ist es ganz in weiß gehalten. Eröffnung war 1993, Architekten waren Eero Hyvämäki, Jukka Karhunen und Tapio Parkkinen. Ein sehr nüchterner Bau für eine Oper finde ich.
Weiter geht’s am Wasser entlang und bald kommt die traurigerweise verhüllte Finlandia Halle ins Blickfeld, dazu habe ich ja schon was geschrieben. Irgendwann werde ich nochmal mal nach Helsinki reisen und mir dann das Gebäude ohne Baustelle anschauen.
Auf die Finlandia Halle folgt die rosa Villa Hakasalmi aus den 1840ern, heute ein Kunstmuseum.
Daran schließt das Musiikkitalo an, das Konzerthaus von 2011 mit der markanten dunklen Skulptur am Eingang. Auch dazu habe ich schon etwas geschrieben.
Gegenüber liegt die Bibliothek Oodi, in der ich am Sonntag schon war. Da sie bereits geöffnet hat, gehe ich nochmal hinein und kann dank der frühen Stunde nun auch noch Fotos von ihrem schönen Inneren und der Terrasse machen, es sind noch fast keine Besucher da.
Auf direktem Weg gehe ich nun zum Hafen, um 10 Uhr legt das nächste Schiff nach Vallisaari ab, die Hin- und Rückfahrt kostet EUR 6,90, das Ticket kann ich an Bord kaufen. Ich setze mich aufs offene Oberdeck, nun kann ich tatsächlich noch meine dünne Windjacke, die ich jeden Tag mit dabei und noch nie gebraucht habe, nutzen, der Fahrtwind ist heute sehr frisch.
Wieder habe ich während der Überfahrt einen schönen Blick auf Dom und Häuserfassaden entlang des Hafens, auf kleine Inselchen und auf Suomenlinna, wie oben schon geschrieben, die Nachbarinsel von Vallisaari.
Um Vallisaari führt ein 3 km langer ausgeschilderter Rundweg, an den man sich auch halten muss, wie gesagt wurde die Insel militärisch genutzt, ist zwar seit ein paar Jahren für Besucher offen, abseits der markierten Wege können sich aber immer noch Minen und sonstige gefährliche militärische Überreste befinden, eine Hälfte der Insel ist noch komplett gesperrt. Die vielen Warnschilder und Beschreibungen der zunächst zivilen, dann militärischen Vergangenheit, sowie die verfallenen Überreste von Wohnhäusern und Bunkeranlagen sorgen für eine etwas unheimliche Atmosphäre, wohl auch, weil ich fast alleine bin (es war zwar noch eine ganze Reihe andere Leute auf dem Boot, aber wo die nun sind, keine Ahnung, jedenfalls nicht auf diesem Rundweg).
Ich komme an einem idyllischen See vorbei, auch hier wird ausdrücklich davor gewarnt, dort zu baden, da sich im Wasser Überreste von allerlei militärischem Material befindet, in dem man sich verfangen könnte.
Der Weg führt dann aus dem Wald heraus und unmittelbar an der Küste entlang, hier ist immer wieder Suomenlinna zu sehen und es fahren wieder die riesigen Fähren durch die Engstelle zwischen den beiden Inseln.
Die felsigen Buchten sind wieder wunderschön - zum herumklettern und sich auf einen Felsen setzen bestens geeignet.
Immer wieder gibt es erhöhte Aussichtspunkte, von denen die Blicke bis nach Helsinki und weit über das Meer reichen – einfach schön. Dazu noch Sonne, Wolken und Wind – das genieße ich nochmal ganz bewusst und ausführlich, weil morgen um diese Zeit werde ich bereits am Flughafen oder auf dem Weg dorthin sein.
Zur Mittagszeit bin ich am Ende des Rundwegs angelegt und erreiche den Hafen. Hier gibt es ein Café und ein Bistro, beide mit vielen Außensitzplätzen mit Hafen- und Meerblick und leider nur einem einzigen schattigen Bereich, der von einer größeren Gruppe belegt ist, na ja, setze ich mich halt in die Sonne, immerhin es nicht mehr so heiß wie in den ersten Urlaubstagen.
In beiden Restaurants gibt es hauptsächlich Snacks wie Hotdogs, ich entscheide mich daher für die einzig nahrhaftere Variante, Chili con carne, auch wenn das für mich eher ein Gericht für kalte Tage ist.
Als das Essen an meinen Tisch gebracht wird, bin ich daher positiv überrascht, dass es nicht viel mit dem Chili con carne wie ich es kenne zu tun hat (Hackfleisch in einer Bohnen-/Tomatensoße), sondern aus viel Reis mit Hackfleisch und knusprigen zerkleinerten Tacos besteht, das kann man auch an einem Sommertag essen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren trinke ich mal wieder ein 7up- und bin entsetzt, sobald es nicht mehr eiskalt ist, schmeckt es abartig süß, das war das letzte Mal für mich (Kosten Gericht und Getränk: EUR 16,00).
Fortsetzung folgt...