20. Oktober Offroad-Abenteuer TourHeute müssen wir früh aufstehen, um pünktlich um 8 Uhr zu frühstücken. Denn um 8:40 Uhr werden wir - wieder vorn an der Hauptstraße - für die Jeep-Tour abgeholt. So ganz klar ist nicht, wo wir warten sollen. Auf dem Bon steht Supermarkt, aber da ist nichts, was für uns wie Supermarkt ausschaut.
Egal, letztlich sind wir zu sechst, wir werden wohl auffallen. Tatsächlich kommen gegen viertel vor Neun dann zwei Geländewagen, die uns aufgabeln.
Zuerst geht es zum Treffpunkt bei einem Autohändler außerhalb Rethymno. Dort stehen dann etliche Suzuki Jimnys und ein Haufen Leute. Darunter eine Reisebusladung Franzosen. Die werden zuerst auf einige der Jimnys verteilt und fahren dann mit einem Begleitfahrzeug schon mal voraus. Dann sind wir dran, jetzt überwiegend Deutsche. Die Reiseleiterin hatte uns geraten, Defender mit Fahrer zu buchen, damit wir mehr von der Landschaft sehen. Naja, eigentlich nicht unbedingt nötig, doch Kersten hat nicht widersprochen. Wir werden dem Fahrer zugeteilt, der uns auch abgeholt hat, zusammen mit Mutter und Teenie-Tochter aus Leipzig und zwei Damen meines Alters aus Rostock. Ich habe den Mittelplatz "gewonnen", nicht ideal für Fotos unterwegs
Schließlich startet auch unser Tross: ein "Kamerateam", drei Defender und ca. zehn Jimnys. Eine ziemlich große Gruppe also. Bei unserem letzten Pauschalurlaub auf Gran Canaria haben wir etwas ähnliches mitgemacht, da waren wir nur sechs Jeeps (+KameraAuto).
Es geht Richtung Süden in die Berge, erst auf Asphalt, dann auf Feldwegen. Die genaue Route kann ich nicht nachvollziehen. Nach einer Weile kommt ein erster Stopp mit Aussicht, leider mit Gegenlicht.
ein Teil der Karawane
Die Fahrer-Innen machen uns auf Kräuter aufmerksam, die hier wild an der Böschung wachsen: Salbei, Oregano, Thymian und mehr (was ich wieder vergessen habe)
Ähnlich wie in den Cevennen (Gorges de la Jonte) herrschen hier auf Kreta gute Bedingungen für die Ansiedlung von Geiern. Die beiden Gegenden können sich jetzt streiten, wer tatsächlich die größere Population hat
Wir sehen auch ein paar kreisen, leider habe ich die Tele-Kamera nicht dabei.
Und weiter geht das Geschuckel
Wir sehen einige Ziegen und werden von einer Schafherde eingekreist (Leider keine guten Bilder). Unser Fahrer hält dann noch kurz an einem Granatapfelbaum, um aus dem Fenster heraus welche zu pflücken.
Wir haben noch nie welche gesehen, hier stehen sie am Feldrand wie bei uns manchmal Apfelbäume.
Nächster Halt mit Kaffeepause ist ein kleiner Bergort (keine Ausschilderung des Namens). Zumindest hat er ein Kafenion, ein typisch griechisches Kaffeehaus. Dort hocken ein paar ältere Männer herum, die uns freudig begrüßen. Einer davon könnte glatt in jedem Bibelfilm mitspielen, habe ihn "Moses" getauft, aber nicht gewagt ihn abzubilden.
Etliche Mittourer nutzen die Gelegenheit tatsächlich für einen Kaffee oder zumindest einen Boxenstopp. Wir wandern ein wenig umher. Ein anderer älterer Kretaner, der grad seine Wein-Pergola beschneidet, schenkt uns ein Bündel Weintrauben. Die sind ausgesprochen lecker.
Wir werden dann zum Dorfplatz geführt für einen Vortrag über Kreta.
Die Insel hat etwa 630 tausend Einwohner, 30 Millionen Olivenbäume und um die 10 Millionen Touristen jedes Jahr. Die Saison geht grob von März bis Oktober, ab November müssen die Hotelangestellten usw. bei der Olivenernte helfen. Die wird hier noch weitgehend händisch erledigt. Es werden auch Trauben angebaut, gekeltert werden nur trockene Weine. Außerdem wird aus den Tresterrückständen ein Schnaps gebraut: Tsikoudia oder auch Raki genannt. Er ist das Nationalgetränk der Kretaner und Allheilmittel
Anders als die türkische Variante oder Ouzo enthält er kein Anis.
Wir bekommen alle später noch ein Probegläschen (und dürfen natürlich auch Fläschchen im Ort gebraut kaufen)
Schmeckt Grappa ähnlich, teils recht scharf. Da ist uns der abendliche Ouzo doch lieber
Auf dem Dorfplatz steht ein großer Baum mit merkwürdigen Früchten
Johannisbrotbaum
Das Fruchtfleisch der braunen Hülsenfrüchte heißt auch Karob, wird frisch, gepresst oder auch getrocknet verwendet und hat einen Kakao ähnlichen Geschmack. Die Samenkörner haben ein konstantes Durchschnittsgewicht und wurden in der Antike als Wägeeinheit benutzt. Die Bezeichnung Karat leitet sich daraus ab.
Kreta ist seit etwa 6000 v. Chr. durchgehend besiedelt, es gibt jedoch noch ältere menschliche Spuren. Aus der Antike sind die Minoer überliefert, im Mittelalter lösten sich venizianische und osmanische Herrschaften ab. Seit 1913 zählt Kreta zu Griechenland, aber eigentlich sehen sie sich als Kretaner und nicht als Griechen.
In der ursprünglichen Bevölkerung wird die Familie groß geschrieben und groß sind diese auch. Man kennt sich nicht unbedingt persönlich, erkennt sich aber am Namen. Beerdigungen und Hochzeiten sind die Gelegenheiten, an denen die Familie zusammen kommt. Bei letzterer kommen da schon mal gut 1000 Gäste oder mehr zusammen. Wird allerdings anders gefeiert als bei uns, die Familienmitglieder helfen sich untereinander. Interessant die Tradition der Hochzeitsgeschenke: es wird nur Geld geschenkt nach strengen Regeln. Quasi sind es zinslose Darlehen, mit denen das Brautpaar dann ihr Heim baut. Und zwar oft als Ergänzung des Elternhauses. Auch daher kommen die unfertig ausschauenden Häuser.
So, jetzt haben wir viel gelernt, darauf einen Raki
Yamas!
Übrigens gilt es als Beleidigung, die Einladung zu einem Raki auszuschlagen.
Weiter geht die Fahrt durch eine Schlucht - müsste der Kotsifou Canyon sein - Richtung Meer.
Wir stoppen nochmals kurz an einem Aussichtspunkt. Leider wieder Gegenlicht
Wir schauen hier auf Plakias.
Auf der Schotterpiste links unten im Bild fahren wir hinunter in den Ort zum Strand.
Fortsetzung folgt...