14. Juni Rund um KullabergDer Morgen begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel, die Temperaturen sind noch nicht ganz so sommerlich. Ist uns recht, denn wir wollen die Wanderschuhe schnüren.
An der Spitze der Halbinsel liegt das Naturreservat Kullaberg, ein Felsrücken, der durch Risse in der Erdkruste entstanden ist. Er besteht hauptsächlich aus Gneis, teilweise mit Quarzkristallen und Glimmern versetzt. Die höchsten Punkte liegen etwa 180 m hoch. Durch weitere Verwerfungen und insbesondere durch Erosion durch die Brandung entstand eine zerklüftete Küste. Ursprünglich war der Felsen wahrscheinlich bewaldet, erste Karten aus 1700 zeigen ihn weitgehend kahl. Man vermutet, dass der Wald im Zuge der Bewirtschaftung seit 1500 gerodet wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde wieder aufgeforstet. Kullaberg ist ein Schauplatz im Buch
Nils Holgerssons Reise mit den Wildgänsen Dort erlebt der das alljährliche Treffen aller Tiere zu friedlichen Spielen und Tänzen.
Die grasgrüne Freifläche ist übrigens ein Golfplatz
Auf dem Weg dorthin legen wir zwei kurze Fotostopps ein : zum einen Blick zu einer alten Windmühle
per Tele
Zum anderen beim Krapperups Slott, Skånes ältestem Rittergut . Laut WoMo-Reiseführer kann das nicht besichtigt werden. Wir wundern uns, warum dann so viele Schulklassen hier zu sein scheinen?
Außerdem schaut das nicht ganz so aus, wie auf dem
Bild im Buch. Spätere Recherchen ergeben das war die Rückseite, zu der wir uns nicht hin getraut haben, weil es ja angeblich Privatgrund sein sollte. Tatsächlich kann der Park aber begangen werden.
Wir düsen mit dem Roller bis fast zur Spitze zum Parkplatz beim Naturum (=Besuchercenter). Hier ist es recht windig. Erster Anlaufpunkt ist der Leuchtturm, der auf einer Klippe rund 78,5 m über dem Meer steht.
Kullens Fyr
wurde 1900 gebaut und gilt als der lichtstärkste in Skandinavien. Bereits 1500 gab es hier ein Leuchtfeuer, damals ein hängender Eisenkorb, in dem Holz oder Kohle verfeuert wurde.
Wir stiefeln dann einen Pfad hinunter zum Fuß der Klippen.
Oben stand irgendwas wie "zu den Bootstouren", laut Karte wäre da der Paradishamn (Hamn=Hafen). Also ich meine, hier könnten höchstens Kajaks anlegen, vielleicht waren wir auch an der falschen Stelle.
Wir stoßen auf eine Art Beobachtungsterrasse, dort sind Bilder von den eventuell zu sichtenden Tieren.
Die schwedische Bezeichung finde ich so putzig wir die Tiere
, gesehen haben wir leider keine.
Wir kommen zum kleinen Bruder des Leuchtturms
Dort hocken wir uns auf einen Felsen und schauen ein wenig der Brandung zu.
Wer scharf hinschaut, sieht am Horizont Dänemark
Hier kommen wir nicht weiter, also müssen wir wieder 78 m hinauf. Oben gibt es dann markierte Wanderwege: rot an der Südseite, blau an der Nordseite, gelb für Querwege. So kann man unterschiedlich lange Loops gehen.
Wir folgen dem roten Pfad und stoßen schon bald auf einen Abstecher zu einer der mehr als 20 Höhlen. Per Boot sind sie alle erreichbar, per Pedes nur wenige. Der Abstieg hier sieht kaum Knöchel freundlich aus, den sparen wir uns. Als nächstes folgt der Aussichtspunkt Åkersberg.
Im Prinzip verläuft der Weg oberhalb der Klippen, trotzdem geht es auf und ab; mal auf Erde oder Wiese, mal auch steiniger. Wir kommen durch Weideland
Die sind ja noch niedlich
die schon eher respekteinflößend, jedoch friedlich
Laut Karte sollen wir an einem Moor, Kulla Mosse, vorbei kommen. Das ist aber nicht als solches zu erkennen
Dafür sehen wir zwei Radar- bzw. Funktürme.
Ein grüner Pfosten - sollte der den Kullaberg, also den höchsten Punkt markieren? - bringt uns kurzfristig vom Weg ab. Von dem aus folgen wir nämlich einem Trampelpfad, der etwas schwieriger wird, da muss ich mein Vierrad einschalten. Dann scheint es noch schlimmer und steiler zu werden, da kehren wir lieber um. Ein Stückchen vor dem Pfosten hatten wir einen der Querabzweige gesehen, den müssen wir nun wohl nehmen. Kaum zehn Schritte vom Pfahl entfernt finden wir dann die rote Markierung für den richtigen Weg
Blick nach Osten
Als Zwischenziel haben wir uns Ransvik ausgeguckt, dort soll es auch ein Cafe geben. Ransvik ist eine Badestelle mit Geschichte: um 1905 herum badeten dort Männer und Frauen erstmals in Schweden gemeinsam! Das war die "Sünde von Mölle" einfach skandalös
Das Cafe schaut nett aus, ist aber leider geschlossen
Von hier aus nehmen wir die Straße als Querverbindung, heißt erstmal bergauf
Immerhin leichter zu gehen als steinige Wege. Darum folgen wir der auch bis zum Parkplatz des Golfclubs, denn die blaue Route soll anspruchsvoller sein. Wir können noch einen Blick durch eine Klippenspalte werfen
und auf den Abgang zur Visitgrottan
der mir auch zu anstrengend aussieht, besonders da die Knöchel jetzt anfangen zu mucken.
Interessiert hätten mich die Höhlen schon, beim momentanen Fitnessstand wäre dafür ein zweiter Tag nötig gewesen. Gern hätte ich die Republik Ladonien (
Geschichte hier) mit ihren Bauten aus Treibholz gesehen. Da sie jedoch schwer zu finden und zu erwandern sein soll, hatte ich einen Besuch von vornherein ausgeschlossen.
Mit dem Roller fahren wir nach Mölle, dem Ort am Ostende des Kullabergs, und parken am Hafen. Touristen kamen schon früh in das Seebad, vielleicht auch wegen des Gemischtbadens.
1907 kam sogar Kaiser Wilhelm II. zu Besuch und ab 1910 fuhr einmal wöchtenlich ein Direktzug von Berlin nach Mölle.
Blick vom Hafen aus
Nicht nur wir wundern uns, warum das solch ein berühmtes Seebad war (ist?). Schließlich ist hier nichts, was nach einem netten Strand aussieht. Eine Einheimische erklärt, dass Strand damals wohl nicht wichtig war. Man logierte vornehm, stieg ab und an ins Wasser und flanierte am Ufer.
Momentan ist hier aber noch tote Hose
Grad so eben ist ein Kiosk offen, der Eis und Getränke verkauft. Also halten wir uns nicht lange auf. Auf dem Heimweg halten wir noch beim "Last grocery before Kullaberg" und kaufen Abendessen und Baguette für morgen ein. Höganäs selbst las sich auch interessant; ua viele Keramikwerkstätten und eine Markthalle. Doch wir sind zu ko um nochmals zu halten. Wäre wahrscheinlich eh schon alles geschlossen.
Wie gestern wird es schnell kühl, das Abendprogramm findet drinnen statt.
PS: Wir haben eine Kommode Kullen im Treppenhaus, hat einer von euch einen Kullaberg Arbeitsplatz