6.Tag – Do 14.4.2022Für heute haben wir zwei der spektakulärsten Küstenlandschaften Britanniens auf dem Programm.
Pedn Vounder Beach den wir an diesem Morgen als erstes einen Besuch abstatten, ist sicher absolut außergewöhnlich.
Vor allem bei Ebbe wie jetzt, kann man den von dramatischen Felsblöcken eingerahmten Strand und das türkis-grüne Meer besonders gut bewundern.
Zum Strand hinab zu kommen ist tricky. Dazu ist eine Klettereinlage nötig und das Timing mit Ebbe und Flut muss perfekt sein...
... die herannahende Flut kann schnell überraschen und den Weg zurück abschneiden.
Wir belassen es bei dem Blick von oben und wandern ein Stück entlang den Pfaden oberhalb der Küste, was für wunderbare Eindrücke sorgt.
Das Pedn Vounder Beach nicht nur bei uns Begeisterung auslöst zeigt
ein Ranking der 50 besten Strände der Welt, die diesen Strand sogar auf Platz 22 führt, übrigens vor Traumstränden aus Hawaii, Sri Lanka, Brasilien oder Kenya.
In der Ferne erkennt man das bekannte Minack Theatre, ein einzigartiges Freilichttheater in dem Shakespeare mit Blick auf diese herrliche Küste gespielt wird.
Wir kehren zum Parkplatz zurück, trinken nebenan einen Kaffee, fahren danach weiter nach Westen und halten kurz am Gwennep Head Beach, ...
... einem ehemaligen Piratenversteck mit Loch im Fels.
Und wohin geht es jetzt?
Wie wäre es mit dem Ende der Welt?
Zumindest der Englischen …
Es gibt Orte, an denen kommt man auf einer Süd-England Reise kaum vorbei – selbst wenn man weiß, dass der Ort selbst nicht weiter aussergewöhnlich ist.
Land’s End ist so ein Ort. Nach Land’s End kommt man nicht, weil die Klippen hier besonders dramatisch und atemberaubend sind (wobei die Küste hier durchaus schön ist), oder weil die grüne Hügellandschaft im Hinterland besonders idyllisch ist. Man kommt auch nicht hierher, weil man sich beste Unterhaltung vom Besucherzentrum erwartet (eher nervige Touri-Shops). Land’s End ist ein symbolischer Ort: das westliche Ende des britischen Festlands. Schon im Namen schwingt etwas mit, das nach Fernweh klingt. Es ist ein Wendepunkt, ein Wegmarker, ein Ausgangs- oder ein Endpunkt.
Land’s End ist der Anfang bzw. das Ende einer der größten Herausforderungen auf Großbritanniens: der Wanderung von Land’s End bis John o’ Groats. „Von Land’s End bis John o’ Groats“ ist auf der Insel inzwischen zum geflügelten Wort geworden und wird immer dann verwendet, wenn man von großen Entfernungen spricht. Knapp 1400 Kilometer liegen zwischen den beiden Punkten, die so weit von einander entfernt sind, wie keine zwei anderen Punkte auf dem britischen Festland. Wer von Land’s End nach John o’Groats wandert oder fährt, der durchquert Großbritannien komplett: vom südwestlichsten Punkt Englands zum nordöstlichsten Punkt Schottlands.
Jährlich stellen sich Tausende dieser Herausforderung, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder auf Inline-Skates, auf dem Skateboard oder im Rollstuhl. Die Idee hinter Land’s End inspiriert die Menschen zu den merkwürdigsten Aktionen. Seit Barbara Moore 1960 als Erste die Strecke zwischen John o’Groats und Land’s End zurückgelegt hat, schob beispielsweise eine Gruppe junger Männer eine Badewanne quer über die Insel und ein Golfspieler legte die Strecke zurück, während er Golfbälle spielte und erhielt anschließend einen Eintrag im Guiness-Buch für die längste Distanz zum Loch. Im Rollstuhl wurde die Strecke einmal in 7 Tagen und 5 Stunden zurückgelegt. Wer das alles als verrückt erachtet hat Britannien noch nicht verstanden…
Trotz dieser Bedeutung dieses Ortes für die Briten hätten wir das schlichtweg ignoriert, ...
... wäre nicht hier auch die Küste wirklich einen Besuch wert.
Absoluter Blickfang und eine der meist fotografierten Ikonen an der Britischen Küste ist der Enys Dodman Rock – ein Fels im Meer durch den die Brandung ein Loch gearbeitet hat.
Mit diesem Blick sollte man sich aber nicht zufriedengeben, sondern dem Küstenpfad noch ein Stück nach Südosten folgen.
Dann erklimmt man eine kleine Anhöhe, von der man einen herrlichen, von balancierenden Felsbrocken gerahmten Blick auf die Küste im Südwesten Cornwalls geschenkt bekommt.
Die Tanknadel unseres Opel Astras nähert sich dem Nullpunkt. Dummerweise gibt es hier in der Umgebung keine großen Orte. Mit Hilfe von Google und der Befragung von Einheimischen bekommen wir schließlich gerade noch rechtzeitig (5 Minuten bevor die Tanke Feierabend macht) eine frische Füllung Diesel bevor der Tank leer ist. Der neue Treibstoff treibt auch uns an, ein paar Kilometer nach Norden, zur Botallack Mine zu fahren, immerhin (wohl auch aufgrund ihrer Lage) UNESCO Welterbe.
Die Straße windet sich nahe der Küste durch die hügelige Landschaft. Wie wir bereits in vielen Regionen Cornwalls registrieren konnten, wurde auch hier Kupfer und Zinn abgebaut. Die Ruinen der Bergbauunternehmen, zeugen bis heute davon. Im Ort Botallack biegen wir auf eine schmale Straße Richtung Küste ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in der Region Zinn, Kupfer und Arsen abgebaut. Im ehemalige Bergbaurevier St Just hat man zwischen 1720 und 1914 unter Tage nach den Mineralien gegraben. In den 300 Jahren Bergbau entstanden hier viele Minen und Schächte.
Vom Count House gehen wir den Fußweg ein Stück weit die Küste lang. Überall sehen wir Mauern, die zu den Bergwerkshäusern gehörten.
Botallack produzierte 14.500 Tonnen Zinn, 20.000 Tonnen Kupfererz und 1.500 Tonnen raffiniertes Arsen. Gearbeitet wurde in 570 Metern Tiefe. Dort führte der Schacht dann etwa 600 Meter horizontal unter dem Meeresboden weiter. Eine unglaubliche, nicht ungefährliche Leistung von Erbauern und Bergleuten. Als 1895 die Preise für Kupfer und Zinn abstürzten, wurde das Bergwerk geschlossen.
Die Maschinenhäuser scheinen in den Felsen zu hängen
Für die letzte Station dieses Tages bleiben wir an der Küste, trotzdem kann man von Kontrastprogramm sprechen – wir fahren nach St Ives.
Es ist das Licht, heißt es stets, dass aus einem abgelegenen Fischerdorf in Cornwalls Westen eine der bekanntesten Künstlerkolonien der Welt machte. Das Licht umspült St Ives von gleich drei Seiten; der offene Atlantik spiegelt es auf die Halbinsel, mit türkisfarbener Ruhe oder mit weiß schäumender Kraft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand die Stadt als Künstlerkolonie und ist nach wie vor ein Zentrum für Kunst, in der es sogar einen Ableger der Berühmten Tate Gallery gibt und natürlich eines der Zentren des Tourismus in Cornwall.
Am Hafen gibt es praktisch keine Parkmöglichkeiten – so parken wir auf einem Großparkplatz oberhalb des 11.000 Einwohnerortes und laufen durch die Häusergassen ...
... hinab zur Altstadt und dem Hafen.
Im Sea Food Cafe ergattern wir nach einigen Überredungskünsten dann doch noch einen Platz zum Abendessen (dieses Problem zieht sich irgendwie durch diese Reise – ohne Tischreservierung scheint es derzeit schwierig einen Platz zu bekommen). Mit St Ives sind wir etwas zwiegespalten. Der Ort und seine Lage sind sehr sehr schön, allerdings gibt es für unseren Geschmack zu viele Billigläden und auch das Publikum das man hier antrifft ist teilweise etwas schräg (freundlich ausgedrückt) und nicht typisch für den Rest der Region. Am besten selbst hinfahren und sich ein Bild machen.
Übernachtung: Apartment Trecarrack Road 45, Camborne (nähe Redruth), Cornwall -
Bewertung: 10/10, perfekt – alles was man braucht und riesig groß, Küche, Preis 102 €