Tag 5 – Die Chinyero Runde oder Hänsel und Gretel Ilona und Heiko verirrten sich im WaldWie gerne würde ich jetzt mit "Es war einmal ..." beginnen, doch dies ist kein Märchen
.
Der Tag begann sehr vielversprechend, denn ein Blick in die Berge zeigte den Teide wolkenfrei
. Da stand der Wanderung doch nichts im Wege!?
Heiko ging kurz zum Supermarkt in der Nähe und holte frische Brötchen. Wir frühstückten und belegten zwei Brötchen zum Mitnehmen. Dank der Spülmaschine war die Küche schnell sauber und wir startklar. Jesus bestätigte noch einmal den Klempnertermin um 16 Uhr und niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, wie aufregend dieser Tag verlaufen würde.
Wir wollten die Chinyero Runde, die wir am Vortag wegen der Wolken abgebrochen hatten, von der anderen Seite (Rother Wanderung Nr. 18) angehen. Dazu mussten wir die serpentinenreiche Strecke nach Santiago del Teide fahren und von dort aus ging es kurvenreich weiter.
Von der Landstraße aus führt eine Dirtroad 2,2 km bis zum Parkplatz des Freizeitgeländes Las Arenas Negras.
Von dort starteten wir die Wanderung zum Vulkan Chinyero.
Die Bäume sind mit Spanischem Moos behangen. Dieses Feenhaar und auch der Nebel des Grauens machten das Ganze mystisch, denn leider hatte sich das Wolkenband zwischenzeitlich schon wieder auf 1400 m festgesetzt.
Der Vulkan Carachico zeigte sich kurz.
Wir überquerten eine Wasserleitung, die dort überwiegend einbetoniert ist.
Der von Steinen eingefasste Weg führt gemächlich nach oben.
Wenn nur die doofen Wolken die Sicht nicht so getrübt hätten. Bei Sonnenschein muss die schwarze Lavalandschaft ein Traum sein.
Am Abzweig trafen wir auf ein schwäbisches Ehepaar und tauschten unsere bisherigen Erlebnisse aus. Danach trennten sich unsere Wege am großen Lavafeld.
Der Vulkan Chinyero ließ sich kurz blicken.
Pünktlich zur Vesperpause schaffte es die Sonne doch noch.
Das Ehepaar stieß zum zweiten Mal zu uns und wir genossen ein paar Minuten den sonnigen Ausblick. Der Vulkan darf übrigens nicht bestiegen werden. Wir Wanderpaare setzten die Runde in entgegengesetzter Richtung fort.
Noch einmal zeigte sich der Garachico unverhüllt.
Am nächsten Abzweig trafen wir zum dritten Mal auf das Ehepaar. Sie hatten die Wanderung entgegen dem Uhrzeigersinn begonnen, aber das gleiche Tempo wie wir drauf. Obwohl es immer nebliger wurde, trennten sich ein letztes Mal unsere Wege. Das war ein Fehler, wie sich kurze Zeit später herausstellte.
Wir gingen in Richtung Tal. Mittlerweile regnete es und die Sicht betrug nur wenige Meter. Beim Überqueren der Wasserleitung sahen wir nur ein Schild in Richtung San Jose de los Llanos. Das war die falsche Richtung, doch laut Karte sollte bald der Abzweig zum Parkplatz kommen. Der muss allerdings oben bei der Wasserleitung gewesen sein. Keine Ahnung, denn wir haben im dichten Nebel keinen gesehen
.
Wir überholten eine spanische Wandergruppe und an der Gedenkstätte zu Ehren sämtlicher verirrter Wanderer
half auch ein Ave Maria nicht, denn wir hatten uns verlaufen. Nach oben war es zu weit, also folgten wir dem nächsten Forstweg. Panik machte sich bei mir breit, denn es war schon nach 14 Uhr und der Klempner auf 16 Uhr bestellt. Ja
, selbst im Urlaub lege ich großen Wert auf Pünktlichkeit.
Auf einmal standen wir an der Bundesstraße. Es regnete, wir hatten kein Mobilnetz und keine Ahnung, wie weit wir vom Abzweig zur Dirtroad entfernt sind. Wir gingen in die gefühlt richtige Richtung. Ein paar Autos fuhren vorüber, doch keiner scherte sich um die zwei begossenen Pudel. Ich winkte ein paar Mal und wurde noch angehupt. Dann kam ein Auto mit einem gutherzigen, spanischen Ehepaar und die hatten Mitleid. Die Frau schaute in Maps nach dem Waldparkplatz und die beiden luden uns in ihr super sauberes Fahrzeug ein. Wir waren dankbar, aber auch gleichzeitig beschämt, als wir mit unseren nassen, verschlammten Wanderschuhen in ihr Auto stiegen.
Bis zum Abzweig waren es ein paar Kilometer. An der Dirtroad zögerte der Fahrer und wir baten ihn, uns aussteigen zu lassen. Die 2,2 km zum Parkplatz sind nicht mehr der Rede wert. Wir dankten dem Ehepaar recht herzlich und verabschiedeten uns. Mittlerweile hatte ich wieder ein Mobilnetz und kontaktierte Jesus. Er schrieb "don’t worry", wir sollten uns keinen Stress machen.
Der Weg führt aufwärts und nach einem Kilometer erreichten wir eine Steinhütte mit einer Bank davor. Heiko sagte, dass ich hier mit den Rucksäcken warten soll und er das Auto holt. Gesagt, getan und schon joggte er davon. Nach einigen Minuten kamen drei deutsche Wanderer vorbei. Sie hatten ihr Fahrzeug unten am Abzweig abgestellt und sich nicht getraut, die Dirtroad zu fahren. Wir unterhielten uns eine Weile. Der Mann empfahl mir die Installation der App Routes, die ihn noch nie im Stich gelassen hat. Sie gingen dann weiter und 10 Minuten später kam Heiko angefahren.
Mittlerweile war es 15:20 Uhr. So schnell es die kurvenreiche Strecke und die Mietwagenfahrer vor uns zuließen, fuhren wir zum Appartement zurück. Punkt 16 Uhr
waren wir da und der Klempner traf 5 Minuten später auf seinem Roller ein. Er behob die Verstopfung recht schnell und wir machten uns auf den kurzen Fußweg zur Playa de la Arena.
Ich stieß bei den Reisevorbereitungen auf ein Buch mit dem Titel
111 Orte auf Teneriffa, die man gesehen haben muss und die Playa ist die Nr. 87.
Felsformationen wie aus einer anderen Welt steht als Untertitel darunter und die mussten wir einfach sehen.
Das schwarze, grob gezackte Lavagestein türmt sich nur 500 m vom Appartement entfernt am Atlantik auf, der mit voller Wucht an die Felsen donnert.
Bei starkem Wellengang schwappt das Wasser darüber und es bilden sich kleine Naturbecken.
Es war so erholsam, dem Spiel der Wellen zuzuschauen und die Aufregung vom frühen Nachmittag schnell vergessen.
Am Abend gingen wir zum Italiener essen. Das Essen im Restaurante Martini war solala und abgezockt wurden wir auch. Uns wurde der Fang des Tages mit Gemüse (ohne Preisangabe) empfohlen. Die Portion Fisch war mini, aber der Preis maxi. Statt einem Dessert haben wir uns eine Pizza geteilt. Der Kellner machte kurz große Augen, doch er verschwand schnell wieder hinter der Theke, um sich einen Grappa nach dem anderen in den Schlund zu kippen, den wir indirekt mitbezahlt haben. Kurzum: Ein komischer Laden und nicht zu empfehlen oder gehe in Spanien nicht zum Italiener.
Am Abend zappten wir kurz durch die Netflix-Kanäle, aber die Müdigkeit ließ uns bald die Augen zufallen. Ich glaube, das war unser aufregendster Urlaubstag.