Hallo Susan, freut mich, dass du nun auch dabei bist. Zum Walknochenzaun - hätte ich das nicht vorher im Reiseführer gelesen, wäre ich auch von Holz ausgegangen, auch bei näherem Hinsehen sah es wie Holz aus.
4. Tag – Donnerstag, 23.09. - SturmtagFür heute ist Sturm mit Orkanböen vorhergesagt, da lass ich es morgens etwas langsamer angehen, nach dem Frühstück erledige ich ein paar Einkäufe bei Edeka und Rossmann.
Dann möchte ich einen Blick aufs Meer werfen und anschließend ins Aquarium. Der Wind ist innerorts noch ziemlich erträglich, die letzten Meter bis zur Strandpromenade durch die Häuserschlucht (siehe die Bilder vom Leuchtturm von oben) sind dann aber kaum zu bewältigen, ich gehe zum Teil rückwärts, damit ich überhaupt vorankomme. Auf der Strandpromenade ist es dann wieder angenehmer, nun ist allerdings der Sand das Problem. Der wird durch den Sturm durch die Luft geweht und dringt in alle Ritzen ein, bleibt auf der Haut kleben und im Mund knirscht es nur noch – so etwas habe ich noch nie erlebt.
Meine Kamera und das Objektiv sind zwar abgedichtet, aber da ist mir die Gefahr, dass trotzdem Sand eindringt, zu groß. Daher mache ich nur schnell ein paar Fotos vom schäumenden Meer und dann geht’s für die Kamera bis heute Abend in den Rucksack.
Wie befürchtet, haben sich im Aquarium (EUR 4,50 und Angabe der Kontaktdaten) alle Kleinkinder der Insel versammelt (na ja sind nur vier oder fünf
, aber das Aquarium ist klein), der Besuch hat sich aber trotzdem gelohnt, in den Becken schwimmen Meereslebewesen, die in der Nordsee heimisch sind und das sind mehr, davon viele erstaunlich farbenfroh, als ich in diesem kalten Wasser erwartet hätte.
Nach dem Aquarium Besuch kämpfe ich mich durch den Sturm und Sand zurück in den Ort, klar, alle Touristen, die nicht im Aquarium sind, sind in der Innenstadt. Auf Shoppen habe ich keine Lust, es ist aber bereits 12 Uhr, so dass ich mir ein Restaurant zum Mittagessen suche. Die Wahl fällt auf den „Pferdestall“, dort gilt im Innenraum die 2 G Regel, zum allerersten Mal kommt meine CovPass App zum Einsatz.
Es gibt Rooibos Tee und einen warmen Linsen-Karottensalat (EUR 17,00). Danach gehe ich zurück in die Wohnung, mache den Abwasch und schreibe schon mal alle Postkarten, dann ist das erledigt.
Gegen 15 Uhr bringe ich die Postkarten zur Post und gehe am Schalter der Fährgesellschaft vorbei. Auf der Homepage der Fährgesellschaft hatte ich entdeckt, dass in den letzten Tagen mehrfach die Vormittagsfähre bzw. Katamaran, den ich für meinen Abreisetag gebucht habe, ausgefallen ist, daher möchte ich nachfragen, ob absehbar ist, ob das dann wieder passiert. Leider kann man dazu keine Auskunft geben, ich würde aber per Mail benachrichtigt und könne dann mit meiner Fahrkarte die Fähre vor oder nach der eigentlich gebuchten nehmen. Na, dann drücke ich mir mal die Daumen, dass es gut geht.
Für den restlichen Nachmittag bietet sich der Besuch des Heimatmuseums (EUR 5,00 und Angabe der Kontaktdaten) an. Dieses wird von einem Borkumer Verein betreut, man kann in einem ehemaligen Wohnhaus viele Gegenstände aus der Geschichte der Insel anschauen. Neben alten Trachten, Möbeln und Alltagsgegenständen ist eine Ausstellung zur Vermessung des Meeresbodens mit den im Lauf der Jahrzehnte immer besser werdenden Instrumenten interessant, das riesige Skelett eines Pottwals (1998 vor der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt gestrandet) ist zu sehen, ebenso Skelette kleinerer Wale.
Die Geschichte des Walfangs auf der Insel wird ausführlich dargestellt, ganz entsprechend der großen Bedeutung, die dieser für Borkum hatte. Im 18. Jh. kamen viele Einwohner zu einem relativen Wohlstand, den sie durch das Anheuern auf Walfangschiffen (bzw. wohl auch Ausfahrten mit eigenen Schiffen) erlangten, bezahlt allerdings mit der monatelangen Trennung von der Familie (die Wale wurden vor Grönland oder Spitzbergen gejagt, die Schiffe liefen im April aus und kehrten erst in den Herbstmonaten zurück) und vielen tödlichen Unfällen. Die Walfängerzeit endete für Borkum Ende des 18. Jh., während des Englisch-Niederländischen Seekriegs gerieten alle Borkumer Walfänger 1782 in Gefangenschaft und wurden ohne ihre Schiffe entlassen, darüber hinaus gingen ausgerechnet im selben Jahr auch noch 3 Borkumer Schiffe unter. Auch wenn nun eine Zeit der Armut begann, wollte niemand mehr zum Walfang aufbrechen, zumal sich nun auch schon die Anzahl der Wale aufgrund der Jagd auf sie stark reduzierte und die Walfangfahrten dadurch immer weniger profitabel wurden.
Und, eher unbekannt, die Wiege der Raumfahrt befindet sich auf Borkum, es ist ein Nachbau einer der beiden Raketen ausgestellt, die Wernher von Braun 1934 hier auf der Insel in den Himmel schoss.
Nach dem Museumsbesuch hätte ich gerne Kaffee und Kuchen, das gestaltet sich etwas schwierig, da aufgrund des Wetters so ziemlich alle Touristen genau den gleichen Wunsch haben. Fündig werde ich dann schließlich an der Strandpromenade in «Ria’s Beachhouse», sehr modern mit direktem Blick auf Strand und Meer, auf dem nun einige Kitesurfer unterwegs sind und einem Cappuccino und einer Mohntorte für mich.
Viertel nach fünf bin ich zurück in der Wohnung.
Natürlich gehe ich auch heute gegen 19 Uhr zum Sonnenuntergang nochmal an den Strand. Es gibt es eine recht nette Lichtstimmung zu bewundern, die Kitesurfer sind immer noch unterwegs und drehen ihr Runden. Einen Regenschauer warte ich in einer Wandnische der Promenadenbebauung ab, dann ist es schon dämmrig genug, dass die Beleuchtung des Musikpavillons angeschaltet wird.
Strecke: heute nicht gemessen
Wetter: starker Sturm, kurze Regenschauer, ca. 17 °C