Samstag 17. Juli 2021Heute hat bei uns um 8 Uhr der Wecker gerappelt, diesmal habe ich die Lüftungsanlage erst ausgeschaltet bevor wir ins Bett gegangen sind. Gestern ist es spät geworden also schätze ich mal die "Nachtruhe" der Lüftung hat eine Dauer von 9 Stunden, sie hat mich diesmal nicht geweckt.
Draußen war es bewölkt und geradeso warm genug dass man draußen frühstücken konnte, es war aber schönes Wetter prognostiziert. Beim Frühstück habe ich am iPad Zeitung gelesen - Nachrichten über die Überflutungskatastrophe. Im Urlaub schauen wir nur unregelmäßig bis gar nicht die Nachrichten, aber das hat mich wirklich beschäftigt. Schlimm genug wenn man sich vorstellt dass ein Haus unbewohnbar ist nach so einer Flut, aber im Erdgeschoss ertrinken? Unvorstellbar! Wir waren heilfroh dass wir nicht in dieser Gegend Urlaub gemacht haben. Mein Bruder hat mir später von einem Hotel im Ahrtal erzählt wo er mal bei einer Radtour übernachtet hat, das ist jetzt komplett verwüstet. Man muss im Leben auch Glück haben...
Um 10 Uhr war es dann sonnig. Für heute stand eine Radtour um die Müritz (einem der vielen Seen) auf dem Plan. Um die Strecke etwas zu verkürzen sind ein wir einen Teil davon mit dem Boot gefahren. Darum sind wir nun zunächst nach Klink geradelt (südlich von Waren), die Tickets hatten wir gestern vorbestellt, vor allem weil wir uns nicht sicher waren ob die Boote in diesen Coronazeiten überhaupt nach Fahrplan fahren. War aber gar kein Problem, die Schiffe fahren alle, um 11 Uhr ging es los
die Strandpromenade von Klink
Oberhalb der Anlegestelle steht dieses Luxushotel. Es ist eine ehemalige Industriellenvilla und als Vorlage diente eines der Loireschlösser (das hat man uns später am Schiff erzählt)
auf solch einem Schiff waren wir dann eine Stunde unterwegs, wir saßen natürlich oben in der Sonne, es war Traumwetter! Ein Mann hat Getränke gebracht und dazwischen etwas über die Müritz und die Umgebung erzählt- wie man das von Ausflugsschiffen kennt. Für eine Stunde fand ich das okay, einen ganzen Tag auf einem Boot auf See zu verbringen kann ich mir aber gar nicht vorstellen, viel mehr als Wasser und eine entfernte Küstenlinie sieht man nicht, außer sitzen kann man auch nix machen, wie das Urlaub sein soll ist mir schleierhaft. Es waren aber etliche Boote unterwegs, auch in dem Hafen bei Waren wo wir gestern zu Abend gessen haben lagen viele kleine Schiffe. Ich stelle mir das enger vor als ein einem Wohnwagen, also für uns ist das nix
das ist so ein Boot/Schiff wie man sie ganz viel gesehen hat
Röbel kommt in Sicht
Bootshäuser von Röbel
Röbel ist ein schöner Ort mit lauter alten Klinkerhäusern. Leider habe ich gar keine Fotos gemacht. Vom Ort her hat mir Röbel besser gefallen als Waren (es liegt aber nicht so günstig zum Nationalpark), lauter kleine Strassen mit kleinen Geschäften und Restaurants und hier waren richtig viele Leute unterwegs.
Josef hatte eine Radtour aufs Garmin geladen, es gibt einen Radweg um die Müritz, der war aber oft gar nicht einfach zu finden, ohne GPS wären wir aufgeschmissen gewesen und selbst mit Garmin haben wir uns ein paar Mal verfahren und mußten umkehren. Zunächst mußten wir den Weg nach Ludorf finden was die erste unklare Stelle war, da hat uns eine Einheimische weitergeholfen. Von da war es erstmal einfach zu fahren, der Weg war meistens geteert und ging sehr schön an Feldern entlang
Der nächste Ort auf der Strecke war Zielow, hier die Dorfkirche von Zielow:
es ging abwechselnd bergauf und bergab, ich war sehr froh über mein Elektrorad. Und immer wieder Hinweisschilder auf Ferienhäuser, der Landferienhof Müritzufer in Zielow hat mir besonders gut gefallen:
Das nächste Ziel war Vipperow, hier haben wir Rast gemacht. Josef hatte die Route rausgesucht und ich gestern die Raststationen. Die Fischbude in Vipperow an diesem Minihafen hätten wir ohne diese Planung nicht gefunden. Kurz vor 14 Uhr waren wir dort
Es war super idyllisch hier und wir haben uns mit Fischbrötchen und gekühlten Getränken in den Garten gesetzt
weiter ging es durch die Örtchen Vietzen und Rechlin und dann ein längeres Stück Weg nach Boek.
irgendwo auf dieser Strecke sind wir auf diesen Schleppkahn gestoßen der aus der Müritz geborgen und hier wieder aufgebaut worden ist. Er wurde ungefähr 1890 gebaut und beförderte Kies und Sand. 1945 wurde er von Granatsplittern getroffen und sank. Er ist 40 Meter lang und 4,6 Meter breit
Kultur gibts hier auch, Schlager sind aber gar nicht unser Geschmack. Wir sind mal im Ruhrgebiet zufällig in eine ähnliche Openairveranstaltung geraten, das Plakat hat uns beide spontan daran erinnert (so wie man sich an einen schlechten Gruselfilm erinnert "Noch lange nicht Schluß mit lustig"
)
In Boek angekommen war die dortige Kirche (als einzige auf unserer Route) geöffnet, eine Organist probte gerade für ein Orgelkonzert am Abend, wir haben uns ein paar Minuten ausgeruht und zugehört.
Die St. Johanniskirche wurde 1847 eingeweiht, die vorige war zehn Jahre vorher abgebrannt. In der DDR-Zeit war sie am verfallen, wurde nach der Wende von einem Förderverein renoviert und wird jetzt für Konzerte und Austellungen genutzt.
wir sind ins benachbarte Kutschercafé eingekehrt, es war jetzt 4 Uhr genau die richtige Zeit für Kaffee und Kuchen und mir tat schon der Hintern weh.
Auch hier war im Biergarten wieder reichlich freier Platz. Es gab einen mehlfreien Käsekuchen mit wenig Zucker und Heidelbeeren, perfekt für mich und einfach köstlich. Es fällt mir jedesmal auf wenn ich im ehemaligen Ostdeutschland bin dass die Kuchen besser schmecken weil sie nicht übersüßt sind.
die namensgebenden alten Kutschen:
In Boek beginnt der Müritz Nationalpark und leider ist die Wegbeschilderung wieder sehr schlecht. Wir haben uns erst mal verfahren, haben dann aber eine Stichstrasse gefunden zur geplanten Route. An zwei Aussichtstürmen waren heute leider keinerlei Tiere zu sehen aber schöne Landschaft:
irgendwo im Nationalpark, die Sonne schimmert auf einen Moorsee
und schließlich haben wir den Schwarzenhof erreicht, hier gab es einen kleinen Imbiss "Üdi's Rastplatz" wo wir noch mal was getrunken haben, es war immer noch total heiß. Und ich war ziemlich fertig.
Ab da war der Weg dann aber ganz einfach: eine Art Fahrradschnellstraße, breit und geteert und schnurgeradeaus und leicht bergab nach Waren
So gegen 19 Uhr kamen wir in Waren an und haben uns am Hafen ins Café und Restaurant Leddermann gesetzt, es war noch volle Sonne und man hatte da einen sehr schönen Blick auf den Hafen
mit einem Glas Weißwein und einer Bowl zum Abendessen (früher hieß das großer gemischter Salat
) haben wir uns es gut gehen lassen. Der Tag war rundum gelungen. Der Nationalpark war heute zwar nicht so spektakulär wie gestern mit dem Kormoranschwarm aber es ist eine wunderschöne idyllische Landschaft. Sowohl im Nationalpark als auch auf der Fahrradstrecke unterwegs sind uns nur ab und zu ein paar Leute begegnet, diese Abwesenheit von Trubel und Lärm allein ist schon erholsam und die kleinen Örtchen durch die wir gefahren haben und die Felder und immer wieder der Blick auf den See, das hat einfach was. Erholung pur
dann sind wir mit dem Rad heimgefahren und haben dabei das Villenviertel von Waren entdeckt: die Gerhard Hauptmann Allee, hier steht eine schön renovierte Villa neben der nächsten samt zugehörigem parkähnlichen Garten, die Strasse ist eine verkehrsberuhigte Fahrradstrasse, also haben die glücklichen Anwohner obwohl sie nahe der Stadtmitte wohnen keinen Verkehrslärm. Hier hätte ich gern ein Ferienhaus
aber unsere Wohnung diese Woche war ja auch nicht schlecht. Auf dem Heimweg haben wir kurz am Rewe gehalten, was um 21 Uhr kein Problem ist denn die Supermärkte haben bis 22 Uhr geöffnet!
Wir saßen noch ausgiebig auf unserer Terrasse und haben den schönen Tag genossen, laut Garmin waren wir 62 km gefahren, für mich ist das viel ich fahre nicht oft Rad. Im Gras stolzierte wieder eine Bachstelze herum und ließ sich von unserer Anwesenheit nicht stören, sie kam in der Woche regelmäßig morgens und abends bei uns vorbei. Einfach schön hier