Autor Thema: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)  (Gelesen 59316 mal)

Christina

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Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« am: 05. Februar 2019, 17:28:46 »
1. Tag – Donnerstag, 27.09.

Um 6.30 Uhr starten wir, zum zweiten Mal in diesem Jahr, eine Reise in ein bisher noch nicht besuchtes Land (wenn man von zwei Urlauben auf der Kanalinsel Jersey absieht). Endlich geht es nach Großbritannien – schon so lange möchte ich dorthin, aber die umständliche Anreise (im Vergleich zu Festlandeuropa) und der Linksverkehr haben es immer wieder nach hinten geschoben.


Die Fahrt zum Flughafen Frankfurt zieht sich, klar, wir sind auch mitten im Berufsverkehr unterwegs. Zumindest bleibt uns ein richtiger Stau erspart und so erreichen wir nach ungefähr einer Stunde Fahrt das Terminal Parking P2/P3. Hier hatten wir schon im Januar während unseres Lissabon Urlaubs geparkt, aber dieses Mal ist alles ein wenig anders, es ist immer noch (oder wieder?) Reisehochsaison und die 8 Tage Parken kosten uns unverschämte EUR 115 (im Januar hatten wir für 7 Tage EUR 60 gezahlt) und es ist unfassbar voll und eng. Es gibt nur noch wenige Parklücken und die meisten sind so schmal, dass höchstens noch ein Kleinstwagen hineinpasst. Die Parkplätze sind noch aus Zeiten, in denen die Autos deutlich kleiner waren als heute und wenn nun ein SUV auch nur seine Räder nicht gerade, sondern nach rechts oder links eingeschlagen hat, wird der nächste Parkplatz praktisch unbrauchbar. Na ja, wir finden dann noch ein Plätzchen, ich muss aber vorher aussteigen und Peter muss mehrmals rangieren, damit er überhaupt aussteigen kann. (Ich hätte aufgrund des Preises das Parkhaus Platzhirsch gewählt, das nur ungefähr die Hälfte kostet, aber Peter möchte nicht auf den Shuttle, den man vom Platzhirsch zum Terminal braucht, angewiesen sein. Er musste dann ein paar Wochen später doch dort parken, als er geschäftlich unterwegs war und tatsächlich überhaupt kein Parkplatz mehr am Terminal Parking mehr frei war und er war überhaupt nicht begeistert, schon die An- bzw. Abfahrt mit dem Auto zum Parkhaus sei deutlich weiter als zu den Parkplätzen direkt am Terminal und die Zeit, die man aufgrund des Shuttelns verliert, sei doch erheblich gewesen.)

Im Flughafen angekommen, geht der Stress leider weiter. Ich habe am Vortag schon online eingecheckt und die Bordkarten ausgedruckt. Damit begeben wir uns nun zu einer der Schalterreihen der Lufthansa. Schon am Beginn der Warteschlange werden wir von einem Mitarbeiter zurückgewiesen, wir müssten zu den Check-in Automaten, unsere Bordkarten wären nicht brauchbar. Das darf doch nicht wahr sein, nun habe ich gestern wirklich sehr viel Zeit am PC verbracht, da man, vermutlich, weil GB nicht zum Schengen Raum gehört, unzählige Angaben machen musste, Personummer, Ausstellungsort, -datum, - ablauf, wer hat Gepäck gepackt, wer konnte noch ran usw. und das Ganze für mich und für Peter (für Lissabon musste ich nur unsere Namen und meine Personummer eingeben und schon waren wir beide eingecheckt). Und nun das Ganze nochmal? Aber zum Glück weiß der Automat, dass wir schon eingecheckt sind, nach Eingabe unserer Namen können wir schon unsere Bordkarten ausdrucken.

Damit marschieren wir wieder zu den Schaltern von vorhin, doch nun erklärt uns derselbe Mitarbeiter, dass wir hier falsch sind und zu den Schaltern ein Stückchen links von hier gehen müssen – hätte er das nicht vorhin schon sagen können? Oder könnte das nicht irgendwie beschriftet sein?
An der richtigen Schalterreihe sehen wir auch den Grund, weshalb unsere selbst ausgedruckten Bordkarten nicht «brauchbar» waren: es sind Gepäckautomaten, in die man die Bordkarte nur in dem typisch länglichen Format (das man natürlich nicht bekommt, wenn man zu Hause ausdruckt), einlegen muss. Warten müssen wir fast gar nicht und Peter gelingt es ohne Hilfe, unser Gepäck aufzugeben. Ich wäre daran gescheitert, das Klebeband richtig an den Koffer anzubringen, wie übrigens fast alle anderen Passagiere auch, die Personaleinsparung durch die Automaten ist gering, es sind mehrere Mitarbeiter beschäftigt, den Leuten zu helfen.

Puh, nun können wir erstmal etwas entspannen. Peter möchte einen Kaffee trinken und holt seinen Geldbeutel aus der Tasche – «mein Kartenmäppchen ist weg!» Ich bekomme einen riesigen Schreck, sehe das Mäppchen (Peter hat seine Kreditkarten und den Personalausweis und Führerschein nicht im Geldbeutel, sondern in einem separaten Mäppchen) vor meinem geistigen Auge zu Hause an der Garderobe liegen, überschlage kurz und stelle fest, dass es (natürlich) zeitlich nicht mehr möglich ist, nochmal nach Hause zu fahren, das Mäppchen zu holen und rechtzeitig wieder zurück zu sein – damit ist der Urlaub gestorben! Aber Peter meint gar nicht, dass er das Kartenmäppchen zu Hause vergessen hat, sondern, dass er es zwischen Check-in Automat und jetzt irgendwo verloren hat – ich schöpfe wieder Hoffnung, da wir das Mäppchen dann doch sicherlich wiederfinden werden. «Ich hab’s gefunden, es war in meiner Hosentasche» - mir fallen wirklich mehrere Zentner Steine vom Herzen, ich bin aber immer noch ganz zittrig, solche Aufregungen bei Reisen kennen wir eigentlich überhaupt nicht und ich hoffe, ab jetzt geht alles seinen gewohnten ruhigen Gang.

Und tatsächlich, ohne Wartezeit kommen wir durch die Security und sind dann auch bald an unserem Gate. Es ist 9 Uhr und wir haben noch ungefähr eine halbe Stunde bis zu Boarding Beginn, die ich nun nutze, einen Kaffee zu trinken und ein Croissant zu essen, erst jetzt bin ich dafür wieder entspannt genug.

Ziemlich nervig ist die laute Musik von einer kleinen Blaskapelle samt Sängerin, alle in Tracht – es ist Oktoberfestzeit. Das wäre in München sicherlich passend, aber hier in Frankfurt? Da muss man sich nicht wundern, wenn Ausländer Bayern mit Deutschland gleichsetzen.

Gegen halb zehn Uhr beginnt das Boarding und natürlich müssen wir wieder mit dem Bus eine Flughafenrundfahrt einlegen. Am Flugzeug angekommen bewegt sich erstmal gar nichts, die Bustüren bleiben geschlossen, ohne Erklärung. Nach ein paar Minuten öffnet sich dann die Vordertüre und der Pilot steigt ein, nimmt das Mikrofon und erklärt, dass es einige Verzögerungen gegeben hat und das Flugzeug gerade noch betankt wird. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, dürften wir aber nun einsteigen, wir sollen uns allerdings beim Hinsetzen noch nicht anschnallen. Erst nach ein paar Sekunden verstehe ich den Zusammenhang der beiden Sätze und bin nicht gerade beruhigt. Andererseits kann ich mich nicht erinnern, schon mal von einem Flugzeug gehört zu haben, dass während des Tankvorgangs in Flammen aufgegangen ist. Auch diesmal geht alles gut und um 10.25 Uhr können wir mit zwanzig Minuten Verspätung starten.

Der Flug ist herrlich ruhig, keinerlei Turbulenzen, schöne Ausblicke nach unten z.B. auf die belgische Küste. Das Flugzeug ist nicht ausgebucht, wir bekommen aber trotzdem einen Sitznachbarn in unserer 3er Reihe. Da die Sitze aber deutlich breiter und mit mehr Abstand zum Vordersitz sind, als die in der TAP Maschine nach Lissabon, ist das kein Problem. Der Flug dauert nur 1 h 25 min, so dass kaum Zeit bleibt, das trockene belegte Brot (das Ilona in ihrem London Bericht schon vorgestellt hat), zu servieren.

Dank einer Stunde Zeitverschiebung kommen wir schon um 10.50 Uhr in Manchester an. Dort werden wir angedockt, sind in dem kleinen, älteren Flughafen dann schnell bei der Passkontrolle, wo kurz ein bisschen USA Immigration Feeling aufkommt – das aber schnell verfliegt, da wir nach wenigen Minuten schon vorne am Schalter sind, dort ein automatisches Foto gemacht wird, keine Fingerabdrücke abgenommen und auch keine Fragen gestellt werden. Der Officer schaut sich nur den Personalausweis an und gibt ihn dann wortlos zurück.

Noch ein paar Minuten warten wir dann, bis das Kofferband anfängt sich zu drehen, mein Koffer ist einer der ersten, Peters einer der letzten. Egal, ich habe ja genug Zeit bis zur Autoabholung eingeplant, auch weil Abholzeit eine Woche später dann Abgabezeit ist und das zur Abflugzeit passen muss.

Ganz gemütlich setzen wir uns daher in eines der Restaurants am Flughafen, wir wollen eine Kleinigkeit essen, da es (in Deutschland) ja schon Mittagessenszeit ist und wir außerdem eine zweistündige Autofahrt vor uns haben. Mir fällt die Aufgabe zu, für uns beide zu bestellen und zu bezahlen (Selbstbedienungsrestaurant). Uih, so einen muffligen Angestellten habe ich seit sicher 15 Jahren nirgends mehr im Servicebereich erlebt: nach meiner Bestellung von zwei Kaffees nennt er schon den Preis, äh, ich möchte auch noch zwei Wasser, auch dann kommt sofort der Preis, so dass ich mich kaum getraue auch noch zwei Sandwiches zu bestellen. Ja, nun habe ich alles. Bezahlen möchte ich mit meiner Kreditkarte, ein Gerät liegt vor mir, allerdings ohne den bei uns üblichen Schlitz oben oder unten am Gerät. Ich rätsle noch rum, was ich tun soll, da der Angestellt natürlich völlig unbeteiligt rumsteht und mir weder mit Worten noch mit Taten hilft. An der Seite des Geräts ist so eine längliche Schiene, da ziehe ich die Karte dann durch, bin allerdings skeptisch, ob das funktioniert. Aber ja, ich bekomme die Quittung und in letzter Sekunde sogar noch ein Tablett, so dass ich die Sachen dann doch nicht einzelnen zu unserem Tisch tragen muss, wie ich schon befürchtete. Ich schaue mir dann die Quittung an und stelle fest, dass die Zahlung «contactless» erfolgt ist, ah ok, da hätte ich sie einfach nur an das Gerät halten müssen.

Witzig ist, dass viele Gäste im Restaurant tatsächlich Tee trinken und der in bauchigen Teekannen serviert wird, nicht im Glas oder der Tasse.

Nach dem Essen suchen wir noch kurz nach einem «richtigen» Geldautomaten, also den von einer Bank, nicht von einer Automatengesellschaft, da die immer Gebühren verlangen. Ich hatte zwar im Internet auf der Flughafenseite einige Bankgeldautomaten gesehen, wir finden nun aber keinen, egal, es wird Zeit uns auf den Weg zum Autoabholen zu machen, Geld können wir dann am Nachmittag/Abend in Caernarfon holen.

Nach ein paar Minuten Wartezeit in der warmen Sonne kommt der Bus zum Car Rental Village. Dort kommen wir nach kurzer Fahrtzeit an. Die Autos aller Vermieter stehen auf einem offenen Parkplatz, es gibt kein Parkhaus. Die Büros sind einem kleinen Flachdachgebäude untergebracht. Von den drei AVIS Schaltern sind zwei geöffnet und mit Kunden besetzt. Wir müssen aber nur kurz warten, dann ist das ältere Ehepaar vor uns schon fertig und wir werden von Ivy bedient. Ivy stammt unüberhörbar aus Osteuropa, was ihr Englisch für uns aber verständlicher macht, was auch gut ist, da sie seeehr viel redet. Bei der Autovermietung hat sich wohl seit unserem letzten Mal (USA 2011) einiges geändert, es läuft alles papierlos ab. Den Voucher (den ich natürlich zuhause ausgedruckt habe) muss ich nicht vorlegen, nur Kreditkarte und Führerschein. Auch auf Kundenseite des Schalters ist ein (kleiner) Bildschirm, auf dem wir uns dann den Vertrag anschauen können und auch unterschreiben, vorbei die Zeiten der hundert Initials. Nichts geändert hat sich allerdings bei der Verkaufslust der Angestellten, Upgradeversuch lehne ich ab, Navi haben wir selbst dabei, Roadside Assistance brauchen wir nicht und auch Tanken wollen wir vor der Abgabe selbst. Der Vertrag wird dann per Mail (auf Deutsch und auf Englisch) an mich geschickt, dennoch möchte ich auch eine ausgedruckte Version. Ivy zeigt nun zum ersten Mal etwas Ungeduld, aber zum einen kann ich meine Mails erst im Ferienhaus mit W-Lan empfangen und ich weiss ja nicht, ob es klappt und zweitens möchte ich im Fall einer Kontrolle oder eines Unfalls den Vertrag nicht auf meinem kleinen Handybildschirm zeigen, sondern auf einem normal großen Papier der Polizei oder wem auch immer, in die Hand drücken können.

Wir bekommen noch die Nummer des Parkplatzes auf dem unser Auto steht und einen Code für die Schranke an der Ausfahrt, sowie eine Liste mit Tankstellen in Flughafennähe für das Tanken vor der Rückgabe (max. 5 Meilen vom Car Rental Village entfernt) ausgehändigt, dann können wir uns von Ivy verabschieden. Unser Auto ist ein schneeweißer Golf (Automatik wie gebucht), innen wie außen sehr sauber und ziemlich neu (10200 km). Die Koffer passen natürlich nicht in den Kofferraum, aber wir können einen Rücksitz umklappen – die Koffer müssen ja nur heute zum Ferienhaus transportiert werden und am letzten Tag wieder zurück zum Flughafen), man sitzt aber auch als großer Mensch sehr bequem und wie erwartet oder befürchtet, werden wir in den nächsten Tagen, ja eigentlich schon heute, dankbar dafür sein, kein größeres Auto gebucht zu haben.

Das Auto hat ein paar kleinere Dellen und Kratzer, da wir aber eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbehalt gebucht haben, interessiert uns das nicht weiter. Der Vorteil der offenen Parkfläche ist, dass man mit dem Losfahren warten kann, bis das Navi die Position gefunden hat, während das in Parkhäusern meist am fehlenden Satellitenempfang scheitert und man dann «blind» rausfahren muss, genau dann, wenn man das Navi am meisten benötigen würde.

Die Schranke öffnet sich nicht mit unserem Code, aber eine Mitarbeiterin ist gleich zur Stelle und öffnet sie für uns. Nun starten wir gegen 12.50 Uhr  bei strahlendem Sonnenschein unsere Fahrt nach Caernarfon. Der Linksverkehr ist sehr ungewohnt, zum Glück ist kaum Verkehr und ein Kreisverkehr bleibt uns erstmal erspart. An einer kleineren Straße links abbiegen, eine größere Kreuzung können wir mit Ampel überqueren und dann sind wir auch schon auf der Autobahn. Ich kann die grüne, hüglige Landschaft genießen, Peter als Fahrer muss neben dem Linksverkehr auch noch das Auto kennenlernen.

Recht schnell wird die Autobahn zur Schnellstraße (wobei sich das weder in der Anzahl der Fahrspuren noch der erlaubten Höchstgeschwindigkeit zeigt) und wir erreichen auf Höhe der Stadt Chester Wales. Ein Schild dazu gibt es leider nicht (Ich werde später im Reisebericht noch zum Thema Schilder in Wales etwas schreiben, das wäre für diesen eh schon textlastigen Tag zu viel).

Ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir dann gegen 14.40 Uhr unser Ferienhaus für die nächsten 7 Nächte in Caernarfon (damit haben wir für die 160 km vom Flughafen Manchester nach Caernarfon 1 h 50 min gebraucht). Das Haus habe ich über booking.com nach nur kurzer Suche unmittelbar nach der Flugbuchung gebucht und anders als bei vielen vorherigen Reisen, wo ich meist nach der ersten Unterkunftsbuchung mehrmals umbuchte, weil ich noch etwas fand, was meinen Wünschen eher entsprach, blieb es bis zum Ende der Stornierungsperiode dabei. Es ist einfach perfekt für uns: die Lage, Caernarfon liegt für eine Erkundung des Nordwestens von Wales ideal und das Haus ist in Gehweite der Innenstadt und liegt trotzdem ruhig, das Haus ist ein kleines Reihenhäuschen, wie man sie aus so vielen Filmen und Serien aus GB kennt – einfach herrlich und von innen ist es ganz offensichtlich mit viel Liebe fürs Detail und für Wales eingerichtet. Nur der Preis ist doch deutlich höher, als das was wir in den vergangenen Jahren für Ferienwohnungen gezahlt haben. Da wir aber nur eine Woche unterwegs sind, haben wir uns das gegönnt. Es hätte aber auch Häuser und Wohnungen in ähnlicher Größe und Ausstattung zum halben Preis gegeben, aber dann auf dem Land gelegen, wo ohne Auto gar nichts zu erreichen ist.

Unsere Vermieterin hat uns gestern in einer Mail geschrieben, dass sie für ein paar Tage nach London muss und uns daher nicht persönlich ins Haus lassen kann. Den Schlüssel bekommen wir aus der PIN geschützten Keybox neben der Haustüre und wenn wir doch Hilfe benötigen, könnten wir ihre Tochter anrufen, die ebenfalls in Caernarfon wohnt und jederzeit vorbeikommen könnte. Wir können die Keybox problemlos öffnen und schauen uns dann im Haus um. Wir sind wirklich begeistert: es ist alles modern und sehr sauber und wie schon geschrieben, liebevoll gestaltet. An den Wänden hängen auf Leinwand gedruckte Fotos von Caernarfon und Umgebung, auf dem Kaminsims steht in Holzbuchstaben ADRA (walisisch für HOME), in Esszimmer, Küche und im Schlafzimmer hängen Stofffahnen mit walisischen Texten (Guten Morgen, Guten Appetit,…). Die Übersetzungen der walisischen Worte finden wir in einem Ordner auf dem Couchtisch, der auch eine Liste mit empfehlenswerten Restaurants in der Gegend enthält, Supermarktadressen usw. In der Küche liegen eine Packung Chips und Welsh Cakes (traditionelle walisische Kekse), im Kühlschrank ist eine kleine Packung Milch und in verschiedenen Dosen und Gläsern sind Cornflakes, Teebeutel, löslicher Kaffee und Kakaopulver.

Leider sind wir beide ziemlich müde und haben beide leichte Kopfschmerzen, so dass wir das wunderschöne Wetter nicht gleich nutzen können, sondern uns erstmal hinlegen. Ich nutze allerdings als allererstes den noch unberührten Zustand des Hauses und mache Fotos, nur die vom Schlafzimmer werde ich erst kurz vor der Abreise machen können, da hier schon unsere Koffer stehen und Peter im Bett liegt.







Dann schlafe ich auch eine Runde. Gegen 17 Uhr sind wir dann wieder so weit erholt, dass wir zum Supermarkt fahren können. Dort heben wir am Automaten Geld ab und kaufen dann fürs Abendessen, fürs Frühstück und für den morgigen Tag ein. Wir sind im ASDA Supermarkt und etwas enttäuscht, es gibt zwar alles, aber die Auswahl ist eher klein und kann z.B. mit amerikanischen oder französischen Supermärkten überhaupt nicht mithalten. Na ja, das nächste Mal gehen wir in den benachbarten Morrisons, vielleicht ist der größer.
Nach dem Einkauf fahren wir ins Haus zurück und essen zu Abend. Wir haben keinen großen Hunger und haben uns daher jeweils ein Mikrowellengericht gekauft, ich habe einen Sheperd’s Pie (Hackfleisch mit Kartoffelpüree überbacken), Peter einen Burger. Dazu gibt es für mich Cider, für Peter ein Bier. Ich habe mir eine Flasche Apple Cider und einen Cider aus irgendeiner exotischen Frucht mitgenommen. Letzterer ist einfach scheußlich, viel zu süß, aber der Apple Cider ist wunderbar und wird zu meinem Lieblingsgetränk in diesem Urlaub.

Das Essen hat uns wieder munter gemacht und so starten wir danach noch einen kurzen Spaziergang in die Innenstadt, ums Castle herum bis zum Meer. Leider ist vom Sonnenschein von heute Nachmittag nichts mehr übrig, es ist dicht bewölkt, so dass die Kamera zu Hause bleibt und wir am Ende sogar noch einen kurzen Spurt zum Haus zurück einlegen müssen, da ein Regenschauer niedergeht.

Am Abend packen wir noch vollends aus, besprechen das morgige Programm, zappen noch ein bisschen durchs englische Fernsehen und liegen dann früh im Bett.

Wetter: sonnig, ca. 22° C, ab dem frühen Abend bewölkt, später noch etwas Regen

Ausgaben:
Ferienhaus Taitwt2, 7 Eleanor Street, Caernarfon, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung : EUR 650,73
Flug: EUR 292,92 (Lufthansa, Frankfurt – Manchester, 2 Personen, Economy, Aufgabegepäck)
Mietauto: EUR 192,02 (Avis über ADAC, Manchester Airport, CDAR)
Parken Flughafen Frankfurt: EUR 115,00

Versprochen, die folgenden Tage wird der Text kürzer und es gibt mehr Fotos ;D


LG Christina

serendipity

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #1 am: 05. Februar 2019, 20:10:58 »
Da bin ich gerne dabei, Christina!

Die Anreise hört sich ein wenig stressig an, aber hat sich wohl gelohnt. Euer Häuschen gefällt mir sehr gut  :beifall:, ich habe mit Häusern und Appartements in Schottland auch nur sehr gute Erfahrungen gemacht und man wird immer liebevoll mit einigen Gadgets begrüßt.

Wie ging es Peter denn mit dem Linksfahren? Ich finde man gewöhnt sich so schnell daran und ich hatte mir vorher so viele Sorgen gemacht  ::)

Silvia

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #2 am: 05. Februar 2019, 20:44:24 »
Ich steig auch noch mit zu  :winkewinke:

Susan

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #3 am: 05. Februar 2019, 21:21:47 »
Bin auch gern dabei  :adieu:

das Häuschen sieht schon mal sehr gemütlich aus, das lässt auch die etwas nervige Anreise vergessen. Jetzt bin ich mal gerspannt, wie es in Wales so aussieht
Liebe Grüße
Susan

Paula

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #4 am: 06. Februar 2019, 10:08:07 »
Hllo Christina,
ich bin natürlich auch dabei! Großbritannien ist abgesehen von London noch ein weißer Fleck auf meiner Landkarte, sowohl Josef als auch ich haben gehörigen Respekt vor dem Linksverkehr. Wenn überhaupt würden wir dort auch einen Automatikwagen nehmen, dann muss man wenigstnes das Schalten nicht lernen.


Ziemlich nervig ist die laute Musik von einer kleinen Blaskapelle samt Sängerin, alle in Tracht – es ist Oktoberfestzeit. Das wäre in München sicherlich passend, aber hier in Frankfurt? Da muss man sich nicht wundern, wenn Ausländer Bayern mit Deutschland gleichsetzen.

 :toothy9: lach, da habe ich kein Problem mit  :))
Viele Grüße Paula

Ilona

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #5 am: 06. Februar 2019, 16:10:54 »
Hallo Christina,

obwohl ich mir auf einer Dienstreise letzte Woche einen Virus eingefangen habe und ziemlich schlapp bin, werde ich mir deinen RB nicht entgehen lassen  :adieu:.

Puuhhh, was für eine aufregende Anreise  :girly:. Wir nehmen grundsätzlich das kleinere Auto für Fahrten zu den Flughafen-Parkhäusern. Meistens bevorzugen wir das Autohotel in Neu-Isenburg und letztes Mal den Platzhirsch. Der war günstiger, dafür aber ein Stückchen weiter. Gut, dass sich die "Kärtchen" nur versteckt hatten  :zwinker:.

Zitat
Der Flug dauert nur 1 h 25 min, so dass kaum Zeit bleibt, das trockene belegte Brot (das Ilona in ihrem London Bericht schon vorgestellt hat), zu servieren.

 :totlach: Da man es sowieso nur herunterwürgen kann, ist das späte Servieren gar nicht mal schlimm.

Zitat
Uih, so einen muffligen Angestellten habe ich seit sicher 15 Jahren nirgends mehr im Servicebereich erlebt:

Ich habe die letzten Male immer wieder feststellen müssen, dass es mit der früher mal so vorbildlichen englischen Höflichkeit vorbei ist. Auch artiges in der Schlange stehen war einmal.

Zitat
Der Linksverkehr ist sehr ungewohnt, zum Glück ist kaum Verkehr und ein Kreisverkehr bleibt uns erstmal erspart. An einer kleineren Straße links abbiegen, eine größere Kreuzung können wir mit Ampel überqueren und dann sind wir auch schon auf der Autobahn. Ich kann die grüne, hüglige Landschaft genießen, Peter als Fahrer muss neben dem Linksverkehr auch noch das Auto kennenlernen.

Mir wird als Beifahrer immer mulmig und besonders im Kreisverkehr verliere ich die Orientierung  :toothy9:. Toll, dass sich Peter so mutig ins Verkehrsgetümmel begeben hat und gut, dass ihr nicht von London aus gestartet seid. Von Manchester aus ist es doch ein bisschen stressfreier zu fahren.

Das Feriendomizil gefällt mir sehr gut. Wenigstens das hat an dem Tag auf Anhieb funktioniert  :thumb:.



Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #6 am: 06. Februar 2019, 17:37:07 »
Herzlich Willkommen an die Mitreisenden!

Zum Linksverkehr schreibe ich dann am nächsten Tag noch etwas, da bin ich dann gefahren. Peter fand nur das Einschätzen des Abstands zur linken Seite etwas schwierig (ging mir genauso), sonst hatte er keine Probleme. Er ist ja auch schon auf Jersey gefahren, da war das auch so. Wir würden definitiv immer ein Automatik Auto mieten, diesen zusätzlichen Stress mit dem Schalten würden wir uns nicht antun wollen, auch wenn der Mietpreis dadurch ziemlich ansteigt.

Ilona, gute Besserung! Und schön, dass du trotz Virus dabei bist.


LG Christina

Silv

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #7 am: 07. Februar 2019, 07:25:48 »
Die Wohnung ist groß genug - da komme ich auch mit  :)

Meine Kollegin hatte gerade letzte Woche den Platzhirsch genutzt und es hatte prima geklappt mit dem Shuttle.
Liebe Grüße
Silvia

Christina

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #8 am: 07. Februar 2019, 17:38:56 »
Die Wohnung ist groß genug - da komme ich auch mit  :)

Meine Kollegin hatte gerade letzte Woche den Platzhirsch genutzt und es hatte prima geklappt mit dem Shuttle.

Schön, dass du auch dabei bist.

Ja, das klappt gut mit dem Platzhirsch, Peter hatte es ja nach dem Urlaub zwangsweise ausprobiert. Aber es geht halt nicht so schnell, wie wenn man zwischen Terminal und Auto nur ein paar Hundert Meter zu Fuß gehen muss und vor allem, nicht auf ein Shuttle warten muss. Ich würde bei Preisen wie wir es für Wales hatten, schon aus Prinzip auf einen günstigeren Anbieter ausweichen und das Shuttle halt in Kauf nehmen. Peter nimmt den Mehrpreis für mehr Komfort in Kauf.


LG Christina

Christina

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #9 am: 07. Februar 2019, 18:04:02 »
2. Tag - Freitag, 28.09.

Heute möchten wir gegen 8 Uhr das Haus verlassen, da aufgrund des auch in den Bergen zu erwartenden schönen Wetters wir eine der beliebtesten Wanderungen im Snowdonia National Park machen wollen und damit zu rechnen ist, dass der wohl eher kleine Parkplatz am Trailhead schnell voll sein wird.

Das Aufstehen um 6 Uhr ist aber auch kein Problem, in Deutschland ist es ja schon 7 Uhr, da profitieren wir noch vom Mini-Jetlag.

Nach dem Frühstück schmieren wir uns unsere Brote, packen Wasser, Bananen und Müsliriegel in die Rucksäcke und sind tatsächlich kurz vor acht abfahrbereit.

Wie schon gesagt, ist Caernarfon wirklich sehr zentral gelegen und so sind es nur 20 km von hier bis zum Pen-y-Pass, an dem der Trailhead (bzw. einer von mehreren) für die Wanderung auf den Mount Snowdon liegt. Gleich hinter Caernarfon wird es ländlich, die Strasse führt durch einige Dörfer. An den Haltestellen sehen wir immer wieder Schüler auf den Bus warten – alle in Schuluniform, herrlich, genauso erwartet man es in UK.

Bald schon sind wir im Snowdonia National Park – was man allerdings wissen muss, denn ein Schild gibt es nicht. Überhaupt mögen die Waliser Schilder scheinbar nicht so sehr, es gibt nämlich, abseits der notwendigen Verkehrsregelung, kaum welche. Schon gestern haben wir ein «Welcome to Wales» Schild vermisst, heute nun das Snowdonia NP Schild und auch Ortseingangsschilder, die in allen mir bisher bekannten Ländern nicht nur dazu dienen, bekannt zu geben, in welchem Ort man sich befindet, sondern auch die Geschwindigkeit vorgeben, fehlen hier zum Teil oder sind schon lange vor Ortsbeginn zu sehen oder lange danach, auch das Design ist in jedem Ort anders. Schilder am Ortsende fehlen völlig. Wie wir noch feststellen werden, gilt das auch beim Wandern. Zwar gibt es an den Parkplätzen immer ein Übersichtsschild über den oder die hier startenden Wanderungen, aber dann fehlt es schon an einem Wegweiser, wo genau der Weg startet. Entlang des Wanderwegs gibt es dann überhaupt keine Beschilderung mehr (Ausnahme zum Teil der Wales Coast Path). Wenn sich Wege verzweigen, muss man selbst wissen, wo man lang muss. Selbst bei Wegen durch Geröll, die insbesondere bei Nebel schwer zu erkennen sind, fehlt es an einer farblichen Markierung auf den Felsen, wie ich sie aus allen anderen Ländern, in denen ich schon wandern war, kenne. Einzig innerhalb der Ortschaften sind die einzelnen Sehenswürdigkeiten, Parkplätze, Toiletten usw. bestens ausgeschildert.

Hinter dem Ort Llanberis beginnt die Strasse merklich anzusteigen und sie wird sehr schmal und nicht nur das, sie ist an beiden Seiten durch eine mannshohe Steinmauer begrenzt. Was bin ich froh, dass wir ein Mietauto haben und dazu noch ein einigermassen kleines. Peter fährt heute wieder (morgen will ich es dann versuchen) und obwohl er ein guter Fahrer ist, fährt er wegen der ungewohnten Strassenseite sehr weit links, so dass ich jeden Augenblick damit rechne, die Mauer zu streifen, aber es geht alles gut. Die Strasse ist nicht nur schmal, sondern auch noch sehr kurvig, so dass wir beide sehr froh sind, gegen 8.30 Uhr den Parkplatz am Pen-y-Pass zu erreichen. Ich bekomme einen kleinen Schreck, als es auf den ersten Blick so aussieht, als ob alle Parkplätze schon belegt sind, dann entdecken wir aber, dass es noch eine zweite Parkebene gibt, die über ein kleines Strässchen zu erreichen ist. Dort ist noch mehr als genug Platz und wir können bequem einparken.

Nun geht es als erstes zum Parkticketautomaten, es handelt sich nämlich um einen der wohl in ganz UK allgegenwärtigen «Pay and Display Car Parks», bei denen man am Automaten ein Ticket ziehen muss. Ich hatte bei der Reisevorbereitung gedacht, dass es etwas nervig sein würde, immer schon vorab wissen zu müssen, wie lange man parken will, es wird aber immer eine sowieso sehr lange Parkzeit vorgegeben (meist hat man nur die Wahl zwischen 4 h oder einem ganzen Tag bzw. 10 h), so dass wir damit nie Probleme hatten, auch das Bezahlen war völlig problemlos, fast immer kann man mit Kreditkarte zahlen und wo das mal nicht ging, war ein Kiosk am Parkplatz, der hätte Kleingeld wechseln können.

Auch hier muss man sich nur zwischen 4 Stunden (nö, das reicht wohl nicht) und einem ganzen Tag entscheiden, letzterer für £ 10. «Ganz schön teuer» sage ich zu Peter. Dann nutzen wir noch die Toiletten – und das ist wirklich positiv zu erwähnen, überall gibt es Toiletten, nicht nur an fast allen Parkplätzen, sondern auch innerhalb der Städte.

Dann gehen wir zum Auto zurück, um unsere Rucksäcke zu holen. Auf dem Weg dorthin überholt uns ein Brite und sagt auf Englisch zu uns, dass sich die hohe Parkgebühr auf jeden Fall lohnt. Ups, da hat doch tatsächlich jemand deutsch verstanden und uns bzw. mich gehört. Wir antworten, dass wir uns da sicher sind.

Nun gilt es, den Einstieg in den Trail zu finden. Wie schon geschrieben gibt es eine hübsche Tafel, in der das Gebiet rund um den Mt. Snowdon abgebildet ist und die verschiedenen Wege dorthin. Wir wollen eine Art Rundwanderung machen und auf dem Hinweg den sog. Miners’ Track nehmen, auf dem Rückweg dann den sog. Pyg Track. Der Pyg Track beginnt unmittelbar am Schild hier, wo aber der Miners’ Track? Das GPS Gerät ist noch dabei uns zu suchen und so irren wir etwas herum, bis ich am Ende des unteren Parkplatzes einen Weg entdecke. Das muss er sein. –Als wir dort ankommen, hat uns auch das Navi gefunden und bestätigt, dass das der richtige Weg ist. Wir haben die Wanderungen aus dem Rother Wanderführer für Wales auf das Gerät geladen, werden aber nicht ganz dem dortigen Vorschlag für die Wanderung auf den Mt. Snowdon folgen.

Der Weg beginnt gemütlich, recht breit, geschottert und nur leicht ansteigend. Genau richtig für den Start. Wir sind fast alleine unterwegs und können, auch dank des angenehmen Untergrunds, die beeindruckende Umgebung genießen. Man sieht den weiteren Verlauf der Strasse auf der wir hergefahren sind, die ziemlich perfekt dreieckige Spitze des Mt. Snowdon und  - immer wieder Schafe.



Bald kommen wir dann am ersten von mehreren Seen entlang des Wanderwegs an.



Dabei ist auch eine Pipeline zu sehen, die den idyllischen Natureindruck doch etwas stört. Damit wird deutlich, dass der Snowdonia NP, anders als amerikanische National Parks nicht geschützt wurde, als er noch völlig unberührte Natur war, sondern lange nachdem dort Menschen wohnten, Farmen und auch Bergwerke betrieben wurden. Auf letztere deutet auch schon der Name des Wegs hin, Bergarbeiterpfad. Darauf wurden früher die Bergarbeiter und das notwendige Werkzeug und Material zu den Kupferminen, die sich hier befanden, transportiert und deshalb ist der Weg auch so gut ausgebaut. Bald kommen wir an verfallenen ehemaligen Minengebäuden vorbei, was genau es war, können wir nicht feststellen – auch hier wäre ein Schild mit einer Erklärung schön. Dahinter wird der Weg dann etwas steiler und ein bisschen unwegsamer.

Man erreicht dann einen zweiten See, hier würde man links abbiegen und den Miners’ Track verlassen, wenn man dem Vorschlag des Rother Wanderführer folgen wollte. Da dort aber beschrieben wird, dass es bei diesem Weg einige rutschige und steile Passagen über Geröll zu überwinden gibt, bleiben wir lieber auf dem Miners’ Track, auch der wird sicherlich steil genug werden, der Gipfel des Mt. Snowdon erscheint uns noch unerreichbar weit weg und vor allem hoch oben. Der Abzweig zum im Wanderführer genannten Weg ist zwar deutlich zu erkennen, er ist aber (wie schon geschrieben) nicht ausgeschildert. Also das ist so merkwürdig.





Nun wird es steiler und unsere Verschnaufpausen häufen sich. Die tolle Landschaft bietet aber auch genug Gründe, Fotopausen einzulegen.



Schließlich kommen wir an einen dritten See, wenn man nicht noch den Aufstieg vor sich hätte, wäre hier der richtige Platz für ein nettes Picknick.


Nun führt ein Weg weiter am See entlang, ein weiterer zweigt nach oben ab – Wegzeiger? Fehlanzeige, bzw. es gibt eine Art Stele, die aber nicht beschriftet ist. Wir folgen mal dem Weg, auf dem die meisten anderen Wanderer zu sehen sind. Ab hier wird es nun richtig steil und richtig unwegsam, der Weg ist nicht immer zu erkennen, oft muss man die Hände zur Hilfe nehmen. Insgesamt aber nichts dramatisches, der Untergrund ist griffig, man rutscht nicht und auch für Höhenängstliche wie Peter gut zu machen.



Kurz vor dem Erreichen des Grads haben wir den steilsten Abschnitt der Wanderung hinter uns, der Weg wird flacher und auch wieder besser erkennbar. Daher ist es nicht so schlimm, dass nun Wolkenfetzen von der anderen Bergseite hereinziehen, die die Sicht auf wenige Meter reduzieren.


Plötzlich ertönt ein lautes, dumpfes Geräusch, das ist richtig unheimlich, sind das wieder Flugzeuge der RAF (die sind nicht weit von hier, bei Holyhead auf der Insel Anglesey stationiert), die wir heute schon ein paar Mal gesehen haben? Nein, das klingt anders. Dann fällt mir ein, dass ja auf der anderen Bergseite der Zug vom Ort Llanberis bis zum Gipfel fährt, das muss das Geräusch sein. Aber man sieht gar nichts.

Ein paar Minuten später erreichen wir den Grad – und sehen plötzlich nicht nur den Zug, sondern auch auf die andere Bergseite und hinab bis ins Tal und zum Meer. Wow, das ist wirklich ein Highlight, die Sicht an sich ist schon toll, aber dass sie auch noch so überraschend kommt, ist wirklich ein schönes Erlebnis.

Wirklich gute Aufnahmen der Bahn gelingen mir nicht, da ich zum einen noch ganz außer Atem vom Anstieg bin, außerdem viel zu überrascht und damit unvorbereitet und dann ist auch noch die Speicherkarte voll und bis ich sie gewechselt habe, ist vom Zug nichts mehr zu sehen.




Egal, wir machen uns an den Schlußanstieg, der sich dann, wie meist, wenn man denkt, man ist schon fast am Ziel, nochmal hinzieht.



Aber dann haben wir es nach insgesamt 3 h 15 min und 720 Höhenmetern auf den mit 1085 m höchsten Berg von Wales und England geschafft!

Wir haben fantastische Blicke in alle Richtungen, dazwischen ziehen Wolkenfetzen umher, wunderbar.




Bald zieht der Himmel ganz zu und wir gehen ins Visitor Centre, ein modernes Gebäude (das 2009 mit Hilfe von EU Geldern fertiggestellt wurde, Vorgängerbauten litten unter den extremen Wetterbedingungen und mussten deshalb ersetzt werden). Das Gebäude ist in den Berghang hineingebaut und dort findet man Toiletten, einen Gift Shop, ein Selbstbedienungsrestaurant und die Haltestelle für die Bahn. Obwohl es auf dem Gipfel recht voll ist, finden wir im Gebäude einen Platz an einem der Tische, mit direktem Blick durch die Glasfront auf das Bergpanorama (zumindest, wenn sich die Wolken hin und wieder verziehen). Man darf hier auch seine mitgebrachten Vorräte verzehren, was perfekt ist. Wir holen uns heißen Kaffee und Tee zu unseren Broten und lassen es uns schmecken.

Wir lassen uns Zeit, schließlich steht uns der auch nicht ganz unanstrengende Rückweg noch bevor, holen nochmal Heißgetränke und schauen uns auch im Giftshop um. Ich kaufe gleich ein paar Postkarten, bei nur einer Woche Urlaub muss man früh damit anfangen ;D und ein T-shirt mit dem Umriss des Mt. Snowdon.

Nach ungefähr einer Stunde Pause machen wir uns auf den Rückweg. Das erste Viertel des Wegs ist identisch mit dem Weg, den wir beim Aufstieg genommen haben. Der Abstieg ist nicht so schlimm, wie ich an manchen Stellen des Aufstiegs befürchtet habe. Klar, immer mal wieder kommen auch die Hände zum Einsatz, aber die Felsen sind wunderbar griffig, so dass kaum Rutschgefahr besteht.

Am Abzweig des Miners’ Track nehmen wir nun nicht diesen, sondern folgen dem Pyg Track. Dieser führt weniger steil nach unten, dafür stetig und womit wir irgendwie gar nicht gerechnet hatten, wirklich bis auf wenige Meter vor dem Parkplatz immer wieder über hohe Felsen und über Steine, da muss man sehr konzentriert bleiben und für Peters Knie, die schon wieder Probleme machen, alles andere als ideal.

Der Weg bietet aber natürlich wieder ganz andere Ausblicke als der Miners’ Track. Es ist wunderschön und wir lassen uns Zeit zum Fotografieren und zum genießen.





Gegen Ende hat man einen schönen Blick auf die beiden Seen bei Llanberis und den dortigen ehemaligen Schieferabbau.




Gegen 16 Uhr kommen wir dann ziemlich erschöpft, aber sehr zufrieden mit dieser schönen Wanderung wieder am Parkplatz an. Damit waren wir 7 Stunden unterwegs, inkl. einer Stunde Pause am Gipfel, das entspricht sowohl den Angaben im Rother Wanderführer, als auch den Angaben auf der Übersichtskarte am Parkplatz.

Wir fahren zurück nach Caernarfon, auf der engen Straße im National Park gibt es mal Kontakt zwischen Randstein und Felge (wie gesagt- zum Glück Mietauto), ansonsten kommen wir problemlos zum Supermarkt. Wie gestern beschlossen, gehen wir heute mal in den Morrisons. Ja, der ist tatsächlich größer als der ASDA, aber doch auch noch recht bescheiden. Uns fällt nur die ziemlich große Auswahl an Fertiggerichten (die wir ja im Urlaub auch hin und wieder nutzen) auf und es gibt meine geliebten Reese’s. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten und dann geht es in das Ferienhaus.

Nach einer kleinen Pause gehen wir gegen 18 Uhr zum Chippie des Viertels, nur ein paar hundert Meter vom Haus entfernt. Es ist ein absolut schmuckloser Raum mit einer großen Theke hinter der sich alles Mögliche befindet, das frittiert werden kann. Wir entscheiden uns natürlich für die klassischen Fish and Chips inklusive Essigsauce. Für zwei (sehr große) Portionen bezahlen wir £ 10 und essen dann zuhause. Es schmeckt uns gut, der Fisch ist ein Fischfilet am Stück, nicht kleine einzelne Stückchen, wie man es in Deutschland in Restaurants bekommt, wenn man Fish and Chips bestellt. Die Essigsauce ist sehr dezent, da bin ich etwas verwundert, dass da oft so viel Aufhebens drum gemacht wird, von wegen nicht genießbar o.ä. ach ja, eingepackt war das Essen nicht in Zeitungspapier (wer hätte das gedacht? :)), sondern in eine Art weißes Wachspapier.

Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 15°C (auf dem Gipfel des Mt. Snowdon 4°C)


LG Christina

Christina

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #10 am: 07. Februar 2019, 18:12:20 »
Zum Linksverkehr schreibe ich dann am nächsten Tag noch etwas, da bin ich dann gefahren. Peter fand nur das Einschätzen des Abstands zur linken Seite etwas schwierig (ging mir genauso), sonst hatte er keine Probleme. Er ist ja auch schon auf Jersey gefahren, da war das auch so. Wir würden definitiv immer ein Automatik Auto mieten, diesen zusätzlichen Stress mit dem Schalten würden wir uns nicht antun wollen, auch wenn der Mietpreis dadurch ziemlich ansteigt.

Äh, da war ich gedanklich schon zu weit, ich bin erst am dritten Tag gefahren, heute habe ich erst den zweiten Tag eingestellt, zum Linksverkehr kommt also noch etwas.


LG Christina

Susan

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #11 am: 07. Februar 2019, 22:23:42 »
Ganz tolle Bergpanoramen-Bilder   :herz:

Die Wanderung schaut ganz schön anstrengend aus, da bin ich froh, dass es auch ein Bähnlein hinauf gibt  :floet: Leider ist Wales wohl für eine Tour mit unserm Dicken nicht so geeignet.

Schon komisch, dass einem die Abschätzung nach links so schwer fällt (bei uns andersherum gehts doch auch). Der Gatte war aber daher sehr dankbar, dass ihm wegen des Linkssitzens im WoMo diese Abschätzung viel leichter möglich war.
Liebe Grüße
Susan

Silvia

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #12 am: 08. Februar 2019, 05:15:54 »
Was für ein toller Einstieg in den Urlaub!!  Ein herrlicher Wandertag!!



Schon komisch, dass einem die Abschätzung nach links so schwer fällt (bei uns andersherum gehts doch auch).
Das ist Übung, Gewohnheit! Fahranfänger haben das Problem noch, wird mit der Zeit immer besser.

Silv

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #13 am: 08. Februar 2019, 12:42:34 »
Ich hatte ja zugegebenermaßen gar keine Vorstellung davon, wie es auf Wales aussieht. Das ist ja traumhaft!

Schon jetzt vielen Dank für den Bericht.  :)
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Eine Herbstwoche im Nordwesten von Wales (2018)
« Antwort #14 am: 08. Februar 2019, 15:09:43 »
WOW, die Landschaft hätte ich ohne deinen Bericht als Neuseeland oder so eingestuft.

Dazu noch das Bähnchen, das weniger strapaziös zum Gipfel bringt. Wir hätten aber auch die Wanderung bevorzugt.

Ich stellte mir Wales weniger bergig, dafür mit mehr Wald vor. So kann man sich täuschen und deshalb sind Reiseberichte ganz wichtig!
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)