13. Tag – Donnerstag, 25.05. (Wanderung Forêt des Cèdres)
Nach zwei eher gemütlichen Tagen wollen wir heute wieder wandern. Ich würde gerne eine Wanderung durch eine der zahlreichen Schluchten, die es in der Provence gibt, machen. Peters Knie schmerzt allerdings noch immer nach der Wanderung am Mont Ventoux und ausserdem will er nach der dortigen Erfahrung keinerlei Klettereinlagen, Geröllfelder und ausgesetzte Wege mehr gehen. Und zumindest mit etwas Kletterei ist bei einer Schluchtenwanderung auf jeden Fall zu rechnen.
Da es auch heute wieder sehr heiß werden soll, sollte die Wanderung außerdem möglichst viel Schatten bieten, was aufgrund des kaum vorhandenen Waldes in der Gegend eher selten ist. Aber es gibt auf dem kleinen Luberon, einige Kilometer weiter östlich als bei unserer ersten Wanderung des Urlaubs, einen Zedernwald, hier hatte ein Förster 1862 Zedernsamen aus dem nordafrikanischen Atlasgebirge mitgebracht oder importiert und ausgesät. Das Experiment war erfolgreich, die Zedern wuchsen und vermehrten sich und gedeihen bis heute. Das ist doch die richtige Gegend für unsere Wanderung.
Bevor wir zum Ausgangspunkt der Wanderung Nr. 19 des Müller Wanderführers, die durch den Zedernwald führt, fahren können, steht mal wieder ein Termin in der Rezeption der Ferienanlage an. Die öffnet erst um 9 Uhr, daher können wir es heute Morgen etwas langsamer angehen lassen.
Um viertel vor neun bringen wir unsere Sachen ins Auto, die Rezeption ist auch schon besetzt, prima. Wir müssen für unseren Abreisetag übermorgen einen Termin für die Übergabe des Apartments vereinbaren. Ja, tatsächlich einen Termin, wir können nicht, wie sonst üblich einfach den Schlüssel abgeben, sondern es findet im Apartment in unserer Anwesenheit eine Kontrolle statt, ob alles an Einrichtungsgegenständen (ich erinnere an die Liste, die wir am Tag nach der Anreise ausfüllen mussten) noch vorhanden und unbeschädigt ist. Dagegen ist ja an sich nichts einzuwenden, organisatorisch ist das aber nur zu bewältigen, wenn es für jeden Abreisenden einen festen Termin gibt. Und das empfinden wir als recht unangenehm, am Abreisetag dauernd auf die Uhr schauen zu müssen, damit man auf die Minute pünktlich fertig ist. Aber gut, da ist nichts daran zu ändern und wir vereinbaren die Übergabe für 8.10 Uhr.
Dann fahren wir die wenigen Kilometer bis zum Wanderparkplatz in der Nähe vom Örtchen Lacoste. Der Parkplatz liegt direkt neben der Strasse in einem Wald. Wir ziehen die Wanderschuhe an, schultern die Rucksäcke und laufen los. Nach etwa fünf Minuten hält Peter an und meint, dass ihm der Parkplatz auf dem unser Auto das einzige ist, zu riskant im Hinblick auf etwaige Autoaufbrüche ist, da nicht von der Strasse einsehbar und er deshalb woanders parken will. Ich bin sprachlos, zum einen gehe ich davon aus, dass wir am heutigen Feiertag sicher nicht das einzige Auto bleiben werden, der Zedernwald ist ein beliebtes Wander- und Spaziergebiet, zum anderen hätte ich den Stellplatz gestern in Arles als wesentlich gefährdeter angesehen. Das sage ich Peter zwar, versuche ihn aber nicht umzustimmen, denn wenn dann doch etwas passiert, wäre ich schuld.
Ziemlich sauer gehe ich zum Auto zurück, als wir gerade die Rucksäcke wieder in den Kofferraum packen, kommt ein Auto auf den Parkplatz gefahren. Ich atme schon auf und sage zu Peter, dass wir nun doch stehen bleiben können, aber nein, die beiden aus dem anderen Auto wandern zwar in den Wald, haben aber keine Rucksäcke dabei, daher meint Peter, sie würden sicherlich nur einen kurzen Spaziergang machen und dann wieder wegfahren.
Und nun was tun? Vor dem Parkplatz ist ein Verkehrsschild, das die Entfernung nach Lacoste mit 2 km angibt. Das wären vier Kilometer mehr zu wandern und somit gut machbar, also fahren wir nach Lacoste und schauen, wo man da parken kann. Die Fahrt zieht sich aber ziemlich, es geht bergauf- und bergab, nein, das sind doch nicht nur 2 km, das ist zu weit, vor allem da wir am Strassenrand gehen müssten.
Ich erinnere mich, dass ich im Reiseführer, der auch einige Wandervorschläge enthält, gelesen hatte, dass man von Bonnieux aus in den Zedernwald wandern kann. Wir fahren daher nach Bonnieux, finden am Ortseingang einen Parkplatz, der von der Strasse einsehbar ist und auf dem zwei weitere Autos parken und lesen nochmal im Reiseführer nach bzw. schauen uns die Wanderkarte und das Wandernavi an. Tatsächlich, ein Wanderweg führt, vorbei an einem „enclos des bories“ (eine Art Freilichtmuseum, in dem die früher, bereits seit der Eisenzeit bis zum 18. Jh. hier üblichen, mörtellos errichteten Steinhütten angeschaut werden können), hinauf zum Zedernwald.
Nun können wir also endlich, es ist bereits zehn Uhr, unsere Wanderung starten. Es geht ein paar Meter die Strasse entlang, dann zweigt ein gelb beschilderter Pfad nach links ab. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Dorf Bonnieux, das wir in der ersten Urlaubswoche an einem Abend besichtigt hatten.
Der Pfad steigt steil an, wir wandern zwar im Schatten der niedrigen Steineichen und Wacholderbüsche, dennoch ist es sehr heiß, es ist absolut windstill, so dass uns auch kein Lüftchen Abkühlung verschaffen kann.
Eine Familie kommt uns entgegen, sonst sind wir ganz alleine. Nach ungefähr einer halben Stunde wird der Weg flacher und wir erreichen den „enclos des bories“. Aber obwohl nach der übereinstimmenden Angabe im Reiseführer und auf dem Schild am Eingang geöffnet sein müsste, ist dies nicht der Fall. Schade, das wäre nun eine nette Unterbrechung des Anstiegs gewesen.
So wandern wir weiter und erreichen nach einer weiteren halben Stunde die Straße, die entlang des Gipfelkamms des kleinen Luberon führt und an dieser Stelle noch von jedermann befahren werden darf. Nun geht es an der Straße entlang weiter – ohne jeglichen Schatten. Hin- und wieder werden wir von Autos oder Radfahrern überholt bzw. kommen uns diese entgegen. Anfänglich haben wir tolle Blicke hinunter in die Ebene, Bonnieux und Lacoste kann man gut erkennen, auch wenn die Fernsicht heute durch Dunst etwas getrübt wird.
Gegen zwölf Uhr machen wir im Schatten eines Baumes Mittagspause. Dabei haben wir einen schönen Blick nach Osten über die grün bewachsenen Hänge des kleinen und in der Ferne des großen Luberon. Wir können sogar noch den Mourre Nègre mit seinem Radarturm, den wir vergangenen Samstag erwandert haben, erahnen.
Nach der Pause führt uns ein Wegweiser weg von der Strasse. Über eine heideartige bewachsene Hochfläche geht es nun bis zum nicht mehr weit entfernten Zedernwald.
Am Beginn des Waldes treffen wir auch wieder auf die Straße, die ab hier für private Autos gesperrt ist. Zwischen den Bäumen ist ein großer Parkplatz, der recht gut gefüllt ist. Abseits davon sitzen einige Familien auf Camping Stühlen oder Decken und halten ein Picknick ab.
Am Ende des Parkplatzes ist eine große Infotafel zur Entstehung des Forêt des Cèdres und zu den Spazier- und Wandermöglichkeiten hier oben. Wir entscheiden uns für den längsten Rundweg, der zum südlichen Waldrand und einem Aussichtspunkt dort führt. Dieser Weg ist auch Teil der Wanderung Nr. 19 des Wanderführers, die wir ja eigentlich machen –nur etwas abgewandelt
.
Der anfänglich breite, ebene, gut zu gehende Weg wird bald wieder zu einem schmalen Pfad mit vielen Steinen und einigen Anstiegen. Am Wegesrand sehen wir auch hier wieder viele Blumen.
Nach ca. einer halben Stunde haben wir die Hälfte des Rundwegs geschafft und stehen auf einem felsigen Plateau mit herrlichem Blick nach Süden.
Nach einer Pause, die wegen des fehlenden Schattens eher kurz ausfällt, gehen wir weiter. Der Weg zurück zum Ausgangspunkt beim Parkplatz ist breit, fast eben und führt durch den wunderschönen Zedernwald.
Viel zu schnell sind wir wieder beim Parkplatz und nun geht es, diesmal entlang der Straße wieder zurück in Richtung Bonnieux. Aber wir müssen nicht denselben Weg nehmen, wie beim Aufstieg. Wir folgen einem Wegweiser nach Bonnieux, der uns auf, wie sollte es auch anders sein, einem schmalen zum Teil sehr steilen und mit viel Geröll bedeckten Pfad ins Tal hinunter führt. Da bin ich nochmal richtig froh, dass ich meine Wanderstöcke dabei habe.
Gegen 15 Uhr sind wir wieder am Parkplatz und freuen uns, dass wir trotz den anfänglichen Parkplatzschwierigkeiten eine schöne, der im Wanderführer vorgeschlagenen Wanderung durchaus vergleichbare Wanderung machen konnten.
Nun ruft wieder der Pool, an und in dem ich mich bis ca. 18 Uhr vergnüge, Peter hat Knieschmerzen und bleibt lieber im Bett bzw. auf dem Sofa in der Wohnung.
Langweilig wird mir nicht, heute ist nun deutlich der Urlauberzuwachs durch das lange Wochenende bemerkbar, es sind nur noch wenige Liegen frei und viele Familien mit kleinen Kindern bevölkern den Pool. Überraschenderweise hält sich der Lärmpegel dennoch sehr in Grenzen und auch Schwimmen im Pool ist problemlos möglich.
Den Rest des Abends lassen wir wie üblich auf dem Balkon ausklingen.
Wanderung lt. Wanderführer (die trotz leichter Abweichungen unserer Strecke entspricht):
Gehzeit 4 h (unsere Gesamtzeit 5.00 h)
Strecke 11,5 km
Aufstieg 530 m
Wetter: sonnig, ca. 31 °C