Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 133733 mal)

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #60 am: 28. Dezember 2016, 18:12:06 »
Montag, 1.8.16


Ich habe trotz der lauten Klimaanlage gut geschlafen, und der Jetlag lässt mich inzwischen immerhin bis fünf Uhr ausschlafen. Gegen halb acht checke ich aus und mache mich auf den Weg nach Westen, durch die Bighorn Mountains zu einem Ort mit dem Namen Ten Sleep. Die Strecke durch die Berge ist schön, und auf dem letzten Stück vor Ten Sleep werden die bewaldeten Hügel zu hoch aufragenden Felsen.






In Ten Sleep lotst mich das Navi auf eine Gravelroad. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich der beste Weg zum meinem Ziel ist, aber so lange die Gravelroad gut befahrbar ist, vertraue ich dem Navi. Tatsächlich taucht irgendwann ein Hinweisschild zu meinem Ziel auf, den Castle Gardens, einem felsigen Gebiet ein wenig südlich des Highways. Die Anfahrt dorthin zieht sich, denn es sind mehrere Kilometer Gravelroad zu bewältigen, aber immerhin kennt das Navi sich hier aus.

Irgendwann mündet die Straße in eine Schleife, und ich bin am Ziel. Weiße Felstürme mit braunen Käppchen erheben sich in den blauen Himmel, und Pfade führen vom Picknickplatz hinauf in die Felsen und hinunter auf die andere Seite. Ich spaziere etwa eine Stunde ganz alleine zwischen den Felsen herum. Ganz alleine? Nein! Hier wohnen viele kleinen Hasen. Manche sitzen unbemerkt unter Sträuchern und sprinten erst los, wenn ich sie fast erreicht habe und verpassen mir einen Riesenschreck. Wenn sie nicht sprinten, schauen sie mich groß an, als würden sie sich fragen, was ich hier überhaupt will.














Bevor ich weiterfahre, trage ich mich noch im Register ein. Wenn das alle anderen Besucher auch getan haben, dann waren die letzten schon vor 10 Tagen hier. Kein Wunder, dass die Hasen an Menschen nicht gewöhnt sind.

Ich fahre weiter, und als ich durch Worland komme, nutze ich die Gelegenheit für ein frühes Mittagessen und genehmige mir bei McDonalds den leckeren Southwest Salad, den ich schon bei der ersten USA-Reise vor 9 Jahren kennengelernt habe. Ja, der schmeckt immer noch.

Weiter geht die Fahrt zu den nächsten fotogenen Felsen, den Gooseberry Badlands. Auf dem Weg dorthin muss ich allerdings einmal scharf bremsen, denn ein Pronghorn steht auf der linken Straßenseite und schaut, als hätte er sich hier gerade einen privaten Zebrastreifen eingerichtet. Ich halte an, und er spaziert gelassen vor meinem Auto hinüber bis zu einem Zaun. Ich warte, ob er vielleicht drüberspringt, aber er geht quasi in die Knie und schiebt sich unter dem Zaun durch, sehr schlau. Als ich das Auto auf dem Randstreifen parke und noch ein Foto von ihm mache, freut er sich anscheinend nicht, sondern versucht mich mit niesenden Geräuschen zu verscheuchen. Ist ja gut, ich muss ja auch weiter.




Die Gooseberry Badlands liegen direkt rechts der Straße. Jetzt, mitten am Tag, ist das Licht zwar nicht so schön, aber trotzdem kann man die unterschiedlichen Rot- und Lilatöne gut erkennen. Ich mache mich auf den ausgeschilderten Weg durch die Felsen und knipse mich fest. Immer wieder neue hoodooartige Türme, Farbabstufungen, balancierende Felsen. Erst nach eineinhalb Stunden bin ich wieder am Auto.
















Von hier aus brauche ich nur noch eine gute Stunde bis Cody, komme um kurz vor drei an und beziehe ein Zimmer im Irma Hotel, allerdings nicht im historischen Teil, sondern im modernen Anbau. Das Zimmer ist groß und offenbar speziell für mich als Deutsche reserviert, denn auf dem gerahmten Poster über meinem Bild ist ein indianischer „Ober-Befehlshaber“ abgebildet. Hm, gab es die Buffalo-Bill-Show nicht auch mal in Deutschland?




Ich überlege noch, ob ich mir das Buffalo-Bill-Center anschauen soll, aber ich habe irgendwie so gar keine Lust dazu, obwohl es sehenswert sein soll. Stattdessen fahre ich auf direktem Weg zum großen Walmart, um einzukaufen. Ganz wichtig ist der Bärenspray. Letztes Jahr in Kanada musste ich in einem Outdoor-Laden meine kompletten Personalien angeben, bevor ich das Spray bekommen habe, hier im Walmart nimmt man das Spray aus dem Regal, und das wars. Die Suche nach einem passenden Holster dauert dann etwas länger, bis ich die Packung umdrehe und merke, dass das Holster schon dabei ist. Okay, der dringendste Posten ist damit erledigt. Ansonsten wandern noch eine Kühlbox, haufenweise Snacks, ein bisschen Brot und Salami und ein Jahresvorrat an Wasser und Cola light in den Einkaufswagen. 140 Dollar muss ich zahlen, aber davon kostet schon das Bärenspray 40 Dollar, und schließlich bleibe ich 12 Tage im Yellowstone NP. Im Liquor Store würde ich mir gerne noch einen Jahresvorrat Bier kaufen. Aber ich will die nächsten Tage ja auch nicht damit verbringen, Bier zu kühlen, also entscheide ich mich schließlich für zwei Flaschen kalifornischen Weißwein. Und dann merke ich, dass ich überhaupt kein Glas dabei habe, und aus der Flasche oder dem Zahnputzbecher will ich dann doch nicht trinken. Also wandert noch ein Weinglas in die Einkaufstüte.

So, der Koffer passt jetzt zwar nicht mehr in den Kofferraum, aber mit diesem Luxusproblem werde ich mich morgen beschäftigen. Ich fahre zum Hotel zurück und will nachfragen, wann und wo das traditionelle Shootout stattfindet, aber ich bekomme die Antwort, dass es abgesagt wurde. Warum das so ist, erfahre ich später beim Fernsehen: Vor drei Tagen gab es beim Shootout drei Verletzte, anscheinend nicht unter den Darstellern, sondern unter den Zuschauern, und jetzt sucht die Polizei Leute, die das Shootout gefilmt haben. Ich vermute, dass sie sich vor Zusendungen nicht werden retten können.

Nach einer Rast auf dem Hotelbett gehe ich in die Milton-Brauerei in der Nähe des Irma Hotels essen und mache unterwegs noch ein paar Bilder.




Irgendwie hatte ich mir Cody schlimmer vorgestellt, so als Einfallstor zum Yellowstone Park. Eigentlich ist es ganz nett hier. Im Milton bekomme ich einen Tisch in der Nähe der Bar mit Blick auf die großen Bildschirme mit Sportübertragungen. Ich trinke Bier, esse Pizza und weide mich an dem Fernsehkanal mit der Schießsportübertragung: Da absolvieren Leute einen kleinen Parcours, in dem sie mit verschiedenen scharfen Waffen verschiedene Ziele abschießen müssen, Bestzeit sind 36,irgendwas Sekunden, und eine Frau, die mit ihrer Zeit ausscheidet, weint beinahe. Hoffentlich hat sie sich emotional wieder gefangen, bevor sie die nächste scharfe Waffe in die Hand bekommt.

Weil ich ab morgen ohne Fernsehen auskommen darf, nutze ich diesen Abend und schalte im Hotelzimmer die Glotze an, während ich die Fotos sichere und Reisebericht schreibe. Die Ninja Warriors, die es inzwischen ja auch bei uns gibt, sind in den USA offenbar einen Tick besser: Die Hindernisse sind schwieriger, die Parcours länger und die Teilnehmer eindeutig besser trainiert. Irgendwie fehlt dem Wettbewerb aber ein Schießelement, finde ich. Auf einem anderen Kanal wird von den ersten Waldbränden berichtet, für den Yellowstone NP sieht die Lage aber derzeit nicht kritisch aus. Heiß ist aber, und heiß soll es bleiben.

Als ich mich schließlich schlafen lege, höre ich immer wieder vor meinem Zimmer den Fußboden quietschen und auf dem Parkplatz hinter meinem Zimmer Motorengeräusch und zuschlagende Autotüren. Vielleicht hätte ich doch besser ein Hotel etwas weiter außerhalb nehmen sollen? Na ja, es ist ja nur für eine Nacht.

Gute Nacht!

Christina

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #61 am: 28. Dezember 2016, 18:33:36 »
Ein Tag ohne Pannen :) Aber die Geschichte mit dem Benzin kann ich nachfühlen. Bei unserem letzten Mietauto in den USA stand auf dem Tankdeckel überhaupt kein Hinweis auf den passenden Treibstoff und der Blick in das Handbuch war genauso erfolglos wie bei dir, da es ebenfalls nicht vorhanden war. Wir haben dann lange überlegt, ob Benzin oder Diesel, haben uns dann aber für Benzin entschieden, da ich in Erinnerung hatte, dass in den USA Pkw praktisch nie Dieselfahrzeuge sind. Ich war dann trotzdem sehr erleichtert, dass der Motor nach dem Tanken problemlos gestartet ist.

Bei deiner Collage mit den schönen Restaurantschildern in Deadwood musste ich grinsen, erst gestern habe ich eine Collage aus solchen Restaurantschildern gemacht, die ich im Sommer in Colmar aufgenommen hatte.

Castle Gardens und Gooseberry Badlands sehen toll aus, sind mir völlig unbekannt.

Im Irma Hotel haben wir bei unserem Yellowstonebesuch 1995 im Saloon etwas getrunken und gegessen, wir sind vom Yellowstone aus nach Cody gefahren und wieder zurück. Und ja, die Buffalo Bill Show ist auch durch Europa und dabei durch Deutschland gezogen, das mit dem Oberbefehlshaber verstehe ich aber trotzdem nicht so ganz.


LG Christina

Paula

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #62 am: 28. Dezember 2016, 18:41:38 »
Sehr schöne Ziele hast du heute ausgesucht,Flicka  ;D
Wir hatten die Kaninchen damals in den Gooseberry Badlands nicht in Castle Gardens, aber Pronghorns sind bei uns auch viele rumgehüpft, allerdings brav neben der Strasse.

Heute hattest du ja Glück: Verletzte bei der Schießerei am Irma Hotel gab es drei Tage vor deiner Ankunft und nicht am gleichen Tag  :)
Ich habe das als ziemlichen Tourinepp in Erinnerung, ich glaube nicht dass du viel verpaßt hast. Dafür fand ich das Museum in Cody absolut sehenswert! Dünne Hotelwände sind in Cody wohl typisch, wir waren damals in einem teuren Best Western, da hatte ich auch den Eindruck der Nachbar fällt durch die Wand in unser Zimmer. Im Occidental Hotel in Buffalo haben wir auch nicht übernachtet, wir haben es nur besichtigt.

Ach und auf arte war am zweiten Weihnachtstag ein Film über Bill Cody und die Wild West Show, der war tatsächlich in Deutschland, unter anderem auch in München auf der Theresienwiese, das hätte ich vielleicht gerne gesehen, da waren ja auch berühmte Indianer dabei (wahrscheinlich ist "walks under the ground" ein Indianerhäuptling) die Show muss klasse gewesen sein. Im Museum in Cody gibt es auch einen Raum über die Wild West Show.

Und jetzt geht es nach Yellowstone, ich freue mich!
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #63 am: 28. Dezember 2016, 22:32:37 »
Den Hinweis für Michael konnte ich gar nicht lesen, aber ich habe einfach auf Zitieren geklickt und da war´s für mich Blindfisch auch lesbar. Das hat mich davor bewahrt, in die gleiche Falle wie Michael zu tappen, denn ich wollte erst meine Begeisterung über die von dir entdeckten Locations loswerden. So schreibe ich: Toll, dass du uns diese schöne Gegend in Erinnerung rufst - die sollte man echt nicht verpassen, wenn man in der Gegend ist.  ;D
Liebe Grüße, Andrea



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soenke

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #64 am: 28. Dezember 2016, 23:07:14 »
Hallo Flicka,

Mount Rushmore fand ich obwohl zu touristisch absolut beeindruckend. Gerade in der Abendzeremonie mit Nationalhymne. Hat was !! 8)
Aber auch tagsüber wie bei Dir wie gesagt ein Hingucker !!

Tolle Hotels hast du Dir ausgesucht !! Fühlt man sich wie im "Wilden Westen".

Auch die  Gooseberry Badlands (vorher nie gehört) sehen sehr interessant aus .

Hoffentlich hält das Wetter auch im Yellowstone! :D

LG

Susan

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #65 am: 29. Dezember 2016, 01:18:10 »
Uff, jetzt habe ich fast den Anschluss verloren und musste eine "Nachtschicht" einlegen,

Erstmal bin ich froh, dass nur das Auto Dellen abbekommen hat. Puh, was ein Hagel so anrichten kann. Beim Stichwort Kiss, sind mir eher die Masken als irgendwelche Songs eingefallen. Für den Lärm seinerzeit hatten wir wohl eher AC/DC. Der Konzert-Rausschmiss ist natürlich eine besondere Urlaubsanekdote  :))

E85 auf dem Tankdeckel hat uns auch schon ins Schwitzen gebracht, bis wir rausgefunden haben, dass wir ganz normal tanken können. Das E85 war damals übrigens billiger als der andere Sprit, gabs aber nicht überall.

Ich staune, man kann bei Walmart Salami kaufen?

Ansonsten habe ich die Route genossen: Wiedersehen z.B. von den Black Hills, Devils Tower etc und Neues - die Badlands kommen auf den Merkzettel. Und jetzt freue ich mich auf mehr  8)
Liebe Grüße
Susan

serendipity

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #66 am: 29. Dezember 2016, 10:35:12 »
Ich bin ja fast ein wenig beruhigt, dass die Schießerei nicht stattgefunden hat, als du da warst - wer weiß, was passiert wäre  :o

Schön, dass Fahrtage so kurzweilig sein können  :beifall:

Michael

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #67 am: 29. Dezember 2016, 10:58:22 »
Fortschreitendes Alter, zuviel arbeiten und zuwenig Reisebericht lesen...  8)

Alter: Ja!
Arbeit: Bestimmt auch.
zu wenig RB lesen: over all ja, aber in dem Fall nein, weil gelesen habe ich den ja. Nur daran erinnert habe ich mich wohl nicht mehr. Hier schließt sich dann wohl der Kreis zum ersten Punkt.. ;)

Ein Hinweis speziell für Michael:
Danke Flicka, Du bist so gut zu mir! ;D

Irgendwie hatte ich mir Cody schlimmer vorgestellt, so als Einfallstor zum Yellowstone Park.
Ich denke, Cody ist ja doch noch mal ein Stückchen weg vom Park und insbesondere von den stark besuchten Thermalgebieten im Südwesten des Parks. Im Gegensatz zu West Yellowstone hat Cody sogar richtig Charme, finde ich.

Hoffentlich hat sie sich emotional wieder gefangen, bevor sie die nächste scharfe Waffe in die Hand bekommt.
:lach: Du bringst das immer so herrlich trocken, Flicka!

Ich staune, man kann bei Walmart Salami kaufen?
Hmm, mir geht es da umgekehrt, ich würde staunen, wenn die keine hätten.  8)

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es morgen dann (endlich) in den Yellowstone! *Freu*
12 Tage sind ein vernünftiges Zeitfenster und der Kauf des Bearpepper im Walmart war clever, weil im Park ist es teurer und auch in dem Outdoorladen am Ortsausgang von Cody in Richtung Yellowstone verlangen die mehr als die 40 Taler, die der Walmart haben wollte.
So, und jetzt ab in den Park!


...nach der Reise ist vor der Reise...

Rainer

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #68 am: 29. Dezember 2016, 20:09:08 »
Ich glaube, ich bin hier die Älteste *hust* mit 54 Jahren ...

Aber auch nur, wenn es auf die weiblichen ("Älteste") Teilnehmer beschränkt ist. Ansonsten schaut mich jeden Morgen ein älterer Mann aus dem Spiegel an....

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #69 am: 30. Dezember 2016, 17:40:49 »
Die Gooseberry Badlands kann ich wirklich empfehlen, selbst wenn man unterwegs nicht viel Zeit hat. Im Gegensatz zu den Castle Gardens, die auch schön waren, sind sie zwischen Buffalo und Cody ohne großen Umweg zu erreichen, und ob man dort länger bleibt oder nur kurz schaut, kann man dann spontan entscheiden.

Und was die Schießerei angeht wird mir erst im nachhinein klar, wie viel Glück ich hatte, dass man sie rechtzeitig abgeblasen hat und ich ohne Blessuren von Cody aus weiterreisen konnte.  :)



So, und jetzt ab in den Park!


Genau so ist es! Bis gleich! :)

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #70 am: 30. Dezember 2016, 17:59:48 »
Dienstag, 2. August


Heute nacht bin ich ein paar mal hochgeschreckt. Das Irma Hotel kann ich leider nur eingeschränkt empfehlen. Mein Zimmer ist zwar groß, aber alles ist etwas abgewohnt, und am meisten stört mich, dass offenbar jeder, ganz egal ob Hotelgast oder nicht, durch einen der vielen Eingänge hereinkommen und in den Fluren herumwandern kann, anscheinend auch nachts.

Na ja, ich bin trotzdem halbwegs ausgeschlafen, und gegen halb acht mache ich mich auf den Weg zum Yellowstone NP. Beim Tanken akzeptiert die Zapfsäule trotzdem mehrfacher Versuche die Kreditkarte nicht, drinnen klappt es aber, und ich lasse noch ein paar Gallonen Sprit - hier ist es 85,5er - in den Tank laufen.

Dann breche ich auf und erreiche nach ein paar Kilometern den Chief Joseph Highway. Der schlängelt sich landschaftlich schön durch die Berge, und an einem Aussichtspunkte kann man nicht nur weite Landschaft, sondern auch kleine Chipmunks bewundern, die in der Morgensonne herumtollen.












Weiter geht die Fahrt, zuerst nach Cooke City und von hier aus in den Yellowstone NP. Den Jahrespass habe ich ja schon am Devils Tower gekauft, so bin ich schnell drinnen und freue mich, dass ich nach dem teilweise etwas stressigen Aufgalopp der Reise endlich hier bin.

Heute fahre ich die Strecke bis Mammoth Hot Springs, wo ich im Mammoth Hotel übernachte. Für unterwegs habe ich mir ein paar kleine Wanderungen und Aussichtspunkte notiert, und als erstes halte ich am Trailhead zum Trout Lake. Eine Strecke von ca. 1,5 km, dazu evtl. die Runde um den Trout Lake, das ist doch ein netter Auftakt. Das Bärenspray befestigte ich mit dem Holster am Gürtel, aber wie ich sehe, stehen schon andere Autos am Trailhead, damit fühle ich mich dann doch etwas wohler als wenn ich ganz alleine hier herumspazieren würde.

Der Weg zum Trout Lake ist ziemlich kurz und führt bergan, durch Wiesen und unter Bäumen hindurch.




Ein entgegenkommender Wanderer scherzt, ich solle besser schnell umdrehen, der View am See sei einfach nur furchtbar. Bald habe ich den See erreicht, in dem sich der gegenüberliegende Gipfel spiegelt. Tatsächlich, echt furchtbar!




Ich spaziere ein wenig am Ufer vorbei und versuche schließlich, Libellen zu fotografieren. Gar nicht so einfach, aber ein paar erwische ich dann doch.




Während ich so da stehe und auf die nächsten Libellen warte, raschelt es plötzlich neben meinem rechten Fuß. Ich bekomme einen ganz schönen Schreck, und über meinen Schreck erschreckt sich dann die Bisamratte oder der Otter oder der Biber, der sich hierher aus dem Wasser gearbeitet hatte und springt schnell wieder zurück in den See. Hm, wo ist der denn hergekommen? Ich beschließe, einfach mal zu warten, ich habe ja Zeit, und irgendwann schaffe ich es dann wenigstens, einen Schnappschuss zu machen.

Ein paar Vögel gibt es hier auch noch, und hoffentlich auch die Forellen, nach denen der See benannt ist, denn sie sind mittlerweile durch eine nicht einheimische Art bedroht.




Ich fahre weiter nach Westen und sehe bald die ersten Bisons, eine große Herde auf der anderen Seite des Flusses. Ein paar Tiere grasen getrennt von den anderen unter ein paar abgestorbenen Bäumen, und dann bemerke ich, dass ein Bison, das von meiner Flussseite aus auf die anderen Seite schwimmt. Ein Stück weiter stehen die Bisons schon dicht an der Straße und wollen offenbar auch zum Fluss. Ich schiebe mich lieber mal zum Auto zurück, damit ich notfalls flüchten kann.






Ein Stück weiter ist ein Nest zu sehen, und ich wende das Auto und halte an. Es sind wohl Falken, leider sehr weit weg, aber immerhin kann man erkennen, dass mindestens ein Jungtier im Nest sitzt. Ich beschließe, das gestern gekaufte Sandwich zu essen und suche mir einen Felsen ein wenig abseits, unter den Bäumen und direkt über dem Fluss, von wo aus man das Nest im Sitzen sehen kann und lege ein gemütliches Picknick ein.




Kaum habe ich zweimal in mein Sandwich gebissen, taucht neben mir eine asiatische Familie auf. Von überall aus kann man das Nest besser sehen als von hier aus, aber wenn ich hier sitze, muss es ja offenbar ein besonders toller Ausblick sein. Vermutlich ist das der Fluch des Teleobjektivs, der mir schon auf dem Kiss-Konzert zum Verhängnis geworden ist. Ich sehe einfach zu professionell aus. Ich erkläre der Frau, dass da ein Nest ist und dass man das Nest von dort drüben besser sehen kann, aber die asiatische Familie bleibt hinter mir sitzen und starrt nach oben, obwohl sie durch die überhängenden Zweige gar nichts sehen können. Als sie endlich gehen, taucht eine spanisch sprechende Familie auf. Mein Sandwich habe ich inzwischen gegessen und halte das Teleobjektiv nach oben Richtung Nest, aber das hindert den Familienvater nicht, mich hoffnungsvoll zu fragen, ob da ein Bär sei. Nein, kein Bär, ein Nest, erkläre ich, und dass man es von da drüben besser sehen kann. Die hoffnungsvolle Antwort lautet trotzdem „A bear?“ Nein, no bear! Just birds!

Natürlich bleiben sie alle hinter mir sitzen und warten geduldig, dass ich meinen exklusiven Posten räume. Das tue ich dann auch nach kurzer Zeit und steige wieder ins Auto.

Ein Stück weiter kreuzt dann das erste Bison fototauglich die Straße, und einem Bison direkt neben der Straße kann ich durchs Fenster in die Augen schauen.




An der Tower Junction biege ich dann kurzentschlossen nach links ab. Es ist erst Mittag, da kann ich mir ja noch ein bisschen was anschauen. Den ersten Stopp lege ich an den Calcite Springs ein, aber im Gegensatz zum Erklärfoto dampft da im Moment nichts. Bunt ist es hier trotzdem, das mag ich.




Ein Stück weiter südlich kann man dann noch schön auf den Fluss Yellowstone River und passenderweise ziemlich viel gelben Fels hinunterschauen, oben türmen sich Basaltsäulen von Vulkanausbrüchen vor unvordenklichen Zeiten, das mag ich auch.




Was ich nicht mag, ist der überfüllte Parkplatz beim Tower Fall. Nein, den hebe ich mir für irgendwann später auf, und außerdem habe ich das Gefühl, dass ich heute nicht mehr zu viel Sonne abgekommen sollte. Der Sonnenbrand vom ersten Tag ist immer noch nicht ganz weg. Also mache ich mich auf den weiteren Weg nach Westen und halte nur noch an den Undine Falls. Die sind auch sehr schön.




An den Mammoth Hot Springs erwartet mich dann richtig viel Betrieb. An der Kreuzung am Hotel schieben sich die Autos eins nach dem anderen weiter, und die Parkplätze sind dicht belegt. Ich stelle das Auto direkt vor dem Hotel ab, und zum Glück ist jetzt gegen halb vier mein Zimmer schon fertig, obwohl offiziell erst ab vier Uhr eingecheckt werden kann. Ich suche für das Auto einen Parkplatz hinter dem Hotel, was gar nicht so einfach ist, dann schleppe ich Sack und Pack mit dem einzig verfügbaren Aufzug hinauf in den dritten Stock und falle erst mal müde aufs Bett und trinke literweise Wasser. Es ist richtig heiß hier.

Nach einer Rast wage ich mich schließlich mit einer neuen Ladung Sonnencreme und der Hoffnung auf schönes weiches Abendlicht an den Sinterterrassen gegen sechs Uhr wieder nach draußen. O je, die Sonne knallt doch noch ganz schön runter. Also kehre ich in den Terrace Grills, dem Schnellrestaurant hier in Mammoth, ein und bestelle mir Chili und ein Coors. Mit dem Coors ist der junge Mann an der Essen- und Getränkeausgabe offenbar überfordert, ein Coors, was ist denn das? Wahrscheinlich darf er noch kein Bier trinken, so jung wie er aussieht.

Das Chili ist gar nicht schlecht, das schließlich doch organisierte Coors schön kalt, und als ich zu den Unteren Sinterterrassen aufbreche, ist auch die Sonne gnädiger. Viel los ist hier trotzdem noch, die Parkplätze sind gut belegt, und Heerscharen von Menschen schieben sich über die Boardwalks. Ich mache erst mal Station an der fotogenen untersten Terrasse.






Als ich dann die Treppen und Boardwalks entlang gehe, bestätigt sich leider, was ich schon gelesen hatte: Viele der Terrassen sind trocken und fangen an zu zerfallen. Ich kann mich noch an Stellen erinnern (oder glaube es zumindest), an denen ich vor neun Jahren Fotos von tropfenden Stalaktiten und Bäumen inmitten der aktiven Terrassen gemacht habe, aber hier ist jetzt nur noch Ödnis. Dafür scheint es eine neue, strahlend gelbe Quelle zu geben, die ich natürlich ausgiebigst fotografiere.






Dabei vergeht die Zeit, und als ich endlich oben ankomme, verschwindet die Sonne langsam hinter den Hügeln. Noch ein letzter Blick auf die Canary Spring, dann ist die Sonne weg. Aber trotzdem gibt es noch einiges zu sehen. Manche Ablagerungen sehen aus wie Mini-Terrassen, andere wie winzige Hoodoos, und ein bisschen Farbe finde ich auch noch.












Damit wäre der erste Yellowstone-Tag eigentlich abgeschlossen, aber halt, ich wohne ja hier in Mammoth, und natürlich begegne ich auf dem Rückweg zum Hotel den Wapitis, die sich hier regelmäßig auf den Wiesen tummeln. Auch heute abend fressen sich einige Tiere, unter anderem Mutter und Kalb, durch das saftige Grün. Aber auch hier gilt: mindestens 25 Meter Abstand, denn die Wapitis sind wilde, gefährliche Tiere.






Danach kehre ich ins Zimmer zurück, in dem es jetzt wärmer ist als draußen. Das Fenster lässt sich zwar öffnen, aber durch das Fliegengitter kommt nicht viel Luft hinein. Ich lasse alles weit offen und kuschele mich müde in die Kissen. Der erste Tag im Yellowstone hat mir schon gut gefallen, so kann es weitergehen!

Gute Nacht!

Christina

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #71 am: 30. Dezember 2016, 18:17:06 »
Schöner Tag und das Foto mit dem sich im See spiegelnden Berg gefällt mir am besten.

Mammoth Hotel - da werden Erinnerungen wach, dort haben wir 1995 auch übernachtet und waren die Attraktion, damals gab es dort noch nicht allzuviele Deutsche und auch, dass wir dort vier Nächte waren, hat die Amis absolut erstaunt.


LG Christina

Susan

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #72 am: 30. Dezember 2016, 20:29:25 »
Ein schöner erste Tag im Yellowstone  :toothy9:

Der See sah ja echt furchtbar aus   ;D Tolle Spiegelung!  So abschnittsweise machen die Terrassen bei Mammoth echt noch was her.
Liebe Grüße
Susan

Flicka

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #73 am: 30. Dezember 2016, 20:41:51 »

Mammoth Hotel - da werden Erinnerungen wach, dort haben wir 1995 auch übernachtet und waren die Attraktion, damals gab es dort noch nicht allzuviele Deutsche und auch, dass wir dort vier Nächte waren, hat die Amis absolut erstaunt.


Ach, das ist ja interessant. Warst du seit 1995 nochmal im Yellowstone und kannst Vergleiche ziehen zwischen damals und später?



Schön, dass euch der schreckliche View gefällt, ich mag das Bild auch. Mein Top-Favorit des Tages war lange das zweite Foto von der gelben Quelle. Aber je öfter ich mir die Bilder anschaue, desto mehr gefällt mir das hier:



Ich finde, das Chipmunk schaut, als hätte ich es gerade bei irgendwas Verbotenem ertappt.

Andrea

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Re: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
« Antwort #74 am: 30. Dezember 2016, 21:35:08 »
Von all den furchtbaren Fotos finde ich aber die Libelle auch sehr schlimm  ;D

Im Ernst: tolle Motive. tolle Bilder!
Liebe Grüße, Andrea



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