Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 133715 mal)

Andrea

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Das war ein ... ach, ich schreib´s einfach: Ein hammergeiler Tag!
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Paula

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Also ich bekomme nie genug von Geysiren, von mir aus kannst du gerne noch eine Woche hierbleiben.  :)
Die Kayaktour war super, für sowas hat man eben nur Zeit wenn man länger im Park bleibt, wie schön dass die Idioten früh abgezogen sind.
Viele Grüße Paula

Christina

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Ich genieße jeden einzelnen Tag im Yellowstone, von dem du berichtest, virtuell - da kann von Langeweile keine Rede sein. Zumal du die Tage ja sehr abwechslungsreich gestaltet hast. Echt super, dass du dir auch mal eine Stunde Zeit nimmst, auf einen Ausbruch zu warten. Das ist auch ein Vorteil vom Alleinereisen, ich würde deine Tage bisher vollständig übernehmen, ich bin mir aber sicher, dass Peter keine Geduld aufbringen würde, auch noch auf den Ausbruch des xten Geysirs zu warten (vermute ich jetzt einfach mal nach meiner Erfahrung mit Wasserfällen und Leuchttürmen).

Wieder ein Foto schöner als das andere und die Kayaktour war als Tagesabschluss (fast, ohne die nervige Gruppe) perfekt.


LG Christina

Flicka

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Zitat
Zwischendurch hatte ich Bedenken, ob so viele Tage im Yellowstone NP im Reisebericht nicht langweilig werden

Also mir nie nicht  ;D Ich wünschte jetzt, wir hätten uns auch viel mehr Zeit genommen. Hab ich schon erwähnt, dass mein Buchungsfinger heftig zuckt  ;)


Ist halt immer eine Abwägungssache. Die Zeit, die man mehr im Yellowstone NP verbringt, fehlt dann halt woanders. Und wenn man ehrlich ist: Der Yellowstone ist leider ein teurer Spaß, da habe ich mir zweimal überlegt, ob ich so lange dort bleibe. Aber schön ist es dort. Vielleicht zuckt dein Buchungsfinger ja tatsächlich bald mal Richtung Tastatur!  ;)


Nie, nie NIEMALS würde ich dir mangelnden Verstand bescheinigen.

Och, ein Attest darüber ist gar nicht nötig. Mein Verstand welkt spätestens seit meinem 30. Geburtstag vor sich hin, das kann ich täglich selbt beobachten...  ;)


Aber ebenso wie vor 10 Jahren hast du offenbar auch hier wieder noch mehr Glück als Verstand bewiesen bei den vielen prustenden Geysiren.


Okay, akzeptiert!  :)

Ach, und noch ein herzliches Willkommen an Bord!  :)


Andrea, Paula, Christina, freut mich, dass euch der Tag so gut gefallen hat. Ich habe ihn auch genossen.

Und ich hänge gleich mal den nächsten Tag dran. Bis später!

Flicka

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Dienstag, 9. August


Heute verbringe ich den letzten Tag rund um den Old Faithful. Die meisten Geysire und heißen Quellen habe ich gesehen, das Fountain Paint Pot Basin immerhin zum Sonnenuntergang besucht, doch das Biscuit Basin fehlt mir noch, und eine kleine Wanderung würde ich gerne noch unternehmen. Da passt es doch, dass am Biscuit Basin der Weg zu den Mystic Falls beginnt.

Ich parke also gegen 9 Uhr am Biscuit Basin und sehe ein paar Autos weiter ein kleine Wandergruppe, die gerade die Schuhe schnürt. Ja, sie wollen auch zu den Mystic Falls, sehr schön, dann bin ich nicht alleine auf dem Weg und muss mir keine Sorgen wegen der Bären machen.

Der Trailhead liegt oberhalb des Biscuit Basin. Der Trail selbst ist nicht lang, 4 km sind hin und zurück zu bewältigen, man kann aber auch eine Runde zu einem Überblick gehen und so den Weg verlängern. Ich will unterwegs mal schauen, wie mir der Weg so gefällt. Anfangs bin ich etwas enttäuscht, denn der Weg ist breit und nicht mit den Pfaden zu vergleichen, die ich bisher hier gewandert bin, aber als er dann an einem Flußtal entlang führt, wird er richtig malerisch, mit saftigem Gras unter den Bäumen.




Ich sehe ein Reh, das aber schnell flüchtet, und viele andere Wanderer und Spaziergänger. Eine Frau kommt mir in Joggingkleidung entgegen. Mit meinem Wanderschuhen und dem Bärenspray komme ich mir hier schon fast overdressed vor. Aber der Pfad wird schmaler, die Flussufer felsiger, und dann sind schließlich die Mystic Falls erreicht. Sehr schön.










Den Anstieg zum Overlook nehme ich nicht in Angriff, sondern gehe auf dem selben Weg wieder zurück. Da stoppt mich plötzlich eine Frau. Ich soll hier mit ihr warten, da vorne wäre gerade ein Grizzly auf dem Weg gewesen. Ach du liebe Güte, mit einem Bär hatte ich jetzt bei dem Verkehr auf dem Trail gar nicht mehr gerechnet. Ihr Freund, der ein Stück weiter vorne steht, winkt uns schließlich und meint, der Bär wäre wohl runter zum Fluss gelaufen. Ein bisschen frage ich mich ja, ob sie nicht Show für mich und die entgegenkommende Familie machen, aber dann müssten sie es ja echt schwer nötig haben.

Ich schaue noch ein wenig runter in die Wiesen, sehe aber nichts, und als ich weitergehe, rufe ich lieber mal vor den Wegbiegungen „Hey Bear“ und warne entgegenkommende Wanderer. so wirklich glaube ich nicht an den Bär, aber schaden kann es ja nicht, wenn man auf der Hut ist.

Ein bisschen Wildlife gibt es dann noch, allerdings kein großes gefährliches, sondern kleines, goldiges. Ein Chipmunk sitzt unbeeindruckt auf dem Boardwalk und posiert anschließend noch ein wenig auf einem Ast als Yellowstones next Topmodel.






Und heiße Quellen und Geysire hat das Biscuit Basin auch noch zu bieten. Am besten gefallen mir der Jewel Geysir, der alle paar Minuten eindrucksvoll ausbricht, und natürlich der wunderschöne Sapphire Pool mit seinen gelben Ausläufen.
















Anschließend schlendere ich noch ein wenig am Flussufer entlang und genieße das Gefühl, einfach Zeit vertrödeln zu können. Hätte ich vorgestern gewusst, wie schön das Wetter gestern und heute werden würde, wäre ich da nicht im Gewitter auf dem Geysir Hill unterwegs gewesen.

Eigentlich sind es nur noch zwei Geysire, die ich gerne noch sehen würde: Den Riverside Geysir, den ich bisher nur ohne Sonne gesehen habe. Und den Great Fountain Geysir, der mir bei meinem ersten Besuch hier am besten gefallen hat. Nach der Rückfahrt zur Lodge und einem Mittagessen auf einer Bank während eines Old Faithful-Ausbruchs stelle ich fest, dass ich zumindest den Riverside Geysir heute im schönsten Sonnenschein sehen kann, denn der bricht voraussichtlich um 14.30 Uhr aus, und jetzt ist es viertel nach eins. Der Great Fountain Geysir hat aber wieder eine Ausbruchsprognose für nach Sonnenuntergang um 21.45 Uhr. Egal, ich habe heute abend ja nichts vor, und vielleicht habe ich ja Glück.

Zuerst schaue ich mir aber noch ein wenig das gut gemachte Visitorcenter an, in dem einiges über Vulkane, Geysire und heiße Quellen erklärt wird. Geysire gibt es nur, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, unter anderem Risse und Spalten im Gestein, die oben schmaler werden.








Ein Schaubild zeigt auch die Ausbreitung der Magmakammer und die bisherigen Ausbruchsorte des Supervulkans, der unter dem Yellowstone NP liegt.






Ich mache mich schließlich auf den Weg zum Riverside Geysir und finde noch einen Platz auf einer Bank. Der Geysir lässt schon eifrig Wasser von der unteren Terrasse sprudeln, und bald steigt Dampf auf dem Kegel. Und mit nur einer Minute Verspätung geht es dann auch los, im schönsten Sonnenschein.






Ein wenig traurig bin ich trotzdem, denn später am Tag, wenn die Sonne tiefer steht, soll der Geysir die schönsten Regenbögen produzieren, aber na ja, so habe ich halt einen Grund, wiederzukommen.

Der Grotto-Geysir bricht zum meinem Abschied auch nochmal aus.




Und welcher Geysir hier sein Unwesen treiben soll, habe ich leider vergessen. Na ja, er zeigt sich ja auch nicht.




Auf dem Rückweg zur Lodge komme ich wieder an der Chromatic Spring und am Beauty Pool vorbei. Der Chromatic Spring kann ich ja nicht widerstehen, aber der Beauty Pool sieht irgendwie ungesund aus. Gerade schwimmt ein Stück der braunen Bakterienmatte langsam auf dem Wasser Richtung Poolmitte. Fast wirkt es, als würde der Pool sich häuten.






Am Grand Geysir ist wenig los, denn der soll erst heute abend ausbrechen. Ich versuche, ein paar Details, unter anderem die weißen „Geisterbäume“ zu fotografieren. Dabei werde ich sofort angesprochen, ob ich gerade einen Bär fotografiere. Wenn jemand eine Kamera auf einen Baum richtet, statt auf einen Geysir, muss da ja einfach ein Bär sein, ist doch logisch.






Den Abschluss meines Spaziergangs macht dann der Sawmill Geysir, der gerade ausbricht.




Nein, natürlich macht den Abschluss dann doch der Old Faithful. Ehre wem Ehre gebührt!




So, Zeit für eine Pause. Ich lege mich mal zwei Stunden aufs Bett und schaue mir an, was mich in der Canyon-Region so erwartet, denn dorthin werde ich morgen umziehen. Eigentlich will ich auch Postkarten schreiben und das Formular für das Cook-out übermorgen ausfüllen, aber leider ist mein einziger Kugelschreiber verschwunden. Immerhin entmülle ich noch das Auto, denn da hat sich in den letzten Tagen leider so einiges angesammelt. Beim Entmüllen finde ich dann zufällig auf der Suche nach meinem irgendwo herumfliegenden Kofferschloss das zuvor schon vermisste Benutzerhandbuch des Autos. Das liegt nämlich originalverpackt unter der Abdeckung neben dem Reserverad. Toll, da sucht man ja auch zuerst.

Um kurz nach sieben fahre ich dann mit Snacks, Getränken und meinem Kindle zum Great Fountain Geysir, um auf den Ausbruch zu warten. Dort sitzt schon eine asiatische Familie mit zwei goldigen Kindern ruhig und wartet. Ich mache schon mal ein paar Fotos zum Warmwerden, aber eigentlich ist mir jetzt schon klar: Das wird heute nix mit dem Ausbruch, denn der Great Fountain dampft zwar ein bisschen vor sich hin, aber kein Wasser sprudelt über die Terrassen. Egal, ich setze mich in Ruhe hin und lese. Ein wunderschöner Abend, auch ohne Geysir-Ausbruch.

Als die Sonne langsam untergeht, schnappe ich mir die Kamera, stelle mich an die Straße und mache ein paar Fotos von der Sonne und den Wolken, die sich langsam gelb und rot färben und sich in den Wasserbecken des Geysirs spiegeln.




Danach warte ich noch bis kurz vor neun, aber der Geysir rührt sich nicht. Immerhin sieht der Dampf auf den Fotos doch wenigstens ein bisschen wie ein Ausbruch aus.




Schade, aber trotzdem war es ein schöner Abend. In der Dunkelheit fahre ich zurück zur Lodge und gebe ganz besonders acht, wer oder was sich da um die Cabins bewegt: Als ich vorhin losgefahren bin, haben sich zwei Leute über einen Grizzly unterhalten, der hier irgendwo herumgeschlichen sein soll. Heute scheint der Tage der Phantombären zu sein, denn zum Glück sind nur Leute auf dem Weg zu den Waschräumen unterwegs.

Ich schreibe noch ein wenig Reisebericht und sichere die Fotos des Tages. Beim Gedanken, morgen die Cabin zu verlassen, beschleicht mich ein wenig die Wehmut. Fünf Tage habe ich hier „gewohnt“ und fühle mich schon ein bisschen daheim. Mal schauen, wie mir die Canyon Lodge gefällt.

Gute Nacht!

Paula

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Ich finde es herrlich dass du die Zeit hättest dich einfach mal ein paar Stunden vor einen Geysir zu setzen und zu schauen was passiert  :)
Die Wanderung zu den Mystic Falls hat mir auch sehr gefallen und Phantombären sind mir dreimal lieber als Grizzlys!

Im Canyon Village hatte es uns nicht so gut gefallen, aber damals war da auch Baustelle, ich bin gespannt auf deine Eindrücke.
Viele Grüße Paula

soenke

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Das Biscuit Basin hat mch auch bei meiner Reise sehr beeindruckt mit diesem unbeschreiblich blauen Pool. :)

Ich hätte noch weiterere Tage mit Dir im bunten Abenteuerland verbringen können. ;)

So, ich nehme mal an du kundschaftest ab jetzt die Canyongegend aus, freue mich weiterhin dabei zu sein.

LG

Susan

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Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen  ;)

Zwei herrliche Tage!! Bunte Pools, Geysire , eine Kajaktour, tolle Wanderungen und alles ganz entspannt  ;D
Freue mich schon auf die Canyongegend
Liebe Grüße
Susan

Michael

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Flicka, jetzt bin ich gerade hier im Südwesten der USA, in einer Landschaft, die für viele ein Sehnsuchtsziel ist und ertappe mich dabei, wie ich mich wieder nach dem Yellowstone sehne, wenn ich deinen tollen Bericht lese.
Freue mich schon auf die nächsten Tage! 😊
...nach der Reise ist vor der Reise...

Flicka

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Danke für die lieben Kommentare!  :)

Tatsächlich erkunden wir ab jetzt noch ein wenig die Canyon-Region. Ich lade noch die Fotos hoch, dann geben wir den Schlüssel unserer Cabin ab und machen uns auf den Weg.

Flicka

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Mittwoch, 10. August


Ich habe schlecht geschlafen, bin trotzdem gegen halb sieben wach und arbeite mich aus dem Bett. Ein Blick aus dem Himmel zeigt: Sonne, keine Wolken, Regenbogenwetter! Zumindest wenn man weiß, wo. Also raus aus der Cabin, rein ins Auto, Schlüsselabgabe nicht vergessen, bye bye Old Faithful, welcome Canyon. Bis dahin fahre ich dann aber doch deutlich über eine Stunde und komme schließlich gegen halb neun am Artist Point an.

Ups, was ist denn hier los? Ein paar Autos stehen da, aber vor allem drei Reisebusse, die gerade große Mengen asiatischer Menschen ausspucken bzw. wieder einsaugen. Als ich den View Point erreiche, kann ich mich aber trotzdem in der äußersten Ecke häuslich einrichten und das Stativ aufbauen, auch wenn ich mich dabei etwas schuldig fühle, denn jetzt haben die Asiaten es noch schwerer, sich gegenseitig vor den Lower Falls im Hintergrund zu fotografieren. Aber außer mir ist niemand so dreist, einen wertvollen Platz mit einem Stativ zu belegen, also kommen wir dann letztlich doch gut aneinander vorbei.

Der Blick durch den Canyon auf die Lower Falls ist wirklich klasse. Hm, sind wir vor neun Jahren nicht hier gewesen oder vielleicht zur falschen Tageszeit? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass der Blick mich damals beeindruckt hätte. Aber vielleicht war ich damals schon so mit den bunten Farben der heißen Quellen übersättigt gewesen, dass mich nichts mehr beeindrucken konnte.

Dass man am Fuß der Lower Falls morgens von hier aus einen Regenbogen sehen kann, hatte ich schon vor einiger Zeit gelesen, aber Michael (danke!) hat mir die genauen Zeiten verraten, und so warte ich in Ruhe. Hm, noch nichts. Aber vielleicht da unten in der Ecke? Nein, Wunschdenken. Aber jetzt! Langsam schieben sich die Regenbogenfarben vor den Fuß des Wasserfalls. Nur ein paar Minuten kann man das Spektakel sehen, und die volle Regenbogenpracht zeigt sich kaum länger als ein paar Sekunden. Dann verschwindet die Farbpalette nach und nach, die letzten Farben verblassen und es ist, als wäre nie etwas gewesen. Aber ich habe es gesehen – und fotografiert. Cool!






Danach mache ich noch ein paar Fotos von den bunten Canyon-Wänden. Auch die habe ich nicht so in Erinnerung, heute schwelge ich in Formen und Farben. Irgendwann muss ich mich dann aber doch von dem Artist Point trennen, ich kann ja schließlich den Asiaten nicht alles wegfotografieren.














Als nächstes steuere ich den Parkplatz am Uncle Toms Point an. Hm, eigentlich hatte ich den Plan, morgen früh den Uncle Toms Trail zu sehen, weil dort morgens ein Regenbogen zu sehen sein soll, aber hier hängt ein offensichtlich ganz aktuelles Grizzly-Warnschild. In aller Frühe und alleine werde ich mich also definitiv nicht runtertrauen. Vielleicht ein bisschen später, wenn mehr andere Touris dabei sind.

Der Blick vom View Point in der Nähe des Parkplatzes auf die Upper Falls ist dann enttäuschend, jedenfalls im Vergleich zum Artist Point. Aber dafür gibt’s hier ein goldiges Murmeltier zu sehen, das dem Wasserfall doch glatt die Schau stiehlt.






Okay, fast halb zwölf, ich beschließe, heute mal ein frühes Mittagessen einzuschieben und fahre ins Canyon Village. In der Cafeteria bestelle ich mir „Italian Sausages“, die mit Tomaten und Paprika serviert werden. Ich hatte mir so eine Art Tomaten-Paprika-Gemüse als Beilage vorgestellt, aber das ganze sieht dann so aus, dass ich Reis, Würste und ein wenig Tomaten-Paprika-Sauce bekomme und als Beilage Püree mit Bratensauce. Okay, die Kombination finde ich zwar merkwürdig, aber der Hunger treibts rein.

So, mein Plan sieht vor, den North Rim Drive zu nehmen, von dort aus zur Kante der Upper Falls zu spazieren und dann den Weg hinunter zur Kante der Lower Falls zu nehmen. Leider ist der Trail zu den Upper Falls aber gesperrt, also geht’s doch sofort runter zu der Kante der Lower Falls.

Hier kann man ganz tief unten am Fuß der Fälle auch einen, nein sogar zwei Regenbögen erkennen, sehr schön!




Während ich hier stehe und fotografiere, wandern die Regenbögen höher. Wahrscheinlich könnte man den ganzen Tag hier stehen und zuschauen, wie sich der Blick verändert. Eine Weile tue ich das auch und genieße entspannt den Blick durch den Canyon. Unten kann man auch Mini-Wasserfälle erkennen, die den Rand des Canyons hinabfließen.










Die Kante der Upper Falls steuere ich dann doch noch an, und zwar per Auto zum offiziellen View Point. Und was finde ich hier? Natürlich wieder einen Regenbogen!




Nach einem kurzen Spazierweg erreiche ich dann auch noch die Crystal Falls, aber der Weg lohnt sich nicht wirklich. Was sich dann eigentlich auch nicht lohnt, ist der kurze Stopp auf der Weiterfahrt, als irgendein gehörntes Tier zuerst über die Straße hüpft und dann gegenüber einen Hang hinaufklettert. Ich lenke das Auto neben die Fahrbahn, aber als ich genauer schaue, ist das Tier schon verschwunden. Also weiter.

Tja, und an dieser Stelle kommt der Teil aus dem Reisebericht-Titel wieder zum tragen, der von den vielen Dellen handelt. Ich schaffe es nämlich nicht, mit dem Auto wieder unfallfrei auf den Asphalt zurückzufahren. Stattdessen gibt es plötzlich ein übles Geräusch und ich weiß: Ich habe irgendwo aufgesetzt. Sch....!

Hektisch lenke ich das Auto auf die Fahrbahn zurück. Am liebsten würde ich sofort anhalten, aber wo denn bitteschön? Etwa wieder im Schotter? Nein, ich muss mir einen richtige Parkplatz suchen. Also fahre ich weiter zum Lookout-Point am North Rim, finde zum Glück sofort einen Parkplatz und springe aus dem Auto. Aha, da vorne. ich bin mit dem metallic-blauen Frontspoiler - oder wie auch immer man so ein unnötiges Teil nennt - offenbar voll im Schotter gelandet, denn auf dem kunstvoll geformten Teil liegen noch Steine. So ein Mist! Andererseits: Besser mit dem Frontspoiler im Schotter als mit irgendwas Wichtigem.  Und gegen den Hagelschaden sind das auch nur noch Peanuts. Ich kann mir die Gesichter schon vorstellen, wenn ich das Auto mit diesen Macken zurückbringe, aber daran kann ich jetzt auch nichts ändern.

Stattdessen wandere ich ein Stück am North Rim entlang. Eigentlich wäre ich gerne weiter Richtung Observation Point gegangen, aber der Point ist gesperrt, weder die Straße noch der Trail dürfen benutzt werden. So bleibt es bei einem Spaziergang und weiteren schönen Blicken in den den Canyon.








Anschließend checke ich in der Canyon Lodge ein und bekomme mein Zimmer in der Dunraven Lodge zugewiesen. Die liegt ziemlich weit vom Hauptgebäude zusammen mit anderen Lodge-Gebäuden im Wald.




Und im Wald gibt’s auch wilde Tiere. In diesem Fall ein Bison, das sich gerade gemächlich über die Wiese neben dem Eingang der benachbarten Cascade Lodge frisst. Huch, das ist aber nah! Jedenfalls keine 100 Meter weg, sondern eher 20.




Ich stehle mich mit dem Koffer durch den Eingang meiner Lodge, der einladend offen steht. Falls das Bison Lust bekommt, sich die Lodge mal von innen anzuschauen, dann kann es problemlos durch die ebenerdige Eingangstür spazieren und sogar linker Hand bequem den Fahrstuhl in die oberen Stockwerke nehmen.

Ich bringe erst mal den Koffer und mich vor dem Bison in Sicherheit und ins Zimmer. Die Lodge sieht ziemlich neu aus, sehr schön, ein totaler Gegensatz zur rustikalen Cabin, und auch die Zimmer im Westflügel des Old Faithful Inn und des Mammoth Hotels waren deutlich schlechter gewesen.

Als ich wieder herunterkomme, steht das Bison ein paar Meter vom Eingang der Cascade Lodge entfernt. Ich treffe auf eine Mitarbeiterin, der ich das Bison zeige, und sie ruft erst mal an der Rezeption an und warnt mich, bloß nicht zu nahe an das Bison zu gehen. Als ich ein wenig später meinen Kram hochgeschafft habe und aus dem Fenster schaue, steht sie aber selbst nur 10 Meter vom Bison entfernt und macht Fotos mit dem Handy. Da muss ich doch grinsen.

Kurze Zeit später taucht ein Park Ranger mit Auto auf, und ich bin gespannt, was er macht. Die Antwort: Nichts. Er fährt wieder. Aber anscheinend bezieht eine Frau Posten und passt auf, was das Bison so macht.




Ein wenig später liegt das Bison neben der Lodge und schläft. Anscheinend fühlt es sich hier ganz wohl.




Ich fahre erst mal zurück zum Hauptgebäude, suche mir ein Plätzchen in der Lounge, bestelle Nachos und gönne mir eine Stunde bezahltes Internet. Zugriff auf den E-mail-Account zu haben ist fast sowas wie die erste Rückkehr in die Zivilisation.

Danach fahre ich Richtung Hayden Valley, um Ausschau nach Wildlife zu halten. Zuerst sehe ich am Fluß etwas weißes und hoffe auf einen Pelikan, aber es sind Schwäne. Ein Stück weiter stehen ein paar Autos, und als ich hier aussteige, finde ich dann doch den erhofften Pelikan.




Mehr Wildlife gibt’s für mich im Hayden Valley heute nicht zu sehen, von den allgegenwärtigen Bisons mal abgesehen, aber so eins habe ich ja quasi neben der eigenen Haustür. Zwar haben an einigen Pullouts Leute auf Campingstühlen Platz genommen und berichten von einem Wolf, aber den könnte man nur mit dem Fernrohr sehen. Ein Stück weiter gibt es anscheinend einen Bär, aber der ist mit dem bloßen Auge auch nicht zu erkennen. Als ich dann in einen Stau gerate und erst mal mindestens 10 Minuten überhaupt nichts geht, habe ich die Wahl: Weiter im Stau bleiben und hoffen, dass ganz vorne am Stauanfang das Fotoerlebnis des Jahres auf mich wartet. Oder drehen und schauen, ob ich noch was anderes finde. Weil es schon acht ist und das Fotoerlebnis des Jahres bei diesem Tempo vermutlich ohnehin in der Dunkelheit stattfinden würde, drehe ich und fahre nochmal am North Rim vorbei, denn ich will das Falkennest finden, das ich vorhin einfach nicht gesehen habe. Nach ein bisschen rumgesuche kann ich es dann doch unten auf einem Felsen erspähen. Es ist ein Falke im Nest, der gerade frisst. Durch den vergrößerten Live-View der Kamera kann man das ganz gut erkennen, aber auf den Fotos ist kaum mehr als ein Nest zu sehen. Na ja, vielleicht morgen.

Als ich nach Sonnenuntergang im Canyon Village ankomme, ist das Bison gerade auf dem Heimweg. Oder will es noch in die Cafeteria? Es spaziert jedenfalls dicht an meinem Auto vorbei Richtung Hauptgebäude.

Ich für meinen Teil verschiebe den nächsten Cafeteria-Besuch auf morgen und gehe ins Bett.

Gute Nacht!

Paula

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Oh die Regenbögen sind ja toll  :thumb: wir waren damals auch ganz früh am Grand Canyon aber an Regenbogen kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht waren wir auch zu früh da.
Und der Bison vor der Lodge ist ja klasse, in Bayern sind die Almgebäude oft von einem Zaum umgeben damit die Kühe nicht ins Haus laufen und nicht die Blumenkästen abfressen, aber wenn sogar die Rangerin Fotos vom Bison gemacht hat scheint das ja nicht so oft vorzukommen. Das war jedenfalls ein stattliches Tier, schon blöd wenn sowas vor der Tür liegt durch die man gehen muss. Die Lodge schaut hübsch aus, ich habe ganz andere Gebäude in Erinnerung, die Lodges haben wir uns aber auch nicht angesehen, wir hatten eine Cabin.
Viele Grüße Paula

serendipity

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Jetzt habe ich auch hier alles nachgelesen und finde es unglaublich toll, wie du uns den Yellowstone präsentierst! Genau, wie du es gemacht hast, finde ich es richtig: Zeit haben, auch mal warten können oder mehrmals die gleichen Locations anfahren - herrlich! Ich habe mich beim Lesen nicht eine Minute gelangweilt und beim Fotos schauen so und so nicht  :beifall:

Die Kayak-Tour ist mir besonders ins Auge gestochen, davon habe ich noch in keinem Reisebericht gelesen - klasse! Chief-Papa mit seiner Brut  8) - das erlebe ich leider zunehmend jeden Tag, wird Zeit für den Ruhestand  >:D

Hoffe ich bin jetzt wieder zeitnäher dabei.

Flicka

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Die Lodge schaut hübsch aus, ich habe ganz andere Gebäude in Erinnerung, die Lodges haben wir uns aber auch nicht angesehen, wir hatten eine Cabin.


Cabins habe ich auch gesehen, die lagen zwischen dem Hauptgebäude und den Lodges. Die Lodges scheinen noch relativ neu zu sein, jedenfalls gab es dort, wo die Parkplätze sein sollten, teilweise noch Bauzäune. Beim Einchecken hat man mir gesagt, dass ich das Auto auch auf dem Hauptparkplatz am  Hauptgebäude stehen lassen könnte und dann einen Shuttle-Service nutzen könnte, das war aber zum Glück nicht nötig, weil zumindest bei meiner Lodge genügend Parkplätze waren. Ich hatte bei der Gelegenheit aber gefragt, ob ich die Strecke auch laufen kann. Nachdem ich dann die Bison-Begegnung hatte, habe ich nächtliche Fußmärsche nicht weiter in Erwägung gezogen.  ;)



Die Kayak-Tour ist mir besonders ins Auge gestochen, davon habe ich noch in keinem Reisebericht gelesen - klasse!


Die Tour hat mir von den gebuchten Touren im Yellowstone auch am besten gefallen. Ich glaube, ich hatte zwischendurch auf der Seite des Yellowstone-Parks mal unter den dort verlinkten Aktivitäten geschaut und auch bei Tripadvisor geschaut. Oder hatte ich die Idee mit der Kayak-Tour aus dem englischen Lonely-Planet-Reiseführer zum Yellowstone? Ich weiß es nicht mehr, jedenfalls hat mir die Idee mit der Sunset-Tour gut gefallen, und es war abends zum Sonnenuntergang unheimlich schön und friedlich.

Vom ersten Besuch kannte ich den Yellowstone-Park eher als Auto-parken-Geysire-gucken-weiterfahren-Sehenswürdigkeit. Das war auch toll, weil man die wahnsinnigen Eindrücke ganz dicht aufeinanderfolgend hatte. Aber richtig erlebt habe ich den Park erst bei diesem Besuch. Dabei habe ich unheimlich viel NICHT gemacht, was ich mir ursprünglich rausgesucht hatte.

Flicka

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Donnerstag, 11. August


Ich wache wieder gegen halb sieben auf und beschließe, nochmal ins Hayden Valley zu fahren, und anschließend noch ein wenig im Canyon auf Regenbogen-Suche zu gehen – Sonnenschein vorausgesetzt. Mit dem Sonnenschein sieht es heute morgen aber noch nicht so so gut aus, heute nacht hat es geregnet, und der Himmel ist immer noch teilweise bewölkt.

Ich fahre bis hinunter zur Fishing Bridge, halte auch das ein oder andere mal an, aber was ich mit bloßem Auge sehen kann, sind nur ein paar Enten und Gänse in einiger Entfernung, und natürlich das ein oder andere Bison neben oder auf der Straße.




An einer Parkbucht, in der sich viele Autos drängeln, will ich mir mal genauer anschauen, worauf alle so gebannt schauen. Vorne stehen Menschen mit Ferngläsern auf dem Feld, aber auch direkt in der Parkbucht haben einige ihre Stative aufgebaut. Einer zeigt mir auf dem Smartphone, das an das Fernrohr angeschlossen ist, was da zu sehen ist: Eine Wolfsfamilie bzw. die jungen Wölfe. Die Mutter hat sich schon vor einiger Zeit vom Acker gemacht, aber die Jungen sind noch da, laufen herum und spielen miteinander.

Auf dem Rückweg zur Canyon-Region besuche ich dann aber viel gefährlichere Wesen: Ich mache Halt am Drachenland, besser gesagt am Gebiet um den Mud Vulcano. Hier sind an fast jeder Quelle oder Schlammtopf gut gemachte Hinweistafeln angebracht, die auch erläutern, wie sehr sich dieses Gebiet in den letzten 100 Jahren verändert hat. Es gab Zeiten, in denen die riesigen Schlammtöpfe wie Vulkane oder Geysire regelmäßig ausgebrochen sind. Heute blubbern sie eher vor sich hin.






Besonders gut gefällt mir die Dragon Mouth Spring. Der Name ist gut gewählt, wie ein Drachenmaul entlässt die Quelle Dampf und heißes Wasser aus ihrem Bauch.




Boardwalks führen an den einzelnen Blubbertöpfen vorbei und hinauf in den Wald. Vor einigen Jahrzehnten lag hier alles friedlich, dann brach der Black Dragon Caldron aus und fegte den Wald hinweg.












Heute ist es wieder friedlich, überall zwitschern kleine Vögel, die sich zumindest ab und zu auch fotografieren lassen, bevor sie wieder ihrem Tagesgeschäft nachgehen.








Bedrohlich blubbert allerdings der Churning Caldron, der ständig kleinere Ausbrüche zeigt.






Noch einen letzten Blick werfe ich auf den Mud Geysir, dann fahre ich zurück zum Canyon. Am North Rim will ich doch nochmal einen Blick auf das Falkennest werfen, baue das Stativ auf und beobachte das Falkenküken durch den vergrößerten Live-View der Kamera. Das Küken gibt ständig hohe Rufe von sich, wahrscheinlich hat es Hunger. Das muss doch gleich mal ein Elternvogel mit etwas Futter anrücken, finde ich. Aber das Küken ist allein zu Haus, und so langsam wird es müde. Ich kann erkennen, dass es immer wieder im Halbschlaf den Kopf sinken lässt und wieder hochschreckt, genau wie ein Mensch, wie süß. Als es windiger wird, plustert es sein Gefieder auf und duckt sich tiefer ins Nest.

Das wird heute wohl nichts mehr, denke ich, baue das Stativ ab, und prompt sehe ich einen Falken angeflogen kommen. Also schnell die Kamera in die Hand, und immerhin, man kann erkennen, dass der Falke das Nest anfliegt – und es wieder verlässt. Das Küken hat nichts bekommen, es schaut dem Elternvogel nach und piept dann wieder ungeduldig.




Ein paar Fotos mache ich noch von den Canyon-Wänden, aber heute verdecken ständig Wolken die Sonne. Bin ich froh, dass ich gestern früh am Old Faithful gestartet bin und noch die Regenbogen-Fotos machen konnte, denn heute hätte ich damit wohl keinen Erfolg gehabt.




Nach einem letzten Blick in den Canyon fahre ich zur Lodge, gönne mir ein Mittagessen in Form einer Reisschale mit Mais und Bohnen, Fajita-Rindfleisch und Käse, dazu eine Zimtschnecke, und schaue mich noch im Souvenirladen um, wo mir aber nichts so richtig gefallen will. Nach einer kurzen Rast im weichen Bett packe ich den nötigsten Kram reittauglich zusammen und mache mich gegen viertel nach zwei Uhr auf den Weg zur Tower-Roosevelt-Kreuzung, denn da soll um halb vier die Reittour zum Cook-Out starten. Wie üblich habe ich das Gefühl, unglaublich früh dran zu sein, und wie üblich dauert die Fahrt dann doch länger als gedacht, vor allem über den Dunraven Pass. Kurz nach drei bin ich dann aber doch bei den Corrals, wo gerade die Kutschen der vorangegangenen Tour angekommen.






Nach einer kurzen Wartezeit bekommt unsere Gruppe die erste kurze Einweisung. Das wichtigste: Keine Fotoapparate während des Ritts. Man sei da viel zu beschäftigt damit, die Pferde im Griff zu behalten. Okay, das sehe ich ein. Zumindest für den Moment.

Gegen halb vier dürfen wir dann entscheiden, ob wir Reithelme tragen. Das mache ich natürlich. Dann bekommen wir eine weitere Einführung – keine Fotos während des Ritts, und wenn das Pferd während des Ritts fressen will, dann muss man stark an diesen Dingern namens Zügel ziehen. Hm, das klingt jetzt nicht wirklich, als wäre das eine Tour für fortgeschrittene Reiter. Ich bekomme schließlich mein Pferd zugewiesen. Ich hatte ja auf einen schneidigen gescheckten Mustang gehofft oder ein edles Quarter-Horse, aber was führt man mir zu: einen Haflinger. Super, da reise ich um den halben Globus und bekomme dann ein Pferd aus Südtirol.

Der Haflinger heißt Dopey, was ich sofort wieder vergesse. Auf die Test-Frage, welches Pferde ich reite, überlege ich: Dumpy? Gumpy? Der Wrangler gringst und fragt, ob ich vielleicht Humpty Dumpty meine. Ich erfahre, dass Dopey einer der sieben Zwerge bei Schneewittchen ist (aha, wieder was dazu gelernt), merke mir dann aber einfach "Dope". Eigentlich bin ich schon fast durch die Einweisung durch, da mache ich einen schwerwiegenden Fehler: Ich verrate auf die Frage nach meiner Reiterfahrung, dass ich ein paar Jahre geritten bin, aber mit englischer Reitweise. Böser Fehler, denn: Keine Reiterfahrung wäre völlig okay gewesen. Aber jetzt sitze ich da auf einem unschuldigen italo-amerikanischen Haflinger und traktiere ihn mit meiner europäischen Kolonialisten-Reitweise, das geht ja gar nicht. Nein, nicht die Zügel in beide Hände nehmen, große Katastrophe. Nein, die Zügel länger, man will ein großes Smile sehen. Drei Meter weiter heißt es, nein, die Zügel kürzer, sonst fängt Dopey an zu grasen.

Als Dopey und ich aus dem Corral entlassen sind, stellen wir aber fest, dass wir hervorragend miteinander klar kommen. Wie ich im Verlauf des Ritts feststelle, ist es Dopey auch völlig egal, mit wie vielen Händen man die Zügel hält oder ob man sie sich vielleicht nur über den Ellbogen hängt, weil man die Hände für was anderes benutzt.

Der Ritt zum Cook-out lässt sich wohl am besten unter der Überschrift „Wandern zu Pferde“ zusammenfassen. Wir reiten hintereinander auf einen Pferd durch schöne Landschaft, aber geritten wird nur Schritt, außer wenn Dope mal wieder etwas trödelt und ich ihn zum Leidwesen der hinter mir reitenden Frau ein paar Meter traben lasse, um wieder aufzuschließen. Mit seinen stämmigen Haflingerbeinen ist er halt nicht so flink wie die anderen Pferde. Wie gesagt, die Landschaft ist schön, Dope ist brav, meine Ellbogen-Zügelexperimente schluckt er ohne mit den Ohren zu zucken, da könnte man ja dann doch mal die kleine Unterwasserkamera rausholen. Tue ich auch, und während ich sie nach den ersten Fotos immer wieder mühsam in die Hosentasche stopfe, lasse ich sie schließlich am Sattelknauf hängen. Sehr praktisch, so ein Westernsattel mit Sattelknauf, da können sich die Herren und Damen Kolonialisten-Reiter mal eine Scheibe von abschneiden.




Natürlich bleibt mein Treiben nicht unbemerkt von den mitreitenden Wranglern, aber erst als wir uns einer Straße nähern, werde ich ermahnt, den Fotoapparat wieder wegzupacken.




Zwischendurch regnet es ein wenig, hört aber zum Glück bald wieder auf. Als wir den Platz des Cook-outs erreichen, bin ich doch etwas baff. Ich hatte mir ja doch irgendwie heimelige Lagerfeuerromantik vorgestellt, aber das hier hat die Dimensionen eines kleinen Volksfests. Während Dope verschnaufen darf, stelle ich mich beim Essen an und holte mir mein eigenes Futter: Salat, Puree, Bohnen, Mais, irgendwas undefinierbares, aber leckeres, in dem wohl Birnen sind und ein Steak wandern auf meinen Blechteller. Das Essen schmeckt lecker, ich komme mit meinen Tischnachbarn ins Gespräch, der Cowboy mit der Gitarre stimmt Wildwestromantiksongs an.








Um mich herum schwärmen Menschen, die mit dem Planwagen gekommen sind, von diesem Ausflug, als wäre er ein Meilenstein ihres Lebens. Ich will ja nicht überkritisch sein, mir gefällt es auch gut, aber ich tue mich dann doch schwer damit, mich von dieser Welle der Begeisterung mitreißen zu lassen. Manchmal sind die Amerikaner mir doch ziemlich fremd. Warum muss hier eigentlich immer alles mit Superlativen belegt sein? So habe ich auch nichts dagegen, als wir nach gut eineinhalb Stunden wieder die Pferde erklettern und uns auf den Rückweg machen. Diesmal reiten wir auf direktem Weg zurück, und nach dem Überqueren der Tower-Roosevelt-Kreuzung sind wir auch schon wieder am Corral. Zum Abschluss schwören die Wrangler uns noch auf die Exklusivität des Ereignisse ein und stimmen mit uns ein "Yehaa!" an.

Müde aber zufrieden mache ich mich auf den Rückweg, kaufe mir im Geschäft an der Canyon Lodge noch ein Bier und hüpfe unter die Dusche, während ich schon merke, wie der Muskelkater durch meinen Körper kriecht. Als Abschluss für den Aufenthalt im Yellowstone war es insgesamt jedenfalls ein schöner Nachmittag und Abend. Morgen werde ich den Grand Teton NP durchqueren und dann in die Zivilisation zurückkehren und in Jackson übernachten.

Gute Nacht!