Genug mit Brautschleiern, weiter geht es mit dem Bericht
4.9.16Da ich bereits im dunklen auf dem Campground angekommen war, hatte ich nicht gesehen dass er durchaus ganz nett gelegen war. So bekam ich morgens den Sonnenaufgang frei Haus geliefert. Ich habe nur die Tür aufgemacht und aus dem Camper raus geknipst.
Ansonsten war er eher ein wenig kahl aber die Aussicht entschädigt durchaus.
Beim Frühstück habe ich mich entschieden, nicht mehr zum Lake Kluane zurück zu fahren. Es wäre über 60 km gewesen, nur um wahrscheinlich festzustellen, dass die Scenic Flights auch erst wieder nächstes Jahr stattfinden würden, mal angesehen davon, dass ich wohl gestern hätte buchen müssen.
Also ging es gleich weiter auf dem Heines Highway nach – Überraschung! – Haines. Wenige km hinter dem Ortsausgang musste ich schon wieder anhalten, um dieses Flüsschen zu knipsen (keine Ahnung, wie der heißt, in Gogle Earth finden sich zwar diverse Fotos von dieser Ecke aber niemand scheint den Namen zu kennen).
Während ich da vor mich hin knipste, kam eine durchgehend in Tarnfarben gekleideter Man azs dem Wald und wir haben uns eine Weile unterhalten. Er zeltete ein paar m weiter am Fluss und hatte mein Auto gehört. Er war da, um Hirsche oder Elche zu jagen. Dann erzählte er mir, dass er am Abend vorher eine Begegnung mit einem Schwarzbären hatte. Und als er sagte, „I shot him“ war ich mir sicher, dass er nicht meinte mit der Kamera. Richtig: Der Bär war von einem Auto aufgeschreckt worden und kam direkt auf ihn zu. Nachdem er ihn mit einem Warnschuss nicht vertreiben konnte, hat er auf ihn angelegt und abgedrückt. Die Autofahrerin, die den Bären aufschreckte, hat daraufhin wohl die Polizei gerufen. Die hat ihm aber wohl bescheinigt, richtig gehandelt zu haben.
Jetzt wollte er sich auf die Suche nach dem Kadaver machen.
Irgendwie war der Typ ganz sympathisch aber so martialisch wie er aufgemacht war, hätte ich ihm auch nicht im Wald mit einer Flinte unter dem Arm begegnen wollen
Auch wen ich diesen Schwarzbären dann wohl nicht mehr vor die Linse kriegen würde, war die umliegende Landschaft trotzdem spektakulär.
Wieder nur ein kurzes Stückchen weiter bin ich zum Kathleen Lake abgebogen. Sehr hübsch und friedlich dort und irgendwie fand ich die Schilder "Hunting prohibited“ und "No fire arms" beruhigend
Die nächsten Meilen begleiteten mich rechts und links des Highways wieder tolle Herbstfarben Diesmal kamen zu den Gelb- und Orange-Tönen der Laubfärbung auch noch knallrote Blümchen dazu. Machte sich gut!
So langsam ging es immer mehr bergauf, bis ich die Baumgrenze hinter mir gelassen hatte. Die Straße führte jetzt durch eine Art Hochebene.
Die karge Tundra hier war ein starker Kontrast zu den lieblichen Herbstfarben wenige Meilen vorher.
Aber da das Ziel ja auf Meereshöhe lag, ging es bald auch wieder bergab und die Vegetation nahm erneut zu.
Kurz bevor der Highway den Chilkat River erreicht überquerte ich die Grenze zurück nach Alaska. Der Grenzübertritt war völlig Problemlos. Der Immigration Officer wollte nur wissen, ob ich etwas in Kanada gekauftes einführen wollte, was ich guten Gewissens verneinen konnte. Als er meine Kameras auf dem Beifahrersitz liegen sah, gab er mir noch ein paar TIps für gute Fotolocations und wir fachsimpelten ein wenig über Wildlife-Fotografie. Da sollte sich der eine oder Knötterkopp an internationalen Flughäfen mal ein Beispiel nehmen
Jetzt ging es bis Haines am Chilkat River entlang.
Am Chilkat River gibt es jedes Jahr im November eine Invasion“ von Weißkopfseeadlern. Wenn dort der letzte Salmon Run der Saison stattfindet, versammeln sich auf einem relativ kurzen Stück entlang des Flusses Tausende von Adler (und hunderte von Fotografen
). Einige Bald Eagles sollen das ganze Jahr dort verbringen, ich habe aber keine gesehen. Ich habe mich in Haines etwas umgesehen, bin aber gleich weiter gefahren zum Chilkoot River.
Blick über den Lukat Inlet zurück nach Haines
Der Chilkoot River ist ein vielleicht eine Meile langes Flüsschen, dass das Wasser vom Chilkoot Lake ins Meer leitet. Hier soll man Braunbären aus nächster Nähe beobachten können.
Zunächst sah ich nur einige Vans von Wildife- und Fototur-Anbietern und den einen oder anderen Angler im Wasser.
Aber nachdem ich einmal die Straße am Fluss entlang auf und a gefahren war, ließ sich am gegenüberliegenden Ufer eine Bärin mit ihrem Nachwuchs sehen.
Mama fischte und der Nachwuchs beschäftigte sich mit klettern.
Aber wenn Mama was gefangen hatte, war klettern ganz schnell langweilig und ruckzuck war der kleine da und hat gesehen, dass er was abbekommt.
Danach verschwand er wieder zum spielen und Mutter suchte weiter nach Lachs-Nachschub.
Und wenn es was zu futtern gab, tauchte er wieder auf.
Klettern konnte der kleine richtig gut.
Muttern hat sich nicht weiter dafür interessiert. Fisch war wichtiger.
Dem einen oder anderen werden die grünen Ohren aufgefallen sein. Ich dachte erst, das wäre irgendeine Art von Markierung. Aber die Erklärung war viel einfacher. Die beiden waren 2 oder 3 Tage vorher in eine Garage eingebrochen und hatten sich über einen dort stehenden Eimer mit grüner Farbe her gemacht
Zeitweise war wohl der ganze Kopf grün gewesen, jetzt sahen sie schon wieder besser aus.
So langsam aber sicher verschwanden die beiden Grünohrbären dann im Dickicht am anderen Flussufer. Ich bin noch eine Weile die Straße auf und ab gelaufen, habe aber keinen Bären mehr gesehen. Nur noch ein paar Wasservögel und zumindest einen halbwüchsigen Bald Eagle.
(weiß jemand, wie die heißen?)
Jetzt war es höchste Zeit, sich um einen Platz für die Nacht zu kümmern. Nachdem bisher alle Campgrounds mehr oder weniger leer gewesen waren, hatte ich keine Bedenken, noch was zu finden. Aber leider war der CG direkt am Seeufer tatsächlich voll, so das ich nach Haines zurück fahren musste und mir dort was suchen.
So hatte ich dann immerhin die Möglichkeit, in Ruhe einzukaufen und mir abends was leckeres zu brutzeln.
Endlich wieder Bären – ich hatte schon Entzugserscheinungen