Nach einer weiteren „kleinen“ Pause bedingt durch den nächsten Urlaub und den Nachurlaubsstress bei der Arbeit will ich jetzt endlich den Reisebericht zu Ende bringen. Vielleich hat ja trotz der Unterbrechungen noch jemand Lust, weiter zu lesen.
14.9.16Morgens früh war das Wetter genau so, wie es angesagt war, grau dunstig und leichter Regen. Noch ein Tag Shuttle fahre bei diesem Wetter? Eigentlich nicht das, wonach mir der Sinn stand.
Nach kurzem überlegen habe ich mich entschieden, auf einen weiteren Tag Shuttle und eine weitere Nacht Tek-CG zu verzichten. Im eigenen Auto wäre ich wenigstens flexibel und könnte zur Not den Regentag nutze, um je nach Wetterbericht z.B. noch mal auf die Kenai Halbinsel zu fahren. Also schnell meinen Kram zusammen gepackt und noch vor Sonnenaufgang habe ich den Campingplatz verlassen. Zunächst war der Himmel einheitlich grau und es regnete.
Die Wolken bzw. der Nebel hingen tief über den Bergen.
Und bald war ich mittendrin im Nebel.
Sah richtig mystisch aus.
Plötzlich sah ich vielleicht 100 m vor mir etwas über die Straße laufen. Hey, das sah aus wie ein Wolf!
Quatsch! Sicher nur ein Coyote und außerdem ist er jetzt sowieso weg, habe ich mir gesagt.
Er war aber nicht weg sondern saß relativ nah an der Straße im Unterholz.
Und ein Coyote war es auch nicht sondern ein wunderschöner grauer Wolf, der kurz schaute, wer da ist.
Danach interessierte er sich aber nicht weiter für mich.
Ein paar Minuten konnte sich ihn in Ruhe beobachten Zwischendurch legte er sich hin, dann schaute er mal wieder.
Dabei war er völlig entspannt und ließ sich durch meine Anwesenheit in keiner Weise stören. Dann zuckte er kurz zusammen, schaute in die entgegengesetzte Richtung und verschwand anschließend im Gebüsch.
Inzwischen hatte ich das Geräusch auch gehört. Es war der erste Shuttlebus, der kurz danach um die Kurve kam. Auch wenn es nur ein paar Minuten waren (genau gesagt von 7:32h bis 7:43h), war es ein beeindruckendes Erlebnis. So nah (vielleicht max. 20 m) war ich einem Wolf in der Wildnis noch nie.
Damit hatte sich die Entscheidung, nicht den Shuttle zu nehmen, jetzt schon ausgezahlt!
Der Nebel und der Dunst begannen sich nun auch ein wenig zu lichten.
Und ab und an kam sogar die Sonne durch.
Und plötzlich riss innerhalb weniger Minuten und vielleicht 1 oder 2 Meilen Fahrt der Himmel auf und vor mir lag in seiner ganzen imposanten Schönheit der schneebedeckte Denali!
Wow!
Alles richtig gemacht!
Kurz nach der Foto-Session mit dem Denali lief mir auch noch eine Elchkuh über den Weg.
Inzwischen hatte sich der Dunst komplett verzogen und der Denali NP lag in seiner ganzen Schönheit und in strahlendem Sonnenschein vor mir.
Inzwischen hatte ich echt Kohldampf, den das Frühstück war der frühen Abfahrt vom CG zum Opfer gefallen. Bevor ich das Restaurant am Visitor Center heimsuchen konnte, musste ich aber noch eine weitere ausgedehnte Foto-Session an der Abfahrt kurz vor dem Hundecamp einlegen. Die Herbstfarben waren einfach zu schön.
Dann hatte ich mir ein ordentliches Frühstück verdient. Anschließend stand erst mal die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit auf dem Programm. Ich habe kurz mit dem Gedanken geliebäugelt, mich in eines der Nobelhotels am Highway kurz vor dem Parkeingang einzumieten, habe mich da aber doch entschlossen, die paar Meilen bis zu dem Campground zu fahren, wo ich schon die letzte Nacht vor dem Denali verbracht hatte. Dort war ich der einzige Gast und auch der letzte für dieses Jahr, denn der Besitzer und seine Frau waren schon fleißig beim aufräumen und packen. Am nächsten Tag schloss alles bis zum nächsten Sommer.
Ich habe den Mittag damit verbracht, Bilder aufs Notebook zu überspielen und ein kleines Nickerchen gemacht bevor ich am späten Nachmittag noch mal im Park auf Elchjagd gegangen bin.
Es waren inzwischen wieder Wolken aufgezogen aber die Sonne kam noch ab und an durch.
Die großen Bullen machten sich leider rar, bzw. ließen sich nur aus größerer Entfernung sehen.
Dafür ließen sich diverse Weibchen direkt an der Straße sehen, teilweise in Begleitung ihres Nachwuchses.
Beim Elch knipsen habe ich auch noch einmal das israelische Pärchen getroffen, das ich bei Dawson kennengelernt hatte und wir haben uns zwischen den Elchsichtungen eine ganze Weile nett unterhalten.
Insgesamt habe ich an dem Abend glaube ich 5 oder 6 Elchkühe und 2 Jungtiere gesehen. Keine schlechte Ausbeute.
Irgendwann wurde das Licht immer schlechter, so dass ich mich von den Elchen und den Israelis verabschiedet habe und zu meinem Campingplatz gefahren bin.
Keine Ahnung, was ich auf der Tour mit dem Shuttlebus gesehen hätte. So wie er war, war es auf jeden Fall ein toller Tag, so dass ich meine Entscheidung vom Morgen keinesfalls bereut habe.