Tag 5 - 23.09.2015 - Im ZauberwaldÜber Nacht hat es sich eingeregnet. Das passt uns sehr gut, denn wir wollen heute in den Gorbea Natural Park. Dort gibt es einen ganz besonderen Wald, in dem wir am liebsten Nebel hätten.
Warum wir dazu Regen brauchen, wenn wir eigentlich Nebel wollen? Nun, der Park ist Teil des Berglandes, welches das grüne, niederschlagsreiche Küstengebiet vom deutlich trockeneren Hinterland trennt. Zieht nun von der Biskaya Regen rein, dann stauen sich diese Wolken an den Bergen und drücken als Nebel in den Wald hinein. Deswegen passt das für uns sehr gut. Es muss nur gut Regen rein kommen.
Vor der Abfahrt noch mal ein prüfender Blick aus dem Fenster:
Ja, doch, es regnet tüchtig! Sehr gut!
Wir schrauben uns im Regen und in der Dämmerung über teilweise abenteuerliche Sträßchen hoch in Richtung Gorbea Natural Park und kurz vor erreichen des Ziels auf der Passhöhe kommen wir auch, wie geplant, in den Nebel. Wir biegen in den Park ab und fahren durch dichten Nebel den Waldwegen und Sträßchen nach, die wir zuvor auf Satellitenaufnahmen rausgesucht haben. Kurz bevor wir das kleine, unter Fotografen recht bekannte, Waldstück erreicht haben, hört der Nebel aber auf und es regnet nur noch.
Na, gut. Der Nebel wird sicher noch reinziehen. Wir starten erst mal eine kurze Erkundung ohne die Kameras auszupacken und stellen fest, dass dieses Waldstück sehr überschaubar ist (um nicht zu sagen "klein") und ohne Nebel drin auch bestenfalls mäßig was her macht.
Da müsste jetzt schon ein Einhorn drinstehen, um das Motiv noch zu retten...
Wir wollen im Auto noch etwas warten, vielleicht zieht der Nebel ja rasch zu uns. Aber der lässt sich erst mal Zeit und so beschließen wir, an die Raststätte ganz in der Nähe des Parkeingangs zurück zu fahren um dort erst mal einen Kaffee zu trinken. Das war eine gute Entscheidung, denn die haben dort nicht nur Kaffee sondern auch extrem leckere Frühstücks-Tapas. Wir entscheiden uns für die "Rührei mit Chorizo"-Variante:
Während wie ein das Frühstück genießen, beobachten wir etwas die Leute. In die kleine Raststätte kommt unter anderem ein Typ mit Gummistiefeln und Regenjacke. Der kippt schnell zwei Gläschen Rotwein zum Frühstück und fährt dann wieder fort. Auch eine Art von Frühstück...
Wir lassen uns Zeit und brechen dann nochmal auf um zu sehen, wie weit der Nebel schon vorgedrungen ist. Er ist zwar etwas Näher gekommen, aber doch noch gute dreihundert Meter vom Wald entfernt, geschweige denn im Wald drin. Wir beschließen jetzt einfach mal die nähere Umgebung mit dem Auto zu erkunden, vielleicht warten da ja noch ein paar andere schöne Ecken auf uns.
Dabei begegnen wir auch ein paar Pferden, die hier im Wald frei umherlaufen.
Wir entdecken einen Abschnitt im Wald, der fast schon aufgeräumt und parkähnlich wirkt; mit schönem grünem Bodenbewuchs, etwas Nebel und einem sehr weichen Licht. Es regnet zwar ganz gut, aber darauf sind wir vorbereitet:
Steffen bei Regen im Wald.
...und so sah der Wald dort aus:
Während wir so vor uns hin fotografieren, hören wir auf einmal ein Getrampel und Gepoltere, was immer lauter wird und näher zu kommen scheint, nur sehen können wir noch nix.
Dann tauchen auf einmal aus dem Nebel heraus Pferde auf!
Sie laufen gemächlich in meine Richtung. Als sie näher gekommen sind, beschließe ich aus dem Weg zu gehen. Darauf hin ändern auch die Pferde ihre Richtung und laufen wieder auf mich zu. Na gut, gehe ich halt nochmal zur Seite. Bis ich dann feststelle, dass mir die Pferde, warum auch immer, folgen! An fotografieren denke ich jetzt nicht mehr, sondern eher daran, wie ich die Viecher wieder loswerde. Chris und Steffen lachen sich derweil schief über meine neuen Fans.
Irgendwann habe ich genug Haken geschlagen und die Pferde verlieren das Interesse an der Verfolgung. Vielleicht haben sie auch nur gemerkt, dass bei mir keine Pferdesnacks zu holen sind? ;-)
Wir sind mittlerweile gut nass geworden und wollen nochmal zurück zu dem Wald. Tatsächlich ist der Nebel jetzt ein gutes Stück näher gekommen. Das lässt uns hoffen! Wir warten im Auto eine halbe Stunde und beschließen noch eine halbe Stunde zu warten, nur um dann nochmal eine halbe Stunde zu warten und dann nochmal eine halbe Stunde dran zu hängen. Mittlerweile ist die Situation so, dass unser kleines Waldstück von Nebel "umzingelt" ist. In den Wald rein, kommt aber keine Nebel.
Ein paar nicht jugendfreie Situationsbewertungen kommen uns über die Lippen. Plötzlich taucht aus dem Nebel ein Auto auf und hält neben uns auf dem Parkplatz. Es ist der Typ mit dem Rotweinfrühstück. Er macht sich mit einem Körbchen und einem kleinen Messer auf in den Wald, wahrscheinlich auf die Suche nach Pilzen. Dabei hat er deutlich sichtbar Probleme sauber gerade aus zu laufen. Vermutlich hatte er zum Mittagessen auch noch mal "gut gefrühstückt"...
Uns wird das jetzt langsam zu doof hier. Immer noch kein Nebel im Wald, dazu noch ein angetüdelter Pilzesammler, den man wahrscheinlich aus dem Bild jagen muss und ziemlich nass sind wir auch schon. Leicht frustriert treten wir den Rückweg an und geben auf dem Navi die Heimatadresse ein.
Zu unserer Überraschung schlägt das Navi eine komplett andere Strecke vor, als auf dem Hinweg. Na gut, warum nicht, vielleicht gibt es hier ja noch was zu fotografieren?
Im Nachhinein sollten wir unserem Navi sehr dankbar sein, denn unterwegs taucht auf einmal, nach einer Kurve ganz unvermittelt ein ähnlicher Wald auf. Zwar immer noch ohne Nebel, dafür aber wesentlich fotogener als der Wald, an dem wir heute so lange gewartet haben:
Zwar immer noch kein Nebel im Wald, aber besser als nix...
Wir fotografieren eine Weile, werden dabei nochmals nasser und treten dann halbwegs versöhnt den weiteren Heimweg an.
Auf der neuen Strecke kommen wir dabei nochmal über so etwas wie eine Passhöhe und dichter Nebel hüllt hier die Gegend ein. Plötzlich ruft Chris "Da!!!!" und knallt zeitgleich die Bremse zu. Wie? Was? Wo? Neben der Straße geht es nur ein paar Meter den Hang hoch. Chris wendet, wir fahren ein paar Meter zurück und schauen auf einen Zauberwald, der ganz wunderbar im Nebel liegt.
Natürlich hält jetzt nichts mehr im Auto. Wir schnappen uns die nassen Rucksäcke aus dem Kofferraum und rennen fast in den Wald. Kinder im Spielzeugladen wirken wahrscheinlich abgeklärter.
Der Wald hier ist im Vergleich zu dem kleinen Waldstück von heute morgen riesig! Dazu liegt er an einem sanft geschwungenen Hang, der es erlaubt leicht bergauf gegen den helleren Himmel zu fotografieren:
Abwechselnd treibt der Wind Regen und Nebelfetzen durch den Wald, während wir unsere Motive suchen:
Wir sind total aus dem Häuschen und wie im Rausch. Immer wieder finden sich neue Kompositionen:
Der Wald ist einfach nur faszinierend!
Es fällt uns schwer uns von diesem Wald zu trennen, aber irgendwann wird das Licht immer weniger und erst da merken wir, dass wir gut und gerne drei Stunden hier im Regen und Nebel rumgelaufen sind.
Wir treten tief zufrieden den Heimweg an. Jeder von uns hat dabei ein breites Grinsen im Gesicht.
Unterwegs decken wir uns noch mit dem nötigsten für heute Abend ein:
Als wir im dunkeln wieder in Mutriku angkommen, regnet es noch leicht. Trotz Regenüberzug sind die Fotorucksäcke durchnässt und werden ausgeräumt um über Nacht zu trocknen. Wir machen uns einen Spaß daraus und nutzen zur Ablage der Fotosachen ein leeres Regal im Wohnzimmer.
Das vermutlich am besten sortierte Fotofachgeschäft in Mutriku^^
Dann stoßen wir auf diesen verrückten Tag noch einmal an.
Über Nacht soll der Regen aufhören und wir sind schon gespannt, was uns morgen zum Sonnenaufgang an der Küste erwarten wird.