Autor Thema: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)  (Gelesen 21780 mal)

MisterB

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #15 am: 23. Juni 2015, 11:39:34 »
Montag, 07.07.2014 - Die Reste von N'Orleans - Karneval, die andere Seite und noch mehr Friedhöfe

So. Letzter Tag New Orleans. Da müssen jetzt heute die Reste zusammenkehrt werden. Was ist noch übrig, wo muss ich unbedingt noch hin.

Erst einmal sollte es aber ein Frühstück mit gewürztem Kaffee und Beignets beim Cafe Royal werden. Das Cafe Royal ist direkt beim Jackson Square. Es zeichnet sich aus indem es irgendwie immer voll ist bis unter die Decke. Das Cafe Royal ist, wie man so liest, DIE Institution für Beignets in der Stadt. Beignets sind im Prinzip frittierte Teigtaschen die gefühlt einen Meter dick mit Puderzucker bestaubt werden.

 

Ich hatte ein wenig Glück und habe einen Platz ergattert ohne groß warten zu müssen. Es stand auch sehr schnell eine der vielen chinesischen Kellnerinnen neben mir. Warum arbeiten hier nur Asiaten ? Egal. Die Bestellung kam schnell. Der Kaffee mit Chicory-Aroma war eigentlich ganz lecker. Die Beignets haben meiner Meinung nach nicht nach wirklich etwas definierbarem geschmeckt. Nach Fett und Puderzucker eventuell.

 Irgendwie hatte ich mich trotz allergrößter Vorsicht nach dem dritten Teigteil auch selbst weiß eingestäubt. Aber das fiel garnicht weiter auf. Denn der ganze Laden, Tische, Stühle, Fußböden, Bedienungen …. war ebenso in einen leichten weißen Schleier getaucht. Hier war alles mit Puderzucker imprägniert.

 

Gestern bei der Friedhofstour hatte mir einer der Mitgeher von einem Voodoo Museum erzählt und meinte das wäre gut. Allerdings wusste ich nicht mehr was er gesagt hatte wo ungefähr das war. Und ich wollte mein Datenpaket auch ein wenig schonen und hab das Handy stecken lassen. Stattdessen wollte ich zum Mardi-Grass-Karnevals-Museum-Ausstellung-Irgendwas. Ich hatte von Blaine Kern’s Mardi Gras World jetzt nur gehört ohne genau zu wissen was das nun ist. Ich habe eine Tram geentert und wollte damit in die Nähe fahren.  Nur leider war jenseits des Outlet Centers bei der „Julia Station“ schon ende. Endstation. Doof. Weil zumindest auf der Karte die Gleise weiter gingen und da noch eine weitere Station eingezeichnet war. Egal. Ich stand jetzt vor einem unglaublich riesigen Komplex der sich schier unendlich die Straße entlang zog. Ich hab das Teil dann als das Convention Center identifiziert.

 

 

Tapfer bin ich in der Hitze des Mittags dann an diesem Center vorbeigestapft. Eigentlich war hier kein einziger Mensch außer mir. Alle paar Türen stand mal ein Wachmann gelangweilt rum, der mich dann immer beäugte, so nach dem Motto „was will der Typ denn hier“. Nach gefühlten 10 Kilometern hatte ich endlich diesen Riesenkomplex hinter mir gelassen. Als ich schon dachte das ich hier in dem Industriegebiet wo ich jetzt drinstand komplett falsch gelandet wäre, tauchten dann aber als Rettung die Hallen der Mardi Gras World auf. Puh.

 Drinnen hat man mir mit meiner Eintrittskarten-Halskette direkt mal nen Handfächer mit ausgeteilt. Ich musste jetzt erst mal ne kleine Rast einlegen. Diese Mardi Gras World ist sozusagen so etwas wie die Hauptwerkstatt der New Orleans Karnevalswagenbauer. Die Blaine Kern Studios, wie sie sich nennen, werden von allen möglichen Karnevalsgesellschaften damit beauftragt, die neuesten Kreationen und bunten Wagen für den Karneval zu gestalten und zu bauen.

 

 

Auf der Tour durch die Hallen erfährt man zuerst mittels eines kleinen Filmes etwas über die Geschichte des Mardi Grass selbst und natürlich der Studios. Dann geht man mit einem Mitarbeiter durch die Hallen und kann in den verschiedenen Werkstätten zuschauen, wie da die riesigen Wagenfiguren aus Styropor, Pappmachee und Kunststoffzeugs gebastelt werden. Cool. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann bleiben die gebauten Figuren das Eigentum der Studios und werden nach Mardi Grass wieder einkassiert. Ich vermute mal, das wird auch der Grund sein, warum sich in der riesigen Halle die Figuren vergangener Jahre stapelten und man wie in einem großen Figurenlabyrinth rumlaufen und staunen konnte.

Im hinteren Teil der Halle waren noch ein ganzer Haufen von Karnevalswagen in verschiedenen Stadien der Ausstattung zu sehen. Ich fand das die Wagen grundsätzlich irgendwie größer waren als bei uns im Straßenkarneval. Und bunter. Hier herrschte das Motto vor : Hauptsache schreiend bunt !

Der Mitarbeiter hat dann noch ein wenig über Mardi Grass und die einzelnen Karnevalsgesellschaften von New Orleans erzählt. Es gibt die Großen Drei. Es gibt Bacchus, es gibt Zulu und dann noch eine deren Namen ich vergessen habe. Bacchus stellt den Karnevalskönig mit Namen Rex, der einen eigenen Wagen hat und immer dem ganzen Tross voranfährt. Der Rex ist auch für die offizielle Eröffnung das ganzen verantwortlich. Hört sich schon alles ziemlich spießig an. Und ich dachte nur wir Deutschen wären so …..

 

 

Als die Tour vorbei war durfte man nach Lust und Laune so lange wie man wollte auf eigene Faust kreuz und quer durch die Hallen pilgern und sich alles nochmal genau anschauen. Das war auch mal was Besonderes. Bleibt so lange ihr wollt, geht hin wo ihr wollt, schaut was ihr wollt. Das sollte man mal bei diversen anderen Touren auch einführen sowas. Ich bin auch noch geblieben und hab ein paar lustige Fotos mit den Figuren gemacht.

 Irgendwann wars dann aber doch genug. Ich wollte wieder zurück. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden wieder den ganzen Weg zurückrennen zu müssen als ich zufällig gesehen habe, das die hier auch nen Shuttlebus haben ! Hätte ich das mal vorher gewusst. Zumindest zurück hab ich mich dann shuttlen lassen. Es war eine ganze Gruppe aus irgendeinen Hotel an der Canal im Bus. Da wollte er auch hinfahren. Als wir so in Höhe des Fähranlegers an der Canal waren habe ich mal gefragt ob er mich nicht schnell rauslassen könnte dann könnte ich die Fähre nehmen. Ich weiß nicht was ich ihm getan hatte, aber irgednwie wurde der Typ dann recht unfreundlich. So nach dem Motto warum ich das nicht bei Abfahrt gesagt hätte das ich hier rauswolle. Dabei hätte das auch keinen Unterschied gemacht, er hätte hier eh vorbeifahren müssen. Idiot. Naja. Egal. Er hat mich rausgeschmissen und ich bin zur Fähre auf die andere Seite nach Algiers Point gegangen.

 

Natürlich ist mir das erste Boot vor der Nase weggefahren. Auf das Nächste musste ich jetzt doch länger warten. Fahrtgeld muss beim Betreten der Fähre in bar gezahlt werden. Karten oder irgendwelche Tageskarten für New Orleanser Verkehrsbetriebe gelten nicht. Drüben auf der anderen Seite habe ich erst mal versucht ein schönes Bild der Skyline zu kriegen. Aber irgendwie gabs keine. Das Panoramabild von der anderen Fluss Seite sah doch sehr unspektakulär aus. Da ich mich jetzt auch nicht wirklich damit beschäftigt hatte was es hier „auf der anderen Seite“ so gab und was sehenswert war, habe ich mich direkt wieder zur Fähre zurück begeben und bin zurück gefahren. Tja. So kann man ne Stunde auch rumbringen.

 Zurück an Land wurde ich noch kurz Zeuge vom relativ chaotischem rangieren der Trambahnen am Ende der Strecke in der Canal Street. Ich habe eine Bahn bestiegen und bin bis „Canal and Elk“ gefahren. Hier ist das Sänger Theatre. Laut Reiseführer schönes altes Theater mit absolut sehenswertem Innenleben. Leider wars zu. Nochnichteinmal in die Lobby kam man rein. Schade.

 

 

Ein kleiner Fußmarsch die Elk herunter kommt man zum Superdome. Mittlerweile der Mercedes Benz Superdome. Das Ding schien mit seiner glänzenden Hülle recht neu angezogen. Ich glaube dieser Dome war nach Katrina recht mitgenommen so dass man wohl umfangreich renoviert hat. Mit 76.000 Plätzen ist das Ding wohl eine der größten Hallen weltweit.

 Nebenbei sieht man hier in der Ecke auch ein paar Hochhäuser. Die Hochhäuser die ich vorher noch in der Skyline vermisst habe, die verstecken sich hier rund um den Dome.

 Wieder zurück an der Canal habe ich wieder die Tram genommen und bin bis zur Endstation „Cemeteries“ gefahren. Das ganze Spielchen hat jetzt auch wieder recht lange gedauert. Immer wieder interessant wo überall Leute ein- und aussteigen wollen. Aus der Tram entstiegen steht man quasi direkt vor dem riesigen Greenwood Cemetery. Wow. Was ein unglaublich riesiges Gelände. Diese ganzen Häuschen brauchen halt Platz.

Am Eingangstor stand auch wieder ein Schild das jetzt (knapp 17 Uhr) eigentlich schon zu sei. Das Einfahrtstor war offen und ich bin einfach mal rein. Ich habe mich jetzt auch nicht sehr weit weg entfernt. Immer so das ich das Tor noch im Blick hatte und ggf. beim Abschluss noch hätte eingreifen können. Is aber die ganze Zeit keiner gekommen. Das Tor war um 6 Uhr immer noch auf als ich gegangen bin.

 

 

Der Greenwood Cemetery hat eigene Straßen mit Straßennamen. Ich würde mich nicht wundern wenn die einzelnen Grabhäuser nicht auch noch Hausnummern hätten. Grundsätzlicher Unterschied zu den Friedhöfen von gestern war, das hier alles pikobello in Ordnung und gepflegt war. Ich fand es schon sehr beeindruckend.

Die ganze Gegend hier oben scheint ein riesiger Friedhof zu sein. Wenn man sich rumdreht, sieht man überall um einen herum nur Friedhof.  Ich empfehle mal bei Google Maps das Sattelitenbild anzuschauen.

 Zurück ging es natürlich wieder per Tram. Auch wieder unglaublich langsam. Ich hatte das heutige Programm auch schon offiziell beendet und habe es nur noch geschafft so gegen 19 Uhr beim House of Blues aufzuschlagen. Von den zwei Blues Brothers Statuen begrüßt habe ich mich sofort wohl gefühlt. Essen war ganz OK. Das Jambalaya war gut. Im Cesars Salad war mir zuviel Käse drinne. Mein persönlicher Kellner hat dann noch all seine Brocken Deutsch an mir ausprobiert. War schon fast peinlich.

 Später im Hotel habe ich noch schnell gepackt und bin früh ins Bettchen. Morgen geht’s sehr früh los. Das Airport Shuttle will mich um 5 Uhr 20 abholen.


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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #16 am: 24. Juni 2015, 09:47:15 »
Dienstag, 08.07.2014 - Ankommen in Seattle, Begrüßung durch die Space Needle

Heute musste ich zu einer sehr unchristlichen Zeit raus. Der Airport Shuttle sollte mich um 5 Uhr 20 abholen. Um Punkt 5 Uhr stand ich dann in der Lobby und habe mich verabschiedet. Als ich kurzdrauf zur Tür hinaustrat bin ich erst einmal gegen eine feuchte Gummiwand gelaufen. Es waren jetzt um 5 Uhr morgens gefühlte 30 Grad draußen mit einer Luftfeuchtigkeit von >80%!

All die Luftfeuchte, die hier in den letzten Tagen gefehlt hatte (toi toi toi), war in der Nacht mit Allmacht zurückgekehrt. 

Ich habe beim Warten auf den Bus leise vor mich hingeschwitzt. Ich dachte nur wenn ich jetzt hier noch 10 Minuten länger stehen muss, dann gehe ich wieder rein neu duschen.

Ich wurde aber erlöst. Der Bus kam pünktlich. Also wenn ich die letzten Tage hier so ein Wetter gehabt hätte, das wär kein Spaß gewesen.

 

Der Bus gondelte noch im Tingeltangel durch die restliche Stadt. Als endlich alle eingeladen waren gings auf die nächste Autobahn. Da isser erst mal ein gutes Stück gefahren. Ich habe mir noch kurz gedacht für welchen Airport hab ich denn hier ein Shuttle bestellt ? Wo fährt der mit mir hin ? Aber es war alles richtig. Der Flughafen, wo ich dann später ausgeladen wurde, war richtig. New Orleans ist mal ein Beispiel für eine Stadt wo der Flughafen nicht direkt im Stadtgebiet befindlich ist. Was auch garnicht so sehr schlecht ist, da man so in der Stadt auch keine tiefliegenden Flugzeuge hat, die ständig um einen herumkreisen.

Im Airport war jetzt um 6 Uhr nicht wirklich viel los und so konnte ich auch recht schnell durch die sehr tiefentspannte Security durch. Der Flieger ging dann pünktlich los nach Houston. Auch in Houston lief alles glatt so dass ich kurz drauf im Flieger nach Seattle saß. Der Flug nach Seattle war dann doch noch unvorhergesehen sehr lang. Ich hatte natürlich wieder mal die Zeitverschiebung nicht eingerechnet. In Seattle angekommen durfte ich erst mal wieder die Uhr um 2(!) Stunden verstellen.

Heute war der Tag des Halbfinales Deutschland gegen Brasilien. Und natürlich war das Spiel ziemlich genau zu der Zeit in der ich im Flieger saß. Als ich am Gepäckband mein Handy angemacht habe bekam ich eine SMS mit dem Ergebnis des Spieles. Mir ist fast das Telefon aus der Hand gefallen. Ich hab dann erst einmal ein neues Datenpaket angefangen und Dr. Google befragt ob das Ergebnis wirklich so ausgefallen war. Google bestätigte und ich bin den Rest des Tages auf einer kleinen Wolke geschwebt.

Naja. Die Realität hat mich doch schnell wieder eingeholt. Gepäck aufgenommen und den Schildern zum Zug gefolgt. Das war jetzt erst mal ne ziemliche Latscherei durch alle Parkhäuser des Flughafens bis zur Bahnstation. Jetzt erst mal Tickets kaufen. Doof. Der Automat wollte meine Kreditkarten nicht. Er wollte ne Postleitzahl von mir. Nur sagte er leider immer meine Postleitzahl wäre falsch. So habe ich noch gerade mit Münzen das Geld für die eine Fahrt zusammengekratzt. Kauf einer (Mehr-)Tageskarte musste auf später verschoben werden.

Die Fahrt mit der modernen Bahn war entspannt, dauerte aber seine Zeit. Gegen Ende der Fahrt im Stadtgebiet ist die Bahn dann unterirdisch und teilt sich die Fahrspur mit Omnibussen. Das ist also der sog. Transittunnel von dem ich schon gelesen hatte. Warum jetzt welche Buslinien unterirdisch fahren und warum andere nicht hat sich mir aber nicht mehr weiter erschlossen. Mit der Bahn kommt man übrigens hier nicht so wirklich rum. Von A nach B kommt man hier offensichtlich nur vernünftig mit dem Bus.

 

Da traf es sich gut, das die allermeisten der Busse in der Nähe des Westlake Center (wo die Bahnstation unter dem fetten Shopping Center versteckt war) im Viereck 2./3. Straße und Pike/Pine Street versammelt waren. Nach Bargeldversorgung habe ich mir am nächsten Automaten dann eine funkelnagelneue Orca Card gekauft. Die Orca Card ist eine Bezahlkarte für das Verkehrssystem. Sie wird mit einem Geldbetrag aufgeladen und bei jeder Fahrt zieht man die Karte über ein Kontaktfeld und das Geld für die Fahrt wird von der Karte abgebucht. Da ich nicht herausgefunden habe, ob es für die Busse und Bahnen hier echte Tages- oder Mehrtageskarten gibt, war die Orca Card die beste verbleibende Alternative für mich.

Mit dem Bus bin ich dann in die Nähe von meinem Hotel im Stadtteil Queen Anne gefahren. Hier oben ist man quasi direkt bei der Space Needle um die Ecke. Kleiner Nachteil (eventuell) es ist ein bisschen von Downtown entfernt.

Zum Glück hatte ich vorher schon wegen den Buslinien recherchiert, sonst wäre ich von den unglaublich vielen Linien hier erschlagen worden. Aber so bin ich eine Straßenecke entfernt vom Hotel rausgekommen. Gut. Muss ich mir merken, den Bus nehm ich jetzt immer.

 

Checkin im Marqueen Hotel war easy mit einem netten Plausch mit der Frau von der Rezeption und dem Concierge inklusive. Ich bekam die Wahl zwischen nem Zimmer im Erdgeschoss oder in der dritten Etage mit dem dezenten Hinweis darauf, das es ja keinen Aufzug gäbe. Da habe ich doch direkt mal Erdgeschoss gewählt. Das Hotel hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt. Es sah schon alles recht alt aus. Was muss eigentlich erfüllt sein, das sich ein Hotel „Boutique Hotel“ nennen darf ? Muss es einfach alt sein und als Antiquität durchgehen ? 

Ich habe mich fast nicht getraut im Zimmer hin und her zu gehen, so laut und kreischend knarzte das Parkett. Das hat man bestimmt noch auf der anderen Straßenseite gehört. Letztendlich wars aber jetzt nicht schlimm. Das Bett war groß und weich, Zimmer recht groß, mit Sitzecke und Küche dran. Ich würde es nicht schlecht bewerten, überschwänglich empfehlen aber auch nicht unbedingt.

Die Lage war aber garnicht so schlecht. Ein ganz kurzer Erkundungsgang förderte Pubs, Restaurants, Cafes und nen 24-Stunden-Getränkeladen (an dem in den nächsten Tagen zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit immer der gleiche Chinese an der Kasse stand) zu Tage. Also verhungern und verdursten kann man hier oben echt nicht.

Der erste Gang jetzt am späten Nachmittag führte mich zur Space Needle. Die Stand wie ein unübersehbarer Wegweiser direkt vor meiner Nase und da musste ich einfach hin. Is schon ein ziemlich schönes Ding dieser Turm. Und wenn man bedenkt das der schon 1962 gebaut wurde, dann Respekt (meinlieberherrgesangsverein).

Auf dem ganzen Gelände rundherum habe ich mich mal umgesehen und Science Center, Glas-Skulpturengarten, großen Brunnen (ui was ne Platzverschwendung) abgeklappert. Natürlich war jetzt am Nachmittag alles schon zu (Science Center und Glasgarten) aber ich hätte auch nicht gewusst, ob ich da wirklich den Eintritt bezahlen wollte. Das EMP Museum habe ich noch genauer begutachtet. Das sieht mit seiner mehrfarbigen wild geschwungenen Metallhaut ja irgendwie aus wie das Guggenheim Museum in Bilbao.

 

Der Reiseführer erzählte mir dann das dieses EMP-Ding (EMP = Experience Music Project) im Wesentlichen eine Hommage an Jimi Hendrix und Kurt Cobain sei, erweitert um ein paar zusätzliche (wechselnde) Ausstellungen.  Erstaunt war ich zu lesen das der alte Jimi gebürtiger Seatt-ler war. Wenn mich einer als Telefonjoker bei Günter Jauch angerufen hätte, dann hätte ich felsenfest behauptet das er Engländer war. So kann man sich irren.

So irgendwie halb durch das Gebäude durch fährt eine Einschienenbahn. Die stammt auch aus der Weltausstellungszeit von 62 und war damals wohl der Zeit so weit voraus, das das Ding von allen verspottet wurde. Und heute siehts irgendwie rührend nostalgisch aus.

Mit dieser Bahn kann man von der Space Needle aus nach Downtown 5te Straße/Pine Street fahren und kommt in einem der oberen Stockwerke des Westlake Center raus. Eben diese Pine Street bin ich mit kleineren Abstechern zur Seite ein wenig hoch marschiert bis ungefähr 9te Straße zum Paramount Theatre. Hier bin ich nach rechts abgebogen und einen Block weiter auf der Pike Street wieder runter. Hier oben in dem Komplex aus Hyatt, Sheraton und Convention Center ist sogar die Straße feudal überdacht.

Laut Reiseführer sollten gerade an der Pike/Pine Linie viele Restaurants und Kneipen sein. Ich habe da zwar das eine oder andere gesehen, aber man konnte das jetzt nicht unbedingt eine signifikante Anhäufung nennen.

Hier auf der Pine geht’s noch an diversen großen Flagship Stores vorbei. Bei Nike bin ich noch hängen geblieben. Aber irgendwie hat mich da die Auswahl an Schuhen oder schönen Shirts nicht aus den Latschen gehauen. Bei den Urban Outfitters bin ich noch rein.  Mein Eindruck verfestigte sich, das die Klamotten von denen für eine andere Zielgruppe gemacht sind. Garantiert aber nicht für mich. Und bei American Eagle gabs im Laden genauso wie in Boston nix über L zu kaufen. 

Damit war dann auch mein Shoppingdrang ausgiebig gesättigt. Weiter die Pike runter läuft man ohne was dafür zu tun schnurstracks auf den Pike Place Market zu und kommt nebenbei auch beim Hard Rock Cafe vorbei. Jetzt am Abend war am Market natürlich nix mehr los, daher habe ich nur kurz mal reingeschaut und die Pike Brewing Company gecheckt. Aber irgendwie hatte ich heute eindeutig keine Lust auf Pubfood. Also bin ich schnell wieder weg.

 

Ich hatte irgendwann beim Surfen was von einem Argentinischen Steakhouse bzw. Rodizio Laden ganz in der Nähe gelesen. Ich bin die Pike wieder ein Stück hoch und in die 2te Straße abgebogen. Etwas weiter oben in Höhe des Moore Theatre sollte das eigentlich sein. Als ich aber abgekämpft den Berg erklommen hatte fand ich nur ne riesige Baustelle und eine etwas abgewetzte Hausruine vor, wo ich eigentlich den Fleischgrill vermutet hätte. Ich glaube hier hatte es ein wenig gebrannt. Warm abgerissen. Schade. Jetzt hatte ich nun auch keine wirkliche Lust mehr noch irgendwas großartiges zu suchen, also bin ich jetzt einfach ins Hard Rock Cafe gegangen.

Dort habe ich auch recht schnell einen Tisch bekommen und das Steak hat auch hier geschmeckt. Und Sam Adams hamse auch.

Später auf dem Weg zurück zur Monorail habe ich mich dann erst mal zielsicher verlaufen. Ich bin überall rausgekommen. Nur nicht am Westlake Center. Da musste ich dann doch echt noch Google Maps mit GPS aktivieren um mich zurücklotsen zu lassen. Irgendwie war das aber auch sowas wie mein persönliches Bermuda Dreieck hier. Ich habe mich in den nächsten Tagen immer wieder zielsicher um das Einkaufscenter rumbewegt, ohne auf Anhieb den Weg zur Bahn zur finden.

Zurück beim Hotel habe ich noch schnell beim 24-Stunden-Chinesen einen Drink und was zum Knabbern erstanden und hab im Hotel noch kurz Pläne für die nächsten Tage gemacht.

Das wars dann auch für heute.
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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #17 am: 24. Juni 2015, 10:51:46 »
Mittwoch, 09.07.2014 - Space Needle und Stadt unsicher machen

Wenn man schon mal in Seattle ist, der Heimat von Starbucks (Starbucks wurde in Seattle gegründet und der allerallererste Starbucks Laden steht beim Pike Street Market in der Nähe), dann muss man den Tag auch mit einem schönen Kaffee beginnen. Ganz pfiffig ist man dann, wenn man das gerade nicht bei Starbucks macht sondern in einem der vielen vielen anderen (unabhängigen) Kaffeeläden. Zu diesem Zweck hatte man mir nahe vom Hotel das „Uptown Espresso“ hingebaut. Netter kleiner Laden mit nettem Personal. Kaffee und Schokocroissant schmeckten sehr gut.

So gut gestärkt bin ich dann wieder zur Space Needle gegangen. Für heute hatte ich Tickets für rauf. Auf dem Weg kommt man am „Uptown Cinema“ vorbei. Ein kleines Programmkino mit Uraltfilmen. Gerade lief als Hauptattraktion der Beatles Film A hard days night. Klasse das es sowas noch gibt. Alleine der Nostalgie wegen und um solche Minikinos mit Kultprogramm zu unterstützen hätte ich mir ja eine Karte kaufen sollen.

   

Bei der Needle musste ich dann erst mal ein wenig Zeit totschlagen. Die Tickets für nach oben sind in Zeitslots eingeteilt. Und wenn man 12 Uhr auf seiner Karte stehen hat, dann darf man auch erst mit der 11 Uhr 30 Anstell-Meute rein. In den Glasgarten hätte ich noch reingehen können. Als ich aber gelesen habe das die da noch richtig Eintritt haben wollten hab ichs sein lassen und kostengünstig ein paar Bilder von draußen über den Zaun geschossen.

Den original Blockföten-Fußgängerzonen-Peruanern habe ich noch zu gehört (ich sag nur El Condor Pasa) und ner Darth Vader und Sturmtruppenfigur zugeguckt. Dann durfte ich mich auch endlich anstellen.

 

Tjo. Dann fährt man hoch, ist oben und hat Aussicht. Da kann man fast garnicht mehr zu sagen. Also Aussicht auf die Stadt, auf Downtown war schon nett. Man kann raus und relativ barrierefrei durch die Gitter knipsen. Es gibt draußen keine Scheiben die einen behindern würden.

Im Turm drin kann man sich die Zeit noch sehr gut vertreiben in dem man an den unzähligen Multimediatouchscreens die ganzen historischen Fakten und Kuriositäten rund um den Turm sich anschaut. Der Turm wird regelmäßig für alle möglichen Aktionen (Werbung, Promotion, Feierlichkeiten ….) „missbraucht“. Für den Launch von Angry Birds wurde eine riesige Schleuder inkl. roten Angry Bird an den Turm gebaut und beim Sieg der Seattler im Superbowl gabs auf die Sekunde genau beim Abpfiff Feuerwerk auf dem Turm in den Vereinsfarben.

 Diese Multimedia-Touchscreen-Scroll-und-Slide – Installation da oben ist selbst auch recht kurios. Jeder konnte zum Beispiel seinem Nebenmann das was der gerade gelesen hat wegziehen und was anderes hinwischen und sowas. Nette Spielerei.

 

Anschließend bin ich dann ins EMP Museum gegangen. Hier gabs keine gezeiteten Tickets, hier konnte man kommen wann man wollte. Zuerst war das Zurechtfinden nicht so ganz einfach. Die Sonderausstellungen sind teilweise nur über Aufzüge nach unten zu erreichen. Es gab eine Ausstellung mit Science Fiction Film Requisiten. Helme aus Stargate, Modell aus 2001, Uniformen von Uhura und den Chefsessel von Kirk. 

Dann gabs noch ne Ausstellung mit Horrorfilmrequisiten. Wieder nach oben auf 0-Level gabs in nem kleinen Seitenteil noch ne Lego Ausstellung wo berühmte Türme (der Turm aus Dubai und Empire State Building ….) aus Lego gebaut waren. Hm. Ja. Das war jetzt auch nicht so der Brüller. Dachte das wäre mehr und größer.

Der Rest vom Museum ist im Wesentlichen dann eine Ausstellung über Jimi Hendrix und dann eine über Kurt Kobain. Das war die erste Platte, das war der erste Auftritt, diese Gitarre hat Kurt gehört ….

 


So richtig umgehauen hat mich das alles irgendwie nicht. Entsprechend schnell war ich auch wieder draußen. Also von mir aus gibt’s jetzt keine unbedingte Geheimtippempfehlung für dieses EMP Museum.

Mit der Monorail gings dann wieder nach Downtown und zu Fuß weiter zum Pike Place Market. Den Markt bin ich dann von seinem linken Ende bis zum anderen Ende einmal abmarschiert. Unglaublich viele Leute, unglaublich viel Fisch und Krabben und Shrimp-Zeugs, zwischendurch noch Obst und Blumen. Ein Markt halt. Warum da jetzt so ein Aufhebens drum gemacht wird konnte ich nicht wirklich erkennen.

 

 

Irgendwo auf der Hälfte der Hallen kann man in eine kleine Gasse abzweigen. Ich bin da eigentlich nur zufällig rein, weil das das einzige war, wo man sich weiter runter zum Wasser hin begeben konnte. Auf jeden Fall kommt man in dieser kleinen Gasse an einer recht eigenartigen Seattler Attraktion vorbei. Der Gum Wall. Eine Hausfront dick zugeklebt mit Kaugummis aller Art. Es war zur selben Zeit interessant kurios und ekelig zugleich. Jeder der hier vorbei kommt ist aufgerufen seinen Gummi hier anzukleben. Augenscheinlich war die Schicht auf der Mauer schon ziemlich dick. Jetzt so im Nachgang drüber nachgedacht wars dann aber doch eher mehr ekelig als kurios.

Auf verschlungenem Wege über ein paar Treppen und Hinterhofparkplätze kommt man von hier auch runter ans Wasser. Diese Hochstraße die da rumsteht stört irgendwie. Aber da gibt es Pläne für ein umfangreiches „Remodeling Program“ das diesen "Alaskan Way Viaduct" komplett in die Erde verlegen will.

 

Hier an der Waterfront war auch wieder gut was los. Viele Geschäfte, (Seafood)Restaurants. Sehr viele Andenken-Klimbim-Nippes-Läden.  Ich bin die Waterfront entlang am Riesenrad und den ganzen Piers bis runter zum Fährterminal gegangen. Da habe ich mal reingeschaut und ausgekundschaftet wie das mit den Fähren funktioniert. Ich hatte geplant morgen mal einen Abstecher aus der Stadt raus zu machen und der Plan sagte mir das die Fähren ziemlich oft (stündlich) unterwegs sind und auch mit der Orca Card zahlbar sind.

Auf dem Weg zurück bin ich am Riesenrad ein Stück weiter gegangen und ins Aquarium rein. Die Broschüre machte einen schönen Eindruck. Eintritt 22 Dollar, stolzer Preis. Nun ja. Direkt hinter der Kasse ist ein riesiges Becken mit riesiger Scheibe vom Boden bis zur hohen Decke wo recht viele Fische unterwegs sind. Das ist jetzt auch eigentlich das einzige erwähnenswerte. Der Rest des Aquariums hat mich dann doch sehr enttäuscht. Es ist klein und die Becken sind nicht wirklich spektakulär. Man konzentriert sich auf die Welt im Pudget Sound und somit sind Tiere die ich im Aquarium sehen will wie Haie und Rochen und vielleicht noch bunte Korallenriff-Fische hier schonmal ausgeschlossen.

Das Aquarium macht Werbung für den großen Riesenoctopus. Dieser hatte sich zu einem kleinem Schwabbelhaufen in die Ecke des Beckens zusammengekauert. Pech gehabt. Die Außenanlagen waren auch nicht wirklich toll. Zwei Robben und ein paar Otter. Die Otter waren zumindest lustig.

 

 

Im Prinzip bin ich im Schnelldurchgang einmal rundgelaufen und war nach erschreckend kurzer Zeit wieder draußen und habe mich über die >20 Dollar geärgert.

Nach einer Stärkung bei der Pike Brewing Company hab ich mich mal in den Stadtteil Capitol Hill vertieft. Zu diesem Zweck bin ich die Pine Street wieder hoch und diesmal weiter am Paramount Theatre vorbei und über den I5-Expressway drüber den Berg hoch bis zum Broadway gegangen. Im Reiserführer stand zwar auch für diese Strecke wieder drin, das hier viele Lokale und Kuriositäten entlang der Straße zu finden wären. Ich kanns aber nicht wirklich bestätigen.

 

Am Broadway angekommen trifft man relativ direkt auf die Jimi Hendrix Statue. Der/die/das Broadway selbst war jetzt auch nicht oberspektakulär. Geschäfte, Lädchen, Fastfood, Banken, Häuser, Verwaltungen. Was man eben so in einer Stadt ein paar Meter vom Downtownhype entfernt so antrifft.

 Jetzt wars auch irgendwann egal. Ich bin einfach weiter marschiert und irgendwann dann am Volunteer Park angekommen. Jetzt qualmten aber endgültig die Socken und ich habe mich am Rand des großen Wasserreservoirs mit Blick auf die Needle zu einer längeren Rast niedergelassen.

Der hohe Wasserturm steht noch ganz nett ins Grüne eingebaut zwischen hohen Bäumen. Allerdings konnte ich mich nicht mehr aufraffen die Stufen zu erklimmen. Ein Blick von Außen musste für jetzt und hier genügen. Das einzige was ich noch gerade so geschafft habe war noch das „Conservatory“ anzuschauen (schönes altes Gewächshaus) und einen Blick über den Lake View Cemetery zu werfen. Zum Grab von Bruce Lee hab ichs dann aber auch nicht mehr geschafft.

 

 

Nach nochmal ner langen Rast musste es jetzt wohl oder übel zu Fuß wieder zurückgehen. Später habe ich noch den „Deluxe Bar & Grill“ geentert um noch eine Rast und ein Bier zu genießen (und hier habe ich auch mal gerade mit >8 Dollar das teuerste Bier von Seattle getrunken). Jetzt hatte ich gedacht, das ich von hier mit dem Bus weiterfahren könnte. Tja. Die Haltestelle habe ich gefunden aber den Bus nicht. Ich habe ca. 15 Minuten gewartet und es kam nix. Da habe ichs aufgegeben und bin weitergegangen.

Nahe der Bushaltestelle lag ein Obdachloser quer über den Bürgersteig und regte sich nicht. Nach ein paar Minuten kam mit lauten Radau ein Rettungswagen gefahren. Die beiden Leuts steigen aus und kümmern sich um den Mann. Es werden ein paar Worte gewechselt und der Mann wird fein säuberlich an die Wand der Haltestelle gesetzt, kriegt die Schuhe wieder angezogen und die Jacke glattgestrichen. Jetzt steigen beide wieder ins Auto ein, schalten die Sirene aus und machen sich aus dem Staub. Ca. eine Minute später kippt der zuvor hingesetzte Mann wieder um und liegt dann wieder quer aufm Bürgersteig.

 Warum haben die den eben nicht mitgenommen ? Das fragte ich mich noch als ich schon wieder auf meinem Weg war. Keine 5 Minuten später rauscht der nächste Rettungswagen (andere Firma) an mir vorbei in Richtung wo ich herkam. Hatte wohl der nächste die Ambulanz alarmiert. Ob die den Mann auch wieder schön hinsetzen und sich dann absetzen ?


Irgendwann nach laaangem Gehen bin ich dann auch wieder beim Westlake Center rausgekommen und habe mit nur minimalen Schwierigkeiten die Monorailstation gefunden. Mit der Monorail gings zurück zur Spaceneedle. Ich hatte das Komboticket gekauft welches mich noch für einen Eintritt bei Dunkelheit berechtigte. Wenn ich mich recht erinnere dann waren es jetzt ca. 21 Uhr und es war auch schon recht düster. Der Blick auf die beleuchtete Stadt war schön.

 Heute Abend war auch jemand draußen, der jeden ermahnte seine Kamera und sein Handy nicht nach draußen über das Gitter hinaus zu halten. Ich würde ja gerne mal wissen wieviele Kameras und Handys den Leuten unten schon aufn Kopf gefallen sind, wenn die oben extra jemanden haben der aufpassen muss.

Am Ende habe ich mich doch noch länger oben aufgehalten, so dass es schon relativ spät war als ich beim Hotel war. So hats dann nur noch für was zu trinken und was zu knabbern beim 24-Stunden-Chinesen gereicht. Gute Nacht. „Ich bin eindeutig zu viel gelaufen heute“ ging mir nur noch kurz durch den Kopf.

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Susan

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #18 am: 25. Juni 2015, 23:48:53 »
Hi,

die Bourbon Street fand ich schon vor zwanzig Jahren nicht gerade toll  :P - aber man kann auch nettere Plätze zum Hurricane-Trinken finden  ;) Insgesamt haben uns die Südstaaten damals nicht ganz so vom Hocker gerissen, trotzdem nett mal wieder ein paar neuere Eindrücke zu bekommen. So eine Swamp-Tour zum Beispiel  :kroko:  Dass die Gators auch  Marshmallows futtern ...

Seattle macht bisher auch einen netten Eindruck, besonders sonniger als erwartet  ;)
Liebe Grüße
Susan

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #19 am: 26. Juni 2015, 21:04:27 »
Weiter gehts nächste Woche. Bin gerade ein paar Tage in London unterwegs.
Gruß
Bernd
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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #20 am: 27. Juni 2015, 18:48:33 »
Oh, noch ein Friedhofsfan  ;)

Ich besuche die auch immer und überall, wenn es geht und mein lieber Mann mir dies gewährt - er findet diese Friedhofsaffinität etwas "merkwürdig".

Der am schönsten gelegene Friedhof ist für mich übrigens der von St. Tropez, der liegt wirklich direkt am Meer - herrlich!

MisterB

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #21 am: 28. Juni 2015, 00:53:48 »
Guten Abend. Gruß aus London.
Friedhofsfan. Ich hab mal irgendwo gelesen, zeig mir wie du mit deinen Toten umgehst, und man kann daran ablesen wie die Gesellschaft generell mit Menschen umgeht.
So weit würde ich jetzt nicht gehen, finde aber schon die unterschiedlichen totenrituale (und im Endeffekt, ein Friedhof is nix anderes wie ein Ritual) schon sehr interessant.
Ich war zuletzt hier in London auf einem Friedhof der vor etlichen Jahren geschlossen wurde und seitdem sich selbst überlassen wird. Die Natur holt sich mit macht dieses Areal zurück. Als ich da hin bin, ist mir zu allererst ein Fuchs begegnet mitten in der Großstadt. Keine Ahnung wer siCh mehr erschreckt hat. Das schöne Tier oder ich :-)
Auf jeden Fall gibt's da geniale Perspektiven zu sehen. Uralte Grabmäler die nun von neuen Bäumen weggedrückt werden. Grabsteine die man Sicht mehR lesen kann, weil da jetzt Bäume drauf wachsen.
Das ist echt ne Empfehlung. Die nebenan liegende alte psychiatrische Klinik die seit jahrezehnten geschlossen ist ist leider gesperrt.da kommt man nicht hin. Die war nebenbei ein eifriger Lieferant für den Friedhof nebenan :-)
Aber genug von Friedhöfen. Gute Nacht.

Gruß
Bernd
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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #22 am: 01. Juli 2015, 11:44:14 »
Donnerstag, 10.07.2014 - Stadtflucht und noch ein hoher Turm

Der Plan für den heutigen Tag sah vor mal aus der Stadt rauszufahren und ein wenig was Grünes zu begutachten. Da passte es, das mein Lonely Planet Reiseführer Seattle es als unverzichtbares Must-Do nannte, einen Ausflug mit der Fähre auf eine der umliegenden Inseln zu machen. Als am besten erreichbar und mit dem wenigsten Aufwand zu machen war dort Bainbridge Island genannt. Zuerst gabs aber noch ein Frühstück im Uptown Espresso wo auch der Bus nach Downtown direkt vor der Türe hielt (wie praktisch).

Ich hatte ja gestern schon ein wenig vorgeforscht wo der Fähranleger so ist und wie man dahin kommt. Zu Latschen hatte ich heute definitiv keine Lust. Wenn man sich nicht mit Buslinien auseinandersetzen will, kann man noch die Bahn nehmen, die einen dann zumindest einigermaßen nahe ranbringt.

Dem Bus bei Pike/Pine entstiegen habe ich mich also in den Untergrund begeben und bin in die Bahn Richtung Flughafen.  Die Station Pioneer Square ist recht nahe bei den Fähranlegern. Wieder oben am Tageslicht bin ich allerdings erst mal zielsicher falsch gegangen und so am City Hall Park rausgekommen.

Hui was ist denn hier los ? So viele Obdachlose, Bettler und mehr oder weniger offen rumdealende Gestalten wie hier in diesem City Park habe ich bisher noch nie irgendwo gesehen. Ich bin an der Seite schnell am Park vorbei und den Yesler Way bergrunter. Hier kommt man auch am Pioneer Square vorbei. Position Bahnstation und Position Park haben irgendwie nix miteinander zu tun. Hier rund um den Pioneer Square wars ne ganz nette Gegend mit vielen alten Gebäuden und vielen Läden und (gefühlt) dutzenden Starbucks. Sogar einen Kilt-Laden habe ich gefunden.

 

Geht man den Yesler weiter runter dann ist man schon ziemlich direkt bei der Fähre. Scheinbar fährt hier auch nur mehr oder weniger eine Fähre, nämlich die nach Bainbridge, ab. Was anderes habe ich nämlich garnicht gesehen. Somit wars wirklich einfach die zu erwischen. Obwohl man die Fähre mit der Orca Card zahlen kann, muss man zuerst zum Kassenhäuschen und dort zahlen. Dort wird das Geld von der Karte abgebucht und dann irgendwas auf die Karte geladen was dann hinterher das Drehkreuz zur Fähre öffnet. Direkt, ohne vorher zu zahlen, kann man mit der Orca nicht auf die Fähre.

Bei herrlichstem Sonnenschein gings los und schon nach wenigen Minuten war man gefühlt Welten von der Stadt weg. Klasse Möglichkeit auch um ein nettes Panorama der Skyline zu machen. Zur anderen Seite gabs dann auch noch geniale Motive vom scheinbar in der Luft schwebenden weißen Gipfel des Mount Rainier.

Ich glaube die Fahrt ging dann so ne dreiviertel oder ganze Stunde und dann ergoss sich die Ladung der Fähre auf Bainbridge Island. Auf der Fähre hatte ich vorher mindestens 5 Leute gesehen mit dem gleichen Lonely Planet Reiseführer. Warscheinlich war hier nur so ein Betrieb weil jeder den gleichen Reiseführer mit dem Sondertip Bainbridge hat. Vom Fähranleger berghoch geht’s immer der Meute nach in den Ort. Die „Main Street“ Winslow Way erreicht man bei der ersten linken Abzweigung. Hier gibt’s Klein-Ort-mäßig alles links und rechts der breiten Straße was man braucht. Alles ist schön grün hier und man merkt auch das es hier recht relaxed zugeht. Kein Vergleich mit der Hektik der großen Stadt in der ich eben noch stand. Echt krasser Gegensatz von jetzt auf gleich.

 

Bei einer kleinen Einkaufspassage mit öffentlichem Platz bin ich noch an einer Eisdiele hängen geblieben, die unendlich viele Sorten in den schillerndsten Farben im Angebot hatten. Hier durfte man sogar probieren. Leute, macht Station bei der Mora Iced Creamery. Das Eis ist echt lecker. Während ich mein Eis verputzt habe, habe ich auf der Plaza mal das Orts-Schwarze-Brett studiert. Da verkief jemand seinem himmelblauen und mit Blümchen bemalten VW Käfer von 1973 ! Originalzustand. Also ein Auto aus meinem Geburtsjahr, das wär ja schon was. Versand nach Deutschland wäre aber bestimmt ein kleinwenig teuer gewesen.

 Weiter gings. Bei nächster Gelegenheit bin ich runter zum Wasser abgebogen. Kurz drauf stand ich in einer schönen Marina mit ein paar Restaurants rund um die Uferpromenade. Wobei Promenade ein wenig mehr vermuten lässt als es in Wirklichkeit war. Halt ein Weg einmal rum. Von hier aus habe ich dann versucht, dem sog. Waterfront Trail zurück in Richtung Fähranleger zu folgen. Das war jetzt garnicht so einfach. Durchgängig beschildert wars nicht. Manchmal gings auch garnicht an der Waterfront lang. Andere waren sich auch nicht so ganz sicher wo sie denn nun unterwegs waren. Ich wurde zwischendurch gefragt ob ich wüsste ob das hier der Waterfront Trail wäre. Da konnte ich nur mit „ich vermute es mal“ antworten.

Ich bin aber trotzdem wieder zur Fähre gekommen. Gerade als ich das Terminal betrete höre ich noch ein lautes Hupen und dann sehe ich das Schiff mir vor der Nase wegfahren. Grr. Ich habe kurz abgewägt ob es sich lohnt jetzt noch für die kurze Zeit zurück in den Ort zu marschieren. Habe mich dagegen entschieden und bin stattdessen hier geblieben und habe ein paar Touristenzeitungen durchgeblättert. Hier habe ich zumindest was nettes gefunden für den Abend. Der „Gordon Biersch“ sah echt gut aus und der Auszug aus der Karte las sich lecker.

 

Die Fahrt mit der Fähre zurück war auch recht spannend. Diesmal wars das Gefühl als würde man vom ruhigen Land zurück in die Zivilisation kommen als die Skyline vor einem immer näher rückte. Hach, endlich wieder Stadt  :)

 Wieder festen Boden unter den Füßen habe ich mich wieder zum Pioneer Square orientiert. Von hier ist es nicht weit bis zum Columbia Center, dem höchsten Türmchen der Stadt. Hinkommen ist ganz einfach. Immer auf das riesige, dunkle, glänzende Etwas zugehen, was wie ein riesiger Wegweiser von fast überall zu sehen ist.

 Drinnen muss man erst mal über Umwege und diverse Rolltreppen zu den Aufzügen nach oben finden. Es stehen zwar überall Schilder zum Observation Deck aber so ganz idiotensicher sind die auch nicht. Letztendlich muss man selbst über mehrere Aufzüge „mit Umsteigen“ sehen das man nach oben kommt. Ticket kaufen ist nur oben möglich.

 

Und dann hat man wieder ….. Aussicht. Ja. Es lohnt sich schon auf das Höchste raufzufahren was man finden kann. Der Ausblick von hier oben war gigantisch und auch mal der Blick direkt runter in die Straßen unter einem war gigantisch. Hallo all ihr kleinen Ameisen da unten. Selbst die Sky Needle sah von hier aus wie ein kleiner Miniturm. Für einen Aussichtsturm bin ich dann noch recht lange geblieben. Es war einfach echt interessant das Miniaturleben unter sich zu betrachten. Für den ungetrübten Ausblick gab es sogar jemanden der die ganze Zeit rumgelaufen ist und mit weißem Baumwolltuch innen die Scheiben gewienert hat. Nobel nobel.

Was auf dem Weg nach oben noch funktioniert hatte klappte nach unten natürlich prompt nicht mehr. Ich hab mich mit den Aufzügen verfahren ! Ja, das geht. Plötzlich stand ich in irgendeiner Büroetage halb im Großraumbüro drin, weil mein Aufzug nicht weiter runter fuhr, sondern nur bis in die Etage in der ich jetzt war. Nach dem einen und anderen Aufzug-wechsle-dich Spiel bin ich aber dann doch unten  angekommen.

 Unten und draußen habe ich nochmal festgestellt (es war mir eben schon auf dem Weg hierhin aufgefallen) das die Stadt zwischen den Hochhausschluchten total hügelig ist. Das geht teilweise steil nach oben um oben dann wieder hinterm Hügel ebenso steil wieder runter zu gehen. Es hat mich sehr an San Francisco erinnert. Nur das hier keine Cable Car die Hügel rauf und runter rumpelte.

 

 

Ich hatte Glück. Von hier aus zur 3. Straße gings nur bergab. Bei einem Blick auf die Uhr habe ich dann von der Idee Abstand genommen noch zum Zoo zu fahren. Die jetzige Uhrzeit, die noch vor mir liegende Anreisezeit und die Öffnungszeiten des Zoo schlossen sich aus. Wenn ich jetzt losgefahren wäre, hätte ich wahrscheinlich vor geschlossener Türe gestanden.

In der Pine Street habe ich dann das Einkaufscenter gesucht, in dessen oberer Etage der Gordon Biersch eingebaut ist. Habe ich sogar schnell gefunden. Allerdings war bei Gordon Biersch ziemlich zu. Geschlossen wegen Umbau und Renovierung. Ganz kurz habe ich noch darüber nachgedacht nebenan ins Kino zu gehen und mir Transformers in 3D zu geben. Aber irgendwie fehlte mir da dann auch der Elan für.

 Daher habe ich mir draußen den schon bekannten Bus geschnappt und mich zum Hotel fahren lassen. Um die Ecke bei T.S. McHugh’s bin ich fürs Abendessen hängen geblieben. Nun ja, so berauschend wars nicht. Das Steak war zwar groß, ich habe aber geschmacklich schon besseres gegessen. Zumindest gabs was nettes zu trinken und WLAN gabs auch.

Beim 24-Stunden-Mann (also entweder sehen die Männer der Familie alle gleich aus, es existieren Vierlinge die gleich aussehen oder es steht wirklich die ganze Zeit der gleiche Mensch hier) gabs noch n Sixpack und aufm Zimmer gabs noch die Planung für morgen und noch soviel Internet wie das Ipad noch Strom hatte. Good Night.


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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #23 am: 01. Juli 2015, 11:53:31 »
Freitag, 11.07.2014 - Flugzeuge, Flugzeuge und .... Flugzeuge (und ein Versuch beim Zoo) 

Für heute hatte ich mir noch einen der Must-Do – Tips aus dem Lonely Planet aufgespart. Das Museum of Flight.  Das Museum Of Flight liegt direkt am Boing Flugfeld (auf der Webseite ist sogar ne „Anfahrtsbeschreibung“ wenn man mit dem Privatflieger kommen möchte) und damit ein ganzes Stück von Downtown entfernt. Es gibt aber einen Bus, der quasi direkt vor der Türe hält. Nach dem traditionellen Uptown-Espresso Frühstück gings per Bus zu Pike/Pine. Mein Bus mit der Nummer 124 war auch schnell gefunden. Zumindest die Haltestelle. Entweder hat die 124 eine nicht wirklich schnelle Taktung oder irgendwo war Stau. Auf jeden Fall musste ich erst mal ne halbe Stunde warten. Das ich nicht falsch war das wusste ich später im Bus dann aber ganz sicher. Um mich herum waren nur Leutchen mit irgendwelchen Museums-Flugblättern. Also alleine war ich schonmal nicht.

Die Fahrt ist recht langwierig und eine ganze Zeit fährt man gegen Ende an schier endlosen und unzähligen Boing Fabrikhallen vorbei. Ob die immer genau wissen wo welches Teil an welchem Ort in welcher Halle gerade ist ? Die Haltestelle ist wirklich direkt vor der Türe. Auf der einen Straßenseite das Außengelände mit Air Force One und Concorde, auf der anderen Straßenseite über Überweg erreichbar das eigentliche Museum. Warum auf diesem Überweg von der einen auf die andere Seite die ganze Zeit Starwars Musik gespielt wurde hat sich mir nicht weiter offenbart.
 
 

 

Nach Ticketkauf (auch hier wieder die Eintrittskarte der Neuzeit : Wristband) habe ich erst mal den ebenfalls überreichten Plan studiert. Fangen wir doch mal mit der großen Halle an. Tja und da bieg ich so um die Ecke und dann steht mir (meinlieberherrgesangsverein) doch erst mal der Mund offen. Man steht im wahrsten Sinne des Worten in einer grooooßen Halle vollgestopft mit allen erdenklichen Flugzeugen und Flugapparaten auf dem Boden unter der Decke an der Wand und wo auch immer man irgendwas unterbringen kann.

Wow ! Augenöffner. Damit man nicht an Genickstarre stirbt hat man auf Bodenebene noch ein paar Sonderausstellungen und Bildergalerien platziert, die eine nette Abwechslung sind. An jedem Flugzeug sind Texttafeln angebracht, die alles genau erklären. Auffällig ist, das alle hier ausgestellten Gerätschaften früher mal real im Einsatz waren. Die Uraltflugzeuge hatten früher wirklich mal Post von St. Louis nach San Francisco transportiert. In dem silbernen Blechflieger war wirklich mal Emilia Erhard geflogen, der Huey war wirklich mal in Vietnam geflogen und die MIG und die Falcon hatten wirklich mal am Himmel (wenn auch nicht gegeneinander) gekämpft. Jedes Teil hier hatte also eine Geschichte zu erzählen, es gibt hier keine nagelneuen gerade vom Band gelaufenen Stücke.

 

 

Ich habe jetzt auch nicht wirklich jedes Flugzeug genau angeschaut und jede Tafel gelesen. In der großen Halle habe ich mich dann aber doch recht lange aufgehalten. In der oberen Etage der Halle konnte man noch in einen nachgebauten Tower gehen und das Flugfeld sehen, wie man es aus einem Tower heraus auch sehen würde. Interessant fand ich hierbei die in Echtzeit auf dem Monitor gezeigten echten Flugbewegungen im Raum Seattle. Das müssen hunderte Punkte gewesen sein die alle irgendein Fluggerät im Himmel darstellten. Echt ein ziemliches Gewusel.

 Draußen neben dem Flugfeld waren noch eine handvoll Weltkriegsmaschinen ausgestellt. Unter anderem die letzte flugfähige „Fliegende Festung“ der Amerikaner. Hier gabs auch noch die Möglichkeit sich einen Rundflug im historischen Doppeldecker zu gönnen. Die Preise dafür waren aber eher für die große Brieftasche gemacht.

 Drinnen gibt’s noch neben der großen Halle eine kleinere Ausstellung mit Mondlandungs-Gerätschaften und Satteliten und Mars-Rovers. Die Ausstellung mit der Ladebucht des Space Shuttle war allerdings gemogelt. Das Ding war nicht wirklich echt, sondern aus Holz nachgebaut zu Trainingszwecken.  Diese Ausstellung war meiner Meinung nach recht überflüssig.

 Nebenan gabs in einer Halle noch recht schön aufgemacht eine Ausstellung von Weltkriegsmaschinen. Von der Stukka bis zu amerikanischen Jägern stand hier noch viel Gerät herum. Hier war ich aber doch recht schnell durch. Hier hätte es wieder sehr viel zu lesen gegeben, wer wo womit gekämpft hat und wie wo wieviele abgeschossen hat. Das fand ich irgendwie jetzt und hier nicht so sehr interessant.

 

 

In einem anderen Bereich des Museums, dem Red Barn, wurde noch viel über die Geschichte der Fliegerei, über Entwicklungen, über Fluggesellschaften und wie sie entstanden sind gezeigt. Spätestens hier und im weiteren Verlauf bei der Vorstellung von berühmten Flugzeugmodellen und dem Vergleich von Propeller und Düse wurde es ziemlich Boing-lastig. Aber mein Gott, warum auch nicht. Nach dem was man das so auf den Bildern sehen konnte wäre ich schon gerne mal in der „guten alten Zeit“ geflogen, als Fliegen noch ein Ereignis war und der Fluggast noch persönlich begrüßt und umsorgt wurde. Da hat man sich bestimmt sehr privilegiert gefühlt. Auf der anderen Seite konnte sich das bestimmt auch kaum einer leisten damals. „Mal eben“ irgendwo hin jetten war bestimmt eine etwas größere Investition damals.

Am frühen Nachmittag war ich vom vielen Sehen und Lesen etwas ermattet und ich hatte das Gefühl : Jetzt isses genug. Auf der anderen Straßenseite bin ich dann noch über das Freigelände mit der Concorde und der Air Force One gegangen. In der Concorde bekommt man aufgrund der Mini-Maße des Innenraums ganz schnell auf den Gedanken : Für Leute mit dicker Wampe und Breitarschträger war dieses Flugzeug nicht gemacht. Selbst der Pilot war wahrscheinlich ein Mitglied des Chinesischen Staatszirkus der immer mit ner Akrobatikeinlage ins Cockpit hinter seinen Knüppel geturnt ist.

 

In die Air Force One konnte man auch rein. Herrlich wie die „modernste Technik“ in den 60er Jahren so aussah. Als neuestes und verwegenstes High Tech Spielzeug wurde hervorgehoben, das damals für den Präsidenten die erste verfügbare Mikrowelle eingebaut wurde, noch bevor die offiziell auf dem Markt war. Das Flugzeug war auch mit dem ersten Sprachzerhackersystem für geheime und abhörsichere Anrufe des Präsidenten ausgerüstet. Leider hat das System nie vernünftig funktioniert. Nach ein paar Fehlschlägen hat mans wieder ausgebaut und danach erst mal wieder unverschlüsselt telefoniert. Herrlich pragmatisch und herrlich naiv die Zeit damals.

Mit einem sehr befriedigten Gefühl heute wirklich tolle Sachen gesehen zu haben, habe ich mir den Bus wieder Richtung Stadt geschnappt. Auch wieder nach endlosen Tingeltangel bin ich an der Pine/Pike raus. Nächste Mission : Den Bus Nummer 5 finden und zum Zoo, dem Woodland Park Zoo, fahren. Nummer 5 lebt. Schon die dritte Haltestelle im Pine/Pike Korridor die ich probiert habe war die Richtige. Und der Bus kam sogar richtig zeitig.

Mit #5 ging es nun in die andere Richtung aus der Stadt raus. Garnicht weit von der Space Needle entfernt geht es weiter nach Norden über den Lake Union drüber immer der Aurora Avenue folgend um weiter oben in der 50. Straße um den Zoo herum abzubiegen. Ich hatte die ganze Zeit mit-ge-gps-t und wusste wo ich raus musste. Als ich dann so in die Richtung wo ich einen Eingang vermutete unterwegs war, sprach mich jemand in Zookluft an, ob ich auf dem Weg „zur Party“ sei.

 

 

Als ich entgeistert meinte, ich wolle eigentlich nur in den Zoo und ich wüsste nix von ner Party, meinte der Mann das es ihm ja sehr leid täte, aber wenn ich nicht zur jährlichen Spendenparty da wäre, wäre der Zoo für mich leider geschlossen. Ööööööhhhhh wie ? was ?

Ich habe das erst mal so hingenommen und habe mich in ein Eckchen verzogen und habe mal Herrn Google befragt, was es mit dieser komischen Spendenparty auf sich hat. Ja. Und da habe ich es schwarz auf weiß gefunden. Der Zoo hat eigentlich immer auf ….. außer HEUTE NACHMITTAG wenn einmal im Jahr zur feudalen Zoo-Unterstützer-Und-Freunde-Spendengala geladen wird. Super. Wenn sonst einmal im Jahr irgendwo was ganz Spezielles stattfindet, dann verpasse ich das garantiert. Und jetzt und hier wo ich da garnix mit zu tun haben will, da treffe ich genau den einen Tag im Jahr. Doof. Herr Google verriet mir weiterhin das es wohl auch noch Tickets zu kaufen gäbe. Für eine Mindestspende von irgendwas über hundert Dollar hätte ich mir noch den Eintritt in den Zoo (aber bitte schön nicht zu den Spendengala-Events, dafür muss man schon deutlich mehr als 100 Dollar springen lassen) erkaufen können. Das habe ich aber schön bleiben lassen.

 Enttäuscht habe ich mich in den Bus begeben und wieder zurück in die Stadt gefahren. Der Ärger war sogar so groß, das ich später den richtigen Absprung zum Freemont Troll verpasst habe. Den Troll der unter der Straßenbrücke sitzt hätte ich mir noch gerne angeschaut. Aber als ich das GPS aktualisiert hatte war ich mit dem Bus schon auf der Brücke, so das es zu spät war.


Da der Bus unweit vom EMP Museum vorbeifuhr bin ich dort raus und die paar Meter zum Hotel zu Fuß gegangen.

 Direkt auf der anderen Straßenseite vom Hoteleingang ist ein Gebäude, das ich bisher nur eher nebenbei mitbekommen hatte. Dunkelgelber Anstrich, komisch verschnörkelte Gitter vor den Fenstern und abenteuerliche Elektroverkabelung draußen dran. Als ich jetzt so daran vorbei ging habe ich mal einen Blick durchs Fenster riskiert und dabei gesehen das es wohl ein Restaurant ist und nebenbei bis unter die Decke proppenvoll mit Leuten war. Hm. So viele Leute können nicht irren, also mal genauer geschaut. Das hier ist ein waschechter Mexikaner. Peso‘s Kitchen & Lounge. Die Karte sah sehr lecker aus. Auf Nachfrage habe ich sogar ohne Wartezeit ein Plätzchen an der Bar bekommen.

Das Dos Equis kommt frisch gezapft daher. Ich habe mal quer über  die Karte verschiedene Sachen zusammenbestellt. Letztendlich war es alles irgendwie irgendwo eingerollt, eingeschlagen in Teig, Maisfladen oder sonstwas. Und alles saulecker. Eine von diesen Rollen hatte scheinbar alle Chilis Mexikos in sich drinne. Da ist mir der Schweiß ausgebrochen. Wirklich sehr lecker. Ich spreche hiermit eine Empfehlung für diesen Laden aus.

 Später am Abend zurück im Hotel habe ich dann bei einem Schlückchen Wein meine Tasche gepackt und alles für die morgige Abreise nach Anchorage vorbereitet. Schon wieder eine Station erschlagen. Folgen nur noch zwei. Man. Die Tage gehen echt schnell rum.


(Kleine Vorschau : Morgen Abreise nach Anchorage und erster Ausflug zur Independence State Mine)
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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #24 am: 02. Juli 2015, 11:03:47 »
Auf geht's nach Alaska ! Schneeschuhe und Bärenfellmäntel einpacken ! Oder doch nicht ?????

Samstag, 12.07.2014 - Abreise nach Anchorage und eine verlassene Mine

Der Flug heute nach Anchorage war so ziemlich der erste und einzige Flug bisher, der nicht irgendwann in Allerherrgottsfrühe ging. Heute hatte ich gemütlich Zeit normal zu schlafen und im Hotel noch das complementary breakfast wenigstens einmal zu nutzen. Dabei kam ich noch ins Gespräch mit zwei Amerikanern die auch Urlaub hier machten. Sie hatten eine „climbing tour“ gemacht. Einer der Beiden war ziemlich sonnenverbrannt. In seinem Gesicht war deutlich zu sehen wo die Sonnenbrille war. Der Rest vom Gesicht war übelst verbrannt. Wir waren uns alle einig, das es am Schnee und der Reflexion der Sonne im Schnee gelegen haben muss. Der nicht verbrannte Teil der Truppe meinte er wäre demnächst in Deutschläänd und was ich ihm denn empfehlen könnte was er unbedingt sehen müsste. Da musste ich ja unumwunden zugeben, das ich mich in Deutschland garnicht wirklich auskenne. Außer dem Kölner Dom hätte ich dem Mann irgendwie nix empfehlen können. Als ich dann noch sagte, das ich noch nie auf dem Oktoberfest war, habe ich nur noch ungläubiges Staunen bei ihm gesehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl das er überrascht war, das ein Deutscher nicht auf dem Oktoberfest wohnt und nebenbei nicht 5 mal die Woche alle König Ludwig Schlösser besucht.

Naja. Mit dem Bus bin ich die schon gewohnte Strecke in die Stadt gefahren. Merke : Mit großer Reisetasche in den Bus ist umständlich. Nächstes Mal am besten ein Taxi nehmen. Beim Westlake Center bin ich in die Bahn und problemlos zum Airport gefahren.

 Nachdem ich die schon obligatorischen 25$ fürs Gepäck gelatzt hatte ging alles sehr easy. Ich wurde diesmal für die „TSApre“ Schlange ausgewählt und bin quasi komplett ohne Securitycheck direkt zum Gate gegangen. Für den Flug nach Anchorage war jetzt aber dann doch mehr Betrieb als ich vermutet hatte. Sprich, der erschreckend große Flieger war zudem noch bis zum letzten Platz besetzt. Hätte ich jetzt so nicht erwartet.

Tja. Brumm-rauf-brumm-fliegen-brumm-runter-und-wieder-Uhr-Umstellen und schon war ich in Alaska. Schon beim Anflug auf Anchorage bin ich über geniale Berglandschaften und scheinbar alle Gletscher Alaskas geflogen. Wow. Das war schon bei der Anreise absolut beeindruckend hier. Allerdings konnte ich keine Bilder machen ausm Flieger da ich irgendwie aufm Mittelplatz gelandet war und meinem Fensternachbarn nicht mit der Kamera vorm Gesicht rumfummeln wollte.

Der Flughafen ist eigentlich recht überschaubar. Zumindest Ankunfts- und Gepäckabholbereich waren übersichtlich. Interessant fand ich, wie sich sofort am Gepäckband alle Gespräche nur noch um Themen wie „ich gehe jagen“ , „ich gehe fischen“, „ich gehe jagen und fischen“ …. drehte und auf eben jenem Gepäckband fast mehr lange Röhren mit Angelruten und sonstwie Ausrüstung ankamen als normale Koffer. Ein bisschen stieg meine Vorfreude ja schon alleine davon.

Erst aber mal wurde ich von der Realität (der bitteren) wieder eingeholt, als ich fast alle Leute aus dem Flieger unmittelbar beim Alamo Mietwagenschalter wiedergetroffen habe. Da gabs so viele hübsche Schalter. Europcar, Herz, Sixt und wie sie alle heißen. An allen Schaltern war kein (null, zero) Mensch. Die Leute standen ALLE am Alamo Schalter an. Wir alle wissen, das ein Auto anmieten als solches schon keine schnelle Angelegenheit ist. Wenn dann aber von den vielen möglichen Positionen nur zwei besetzt sind und diese beiden so provozierend langsam agieren das man sich fast schon wie bei versteckter Kamera vorkommt, dann kann das Abholen eines Autos auch schon mal 1,5 Stunden dauern. Grrrr. Das ist definitiv etwas was beim nächsten Mal einer Optimierung bedarf. Das muss ja auch irgendwie schneller gehen.

Als ich endlich die Schlüssel für mein Topauto Nissan Versa in den Fingern hatte, konnte der Urlaub in Anchorage auch ohne Probleme losgehen. Aus dem Flughafen rausfinden war kein Problem. Das Auto zum Hotel verfrachten auch nicht.

 Aufgrund der doch erschreckend hohen Hotelpreise in Achorage Downtown war ich auf ein Best Western etwas außerhalb Downtown ausgewichen. Da ich ja ein Auto hatte, war das „außerhalb“ ja kein so großes Problem mehr. Das Best Western Golden Lion liegt ziemlich direkt am Seward Highway Nummer 1 und war sofort gefunden.

 

Lustig war, das ich jetzt an der Rezeption auch wieder Leute getroffen habe, die vorher in der Alamo Schlange vor mir waren. Hier oben ist die Welt recht klein scheint. Checkin war easy und das Zimmer war normaler Best Western Standard. Irgendwie wars ziemlich stickig, so dass ich erst mal die Klimaanlage (ja die hatten ne Klimaanlage mit Kühlen-Funktion) angeschmissen habe. Hätte ich auch nicht gedacht, das ich in Alaska erst mal die Air Condition anschmeiße.

Das Wetter war nebenbei so dermaßen genial, das man draußen ohne weiteres mit dem TShirt rumlaufen konnte.

So. Was tun ? Es ist 17 Uhr, mit baldiger Dunkelheit ist nicht zu rechnen. Verdammt beste Gelegenheit für den ersten Ausflug. Ziel war die Independence State Mine, grob gesagt Nord-Östlich von Anchorage. Auf diese verlassene Mine bin ich aus Zufall gestoßen und die Gegend sah recht interessant aus. Die Anfahrtsbeschreibung war denkbar einfach. Immer auf dem Glenn Highway Nummer 1 bleiben um beim Milemarker 89,irgendwas abbiegen in die Berge. Na das sollte doch funktionieren, zumal dieser Highway Nummer 1 (der in der Stadt allerdings noch Seward Highway heißt) ja direkt am Hotel vorbeigeht.

Hach wie entspannt Autofahren doch sein kann. Breite Straßen, die schnurgerade irgendwo hin führen. Nicht viel Betrieb und die, die noch unterwegs sind, halten sich auch auch alle mehr oder weniger an die Verkehrsregeln. Fast war die Fahrt etwas langweilig.

 

Mein kleiner Nissan hatte ja eigentlich nix. Außer nem Automatikgetriebe und nem Tempomat. Das habe ich auch ausgiebig genutzt. Tempomat einstellen auf 60, Beine einfahren, gemütlich rollen und dabei die absolut geniale Landschaft ringsherum aufnehmen. Ich wäre ja fast das eine oder andere Mal rechts ran gefahren um Fotos zu machen. Leider standen aber hin und wieder Schilder da, das man gerade dies nicht machen durfte. War scheinbar verboten.

So habe ich ausgiebig nur geguckt. Auf irgendeinem Abschnitt des Highway gabs tolle Elch-Warnschilder. Komplett mit Unfallbilanz-Anzeiger (im July bisher ein tödlicher Elchunfall, wobei ich eher vermute für den Elch tödlich).

Der Weg zur Mine war wirklich absolut easy. Ich habe mich auch FAST garnicht verfahren. Ich wusste, das ich auf diesem Highway 1 irgendwann mal rechts abbiegen muss weil geradeaus weiter aus der Straße die Straße Nummer Drei wird. Jetzt hatte man aber böswilligerweise einen Abzweig auf den Glenn Highway ausgeschildert, aber scheinbar vergessen beizuschreiben, das es sich hierbei um den OLD Glenn Highway handelt. Grrr. Schon kurz nach Abzweig habe ich festgestellt, dass die Milemarker alle wieder von 0 an hochzählten. Und noch 89 Meilen zu fahren, das konnte nicht richtig sein. Auf dem Rückweg zu dort wo ich eben abgebogen war, habe ich dann irgendwo auch das „Old“ gelesen. 

Naja. Wie gesagt. Fast garnicht verfahren. Am richtigen Milemarker 89,irgendwas angekommen ging auch wirklich ein Abzweig ab und ab hier war die Mine auch ausgeschildert. Ab hier auf der „North Palmer Fishhook Road“ (das ist doch mal ein Name) habe ich dann auch mal das eine und andere Mal angehalten um die klasse Landschaft um mich herum abzulichten.

 

Jetzt gings auch schon merklich den Berg hoch und mein kleiner Nissan musste sich richtig abmühen aus dem Quark zu kommen. Ich hab richtig Gas gegeben und bin durch die Serpentinen gespeeded. Das dabei die Temperaturanzeige nach oben ging und es nach ne ganzen Zeit auch irgendwie nach "Kupplung" roch habe ich mal geflissentlich übersehen. Das Auto war sowieso nicht wirklich in bestem Schuss. Beim Bremsen zog es nach links so das man das Lenkrad schon wirklich festhalten musste und beim Fahren machte es ein Geräusch, wie als wenn an den Rädern irgendwas unrund wäre. Komische Karre.

Was mich ja am allermeisten erschreckt hat war, das der Außenspiegel einen toten Winkel hatte in dem man mehrere Sattelschlepper verstecken konnte. Auf der Fahrt hierhin ist es mir mehrmals passiert das ich erschreckt war als mich plötzlich links ein großes Auto überholt hat welches ich nicht wirklich im Spiegel gesehen hatte. Da habe ich mir dann selbst auferlegt, bei alem was irgendwie einen Spurwechsel mit sich zog einen 360 Grad Eulenkopf-Rundumblick zu machen um mit eigenen Augen zu sehen was um mich herum los ist.

 Zumindest bin ich heil oben angekommen und habe auch brav bei der Selbstzahlstation der Nationalparkverwaltung einen Umschlag mit 5 Dollar gefüllt. Jetzt um fast 19 Uhr war natürlich das Visitor Center schon zu aber "selfguided" rumlaufen konnte man nach belieben.

 

Ey. Was eine coole Location hier oben. Eingebettet in die Berge ringsherum lagen die zerstörten Rest der Mine. Die zerfallenen Holzhäuser, die kläglichen Schienenreste der Minenbahn, von Lawinen zerstörte Wege. Echt sehr rustikal hier oben. Auf einer Schautafel stand, das die Mine erst 1954 aufgegeben wurde. Angesichts des Zustandes des Geländes hätte ich jetzt eher spontan auf 1854 getippt. Nach Übernahme des Geländes durch die Nationalparkverwaltung hat eben diese zugesehen, das alles so blieb wie es war und nicht noch weiter kaputt ging. EInen Teil der Gebäude, ein paar Meter Bahn und einen Stolleneingang hat man auch restauriert.

Der abenteuerliche Parcours durch die Ruinen unterstrich noch den rustikalen Charme des Geländes. Ich bin ein wenig rumgewandert und dann gab es eine Premiere für diesen Urlaub. Zum allerersten Mal seit ich nun in den USA war habe ich eine Jacke angezogen ! Tusch ! Hier oben auf ca. 1.300 Meter Höhe war es jetzt gegen 21 Uhr doch recht schattig.

Nach ausgiebigem erkunden und vielen Berglandschaft-Fotos schießen habe ich mich nun wieder mit meinem Autochen zurück in Bewegung gesetzt. Die Rückfahrt verlief ohne weitere Komplikationen und gegen 22 Uhr war ich wieder in der Stadt. Einmal hat mir die Angewohnheit der Amis Straßenschilder, bzw. Kreuzungsschilder immer in bzw. hinter der Kreuzung anzubringen eine Ehrenrunde in Downtown beschert aber im Großen und Ganzen war die Fahrerei hier absolut easy und entspannt.

Bei einem Stopp bei einem Walgreens wünschte mir der Verkäufer an der Kasse eine Gute Nacht. Da habe ich erst mal auf die Uhr geschaut und realisiert das wir ja schon ziemlich spät haben es aber trotzdem draußen noch so hell war wie irgendwann nachmittags. Ich war jetzt zwar schon echt lange auf den Beinen aber heute mal keinen deut müde. Kommt das auch vom Dauertageslicht das man nicht müde wird ?

 

Jetzt hatte ich aber doch Hunger. Da traf es sich gut, das nur ein paar Meter vom Hotel weg auf der anderen Seite des Highway das "Moose's Tooth" ist. Seineszeichens eine Pizzeria mit recht ungewöhnlichen Pizza Kreationen. Und mit unglaublichem Betrieb. Als ich jetzt so kurz nach 22 Uhr hier aufschlug musste ich noch 45 Minuten auf nen Tisch warten !

 Später habe ich dann ein schönes Bierchen, eine Vorspeise (Pizzabrot-Käsestangen) und eine schöne Pizza bestellt. Die Pizza schon extra nicht in Groß, sondern in "normal". Schon als die Vorspeise kam dachte ich mir das es heute wohl ein Problem geben würde alles aufzuessen. Die Käsedinger alleine waren so viel das da zwei Leute von satt geworden wären. Dann kam die Pizza. Auf einem extra Podest wurde der Wagenradteller plaziert. Uiuiui.

Im Verlauf der nächsten Zeit habe ich dann tapfer versucht die Pizza zu schaffen. Es ist mir nicht gelungen. Als ich später irgendwann am Rand der Verzweiflung der Kellnerin gewunken habe wusste die schon was ich wollte. Sie kam mit nem Karton und hat feinsäuberlich alles was noch auf dem Tisch zu finden war zum Mitnehmen verpackt. Jetzt wusste ich auch, was die ganzen Leute für Karton rausgeschleppt haben als ich auf den Tisch gewartet hatte. Die haben alle die Reste mitgenommen.

Wow. Mit Müh und Not konnte ich mich noch zum Auto rollen und mich aufs Zimmer schleppen. Satt ! Das ich mal ausm Restaurant noch Essen mit nach Hause geommen habe, das ist mir jetzt auch noch nicht wirklich oft passiert (eigentlich nie wenn ichs recht überlege). Und außerdem wars jetzt nach Mitternacht und ich war irgendwie garnicht müde und es war noch hell draußen.

Im Hotel habe ich dann alle Vorhänge die ich finden konnte zugezogen und mich weit nach Mitternacht zu Bett begeben.
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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #25 am: 02. Juli 2015, 11:18:27 »
Sonntag, 13.07.2014 - Highway Nummer 1, Tiere, Gletscher und eine Bergbahn
 
Da ich ja bei der Buchung der Reise nicht mit dieser unbedeutenden und uninteressanten WM gerechnet hatte, hatte ich bisher ja fast alle Spiele der deutschen Mannschaft zielsicher auf einen Reisetag „verplant“. Bis gestern Abend hatte ich auch noch gedacht, das ich das Endspiel nicht würde sehen können, weil ich morgen und übermorgen ja die fest eingeplanten Bärentouren habe. Dann wurde mir aber schlagartig klar, dass das Finale nicht an einem Montag (=morgen) sein würde, sondern am Sonntag (=heute). Yippiii.

Gestern Abend (naja gestern Nacht eher) hatte mir der Mensch an der Rezeption noch den Tipp gegeben für eine Sportsbar einigermaßen in der Nähe. Ich solle doch dort hin und das Spiel dort gucken. Da habe ich mir aber gedacht, wenn ich schon Mittags in die Bar gehe, das gäbe keine guten Aussichten für den restlichen Tag. Also habe ich das lieber gelassen und zugesehen, das ich das Spiel bei mir aufm Zimmer reinkriege.

Als Erstes musste ich mich mit dem blöden Sat Receiver auseinandersetzen. Na super. 9.999 Kanäle programmiert, nur die Info wo jetzt der eine Sportkanal ist, die suche ich vergeblich. Perfide war auch, das ich endlich ESPN gefunden hatte, das Spiel dann aber diesmal genau nicht auf ESPN lief sondern ausgerechnet heute auf ABC. Arrgh. Irgendwann hatte ich dann "The German TV Football Expert" Michael Ballack aufm Schirm und wusste : OK. Jetzt bin ich richtig. Also Puls wieder runterbringen und schön die Beine hochlegen und im Fernsehsessel gemütlich machen.

Tja. Wie es ausging wissen wir alle und das muss ich daher auch nicht ausführlich beschreiben. Weils gegen Ende so spannend war haben auch noch die restlichen Käsestangen von gestern ihre Verwendung gefunden. Naja. Hatte schon bessere Frühstücke.

Nach Spielende wars jetzt doch deutlich später als wie ich es ursprünglich geplant hatte. Jetzt aber raus und zügig auf die Straße. Für heute hatte ich mir die andere Richtung, also südlich aus Anchorage raus, vorgenommen. Der grobe Plan sah vor, auf dem Highway 1 entlang der Küste zu fahren und dabei zu schauen, was es so zu tun gibt links und rechts des Weges. Als grobe Endstation hatte ich mir den Portage Gletscher gesetzt. Ich hätte natürlich auf der 1 noch ewig weiterfahren können, aber irgendwas muss man ja als Umkehrpunkt definieren (sonst wär ich ja irgendwann wieder in Seattle rausgekommen).

Vom Hotel aus habe ich den Old Seward Highway genommen. An der einen Stelle an der sich Old und New Highway treffen wars allerdings so beschissen ausgeschildert, das ichs nicht verstanden habe das ich hier wechseln muss. So bin ich den Old Seward noch ein ganzes Stück weitergefahren. Irgendwann beim Marsh-Land (wars Potter Marsh ?) bin ich dann doch auf die richtige 1 gestoßen. So schlimm falsch war ich garnicht. Der Seward geht am Wasser entlang an diesem Marshland vorbei, der Old Seward im Land.

Da es ja doch etwas später als geplant war und ich die Abfahrtszeiten der Boote zum Gletscher kannte, habe ich entschieden auf der Hinfahrt direkt durch zu fahren bis zu meinem Endpunkt und auf der Rückfahrt noch die einzelnen Viewpoints abzugrasen die es noch zu sehen gibt.

Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ich gestern mal eben so 200 Meilen gefahren bin ? Kam mir garnicht so vor. Die Tankanzeige hat sich auch nicht wesentlich bewegt. Also der Verbrauch vom Versa bügelte den einen oder anderen Nachteil des Autos wieder raus.
 
 

 

Der Highway ließ sich entspannt fahren. Die Ausblicke nach links in die Berge und nach rechts auf Wasser waren gigantisch. Teilweise sah es mit den Bergen in Hintergrund und dem Wasser aus wie im Fjordland in Neuseeland. Klasse Kulisse.

 Während ich da so vor mich hingegondelt bin habe ich schon mal grob geschaut, wo es sich denn lohnt am Abend noch einzuhalten. Eigentlich gibt’s auf der Küstenstraße auf Meilen und Meilen nur Landschaft. Der einzige als solcher zu bezeichnende Ort auf der Strecke ist Girdwood. Der Ort scheint nur zu existieren als Hotelburg für das Skigebiet hier. Hier hatte ich mir vorgenommen je nach Zeit heute Abend mal reinzufahren.

Nach Girdwood kommt wieder eine lange Zeit garnix mehr, bis der Highway einen ziemlichen Knick nach rechts macht. Hier auf der Kreuzung geht’s zum einen ab zum Gletscher und zum anderen ist hier auch der Abzweig zum „Alaska Wildlife Conservation Center“. Dieses Conservation Center ist ein recht großes Areal wo alle möglichen Tiere beheimatet werden, die irgendwo verletzt gefunden wurde, als Waisen gefunden wurden oder sonstwie unter widrigen Umständen hier gelandet sind. Hier findet man so ziemlich alles, was in Alaska so heimisch ist. Vor der Einfahrt an der Bezahlbude war eine Autoschlange. Ich habe mein Autochen erst mal irgendwo auf die Seite entsorgt und bin zu dem Häuschen hin und habe gefragt wie lange denn offen ist. Da hier erst um 21 Uhr dicht gemacht wird, wusste ich das ich hier später am Abend wieder hinkommen konnte. Also bin ich jetzt erst mal zum Gletscher gefahren.

 


Das Visitor Center liegt am unteren Ende des riesigen Gletschersees. Nur original mit großen Eisbergen. Wobei wie mir gesagt wurde der Gletscher schon eine ganze Zeit nix mehr großes abgeworfen hatte, so dass der eine Iceberg erst mal alleine unterwegs war. Im Visitor Center kann man das Ticket für die Fahrt zum Gletscher kaufen. Ich war pünktlich für die letzte Fahrt des Tages um 16:30 Uhr. Die Abfahrt des Bootes ist weiter oben am See, da muss man vom Visitor Center die eine Straße die weitergeht bis zum Ende durchfahren.

Jetzt so um 16 Uhr herum war erfreulich wenig los. Ich denke mal es waren am Ende ca. 20 Leute auf dem Schiff. Tja. Und dann ist man über den See geschippert und zum Gletscher gefahren. Erst ist der Kapitän auf und ab und hoch und runter um den Gletscher rum um dann später frontal einzuparken und ne ganze Zeit schön an der Stelle zu stehen. Spätestens hier hatte man beste Sicht und auch recht nahe Sicht aufs Eis. So direkt davor wars doch ganz schön groß und breit und hoch.

Die ganze Fahrt kann man getrost als „nett“ verbuchen, war jetzt nicht unbedingt ein Adrenalinkick, aber es hat mich nicht gereut es gemacht zu haben.

 

Auf der Rückfahrt bin ich dann zum Wildlife Conservation Center abgebogen. Die Faulen konnten mit dem Auto hier rumfahren. Die nicht Fußkranken konnten aber auch gemütlich rumgehen. Ich hab mein Auto abgestellt und bin gemütlich rumgewandert. Am Bärengehege saß sogar ein Weißkopfadler auf einem Baum. Als er seine Flügel ausklappte und abgehoben ist konnte ich sogar noch rechtzeitig meine Kamera hochreißen und habe ihn sogar noch im Bild getroffen.

Der Bär lag faul in der Ecke, die Bisons rieben sich am Kratzbaum, die Hirsche (oder was die Tiere mit den Riesengeweihen auf dem Kopf auch immer waren) kauten faul auf der Wiese herum und der Elch futterte irgendwelche Äste von einem großen Holzstapel. Alles in allem allgemeine komplette Entspannung hier.

 

 

 

 

Jetzt hatte ich zumindest auch schon mal ein paar Tiere gesehen. Zufrieden habe ich meine Bilder gemacht und mich später wieder auf den Weg. So richtig lange kann man sich hier jetzt nicht unbedingt aufhalten, so viel gibt’s jetzt auch nicht zu sehen. Aber beim gemütlich rumgehen und mal in Ruhe stehen bleiben und einfach nur schauen und beobachten war doch so ungefähr ne Stunde draufgegangen.

Wie geplant bin ich dann später in Girdwood abgebogen. Durch den kleinen Ort hindurch bin ich zum feudalen „Alyeska Resort“ gefahren. Laut Reiseführer sollte man sich hier die Lobby anschauen und mit der Bergbahn hochfahren. OK. Die Lobby war bis auf den riesigen Elchkopf und den ausgestopften Eisbären nicht die Megaattraktion. Mit der „Aerial Tram“ gings dann zügig hoch auf 2.300 Fuß. Natürlich war jetzt hier in der Nicht-Ski-Saison mal gerade garnix los. Selbst im Luxusrestaurant auf der Bergspitze hätte ich noch problemlos nen Tisch bekommen.

Ich habe mir die Bergstation mal angeschaut und bin auch mal ein wenig an der Bergflanke rumgekraxelt. Fast unglaublich das man hier auf den krakeligen Geröllfeldern Ski fahren kann. Zumindest hatte man ne schöne Aussicht von hier oben. Allerdings zog es sich jetzt immer mehr zu und die Wolken setzen dezent zum Tiefflug an.

 

Da es jetzt auch nix mehr zu tun gab hier, habe ich die nächste mögliche Bahn wieder runter genommen und habe gesehen, das ich mal wieder ein Stück Richtung Heimat kam.

 Prompt fing es jetzt auch an immer mal wieder heftig zu schauern. Es war auch schon merklich kühler geworden. Jetzt musste wieder die Weste ran. Wegen der Schauer habe ich meine Stopps auf dem Weg zurück auch recht übersichtlich gehalten. Beim Bird Point habe ich angehalten und später beim Beluga Point. Ich hatte zwar nicht wirklich mit gerechnet Belugas zu sehen, aber trotzdem kann man es ja mal versuchen.

Ich wusste irgendwie, das etwas anders war, ich wusste nur nicht was. Und als ich jetzt so an diesem Aussichtspunkt stand und mir der Wind um die Nase wehte ist es mir auf einmal aufgefallen. Da wo heute Mittag noch ewig weite Ebenen Sand und Schlick waren, da stand jetzt das Wasser bis fast an die Straße. Wasser. Überall Wasser. Jetzt sah es hier wirklich aus wie bei Frodo in Neuseeland. Hätte nur noch gefehlt, das ein Zwerg mit nem Boot aus Seestadt angepaddelt gekommen wäre.

Den Rest des Weges zurück bin ich am Stück durchgefahren. Ich habe geschaut, das ich wieder irgendwie auf den Old Seward Highway kam und bin bei der „Peanut Farm“ eingekehrt. Die Peanut Farm war die Sportsbar, die mir der Mann von der Rezeption gestern zum Fußballgucken empfohlen hatte. Und außerdem wars nicht weit vom Hotel weg.


Der Laden hatte irgendwie nen rustikalen Charme. Zumindest wars hier kein typischer Tourischuppen. Dafür wars zu weit von Downtown entfernt. Es gab viele Fernseher mit viel Sport. Bier in großen Humpen und das Essen rustikal auf Plastiktellern. Ich hab mich wohlgefühlt und bin auch noch länger sitzen geblieben.

Als ich beim Hotel war wars auch wieder echt spät geworden. Ich glaube es war auch wieder Mitternacht. Irgendwas muss ich mir mal einfallen lassen um morgen mal früher ins Bett zu kommen.

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #26 am: 02. Juli 2015, 12:23:23 »
Super, jetzt sind wir endlich in der nördlichen Ecke.   :toothy9:


Auf geht's nach Alaska ! Schneeschuhe und Bärenfellmäntel einpacken ! Oder doch nicht ?????
:hammer:  Wehe wenn irgendjemand so etwas einpackt!

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #27 am: 03. Juli 2015, 10:10:37 »
Naja. Die Bärenfellmäntel und Mützen konnten im Schrank bleiben. Hier war so ein geniales Wetter das hier TShirts angesagt waren.
Das war der Beweis. Sommer gibt's (wenn auch nur kurz) hier oben auch.

Montag, 14.07.2014 - Bären Teil 1, Mit Rusts Flyservice nach Redoubt Bay

So, heute gings jetzt endlich los zu den Bären. Die erste Tour heute war erst mal das Aufwärmprogramm. Für die Tour nach Redoubt Bay gibt es zwei Abfahrtszeiten. Einmal um 8 Uhr und einmal um 12 Uhr 30. Bequem wie ich bin habe ich natürlich die Tour um 12.30 gebucht.

Das gab mir genug Zeit ausführlich auszuschlafen und dann noch zur Peanut Farm für ein Frühstück zu fahren. Ich hatte gestern auf der Karte gesehen, das die auch bis irgendwann Mittags Frühstück servieren. Und ein paar Eier, Speck, Hash Browns und Kaffee brauchte ich jetzt auch mal.

Der Rusts Fly Service war auch sehr einfach zu finden. Man fährt zum Flughafen und biegt auf der letzten Möglichkeit vor Flughafenparkhäuser ab. Das rote Gebäude der Rusts sieht man dann schon recht einfach. Direkt neben dem Rusts Büro ist das „Alaska Aviation Heritage Museum“. Ich habe bei den Rusts noch schnell eingecheckt (meine Reservierung war da, ich wurde begrüßt und die wussten auch schon das ich morgen nochmal dabei sein würde) und habe die etwas Wartezeit dann in diesem Museum überbrückt. 

Hier werden alte Maschinen, Maschinenteile (zum Beispiel alle möglichen Landekufen für Schneelandungen oder sowas) und viel Geschichte über verdiente, noch lebende, irgendwann mal abgestürzte oder sonstwie gestorbene Fliegerhelden des Alaska Fluges ausgestellt.

War jetzt ganz nett, so sehr lange aufhalten in den beiden Hallen kann man sich aber auch nicht. Für nen längeren Aufenthalt müsste man sich schon tapfer alle Lebensläufe der zuvor genannten Fliegerhelden durchlesen.
 
 

Ziemlich pünktlich wurde bei Rusts zum Aufbruch geblasen. Mit mir war noch eine Familie aus Seattle dabei. Insgesamt waren wir (inkl. Pilot) zu sechst. Parat stand das so ziemlich kleinste Flugzeugelchen was sie auftreiben konnten. Zuerst sollte ich mich vorne neben den Piloten setzen. Das habe ich angestrengt versucht, aber ich habe da nicht hingepasst. Es war mir nicht möglich mich so zirkusmäßig zu verbiegen, das ich von hinten über die Sitze nach vorne zum Copiloten klettern konnte. Ich habe dann gerne dem Teenagersohn der Familie den Vortritt gelassen. Ich glaube er hatte da deutlich mehr Spaß dran da vorne zu sitzen. Der Pilot wird allerdings innerlich geflucht haben. Ab dem Abflug hat der Kleine dem Mann in einer Tour Löcher in den Bauch gefragt und gleichzeitig nen Blumenkohl ans Ohr gelabert. War sehr lustig.

Ich meine mich zu erinnern, das der Flug ungefähr ne Dreiviertelstunde gedauert hat. Der Flug ging zwischendurch über viel grüne Landschaft und dann auch wieder über sehr viel Wasser. Interessant fand ich die ganzen Ölbohrplattformen die man unter sich sehen konnte. Ich hätte jetzt mit einer gerechnet. Aber das die da vor der Küste im Dutzend stehen hätte ich nun nicht wirklich vermutet. Nach der Landung gab es erst mal Begrüßung in der Redoubt Bay Lodge selbst. Das hier war scheinbar nicht in einem Nationalpark und auch die Lodge gehörte nicht zum Nationalparkservice. Das war offensichtlich privat betrieben.  Ich glaube hier konnte man auch diverse Übernachtungen mit Ausflugspaket und Fischpaket, Angelpaket etc. buchen.

Im großen Raum der Lodge gab es dann erst einmal was zu essen (Fisch !) und danach gings aufs Boot. Die ganze Angelegenheit hat sich doch recht lange hingezogen. Ich glaube wir sind erst so gegen 2 Uhr losgefahren.

 

In wilder Fahrt gings dann über den See bis zu einer Stelle, wo am Rand ein Fluss aus den Bergen runterkommt und dort in den See mündet. Was mich bei der Anfahrt dorthin schon sehr gewundert hat war, das hier ca. ein halbes Dutzend andere Boote mit Anglern rumdümpelten die dort, wo ich die Bären vermutet hätte, am angeln waren.

Als wir ankamen war gerade ein Bär mit zwei weiteren etwas kleineren Bären im Wasser. Der (die?) Größere machte ernsthafte Anstalten zu fischen, die kleineren waren aber einfach nur am baden (so sah es zumindest aus). Das ganze spielte sich in ziemlich unmittelbarer Nähe zu den Anglern ab. Ich denke mal von Bär zu erstem Fischerboot ganz vorne waren es ca. 5 Meter oder so. Teilweise verdeckten die Boote den Blick auf die Bären auch.

Also das man sich den Ausguck auf die Bären mit etlichen Anglern teilen musste, das stand in der Tourbeschreibung nirgends dabei. Wenn ich gewusst hätte, das hier so ein Bootsauflauf gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt ne andere Tour gebucht.

Nun ja. Die drei Bären haben sich dann irgendwann verzogen und dann war erst mal Warten angesagt. Immer wenn vorne jemand keine Lust mehr hatte und die sich auf die Heimfahrt gemacht haben, rückten alle weiteren sozusagen auf die nächste Position nach. Im Laufe der Zeit sind wir auch noch den einen und anderen Meter näher ans Ufer rangekommen.

 

 

Allerdings machten sich die Bären doch recht rar. Nachdem die Drei von eben weg waren dauerte es eine ganze Zeit bis sich ein einsamer anderer Bär (ein Schwarzbär diesmal) blicken lies.

Der hat die ganze Szenerie mit den Angelbooten auch erst mal kritisch beäugt und hat sich in sicherer Entfernung mal bei den Fischen versucht. Der ist dann später auch wieder weg und dann hieß es wieder warten.

Das war dann im Wesentlichen das Programm der nächsten Stunden. Auf dem Boot sitzen, warten und in den Wartepausen angestrengt Konversation machen. Ich würde mal sagen so alle halbe bis Dreiviertelstunde kam mal ein Bärchen vorbei. Alles in allem war die Aufregung doch recht überschaubar.

Irgendwann wurde dann das Signal zur Abfahrt gegeben und kurz drauf saß man wieder in der Lodge und wartete auf das Flugzeug.

Tja. Was soll ich von diesem Tag halten? Zuerst musste sich ja alles Erlebte mit der nicht unwesentlich hohen Erwartungshaltung messen lassen. Gemessen eben an dieser Erwartungshaltung war der Tag eigentlich eine Enttäuschung. Jetzt weiß ich allerdings nicht, wie das so normal hier abläuft. Ist der Ablauf immer so? Tummeln sich normal mehr Bären dort oder kommt da immer nur jede Stunde mal einer vorbei? Ist da immer ein Anglerkongress oder hatte ich einfach nur Pech? Ich hätte hier mehr (Tier-)Treiben erwartet, weniger Menschen und auch erwartet näher dran zu sein. Die Tourbeschreibung vermittelt aus meiner Sicht diese Erwartung.

 

 

Zumindest hatte ich Bären gesehen. Der Tourauftrag „Bären sehen“ war erfüllt worden. So ganz konnte ich mich nicht entscheiden wie ich den Tag nun bewerten sollte. Ich habe ein abschließendes Fazit dann erst einmal verschoben. Morgen war ja auch noch ein Tag. Entweder reißt der Tag morgen alles raus, oder die ganze Sache wird ein Totalreinfall.

Der Rückflug ging ohne Vorkommnisse über die Bühne. Ich hab den Jungen diesmal direkt vorne reingelassen. Nochmal feststecken beim Einstieg in den Flieger wollte ich nicht. 

Ich meine dann so gegen 6 Uhr wieder zurück gewesen zu sein. Eigentlich ja noch recht früh am Tag. Spontan habe ich mich dazu entschlossen mal schnell noch in die Stadt zu fahren und ein wenig „Downtown Anchorage“ zu erkunden.

Erste Schwierigkeit : erstmal finden. Übereinstimmenden Berichten von Reiseführer und Google zufolge sollte sich das, was landläufig als „Downtown“ bezeichnet wird, im Bereich 3. – 6. Avenue und C-Straße/K-Straße befinden. Da in dem Viereck waren zumindest die meisten Treffer von Hotels, Bars und Kneipen.

Zweite Schwierigkeit : Parkplatz finden. Ich bin schließlich nach Abklappern diverser Blocks auf nem größeren, öffentlichen Parkplatz gelandet. Ich weiß nicht mehr wieviel es gekostet hat, aber es war bezahlbar. Am Town Square entlang bin ich dann mal durch die Straßen gegangen. Tja. Irgendwie war das ja doch sehr unpersönlich hier. Sowas richtiges wie ne Kneipenstraße oder auch sowas wie ältere Gebäude, die ein bisschen Flair verbreiten habe ich nicht gefunden. Es war irgendwie nur große Häuserblöcke und mehrspurigen Straßen drumherum.

 

Vermutlich hat die Abwesenheit von einem charmanten Stadtviertel oder einer Altstadt aber mit der Tatsache zu tun, das Anchorage im Jahr 1964 von einem Erdbeben der Stärke 9,irgendwas getroffen wurde (!) und alles zerstört wurde. Die ältesten Gebäude hier können nur von 64/65 sein. Wahrscheinlich hat man direkt die Gelegenheit genutzt alles schön quadratisch in Blöcke aufzuteilen, wenn man eh mal dabei war alles neu zu machen.

Ergebnis : moderne Stadt. Nachteil : unpersönlich. Also mir hats nicht gefallen. Das Hard Rock Cafe habe ich noch gefunden. Da habe ich aber erst garnicht nach nem Tisch gefragt, das sah schon so sehr nach Megabetrieb aus. Etwas weiter die Straße hoch habe ich dann noch im "Glacier Brewhouse" vorbeigeschaut. Da sagte man mir doch glatt das die Wartezeit ca. 1,5 Stunden wäre ! Hallo ? Ich habe dankend abgelehnt. Ich habe die Downtown hinter mir gelassen und bin wieder zur Peanut Farm gefahren. Scheint ja mittlerweile mein Stammlokal hier zu werden. Hier gabs keine Wartezeit. Der Burger und der andere Kram war OK. Das Bier in großen Krügen und kalt. Was will man mehr. Ich habe für mich nur noch festgestellt, dass ich den Betrieb in Downtown garnicht brauche. Ich misch mich dann lieber in ner Sportsbar unter die Locals.

So. Morgen geht’s recht früh los. 7.30 Abflug. Also heute mal zeitig (bedeutet hier offensichtlich vor Mitternacht) ins Bett.

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #28 am: 03. Juli 2015, 10:21:18 »
Dienstag, 15.07.2014 - Bären Teil 2, Brooks Falls im Katmai Nationalpark
 
Für die Bärentour zur Brooks Falls Lodge im Katmai Nationalpark gings heute morgen um 8 Uhr los. Ich bin zwar jetzt nicht allzu früh los, es war aber noch genug Zeit für ein schnelles Frühstück in der Peanut Farm. Der Weg war ja schon bekannt zu den Rusts. Heute Morgen war auch deutlich mehr Betrieb als gestern. Zum einen standen heute diverse größere Flugzeuge an den Stegen und es liefen auch schon deutlich mehr Leute rum als gestern.

Wir alle wurden dann in mehrere Gruppen aufgeteilt und einem Flugzeug zugewiesen. Ich war in der „Curtis-Gruppe“, was bedeutete, das Curtis der Pilot war. Der Flieger war der größere der Großen. Ein 10-Sitzer (inkl. Pilot und Copilot). Mit mir war noch eine Familie aus der Schweiz und ein älteres Ehepaar aus den USA.

Beim Wasserfahren und später beim Start waren alle möglichen Lampen am blinken und Warntöne am beepen, was alles mit größter Geduld von Curtis immer wieder weggedrückt wurde nur um kurz drauf wieder loszulärmen. Hm. Ob das normal ist ? Zumindest wars scheinbar aber auch egal, weil wir sind in die Luft gekommen.

 

Laut der Webseite von Rusts sollte der Flug 2 bis 3 Stunden dauern. Curtis meinte aber, wir wären im neuesten und auch schnellsten Flugzeug der Rusts Flotte unterwegs und wären daher früher da als die anderen 2 Maschinen, die mit uns losgeflogen waren. Der Flug hat dann hinterher ungefähr 1,5 Stunden gedauert (ist jetzt aus dem Kopf geschätzt, genau weiß ichs nicht mehr). Wir sind während des Fluges über unglaublich spektakuläre Landschaften geflogen. Unendlich weit sichtbar nur hohe und verschneite Berge, wahlweise noch mit Gletschern davor oder irgendwelchen Bergseen.

Die Ecke im Katmai Nationalpark wo die Brooks Falls Lodge ist, ist nur mit dem kleinen Wasserflieger erreichbar. Das leuchtet auch ein, wenn man die Bergwelt sieht, die man erst überqueren muss um dahin zu kommen. Wohlbehalten gewassert und eingeparkt ging es am Ufer entlang einen kurzen Weg zum Nationalpark-Camp. Hier war dann auch schon echt viel Betrieb. Die Ranger hatten alles fest im Griff. Wir sind im Bärenland. Gepäck muss hier weggeschlossen werden, Lebensmittel unter Todesstrafe verboten mitzunehmen, bitte alles Essbare hier in diesem Depot einschließen. Und jetzt bitte zur obligatorischen Einweisungsveranstaltung. Bevor man überhaupt irgendwas machen konnte, musste man sich den Einweisungsfilm über das korrekte Verhalten im Bären-Begegnungsfall ansehen.

Danach wurde erst mal Futter ausgeteilt. Curtis hatte in seiner wunderbaren Überraschungs-Kühlbox Lunchpakete für jeden dabei, die auf dem hoch umzäunten und vergitterten Picknickplatz erst mal verschnabuliert wurden. Das hat echt gut geschmeckt. Wenn man mal eine Sekunde stillgesessen hat, war man sofort umhüllt von absurd vielen fliegenden Blutsaugern die alle zum Festmahl bereit waren. Wir haben uns dann alle erst mal bei einem anderen Guide Insektenspray geschnorrt, womit wir uns alle erst mal imprägniert haben.

 

 

Das wäre ein Tipp für die Rusts Webseite. Anstatt da zu schreiben das man Jacken und sowas mitbringen soll (brauchte man heute garnicht, war viel zu warm für ne Jacke) sollten die lieber mal den Tipp geben sich gutes Insect Repellant mitzubringen.

Nach Essen und Trinken gings dann aber endlich los. Vom Camp zu den Falls muss man erst noch einen Fußweg hinter sich bringen. Ich würde mal sagen, dass es so ca. einen Kilometer waren. Eher weniger.  Im ersten Drittel geht es mittels einer Pontonbrücke über den Fluss drüber. Diese Brücke wird von den Nationalparkrangers überwacht und geschlossen, wenn sich Bären hier unten im Fluss zeigen. Man darf dann erst wieder queren, wenn sich die Bären verzogen haben.

Als wir unterwegs waren, war hier unten nix los. So lohnte sich auch nicht hier die Aussichtsplattform zu besuchen. Hm. Kein Bär weit und breit zu sehen. Schlechtes Omen ? Später geht der Weg über in eine Art Holzplankenweg auf Stelzen. In der Nähe der beiden Aussichtsplattformen ist dieser Weg auch zu beiden Seiten vergittert und man muss durch ein massives Gittertor marschieren. Scheinbar gab es doch schon die eine oder andere unliebsame Begegnungen der man mit dieser Absperrung aus dem Weg gehen will.

 

 

So. Was ist wichtiger jetzt. Die Erklärung wie das hier auf den Plattformen so geht oder die Bären ? Ich fange mal mit den Bären an. Ich kam auf der unteren Viewingplattform an und habe beim ersten sehnsüchtigen Blick auf den Fluss erst mal garnix gesehen. Boah. Nicht schon wieder. Aber hey. Was sind das für Fellknäuel weiter oben und direkt am Wasserfall ? JAAA. Bären ! Da standen gerade drei richtig dicke Exemplare vor dem Wasserfall im Wasser und warteten seelenruhig darauf, das ihnen die großen Lachse in den Mund sprangen. Im Fluss selbst sprangen die ganze Zeit noch zwei kleinere (offensichtlich jüngere) Bären rum und plantschten im Wasser.

Die ganze Szenerie war absolut genial. Und hier an der unteren Plattform war man auch schon so nahe dran, das man alles sehr gut sehen konnte. Später ist dann einer der kleinen aktiven Tauchbären den Fluss runtergelaufen und hat sich eine ganze Zeit in unmittelbarer Nähe der unteren Plattform ausgetobt. Wunderbar.

 

So. Was hat es jetzt mit unterer und oberer Plattform zu tun. Bei den Wasserfällen gibt es zwei Viewing Platforms. Die untere ist etwas weiter unterhalb des Wasserfalls, die obere ist direkt oben am Wasserfall dran. Da oben ist man direkt ganz nah an allem dran. Auf die obere Plattform lassen die Ranger immer nur eine bestimmt Menge Leute. Um auf die obere Plattform zu kommen, muss man sich bei Ankunft auf eine Warteliste eintragen. Diese Warteliste wird dann quasi abgearbeitet. Jeder darf eine Stunde auf der oberen Plattform bleiben und wird nach Ablauf dieser Zeit von den Rangers wieder weggeholt. Derweil rufen andere Rangers die Leute auf, die jetzt dran sind und ihre Bärenstunde haben.

Ich fand das System sehr gut. Die Brooks Falls bzw. Katmai NP ist DIE Bären-Guck-Location überhaupt. Entsprechend voll wird es in der Regel im Sommer in dem kurzen Fenster, wenn hier die Bären sind. Ohne diese Regelung würden sich wahrscheinlich die ersten am Morgen ihre Plätze reservieren und dann den Tag über blockieren (wie die Liegen am Pool). Und so hat nun jeder gleichberechtigt die Chance. Man kann sich übrigens beliebig oft wieder auf die Liste schreiben lassen. Kommt nur drauf an, wieviel Zeit man hat.

 

 

Wir haben uns als ganze Gruppe auf die Liste setzen lassen (wir sind übrigens den ganzen Tag als 10er – Gruppe mit Curtis zusammengeblieben). Auf der unteren Plattform war ich dann ungefähr ne Stunde, als die „Curtis-Party“ aufgerufen wurde. Und dann oben auf der Plattform dann nochmal ne Stunde. Oben war recht nahe der Plattform ein großer Bär, der recht lange benötigte bis er endlich einen Fisch hatte. Als er dann was gefangen hatte, hat er sich direkt verdrückt. Kurz drauf hat ein anderer Bär diesen Platz eingenommen. Der hat dann seinen Fang direkt an Ort und Stelle verputzt. In der ganzen Zeit wo man ihn beobachten konnte hat er bestimmt 5 oder 6 Fische verputzt. Ich meine er hätte auch schon einen gewaltigen Hängebauch gehabt.

 

Während der ganzen Zeit war immer ein Kommen und Gehen von Bären. Zur Spitzenzeit waren insgesamt 6 Bären am Wasserfall und darunter im Fluss unterwegs. Laut Aussagen der Frauen von Nationalpark ist das guter Durchschnitt. so ca. 5 sind es meistens, sehr viel mehr aber nur selten an einzelnen Zeiten des Tages. Spitze war wohl zuletzt mal 12 Bären auf einen Haufen, aber dafür muss man schon Glück haben wurde uns gesagt.

Und an dieser Stelle nochmal einen späten Dank an den unbekannten Spender des Insektenzeugs. Das muss eine echte chemische Wunderwaffe gewesen sein. Es hat sich die ganze Zeit kein einziges Mückenvieh auch nur noch in meine Nähe getraut.

 

 

Nach insgesamt dann guten 2 Stunden angestrengtem Bärengucken und Bärenknipsen wurde dann zur Abreise gesammelt und alle sind zufrieden hinter Curtis her zurück zum Camp gedappelt. Plötzlich wurden wir bei der Brücke aufgehalten. Im Bereich der Brücke war ein noch unbekannter Bär unterwegs. Eine Bärin umgenau zu sein mit 2 Kleinen. Die muss wohl schon eine ganze lange Zeit da unten rumgestreunt sein, dann wenn ich das richtig verstanden habe, wurde die Brücke nur ein paar Minuten nach uns als wir hochkamen dicht gemacht. Die andere Rusts Gruppe, die nach uns ankam, wartete wohl seit 2 Stunden vor der Brücke um überhaupt mal zu den Wasserfällen zu kommen. Puh. Glück gehabt.

Wir haben uns dann alle auf die Aussichtsplattform hier verzogen. Und wie bestellt kam die Bärin dann aus dem hohen Gras gefolgt von den zwei absolut süßen und total kleinen Jungen. In dem Moment als die zwei Kleinen hervorgetapst kamen wurde im Rekordtempo geknipst was das Zeug hielt. Ich hörte um mich herum nur noch klick klack surr summ piep piep. Digicam Fans aller Welt vereinigt euch. Allerdings muss ich sagen, das ich mir plötzlich absolut unterausgestattet vorkam. Da waren Leute dabei, die hatten Objektive dabei, die waren so groß wie Teleskope. Da konnte ich mit meiner kleinen Hosentaschenkamera nicht gegen anstinken. Dafür brauche ich aber auch keinen Lastwagen um mein Equipment zu bewegen.

So. Was kann jetzt eigentlich noch kommen ? Große Bären, Fisch futternde Bären, kleine Bären, Tauchbären, kleine Minibärchen. Alles heute dagewesen. Ich glaube da kommt nix mehr. Lass uns wieder wegfliegen. Und genau das haben wir auch gemacht. Am Strand, oder sollte ich sagen Wasserflugzeugparkplatz, hatte es sich jetzt auch gut gefüllt. Da standen den Strand hoch und runter mal auf jeden Fall bestimmt 10 Flugzeuge, die alle Leute für die Brooks Falls Bären angeliefert hatten. Ich glaube ja, das es ein Geschenk des Himmels war, das die nach uns die Brücke dicht gemacht haben. Sonst wär der Betrieb am Wasserfall auf den Plattformen bestimmt dann doch von „noch OK“ zu „Phantasialand Wildwasserbahn Ab Hier noch 3 Stunden“ eskaliert.

 

 

Auf dem Rückweg zum Flieger hatten wir alle noch ein wenig mit Curtis geredet. Dieser Mann hat nun wirklich eine sehr interessante Vita (wie eigentlich die meisten Leute die ich so kennengelernt habe und die in der Tourismusbranche zu tun haben). Curtis lebt eine Hälfte des Jahres in Alaska, die andere Hälfte des Jahres auf Hawaii ! Also das ist doch mal ne nette Aufteilung. Wenn er gerade nicht für Rusts Leute nach Katmai fliegt, dann fliegt er alle möglichen Leute in deren Privatjets durch die Gegend. So nachdem was er so erzählt hat, dann hat er in Amerika schon so gut wie jeden bekannten Musiker in der Gegend rumgeflogen der einem einfällt. Seine Tochter war derzeit in London und die wollte auf ein ausverkauftes Konzert von irgendeiner Band. Er kannte da jemanden aus der Band und einen Anruf später hatte die Tochter Tickets. Tja. Dagegen hören sich meine Erzählungen aus meinem Leben irgendwie ziemlich gewöhnlich an.

Die Gegend auf dem Rückflug war noch spektakulärer als auf dem Hinflug. Zurück sind wir nah an den hohen Gipfeln vorbeigeflogen. Bei einem sehr hohen Berg war die Seite auf die wir zuflogen dick mit Schnee bedeckt. Als wir um den Berg herumflogen, war diese andere Seite komplett schneefrei und aus mehreren Spalten kam dunkler Qualm. Oh, ein Vulkan. Google sagt mir gerade das es davon in Alaska garnicht mal so wenige gibt. Interessant.

Später zurück in Achorage war es nach wortreicher Verabschiedung jetzt so um 18 Uhr herum. Auf dem Rückweg habe ich noch eine Tankstelle angesteuert. Ich hatte jetzt mittlerweile etwas über 500 Meilen auf der Uhr. Dafür habe ich dann für etwas über 30 Dollar getankt. Also da will ich mal nicht meckern. Beim Spritpreis von über 3 Dollar pro Gallone habe ich so ca. 10 Gallonen getankt. Finde ich jetzt nicht viel für die vielen Kilometer. Na, zumindest beim Spritverbrauch hat sich mein kleines Nissanchen dann ja doch noch gelohnt.

 

 

Eingekehrt bin ich dann noch, oh Wunder, bei der Peanut Farm für ein schnelles Abendessen. In einem Bottelshop habe ich noch ne Flasche Wein erstanden. Mit Tasche neu packen, Internet surfen, und Bilderbeute des Tages sichten ging der Abend auch schnell rum. Heute bin ich dann aber wirklich früh ins Bett. Der Flug morgen nach Las Vegas geht um 6 Uhr los.

Ach ein Eintrag ins Büchlein noch. Wenn man sich ne Flasche Wein kauft und keinen Korkenzieher hat dann sollte man auch darauf achten, das die Flasche nen Schraubverschluss hat. Sonst sitzt man später im Hotel und pult ne recht lange Zeit lang mit seinem stumpfen Messer den Korken aus der Flasche.

Mal außer der Reihe ein Fazit des Tages. Der Tag heute hat sich wirklich gelohnt. Auch wenn die Tour teuer war hatte ich heute (im Gegensatz zu gestern) durchaus das Gefühl einen vernünftigen Gegenwert erhalten zu haben. Im Gegensatz zu heute stinkt die Tour gestern ja total ab. Habe ich mich gestern mit einem Fazit noch schwer getan, so konnte ich heute mit Fug und Recht behaupten, das der Tag gestern nix war. Zum Glück hatte ich den Tag in Katmai gebucht.

Man sieht sich in Las Vegas zur letzten Etappe.

 
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Horst

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #29 am: 03. Juli 2015, 13:21:13 »
Hi Bernd,

habe mir mal deinen Bärentrip durchgelesen - interessant geschrieben.
Von der Redoubt Bay habe ich auch schon positiveres gelesen - aber auch schon ähnliche Erfahrungen wie bei Dir.
Brooks Falls hat irgendwie sowas wie Saisonzeiten wo mehr oder weniger Bären da sind.
Ich selbst bin von Homer mit Bald Mountain Air zum Morane Creek (das ist auch ein entlegener Teil des Katmai) geflogen und war begeistert.
Da bin ich mal gespannt was Du in und um Vegas gemacht hast.
 
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.