Autor Thema: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten  (Gelesen 105001 mal)

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #120 am: 27. April 2015, 17:42:11 »
Ich habe Durians leider auf bisherigen Reisen verpasst und diese nette Tradition auch dieses Mal fortgesetzt. Es sei gerade kurz vor der Saison gewesen, und diese startete auch nicht, während ich dort war.

Susan

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #121 am: 27. April 2015, 22:07:46 »
So üppig hatte ich mir deinen Jasminblüten-Haarschmuck auch nicht vorgestellt  ;D Aber wenn's denn schön duftet...

Der Tag hat mir gefallen, sah alles so schön entspannend aus
Liebe Grüße
Susan

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #122 am: 27. April 2015, 22:18:54 »
DI, 31.03.2015

Beim Frühstück bekomme ich keinen Bissen herunter. Nein, nein, nicht, dass es nicht schmeckt, aber alle gefühlt 32 Sekunden steht einer hinter mir und ich muss mit vollem Mund verneinen noch Saft, Omelett, Toast oder Kaffee zu wollen oder ich muss bejahen, dass ich alles habe, was ich brauche. Ein wenig fühle ich mich wie der Gast in dem Loriot-Sketch, der immer wieder auf die Frage “schmeckts?” antworten muss, während er doch eigentlich nur seine Roulade ohne Krausbandnudeln essen will.

Es liegt ein langer Fahrtag vor uns. Erst gegen 17 Uhr werden wir in Kochi ankommen.

Ich ärgere mich ein bisschen, dass ich abgelehnt habe nicht bis Conoor mit dem Toy Train zu fahren, denn bis dahin ist es recht langweilig. Andererseits wären wir dann noch fast 2 Stunden später in Kochi angekommen, also ist es auch wieder gut. Und so wird nur der Bahnhof in Conoor kurz geknipst.



Dann allerdings wird es sehr schön: Teeplantagen säumen den Weg, herrliche Bäume mit blauen Blüten setzen Farbakzente.















Wieder im flachen Land angekommen, wird es langweiliger und vor allem heiß. Zeit für ein Nickerchen, das Weiterschreiben des Reiseberichtes (hat eben auch Vorteile, wenn man nicht selbst fährt) und Beobachtungen am Rande. Ich stelle fest, dass Indien hier im Süden entweder ohnehin moderner ist oder aber das Land in den letzten 1,5 Jahren insgesamt moderner geworden ist. So kommen wir immer wieder auch auf dem platten Land an Filialen einer Starbucksalternative “Coffee Day” vorbei und ich entdecke den einzigen “Applebee’s”, den ich jemals außerhalb der USA gesehen habe. Kurz vor Kochi kommen wir an Autohäusern aller erdenklicher Marken vorbei, und auch ein Decathlon ziert den Weg.

Die Fahrt ist nervig: Erst die steilen Kurven, dann immer wieder Baustellen, Ortschaften, das ständige Gehupe. Kurz vor Kochi gießt es auch noch eine viertel Stunde heftig. So gerne ich auch selbst fahre, hier würde ich es nicht tun wollen.

Nebenbei bietet sich hier auch die Gelegenheit ein wenig mit Shekhar zu schwatzen. Ich habe den Eindruck, dass er ein eher traditioneller Mensch ist, zum Glück ein toleranter traditioneller Mensch, der im besten Sinne Werte der indischen Gesellschaft hochhält, aber sehr gut weiß, dass es anderswo in der Welt auch anders zugeht.

In Kochi bin ich so richtig dankbar mit Fahrer unterwegs zu sein. Shekhar schlägt vor, dass wir die Fähre nehmen, denn das geht schneller als außen herum zu fahren, und er nutzt die Zeit, während ich auf der Fähre die ersten Fotos der chinesischen Fischernetze mache (“stand on this side, so you have the best view”) mir telefonisch schon eine Karte für das Kathakali am Abend zu reservieren.





Sein Zeitplan geht genau auf. Während ich schnell unter die Dusche hüpfe, hat er schon die Karte besorgt für die erste Reihe Mitte, begleitet mich dorthin, und ich kann mir das Spektakel ansehen.

Zunächst kann man zusehen, wie die Darsteller sich schminken bzw. geschminkt werden. Die Farben bestehen allesamt aus natürlichen Zutaten, so besteht der weiße Bart des einen Darstellers aus Reisbrei.









Dann wird ein wenig erklärt, was Kathakali ist, einige der Bewegungen werden erklärt. Die Darsteller drücken mimisch und gestisch Gefühle wie Wut oder Trauer aus, indem sie quasi mit dem Gesicht zur Trommel tanzen, es gibt bestimmte Gesten für Begriffe wie “Sohn” oder “Ehefrau”, und auch Aufforderungen wie “komm bitte!” oder “komm sofort her!” können in unterschiedlicher Stärke ausgedrückt werden.

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt: Böser König macht unschuldiges Mädchen an. Unschuldiges Mädchen berichtet es weinend dem strahlenden Helden. Der strahlende Held bringt bösen König dafür um. Alle Rollen werden gespielt von moppeligen Herren, die jedoch erstaunlich fix und ausbalanciert dabei sind. Aber dafür haben sie es ja auch viele Jahre lang studiert…







Ich gehe noch ein wenig durch die Stadt, in der ich mich nun am Abend bei nachlassender Hitze wohl fühle. Eine Menge Deutsche sind unterwegs, denn heute hat die AIDA hier angelegt.

Ich finde ein ganz nett aussehendes Lokal. Und, oh Wunder - oder eben wegen der vielen Christen hier nicht “oh Wunder” - findet sich Rindfleisch auf der Speisekarte. Übrigens hat Shekhar zur Heiligkeit der Kühe und deren Verehrung berichtet, dass dem einen oder anderen Viehzüchter hier dann doch das Portemonnaie näher sei als die Heiligkeit, sodass Kühe, die keine Milch mehr geben und somit wertlos werden für den Halter sind,  teilweise skrupellos in den Süden zum Verzehr verkauft werden!

Es gibt Seafood, und ich wage es in Indien, denn meine Erfahrungen im Süden waren bisher, dass es deutlich hygienischer zugeht als im Norden. Zumindest habe ich bisher noch nicht zusammen mit Ratten gespeist hier.

Ich freue mich schon morgen mehr von Kochi kennenzulernen.

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #123 am: 28. April 2015, 20:57:02 »
MI, 1.4.2015

Heute geht es gemächlich los. Es ist nur Sightseeing in Kochi angesagt, wobei es hier keine wirklich bombastischen Sehenswürdigkeiten gibt. Die ganze Stadt ist eine Sehenswürdigkeit.

Hier ist es im Gegensatz zu den Höhenlagen, in denen wir die vergangenen Tage unterwegs waren, sehr, sehr heiß und drückend.

Und so stehe ich morgens gegen 9.30 Uhr bereits bei glühender Hitze am Dobikhane, der örtlichen Wäscherei, und sehe, wie die Wäscher in der Hitze in der Lauge stehen und Schwerstarbeit verrichten. Einer singt. Shekhar meint, das tut er, weil er dann den Kopf leer habe und die Anstrengung nicht mehr so merke.

Ich werde total nett empfangen. Einer der Wäscher meint, dass gestern 1500 Touristen von der AIDA in Kochi gewesen seien. Das erklärt, weshalb beim Kathakali so viele Deutsche waren und auch den derzeit recht hohen Preis für die Hotels hier in der Stadt.





Gebügelt wird hier mit altertümlichen Eisen. Eine Frau bügelt noch mit einem mit Kohle gefüllten Eisen.



 

Wir fahren weiter zum Palast bzw. dem alten jüdischen Viertel. Kochi war lange Zeit von den Holländern dominiert, sodass der Palast auch “Dutch Palace” heißt. Hier gibt es vor allem schön bemalte Wände zu betrachten, weiterhin einige Ausstellungsstücke und Erklärungen zum Leben der hiesigen Maharaja-Familie. Fotografieren auch hier wieder streng verboten, aber ich kann trotzdem ein heimliches Bild machen.



Zu Fuß gehe ich durch die Jew town road, die gesäumt ist von Souvenirshops. Pashminas, Statuen von mini bis lebensgroß, Schnitzereien, Gewürze, alles, was das Herz begehrt.

Ich interessiere mich für Schals aus Yak-Wolle. Das spricht sich wohl schneller herum als ich die Straße entlang gehe, denn diese werden mir plötzlich überall unter die Nase gehalten - und alle Verkäufer erklären mir, dass die Schals im Geschäft nebenan billige China-Imitate seien, während nur er selbst die Originale habe.







Die Synagoge ist ein angenehmer Ort: Ein helles Gebäude, durchflutet von Licht und Luft, mit einer Menge Leuchtern aus Glas unter der Decke. Leider ist auch hier das Fotografieren tabu und auch nicht heimlich möglich, weil immer jemand im Raum ist.





Nach einer Weile komme ich wieder am Parkplatz an und wir fahren in den Stadtteil Fort zurück. Zwar ist Kochi wirklich übersichtlich, aber bei der Hitze bin ich ganz froh um jede Minute, die ich nicht draußen, sondern im klimatisierten Auto sitze, sodass ich mich gerne für ein paar Fotos von Kirchen und tatsächlich holländisch angehauchten Häusern herumfahren lasse, vor allem auch zu den chinesischen Fischernetzen, die heute eher bezahltes Fotomotiv sind als dass sie zum Fischen genutzt werden. Dennoch wird Fisch am Straßenrand verkauft und ich hoffe, dass der in den Lokalen fangfrisch ist und sofort auf Eis gelegt wird.
















 




Ein alter Mann bietet mir sehr hübsche Karten an mit eingesteckten Blättern, auf die Motive aufgemalt sind. Echte Kinderarbeit sei das, erklärt er, und meint damit, dass Kinder die Motive gemalt haben, aber ich gehe mal stark von einem Aufdruck aus. Eine Französin kauft drei Karten. Ich möchte mehr und biete pro Karte weniger als sie. Der alte Mann verneint, ich müsse dasselbe zahlen wie die Frau. Das wiederum sehe ich nicht ein, denn bei einer größeren Menge müsse ich auch größeren Rabatt bekommen. Offenbar kann ich überzeugen und ziehe mit den Karten von dannen.

Shekhar wird immer wieder von Kommissionierern angesprochen, die ihn auffordern mich in bestimmte Shops zu bringen gegen 10 % Beteiligung am Umsatz, doch er lehnt ab. Er habe einen guten Namen, der ihm wichtig sei. Er wolle lieber an die Zukunft denken als an das schnelle Geschäft. Und ich finde, da liegt er richtig!

Ich bin gegen Mittag wieder in meinem wunderschönen Hotel Tissa's Inn: Klar, sauber, stilvoll, individuell und überaus freundlich und aufmerksam ohne Phrasendrescherei. So etwas mag ich!

Ich lege mich auf das Dach an den Pool, bis der Himmel sich bezieht und mache mich startklar für die zweite Runde.

Ich besuche die beiden Kirchen noch einmal und ziehe noch ein wenig durch die Gassen und die Shops, was ein wenig nervt, denn ich weiß ja inzwischen, wie ich mit Souvenirs umgehe, dass sie also meistens nicht wirklich einen Platz in meinem Leben nach der Heimkehr finden, und habe auch gar keine Lust mir bei der Affenhitze das Gerede anzuhören.





Es tröpfelt ein bisschen, und weil ich Angst habe gleich unter einer Dusche zu stehen, gehe ich schnell in das gegenüber liegende Café. Das stellt sich als echter Glücksgriff heraus: Irgendwie lässig und völlig ungestylt ist es hier, es gibt WIFI, leckeren Kaffee und zwei warm gemachte sauleckere Törtchen für den Gegenwert von 2,50 Euro.



Ich gehe zum nicht sichtbaren Sonnenuntergang noch zu den Fischernetzen, laufe noch ein wenig durch die Straßen. Weil es gestern gut gewesen ist, gehe ich nochmals ins gleiche Lokal zum Essen und stelle beruhigt fest, dass Fisch und Seafood hier auf Eis unter Glas gelagert werden, sodass der Fisch nicht schlecht werden und nicht von Fliegen getestet werden kann.

Heute ist “dry day”. Der Kellner erklärt, das sei an jedem Ersten eines Monats so in Kerala, denn die Männer sollten nicht das Geld heute am Zahltag gleich vertrinken, sondern es daheim abgeben. Na gut, dann werden sie es wohl morgen erst vertrinken. Ich lasse es nicht darauf ankommen zu testen, ob und wie ich an einen Drink komme, sondern bestelle mir brav Cola zum Essen, denn Wasser hatte ich heute schon 3 Liter.

Recht früh bin ich wieder im Hotel, aber keine Minute zu früh, denn nun klatscht es richtig los und der am Nachmittag noch zurückgehaltene Guss löst sich nun.

Paula

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #124 am: 29. April 2015, 09:27:49 »
Birgit diese Ecke Indiens gefällt mir richtig gut! Für mich wirkt das im Vergleich zu den Vorberichten ein bischen wie "Indien light", ich glaube da könnte es mir auch gefallen. Gibt es eigentlich eine Jahreszeit wo es nicht so heiß ist? Starke Hitze vertrage ich schlecht.
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #125 am: 29. April 2015, 09:37:17 »
Hallo Paula,

Ich denke mal, ideal wäre wohl November/Dezember. Kurz nach der Regenzeit ist es grüner und nach Auskunft des Fahrers ist es von der Zeit an bis Ende Februar von den Temperaturen her deutlich besser. Aber da würde ich zur Vorsicht nochmals das eine oder andere Klimadiagramm befragen...

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #126 am: 29. April 2015, 13:21:19 »
DO, 02.04.2015

Wir verlassen Kochi Richtung Backwaters. Es ist nur ein kurzer Trip von etwa zwei Stunden. Das ist auch gut so, denn auf die Backwaters bin ich ziemlich gespannt, und ich habe nur heute um sie kennenzulernen.

Unterwegs macht Shekhar mich auf die langen Schlangen vor den Alkoholläden aufmerksam, die sich nun nach dem “dry Day” bilden. Hätte ich mich mal mit angestellt, denn in dem Resort, in dem ich heute übernachte, gibt es auch keinen Alkohol...

Vorher halte wir an einer Fabrik für Fußmatten aus Kokos. Das, was wir zum Füßeabwischen benutzten, sorgt hier sicherlich mal wieder für eine verkürzte Lebensdauer der Mitarbeiter, die ohne Schutz die Farbe aufsprühen. Hier ist man sehr, sehr freundlich. Es ist ein rein privates Unternehmen ohne Shop, ohne Eintritt, ohne Trinkgelderwartungen, nichts als die Bereitschaft mir zu zeigen, wie hier gearbeitet wird!

Ich grinse kurz vor mich hin und stelle mir vor, wie es umgekehrt wäre, würde ein Auto vor der Tür meines Arbeitgebers halten, ein paar indische Touristen aussteigen und fotografierend durch die Büros bei uns gehen...

Shekhar hat, wenn ich es richtig mitbekomme, mehrere unterschiedliche Betriebe parat, in denen er mit seinen Gästen willkommen ist, das war auch bei der Zuckerrohrverarbeitung in Mysore so. Aber er hält auch spontan an Betrieben, wenn ich halten will und übersetzt. Und auch dort werden wir freundlich und neugierig reingebeten und dürfen schauen.







Wir fahren zunächst zum offiziellen Anleger der Fährboote. In wenigen Minuten fährt ein Schiff und liefert mich nach 2,5 Stunden in einem nahe gelegenen Ort ab, dessen Namen ich vergessen habe. Das beschert mir einen ersten Eindruck der Backwaters für 70 Rupies.

Shekhar drückt mir noch eine Flasche Wasser in die Hand und los gehts!



 

Ich nehme Platz auf dem Oberdeck, wo man sich wegen der niedrigen Decke nur gebückt bewegen kann. Das ist etwas lästig, aber man hat einen prima Überblick. Die Fahrt ist entspannt, obwohl der Motor laut ist und vor mir ein Mädel aus einer Vierergruppe junger Spanierinnen unentwegt quasselt. Die Passagiere sind nur maximal zur Hälfte Touris, die allerdings ebenfalls tatsächlich nach Kollam wollen, für die anderen ist die Fähre halt ein Verkehrsmittel, das macht es authentischer als ein Ausflugsboot, und man kann weiter fahren.

Es gibt eine ganze Menge zu sehen: Ich selbst würde es nicht tun, aber die Kinder haben beim Baden im Wasser jede Menge Spaß. Ob die Frauen bei der Wäsche auch so viel Spaß haben, wage ich zu bezweifeln.

Zunächst gibt es eine Menge Hausboote, die im Laufe der Zeit knapper werden. Nun sind die meisten Boote außer unserem Fischerboote.


 

 











 









 




   

Der nette Mitarbeiter wirft mich an der richtigen Stelle raus. Das Schiff hält fast gar nicht richtig an, also hüpfe ich schnell raus. Was für ein Unterschied: In der westlichen Welt hätte man das Raushüpfen glatt verboten, hier wird es förmlich von mir erwartet.

Shekhar steht schon breit lächelnd am Anleger und fährt mich zum Hotel in Allepey, dem Palmgrove Lake Resort: Eine wunderschön gelegene Anlage direkt an den Backwaters etwas abseits vom Stadtlärm, in der nicht sonderlich viel los ist. Ich habe ein Cottage mit Dusche im Freien (und einer Dusche innen), auf die ich mich schon freue. Über fleckige Bettwäsche kann ich inzwischen hinweg sehen, denn ich sehe ja an den Bügelfalten, dass sie frisch gewaschen ist. Da sind wohl die Flecken beim Schrubben in den Backwaters nicht ganz rausgegangen. Auch ansonsten ist das Niveau hier leider nicht sehr hoch, aber man ist freundlich und sehr besorgt um mein Wohlergehen und organisiert mir meine nächste Bootsfahrt völlig unkompliziert.

Mein Zuhause für heute:



Ich sitze noch eine Weile am Ufer nur 10 Meter von meinem Cottage entfernt und werde sicher ebenso oft von indischen Touris fotografiert wie ich die Schiffe fotografiere, auf denen sie drauf sind. Ein  bisschen wie im Spreewald, so finde ich, nur wärmer und ohne Gurken...



Dann geht es weiter. Ich habe für einen Spottpreis von nur etwas mehr als 10 Euro eine dreistündige Fahrt gebucht im Paddelboot (der arme Paddler), mit dem es nicht nur auf den Hauptkanälen entlang gehen soll, sondern auch in die Seitenarme.



Leider wird mein Wunsch stundenlang nur durch Seitenarme zu gleiten, nicht erfüllt. So viele von denen, die auch noch befahrbar sind, gibt es hier nicht, aber abendliche Ruhe senkt sich über die Backwaters, das Licht wird golden. Der Verkehr nimmt deutlich ab, nachdem die Hausboote für die Nacht vor Anker gegangen sind. Irgendwie wird alles langsamer.

Irgendwo am Ufer “entschuppt” eine Hausfrau den Fisch für das Essen. Aus einem Tempel schallt Musik, auf einem Boot wird gefeiert. Einige sind noch damit befasst ihr Essen zu angeln, während andere schon beim Baden sind. Dörfliches Leben - irgendwo in Südindien am Wasser - zum Greifen nah.


 



 











 






Meinen Reis beim Abendessen teile ich mir heimlich mit einer etwas scheuen Katze. Eines der gut gewürzten Gemüsegerichte wage ich ihr nicht zu geben. Mit dem Reis ist sie zufrieden, hätte aber gerne mehr. Ich habe Angst, dass das nicht gern gesehen ist und bringe ihr eine Handvoll in eine dunkle Ecke außerhalb des Restaurants.

Morgen geht es schon wieder weiter. Schade, hier könnte ich mich verlieren: Stundenlang am Wasser sitzen mit einem Buch, den Leuten winken und gucken, wie gemächlich der Fluss des Lebens in Kerala, in “God’s own country” so fließt.



Silke

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #127 am: 29. April 2015, 18:16:34 »
Die Backwaters fanden wir auch toll. Ein paar Tage mit einem Hausboot durch die Gegend treiben lassen könnte ich mir gut vorstellen.
Witzig: der Vergleich mit dem Spreewald ist uns damals auch eingefallen.

Hast du eigentlich die Tour selbst so geplant oder mit dem Fahrer oder dessen Agentur zusammen?

serendipity

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #128 am: 29. April 2015, 18:45:30 »
Das waren ja drei wunderbare Tage!

Ein Kathakali würde ich mich auch gerne ansehen, allein die geschminkten Masken sind ein Feuer für die Augen - ich habe Bilder von den Masken schon einmal für den Kunstunterricht in der 4. genutzt, erst  anschauen, beschreiben, dann selbst Masken entwerfen und danach schminken. Das kommt immer gut  :)

Die Backwaters sehen toll aus und es klingt herrlich entspannt, nur beim Vergleich mit dem Spreewald ohne Gurken musste ich mal laut lachen  ;)

Paula

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #129 am: 29. April 2015, 18:45:46 »
ich glaube Kerala könnte mir wirklich gefallen. Das hat mich heute an Vietnam erinnert wo wir mit dem Boot durch die Mangroven gefahren sind, sehr schön!
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #130 am: 29. April 2015, 20:01:31 »
Ja, der indische Spreewald war toll! Ich wünschte, ich hätte dort mehr Zeit gehabt...

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #131 am: 30. April 2015, 21:26:50 »
FR, 03.04.2015

Es ist nicht nur ein christlicher Feiertag (Karfreitag), sondern auch ein Hindu-Feiertag in Kerala.

Ich stehe bei Sonnenaufgang auf und gehe barfuß und im Nachthemd zum Wasser. Mir gelingt das letzte Foto des unbewegten Wassers des heutigen Tages, kurz darauf setzt wieder reger Bootsverkehr ein.



Es steht die Fahrt nach Munnar an, den wohl letzten ruhigen Ort dieser Reise, dem wohl letzten etwas kühleren Ort dieser Reise.

Da ein hinduistischer Feiertag ist, sehen wir viele Vorbereitungen für Tempelfeste. Die wohl auffälligste Aktion ist das Entladen eines Tempelelefanten von einem LKW hierfür. Nicht nur für mich ist das etwas Besonderes, eine Menge Menschen stehen hier und beobachten das Schauspiel, wodurch der Verkehr wohl noch mehr aufgehalten wird als es sonst schon der Fall wäre.







Aber auch die Christen sind hier nicht untätig: Den Choral, der die mir begegnende Prozession begleitet, erkenne ich nicht wieder, aber auch hier sind die Menschen anbetend, andächtig, mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen. Selbst die ganz Pietätlosen, die auch nun das Telefonieren nicht lassen können, decken das Telefon taktvoll mit der Hand ab...

Für meinen Geschmack dauert der Trip heute zu lange. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern. Wäre es nicht um die absolut lohnenswerte Palastbeleuchtung in Mysore gegangen, hätte ich eventuell zu guter Letzt noch meine Pläne vor Reiseantritt geändert und hätte Udupi und Hassan ausgelassen und mit Mysore begonnen zugunsten von 1 bis 2 entspannenden Tagen mehr auf dem jetzigen Streckenabschnitt.

Unterwegs:





Munnar ist eine Spice-Region, und so besichtige auch ich eine Gewürzplantage, die sich nicht sehr von denen in der Karibik im letzten Herbst unterscheidet. Immerhin wird mein Gepäck so noch ein bisschen schwerer wegen des Masala-Gewürzes für Tee und Kaffee.

Kurz vor Munnar beginnen die Teeplantagen, die ich so sehr mag. Ich steige an einem Punkt aus und stolpere direkt in einen verrosteten Stacheldraht, der in Höhe meines Schienbeines gespannt ist. Mist! Aber ich habe eine Tetanus-Impfung und ich habe Desinfektionsmittel und Pflaster dabei, wird schon gut gehen…





Ich checke im Gruenberg Tea Plantation House ein, dessen Zimmer beispielsweise nach der Loreley benannt sind. Es ist ein sehr modernes und neues Hotel. Ich schlafe mit Blick auf Teeplantagen. Leider wird sich sicher auch hier schnell Patina auf all dem klaren und modernen Mobiliar ablegen, und diese passt nun einmal besser in Heritage Hotels. Aber noch ist alles supersauber und ich bekomme ein Upgrade auf ein Zimmer im obersten Geschoss, sodass ich vom Bett aus durch riesige Fenster, die man auch weit öffnen kann, auf die Teefelder sehen kann. Am liebsten würde ich hier bleiben. Hätte ich es mal gemacht. Hier ist es ruhig und friedlich.





Doch wir fahren wieder los. Shekhar fährt mich in ein ebenso modernes, aber lautes und überfülltes Restaurant. Na gut, wenn es denn wenigstens schnell gehen würde. Aber das tut es auch nicht.

Shekhar fährt mich zu einem absolut nichtssagenden Stausee, an dem in dieser Honeymoonlocation die jungen Paare spazieren gehen, auch wenn es nicht wirklich idyllisch ist. Er lacht über ein Paar, das Händchen hält. Die sind maximal 2 Wochen verheiratet, in einem Jahr tun die das auch nicht mehr, meint er. Und er selbst? Nein, er habe mit seiner Frau ohnehin nie Händchen gehalten. Ich habe den Eindruck, darüber will er nun nicht so gerne sprechen und frage nicht weiter. Ich bin sehr gespannt, ob ich sie und seine Söhne im Alter von nun 10 und 15 Jahren in Mamallapuram kennenlernen werde.

Zu allem Übel ist es trüb und diesig, wolkig und es regnet auch noch ein paar Tropfen, wenn auch nicht viel.







Mir fallen hier die vielen Tücher auf, die die Männer um die Hüften tragen: Sie tragen sie mal lang bis auf die Füße fallend, wickeln sie dann mit einer bestimmten Technik hoch, die ich nicht verstanden habe, um die Säume 10 Sekunden später wieder bis auf den Boden fallen zu lassen. Ich dachte immer, es seien Lungis, aber so heißen nur die karierten Tücher. Die weißen Tücher heißen Dhoti, und ein orangenes Dhoti zeigt, dass der Träger gerade Pilgeraufgaben wahrnimmt. Ich will auch sowas haben. Und ich wundere mich, dass die europäische Mode noch nicht den Rock im Dhoti-Style für die moderne europäische Frau entdeckt hat. Sollte ich es mal dem Herrn Lagerfeld stecken, was es hier so gibt?

Ich bin ganz froh, als ich wieder beim Hotel bin. Und nun schließt sich mein persönliches Highlight des heutigen Tages an: Ich gehe noch ein wenig durch die Teeplantagen spazieren. Auch wenn das im goldenen Abendlicht netter gewesen wäre, ist es sehr interessant: Ich werde von vielen hier angesprochen: Ein kleiner Junge nötigt seine ein wenig schüchternen Geschwister mich zu begrüßen, was sie nicht wollen. Der Opa steht derweil daneben und versucht mich zu fragen, woher ich komme. Eine Mutter führt mir ihren Säugling vor. Etwas später scheint ein Junge, der einkaufen war, förmlich auf mich zu warten. Woher ich komme, er gehe jetzt dort drüben hin zu seiner Familie, das da drüben sei ein tolles Hotel, guck mal das Wasser hier im Becken. Und ich stehe neben dem Jungen und schaue andächtig in das Betonbecken mit dem trüben Wasser, mit dem wohl der Tee gewässert wird.



 







Kurz vor dem Sonnenuntergang werfe ich mich frisch geduscht bei weit geöffneten Fenstern und Balkontür auf mein bequemes Bett und sichte Fotos, während monotone hinduistische Gesänge von einem nahe gelegenen Tempel herüber schallen, die nach und nach von Dschungelgeräuschen abgelöst werden. Nachts sehe ich aus meinem Fenster Glühwürmchen im Gebüsch vor dem Hotel aufleuchten und bin hin und weg.

Mehr und mehr werde ich vom indischen Landleben in den Bann gezogen. Und mehr und mehr entdecke ich, wie beruhigend und ausgleichend die indische Spiritualität auf mich wirkt.

serendipity

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #132 am: 01. Mai 2015, 08:42:18 »
Das Hotel könnte mir auch gefallen und die Bilder der Teeplantage sind wunderschön - eine beeindruckende Landschaft.

Der Tempelelefant ist ja riesig, ob er sich da so auf der Ladefläche wohlfühlt? Wie ist der denn da runter gekommen, einfach so abgestiegen?

Lidschlag

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #133 am: 01. Mai 2015, 15:02:24 »
Hallo Birgit

Wow! Tolle Bilder zeigst du da von einem Indien, von dem man noch längere Zeit träumt.
Die blau blühenden Bäume könnten Jacarandas sein, obwohl die ursprünglich aus Südamerika kommen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jacaranda

Und die Glühwürmchen, ja, die haben immer was magisches, wenn sie auftauchen.
Nur in tropischen Gefilden sind sie noch viel größer als bei uns und deshalb kann ich mir vorstellen, dass das ein Schauspiel war, dass man so leicht nicht vergisst.

P.S.: Die Blumen im Haar standen dir gut. Vielleicht wollte sich dein Fahrer auf diese Weise bei dir bedanken, weil du seine Bemühungen anerkennst und mit ihm redest und ihn respektierst. Wer weiß, welche übellaunigen und arroganten Urlauber dein sehr fähiger Fahrer schon durch die Gegend kutschieren musste.

Birgit

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Re: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten
« Antwort #134 am: 01. Mai 2015, 18:32:30 »
Ja, die Backwaters und dann die Teeplantagen bei Munnar waren auch die schönsten Landschaften dort...