Autor Thema: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024  (Gelesen 4550 mal)

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #90 am: 23. Dezember 2024, 07:47:09 »
13.05.2024      Raqch'i - Puno

Wir hatten zu wenig Bargeld, um alles bezahlen zu können. So nahmen wir gemeinsam erstmalig das Kreditkartenterminal in Betrieb. Bisher hatte noch niemand mit Karte bezahlt. Die Installation lief problemlos ab und wir konnten unsere Schulden bezahlen. Die Kreditkartengebühr wurde uns aufgeschlagen. Das ist immer noch billiger als die Bankomatgebühren, wenn wir Geld bei einer anderen Bank behoben hätten.

Wir unterhielten uns noch länger mit Fanny und fragten sie, warum die Häuser alle so halbfertig aussehen. Auch ihr Neubau an der Straße sah nicht anders aus. Sie sagte, dass es sich fast niemand leisten kann ein Haus fertig zu bauen. Es wird begonnen und gebaut solange Geld da ist. Danach wird unterbrochen und es geht wieder weiter, wenn neues Geld da ist. Es wird auch immer so gebaut, dass noch ein Stockwerk drauf gestellt werden kann. Daher stehen bei jedem Haus die Betoneisen heraus.

Nach einer herzlichen Verabschiedung von der Familie machten wir uns auf den Weg Richtung Puno. Es sind rund 300 Kilometer und wir wollten Juliaca, die Hauptstadt der Region, umfahren, um den Stadtverkehr möglichst aus dem Weg zu gehen. Nach Raqch'i führt die Straße gemächlich einen knapp 4.400m hohen Pass hinauf.





Nach diesem Pass ändert sich die Landschaft. Die meiste Zeit ist man auf 4.000m in einer steppenartigen Landschaft unterwegs. Das trockene Gras leuchtet in der Sonne. Wie üblich ist Überland nicht viel Verkehr ein paar LKW sind zu überholen.





Oft fühlt es sich an, als ob es eine Reise durch die Vergangenheit wäre. So standen am Straßenrand unzählige Kornmandl. Wie dieser Getreidebund auf Hochdeutsch heißt, ist mir unbekannt.





In Pucara wollten wir eine Pause beim örtlichen Museum einlegen, um näheres über die Pucara Kultur zu erfahren. Leider war es geschlossen. Neben dem Museum bleiben die Überlandbusse stehen. In dem Bistro mit Geschäft gibt es überteuertes Essen und Touristenramsch. Da ist uns die Freiheit mit unserem Auto lieber. Im Geschäft gab es ein Höhenprofil von Lima nach Machu Picchu  zu sehen.



Wenige Kilometer nach Pucara bogen wir auf die Seitenstraße Richtung Lampa ab, um die Großstadt Juliaca zu umfahren. Die Straße ist neu ausgebaut und wir haben viele Kilometer kein anderes Fahrzeug gesehen. Um nach Lampa zu gelangen, muss ein kleiner Pass mit schönen Aussichten überwunden werden. Interessant war aber ein kleiner Friedhof am Straßenrand.



In Lampa versuchten wir Geld zu beheben. Die Bankfiliale hat aber keinen Bankomaten. Geld wird auf dem Land beim Schalter abgeholt. Wie uns die Leute hier angesehen haben, kommen nur ganz, ganz selten Touristen in den Ort.

Bei Cabanillas bogen wir auf eine schmale Seitenstraße ab. Wir wollten zu den Chullpas von Sillustani am Umayo See. Diese Sehenswürdigkeit kann auch mit Tagestouren von Puno aus besucht werden.



Der Parkplatz befindet sich vor dem Ort. Der Ort selbst ist abgesperrt. Um zu der archäologischen Stätte zu gelangen, muss zuerst das Ticket gekauft werden. Über die Hauptstraße, vorbei an vielen Läden, geht es zum Hügel. Die Ausgrabungsstätte selbst kann über einen Rundweg begangen werden.







Chullpas sind Gräbertürme. In Sillustani sind sie Rund und wieder exakt ohne Fugenspalt gebaut. Je mächtiger das Bauwerk, desto wichtiger die Person. Ansonsten ist wenig bekannt über die Kultur der Erbauer.



Zuerst geht es in einen Bereich mit Steinkreisen aus kleinen Steinen und Menhiren.





Zwei der Chullpas sind mit einem Putz versehen. Das ist eine Besonderheit, die es nur hier zu sehen gibt.





Auf der anderen Seites des Hügels ist der Blick auf den Umayo See sehr schön. Die Menschen wurden hier an einem besonderen Ort begraben.





Bei einem Turm war noch die Rampe der Erbauer vorgefunden.





Alle Türme hatten eine Öffnung, die nach Osten ausgerichtet war. Der Innenraum selbst ist sehr klein.





Es gab nicht nur Grabtürme in exakter Bauweise, sondern auch welche, die aus unbearbeiteten Steinen errichtet wurden.





Zuletzt wird der auffälligste Turm erreicht. Er ist nur noch  teilweise erhalten und hat eine Eidechse in einem Stein eingraviert.

 

Wir versuchten so lange wie möglich auf der Umfahrungsstraße zu bleiben. Es ergaben sich dadurch schöne Aussichten auf den Titicaca See und Puno. Irgendwann mussten wir dann doch in den Stadtverkehr, um zu unserem Hotel dem Jose Antonio außerhalb von Puno an der Straße nach Bolivien zu gelangen. Die Straßen waren sehr steil. Schnee kann es hier keinen geben.



Das 4 Sterne Hotel liegt mit einer top Aussicht am See. Der Preis von 52€/Nacht ist für diese Hotelkategorie mit Frühstück sehr billig. Das Leistungsverhältnis entspricht zumindest einem 4 Sterne Hotel in Österreich. Wir bleiben hier für 3 Nächte. Das Hotel war mit einer Seehöhe von etwa 3.820m die höchstgelegenste Unterkunft.

Wir buchten auch gleich eine private Tour für den nächsten Tag nach Tiawanacu in Bolivien. Die Einreise nach Bolivien ist mit dem Mietfahrzeug nicht erlaubt.

Nachdem Beziehen des Zimmers mit Blich auf Puno und dem See fuhren wir mit dem Taxi um 5€ in die Stadt. Mit den Taxi fahren ist immer wie eine Lehrfahrt über das richtige Fahren in Peru. Ganz wichtig und unerlässlich ist die Hupe. Mittlerweile kann ich schon die verschiedenen Huparten unterscheiden. Langes Hupen bedeutet, du bist ein dummes A,,,, 2x kurzes Hupen bedeutet Achtung wir kommen. Einmal kurzes Hupen bedeutet Achtung im Allgemeinen.

Puno selbst ist keinen Besuch wert. Insbesondere wenn vorher Cusco und Ollantaytambo besucht wurde. Außer die mit Touristen überfüllt Hauptstraße und den Hauptplatz gibt es nicht viel zu sehen und auch das sind keine Highlights.



Wir wollten nur Geldabheben, um die Anzahlung für die Tiawanacu Tour zu bezahlen und in einem der vielen Restaurants zu essen. Die Nationalbank ließ wieder nur eine Behebung zu. So mussten wir zusätzlich eine andere Bank aufsuchen. Hier waren die Gebühren noch höher als am Flughafen.

Als es schon finster war, fuhren wir wieder zurück zum Hotel. Morgen müssen wir früh aufstehen.


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Paula

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #91 am: 23. Dezember 2024, 17:29:44 »
diese fugenlosen Bauwerke aus riesigen Steinen faszinieren mich ohne Ende. das muss doch auch die einheimischen Forscher reizen. Von Europa kenne ich einige Versuche archäologische Werke mit den damals vorhandenen Mitteln nachzubauen z.B. Schiffe. Gibt es in dieser Richtung keine Forschung in Peru? Ich würde zu gern wissen wir diese Türme gebaut wurden...
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #92 am: 23. Dezember 2024, 18:28:26 »
Tolle Idee dazwischen mal bei einer einheimischen Familie zu übernachten, da bekommt man nochmal viel bessere Eindrücke über die Lebensweise in einem für uns ja eher unbekannten Land wie Peru.


LG Christina

Heike Heimo

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Re: Mit dem Mietwagen durch den Süden von Peru – 2024
« Antwort #93 am: 24. Dezember 2024, 08:19:12 »
diese fugenlosen Bauwerke aus riesigen Steinen faszinieren mich ohne Ende. das muss doch auch die einheimischen Forscher reizen. Von Europa kenne ich einige Versuche archäologische Werke mit den damals vorhandenen Mitteln nachzubauen z.B. Schiffe. Gibt es in dieser Richtung keine Forschung in Peru? Ich würde zu gern wissen wir diese Türme gebaut wurden...
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Für eine tiefgreifende Forschung fehlt Peru das Geld. Sie sind auf internationale Geldgeber und Forschungsteams angewiesen. Für die Erforschung der Andenregion waren und sind die Europäer und insbesondere beginnend mit Alexander von Humboldt die Deutschen von besonderer Bedeutung. Aus rein archäologischer Sicht stechen Max Uhle und wie schon erwähnt Maria Reiche und ihre Schwester hervor.

Wie die Steinbearbeitung erfolgte und wie sie transportiert wurden ist noch immer Gegenstand kontroverser Forschung und unzähliger Konzepte. Gleiches gilt für die Bestimmung des Alters.

Solche Bauten wie in Peru gibt es auf der ganzen Welt. In Peru sind die noch am besten erhalten, daher auch am bekanntesten. Besonders schöne Beispiele in Europa gibt es in Italien bei der Akropolis von Alatri und in Griechenland in Mykene oder auf Malta usw. Die Nachnutzung hat in den Gebieten mit vielen Kulturwechseln das meiste "zerstört".
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