Freitag, 20. März 2015: Ronda – MalagaHeute nacht hatte der Regen zeitweise aufgehört, aber die Hoffnung, dass damit das schlechte Wetter über uns hinweggezogen sein könnte, stellt sich beim Frühstück als trügerisch heraus. Dafür hat Elsa immerhin herausgefunden, warum sie gestern patschnasse Füße hatte, trotz wasserdichter Wanderschuhe: Die Schuhe sind zwischen Sohle und Fuß aufgerissen, der eine mehr, der andere weniger, und das Innenmaterial bröckelt heraus. Nach der heute geplanten Höhlentour will sie die Schuhe feierlich entsorgen.
Wir checken gegen zehn Uhr aus und machen uns auf den Weg zur Cueva de la Pileta, eine gute halbe Fahrstunde von Ronda entfernt. Die Straße windet sich durch eine hügelige Landschaft, dann fahren wir höher in die Berge. Die Landschaft sieht ähnlich aus wie bei Torcal de Antequera, und ab und zu sieht man Höhleneingänge oder zumindest Nischen in den Felswänden. Am Parkplatz zur Höhle angekommen, sind noch 100 hohe Stufen bis zum Eingang zu überwinden, und natürlich regnet es beständig. Am Höhleneingang erfahren wir dann, dass die nächste Tour nicht wie gedacht um elf, sondern erst um halb zwölf stattfindet, aber immerhin gibt es hier einen Unterstand, wo schon vier andere Besucher warten. Wir setzen uns und schauen zu, wie die Wolken um die Berge wabern.
Um halb zwölf ist die Besucherschar immerhin auf 12 Personen angewachsen. Wir dürfen in die Höhle, Lampen werden an die Besucher verteilt, und dann geht es los. Vorbei an Tropfsteinen, über Stufen und etwas glitschigen Fels wandern wir einige hundert Meter in die Höhle hinein. Unsere Führerin beleuchtet mit ihrer starken Taschenlampe besondere Tropfsteine und von Ruß schwarzgefärbte Felswände, zeigt uns Tonscherben und die Überreste eines menschlichen Skeletts im vorderen Teil der Höhle, dann wandern wir tiefer hinein. Hier beginnen auch die prähistorischen Felszeichnungen. Es sind „nur“ Strichzeichnungen, aber die ältesten in gelber Farbe, unter anderem auch die Umrisse eines Pferdes, sind 30.000 bis 32.000 Jahre alt. An einer Stelle finden sich, halb überlagernd, Zeichnungen aus der Zeit vor etwa 30.000, vor etwas 26.000 und vor etwa 20.000 Jahren. Ich merke, wie es mir schwerfällt, diese Zeiträume zu erfassen. Aber es bedeutet, dass die ältesten Zeichnungen schon 10.000 Jahre alt waren als die jüngsten dort angebracht wurden.
Als besonders außergewöhnlich wird ein großer Fisch angesehen, der in dem hintersten Saal, den wir besuchen, mit anderen Zeichnungen an die Wand gemalt wurde. Wenn ich es richtig verstehe, dann ist es eine der wenigen oder vielleicht sogar die einzige Fischzeichnung aus dieser Zeit vor ca. 20.000 Jahren. Fotos sind in der Höhle nicht erlaubt, aber immerhin kann man am Ausgang noch ein paar Postkarten kaufen.
Elsa und ich sind jedenfalls begeistert von der Tour und den einzigartigen Einblick in die Vorgeschichte. Wir finden es besonders schön, dass wir mit Lampen durch die Höhle gehen. Wenn man im Halbdunkel durch die Höhle geht, immer wieder im Lampenschein in den Tropfsteinen Figuren zu erkennen glaubt, kann man sich ein wenig in die Menschen hineinversetzen, die mit spärlicher Beleuchtung vor zigtausend Jahren die Höhle betreten und erforscht haben. Wiederentdeckt wurde sie übrigens erst wieder Mitte des letzten Jahrhunderts und ist quasi im Familienbesitz.
Nach der Führung gehen wir wieder hinunter zum Parkplatz. Inzwischen hat der Regen fast aufgehört, so dass Elsa wenigstens nicht nass wird, als sie auf dem Parkplatz die Wanderschuhe gegen die Sneakers tauscht und die Schuhe im Müllcontainer entsorgt.
Auf der Weiterfahrt glaubt Elsa, die in ihrem Reiseführer erwähnte seltene Igeltanne zu erspähen. Mir kann sie da viel erzählen, ich erkenne nicht mal eine normale Tanne. Wir stoppen jedenfalls zweimal am Straßenrand und werden dabei einmal übelst von einem Hund verbellt, aber die vermeintliche Igeltanne entpuppt sich dann doch jeweils als Wacholderbaum. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die mysteriöse Igeltanne überhaupt nicht existiert und nur erfunden wurde, um ein Naturschutzgebiet einrichten und irgendwelche EU-Fördergelder abrufen zu können, aber Elsa gibt bis zum Schluss die Hoffnung nicht auf, doch noch ein igeliges Tannenbäumchen zu entdecken.
Die Berge werden niedriger, die Hügel sanfter, und irgendwann fahren wir an Zitronen- und Orangenhainen vorbei. Das Wetter scheint sich zu besinnen und will uns wohl einen versöhnlichen Abschied bereiten, es tröpfelt nur noch, und als wir uns Malaga nähern, kommt sogar manchmal kurz die Sonne durch. In Malaga haben wir uns im Hotel Monte Malage am westlichen Rand der Innenstadt in der Nähe des Hafens einquartiert, und netterweise finden wir auf der Suche nach dem Hoteleingang zufällig das Tor der Tiefgarage und können das Auto direkt abstellen, bevor wir einchecken.
Müde von der Höhlentour und der Fahrt gönnen wir uns an der Hotelbar unsere Cervezas und bestellen dann noch jeweils das Club-Sandwich. Als wir es serviert bekommen, wissen wir schon, dass das Abendessen heute eher sparsam ausfallen wird. In Malaga selbst spazieren wir dann nur noch durch die Straßen, an ein paar Sehenswürdigkeiten vorbei, durch ein paar Geschäfte und an den Hafen. Am Ende des Urlaubs sind wir satt von neuen Eindrücken und können uns weder für Kathedralen, noch für Festungen oder Museen begeistern, auch wenn wir uns einig sind, dass Malaga durchaus einen mehrtägigen Besuch verdienen würde.
Satt sind wir auch noch von den Sandwiches, und so fällt das Essen am letzten Abend ziemlich kärglich aus. Nachdem wir unschlüssig in ein paar Restaurants und Bodegas hineingeschaut haben und schließlich am Tisch unmotiviert die Speisekarte studieren, bleibt es letztlich bei Cervezas und ein paar kleinen kostenlosen Haus-Tapas.
Beim Hotelpersonal frage ich abends vor dem Schlafengehen noch nach dem besten Weg zum Flughafen, denn unser Navigator will uns im Zickzackkurs durch die halbe Stadt führen, das kommt mir dann doch spanisch vor. Tatsächlich muss man, wie mir der Mitarbeiter an der Rezeption erklärt, nur der Hauptstraße entlang der Küste und dann der Ausschilderung folgen und ist nach einer Viertelstunde am Flughafen. Das müsste doch zu schaffen sein.
Gute Nacht!
Samstag, 21. März 2015: RückflugDer letzte Tag beginnt vor Sonnenaufgang. Um viertel nach sechs checken wir aus und fahren über fast leere Straßen zum Flughafen. Ich habe schlecht geschlafen und Bilder von Irrfahrten durch Malaga, geschlossenen Tankstellen, bösen Europcar-Mitarbeitern und unauffindbaren Check-In-Schaltern vor Augen gehabt. Rückreisefieber sozusagen. Stattdessen finden wir ohne Probleme zum Flughafengelände, die Tankstelle dort ist natürlich geöffnet und wir kommen um zehn vor sieben im Europcar-Bereich im Parkhaus an. Und als um sieben dann auch pünktlich der Schalter dort geöffnet wird und eine Mitarbeiterin unser Auto inspiziert, bekommen wir schon nach einer kurzen Überprüfung das Okay und dürfen uns trollen, ohne über Vorschäden, neue Schäden und die Länge und Breite von Lackkratzern diskutieren zu müssen.
Beim Check-In machen sich dann die vielen Kilogramm Muscheln bemerkbar, die wir gesammelt haben. Oder sind es die vielen teuren Lederwaren? Wir unterschreiten das zulässige Höchstgewicht für beide Koffer jedenfalls nur um 500 Gramm. Nach der Sicherheitskontrolle gibt es noch Kaffee (für Elsa) und Cola light (für mich), wir spazieren durch den großen Shop, können uns aber nicht recht für die Literflaschen Sherry von Tio Pepe erwärmen, und die getesteten Parfums riechen wahlweise zu süß oder zu erdig. Also geht es ohne Wässerchen ins Flugzeug. Als wir pünktlich abheben, können wir noch einen Blick auf Malaga und das Meer werfen, bevor das Flugzeug sich nach oben durch die Wolkendecke kämpft.
Im Flieger bekommen wir noch Gespräche von anderen Passagieren mit, die nur eine Woche hier verbracht haben. Die haben Andalusien größtenteils im Regen erlebt, unterhalten sich bedauernd über das schlechte Wetter und überlegen, wo es zu dieser Jahreszeit schöner sein könnte.
Wir hatten dagegen Glück und konnten wie geplant dem Spätwinter in Deutschland entfliehen und uns in der ersten Urlaubswoche durchgehend die spanische Sonne auf die Nase scheinen lassen und waren froh, wenn wir beim Mittagessen im Freien Schatten gefunden haben. Insgesamt sind wir mit unserem Urlaub sehr zufrieden. Wir hätten sicher ein paar Sehenswürdigkeiten mehr sammeln können, aber wir wollten ja möglichst entspannt reisen, und was wir verpasst haben, können wir uns ja auf der nächsten Reise anschauen.
Auf Wiedersehen, Adios, Andalusien! Wir werden sicher wiederkommen!