Werde ich mit Las Vegas nicht warm oder die Stadt nicht mit mir? Oder bin ich einfach nicht in der Lage mich auf die Stadt einzulassen?
Ich glaube, es liegt daran, dass Ihr beide sehr hektisch seid: die Stadt und Du. Das passt nicht zusammen, so wie beim Magneten zwei gleiche Pole nicht zusammenpassen. Las Vegas muss man mit Ruhe begegnen, mit Abschalten, nicht mit Hektik, nicht mit "Herumwuseln". Das ist einfach zu viel. Hier ein paar Minuten Pooi, dann da shoppen, dort essen, dieses hier, jenes da - und dann sind die Entfernungen auch riesig groß. Man nimmt sich vor, "mal eben da vornehin zu laufen" und ist prompt 40 Minuten unterwegs. Die großen Hotels verzerren die Entfernungen.
Die Casinos sind in der Tat gezielt so ausgelegt, dass man sich verläuft.
Wir geniessen Las Vegas. Keine Hektik. Nach dem Frühstück in Ruhe an den Pool. Je nach Aufenthaltsdauer (je mehr Tage, desto fauler der einzelne Tag) gerne bis zum frühen Nachmittag. Dann gehen wir aufs Zimmer, duschen, ich wechsele mein Morphiumpflaster und schlafe dann erst einmal 2 Stunden. Gegen 16-17 Uhr ziehe ich mich an - "ich schau mal, ob irgendein Casino geöffnet hat" (Sylvia lacht schon lange nicht mehr über den schlechten Witz, aber er dient mir jedesmal zum Abschied). Ich gehe dann ins Spielcasino und suche mir in Ruhe einen schönen Black Jack Tisch aus. Dort bestelle ich erst einmal ein Bierchen und läute den Abend ein.
Sylvia kommt meistens 1 oder 2 Stunden später nach, macht sich noch "schick" auf dem Zimmer und findet mich dann irgendwo im Casino. Neuerdings setzt sie sich dann zu mir an den Tisch und traut sich inzwischen auch, Black Jack zu spielen. Früher hatte sie Angst, das Spiel schlecht zu spielen, aber am Tisch geht es locker zu und man darf anderen helfen und Tipps geben. Überhaupt ist das Spielen am Tisch mit einem gewitzten Croupier eines der absoluten Highlights von Las Vegas - das ist eigentlich der ursprüngliche Sinn, warum man nach Las Vegas kommt. Die Stimmung steht und fällt mit einem guten Croupier, ohnehin ist so eine Spielsituation mit nichts vergleichbar. Wer das nicht mag, hat damit alleine schon die Hälfte von Las Vegas verpasst. Das muss man so sehen. Zocken ist zwar nicht jedermans Sache, aber für die, denen es etwas bedeutet, ist es von allerhöchstem Unterhaltungswert.
Irgendwann brechen wir ab (meistens weil wir schon zu viel verloren haben - selten auch, weil wir viel gewonnen haben) und suchen uns etwas leckeres zu essen. Buffets essen wir nur die wirklich guten, man sollte sich das nicht antun, da auch noch zu sparen und die Billigbuffets auszuprobieren - wenn schon, denn schon. Aber manchmal geht es auch in irgendein Restaurant, im Mandalay Bay haben wir schon oft im "Shanghai Lily" gegessen, sehr gute Pekingente, oder im Casual Dining des "Raffles Caffe". Wie auch immer, gutes Essen gehört zu Las Vegas. Natürlich gerne auch die o.g. Crablegs und auch ich hinterlasse gerne einen Riesenteller ausgepulter Krabbenbeine. Lecker!
Anschließend geht es meistens noch einmal zurück ins Casino, je nach Verlust- und Gewinnlage. Früher habe ich dann auch gerne bis morgens um vier gezockt um dann irgendwann sturzbetrunken ins Bett zu fallen. Dafür bin ich heute definitiv zu alt, das überlasse ich anderen. Obwohl man nachts schon schrille Dinge sieht. Aber die Zeiten sind vorbei. Relativ früh geht es aufs Zimmer zurück, der Fernseher dudelt mich in kürzester Zeit in den Schlaf - leider noch in vollen Klamotten, irgendwann wache ich dann wieder auf und quäle mich noch einmal durch das Bad. Am nächsten Tag steht das gleiche "anstrengende" Programm an. Vielleicht aber mal erst zum Outlet Center fahren - das ist pro Las Vegas Besuch einmal Pflicht. Dann gehen wir eben nachher erst an den Pool. Und danach duschen und dann ins Spielcasino...
Hektik machen wir in Las Vegas nicht, die Stadt ist hektisch genug. Aber es macht Spass, auch wenn man (wie schon geschrieben) nachher das schlechte Gefühl hat, seine Zeit sinnlos verplempert zu haben. Aber das ist eben so in Las Vegas. Trotzdem will ich es nicht vermissen.
Ich glaube wirklich, wer sich nichts aus Zocken macht und wer auch am Pool nicht wirklich entspannen kann und immer Hummeln im Hintern hat, der fängt mit Las Vegas nicht viel an. Das wird dann einfach zu viel des Guten, wenn man da auch noch, wie sonst in schöner Nationalparkumgebung, "alles mitnehmen" will.