31.12.2014 SilvesterIch sammele K. in Chemnitz ein und wir machen uns auf die lange Fahrt in Richtung Osten, 600 Kilometer stur geradeaus.
Wir wechseln uns ab beim Fahren. Beim ersten Tankstopp in Polen (Sprit ist angesichts der in Deutschland gesunkenen Spritpreise nun kaum noch günstiger) finden wir, wir haben uns einen heißen Kaffee verdient. Wir steuern zielsicher auf eine Art Bauwagen oder Imbisswagen zu, an dem etwas steht von “24 hours hot fun”. Ein Herr steht vor der Tür, öffnet sie, geht hinein, schließt sie und nach 30 Sekunden beginnt der Bauwagen rhythmisch zu wackeln… Nee, das dann nicht, da schlug die Phantasie Purzelbäume, aber den Kaffee bekommen wir jedenfalls dann in der Tanke selbst *grins*
Nachmittags kommen wir bei schönem, aber kaltem Winterwetter in Krakau kurz vor dem Dunkelwerden an.
Das Hotel ganz cool, halt eher bodenständige Mittelklasse und nichts für Nörgler und Pingelige, aber die an zwei Seiten des Raumes fast vollständige Verglasung mit Fenstern und der Blick auf die Weichsel geben das Gefühl auf der Kommandobrücke eines Schiffes zu stehen.
Nach dem Abladen des Gepäcks und einem “Wir sind gut angekommen”-Anruf daheim sind wir unternehmungslustig auf der Piste. Schließlich ist heute DER Abend aller Abende des Jahres, da muss man ganz dolle feiern, koste es, was es wolle.
Wir gehen also ob der Eiseskälte mit flotten Schritten an der Weichsel entlang, vorbei am Wawel und vielen angestrahlten Brücken bis wir in Richtung Kazimierz abschwenken (und schon wieder musste ich nachsehen, wie man das schreibt).
Wow, hier könnte man Filme drehen, die in den Dreißigern spielen. Und genau das ist an Polen das Faszinierende: Man macht in jeder Stadt einen Abstecher in verschiedene Phasen der jüngeren oder auch sehr alten europäischen Geschichte.
Wir gehen vorbei an netten Lädchen und heimelig wirkenden Kneipen und fühlen uns in der Zeit zurückversetzt.
Wir landen, wie kann es anders sein, an der Szeroka, dem zentralen Platz mit den vielen Lokalen.
Wir haben noch keinen Hunger, aber Lust auf etwas Wärme und einen Drink und setzen uns in eine nette Kneipe, in der wir erst einmal überlegen, wo und wie man zu Silvester wohl ausgehen kann. Hier zumindest beginnt gegen 19 Uhr eine Party in geschlossener Gesellschaft, also müssen wir weiter.
Wir ziehen kreuz und quer durch die Straßen und sehen uns verschiedene Speisekarten an. In einem sehr neuen Lokal mit wohltuend klar strukturierter Einrichtung bekommen wir einen Platz. K. will die Piroggen probieren, bestellt eine “bunte Mischung” mit verschiedenen Füllungen und bekommt sie kaum auf, für mich gibt es einen tollen Salat und Hähnchen mit einer leckeren Füllung. Dass es lediglich ein Versehen ist, dass die ganze Flasche Wein auf der Rechnung steht statt nur des einen Glases, das ich trinke, glaube ich sofort, die Kellnerin kommt nochmals verlegen auf mich zu und erstattet die Differenz.
Wir ziehen weiter in eine Kneipe, in der wir ein bisschen trinken, doch irgendwie kommen wir nicht so ganz in Stimmung, sind wohl ein wenig KO von der Anfahrt. Da helfen auch unsere Drinks nichts… Und dann schließt die Kneipe schon etwa 2 Stunden vor dem Jahreswechsel.
Na gut, machen wir uns auf zum Rynek, dem großen Platz vor der Tuchhalle. Dort findet jedes Jahr eine auch im polnischen Fernsehen übertragene Megashow statt mit Livemusik auf einer riesigen Bühne.
Je mehr wir uns dem Platz nähern, desto voller wird es, aber es entsteht zum Glück kein Gedränge.
Wir flüchten vor der Kälte in einen nagelneuen Cinnabon, den es im Sommer noch nicht gab und ich schwelge in Cinnamon Rolls und lecke mir buchstäblich alle 10 Finger danach… wegen des Icings, das daran klebt.
Nun ist es fast Mitternacht. In einem geöffneten Shop erstehen wir 2 Piccolos, doch anstoßen können wir nicht, denn bei meiner Flasche dreht der Verschluss durch und lässt sich nicht lösen. Na gut, so gibt es für jeden nur einen halben Piccolo.
Ziemlich schnell ziehen wir uns ins Hotel zurück. Es sind nur ein paar Meter. Schön, dass man sich hier anständig benimmt. Die Leute, die uns begegnen, sind gut drauf und haben sicher gut geladen, aber sie machen keinen Unsinn.