04.01.2015: Going westIch drängele ein bisschen. Beim Blick aus dem Fenster sehen wir Schnee auf der Straße, die Fahrt ist lang, morgen müssen wir wieder arbeiten. Ich muss K noch an seinem Elternhaus in Chemnitz absetzen, wo er eventuell noch Schnee schieben muss wegen der Katzenverköstigerin, da seine Eltern sich auf den Kanaren die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Schon vor 9.00 Uhr sind wir somit auf dem Weg.
Statt “24 hours hot fun” auf Raststätten erwartet uns heute tatsächlich Stau, sodass die Fahrt wie erwartet länger dauert. K. schlägt sich wacker und fährt mein Wägelchen sicher durch das fremde Land. Übrigens stand das Auto heile, sicher und munter in der hochmodernen Tiefgarage. Also einen schönen Gruß an alle, die sich mit dem Auto nicht nach Polen trauen, da passiert schon nicht so schnell etwas…
Mit diversen Aufenthalten bei McDonalds und zum Tanken kommen wir in den Abendstunden erst in Chemnitz an, dann in Erfurt. Schneeschieben ist übrigens nicht nötig in Chemnitz...
Krakau im Winter - ja oder nein? Also ehrlich? Wir sind uns uneins: K. beantwortet die Frage spontan mit “nein”! Und das kratzt an meiner Ehre, schließlich stehe ich hinter meinen Reisezielen und verkläre sie.
K. ist in der DDR groß geworden. Für ihn steht hinter der winterlichen Smogglocke über Krakau kein nostalgisch-exotisches fernes Land. Aber auch ich muss sagen, dass Krakau im Winter schon das Verklären erschwert.
Erst einmal: Silvester kann hier prima sein. Man sollte halt auf solche Open Air Partys stehen oder sich eine Kneipe suchen, in der man durchfeiern kann.
Grundsätzlich sind Winteraufenthalte in Städten einfach anders: Ich fand es toll, denn ich habe vieles gesehen, was ich im Sommer nicht gesehen habe und die Stadt in einem ganz anderen Licht erlebt.
Hätte ich Krakau im Sommer nicht kennengelernt, hätte ich mich dann in die Stadt verliebt und sie auch erkannt in ihrem winterlichen Smog-Gewand? Ich denke schon, schließlich hat die Stadt viele nette Seiten, auch im Winter: Café und Kneipen, gutes Essen, viel Geschichte und Kultur, die man auch ohne zu frieren genießen kann.
Mag man jemanden, mag man ihn auch, obwohl er sich mal nicht von seiner Schokoladenseite zeigt. Und es wäre ein großes Glück gewesen, hätten wir Krakau nur bei Bilderbuchwinterwetter erlebt mit Windstille, klarem Himmel und trockenen Minusgraden. Die klirrend kalten oder sonnigen Winterstunden hier sind allerdings wirklich wundervoll für uns gewesen.
Zum Kennenlernen der Stadt in ihrem gesamten Charakter, bei der sie die Chance hat sich von ihrer besten Seite zu zeigen, ist sicher das Sommerhalbjahr besser, aber kennt man die Stadt und mag man sie, isst und trinkt man gerne und mag man ohnehin schon das, was die Stadt zu bieten hat, kann man unbesorgt auch im Winter fahren.
Und auch, wenn Krakau eher eine “Für den Sommer”-Stadt ist: