03. April 2013, Mittwoch: 8. Tag, Fort Davis National Historic Site & Davis Mountains LoopWie am Abend vorher beschlossen, geht es heute Richtung Fort Davis. Der Wetterbericht hatte zwar Sonne (bei sehr kühlen Temperaturen) angekündigt, aber als wir gegen neun Uhr das Motel verlassen, ist es neblig feucht, die Nebelschwaden ziehen über die umliegenden Felder. Aber kalt ist es, immerhin...
Entsprechend bin ich einigermaßen enttäuscht, denn bei so starker Sichtbehinderung brauchen wir den Davis Mountains Loop nicht zu befahren, da sieht man effektiv gar nichts. Aber gut, geben wir dem Tag eine Chance.
Wir hatten außerdem dann noch im Motel entschieden, dass wir endgültig nicht zum Big Bend NP fahren würden. Die Lodge im Park (Chicos Mountains) ist ausgebucht, in Lajitas könnten wir das drei-Tage-Special buchen, aber wenn wir nicht ein Zimmer auf dem sog. "Boardwalk" kriegen würden (das hatten wir vor zwei Jahren, ein wirklich tolles Zimmer mit sehr hohem Standard und bildschön gelegen), dann hätte ich zum einen möglicherweise wieder Probleme, denn dieses Zimmer hatten wir auch vor zwei Jahren erst nach zähen Verhandlungen bekommen, unsere Reservierung galt nur für günstigere Zimmer, die aber alle nicht annähernd behindertengerecht waren (Stufen usw.) und zum anderen wäre es uns sonst zu teuer. Man könnte gezielt dieses Zimmer buchen, aber das kostet selbst im Sonderangebot für drei Tage immer noch über 300$ pro Nacht (komplett mit Tax über 1.000$). Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage, aber ich trauere dem schon hinterher, denn vor zwei Jahren stimmte hier einfach alles.
Unsere Navi lotst uns zunächst nach Alpine, dort müssen wir einen Tankstopp einlegen. Das stellt sich als überraschend schwierig heraus, in Alpine ist ungefähr jede 2. Tankstelle "out of order". Einen Zusammenhang sehen wir nicht (als wäre beispielsweise eine zentrale Lieferung ausgeblieben), aber letztendlich finden wir noch eine recht kleine Tankstelle mit superlahmer Zapfsäule, aber auch das ist dann irgendwann geschafft.
Wenig später treffen wir beim Fort Davis ein, zu meiner ganz großen Freude hat sich der Nebel inzwischen nach oben verzogen und auch die Wolkendecke bekommt erste Löcher. Also beschließen wir, selbstverständlich erst einmal das Fort zu besuchen, mit ein bißchen Glück würde der Himmel noch weiter aufklaren, bis wir dann den Loop befahren.
Im Visitorcenter empfängt uns ein eifriger Ranger, ein amerikanisches Paar gesellt sich noch zu uns und schon legt der Ranger los - zugebenerweise mag ich das nicht besonders, wenn mir jemand ungefragt anfängt, die amerikanische Geschichte zu erklären. Aber ich möchte auch nicht unhöflich sein und höre einfach zu. Endlich kommt die Stelle, wo er uns fragt, ob wir jetzt erst das Video sehen wollten und ich ergreife die Gelegenheit und antworte aus vollem Herzen: "No!". Die Amerikaner wollen aber, also wird jetzt umso schneller ein Lageplan gezückt, dort werden uns die Wege und Gebäude erklärt und dann kommt die ulkige Frage (ich fand das in meiner Blödheit zumindest ulkig), ob ich eine "Golfkarte" haben wolle?!
Watt ist dat dann? Golfkarte? Anders gezeichnet vielleicht, mit Entfernungen, mit Löchern oder so? Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden, denn ich sage einfach: "Yes". Darauf hin murmelt er etwas, er würde das dann jetzt schnell holen und läuft raus. Hä? Hilflos schaue ich Sylvia an: "Was macht der denn jetzt"? "Ja natürlich den Wagen holen". "Hä? Was für einen Wagen?". "Na den Golf Cart, Du hast doch ja gesagt?" GOLFKART?? In meinem Hirn rast alles durcheinander - bis der Groschen endlich fällt:
Draußen am Parkplatz (zu meiner Ehrenrettung muss man sagen, dass ich das nicht gesehen hatte) steht ein Golf Cart, so ein Golfmobil. Das hat er mir angeboten. "Do you want the Golf Cart?" Ich habe natürlich überhaupt nicht gerafft, dass Karte natürlich "Map" heißt und nicht "Card" (Golfcard - so schwebte es vor meinem geistigen Auge). Wie saudoof! Andererseits: wie gut! Jetzt bekamen wir für unseren "Rundgang" ein Golf Cart, denn die Entfernungen sind da durchaus vorhanden und es ist auch nicht asphaltiert, was mir alles sehr schwer fällt.
Ein paar Minuten später ist er auch schon wieder zurück und draußen parkt unser Golf Cart. Da könnte sich dieser blöde Vogelpark (Bentsen Rio) mal eine dicke Scheibe von abschneiden - das ist mal behindertenfreundlich und eine gute Idee! Außerdem sollen wir jetzt natürlich auch den Eintritt bezahlen, ich lege den Stateparks Pass hin - Fehlanzeige. Das hier ist kein Statepark, sondern das gehört zu den Nationalparks. Lächerlich - dann hole ich eben meinen Nationalparks Pass heraus, haben wir doch alles auf der Palette...
Der Pass gilt dann natürlich und bevor der Ranger nun den beiden Amerikanern das Video anstellt, kommt er eben noch heraus und erklärt uns die Funktion unseres Golf Carts. Zügig nehmen wir Platz und schon brausen wir los - naja, brausen ist vielleicht übertrieben, sagen wir, "tuckern wir los". Trotzdem gut! Prima Idee.
Direkt am Visitorcenter (und das Visitorcenter selbst auch) stehen die großen Baracken für die Mannschaftsräume. Ein großer Schlafraum wurde restauriert und wir können hineinschauen:
Mäßiger Komfort, würde ich sagen, die Pritschen sehen nicht wirklich gemütlich aus. Dann steuern wir das freie Gelände an und machen einfach ein paar Aufnahmen von den umliegenden Gebäuden, resp. was von ihnen übrig geblieben ist. Manche Häsuer sind vollkommen zerstört, andere wurde wieder aufgebaut und manche sind nie zerstört worden. Wir beschränken unsere Fotos auf die gut erhaltenen Gebäude:
Krankenhaus
Unterkünfte der Offiziere
Das ganze Fort liegt grandios eingebettet in einem Tal mit schroffen Felsen dahinter:
Auf der Veranda und auch in den Offiziersbehausungen kann man es deutlich besser aushalten, als in den einfachen Unterbringungen für die Mannschaft:
In einem der Offiziersgebäude hat der Truppenarzt offensichtlich sein Arbeitszimmer und OP in einem. Der Anblick der damaligen Instrumente läßt einen erschauern, wie gut dass die Medizin auch Fortschritte gemacht hat:
Da wir den Golf Cart dabei haben, sind wir zeitlich etwas eingeschränkt, denn der Ranger hat uns gebeten, den Wagen nach spätestens einer Stunde wieder zurückzubringen. Also bummeln wir auch nicht groß, zudem ist es auf dem Karren selbst auch maximal ungemütlich, da pfeift ein kalter Wind durch, dass einem alles gefriert. BIBBER!!!
So sind wir ziemlich genau nach 60 Minuten zurück am Visitorcenter, geben dort den Wagen zurück und machen zum krönenden Abschluss noch ein paar Fotos in die Runde. So langsam ist der Himmer auch relativ wolkenlos und ganz ganz langsam wird es halbwegs wärmer.
Das war Fort Davis! Nun geht es auch direkt weiter in Richtung "Davis Mountains Loop", wir entscheiden uns spontan dazu, ihn gegen die Uhrzeigerrichtung zu fahren, so dass wir in Richtung "McDonald Observatory" fahren. Das ist ein astronomisches Observatorium auf den Bergen vor Mount Davis. Sylvia bekommt jetzt natürlich erst einmal ihr Mittagessen, wie üblich die übrig gebliebene Hälfte eines Black Forest Ham Subs.
Dann kommt auch schon die Abzweigung Richtung Observatory, das ist die Ranchroad 166 und wir folgen dieser Strecke. Schon nach wenigen Meilen taucht auf der anderen Straßenseite ein Picknickplatz mit einem gewaltigem Baum auf, den kann ich mir nicht entgehen lassen:
Im weiteren Verlauf liegt dann auf einer Bergspitze das McDonald Observatory, es gibt sogar eine öffentliche Zufahrt, aber uns reizt das nicht; keine Ahnung, was man dort hätte machen können.
Die Straße schlängelt sich serpentinenartig langsam in die Höhe, immer wieder flankiert von schroffen Felsstrukturen:
Einige Meilen später liegt der Mount Davis zentral vor uns:
Zwischendurch hat man an verschiedenen Aussichtspunkten immer wieder einen weiten Ausblick in das Tal, aber wie so oft ist das nicht so fotogen, wie es das Auge wahrnimmt. Die Entfernungen kommen nicht wirklich zur Geltung und oft ist es auch zu dunstig, so dass wir auf entsprechende Fotos verzichten.
Umso fotogener sind die Gesteinsformationen, die immer wieder am Wegesrand auftauchen. Darunter befindet sich an einer Stelle sogar ein echter "Balancing Rock", so etwas hatten wir heute eigentlich gar nicht erwartet. Das Wetter ist inzwischen total genial - angenehm frische bis kühle Luft, die Sonne wiederum strahlt mit aller Kraft, die Mischung ist super gut auszuhalten. Absolutes Wohlfühlwetter!
Und dann endlich passieren wir die Stelle, nach der wir insgeheim von Anfang an gesucht hatten - nämlich die Perspektive, aus der das Foto in "Scenic Highways und Byways" gemacht wurde. Das Bild ist (wie viele andere Fotos in dem Buch) recht gelungen und wir haben den Ehrgeiz, es nachzustellen. Sylvia entdeckt das Motiv quasi im Rückspiegel, denn das Foto wurde offensichtlich in Gegenrichtung geschossen. Jetzt wird natürlich kurzerhand gewendet, wir fahren exakt zur richtigen Stelle, stellen den Wagen dort ab und beschließen mit den Fotos des Mount Davis aus dieser Perspektive unsere Fotosessions für den heutigen Tag, denn nur wenige Meilen später sind wir wieder am Startpunkt angelangt. Hier also nun das Motiv, welches wir gesucht und gefunden haben:
Es ist inzwischen später Nachmittag und die Planung für den nächsten Tag ist auch schon beschlossene Sache: Guadeloupe Mountains, Weiterfahrt nach Alamogordo via Carlsbad (aber ohne die Höhlen zu besuchen) und weiter via Artesia und den Lincoln Forest, in dessen Herz der Luftkurort Cloudcroft liegt. Ob es dann am Abend noch für einen kleinen Besuch in White Sands reicht, lassen wir dann auf uns zu kommen.
Für heute muss nur noch eine Bleibe gefunden werden, entweder auf dem direkten Weg zu den Guadeloupe Mountains via van Horn (und dann würden wir auch in van Horn bleiben), oder via Pecos, einer etwas größeren Ortschaft (laut Landkarte), aber insgesamt ein kleiner Umweg, aber auch verbunden mit der Option, für uns neue Wege zu befahren. Also entscheiden wir uns für Pecos. Mit Hilfe der Navi wird ein Best Western Hotel auserkoren, dort wollen wir übernachten.
Als wir nach 1,5 Stunden dort eintreffen, stellt sich heraus, dass das kein Best Western Motel mehr ist. Offensichtlich aufgekauft worden. Auf dem Parkplatz stehen sehr viele Autos und es gefällt uns dort insgesamt nur mittelmäßig. Auf dem Weg dorthin waren wir an einen neuen Comfort Suites vorbeigefahren, eigentlich jenseits unserer Preisvorstellungen, aber da wir ja in McAllen vor ein paar Tagen eine kostenlose Nacht hatten, beschließe ich spontan, dass wir uns heute etwas gönnen dürfen - wenn es nicht allzu teuer ist, unsere Grenze liegt eigentlich bei 100$ plus Tax.
Schnell sind wir dort und stehen an der Rezeption. Die Parkplätze draußen sind so gut wie leer, das ist ein gutes Zeichen. Ich frage nach "any two beds, or one king. Nonsmoking". Ja, gibt es - entweder two Queens für 179$ oder one King für 159$, plus Tax, versteht sich. HERZATTACKE!! Sind die durchgeknallt? Ich frage nach AAA - ja, da könnte ich das King für 139$ plus Tax haben. Immer noch nicht wirkich befriedigend. Ich frage den Clerk, ob er irgendwelche besseren Discounts anbieten können (nach dem unfreiwilligen Erfolg in Victoria habe ich einen Gefallen am Feilschen gefunden - das macht Spass und Geld spart es manchmal auch, nicht immer).
An welche Discounts ich denn denken würde? Ich sage ihm erneut, wir hätten nur AAA. Aber um es abzukürzen, mache ich ein Angebot: "I give you 99 plus Tax for the King Room". Frechheit siegt (oder auch nicht, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt). "No way. The best i can do for you is 109 plus Tax". Na also - das ist doch auch mal ein Wort. Da das Hotel sicherlich ein sehr gutes Frühstück anbietet, besprechen wir dieses Angebot kurz und weil wir dann ja nochmal 15$ Frühstück sparen würden, schlagen wir ein. Eine Menge Geld gespart mit zwei Minuten labern - ich werde das jetzt immer machen, wenn mir der Preis nicht gefällt (natürlich nicht bei 60$ Super8 - das ist peinlich). Und so sitzen wir nur wenige Minuten später auf dem Bett mit dem obligaten Bier in der Hand und geniessen den Komfort einer gut eingerichteten Suite.
Nur für das Abendessen sieht es auch noch mau aus. Ein Steakhouse finden wir nicht, aber ein "Old Mill BBQ" findet auf vielen Seiten Beachtung, dort gibt es u.a. mexikanisches Essen, Sylvia fragt schon seit Tagen danach (was mich zwar schon etwas verwundert, aber wenn es sein soll, warum nicht). Viele Bewertungen sprechen von "sehr schlichtem Lokal, aber gutem und preiswerten Essen". Als wir den Laden gegen viertel vor Acht betreten, stellen wir fest, dass mindestens der erste Teil der Bewertungen zu 100% zutrifft - sehr schlichtes Lokal....
Schnell ist die Bedienung am Tisch, ich frage nach Bier - gibt es nicht. Hm. Schon nicht so sehr gut. Also bitte zwei mal Diet Coke. Recht bald bestellen wir auch unser Essen und dann .... tut sich nichts mehr. Nach über einer halben Stunde (es ist schon zwanzig nach Acht) kommt endlich unsere Kellnerin (die sich als Inhaberin herausstellt), entschuldigt sich schmallippig "for so long wait" und stellt mir ein eiskaltes Essen hin.... (Sylvias Essen ist wenigstens noch warm). Aber meine Platte mit Rinderschmorfleisch und alles mögliche ist durch und durch kalt - offensichtlich hat das irgendwo seit geraumer Zeit herumgestanden. Immerhin kommt sie kurze Zeit später zurück und erkundigt sich, ob es schmeckt, ich bin da selten ehrlich wenn es nicht schmeckt, aber so kalt habe ich keine Freude dran und sage es ihr. Sofort räumt sie den Teller ab, bringt ihn in die Küche und kommt nochmal an den Tisch zurück, ob ich das noch hier essen wollte oder besser mitnehmen. Nein, nicht mitnehmen, hier essen. Also kommt es nach ein paar Minuten noch einmal, "slightly" wärmer, ich zwinge ein paar Bissen in mich hinein, schmeckt durchschnittlich, Sylvia schmeckt ihr Essen überhaupt nicht (zu "matschig" und verwürzt") - kurzerhand bestellen wir zwei Boxen und lassen das Essen einpacken (in der Gewissheit, dass es unser Hotelzimmer nicht erreichen wird, das wird vorher entsorgt, wir wollen nur nicht so peinlich volle Teller zurückgehen lassen).
Dann stellt sich auch heraus, dass der Laden auch nur bis 8.30 Uhr geöffnet hat, als wir um 8.40 Uhr zahlen (glücklicherweise ist es wirklich ziemlich billig), sind die Lichter schon aus und wir werden nur noch kurz herausgelassen. Am Hotel angekommen steht draußen eine Mülltonne und nimmt dankbar die Boxen auf.
Damit ist das Thema mexikanisch essen endgültig abgehakt, Sylvia ist "geheilt", von Stund an konzentrieren wir uns wieder gemeinsam auf Steakhäuser oder Applebees o.ä., da bekommen wir wenigstens auch Bier und Margherita. Sollte es eigentlich auch beim Mexikaner geben, aber in den USA hat leider nicht jedes Restaurant eine Liquor Licence. Das wird uns aber in diesem Urlaub nicht mehr passieren.