Ich hoffe, der Kollege hatte seinen Sapß und war nicht allzu enttäuscht, als er die Party wechseln musste?
Ich glaube, er doch ein wenig enttäuscht, weil er auf "unserer" Hochzeit nur einer unter vielen war, während er auf der Konkurrenzhochzeit die Aufmerksamkeit für sich hatte.
Allerdings finde ich indische Hochzeiten ziemlich langweilig. Es werden die Geschenke übergeben und Bilder gemacht, dann wird gegessen und kurz danach ist das Ganze vorbei. Kein Tanz o.ä. wie man es von uns kennt. Zumindest war das auf den drei Hochzeiten so, die ich bisher dort erlebt habe. Aber vielleicht ist das auch von der Region abhängig.
Wie war das bei euch, Flicka?
Zumindest strahlt die Braut auf den Bildern nicht gerade vor Glück.
Einmal haben wir erlebt, dass die Hochzeitsgesellschaft vorher mit viel Musik durch den Ort gezogen ist. Die wollten uns einladen, aber wir waren an dem Tag leider zu kaputt, weil das auf der Tour war, wo wir selbst gefahren sind.
Damals gab es die Bollywood-Filme bei uns noch nicht, oder jedenfalls kannte ich noch keinen, so dass ich keine Erwartungen an Musik und Tanz gehabt hätte. Heute würden mir da natürlich die tollsten Szenen vorschweben, und entsprechend enttäuscht wäre ich dann wahrscheinlich. Aber du hast recht, die Hochzeitsfeier bestand aus Foto mit dem Brautpaar, Geschenke abliefern, und dann ist man losgezogen, um sich was zu essen und zu trinken zu holen. Trotzdem fand ich es unheimlich aufregend. Schon die Tatsache, dass da mit mehreren hundert Gästen (der Reiseleiter hat sogar von über 1.500 Gästen gesprochen) gefeiert wurde, war beeindruckend.
Was die Braut angeht: Ja, die hat auf keinem Bild sonderlich begeistert ausgesehen. Allerdings hatten wir noch ein viel übleres Erlebnis bei einer Hochzeit auf dem Land. Da hat uns der Reiseleiter hingelotst, weil er an irgendwelchen Fahnen (?) erkannt hat, dass eine Hochzeit gefeiert wird. Die "Feier" bestand dann darin, dass in einem winzigen Dorf mit vielleicht vier oder fünf Häusern der Bräutigam irgendwo betend auf einem Teppich kniete und die Braut irgendwo im Haus war. Die Frauen aus der Gruppe wurden dann energisch hineingebeten, um die Braut zu sehen. Die arme Braut saß völlig in Tränen aufgelöst im Dunkeln, und irgendeine alte Oma hat jede von uns an der Hand gepackt, uns zur Braut geführt und unsere Hände der Braut auf die Wange gelegt. Anscheinend sollten wir sie nicht nur sehen, sondern quasi segnen. Für die Oma war es wohl ein besonderes Glückszeichen, dass da plötzlich eine Horde Europäer im Dorf einfällt. Die Braut hat das sicher anders gesehen.
Mir hat das alles so leid getan. Ich hätte die Braut am liebsten eingepackt und mitgenommen. Es tut mir auch heute noch weh, wenn ich daran denke.