Samstag 12. Juli 2014Heute Nacht habe ich nicht so gut geschlafen, das Bett war zu weich. Frühstück gab es in der Wohnküche der Besitzer, während er am Küchentisch gemütlich früstückte servierte sie für die Gäste am Wohnzimmertisch, es war richtig urig hier, lauter alte Möbel, Blümchengeschirr von Villeroy und Boch, die Marmelade war selbstgemacht. WIFI hat im Zimmer nicht funktioniert, hier klappte es tadelos und ich las meine Süddeutsche Zeitung am Tablet wo es einen herrlichen Artikel über Thomas Müller gab. Dafür zog ich mir aber einen Tadel der Besitzerin ein, das sei aber nicht gesund. Moderne Technik war hier nicht angesagt...
Blöderweise regnete es wieder als wir das Hotel verließen
Heute fuhren wir nach Dinan wo wir die Stadt und die Festungsanlage besichtigen wollten. Die Strassen waren in auffallend schlechtem Zustand, einmal sind wir auf der Autobahn in ein fettes Schlagloch gedonnert, zum Glück ist nichts weiter passiert!
Durch die Lücke zwischen diesem Menhir und den Felsen führte die Strasse in die Altstadt, unser Auto hat gerade so durchgepaßt, solch enge Strassen kannte ich bisher nur aus Italien.
Der Reiseführer hat uns gewarnt, parken sei ein großes Problem in Dinan, also hielten wir gleich an der erst möglichen Stelle am Strassenrand. Und kaum sind wir ausgestiegen, kamen wir an diesem Denkmal vorbei:
Daneben eine Tafel mit einer Erklärung
Tschoffen-Mauer
Die nach dem Besitz im Jahre 1914 benannte Mauer war Ort der Tragödie vom 23. August 1914. Über 100 Zivilpersonen, die als Freischütze beschuldigt wurden, wurden hier von Grenadieren der 100. Einheit der sächsischen Garden erschossen.na das fängt ja wieder prima an. Massaker an Zivilpersonen. Manchmal habe ich schon den Eindruck in Deutschland stammt man nicht vom Affen sondern von Idioten ab, sorry für die harte Ausdrucksweise.
Wenigstens hat es aufgehört zu regnen und wir bummelten durch die Altstadt. Die Strassen waren sehr eng und wir waren froh, dass wir das Auto stehen lassen haben.
Hier war ein Junggesellenabschied im Gange. Auf seinem Schild steht: hupen Sie, dann tanze ich. Das hat er dann auch gemacht. Hat einen ziemlichen Auflauf bzw. Verkehrsstau verursacht, wenn er vor den Autos auf der Strasse tanzte
Dann kamen wir zu einer Brücke auf der rechts und links Saxophonstatuen standen. Der Erfinder des Saxophons stammt nämlich aus Dinan und hier steht ein Saxophon für jedes europäische Land:
Die meisten waren irgendwie bemalt, nur das für Deutschland war mit einem Text versehen:
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“, Zitat des englischen Fußballspielers Gary Lineker
Das fand ich nun echt witzig und derzeit stimmt der Spruch sogar
Von der Brücke konnte man auch die Festung (oben auf dem Felsen) und die Altstadt überlicken
Zunächst haben wir die Kirche besichtigt, sie hat uns sehr gut gefallen, das Glockenspiel wird gerade erneuert (wenn ich mich richtig erinere)
neben der Kirche fuhr eine Seilbahn zur Zitadelle rauf, man konnte aber auch laufen. Sportlich wie wir sind haben wir die Treppe genommen, das war wirklich Sport und das ist nur der erste Absatz der Treppe...
oben hatte man einen tollen Blick auf die Altstadt
Hier oben haben wir die Zitadelle besichtigt. Zur Geschichte der Zitadelle:
1040 erste Festung
1675-1698 Louis der 14. belagert mit seinen Truppen Dinant und nimt die Zitadelle ein. Unter Leitung von Vauban errichten die Franzosen eindrucksvolle Festungsanlagen
1815-1830 Dinat fällt dem Königreich Niederlande zu. 1830 Gründung des Königreichs Belgien. Ab 1878 ist die Zitadelle Museum. 23.8. 1914 Brandschatzung der Stadt durch die deutschen Truppen, 674 Bürger Dinans finden den Tod. 1940 erneute Besetzung der Zitadelle durch die deutsche Wehrmacht. im Innenhof war außer ein paar alten Kanonen nicht viel zu sehen, Cafe und ein Andenkenladen waren dort untergebracht. In der Zitadelle war -das hat uns jetzt nicht mehr überrascht- eine Ausstellung zum ersten Weltkrieg und insbesondre über den Krieg in Dinan.
Die Ausstellung war sehr eindrücklich, man ging durch einen dunklen Gang, auf den Boden wurden Datümer projiziert und dazu passende Beschallung (Geschützlärm, Schreie...)
es ging vor allem um die Vorgänge für die das Denkmal an der Tschoffenmauer steht.
Zitate aus den Ausstellungstexten:
15. August morgens: erste Artilleriegefechte, erste Granaten fallen auf die Stadt, Gefechte in und um die Zitadelle, am frühen Abend erobern die Franzosen die Zitadelle zurück, die Bürger der Stadt singen die Marseillaise.
21. August abends: eine Gruppe deutscher Soldaten kommt von den Anhöhen auf die Stadt zu. Viele sind betrunken, sie schießen, treten Türen ein, werfen Brandbomben
22. August: die Bevölkerung versucht in Panik das linke Maasufer zu erreichen
23. August: Sturmangriff der Deutschen die in die Stadt einfallen. Die Deutschen gehen im Vorort Jeffe auf Menschenjagd; die Bewohner werden mit dem Bajonett aus ihren Kellern gescheucht, an mehr als 20 Orten in dem Stadtviertel finden Massentötungen statt. Unter dem Vorwand „Franktireurs“ hätten an den Kämpfen teilgenommen, vergreifen sich die Deutschen an den Bürgern. 674 Männer, Frauen und sogar kleine kInder werden erschossen, rund 10 % der Bevölkerung.
Dinant ist ein eher seltener Einzelfall in der Geschichte des 1. Weltkriegs: die Stadt war Schauplatz todbringender militärischer Gefechte und zugleich von Massakern an der Zivilpersonen. Überlebende berichten.
in einem Raum waren Bilder und Berichte von Überlebenden. Die Schilderungen wie sogar Kinder ermodet wurden waren wirklich schockierend, wir waren froh als wir wieder aus der Austellung rauskamen. Der Friedhof neben der Zitadelle war eingezäunt (wahrscheinlich damit niemand von dort ohne Eintritt zu bezahlen in die Zitadelle kommt)
Für den Rückweg haben wir dann doch die Seilbahn genommen und sind weiter durch die Altstadt spaziert, aber auch hier kam man am ersten Weltkrieg nicht vorbei. An verschiedenen Orten waren Bilder von der Zerstörung damals aufgestellt.
dem Erfinder des Saxophons Adolphe Sax ist dieses Museum gewidmet
für diese Bilderkekse ist Dinan auch bekannt
die Stadt machte auf mich einen französischen Eindruck (es wurde auch französisch gesprochen)
diesen Besuch hatten wir uns wesentlich angenehmer vorgestellt, das trübe Wetter paßte dazu. Irgendwie waren wir froh als wie weiterfahren konnten (leider wieder über sehr schlechte Strassen) und das nächste Ziel war Waterloo. Ja heute sind wir sehr geschichtsträchtig unterwegs...
Zunächst stand uns der Sinn nach einem Kaffee und einem Snack. Neben der Gedenkstätte von Waterloo gibt es ein Restaurant und sonst weit und breit nix als Felder.
Die Monopolstellung nutzen sie in diesem Restaurant weidlich aus, eine Waffel sollte 7 € kosten, soviel Hunger hatte ich dann doch nicht. Der Kaffee war mit 3 € auch teuer und außerdem haben wir hier die Kaffeesorten in Belgien gelernt: Capuccino ist Filterkaffee mit einer Sahnehaube aus der Sprühdose (bäh...), mein Freund hat lait russe bestellt was sich als latte macchiato entpuppte. Das ist überall in Belgien so. Also habe ich in Zukunft meist normalen Filterkaffee getrunken wie zuhause auch und mein Freund lait russe, mangels Milchkaffe oder Cappucino. Sagte ich schon dass Belgien auf kulinarischem Gebiet Nachholbedarf hat?
Diesmal sind wir aber ein Jahr zu früh dran, denn die Schlacht von Waterloo jährt sich erst nächstes Jahr zum zweihundertsten Mal. Man kauft hier eine Eintrittskarte für 7 € und darf dann auf einen Hügel mit dem Denkmal steigen: Die Löwenpyramide wurde in den Jahren 1824 bis 1826 errichtet. Sie ist den während der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 gefallenen Soldaten gewidmet und markiert zudem die Stelle, an der Prinz Guillaume von Oranien, Thronfoger und Regimentskommandeur des 1. Korps der Armee von wellington, verletzt wurde. Der Löwe aus Gußeisen wiegt 28 Tonnen. 226 Stufen führen auf die 41 Meter hohe Pyramide von der aus man das gesamte Schlachtfeld übersieht. Der Löwe schützt den Erdball und ist ein Symbol des wiederhergestellten Friedens in Europa. Aha..
hier ober sind Tafeln angebracht die den Schlachtenverlauf aufzeigen, aber wenn man runterschaut sieht man halt nur Felder. Vorstellen kann man sich das nicht.
Neben der Pyramide steht diese Gebäude mit einem Rundgemälde der Schlacht:
wer sich hierfür interessiert sollte mit dem Besuch noch ein Jahr warten. Gerade wird nämlich eine neue Ausstellung gebaut neben der Pyramide, im Moment noch Baustelle aber zum Jubiläum nächstes Jahr ist sie bestimmt fertig. Ein Hotel ist auch gerade im Bau. Meine Kenntnisse über Napoleon sind bescheiden, aber dass die Bayern an seiner Seite kämpfen mußten und somit 1815 auch verloren haben wußte ich. Mit dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig hat das glaub ich auch zu tun. Werde ich nachlesen wenn ich nächstes mal nach Leipzig fahre, nach Waterloo komme ich nicht mehr so schnell
Von Waterloo wae es nicht mehr weit bis nach Leuven, wo wir in der Nähe des Bahnhofs für zwei Nächte ein Hotel gebucht hatten. Zufällig sahen wir einen Waschsalon in nur 50 Meter Entfernung von unserem Hotel hurra! Ich hatte nämlich im Internet nach einem Waschsalon in Leuven gesucht und am anderen Ende der Altsdat einen gefunden. Nach Einchecken bin ich gleich dorthin gegangen, nach 1 Stunde war alles fertig. Josef hat derweil das Auto geparkt (die Hotelgarage war so eng dass er die Spiegel einklappen mußte) und hat die Gegend ausgekundschaftet, die Alstadt beginnt nur zwei Strassenecken weiter.
Am Abend sind wir dann gemeinsam durch die Stadt spaziert, die Altsdatdt ist wirklich toll, laute alte Gebäude, alles sehr gepflegt.
In Löwen wird niederländisch gesprochen, Josef war noch nie in Holland und hat sich köstlich pber die "zu vermieten" Schilder amüsiert:
auch in Leuven standen an vielen Plätzen in der Innenstadt Bilder von der Zerstörung im ersten Weltkrieg
hier steht das Rathaus von Leuven, ein wunderschöner Bau, leider kamen wir nicht näher ran weil eine Freilichtbühne und Zuschauertribünen davor aufgebaut waren.
Hier begann dann die Fußgängerzone. Zwei schräge Typen fuhren mit einer Art überdimensionalem Autoscooter durch die Fußgängerzone begleitet von mindestens 100 Dezibel lauter Popmusik, sprachen Passantinnen an und machten allerlei Blödsinn:
hier sind wir nun am alten Markt, hier reiht sich Kneipe an Kneipe, das ist das Ausgehviertel Leuvens. Leuven ist Universitätsstadt und hier ist das junge Volk unterwegs. Wir Oldies mischten uns unauffällig drunter
eine umhäkelte Bank am alten Markt.
Leider begann es nun wieder zu regnen, aber es war eh Zeit fürs Abendessen. Laut Tripadvisour war das Restaurant "de Klimop" in der Altstadt nicht weit von unserem Hotel die erste Adresse Leuvens. Hier gab es internationale Gerichte und ich orderte eine thailändische Fischpfanne, die wirklich unglaublich lecker war. Die Preise waren hier aber so hoch dass wir ohne Wein (nachdem ich die Weinkarte gesehen hatte habe ich angesichts der Preise dankend verzichtet) über 100 Euronen gelöhnt haben. Also billig ist Belgien wirklich nicht.
Neugierig wie ich bin habe ich den Kellner gefragt was in der Innenstadt eigentlich los ist, mehrere Bühnen waren aufgebaut. Ja es sei derzeit eine Woche Festival und überall in der Stadt Veranstaltungen, dieser Autoscooter heute Abend gehörte auch zum Programm. Er hat uns dann ein Programm gebracht und auf einen Auftritt heute um 23 Uhr hingewiesen: das sei das beste des ganzen Festivals und umsonst.
Also sind wir nach dem Essen und einer Dusche noch mal losgezogen in die Innenstadt (es hatte zum Glück wieder aufgehört zu regnen) zu einem Platz wo schon viele Leute standen und warteten.
Es war schon stockdunkel und so konnte man den erleuchteten Bus den ein Akteur an einem Seil auf den Platz zog gut sehen. Oben auf dem Bus war ein Seil gespannt und zwei Seiltänzer -ein Mann und eine Frau- zogen da oben eine Show ab wie ich es noch nie gesehen habe.
auf dem Seil gehend ist sie über ihn geklettert!
später hat sie sich aus Seil gelegt und er hat sie mit einem Fuß hinter sich her gezogen, einfach unglaublich. Zuerst dachte ich das sei eine Slackline, aber auf einem Foto konnte man erkennen dass es wirklich nur ein Stahlseil war. Und das ganze teils bei fahrendem Bus, der helle Wahnsinn!
das ganze natürlich mit Musikuntermalung und wechselnder Beleuchtung
ich weiß nicht mehr genau wie lange es gedauert hat aber jedenfalls länger als eine halbe Stunde. Nach Mitternacht waren wir wieder im Hotel, das war ein langer Tag heute.