Autor Thema: Von Mythen, Sagen und Legenden  (Gelesen 4881 mal)

Shadra

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Von Mythen, Sagen und Legenden
« am: 15. Juni 2014, 00:42:44 »
Angeregt durch einige Hinweise in den Reiseberichten (z.B. Rosengarten, Regenbogensee) kam mir die Idee, vielleicht eine kleine Sammlung von Mythen, Sagen und Legenden rund um Reiseziele auf der ganzen Welt zusammen zu tragen.

Ich finde solche Geschichten und Legenden immer wieder spannend zu lesen und ich weiß, es gibt sicher viele, denen es ähnlich geht  ;)

Also, wer immer eine Geschichte rund um ein Reiseziel kennt - bitte her damit!
Auch sehr gerne die schon erwähnten Geschichten um den Rosengarten oder den See (dessen Name mir leider gerade nicht einfällt).

Mal schaun, eventuell bekommen wir ja eine schöne Ansammlung zusammen  :D





Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Shadra

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Re: Von Mythen, Sagen und Legenden
« Antwort #1 am: 15. Juni 2014, 00:43:05 »
Der Devils Tower

Über dieses National Monument gibt es mehrere Legenden.

Am schönsten finde ich die Legende seiner Entstehung von den Kiowa. Hier erzählt die Geschichte, dass aus einem nahe gelgenen Dorf der Kiowa des Nächtens sich 7 Schwestern hinaus in den Wald schlichen,
um im Schein des Mondes dort zu tanzen.
Doch der Wald war voll von Bären, welche den Tanz der Schwestern bald bemerkten. So kam es, dass sich die Bären von allen Seiten den Schwestern näherten und als diese die Tiere bemerkten,
war ihnen der Rückweg zu ihrem Dorf bereits abgeschnitten.
Die 7 Schwestern konnten sich in ihrer Angst nur noch auf einen kleinen Felsen retten, der aber keinen Schutz vor den Bären lieferte. So flehten sie in ihrer Todesangst den Felsen an: "Fels - habe Mitleid mit uns! Bitte rette uns Fels!"

Der Fels erhörte das Flehen der Schestern und wuchs hoch in den Himmel. Die Bären, die sich ihrer Beute schon sicher waren, wurden so wütend, dass sie versuchten, sich an die Felskante zu klammern und rissen dabei Stein und Geröll heraus.
Ihre Krallen hinterliesen auf allen Seiten tiefe Furchen bis zum Boden, als sie trotz allem weiter versuchten, an diesem hoch zu klettern und doch immer wieder abrutschten.

Der Fels hatte die 7 Schwestern vor den Bären gerettet. Aber er konnte sie nicht zurück in ihr Dorf bringen.
Um die Mädchen nicht elendig auf sich verhungern und verdursten lassen zu müssen, gewährte er ihnen die Gnade, auf ewig als hell leuchtende Sterne über ihren Brüder und Schwestern zu leben.
Und so kann man auch heute noch über dem Devils Tower die 7 Sterne der Plejaden stehen sehen.

Seit dem nennen die Kiowa den Devils Tower Mateo Tepee (engl. Bear Lodge oder Heim des Grizzly-Bären).


Diese Geschichte gibt es in verschiedenen Variationen. Manchmal sind es nicht viele Bären, die die Mädchen angreifen, sondern nur einer und in einer weiteren Version war dieser Bär vorher ihr Bruder.
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Ilona

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Re: Von Mythen, Sagen und Legenden
« Antwort #2 am: 15. Juni 2014, 09:32:24 »
Die Dolomiten sind besonders sagenhaft  :adieu: und deshalb gibt's gleich zwei davon.

Hier die Sage vom Karersee:

Der Sage nach...
lebte einst im Karersee eine wunderschöne Wasserjungfrau. Oft saß sie am Ufer, flocht ihre blonden Zöpfe und sang leise vor sich hin. Der Hexenmeister von Masaré hörte sie singen und verliebte sich in die Nixe. Er setzte all seine Macht aufs Spiel, um sie zu entführen, die Wasserjungfrau ließ sich jedoch nie erwischen.

So bat der Hexenmeister seine Freundin, die Hexe Langwerda, um Hilfe. Langwerda gab ihm den Rat, er solle sich als Juwelenhändler verkleiden, vom Rosengarten zum Latemar einen Regenbogen schlagen und sich dann zum Karersee begeben, um die Jungfrau anzulocken und zu entführen.Der Hexenmeister befolgte den Rat, vergaß allerdings sich zu verkleiden. Die Wasserfee bestaunte den Glanz des Regenbogens und der vielen Edelsteine; sie bemerkte jedoch auch den Zauberer, der sich am Ufer versteckt hielt und tauchte plötzlich wieder im Karersee unter.

Seit dem Tag ließ sie sich nie wieder blicken. Der Hexenmeister war über das Misslingen der geplanten Entführung so wütend, dass er in seinem Liebeskummer den Regenbogen vom Himmel riss, ihn zerschmetterte und alle Regenbogenstücke mit den Juwelen in den See warf: das ist der Grund, warum der Karersee noch heute in den prächtigsten Regenbogenfarben schimmert und von den Ladinern „Lec de ergobando“, der Regenbogensee genannt wird.

Hier die Sage von König Laurin und dem Rosengarten:

Eines Tages begab es sich, dass der König an der Etsch seine wunderschöne Tochter Similde vermählen wollte. Alle Adeligen der Umgebung wurden zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss jedoch, mit seiner Tarnkappe ausgerüstet eben als unsichtbarer Gast daran teilzunehmen. Als er am Turnierplatz Similde erblickte, verliebte er sich in ihr schönes Antlitz, setzte sie auf sein Pferd und ritt mit ihr von dannen.

Alsbald zogen Simildes Versprochener und dessen Ritter aus, um die Angetraute zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten. Da band sich König Laurin seinen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem ins Hintertreffen geriet, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter jedoch erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo der Zwergenkönig sich verbarg. Sie packten ihn, zerbrachen den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin, erzürnt über sein Schicksal, drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht, sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen.

Laurin aber hatte die Dämmerung vergessen und so kommt es, dass der verzauberte Garten auch heute noch in der Dämmerung seine blühenden Rosen für kurze Zeit erstrahlen lässt…

Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Susan

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Re: Von Mythen, Sagen und Legenden
« Antwort #3 am: 15. Juni 2014, 13:36:26 »
Hi,
ich hab auch noch zwei Sagen aus den Dolomiten  8)

Zum Pragser Wildsee

Die Könige der Fanes können mit ihrer Kriegspolitik und im Bündnis mit den Adlern das Reich der Fanes immer weiter ausdehnen. Doch dadurch entsteht ein Gegenbündnis von immer mehr Nachbarvölkern. Auf der Seite der Gegner kämpft auch der Zauberer Spina de Mul, das Maultiergerippe.

Dolasilla, die Königstochter,  hat eine Anzahl unfehlbarer Pfeile und einen weißen Panzer. Ihr wurde geweissagt, dass sie nicht in die Schlacht ziehen dürfe, sollte sich der Panzer einmal schwarz verfärben, weil sie sonst sterben müsse.
Die Entscheidungsschlacht rückt immer näher. Durch eine List kann Spina de Mul Dolasilla ihre unfehlbaren Pfeile abnehmen, die er dann an Schützen des Gegenbündnisses verteilt. Am Morgen vor der Schlacht sieht Dolasilla, dass sich ihr Panzer schwarz verfärbt hat. Doch die verzweifelten Fanesleute bedrängen sie, in die Schlacht zu ziehen. Zunächst können in der Schlacht die feindlichen Bogenschützen Dolasilla nicht finden, weil sie nach einem weißen Panzer suchen und nicht wissen, dass sich dieser schwarz verfärbt hat. Doch schließlich erkennen sie Dolasilla, schießen die unfehlbaren Pfeile auf sie ab und töten sie. Damit ist die Schlacht für die Fanesleute verloren. Mit knapper Not kann sich die Königin mit einer kleinen Schar mit Hilfe der Murmeltiere in die unterirdischen Gänge der Fanes zurückziehen. Der König aber, der verräterisch Sache mit den Feinden gemacht hat, wird zu Stein und ist seitdem als falscher König am Falzaregopass zu sehen.

Lidsanel wurde geweissagt, dass er in seinem Leben drei Wünsche offen habe. Er müsse dann die unfehlbaren Pfeile für sich wünschen und könne dann das Reich der Fanes neu aufbauen. Doch jedes Mal, wenn eine Vivana Lidsanel einen Wunsch freistellt, vergisst dieser die Pfeile und wünscht sich etwas anderes. Nach dem dritten Mal sind so die Pfeile für immer verloren. Auch das Volk der Fanes ist jetzt verloren beziehungsweise es lebt noch heute bei den Murmeltieren unterirdisch unter der Fanes und wartet auf die verheißene Zeit.

Das inzwischen verschüttete Tor zur Unterwelt soll am Südende des Sees Richtung Seekofel gelegen haben, weshalb dieser auf ladinisch Sass d‘la Porta (Torberg) heißt.

Zum Latemar

Gegenüber dem Rosengarten  erhebt sich das Latemar-Gebirge mit seinem zerklüfteten Grat.  Diesen nennen die Fleimser "Die Puppenprozession". Sie soll so entstanden sein:

In einem kleinen Wäldchen nahe dem Karer Pass hüteten Hirtenkinder, als ein alter Mann vorbeikam und sie fragte, ob sie sein Messer gefunden hätten. Die Kinder verneinten, machten sich jedoch mit dem Mann auf die Suche, aber vergebens. Als es zum Abendsegen läutete, zogen  die Kinder ins Dorf hinunter. Plötzlich sah Menega, das älteste Kind, das glänzende Messer zwischen den Blumen liegen. Sie eilte zurück, um es dem Besitzer zu bringen. Dieser war hoch erfreut und sprach:  „ Als Dank darfst du dir morgen die schönste meiner Puppen aussuchen. Nun geh aber geschwind nach Hause, denn zu dieser Stunde gehen die bösen Geröllhexen um.“ 

Menega erschrak und lief zurück. Plötzlich stand eine fremde Frau vor ihr, die sie freundlich ansprach. Menega erzählte ihr von der Begegnung. Da lachte die Frau: „ Du Glückskind, du hast den reichen Venediger getroffen. Gib dich nicht zufrieden mit den Puppen in den seidigen Gewändern, sondern  verlange nach denen in Brokat und mit edlem Schmuck. Sage folgenden Spruch:  Puppen von Stein mit seidenen Fetzen, bleibt dort und schaut den Latemar an! Dann muss euch der Alte die kostbaren Puppen geben." Alsdann verschwand sie im Wald. 

Tags drauf gingen die Kinder zum Latemar um ihre Belohnung zu erhalten.  Und siehe da, in den Bergwänden ging ein Tor auf und heraus kam ein endloser Zug von Puppen in bunten Seidenkleidern. Schnell sagte Menega ihren Spruch. Es erhob sich ein Sausen und Pfeifen, aus dem Wald erschallte lautes Hohngelächter und die Puppen verwandelten sich in Stein.  Noch heute kann man die farbenprächtigen Seidenkleider der versteinerten Puppen in der Sonne glänzen sehen.

Liebe Grüße
Susan