Ostersonntag 20.4.14 Heute haben wir bis 9 Uhr ausgeschlafen und begaben uns zum Frühstück wo es -wie wir nicht anders erwartet haben- keinerlei Osterdeko gab. Letztes Jahr in Marseille hatte ich Schokohasen dabei, aber dieses Jahr hatte ich vorher derart Streß im Büro, dass die Reisevorbereitungen mehr oder weniger flach gefallen sind. Am Buffet gibt es hartgekochte ungefärbte Eier aber wir essen doch lieber Rührei

als Gemüsebeilage gibt es heute in Olivenöl gebratene Kartoffeln, sehr lecker.
Gut gestärkt machen wir uns gegen 10 Uhr auf in die Stadt. Eingedenk der bisherigen Erfahrungen haben wir uns gestern online Tickets für das Haus "La Pedrera" bestellt, neben der Kathedrale eine der Hauptsehenswürdigkeiten an Gaudi Bauten. Das Hotel hat die Tickets für uns ausgedruckt.
Heute Morgen war das Wetter ziemlich bescheiden, es war kühl, grau und naß draußen, aber wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Als wir bei dem Haus ankommen steht schon eine riesige Warteschlange an der Straße an der wir mit unseren Online Tickets vorbei gehen können und werden sofort eingelassen

das gesamte Haus ist unter einem Baugerüst versteckt, die Fassade wird wohl gerade renoviert, so gibt es von außen keine Bilder. Bei dem grauem Himmel wären die eh nicht schön geworden.
Innen ist ein Security Check wie am Flughafen, Josef muss sein Taschenmesser abgeben, das wird von der Security aufbewahrt. Wozu das wohl nötig ist? Glauben die etwa wir wollen unsere Initialen irgendwo reinritzen?

Am Eingang wird uns erklärt dass das Dach geschlossen wird sollte es wieder anfangen zu regnen, im Moment sei es aber geöffnet, also fahren wir erst mit dem Aufzug aufs Dach (man könnte auch rauf laufen).
Das Dach ist für mich die Hauptattraktion des Hauses: die Treppenaufgänge sind in dicken Figuren versteckt und die schlanken Gestalten sind Kamine:

Man hat auch einen schönen Blick auf die Stadt (ich glaube das Haus hatte so etwa 5 Etagen) und die Sagrada Familia ist gar nicht weit weg:

ich kämpfe schon die ganze Zeit mit meiner Kamera, irgendwie ist der Bildausschnitt viel zu klein, das hat mich gestern Abend schon irritiert und nun entdecke ich endlich die Anzeige "Digitalzoom 2.0" am Bildschirm. Zum Glück finde ich das Menü relativ schnell und kann den Digitalzoom ausschalten und schon macht die Kamera passende Bilder (keine Ahnung wie ich den eingeschaltet habe)

das Dach ist wellenförmig, so gar nicht eben. Der Fliesenboden ist rutschig, wenn es regnet kann man hier bestimmt leicht stürzen.

Blick nach unten in den Innenhof, es gab zwei solcher Innenhöfe, das Haus ist groß.

sieht er nicht wie ein Wächter aus?

und diese vier Kamingesellen, einfach klasse! Das Dach ist definitiv die Hauptattraktion des Hauses. Wie gut dass wir eine Regenpause erwischt haben!

Danach ging es eine Etage tiefer ins Dachgeschoß. Das Gewölbe soll zum einen das Dach tragen und diente früher als Waschküche und Trockenraum für die Wäsche. Heute ist dort eine Ausstellung über Gaudis Leben und Werk.

Ein Modell des Pedrera Hauses (es trägt den Namen des damaligen Auftraggebers)

Und hier ein Modell der Sagrada Familia Kathedrale

Danach ging man über das Treppenhaus in eine Etage mit einer Musterwohnung. Der Rest des Hauses ist nicht zugänglich (außer Andenkenshop und Cafe im Erdgeschoß). Das Geländer hat mir sehr gut gefallen.

Die Wohnung war sehr groß, ich schätze so 150 m², das hier ist wohl das Dienstbotenzimmer:

Stuck an der Decke, geschwungene verzierte Fensterrahmen, alles noch im Originalzustand

ein Damen und ein Herrenbad:

so sah Luxus vor 100 Jahren aus

Das Haus wurde 1912 fertiggestellt und war das erste Gebäude in Barcelona mit Tiefgarage (heute haben Luxuswohnungen die Garage oben neben der Terasse

). Es war wohl auch bautechnisch revolutionär, da man alle Zwischenwände einer Etage rausreißen konnte ohne die Statik zu gefährden, es ist mit Stahl gebaut.
Danach stand ein Spaziergang durch die Altstadt auf dem Programm gemäß der Route eines Reiseführers. Der Weg war gar nicht so einfach zu finden weil man ständig auf Gassen stieß, die auf der Karte nicht verzeichnet waren, wir hätten das Garmin mitnehmen sollen. Ein wenig Osterstimmung haben wir doch noch gefunden:

An den Häuserwänden fanden sich oft solch hübsche Kacheln

und antike Verkehrsschilder

In dieser Kirche standen im Eingangsbereich in einer Vitrine riesige Figuren "Los Gigantes", leider sind die Bilder nix geworden, stellt euch 4 Meter hohe Schaufensterpuppen mit mittelalterlicher Kleidung vor. Die Bedeutung habe ich nicht ganz verstanden, es ist wohl mehr volkstümlich als religiös, es waren jedenfalls keine Heiligenfiguren.
Vor der Kirche war ein Markt mit regionalen Leckereien, da haben wir uns einen kleinen Osterkäsekuchen gekauft und verspeist, sehr lecker

Vom Kuchenbacken verstehen sie in Barcelona was! Angeblich ist Barcelona auch bekannt für seine Schokolade, es gab hier etliche Schokoladengeschäfte. Ungefähr die Hälfte der Läden war geöffnet, so katholisch ist es wohl doch nicht.
Es waren wieder unglaublich viele Leute in der Stadt unterwegs.

auf dem nächsten Bild sieht man das katalanische Parlamentsgebäude, gegenüber am Platz stand das Rathaus von Barcelona

Als wir an der Placa del Rei erreichten fing es zu nieseln an. Uns war eh nach einem Kaffee und wir fanden prompt hier ein geeignetes Etablissement:

die wenigen Tische im Ergeschoß waren besetzt, im ersten Stock war aber noch alles frei, ein authentisches Ambiente:

Blick aus dem Fenster auf die Placa del Rei (Königsplatz). Neidische Blicke schauten zu uns hoch, die dachten wohl wir wohnen hier

es hörte bald wieder auf zu regnen und wir gingen noch zur Kathedrale die an den Platz angrenzt. Leider war sie geschlossen

Nur wenige Minuten Fußweg entfernt lag die Markthalle am Passeig del Born die wir gestern nicht mehr besuchen konnten. Sie war heute geöffnet, dient aber nicht mehr als Markthalle (seit Mitte der 70er Jahre) sondern ist heute Museum. Derzeit ist dort eine große Ausstellung über den spanischen Erbfolgekrieg. Während die anderen Touris ahnungslos die Beschreibungen auf den Tafels lasen konnten wir kluge Bemerkungen machen "ja der Krieg endete ja vor genau 300 Jahren mit der entscheidenden Schlacht in Barcelona", daß wir das erst vorgestern gelernt haben mußte ja niemand wissen

Besonders beeindruckend waren die Schilderungen wie sich durch den Krieg das Leben der Bevölkerung geändert hatte: Barcelona war durch Handel eine reiche Stadt, es wurde viel Geld für Kunst und Kultur ausgegeben, durch den Krieg ist das alles zerstört worde. Nach dem Krieg wurden durch Sondersteuern die Vermögen der Bürger eingezogen, die am Kampf gegen die Bourbonen teilgenommen haben. Viele Einwohner Barcelonas verloren ihr Leben oder ihr Hab und Gut.

ganz in der Nähe neben dieser Kirche erinnert ein Mahnmal an diese Schlacht von 1714

Man sieht: die Geschichte ist nicht vergessen

wir sind weiter durch dieses schöne Viertel geschlendert. In diesem Laden gab es Schinken verschiedener Güteklassen: im hinteren Regal hängen die Schinken "Gran Reserva"

Eigentlich war jetzt noch Zeit für das Picasso Museum das auch hier im Viertel liegt, aber auf 2 Stunden Schlange stehen hatten wir keine Lust. Ohne Vorbuchen braucht man in Barcelona keine bekannte Sehenswürdigkeit anzusteuern.
Das Wetter besserte sich und so sind wir mit der U Bahn Richtung Strand gefahren: zunächst zur Station "Vila Olimpica" ein moderner Stadtteil:

der Fisch als Kunstobjekt ist ja ganz nett aber sonst ist mir das zuviel Beton (der Stand war aber wieder sehr gepflegt und badetauglich)

wenn man die Promenade weiter stadteinwärts geht gelangt man in den Stadtteil "Barceloneta" ein schönes altes Viertel mit engen Gassen

wer keinen Balkon hat trocknet die Wäsche vor der Haustür

in diesem Viertel hatte unser Reisebüro noch ein Restaurant empfohlen, leider hatte es geschlossen. Am Strand war jetzt auch schönes Wetter und hier war das volle Feiertagstreiben, hier waren auch die Strandcafes, die ich vermißt hatte.

Kunst am Strand:

Dann sind wir zurück ins Hotel gefahren zur Siesta. Ein löblicher Brauch

Da das Restaurant in Barceloneta geschlossen war haben wir einen zweiten Versuch unternommen das Restaurant Els Pescadors zu finden. Mit Google Maps kein Problem und eine Webseite mit Onlinereservierung gab es auch, also gleich mal für 20:30 Uhr einen Tisch reserviert. Den Weg haben wir uns sehr genau eingeprägt und ich habe die Placa de Prim, die auf Openstreetmaps nicht verzeichnet ist, auf der Karte markiert. Mit vereinten Kräften und mehreren Mapping Tools haben wir hingefunden. Wir waren beim ersten Versuch viel zu weit gegangen. Das Restaurant liegt an einem sehr schönen Platz wo die Kinder Ball spielten.

Zusammen mit einem französischen Paar waren wir die ersten Gäste, es kamen dann noch andere Deutsche und Italiener. Diesmal haben sich alle Gäste tadellos benommen und die Kellner sprachen fließend französisch und sehr gut englisch und italienisch. Das Essen war so hochwertig wie die Preise aber heute ist ja Feiertag, da darf man sich was gönnen

Später am Abend sind wir gemütlich nach Hause (also ins Hotel) gegangen und haben noch eine gute Flasche Rotwein getrunken. Und ich habe schon mal alles was ich morgen nicht anziehen wollte in den Koffer gestopft, leider geht es Morgen ja wieder Richtung Heimat.