Karfreitag 18.4.14Der Tag begann mit einem sehr guten Frühstücksbuffet, es gab Rührei, gebratene Auberginen, passierte Tomate in Öl (das habe ich in Andalusien immer auf einem Brötchen zum Frühstück gegessen), rohen und gekochten Schinken, Salami und Chorizo, verschiedene Sorten Käse und etliche Süßteilchen und Kuchen auch Obstsalat, Saft alles sehr lecker und wirklich außergewöhnlich reichhaltig für ein spanisches Frühstück.
Heute wollten wir erst mal das Zentrum Barcelonas erkunden. Wir sind mit der U-Bahn zur Plaza Catalunya gefahren wo die Rambla startet, die Hauptflaniermeile Barcelonas.
auf der Plaza Catalunya
hier sind wir auf der Rambla:
sehr schöne Gebäude stehen an dieser Strasse
auf der Rambla wimmelt es vor Andenkenläden und Restaurants, ganz viele Blumengeschäfte gibt es hier. Ich ziehe jedes Jahr Pflanzen für den Balkon aus Samen, auch Samen gab es hier zu kaufen:
Nicht dass ihr denkt dass ich sowas daheim anpflanze, meine Blumen sind jugendfrei
In den vielen Andenkenläden habe ich nach einem Magneten für meine Sammlung gesucht (es muss etwas zum essen darstellen), leider habe ich keinen passenden gefunden, statt dessen gab es lauter kleine Magnete mit echten Kakteen zu kaufen, das habe ich noch nie gesehen, scheint in Barcelona aber ganz typisch zu sein, denn diese Magnete gab es an jedem Stand.
Kakteen kann man nicht essen, also bin ich diesmal ohne Andenken heimgereist.
In einer Seitenstrasse der Rambla steht die Kirche Sant Agusti wo heute die Karfreitagsprozession stattfinden soll, drinnen waren schon die Wagen aufgebaut:
neben den Wägen standen einige ältere Herren die Prospekte für die Prozession verteilten, da stand der Wegverlauf drin und auch die Uhrzeiten, um 17 Uhr soll der Umzug starten und erst gegen 22 Uhr wieder an der Kirche ankommen. Man hat also genug Gelegenheit sich das anzuschauen.
Es hat mich gewundert, dass das Kreuz am Altar nicht verhüllt war. Andere Länder andere (Karfreitags)Sitten!
Von der Rambla gelangt man auch zur Placa Reial, ein sehr schöner quadratischer Platz, in den Arkaden ein Restaurant am anderen
altmodische und moderne Taxis auf der Rambla
Die Rambla endet am Meer, da steht eine große Säule zu Ehren Kolumbus
daneben die Hafenbehörde, ein schöner alter Bau
eine Holzbrücke trennt den Jachthafen vom offenen Meer ( in den Gebäuden hinten links befindet sich unter anderem das Aquarium von Barcelona das wir am Montag besucht haben)
Das ist ganz nett hier aber ich habe schon wesentlich imposantere und schönere Hafen und Plätze am Meer gesehen, in Lissabon zum Beispiel, da kann Barcelona nicht mithalten. Nachdem wir das Aquarium gefunden hatten sind wir weiter gefahren, wir wollten den Park Güell besichtigen eines der Hauptbauwerke von Gaudi. Gaudi ist der berühmteste Sohn von Barcelona, ein Architekt der Jahrhundertwende (19./20. Jhd)
Zum Park muss man von der U-Bahn noch etwa 20 Minuten laufen, der Park liegt am Hang und auch die Straßen gehen steil nach oben. Hier gibt es neben den Treppen Rolltreppen, die das rauflaufen sehr erleichtern
solche Rolltreppen im Freien haben wir in Barcelona öfter gesehen, z.B. auch gestern Abend neben dem Brunnen um auf die Balustrade zu gelangen.
Im Park angekommen standen riesige Schlangen an den Kassen. Wir haben uns probehalber an einer Schlange angestellt, es war aber absehbar dass man da sehr lange warten würde. Wir haben schon überlegt was wir jetzt machen, da hat uns ein Tourist angesprochen und gesagt dass die Tickets die man heute erwerben kann erst für Samstag gültig sind. Okay dann haben wir doch verzichtet. Mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet, das stand auch in keinem Reiseführer. Wir haben dann nur den öffentlich zugänglichen Teil des Parks besichtigt und beschlossen irgendwann wiederzukommen um die Gaudi Bauten im Park zu besichtigen.
Einen Blick haben wir weiter oben im Park aber erhascht:
der restliche Park war auch völlig überlaufen, diese Brücken die Gaudi gebaut hat sahen in meinen Augen eher nicht so aus als ob sie die Massen tragen können, sie haben aber gehalten:
dieses Gebäude war leider nicht zugänglich
Auf dem Rückweg zur Innenstadt haben wir in einer kleinen Bäckerei Rast gemacht, Kaffee getrunken und einen erstaunlich guten Erdbeerkuchen gegessen. In Andalusien waren die Kuchen völlig überzuckert und fett, das war in Barcelona nicht der Fall (habe das Experiment in den kommenden Tagen mehrfach wiederholt
)
Statt der Gaudi Bauten haben wir nun beschlossen das Mies van der Rohe Haus zu besichtigen, dies liegt neben dem Museum für katalonische Kunst wo wir gestern am Brunnen standen.
Dieser Pavillon war er deutsche Beitrag zur Weltausstellung in Barcelona 1929. Er wurde ein Jahr später abgerissen und erst in en 80er Jahren wieder aufgebaut.
Wir saßen länger dort auf der Bank und haben die Atmosphäre genossen, der Bau hat einen stark beruhigenden Effekt durch seine angenehmen Proportionen, er wirkte auf mich fast wie ein buddhistischer Tempel.
Auf der anderen Straßenseite stand dieser schöne Industriebau (ich glaube eine ehemalige Spinnerei) die heute ein Museum beherbergt:
die gemauerten Zinnen fand ich besonders toll
danach sind wir wieder Richtung UBahn an der Stierkampfarena gegangen. Wir hatten noch eine Stunde Zeit bis zur Karfreitagsprozession und sind mit dem Aufzug aufs Dach der Arena gefahren (das kostet 1 Euro während die Rolltreppen im Inneren, die auch aufs Dach führen, kostenlos sind, das haben wir aber erst oben gemerkt)
Von da oben hat man einen tollen Rundumblick:
im Hintergrund wieder das Museum für katalanische Kunst mit dem tollen Brunnen
weiter rechts ein Park mit dieser schönen Skulptur
und auf der anderen Seite ein Blick auf den Dachpool eines Hotels, das hat unser Hotel übrigens auch. Und heute ist wirklich Badewetter
Danach war es dann langsam Zeit zum Karfreitagsumzug zu gehen. Um viertel vor 5 waren wir vor der Kirche Sant Agusti wo eine Menschenmenge sich an den Absperrungen drängelte. Kurz nach 5 ging es endlich los, die Türen der Kirche öffneten sich und heraus kamen zunächst schwarz verhüllte Gestalten die aussahen wie vom Klu Klux Klan
Priester waren auch dabei
Dann wurde unter lautem Beifall der erste Wagen aus der Kirche getragen
das Kreuz mußte erst aufgerichtet werden, es hat wohl nicht durch die Tür gepaßt. Es gab lauten Beifall
es ging nur sehr langsam vorwärts, der Wagen stoppte immer wieder. Hinter dem Wagen ging eine Kapelle die zunächst auf Dudelsäcken keltisch klingende Musik spielte, dazwischen Trommelwirbel und später auch "normale" religiöse Musik. Die Zuschauer haben immer wieder applaudiert.
Danach kam eine Frauengruppe in traditionellen schwarzen Gewändern und es folgten diese andersfarbigen Kapuzenträger
Dann wurde unter lautem Beifall der Wagen der Maria herausgetragen.
Nun wurde es richtig laut, die Spanier riefen immer wieder "Guapa, Guapa". Laut meinem Reisesprachführer soll man sich nicht wundern wenn man von einem Spanier mit "Guapa" (Hübsche) angesprochen wird, das sei nicht als Anmache zu verstehen sondern als freundliche Ansprache. Was die Leute sonst noch gerufen haben habe ich nicht verstanden. Ein Mann aus dem Publikum trat vor den Wagen und sang die Maria an, es klang wie eine Opernarie, dafür bekam er wieder starken Applaus. Und es folgte noch eine Kapelle die religiöse Musik spielte. Für die anwesenden Touristen war das ganze schon mehr ein ungewöhnliches Spektakel, die Spanier -vor allem die älteren- waren aber sehr ergriffen und haben das sehr ernst genommen.
als der Wagen langsam den Platz vor der Kirche verließ wollten wir eigentlich noch zu einem anderen Punkt entlang der Strecke gehen aber da war kein Durchkommen und so sind wir ins Hotel zurück gegangen.
Im Hotel haben wir erst mal unseren Dachpool angeschaut.
auf einer der Liegen lag eine Touristin im Bikini mit einem Handy das auf eine Stange montiert war und es sah so aus als ob sie sich selbst fotografiert. Solche Stangen haben wir in den Tagen öfters gesehen, da muß wohl ein Auslöser dran sein. Schaut jedenfalls sehr lustig aus so ein Handy an der Stange, es sieht nicht aus wie ein Stativ, eher wie ein Spazierstock. Und in der U-Bahn war ein Wettbewerb für das beste Selfie ausgeschrieben. Vielleicht ist das ja ein Hobby in Spanien? Oder ich bin einfach nicht up-to-date was mein Handyzubehör angeht. Neben dem Pool ist noch eine Terrasse mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen, da saßen auch ein paar Hotelgäste vor einer Sangria. Wirklich sehr schön hier oben.
Zum Abendessen hat Josef ein Fischrestaurant „Els Pescadors“ ausgesucht das nur eine U Bahnstation entfernt lag, so eine Strecke gehen wir problemlos zu Fuß. Dummerweise war die Strasse aber nicht auf der Karte verzeichnet und auf Openstreetmaps auch nicht zu finden. Wir haben also jemand nach dem Weg gefragt, aber in der genannten Richtung haben wir das Lokal auch nicht gefunden. Statt dessen sind wir auf der Rambla Poblenou getroffen, da war auch wieder Fußgängerzone und ein Lokal am anderen, so sind wir im Lokal "Passeig 9" gelandet. In der Ecke lief der Fernseher und während wir auf die Paella gewartet haben, haben wir uns die Berichte über die Karfreitagsprozessionen in ganz Spanien angesehen, da gibt es noch viel skurrilere Prozessionen. Anschließend wurden Ärzte befragt die die Teilnehmer verarzten wenn sie sich die Schultern oder Knie wundgescheuert haben. Im Fernsehen hat man gesehen dass die Träger der Wägen teils auf Knien langsrutschen. Jetzt wunderte uns nicht mehr wie langsam die Prozession voranging und warum es da so geschaukelt hat.
Anschließend lief dann der Film "Das Jesusvideo", der Ton war abgestellt aber ich kannte den Film und der Autor des Buchs Andreas Eschbach gehört zu meinen Lieblingsschriftstellern. Als wir wieder im Hotel waren habe ich ausnahmsweise den Fernseher angemacht, der Film lief im ersten spanischen Programm. Aber auf deutsch! Und ohne Untertitel! Wenn es ein englischer Film gewesen wäre hätte ich das ja noch verstanden, aber auf deutsch? Einen spanischen Film ohne Untertitel würde ich mir nicht ansehen. Lernen die jetzt alle deutsch? Naja über dem Film bin ich schließlich eingeschlafen, war ja auch aufregend heute