Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 225579 mal)

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #240 am: 10. Juni 2014, 22:37:56 »
Und das Pachinko-Spiel habe ich schon öfters in irgendwelchen Horrorfilmen gesehen.

Jetzt bin ich aber neugierig: Was hat denn das Pachinko-Spiel im Horrorfilm / den Horrorfilmen gemacht? Denn laut und nervtötend fand ich es in der Halle schon, aber horrormäßig?


Naja, auch wenn das an sich schon nach Horror klingt, ist es doch aber so, dass die asiatischen Horrorfilme oft mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu tun haben. Und die treffen sich halt auch mal in ´ner Spielhalle. Es geht also nicht um wild gewordene mutierte Pachinko-Automaten, die wahllos ihre Kugeln auf unschuldige Touristinnen abfeuern...
Liebe Grüße, Andrea



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Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #241 am: 21. Juni 2014, 09:28:56 »
Liebe Mitreisende, ich habe gerade gesehen, dass der letzte Reisetag schon fast zwei Wochen zurückliegt. Ich mache mal offiziell, was faktisch sowieso schon passiert ist:

Wir legen auf unserer Reise eine kleine Sommerpause ein. Keine Angst, es wird weitergehen, die Texte sind schon fast fertig. Aber bei dem schönen Sommerwetter ist mir nicht danach, jeden Abend Fotos zu sichten und zu bearbeiten.

Im zweiten Teil der Reise werden wir öfter die Unterkunft wechseln und ein paar mal traditionell japanisch übernachten. Rehe wird es wieder geben, die sind dann aber viel braver als in Nara. Und gegen Ende der Reise wartet noch einer der Höhepunkte, nämlich der Besuch das Takayama-Festivals.

Wer im Moment eine Reise plant, kann mir aber gerne weiterhin hier, per PN oder in einem eigenen Planungsthread Fragen stellen.

Bis bald!

andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #242 am: 21. Juni 2014, 10:00:12 »
Finde ich jetzt aber schade. Werde dich trotzdem mit meinen Fragen bombardieren. Ich lese gerade noch einen anderen Japan-RB der auch gerade eingestellt wird und dann geht es so richtig los. Das ganz grobe Gerüst steht ja.

Andreas

Susan

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #243 am: 21. Juni 2014, 11:09:56 »
Schade, aber verständlich.

Der Sommer hat zwar hier im Norden grad eine -hoffentlich- kleine Pause eingelegt  ;) , doch bis zu einer konkreten Reiseplanung ist es eh noch hin. Also lass dir ruhig Zeit
Liebe Grüße
Susan

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #244 am: 22. Juni 2014, 20:14:51 »
Ich verspreche, es geht nach einer Pause weiter. Im Moment habe ich aber so viel anderes im Kopf und zu tun, dass der Reisebericht zur bloßen Pflichterfüllung degradiert würde.

Andreas, bei Fragen werde ich dir auf jeden Fall von meinem Erfahrungen berichten! In deinem Thread oder per PN, ganz wie du magst! Zum Abschluss habe ich ja noch einen Tag in Tokio verbracht, wenn du also noch Fragen zu Sehenswürdigkeiten in Tokio hast, immer her damit!

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #245 am: 17. August 2014, 15:31:12 »
Liebe Mitreisende, ganz langsam kommt dieser Reisebericht wieder in die Gänge.

Nachher gibts den nächsten Reisetag. Wir starten in Osaka und fahren südwärts in die Berge nach Koya-San, zum Berg Koya. Zur Einstimmung könnt ihr euch hier schon einmal ein wenig einlesen:


Wissenswertes über... Koya-san und den japanischen Shingon-Buddhismus

Alles begann, als im Jahr 804 ein junger japanischer Mönch namens Kukai nach China reiste und dort bei einem berühmten Lehrmeister seine buddhistischen Studien aufnahm. Schon in dieser Zeit begann er, sein eigenes Konzept des Buddhismus zu entwickeln, aus dem schließlich der Shingon-Buddhismus hervorging.

Nach seiner Rückkehr nach Japan wurde er zunächst Abt in Kyoto, begann aber ab dem Jahr 819 mit der Errichtung eines buddhistischen Zentrums in dem damals kaum zugänglichen Berggebiet Koya-san. Seine Lehren erläuterte er in über 50 Abhandlungen, die bedeutendste ist die über die Buddhawerdung. Danach hat der Mensch die Möglichkeit, über esoterische Praktiken, z.B. Meditation, bereits in diesem Leben die Buddhawerdung zu erreichen, also erleuchtet zu werden. Eine solch schnelle Erleuchtung war ein deutlicher Bruch mit der buddhistischen Tradition.

Kukai starb schließlich im Jahr 835 – vielleicht aber auch nicht. Nach Auffassung seiner Anhänger erreichte er meditierend die Buddhaschaft und sitzt bis heute in diesem Zustand in seinem Mausoleum auf dem Koya-san. Um dieses Mausoleum herum entstand der Oku-no-in, der größte Friedhof Japans. Nach Auffassung des Shingon-Buddhismus wird Miroku, der künftige Buddha, hier erscheinen, und nur Kukai wird in der Lage sein, seine Botschaften an die Menschheit zu verstehen. Jeder Shingon-Buddhist, der etwas auf sich hält, will also hier beerdigt werden, um gemeinsam mit Kukai die Ankunft des Miroku zu erwarten. Damit Kukai solange durchhält, wird ihm täglich vor seinem Grab symbolisch Essen dargebracht, um ihn in seiner Meditation zu unterstützen.

Heute ist Koya-san das Zentrum des Shingon-Buddhismus, mit 10 Millionen Anhängern und 4000 Tempeln in ganz Japan. In Koya-san selbst stehen über 100 Tempel. In vielen kann man übernachten und an den morgendlichen Zeremonien teilnehmen. Kukai wird heute unter seinem Ehrentitel Kobo Daishi, Großmeister der Lehrverbreitung, verehrt.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #246 am: 17. August 2014, 16:36:25 »
9. April 2014: Osaka - Koyasan

Heute nacht habe ich nicht gut geschlafen. Die Zimmer hier sind ziemlich hellhörig und das Hotel hat insgesamt die Akustik einer Bahnhofshalle. Die Geräusche von zuschlagenden Zimmertüren und Aufzügen schallern jedenfalls ungedämpft durch die Gänge. Trotzdem bin ich gutgelaunt, als ich um viertel vor sieben auschecke und durch die leeren Straßen zum Bahnhof gehe. Die Schließfächer für Koffer sind sofort wieder gefunden, und hier stelle ich fest, dass ich mit dem 500-Yen-Stück, das ich mir extra für das Schließfach zurückgelegt habe, gar nichts anfangen kann, weil das Ding nur 100-Yen-Münzen nimmt. Zum Glück kann ich noch genau 5 Stück aus diversen Geldbeuteln und Hosentaschen zusammenkratzen. Der Koffer muss also bis morgen Mittag hier im Koffergefängnis bleiben, und ich mache mich mit Rucksack und kleiner Tasche auf den Weg.






Mein Zug fährt um 7.20 Uhr nach Gokurakubashi ab und ist noch erfreulich leer, als ich einsteige. Das ändert sich zwar im Verlauf der etwa hundertminütigen Fahrt ab und zu, aber ich habe meinen Sitzplatz und kann entspannt aus dem Fenster schauen, und gegen Ende der Fahrt sind ohnehin nur noch wenige Reisende im Zug. Die letzte halbe Stunde arbeitet sich die Lok ächzend immer weiter den Berg hinauf, dann ist es geschafft und Gokurakubashi erreicht. Von hier aus bringt mich eine Zahnradbahn weiter bis zum Bahnhof Koyasan.








Ab hier geht es mit dem Bus weiter. Ich bekomme noch einen hilfreichen Übersichtsplan ausgehändigt, dann fährt der Bus auch schon ab. Ich steige an der Station Rengedani aus und gehe eine lange Auffahrt hinauf bis zum Tempel Fudo-in. Hier will ich heute übernachten.




Aber kann man hier überhaupt übernachten? Niemand scheint da zu sein, als ich mein vorsichtiges „Konnichiwa“ durch die Gänge rufe, also ziehe ich erst mal die Schuhe aus und die Pantoffeln an und mache mich auf die Suche. Kurz darauf kommt mir auch mit einem „Sumimasen“ ein Mönch entgegen. Er findet meine Buchung, ich gebe den Voucher und meine Übernachtungstasche ab und ziehe wieder los. Es ist viertel vor zehn, ich habe den ganzen Tag Zeit, Koyasan zu erkunden.

Das will ich entlang der alten Pilgerroute machen. Die führt den Berg hinauf und durch das Daimon-Tor am westlichen Ende von Koyasan. Also auf in den Bus, zunächst zur zentralen Senabashi-Station und ab hier zum Daimon-Tor. Wäre ich nicht mit der Zahnradbahn den Berg hinaufgefahren, sondern als echter Pilger zu Fuß gegangen, wäre ich wahrscheinlich nach alter Tradition den Waldweg am Daimon-Tor heraufgekommen, den Choishi-Michi-Weg, auf dem ich probehalber ein paar Schritte gehe. Ganz schön steil.




Von hier aus führt der Weg durch das Daimon-Tor, vorbei an den grimmigen Wächtern. Was, du hast gestern abend deinen Oktopus nicht gegessen? scheinen sie zu fragen.






Ab hier führt der Weg durch den Ort, entlang der Straße. Besonders malerisch ist das erst mal nicht. Ich komme an ein paar Geschäften, Autowerkstätten und kleineren Schreinen vorbei, kaufe mir in einer Bäckerei etwas zu essen, dann kann ich nach links abbiegen und komme an einem Teich vorbei. Laut der englischen Ausschilderung neben der Brücke soll im Teich ein freundlicher weiblicher Drache (!) leben. Na, die haben einen feinsinnigen Humor, die Japaner.




Nur noch ein paar Schritte, dann ist der Garan erreicht, Koyasans zentraler Tempelkomlex. Hier sieht man auch schon ein paar Mönche und weißgekleidete Pilger. Im Inneren der Pagode gibt es prächtige Buddha- und Götterstatuen zu sehen (aber nicht zu fotografieren). Das Gelände ist übrigens Schauplatz einer erstaunlichen sportlichen Leistung. Als der junge Mönch Kukai in Japan weilte, warf er einen zeremoniellen Gegenstand nach Japan, und dieser Gegenstand landete auf einem Baum auf dem Garan.












Auf dem Garan stehen verschiedene Hallen und Pagoden, und natürlich Lampen und Statuen. Er hier scheint zu sagen: Ich trage zwar ein albernes Lätzchen, aber pass bloß auf! Ich weiß, was du letzten Abend nicht getan hast, nämlich deinen Oktopus zu essen. Und außerdem hast du vorhin am Tempeleingang deine Schuhe auf den Rost gestellt und nicht auf den Steinboden, ich habs genau gesehen! Na ja, erwischt....



In der Nähe steht eine weitere Tempelhalle, in der offenbar gerade eine Zeremonie stattfindet - die wartenden Mönchen schauen ab und zu mal durch ein Gucklock hinein und vertreiben sich ansonsten scherzend und lachend die Zeit.




Weil es gerade erst mittag ist und ich noch viel Zeit habe, schaue ich noch im Reihokan-Museum vorbei. Dort gibt es eine eindrucksvolle Anzahl grimmig ausschauender Wächter-Statuen und außerdem Dinge wie ein Mandala, für das im 13. Jahrhundert das Blut eines Shoguns oder anderen Samurai unter die Farbe gemischt wurde. Das finde ich jetzt doch ein bisschen makaber. Fotos machen ist nicht erlaubt, schade.

Dann schaue ich mir noch den nahen Kongobuji-Tempel an. Dort kann man schöne Wandgemälde vom Landschaften, grazilen Reihern und Blüten sehen. Please refrain from taking photos, heißt es auf einer Vielzahl von Hinweisschildern, auf denen zur Verdeutlichung noch ein durchgestrichener Fotoapparat zu sehen ist. In unsichtbarer Tinte steht da allerdings auch geschrieben, dass das nur gilt, wenn man nicht aus Frankreich kommt. Die Angehörigen der Grande Nation dürfen hier nämlich fotografieren so viel sie wollen und sich dabei auch noch an den alten Türen und Pfosten anlehnen, damit die Fotos auch was werden. Der Rest der Menschheit beschränkt sich auf Fotos des Steingartens, wo am Rand noch Schneereste liegen.








Im Ort sind inzwischen auch einige Mönche unterwegs und machen offenbar Einkäufe.




Ich folge der Straße nach Osten, immer vorbei an Geschäften und Tempeln. In einer Pagode ganz dicht an meiner Unterkunft ist Fotografieren erlaubt, dafür will mich der Mönch überreden, meinen Namen auf eine Kerze zu schreiben, das wäre ein Glückszauber. Es ist schon lustig, wie dicht hier Kunst, Kitsch und Kommerz, Glaube und Aberglaube zusammenliegen.












Ich kaufe keine Glückskerze, spende aber sicherheitshalber vor den Augen des Mönchs 100 Yen, nicht dass ich noch mit einem bösen Fluch belegt werde. Von hier aus sind es dann nur noch ein paar hundert Meter bis zum Eingang des Okunoin über die Ichinohashi-Brücke. Ich folge einer Besuchergruppe und finde mich unter hohen Bäumen, umgeben von verwitterten und moosbewachsenen Steinen wieder, auf dem größten Friedhof Japans, auf dem etwa 2 km langen Weg zu Kobo Daishis Mausoleum. Für Orte wie diesen ist der Ausdruck „morbider Charme“ vermutlich erfunden worden.











Vor der Brücke zum heiligen Bereich stehen noch einige Mizumuke Jizo, Statuen, an denen man für Familienmitglieder beten kann.




Hinter der Brücke erreicht man den heiligen Bereich, in dem keine Fotos erlaubt sind. Zuerst kann man die Laternenhalle sehen, dahinter ist das Mausoleum von Kobo Daishi. Fotos sind hier natürlich strengstens verboten. Ich gehe also in andächtiger Stimmung zur Laternenhalle, aber was ist das? Die Mitte der Halle besteht aus einer Baustelle, ich sehe ein Gerüst und Arbeiter, die gerade an irgendetwas auf dem Boden Liegenden mit dem Bohrschrauber herumbohrschrauben, natürlich bei entsprechender Geräuschkulisse. Nebendran stehen ein paar Mönche mit Mundschutz und beaufsichtigen die Bauarbeiten. Lustig: Die Bauarbeiter haben alle Helme auf, aber ihre Schuhe haben sie natürlich vorschriftsmäßig am Gang ausgezogen und laufen mit Strümpfen auf der Baustelle herum. Denn: Auf Tatami-Matten immer nur mit Strümpfen! Irgendwie ist das für mich ein Sinnbild für Japan: Moderne Technik, aber die alten Traditionen werden gepflegt.

Anschließend wird noch kurz Kobo Daishi besucht, dessen kleines Mausoleum rechts und links von Skulpturen von Lotosblüten flankiert wird, dann trete ich den Rückweg an. Von hier aus kann man einen kürzeren Weg zur Straße nehmen, was ich auch tue. Dieser Bereich des Friedhofs ist moderner und manchmal etwas obskur.








Von hier aus nehme ich den Bus zurück zu meiner Unterkunft und kann jetzt, um vier Uhr nachmittags auch einchecken. Ein Mönch bringt mich ins Zimmer, wo schon meine Tasche wartet. Mein Zimmer heißt „Sakura“, also Kirschblüte, das finde ich kawaii und sage das auch dem Mönch. Der lacht und erklärt mir alles, unter anderem die Klimaanlage, denn ich habe mich nach einem Hin- und Herüberlegen dann doch für einen etwas moderneren, komfortableren Tempel entschieden statt des ursprünglich anvisierten „authentischeren“ Tempels.




Zu meinem Zimmer gehört eine eigene Toilette, sogar einen Fernseher gibt es, aber der bleibt heute mal aus. Stattdessen ziehe ich die bereitliegenden Yukata an und gehe in das tempeleigene Onsen. Mmmh, das tut gut. Schade nur, dass die Japanerinnen fluchtartig das Becken verlassen, als ich in der Tür erscheine. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass ich staubig wie ich bin in die große Wanne steigen und das Wasser verseuche, dabei schrubbe ich mich doch vorher gründlich ab. Das sieht bloß keiner mehr, denn sie sind ja schon alle geflüchtet.

Um 18 Uhr holt mich ein Mönch im Zimmer zum Abendessen ab. Ich gehe in Yukata und werde – was ich jetzt gar nicht schlecht finde – in einen Speisesaal geführt, in dem „normale“ Tische stehen. Also kein mühsames Knien auf dem Boden, während an strategisch wichtigen Stellen die Yukata auseinanderrutscht. Stattdessen ein Abendessen aus einer Vielzahl unterschiedlicher vegetarischer Speisen. Es gibt natürlich Nudelsuppe, außerdem Gemüse-Tempura, Tofu, verschieden eingelegte Sprossen, Kartoffeln, Reis und einiges, was ich nicht identifizieren kann. Alles schmeckt lecker, und ich trinke dazu Bier, das ich vorhin schon bei dem Mönch vorbestellt habe. Während des Essens wird mir bewusst, dass dies der erste Abend auf der Reise ist, an dem ich mich wirklich in Japan angekommen fühle.






Nach dem Abendessen schaue ich mich noch kurz im Tempelgebäude um. Als ich schließlich um viertel nach sieben wieder ins Zimmer komme, ist der Tisch beiseite gerückt und das Futon-Bett gemacht.






Ich schlüpfe in den Schlafanzug, schreibe noch den Reisebericht des heutigen Tages und lese schließlich noch eine Weile. Im Zimmer ist es völlig still, das bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Schnell noch den Wecker gestellt, dann schlafe ich auch schon bald ein.

Ausgaben des Tages

Schließfach Y 500
Pagode Y 200
Reihokan-Museum Y 600
Kongobuji-Tempel Y 500
Getränke Y 250
Snacks Y 500
Bier zum Abendessen Y 700
1 ÜN im Tempel Fudo-in inkl. Abendessen und Frühstück Y 15.200 (vorab gezahlt)
Mitten in einer anstrengenden Reise Ruhe und Einkehr zu finden: unbezahlbar

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #247 am: 17. August 2014, 17:27:15 »
Eine Rakete auf dem Friedhof? Die Japaner überraschen mich immer wieder...

Wenn mir hier einer erzählt, er hätte einen Steingarten, dann würde ich nie auf die Idee kommen, dass er einen mit Sand oder Kies abgegrenzten Bereich angelegt hat, wo er irgendwie (vielleicht nach irgendwelchen Regeln?) große Steine abgelegt hat. Keine Blumen, kein plätscherndes Wasser, nix... Also nichts, was auf einen Garten hinweist.  ;)


Schön, dass es hier weiter geht. :)
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #248 am: 17. August 2014, 19:11:43 »
Oh es geht weiter, klasse Flicka!  :beifall:

Ich mußte gerade sehr lachen über die Szene im Onsen, genauso ist es mir auch gegangen: ich komme rein und alle Japanerinnen flüchten  :) dabei hab ich mich auch ganz brav geschrubbt!

Dieser Ort und die Buddhismusrichtung sagen mir gar nix, ich habe gerade Josef gefragt, er kannte es auch nicht. Es gibt ja soviel zu entdecken in Japan!

Ach und weißt du zufällig was diese Pyramide aus Figuren bedeutet? Irgendwo habe ich mal gelesen das seien Statuen für abgetriebene Kinder, ich bin mir aber nicht sicher ob das stimmt.

Und Wächterfiguren mit Lätzchen um haben wir auch mehrfach gesehen, könnten aber nicht rausfinden was diese Lätzchen bedeuten. Weißt du das vielleicht?
Viele Grüße Paula

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #249 am: 17. August 2014, 19:27:49 »

Schön, dass es hier weiter geht. :)

Oh es geht weiter, klasse Flicka!  :beifall:


Schön, dass ihr wieder mit an Bord seid! Es ist ja leider so, dass der letzte Reisetag schon über zwei Monate zurückliegt und ich hatte mich schon halb darauf eingestellt, den Rest der Reise nun auch im Internet alleine zu absolvieren. Aber ihr treuen Seelen seid ja tatsächlich noch mit dabei. Das freut mich.  :)


Auf dem Friedhof gab es im modernen Teil noch skurrilere Sachen, z.B. Gedenkstatuen von Firmen, die Insektengifte herstellen, für ihre Opfer. Also die tierischen Opfer, nicht menschliche Opfer von irgendwelchen Nebenwirkungen.  ;) Was die Rakete soll, weiß ich allerdings auch nicht.

Paula, die kleinen Jizo-Statuen mit Lätzchen sollen wohl den Seelen von gestorbenen und auch von abgetriebenen Kindern auf ihrem Weg durchs Jenseits helfen. Aber warum auch die Wächterfiguren Lätzchen haben, weiß ich auch nicht. Die sehen ja nicht aus, als würden sie sich besonders fürsorglich um verlorene Seelen kümmern.

Ja, und abends im Onsen bin ich mit dem festen Vorsatz aufgetaucht, allen Japanerinnen zu beweisen, wie gründlich man sich auch als Europäerin quasi bis auf die untersten Hautschichten schrubben kann. Aber kaum hatte ich die Tür aufgestoßen, war allgemeiner Aufbruch angesagt. Andererseits war es mir dann ehrlich gesagt auch ganz recht, das Becken für mich alleine zu haben.


Andrea, den reinen Steingärten habe ich auf meiner Reise nicht viel abgewinnen können. Hier am Tempel war er sogar noch ganz schön, weil alles so harmonisch zusammenpasste. Aber ich bin sicher, dass es für all diese Steingärten Regeln, Interpretationsmöglichkeiten und sogar richtige Geschichten gibt, wenn z.B. die Felsen Inseln darstellen sollen oder Drachenkörper, die aus dem Steinmeer schauen.

Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #250 am: 18. August 2014, 06:12:25 »

Schön, dass ihr wieder mit an Bord seid! Es ist ja leider so, dass der letzte Reisetag schon über zwei Monate zurückliegt und ich hatte mich schon halb darauf eingestellt, den Rest der Reise nun auch im Internet alleine zu absolvieren. Aber ihr treuen Seelen seid ja tatsächlich noch mit dabei. Das freut  mich.  :)

Ich habe mir die Wartezeit mit etwas Reisen vertrieben, aber nun bin ich leider wieder hier und freue mich sehr über die Fortsetzung!  :)
Viele Grüße Paula

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #251 am: 21. August 2014, 19:27:08 »
10. April: Koyasan - Hiroshima

Heute morgen werde ich schon um kurz vor sechs wach. Die Sonne ist schon aufgegangen, das Licht scheint gedimmt durch die papierbespannten Fenster. Ich stehe auf und ziehe mich langsam an und begehe dabei einen Verstoß gegen die japanische Etikette nach der anderen. Zuerst schwappt mir Tee auf die Tatami-Matten, dann gerate ich mit den Pantoffeln durcheinander. Auf den Tatami-Matten geht man auf Strümpfen, auf dem Holzboden im Vorraum, wo das Waschbecken ist, in normalen Pantoffeln und auf der angrenzenden Toilette zieht man dann die Klo-Pantoffeln an. Bei dem vielen Wechseln des Schuhwerks passe ich nicht auf und setzte irgendwann einen Fuß mit der Klopantoffel auf die Tatami-Matte. Schlimmer gehts nimmer.

Um zehn vor sieben erscheint dann wie vereinbart einer der Mönche und holt die anderen Gäste und mich zur morgendlichen Andacht. Etwa 20 Gäste, darunter etwa fünf oder sechs Japaner, nehmen auf den Bänken Platz, vorne knien drei Mönche und halten unter ständigem Sprechgesang die Zeremonie ab. Währenddessen dürfen die Gäste einzeln nach vorne treten, sich knien, etwas undefinierbares in die Glut streuen, beten und sich verbeugen. Schließlich rezitieren alle zusammen gemeinsam mit den Mönchen das Herz-Sutra, die Japaner aus einer Art Gesangbuch, die Ausländer von dem Blatt, dass einer der Mönche während der Zeremonie ausgeteilt hat. Das Herz-Sutra handelt von der Weisheit und davon, dass eigentlich nichts wirklich existiert, denn alles ist Leere, also ist es auch völlig nutzlos, Dingen hinterherzujagen. Wem es gelingt, all das irdische Streben hinter sich zu lassen, der wird erleuchtet. So verstehe ich zumindest sinngemäß die englische Übersetzung.

Zum Abschluss erklärt einer der Mönche, zuerst auf japanisch, dann auf englisch, die Bedeutung Koyasans: Dass der Ort heute zwar innerhalb von ein paar Stunden von Kyoto aus zu erreichen ist, dass aber zu Kobo Daishis Zeiten eine mehrtägige Reise erforderlich war und der Ort sehr abgeschieden in den Bergen lag, als Kobo Daishi Kyoto verließ, um hier ein religiöses Zentrum aufzubauen. Koyasan liegt auf einem Plateau, umgeben von acht Berggipfeln, so dass der Haupttempel, der damals gegründet wurde, wie Buddha inmitten der Lotosblüte sitzt. Der Fudo-in Tempel, in dem wir uns befinden, ist einer der ältesten in Koyasan und bereits 1100 Jahre alt.

Ich finde es schön, auf diese Weise eingebunden zu werden. Von anderen Tempelübernachtungen hatte ich gelesen, dass die Gäste nicht einmal wussten, wohin sie sich während der Zeremonie setzen sollten, hier legt man doch Wert darauf, dass auch die Ausländer verstehen, was gerade um sie herum passiert.

Nach der Zeremonie gibt es noch ein buddhistisches vegetarisches Frühstück, wieder mit Reis, Tofu, Gemüse und unidentifizierten Essobjekten. Dabei wird mir klar, dass die kleine Schale, in die ich gestern Reis und kleine Portionen des Essens gelegt hatte, bevor ich sie in den gierigen Mund befördert habe, gar nicht die Schale fürs Essen sondern für den Tee war, aber ich habe gestern ja keinen Tee getrunken, also ist es eigentlich egal. Ich kann mir allerdings das Kopfschütteln der Mönche plastisch vorstellen.


Nach dem Frühstück streife ich noch durch die Gänge und mache ich ein paar Fotos. Immerhin ist in einer der Schiebetüren des Zeremonienraums von morgendlichen Andacht ein kleines Guckloch, also schnell noch ein Foto gemacht.






Danach checke ich aus und marschiere mit Rucksack und Tasche nochmal hinüber zum Garan. Während der Reisevorbereitung hatte ich gelesen, dass ausgerechnet heute morgen eine Prozession stattfinden soll, eine der ältesten Zeremonien in Koyasan, die noch von Kobo Daishi eingeführt worden sein soll. Viele Informationen waren darüber nicht zu finden, und ich bin gar nicht sicher, ob die Prozession heute tatsächlich stattfindet, aber als ich auf dem Garan ankommt, sind schon Matten auf dem Boden ausgerollt und Mönche stehen gutgelaunt vor einem der Tempel, scherzen und kontrollieren, ob ihre Kleidung auch sitzt. Bis jetzt wusste ich ja nicht, ob man hier überhaupt fotografieren darf, aber angesichts der Profifotografen und eines Mönchs mit Spiegelreflexkamera ist dann klar, dass heute nicht nur Franzosen Fotos machen dürfen.




Viele Leute sind gar nicht da, wahrscheinlich kaum mehr als Prozessionsteilnehmer, und so kann ich alles wunderbar sehen, als die Prozession schließlich um neun Uhr beginnt. Zunächst folgt ein kurzer Teil in der Halle unterhalb der Pagode, dann setzt sich die Prozession in Gang.








Vor der Pagode stimmen die Mönche gemeinsam einen Sprechgesang an, dann geht die Prozession weiter bis zu Kondo-Halle. Wieder fällt mir diese Mischung aus Tradition und Moderne auf: Einer der Mönche bläst traditionell auf einer großen Meeresschnecke, während der "moderne" Mönch neben ihm verkabelt ist. Ein Mönch schlägt an bestimmten Stellen des Sprechgesangs immer wieder die große Glocke an.










Als die Zeremonie beendet ist, gehe ich mit Tasche und Rucksack zur Bushaltestelle. Eigentlich rechne ich nicht damit, dass ich die nächste Zahnradbahn nach unten noch erwische, aber ich habe Glück: Der Bus fährt ein paar Minuten später ab und erreicht den Bahnhof gerade noch, bevor sich die schon vollbesetzte Zahnradbahn in Bewegung setzt. Unten angekommen geht es mit dem Zug wieder zurück nach Osaka, diesmal mit Umsteigen in Hashimoto. In Namba angekommen, finde ich zum Glück schnell das Schließfach wieder, zahle die erforderlichen 500 Yen nach, befreie meinen Koffer aus seinem Verlies und suche die U-Bahn. Diesmal fahre ich mit der Midosuji-Linie durch Osaka hindurch bis nach Shin-Osaka, wo der Shinkasen abfährt. Zum Glück scheint mittags zwischen zwölf und ein Uhr eine der wenigen Zeiten zu sein, in denen es in Japan mal keine Rush Hour gibt, und so komme ich relativ entspannt ans Ziel und verfrachte mich und meinen Koffer mit dem Aufzug zum Shinkansen-Bahnhof. Noch schnell ein paar Snacks und Getränke gekauft, dann gehe ich zum Bahnsteig, wo der Shinkasen namens Sakura gerade aus der Gegenrichtung einfährt. Ich stelle mich in die Schlange und kann durch das Fenster beobachten, wie Reinigungskräfte die Sitze umklappen, damit sie in Fahrtrichtung zeigen, und den Zug säubern. Sogar Fenster werden geputzt. Dann dürfen die Fahrgäste einsteigen, und pünktlich um 12.59 Uhr beginnt die Fahrt nach Hiroshima.

Die Fahrt verläuft natürlich ohne Vorkommnisse, der Waggon ist nur halb besetzt, und um kurz vor halb drei erreicht der Zug dann Hiroshima. Obwohl ich im ersten Wagen sitze und als erste aussteige, schaffe ich es kaum, noch ein Foto vom Zug zu machen, da geht die Fahrt auch schon weiter.




Hier in Hiroshima will ich entweder mit der Straßenbahn zum 2 km entfernten Hotel fahren oder mit dem Taxi. Als ich den Shinkansen-Ausgang nehme und vor dem Bahnhof weit und breit keine Straßenbahn oder auch nur Straßenbahnschienen sehen kann, fällt die Entscheidung schnell zugunsten des Taxis. Das soll laut Hotel-Homepage etwa 1300 Yen, 10 Euro, kosten, und den Spaß gönne ich mir gerne. Also los, zum Taxistand. Der Fahrer öffnet auch sofort mit einem Hebel die Tür zum Rücksitz, lädt mein Gepäck in den Kofferraum, schaut sich das Blatt mit der japanischen Wegschreibung an, die ich mir vorsichtshalber noch von der Hotel-Homepage ausgedruckt habe, und ich steige ein. Die Tür schließe ich natürlich nicht selbst, das macht wieder der Fahrer mit dem Hebel am Fahrersitz. Die Fahrt beginnt, ich sitze auf einem weißen Spitzendeckchenüberwurf und mache mir Sorgen, ob mein Fotorucksack, den ich ja überall im Dreck abstelle, diesem Blütenweiß eventuell abträglich ist. Der Fahrer fährt ein paar Schleichwege und schafft es tatsächlich, mich für nur 1.200 Yen zum Ziel zu befördern. Als ich die gezahlt habe und ausgestiegen bin, hat der Hotelportier schon meinen Koffer ausgeladen und ich schreite entspannt zur Rezeption.

Hier in Hiroshima habe ich mich für zwei Nächte im ANA Crowne Plaza einquartiert, das erstaunlich günstig ist, jedenfalls günstiger als das Hotel in Tokio, obwohl es eines dieser Häuser ist, in das man deutlich besser passt, wenn man mit dem Taxi vorfährt und nicht mit der Straßenbahn. Ich bekomme ein Zimmer im 19. Stockwerk, im gesicherten Stockwerk, wie mir die Mitarbeiterin an der Rezeption erklärt. Ich muss nach dem Aussteigen aus dem Aufzug meine Zimmerkarte verwenden, um die Tür zu den Hotelzimmern zu öffnen. Ob das ein besonderer Service für alleinreisende Frauen ist? Keine Ahnung, das Hotelzimmer ist jedenfalls schön, ich stelle meinen Koffer ab und mache mich auf den Weg zum Friedenspark.






Der Friedenspark liegt im Zentrum Hiroshimas auf einer Flussinsel in der Nähe des Epizentrums der Atombombenexplosion. Betritt man den Park von Süden kommend, steht man zunächst vor dem Friedensmuseum.




Das Museum will ich aber erst zum Abschluss besuchen, zuerst gehe ich weiter zum Cenotaph, der an die Opfer des Atombombenabwurfs erinnert. Er soll die Form eines Sattels haben. Von hier aus sieht man den Atombombendom und die Friedensflamme.






Nur ein paar Schritte weiter steht das Kinder-Friedensdenkmal mit vielen Papierkranichen, die von Kindern aus aller Welt hierhergeschickt werden.








Über den Fluss sieht man auf den Atombombendom, der als eines von nur wenigen Gebäuden nach der Explosion noch existierte.




Auf einer Bank mache ich Pause und schaue hinüber zu der Ruine. Es ist kaum fassbar, dass hier im August 1945 alles zerstört war und zehntausende Menschen gestorben sind. Abgesehen von den Denkmälern und den Besuchergruppen ist es heute hier wie in jedem anderen Park auch. Es ist warm, Kinder fahren mit den Fahrrädern herum, Männer in den üblichen dunklen Anzügen kommen von der Arbeit. Nebenan blühen die Tulpen, und drüben im Park stehen Palmen. In meiner Vorstellung war Hiroshima immer eine schwarz-weiße Trümmerlandschaft, wie auf den alten Fotos.

Zum Abschluss gehe ich dann noch ins Museum. Im Reiseführer wurde gewarnt, dass die Fotos und Berichte der Opfer ziemlich belastend sein könnten, also wappne ich mich innerlich. Das Museum ist aber gut gemacht und beginnt mit einem Fotoportrait von Hiroshima vor dem Atombombenabwurf, erst dann folgen Informationen zum Abwurf und schließlich Fotos und Überbleibsel von der Explosion.






Stellvertretend für viele Fotos und Objekte diese zwei: Ein beschädigter Buddha-Kopf und das Dreirad eines Dreijährigen, der zur Zeit des Explosion gerade mit seinem geliebten Dreirad unterwegs war. Er starb am selben Tag und wurde von seinem Vater zusammen mit dem Dreirad beerdigt.






Nach dem Museum habe ich einen Kloß im Hals, und beim Hinausgehen sehe ich einen alten Mann, der sich die Augen reibt. Trotzdem bin ich froh, dass ich mir das Museum angesehen habe, ein Besuch des Friedensparks ohne das Museum wäre einfach unvollständig gewesen.

Im Hotel mache ich mich erst mal daran, den Koffer aufzuräumen und neu zu packen. Die Souvenirs kommen nach unten, ich finde erfreut noch drei Packungen Schokoriegel und sortiere, was ich noch zum Anziehen habe. Das sieht gut aus, ich muss die nächsten Tage also nicht im Kimono verbringen. Abends streife ich in der nahen Haupteinkaufsstraße durch die Geschäfte. Hier gibt es auch eine überdachte Straße, aber gegen das quirlige Treiben auf dem Nikishi-Markt in Kyoto oder die Neonwelt in Osaka wirkt das hier ruhig und gediegen. Auf der Suche nach ein paar T-Shirts für die Patenkinder, wobei mir so etwas vorschwebt wie Godzilla, der Tokio angreift, umrahmt von japanischen Schriftzeichen, finde ich stattdessen T-Shirts mit deutschen Aufdrucken. Vielleicht ist deutsch hier besonders "in"? Ich kann jetzt jedenfalls nachvollziehen, wie es Millionen von englischsprachigen Menschen gehen muss, wenn sie Menschen mit unsinnigen englischen Texten auf ihren T-Shirts begegnen.






Hier in Hiroshima soll es besondere Pfannkuchen geben, und ich finde schließlich ein kleines Pfannkuchenrestaurant, in dem ich an der Theke Platz nehmen kann. Das Essen wird hier direkt vor dem Gast zubereitet, und wenn man an der Theke sitzt, isst man es direkt von der heißen Platte. Das Foto des fertigen Pfannkuchen zeigt übrigens nicht mein Essen, sondern ein Konkurrenzprodukt, denn bei mir sind im Verlauf des mühsamen Bestellvorgangs irgendwie die Hälfte der Zutaten abhanden gekommen und das Ergebnis sieht nicht ganz „rund“ aus, schmeckt aber trotzdem.






Auf dem Heimweg kaufe ich mir in einem kleinen „Family Mart“ noch ein paar Getränke, ein Eis und eine Tafel Schokolade aus Japan, die gar nicht mal so übel schmeckt. Im Hotel werden noch die Fotos der letzten Tage aufs Laptop geladen und der Wetterbericht studiert, der viele Wolken, aber immerhin keinen Regen prognostiziert.

Ausgaben des Tages:
Schließfach Y 500
U-Bahn Y 280
Taxifahrt Y 1200
Snacks und Getränke Y 3200
Peace Memorial Museum Y 50
Abendessen Y 1300
1 ÜN im Hotel Crowne Plaza Y 8500
in Hiroshima eine blühende lebendige Stadt vorzufinden: unbezahlbar

Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #252 am: 23. August 2014, 08:45:15 »
 ;D ja die vielen Schuhwechsel. Mir waren die ja alle viel zu klein, ich habe Schuhgröße 42 da bin ich außer am Klo immer barfuß bzw auf Strümpfen gegangen.
Ich finde es toll wie sich die Mönche um euch bemüht haben, das hätte mir auch gefallen. Klasse dass du sogar noch die Prozession gesehen hast. Der eine Mönch trägt Hplzpantinen ganz ähnlich wie wir sie gerade in Holland gesehen haben  :)

In Hiroshima waren wir damals gar nicht, ich weiß gar nicht mehr warum, die ßilder sind wirklich sehr eindrücklich vor allem das vom Atombombendom. Ich habe ja noch nie verstanden wie Japan so auf Atomkraft setzen kann, wenn ich die Bilder aus Hiroshima sehe verstehe ich es noch weniger.
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #253 am: 23. August 2014, 09:15:44 »
Wir hatten dieses traurige Thema der Kriegsgeschichte bestimmt jedes Jahr in der Schule in irgendeinem Fach zum Thema. Mag daran gelegen haben, dann meine Heimatstadt Hannover Partnerstadt von Hiroshima ist. Ich frage mich genau wie Paula, warum Japan so sehr auf Atomkraft setzt, denn spätestens nach Tschernobyl hätten sie wach werden müssen. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf jeden Fall habe ich mich köstlich amüsiert über die Pantoffelgeschichte. Und hey: Ich finde das System sogar logisch. Aber viel zu umständlich für den Alltag, da würde ich ja bestimmt eine Stunde des Tages mit Pantoffelnwechseln beschäftigt sein  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #254 am: 24. August 2014, 09:28:12 »
Die vielen Pantoffelwechsel hatte ich leider bis zum Ende der Reise nicht komplett verinnerlicht und noch so manchen Fauxpas begangen.  ;)

Der Aufenthalt in Hiroshima hat mich auch sehr nachdenklich gestimmt. Irgendwie komisch, dass ich, obwohl viele Städte in Deutschland nach dem Kriegsende ja auch nur noch aus Trümmerlandschaften bestanden, erst in Hiroshima ein Gefühl der persönlichen Betroffenheit hatte. Vielleicht liegt es daran, dass man heute bei uns ja eigentlich nirgends mehr etwas von den Kriegsfolgen sieht und man sich im Gegensatz dazu in Hiroshima beim Betrachten der Fotos und Schaukästen ausmalen kann, was damals genau dort passiert ist, wo man heute steht und sich über Sonnenstrahlen, Tulpen und Palmen freut, in einem schönen Hotelzimmer übernachtet und Pfannkuchen isst.