Autor Thema: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?  (Gelesen 7337 mal)

Birgit

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Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« am: 02. Februar 2014, 00:20:13 »
Während ich hier gerade die letzten Minuten Dschungelcamp sehe,  :frech: überlege ich, ob Australien nicht DOCH was für mich wäre.

Und so frage ich mich gerade allgemein, wie wohl Reisetrends entstehen...

Cornwall kam durch Rosamunde Pilcher, nehme ich an.

Ziele für Badeurlaube entstehen, glaube ich, oft unter dem Kostenaspekt und angesichts der Frage, ob es gerade kriselt oder etwas geschehen ist (Ägypten nach den Aufständen oder auch Thailand nach dem Tsunami), sodass man sich umorientieren muss.

Ich erinnere mich noch, dass ich bei meiner Reise nach Texas es für eine völlig individuelle und unbeeinflusste Entscheidung gehalten habe, gleichzeitig aber gefühlt das halbe usareise.de Forum auch nach Texas reiste und mir Texas als ziel eines USA-Reisekataloges vom Deckblatt entgegenstrahlte.

Ähnlich war es ein wenig später mit dem Yellowstone NP, bei dem ich aber ziemlicher Nachzügler war.

Lassen wir uns also manipulieren und merken es nicht einmal oder wie funktioniert das wohl?

Welche Reisetrends stellt ihr so fest und wie werden sie wohl gepusht um auf einem der vorderen Plätze zu landen?

Andrea

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #1 am: 02. Februar 2014, 08:32:20 »
Hi!

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten...  :gruebel:

Ich bin ja noch nicht so viel rum gekommen. Mal sehen, vielleicht krieg ich es ja noch zusammen:

1994 oder so, Madeira: Mein damaliger Freund und ich wollten gerne in den Urlaub, aber unser Portemonnaie war recht schmal. Noch einmal Interrail wollten wir nicht und dann sahen wir ein Schild bei einem Reisebüro: "Sparreise Madeira, 2 Wochen, 5*" Wir haben uns nach dieser Reise erkundigt und wurden beruhigt, dass man da auch in Jeans herumlaufen dürfe und man zeigte uns sogar das Hotel (was sie eigentlich gar nicht durften). Diese bunt blühende Insel faszinierte uns sofort und wir buchten. Es war absolut keine Enttäuschung!

1996 Finnland: Unsere Fachschaft hatte eine Partnerfachschaft in Turku. Die Leute wollten wir natürlich kennenlernen!

Neuer Freund, neuer Wohnort, neue Wohnung(seinrichtung), neue Jobs, keine Kohle. Es folgten 3 Zelturlaube an der Ostsee.

2008 Fuerteventura: Keine Ahnung, wie das entstanden ist. Wir wollten wohl nur mal raus in die Sonne und dann war da ein Angebot. War ganz schön dort, aber nicht so der Brüller. Leider sind wir zu spät auf die Idee gekommen einen Mietwagen zu nehmen. Fazit: Strand-/Poolurlaub mögen wir beide nicht.

2009 Schottland: Wir wollten mal wieder Zelten, aber dieses Mal nicht in Deutschland. Es sollte nach Norwegen gehen. Woher diese Idee kam, weiß ich nicht. Wir hatten wohl schon einige Berichte darüber im Fernsehen gesehen und auch die Fotos meiner Eltern. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir selbst noch kein Internet und die Recherche war nicht leicht. Laut unseres Campingführeres war es aber schwierig gut ausgestattete Zeltplätze zu finden. Viele waren eher RV-Parks hatten wir den Eindruck. Was tun?
Heiko erzählte das einem seiner Kunden, der gerade beruflich aus Schottland wieder kam. Der meinte: "Wenn Ihnen Norwegen gefallen würde, dann bestimmt auch Schottland" Schottland? Hm, warum nicht? Gesagt - getan - super!

2011 USA: Heiko war 1993 schon einmal dort. Und obwohl die 5-wöchige Reise mit 5 Freunden total in die Hose ging (danach war immerhin noch ein Freund übrig), hatte ihn der USA-Virus gepackt. Wir schafften uns Internet an  ;) und ich begann Reiseberichte zu lesen. Den USA-Virus hatte ich dann schon vor der ersten Reise...  :)) Erstaunlich, da mich die USA vorher gar nicht gereizt hatte. Ich wusste einfach nichts über dieses Land und hatte immer nur Hollywood, NY und Pershings (meine Kindheit/Jugend ist doch einigermaßen von Ostermärschen und der Reagan-Aera geprägt) vor Augen. Die Reise war zu voll gepackt, lang, erschöpfend und doch toll!

2013 USA: Da gab es noch ein paar Lücken zu füllen, der Virus zog uns wieder rüber. Das Ergebnis kennt ihr ja: Die Reise war doof.

2014 oder später: Camping in Garmisch oder so. Ich war noch nie so richtig in den Bergen und Heiko meinte, dass ich das unbedingt nachholen müsse. Ich stimmte dem zu unter der Bedingung, dass unser riesiges Zelt endlich wieder zu Einsatz käme.

Ansonsten will ich seit meiner Kindheit nach Namibia. Unbedingt. Ich kann es nicht beschreiben, aber es fühlt sich an wie Heimweh. Kann ja nicht sein, es sei denn ich war in einem früheren Leben dort...  ;) Ich muss herausfinden, was mich dort hinzieht. Auslöser war hier ein alter Atlas meiner Eltern, wo ich gerade Lesen könnend ein Land entdeckte, das "Deutsch Südwestafrika" heißt. Klar, dass da meine Neugier geweckt war!

Tja und die ganzen schönen Reiseberichte tun nun ihr Übriges. Da rückt Island wieder ins Bild, aber ganz neu (naja, seit eins, zwei Jahren) auch Südamerika. Letzteres wird´s wohl nie werden. Aber Island vielleicht schon - nachdem ich in Namibia war...  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Horst

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #2 am: 02. Februar 2014, 11:03:07 »
Und so frage ich mich gerade allgemein, wie wohl Reisetrends entstehen...
Ganz allgemein durch die Medien, bei denen das Internet heute natürlich eine vorangige Rolle einnimmt.
Letztendlich wird das im Internet natürlich durch Personen transportiert.
Beispiel Steffen Synnatschke mit den Roten Steinen vor knapp 10 Jahren.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Hatchcanyon

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #3 am: 02. Februar 2014, 11:15:49 »
Mein Gefühl sagt mir dass es am ehesten Bücher waren? Als Beleg könnte folgendes dienen:

Als Kind gabs bei uns zuhause ein Buch "Die Welt in der wir leben" mit jede Menge Landschaftsbilder, natürlich wegen der US-Herkunft des Verlags oft aus den USA. Ich erinnere mich an ein Bild des Zusammenflusses von Little Colorado River und Colorado River mit unterschiedlichen Wasserfarben. Als ich dann das erste Mal in den USA war - was nichts mit dem Buch zu tun hatte - da kamen die Erinnerungen daran hoch.

Italien war eher sportlich zu sehen. Die erste Reise war mit dem Fahrrad und man musste dazu über die Alpen. Das war der eigentliche Bewggrund. Das Italien auf der anderen Seite lag eher Zufall.

Frankreich und England wurden durch Bücher über gotische Kathedralen ausgelöst.

Gruss

Rolf

Birgit

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #4 am: 02. Februar 2014, 11:22:57 »
Hm, ich meinte eigentlich eher, so wie horst es wohl auch verstanden hat, wie Reisetrends allgemein (also In-Ziele) entstehen...

Beispiel: Als ich vor einigen Jahren auf Bali war, kannte ich plötzlich etliche Leute, die ebenfalls eine Reise dorthin geplant hatten bzw. schon gebucht hatten. Ich selbst hatte gefühlt aber bis zur Buchung so gut wie keine Verbindung dorthin.

Auch bei Texas hatte ich subjektiv nicht den Eindruck, dass die Medien mit Texas-Berichten überfrachtet waren.

Woher kommt es also, dass man den Eindruck hat, dass plötzlich alle Welt einem Ziel zuströmt. Im Moment habe ich zum Beispiel den Eindruck (nicht nur wegen eumerika), dass Island absolut in ist. Aßer den Foris hier kenne ich noch mehrere, die gerade wieder gekommen sind oder dieses Jahr dorthin wollen. Ich kann mich aber auch da nicht entsinnen, in letzter Zeit so viel in den Medien mitbekommen zu haben.

Klar ist, dass beispielsweise Portugal und Südafrika wegen des Fußballs zwischendurch geboomt haben, aber sonst?

Ilona

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #5 am: 02. Februar 2014, 11:39:33 »
Hm, ich meinte eigentlich eher, so wie horst es wohl auch verstanden hat, wie Reisetrends allgemein (also In-Ziele) entstehen...

Ich denke, dass Spielfilme da einen großen Einfluss nehmen. Man denke z. B. an The Beach mit Leonardo di Caprio einer Insel in Thailand, zu der dann Massen pilgerten.

Wir waren letztes Jahr auf den Salvation Mountain (Into the Wild) gespannt.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Michael

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #6 am: 02. Februar 2014, 12:28:40 »
Hm, ich meinte eigentlich eher, so wie horst es wohl auch verstanden hat, wie Reisetrends allgemein (also In-Ziele) entstehen...

Einfache Antwort: In dem alle hinfahren (wollen). ;D
Ne, ich sehe das zum Teil ähnlich wie Horst. Es wird durch Medien transportiert. Wobei ich da weniger (um nicht zu sagen überhaupt nicht) einzelne Personen als Initiator sehe, sondern eher eine Konstellation, die sich aus mehreren größeren Faktoren zusammensetzt. Kinofilme, wie beispielsweise der Hobbit, der Neuseeland ins Rampenlicht gerückt hat, oder Fernsehsendungen (wer kennt noch "Wilder Westen inklusive"?) aber auch Sportereignisse sind es, die ein Ziel ins Bewusstsein einer breiteren Masse rücken. Die Tourismusverbände der jeweiligen Gegend haben das natürlich auch spitz gekriegt und sind mit Inseraten und vorbereiteten Pressetexten zur Stelle, die dankbar den Reiseteil der Sonntagszeitung ergänzen. Wenn das erst mal zündet und eine kritische Masse überschritten ist, dann wird das zum Selbstläufer.

Beispiel: Als ich vor einigen Jahren auf Bali war, kannte ich plötzlich etliche Leute, die ebenfalls eine Reise dorthin geplant hatten bzw. schon gebucht hatten. Ich selbst hatte gefühlt aber bis zur Buchung so gut wie keine Verbindung dorthin.
Ich denke, das ist ganz normal. Von Sachen, die man nicht selbst im Interesse hat, nimmt man automatisch weniger wahr. So wie Du das hier mit Bali beschreibst, geht es mir gerade mit La Gomera. Bis in den Dezember war ich mir noch ca. zu 80% sicher, dass das eine der Kanareninseln ist. Nachdem es jetzt bald dort hin geht, kenne ich plötzlich jede Menge Leute die schon mal dort waren und mir mit Tips und Reiseführen weiterhelfen.

Grüße aus der Pfalz,
Michael
...nach der Reise ist vor der Reise...

Rainer

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #7 am: 02. Februar 2014, 12:44:15 »
Welche Reisetrends stellt ihr so fest und wie werden sie wohl gepusht um auf einem der vorderen Plätze zu landen?

Wenn ich ehrlich bin - die hier (beispielhaft) genannten "Reisetrends" würde ich nicht so definieren. Das sind nach meinem Empfinden immer noch absolute "Insider" Reisen, die von einer extrem kleinen Bevölkerungsschicht betrieben werden.

Wir müssen uns hier im Forum durchaus im Klaren sein, dass unsere Reisen eine Ausnahmestellung einnehmen. Ich habe keine genauen Statistiken hier, aber mein letzter Kenntnisstand läuft ungefähr darauf hinaus, dass weniger als 2% der Bevölkerung überhaupt Urlaub in den USA machen. Und das dann auch noch aufgeteilt auf Südwesten, Texas, Florida, New York usw.

Das wird auch mit Island oder Australien nicht mehr sein (im Falle von Australien eher weniger). Mit anderen Worten: die hier versammelten Teilnehmer sind eigentlich nicht wirklich repräsentativ für "Reisetrends", hier liegen die jeweiligen Quoten um Faktoren über dem Durchschnitt.

Wirkliche Reisetrends in den letzten 20 Jahren war beispielsweise die "Entdeckung" des Goldstrands in Bulgarien. Durch die Öffnung des Ostens und bedingt durch die günstigen Preise sind viele Pauschalurlauber (insbesonder Mallorca- und Spanienurlauber) nach Bulgarien gefahren. Das wiederum findet sich hier im Forum überhaupt nicht wieder.

Ein bekannter neuer Reisetrend mit weiterhin Potential (zumindest in Deutschland) sind übrigens Kreuzfahrten. Die haben eine geradezu rasante Entwicklung hinter sich, hier gibt es auch mal einen Artikel dazu: http://www.kyffhaeuser-nachrichten.de/news/news_lang.php?ArtNr=137276

Aber bei Texas, Island usw. würde ich persönlich nicht von einem "Trend" sprechen. Man nimmt das hier so wahr, weil wir in den einschlägigen Foren verkehren, aber in Deutschland allgemein sind die Buchungszahlen für solche Ziele sicher sehr klein. Des Deutschen liebstes Ziel ist übrigens nach wie vor - Deutschland. Und liegt auch weiterhin "im Trend": http://www.cosmosdirekt.de/unternehmen/presse/presseinformationen/pressemitteilung-reisezeit/

Glaubt man dem Artikel, so ist für diesen Trend eine Haupt-Ursache recht profan: kurze Anreise.

Rainer

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Re: Wie entstehen eigentlich Reisetrends?
« Antwort #8 am: 02. Februar 2014, 13:11:50 »
Nachtrag:

Der Artikel über "Deutschland Nummer 1" ist auch sehr interessant zu lesen, wieviel Geld die Deutschen für ihren Urlaub ausgeben. Demnach haben im Jahr 2013 über 57% für das ganze Jahr weniger als 1.000,-€ für ihren Urlaub bezahlt (pro Person).

Das sollte uns allen eindringlich klar machen, auf welchem Niveau wir unser liebstes Hobby betreiben. Nur wenige können sich solche Reisen leisten, wie sie uns hier fast selbstverständlich erscheinen.

Ich kann das ganz gut nachvollziehen, wir (= meine drei Brüder und ich) besitzen ja ein eigenes Ferienhaus in Südholland, welches wir auch vermieten. Zur Hauptsaison beträgt der Mietpreis (inkl. aller Nebenkosten) pro Woche 560,-€, das Haus ist für große Familien geeignet (3 Schlafzimmer, 7 Betten). Das ist sicherlich "spottbillig" wenn man das damit vergleicht, was hier sonst für Urlaub ausgegeben wird. Dennoch erleben wir es regelmäßig, dass auch an diesem Preis noch versucht wird zu verhandeln (was allerdings definitiv nicht mehr möglich ist) und manche Leute sich wirklich die Tage einzeln aus den Rippen schneiden.

Mal eben mit einer 4-köpfigen Familie für drei Wochen USA-Urlaub einen fünfstelligen Betrag auf den Tisch zu legen, ist für die meisten Familien ein unerfüllbarer Lebenstraum.