Autor Thema: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013  (Gelesen 184567 mal)

Horst

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #165 am: 31. Januar 2014, 14:18:39 »
Hallo zusammen,
einfach mal ein "Dankeschön" in die Runde für Eure begeisterten Kommentare!  :D

Verdient hat die zum größten Teil ja eigentlich gar nicht wir sondern Islands Natur - die ist halt einfach großartig.  :)


Bis jetzt habe ich euch aber noch nicht grün verhüllt gesehen. Waren die Plagegeister zu der Zeit gar nicht aktiv?
In Island war es dieses mal relativ unproblematisch - kann mich kaum an eine nennenswerte Mückenansammlung erinnern.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #166 am: 02. Februar 2014, 11:14:04 »
11.Tag, 10.7.2013, Mittwoch

Heute frohlockt der Wecker um 7.30 Uhr und kündet von einem neuen Tag für die zwei nach wie vor erlebnishungrigen Reisefreaks.
Eine heiße Dusche und einen Kaffee später stehen wir auch schon am Auto und laden ein. Heute morgen haben wir ja mal ganz unindividuell eine Tour in der „Horde“ gebucht  - die allerdings einfach alternativlos ist.
Die Termine der exklusiveren Fotografentour konnten wir nicht wahrnehmen – da blieb nur der Almauftrieb mit allen anderen auf den grasbewachsenen Vogelfelsen von Ingolfhöfdi.
Wir fahren die wenigen Kilometer bis zu einer Farm und biegen Richtung Küste ab. Nach ca. 2 Kilometern erreichen wir schon den Parkplatz und eine kleine Holzhütte.
Zweimal dumm schauen und ein paar Minuten später fährt auch schon Einar vor. Einar ist nicht nur der Macher dieser Foto-Touren nach Ingolfhöfdi, er „macht“ so ziemlich alles womit man mit den meist ausländischen Touristen Geld verdienen kann. Eishöhlenbesichtigungen im Winter, Gletscherbegehungen im Sommer und vieles mehr.
Mit Einar haben wir auch vor 3 Jahren schon diese Tour unternommen – er ist sich noch immer nicht zu schade das selbst durchzuführen obwohl man sich angesichts dessen, wie dick er im Geschäft ist vorstellen kann, daß er das finanziell auch weiter delegieren könnte.
Als Ingolfhöfdi 1978 zum Schutzgebiet erklärt wurde behielt seine Familie das Recht den Felsen zu betreten, dort Papageitaucher zu fangen und irgendwann haben dann diese Touren begonnen.





Punkt 9 Uhr startet der vollbeladene Trecker mit Einar als Fahrer und seinen beiden Anhängern im Schlepptau über die Lagune zum Vogelfelsen.
Schon nach 10 Metern und der ersten Wasserdurchquerung wäre für jeden normalen Allrad hier Schluß. Über einen Meter ist die Lagune an dieser Stelle tief – den großen Rädern und dem Trecker selbst scheint das aber keine Probleme zu bereiten.





An tief im Wasser steckenden Holzpfählen entlang tuckern wir gut 30 Minuten über die Lagune bis wir unterhalb des Felsens auf schwarzem Lavasand ankommen.
Das Wetter ist eher durchwachsen aber wie Einar uns erklärt perfekt, denn bei Sonne sind die Papageitaucher, die Lundis lieber im Wasser. Bedeckter Himmel oder gar Regen wären sehr gute Bedingungen um möglichst viele Lundis oben um die Brutplätze, die Nisthöhlen der Lundis beobachten zu können.
Dass sonniges Wetter in Island nicht immer der Idealfall sein muss, haben wir in diesem Land, das so anders ist als alles was man von anderswo kennt schon öfter festgestellt und das sollte sich auch auf dieser Reise wieder bestätigen.





Im Gänsemarsch geht es die Lavasanddüne hinauf auf den 76 m hohen Berg.






Blick zurück auf unser "Taxi"und den schwarzen Lavastrand





Oben angekommen erzählt Einar die Geschichte von Islands erstem Siedler Ingolfur Arnarson der sich der Legende nach im Jahre 874 in dieser Gegend eine Zeitlang niedergelassen haben soll.
Moderne Bewohner sind neben den Lundis die Skuas, Raubmöwen vor denen Einar eindringlich warnt. Die Gruppe soll zusammen gehen und niemand zurückbleiben.
Einar schreitet voran und hebt eine Hand, auf die als höchsten Punkt gelegentlich ein Skua herabstürzt und einen Scheinangriff fliegt.
Einar macht das schon so viele Jahre und man hat den Eindruck - „man kennt sich“.
Die Möwen fahren ihre Angriffe auf Einar genauso halbherzig wie er den Arm hebt. Wenn er noch dazu gähnen würde, würde man sich nicht wundern.
Auch irgendwie eine skurrile Nummer.
200 Meter weiter sind die Skuas dann schon deutlich aktiver, hektisch umschwirren sie einen Platz an der Klippe und schimpfen laut vernehmbar auf die Eindringlinge aus Deutschland, Holland, Italien, Frankreich oder USA.






Einar zeigt uns den Grund – hier gibt es ein Skuanest ...





... wo sich ein kleiner doch etwas verschreckter Jungskua ängstlich auf den Boden drückt.






Äußerst argwöhnisch beäugen uns Mama und Papa Skua.







Wir gehen weiter. Bisher war noch kein Lundi, kein Papageitaucher zu entdecken aber das ändert sich schlagartig als wir auf eine meerseitig zugewandte Klippe zugehen.
Ganze Hundertschaften unserer geliebten Lundis bevölkern den Grashang.






Ein fast chaotischer Flugverkehr herrscht über der Grasnarbe, der trotz fehlender Fluglotsen irgendwie funktioniert.






Ständig kommen einige dieser Clowns der Meere bei ihren Höhlen an oder heben zum Flug hinaus auf den Ozean von der Klippe ab.






Bei diesem Gewimmel ist es nicht leicht sich überhaupt ein Motiv auszuwählen.






Andererseits – irgendwas trifft man immer.  ;)













Allzuviel Zeit bekommen wir leider auch nicht an dieser Stelle – wir werden ja noch den restlichen Felsen ablaufen bevor wir dann zum Traktor zurückkehren.














Die Stunde hier oben wird also so schnell vergehen, daß man sich nicht zu viel Zeit beim Fotografieren und Filmen lassen darf.
Wir knien im Gras und sorgen dafür, daß dem Auslöser nicht kalt wird.






An drei weiteren Stellen mit Lundis halten wir wieder für einige Minuten aber die Zeit hätte zehnmal so lang sein dürfen.






"Lambis" - also Schafe gibt es überall auf ganz Island - also natürlich auch hier oben auf Ingolfhöfdi.

Auch wenn das unbefriedigend ist  – die Tour ist eben (mit Ausnahme der intensiveren Fotografentour) das beste was man in Island machen kann wenn man garantiert viele Lundis sehen will. Dreimal am Tag gibt es im Hochsaisonmonat Juli diesen Trip nach Ingolfhöfdi und sie ist fast immer ausgebucht.
Vor drei Jahren gab es nur eine Tour am Tag – ein weiteres Indiz wie sich der touristische Zustrom zur Vulkaninsel inzwischen entwickelt hat.








Abstieg vom Berg und gegen Mittag ist der Trecker und wir wieder über die Lagune zurückgekehrt.






Wir fahren ein kurzes Stück auf der 1 bis zu einem der vielen namenlosen Wasserfälle etwas abseits der Ringstraße, zu dem eine Piste führt und lassen uns für ein Picknick nieder.






Danach geht es wie gestern wieder in die Gletscher- und Eiswelt und zunächst zum Fjallsarlon.
Heute ist nicht nur das Licht besser – leider sind heute auch Massen von Touristen hier. Vor ein paar Jahren noch sowas wie ein Geheimtipp und jetzt bricht der nicht kleine Parkplatz oberhalb der Lagune fast aus allen Nähten.






Nun gut, ist man mal ein paar Schritte hinab zum Gletschersee gelaufen wird es deutlich ruhiger und das etwas irritierend hektische Gewusel von oben ist fast schon vergessen.






Während ich begeistert mit der Kamera hin- und herspringe legt sich Petra nach einigen Aufnahmen ins Gras und nutzt die Sonne für ein paar Minuten Augenpflege.
Aber heute bei inzwischen so schönem Wetter Licht und Zeit verschwenden – puuuh – nachdem ich meine Aufnahmen im Kasten habe will ich weiter zum Jökulsarlon und das Licht nutzen und nicht hier „Urlaub machen“ dafür bin ich gerade viel zu motiviert. Ich springe also so lange um Petra herum wie Rumpelstilzchen in seinen besten Zeiten bis Petra die Themengebiete „Ruhe, Erholung, es sich gut gehen lassen“ - wieder eintütet und wir weiter zum Jökulsarlon fahren.
Ich weiß ich bin schlimm aber für ein Sonnenbad ist mir das Wetter zu schön.
Würde es jetzt wie aus Eimern kübeln – ja dann wäre das natürlich ok.  ;)






Beim Jökulsarlon steuern wir diesmal zunächst den sogenannten Eisstrand an, wo die Eisstücke auf ihrem kurzen Weg von der Lagune über die Jökulsá  zum Meer finden und einige von ihnen von der Brandung an den schwarzen Lavastrand gespült werden bis sie sich in Luft auflösen, na ja eigentlich ja in Wasser.





Wir bleiben gut eine Stunde hier – Kameras und Stative leisten Schwerstarbeit.




Schon mal was Besonderes etwas aufzunehmen das in wenigen Stunden schon gar nicht mehr existent ist.














Wir wechseln hinüber zur Lagune, allerdings dort zunächst mal in das kleine Cafe.
Wir sitzen auf der Terrasse und trinken Kaffee und ja jetzt gibt es tatsächlich mal eine Pause – der Kaffee heiligt die Mittel.





Danach gibt es natürlich noch eine kleine Runde an der Lagune entlang.
Der Jökulsarlon ist mit 250 Metern der tiefste See Islands.
Abhängig von den Gezeiten ist die Strömung der Jökulsá unterschiedlich stark. Sie kann sich auch umkehren, so dass Salzwasser vom Meer in den See strömt, was dessen Zufrieren verhindert. Bei meerwärts gerichteter Strömung werden Eisberge aus dem See ins Meer gespült und teilweise am angrenzenden schwarzen Basaltstrand abgelagert.
Der Gletschersee kam auch schon zu einigem Filmruhm Jahre bevor ich zum  ersten mal hier mein Stativ aufgestellt hatte. Filmproduktionen wie James Bond – Stirb an einem anderen Tag, James Bond 007 – Im Angesicht des Todes, Tomb Raider, Beowulf & Grendel und Batman Begins wurden hier gedreht. Damit Fahrzeuge auf dem See fahren können, wurde für den James-Bond-Film der Zugang zum Meer verschlossen, was innerhalb von 24 Stunden zu einer geschlossenen Eisdecke führte.





Noch ein letztes Foto und wir verabschieden uns vom Jökulsarlon – bis auf irgendwann mal wieder – ganz bestimmt.







Die Gegend um den Jökulsarlon ist nicht gerade dicht besiedelt. Selbst kleine Farmen sind nicht so häufig wie an der Südküste bei Vik.






Auf etwa halber Strecke vom Jökulsarlon nach Höfn liegt unsere reservierte Übernachtung – eine Hütte der Lambhus Cottages & Camping Site.
Eine wirklich tolle Unterkunft – da gibt es nichts zu meckern.





Schon gar nicht über einen Skyr für den kleinen Hunger zwischendurch - eine von Islands Spezialitäten, denen wir sehr aufgeschlossen gegenüber stehen.
So eine Art Mischung aus Jogurt und Quark.






Auch mit einem Nachbarn schließen wir gleich Freundschaft, der sich über eines unserer Brötchen freut.  :)





Da es gerade 17 Uhr ist und es in Höfn eine Vinbudin gibt halten wir uns erstmal nicht lange auf und fahren in die Metropole des Ostens nach Höfn.
Immerhin 1635 Einwohner hat dieser Ort und ich wette fast – wenn die Vinbudin im Winter nur eine Stunde auf hat stehen die 1635 Leute bei Ladenöffnung auch alle davor.
Wir legen hier einen echten Großeinkauf hin – ach herrlich promillemäßig einmal aus dem Vollen schöpfen zu können bis die Kreditkarte kracht.
Andere Einkaufserlebnisse gibt es bei uns notorischen Shoppingverweigerern ja meist nicht.






Wir steuern noch einen Netto-Supermarkt an und versorgen uns für den Abend an dem es heute eine Tex-Mex-Reispfanne mit Hackfleisch gibt.
Natürlich trägt auch der Einkauf in der Vinbudin entsprechend zum entspannten und gelungenen Abend in unserer gemütlichen Holzhütte bei.




Übernachtung: Lambhus Cottage und Camping Site


Bild des Tages:


Lundis auf Ingolfhöfdi
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Ilona

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #167 am: 02. Februar 2014, 11:34:58 »
Eure Unterkunft hatte ja ein Stockbett  ;D. Musstet ihr ausknobeln, wer oben schläft  :toothy9: ?

Also wegen den Lundis und dem Blubb könnte ich mich so langsam auch für Island  :frier: "erwärmen".
Liebe Grüße

Ilona

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Andrea

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #168 am: 02. Februar 2014, 11:52:25 »
Genial! Ich könnte nicht mal ein Foto des Tages wählen...  :thumb:
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #169 am: 02. Februar 2014, 17:08:25 »
Also mir gefällt heute das Bild mit dem Eiskristall am Strand am besten, das ist doch wirklich mal was Besonderes!
Die Lundis im Landeanflug sehen aber auch heiß aus, erinnert mich irgendwie an einen Hubschrauber, echt witzig.
Island reizt mich mit jedem Tag den ihr schildert mehr, ich bin mal gespannt wann ich es selbst dorthin schaffe.
Viele Grüße Paula

soenke

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #170 am: 02. Februar 2014, 18:34:59 »
Ach herrlich, nach einem anstrengenden Dienst 2 Tage Urlaub auf Island verbracht! ;)

Das waren wieder 2 tolle Tage, wobei mir der Jökursalon natürlich am Besten gefallen hat. Einfach nur wow!! und diese Eiskristalle!! Darauf freue ich mich glaube ich am Meisten !

Die Schlucht mit dem Zungenbrechernamen gefällt mir auch sehr und vo allem dieses Grün.!

Die Vogelfelsentour habe ich auch gespeichert, bei Zeit werde ich das wohl mit in meine Planung nehmen!!

Tja, und vielleicht springe ich statt den 3 Jungs mal vom Stjornafoss!! Mal sehen, habe ja noch Zeit mir das zu überlegen!! 8) ;D

Wunderschönes Island, ich freu mir auf mehr!!

LG Sönke

Michael

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #171 am: 02. Februar 2014, 20:15:07 »
Hallo Horst,
an der Stelle einfach mal zwischendrin "Vielen Dank" für die tollen Eindrücke, die Du hier mit uns teilst.  :thumb:

Der Jökulsarlon ist für uns einer der magischen Orte Islands.
Das glaube ich Dir auf Anhieb, erst recht wenn ich die Bilder dazu sehe. Gefällt mir ebenfalls sehr gut!

Grüße aus der Pfalz,
Michael
...nach der Reise ist vor der Reise...

Silv

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #172 am: 03. Februar 2014, 17:11:35 »
Also ich finde die fliegenden Lundis putzig. Und die Fotos mit den Eisstücken am Strand sind klasse.

Wie viele Fotos macht ihr denn in so einem Urlaub?
Liebe Grüße
Silvia

Horst

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #173 am: 03. Februar 2014, 19:49:20 »
Wie viele Fotos macht ihr denn in so einem Urlaub?
Ist nicht immer gleich. In Afrika mit den Tieren wo man auch mal Serie schießt sind es gerne 1000 mehr aber im Schnitt vielleicht 4000-5000 bei unseren meist 2,5 Wochen.
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serendipity

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #174 am: 04. Februar 2014, 07:20:44 »
Mir habe es vor allem die Bilder vom Landeanflug - oder ist es der Start? - der Lundis angetan.

Aber der Eisstrand sieht auch toll aus und die Fotos davon sind fantastisch  :thumb:

Horst

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #175 am: 05. Februar 2014, 22:06:59 »
12.Tag, 11.7.2013, Donnerstag


Wenn ein Tag hier erst um 8.30 Uhr für uns beginnt darf man davon ausgehen, daß das Wetter mal wieder nicht mit der Großartigkeit der Natur mithalten kann.

Nach einem heute also in epischer Breite zelebrierten gemütlichen Frühstück sehen wir uns auf vegagerdin.is den Zustand der Pisten rund um die Askja an, zu der wir ja eigentlich morgen fahren wollen.
Die Hauptpiste, die F910 ist frei aber die Piste die von der Rangerhütte bei der Askja zur Caldera führt (F894) ist noch mit Rot als gesperrt angegeben.
Schöner Mist.
Wir rufen beim Ranger der Askja an. Die F894 wäre im letzten Drittel noch unter Schnee begraben. Die erste Hälfte der Strecke kann laut Auskunft des Rangers mit dem Allrad bewältigt werden aber die letzten 5 Kilometer bis zum Wanderparkplatz an der Caldera – da heißt es durch tiefen Schnee stapfen und dann noch mal etwa 3 Kilometer zum eigentlichen Ziel, dem Öskjuvatn ebenfalls durch Schnee zu wandern.
Klingt ja verlockend.
Seit ich mich das erste Mal in den 90ern für Island interessierte wollte ich schon immer mal zur Askja. Deswegen hatten wir extra die Reise diesmal in die kostspieligere Hauptsaison gelegt.
Also was soll's  – wir werden das einfach probieren.
Das Wetter muss natürlich auch noch mitspielen. Wie immer.
Bei den vielen Islandkrimis die es gibt (was ein Treppenwitz ist, da es in Island praktisch keine Kriminalität gibt) wäre der einzige Dauerbösebube das Wetter.
Andererseits – das Wetter liefert hier so viele Facetten von denen eine Menge auch ganz großes Kino sind.

Ein weiteres fast noch größeres Damoklesschwert als die Askja haben wir mit Petras Herzenswunsch der Sprengisandur über dem Haupthaar schweben - aber dazu später mehr.
Jetzt wird erst einmal der Nissan beladen und dann geht es los – weiter auf der Ringstraße und weiter nach Nordosten.







An einer Farmruine lagert eine Gruppe Islandpferde.









Wir stellen den Nissan an den Rand der Hauptverkehrsstraße Islands ab und bewundern die schönen Tiere.
Ja, sowas geht hier ohne Probleme. Tatsächlich – niemand hupt deswegen, niemand zeigt einen Vogel oder Mittelfinger, niemand hält an, kurbelt das Fenster herunter und belehrt einen oder pöbelt uns an und es kommt schon gar keine Polizei und will Papiere, Warndreieck oder Verbandskasten kontrollieren – was für ein wundervolles Land.  :)












Man beäugt sich gegenseitig.  ;)





Etwas weiter östlich bei Hoffell soll es ein Flugzeugwrack geben – also biegen wir auf die Piste nach Norden ab.
Außer mir ist weit und breit kein Wrack in Sicht. :P
Trotz des doch sehr düsteren trüben Wetters entscheiden wir uns die Piste zum Hoffelljökull (jökull=-Gletscher) zu fahren.
Nach gut der Hälfte der 6 Kilometer macht sich vor uns eine Nebelwand breit.
Vom Gletscher ist nichts zu sehen und Petra fragt mich ob es Sinn macht noch weiter zu fahren.
Nein, macht es natürlich nicht. Wir holpern, warum auch immer, trotzdem weiter über die Piste auf den Nebel zu.
Vom kleinen Parkplatz führt ein Weg hinauf auf einen Hügel.
Sollen wir überhaupt aussteigen? Jetzt wo wir schon mal da sind, schrauben wir uns tapfer aus den Sitzen, schnappen unsere Kameras und absolvieren den kurzen Weg hinauf zum Aussichtshügel.






Oben erleben wir eine Überraschung. Mit dem Gletscher hatten wir Recht – den kann man wirklich kaum erkennen – aber direkt vor uns ist ein Gletschersee in dem sich viele Eisstücke im Nebel tummeln und die Szenerie verändert sich im Sekundentakt. Wow !







Ein echtes Schauspiel – gerade für mich als Filmer natürlich ein Traum wie der Nebel durch die Eistürme wabert.






Anhand des maschinengewehrfeuerartigen Klicken von Petras Foto neben mir scheint auch in der Abteilung Fotografie die Post abzugehen.






Nach 30 Minuten hat der Nebel den See eingehüllt und wir sind begeistert von diesem Erlebnis. Ohne schlechtes Wetter, gar bei Sonnenschein würde man denken - just another glacier - aber so....... !

Nachdem dieser aussichtslos erscheinende Selbstversuch mit so einem Erfolg gekrönt wurde werden wir noch abenteuerlustiger und probieren gleich noch eine Piste die auf der Karte nordöstlich von Höfn verheißungsvoll durch ein Tal führt.
Nicht jede Idee ist eine gute.
Diese ist es jedenfalls nicht.





Die Fahrt endet schließlich in einem Kiesbett eines trockenen Gletscherflusses und wir haben gut zu tun uns dort wieder herauszumanövrieren.







Die Gegend wäre bei Sonne sicher schön.
Die bunten Berge würden uns dann vielleicht euphorischer auf den Auslöser drücken lassen aber so bei trüber Wolkenstimmung  ist das eher ein Satz mit X.
Bis Djupivogur fahren wir ohne anzuhalten durch. Djupivogur ist eigentlich ein ganz netter Ort – nicht nur weil es hier eine Vinbudin gibt.  ;)
Die hat aber einerseits noch zu – und ein Kaffee ist uns jetzt bei diesem nasskalten Wetter sowieso lieber.







Nach Djupivogur folgt der Berufjördur (fjördur=Fjord) wo wir für einen Fotostopp an einem Wasserfall halten. Kurz danach verlassen wir die 1 die nun auf vielen weiteren Kilometern noch einige Fjorde abklappert um dann in einem Tunnel hinauf nach Egilsstadir zu führen.






Wir kennen eine kürzere und bessere Route, die 939.
Eine landschaftlich hochspektakuläre Strecke. Leider regnet es inzwischen und das auch richtig heftig. Trotzdem, die Fahrt auf dieser sehr gut zu fahrenden Piste einen Pass hinauf an zahllosen Wasserfällen, wilden Flüssen, herrlichen Tälern und Bergen  vorbei durch absolute Einsamkeit ist Island pur und einfach ein Genuss.
Selbst bei diesem Wetter haben wir an der 939 unsere Freude und daß sie uns heute einiges an Strecke spart ist auch nicht völlig zu verachten.
Wobei es in Island eher selten ist, daß man nur Strecke machen will weil die Landschaft so gar nicht lohnt.

Schließlich treffen wir wieder auf die 1, die das letzte Stück nach Egilsstadir führt.
In Egilsstadir kaufen wir im Bonus für das Abendessen Lachs ein. Ein richtig schönes Stück, bei dem uns schon beim Anblick der Verpackung das Wasser im Munde zusammenläuft.






Weiter geht es nach Norden bis wir auf die 923 nach Süden zu unserem Ziel, dem Adalbol Guesthouse abbiegen.
Noch einmal erleben wir eine ansprechende Strecke die vorbei an unzähligen namenlosen Schmelzwasserfällen hoch oben einen Berghang entlang an einem Canyon führt.






Am frühen Abend erreichen wir das vorreservierte Guesthouse, das eine Tankstelle dabei hat die wir auch gleich nutzen.







Der Zimmervermieter ist etwas schrullig aber nett – was weniger nett ist – ...






... die tolle Cabin die wir hier reserviert haben hat dummerweise keine Küche – da hat sich Petra falsch erinnert.
By bye Lachs …..
Den Lachs schenke ich dem Vermieter der sich darüber freut und uns erlaubt unsere Sachen in seinem Kühlschrank einzulagern. Daß das bedeutet, daß er  morgen für uns um 6 Uhr aufsteht da wir früh los wollen – schreckt ihn nicht.
So sind sie unsere Isländer.  :D
Als Ersatz für den Lachs (schnief  :( ) gibt es Couscous-Salat der eigentlich für morgen gedacht war.
Und noch ein „eigentlich“. Eigentlich sollte das heute unsere letzte warme Mahlzeit für einige Tage werden da wir morgen sehr spät im Zimmer ankommen und dann sehr früh aufstehen müssen und übermorgen eventuell gar keine Küche haben werden.
Ja, noch etwas zu den folgenden Tagen die schon ein wenig darüber entscheiden werden wohin sich das Reisependel neigt.
Klappt die Askja – der Anlaß dieser Reisezeit  morgen oder klappt sie nicht ?

Wie sieht es einen Tag später mit der Sprengisandur aus ?

Die Sprengisandur ist eine von zwei Hochlanddurchquerungen die von Norden nach rund 3 Stunden Fahrt mit einer oft schwierigen Doppelfurt aufwartet – wenn wir die nicht schaffen und umkehren müssen, kostet das einen ungewollten Umweg von 2 Tagen Fahrt und dem Streichen einiger Wunschziele.
Zudem ist das Petras Traum diese Hochlandstrecke, die uns natürlich noch fehlt, einmal zu bewältigen.
Auch das geht nur im Hochsommer wenn die Piste endlich öffnet, was dieses Jahr auch erst vor wenigen Tagen, also Anfang Juli passiert ist.
Wir nehmen noch eine heiße Dusche die hier leider einen kleinen Fußmarsch außerhalb unserer Hütte abfordert und hoffen auf morgen halbwegs ordentliches Wetter und das Erreichen der Askja Caldera ...... jetzt brauchen wir einfach nur eines …...
…... und das ist viel Glück.

Übernachtung: Adalbol Guesthouse



Bild des Tages:


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Heiko

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #176 am: 06. Februar 2014, 10:11:30 »
Na das klappt bei euch auch nicht immer mit dem Wetter ;D.

Da bin ich jetzt gespannt, ob sich eure Wünsche noch erfüllen lassen.

Nach dem was wir in Grönland gesehen haben, finde ich die paar Eisbrocken in dem See jetzt aber nicht mehr so faszinierend ;).
Gruß
Heiko

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832)

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #177 am: 06. Februar 2014, 11:17:36 »
So ein Pech mit dem Lachs aber auch  :(. Jetzt ist eine Cabin mal richtig geräumig und dann fehlt die Küchenzeile  :bang:.
Liebe Grüße

Ilona

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #178 am: 06. Februar 2014, 11:32:21 »


In diese Schlucht könntet Ihr beim nächsten Mal aber reinschauen, Horst!
Zumindest uns hat es dort (hinter ein paar Canyonwindungen) recht gut gefallen. Und ich finde, gerade bei trübnassem Wetter wirken die Farben sogar satter. Wobei es da drinnen nicht nur Farben gibt... 
Aber dort parken, wo das weiße Auto steht! ;)


Diese Gletscherlagune kenne ich noch nicht, ist notiert! :danke:
Und der Nebel da zwischen den Eisbergen sieht echt SUPER aus!

Shadra

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Re: Eisland - Grönland & Island im Sommer 2013
« Antwort #179 am: 06. Februar 2014, 12:59:21 »
Und der Nebel da zwischen den Eisbergen sieht echt SUPER aus!

Der macht den ganzen Blick erst so richtig mystisch! Es war echt eine saugute Idee, trotz des Wetters dort hin zu gehen!!



Ich glaub mit ohne Nebel (  ^-^ ) würde das niemals dieses "Besondere" haben!
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!