Damit ich bis zu unserem Abflug am 27.2. mit dem Bericht durchkomme gibt es mal einen Tag außer der Reihe und der führt uns heute nach Grönland!2.Tag, 1.7.2013, MontagHeute morgen ist das Wetter islandtypischer als gestern – es ist bedeckt, und über Nacht hat es wohl auch etwas geregnet.
Gegen 7.30 Uhr beginnt unser Tag. Zunächst gönnen wir uns eine Dusche. Bemerkenswert ist in Island der dezente Schwefelgeruch den das warme Duschwasser als Wiedererkennungseffekt besitzt.
Selbst wer die Hitze nicht spüren würde – er würde sie riechen.
In jedem Fall eine wirtschaftlich clevere Lösung die vorhandene Erdwärme so zu nutzen und uns stört dieser Geruch auch nicht.
Überhaupt mal ganz generell - die Trinkqualität des Leitungswassers hier kann man schwerlich irgendwo auf der Welt überbieten.
Bevor wir gegen 8.30 Uhr das Palshus verlassen halten wir noch ein kleines Schwätzchen mit unserer Zimmervermietern und ihrem armen Mann, der unseren schweren Koffer zur Aufbewahrung in den Keller wuchten darf.
Wir laden unser Gepäck ein ....
... und fahren nicht direkt zum Flughafen sondern nutzen die 2 Stunden die wir bis zum Check In noch ungefähr haben um uns kurz am Törnin – dem Stadtteich von Reykjavik umzusehen ....
... und ein paar Aufnahmen vom Perlan zu machen das oben auf einem Hügel über Reykjavik thront.
Das Perlan ist eigentlich ein Warmwasserspeicher, beinhaltet aber auch noch ein Sagamuseum und eine Aussichtsplattform von der man über die Stadt blicken kann.
http://de.wikipedia.org/wiki/PerlanWir belassen es bei ein paar Außenaufnahmen, tanken unseren Suzuki mit Benzin und uns mit Kaffee voll und fahren zum Domestic Airport Reykjaviks.
Das Auto können wir fast direkt vor der Tür parken. Wie ausgemacht lassen wir den Wagen unverschlossen und legen den Schlüssel ins Handschuhfach.
Den Domestic Airport kann man sich von der Größe her vielleicht wie eine Landpostfiliale mit angedocktem Blumengeschäft vorstellen (zumindest ohne Landebahnen) viel größer ist das Minigebäude nicht.
Das Gepäckband hat in etwa die Größe einer Eckbank und der ganze Flughafen hat drei Schalter zum Einchecken, von denen gerade einer besetzt ist. Platzhirsch ist hier fast ausschließlich Air Iceland – die Domestic Airline – die, wie man schon ahnen kann, eine Tochtergesellschaft der Icelandair ist.
Die sonstige Kreativität der Isländer hat bei der Namensgebung dieser Airline irgendwie eine Auszeit genommen.
Im Gebäude integriert ist auch ein kleines Café in dem wir uns mit einem Latte Macchiato und einem Sandwich versehen.
Danach beginnt auch schon die Security.
Wer gerne mal sehen will wie das vor 20 Jahren abgelaufen sein könnte der ist hier genau richtig.
Ich frage mich gerade sowieso, ob arabische Terroristen & Co überhaupt von der Existenz unseres Zieles Grönland wissen.
Wahrscheinlich nicht.
Na ja, man hat halt Zeit wenn man in so einer Schlange steht.
Immerhin geht unser Handgepäck, das laut Vorgabe nur 6 kg haben dürfte und sicher 2-3 kg zu schwer ist anstandslos durch (bzw. es wird nicht gewogen).
In der Abflughalle (oder besser Abflugzimmer) in dem nicht mal alle Passagiere einen Sitzplatz bekommen gibt es noch einen Duty Free Shop in dem ich noch 2 Sixpack Bier für Grönland mitnehme.
Ein weise Entscheidung – Bier ist nun nicht unbedingt ein Schnäppchenartikel im Land der Gletscher und des ewigen Eises.
Dann ist es schließlich soweit. Bei inzwischen strömendem Regen laufen wir die 200 Meter über die Flight zu unserer Zweipropellermaschine, einer Dash 8-200 ( mit 36 Plätzen, die heute ausgebucht sind ), die um 11.30 Uhr in den grauen Himmel gen Grönland aufsteigt.
Die Handgepäckfächer sind hier so klein, dass wir unsere Rucksäcke fast mit Hammer und Meißel dort hineinklopfen müssen.
4 Stunden dauert der Flug bis Ilulissat. Weiter als man denkt – aber wer sich das mal auf der Karte ansieht – man fliegt doch ein gutes Stück übers Meer und dann einmal quer über Grönland.
Unsere Hoffnung auf bessere Sicht erfüllt sich. Rechtzeitig nach einer Stunde Flugzeit und noch bevor wir wieder Land unter uns haben reißt die Wolkendecke auf. Unter uns glitzert das Meer und irgendwann können wir auch die ersten Eisstücke im Wasser erkennen – der erste Hinweis, daß Grönland nicht mehr weit ist.
Die ersten Berge kommen in Sicht und schließlich Schnee und Eis – soweit das Auge reicht.
Gegen 12.15 Uhr Ortszeit landet die Dash in Ilulissat, Grönland, das auf dänisch Jakobshavn heißt.
Grönland ist übrigens die größte Insel der Erde und wird geologisch zum arktischen Nordamerika gezählt. Aus politischer Sicht ist es ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemarks.
Zu Deutschland sind es nun 4 Stunden Zeitverschiebung und zu Island 2 Stunden – die wir also gerade gewonnen haben (wir dürfen sie aber leider nicht behalten).
Der Polarkreis verläuft übrigens etwas südlich der Ortschaft Sisimiut.
War der Domestic Airport in Reykjavik schon klein, mutet der Flughafen von Ilulissat eher wie ein geschrumpfter McDonalds an. Immerhin ist das hier die drittgrößte Stadt in Grönland mit 4600 Einwohnern.
Auch unsere Koffer sind gut in Grönland angekommen und so stehen wir wenige Minuten später schon vor dem Flughafen und halten nach einem Taxi Ausschau.
Da gerade keines da ist rufen wir auf Rückfrage 944-944 an. Das ist die „Taxizentrale“ hier und wenige Minuten später kurvt auch schon ein „Taxa“ vors Gebäude und wir können einsteigen.
Schnell bekommt man einen Eindruck, daß hier die Uhren doch noch ein wenig anders gehen als anderswo in unserer modernen und durchorganisierten Welt.
Englisch – sowas kennt der „Taxa-Fahrer“ nicht, das Taxa selbst mutet wie ein Wunder an. Ein Wunder, daß es noch fährt.
Wahrscheinlich ist es so alt wie alle 3 Insassen zusammen und die Windschutzscheibe bietet nicht mehr viele Stellen, die noch keinen sich weit verzweigenden Sprung aufweist.
Die 6km Fahrt vom Airport hinab in den Ort sind aber schon mal landschaftlich sehr reizvoll.
Wir kommen auch an einem alten Friedhof und schließlich am populären Hotel Arctic vorbei bevor es einmal komplett durch den Ort geht.
Zum Glück wissen wir, daß unser Apartment, das Petra schließlich für uns gefunden hat nahe dem Hotel Icefjord liegt.
Das vermitteln wir unserem Taxafahrer und schließlich kann er auch mit dem Namen Uffe etwas anfangen – so heißt unser Vermieter dort.
Wir bezahlen umgerechnet knapp 20 € in dänischen Kronen (der grönländischen Landeswährung) und steigen aus.
Über einen 50 Meter langen Holzsteg geht es über die Felsen hinab zu einem gelben Haus das Petra von Fotos die sie im Web gesehen hat wiedererkennt.
Dieses Apartment zu bekommen war auch keine ganz einfache Angelegenheit.
Viel Auswahl bietet der Ort ja nicht. Eigentlich nur 3 Hotels (alle sehr teuer, mit 250 Euro und mehr fürs Doppelzimmer) sowie die auch nicht gerade günstige Jugendherberge (auf die wir uns schon eingestellt hatten) und die Möglichkeit irgendwo privat unterzukommen – was von Deutschland aus praktisch kaum buchbar ist – ja und dann hat Petra noch Uffe und sein Apartment entdeckt.
Der Mailkontakt war nett aber es dauerte oft viele Tage bis eine Antwort kam und Uffe wollte eine Anzahlung als Auslandsüberweisung (nix Kreditkarte).
Wir überlegten ob wir das so machen wollten und entschieden uns für das kleine Risiko (plus den Kosten die so eine Nicht-EU-Überweisung dann auch noch verursacht).
Das war eine sehr sehr gute Entscheidung.
Uffe hatte Petra geschrieben, daß das Apartment bei unserer Ankunft unverschlossen wäre und so öffnen wir die Tür und betreten unser neues kleines Reich, daß uns 4 Tage beheimaten soll.
Das Zimmer ist nicht wirklich groß hat aber alles was man braucht.
Bad mit WC & Dusche (wenn auch eng) eine Kochecke, eine Essecke und ein Bett.
Dazu gibt es ein großes Fenster, das auf die Veranda blickt und da sind wir auch schon beim Highlight vielleicht der gesamten Reise.
Diese Veranda und der Blick auf die Eisberge die hier direkt vor der Küste der Eisbergmetropole Grönlands treiben.
Unglaublich. Das ist echt der Wahnsinn!
Für dieses Apartment könnte man locker 300€ verlangen, es würde Leute geben, die das zahlen würden – für diesen genialen Blick.
Wir sind dagegen zahlungstechnisch nur wenige Euros oberhalb der hässlichen Jugendherberge im Ort angesiedelt – well done Petra!
Vom Anblick der Eisberge die sich aus dem Fjord hierher an die Küste vor Ilulissat geschwommen haben sind wir so begeistert, ....
... daß wir erst mal einige Zeit auf dem Balkon mit unseren Kameras in Stellung gehen.
Nur wenige Meter von unserem Apartment entfernt erreicht man das Ufer und könnte mal reindippen ... wenn es das Wasser nicht so "erfrischend" wäre.
Danach geht es wieder auf den Holzbohlenweg hinauf zur Straße ...
... und auf eine erste Runde durch den Ort.
Unser erster Eindruck: Powertourismus sieht anders aus.
Ein kleines Zentrum, ein Besucherzentrum das Touren anbietet, ein Shop der Touren anbietet und ein Tourenanbieter der Touren anbietet – das war`s auch schon zu dem Thema. Sehr angenehm.
Dazu eben die 3 Hotels von denen das Arctic sowieso sehr weit außerhalb liegt. Wir machen uns auf die Suche nach einem Supermarkt um fürs Abendessen einzukaufen. Neben dem Fußballplatz finden wir einen Spar und kaufen etwas Gemüse und Hühnchen und eine Thaisoße.
Nahezu alles hier wird aus Dänemark eingeflogen – einheimische Produkte gibt es praktisch zumindest hier nicht.
Zufrieden mit unserer ersten Shoppingtour bleiben wir noch etwas am Fußballplatz stehen ....
... und beobachten Einwohner und Kinder bei der schönsten Nebensache der Welt.
Wir treffen auch auf einige Schlittenhunde die sozusagen im Moment „übersommern“, also darauf warten, daß es wieder Winter wird und die Schlitten neben den Flugzeugen das einzige Fortbewegungsmittel in Grönland sind. Auffallend sind auch die über der Erde verlaufenden Leitungen für Strom oder auch Abwasser.
Den Weg vom Abschluß der Verdauung bis zur Endlagerung sowohl akustisch als teilweise (am Ende des Rohres) auch optisch mitzuerleben – kein Problem.
Zurück im Apartment legen wir uns erst mal eine Stunde aufs Ohr und dann wird heute thailändisch gekocht.
Das nennt man Globalisierung, wenn eine Rheinländerin und ein Franke in Grönland thailändisch aus größtenteils dänischen Beständen kochen und dazu isländisches Bier trinken....
Das kulinarische Ergebnis.
Nach dem Essen haben wir noch Lust auf einen ausgedehnten Spaziergang und laufen durch den Ort zum Kraftwerk nach Süden.
Am Ortsrand ...
... erklimmen wir eine Holztreppe und folgen einem gelb markierten Weg über Felsen und Gras ....
... und blicken immer wieder hinab auf die Diskobucht ....
... deren Eisberge aus dem Kangia Eisfjord – seines Zeichens Unesco Welterbe – die Küste bei Ilulissat passieren.
Da das Thermometer heute nicht über 6°C geklommen ist und es jetzt abends doch merklich frisch wurde, freuen wir uns doch sehr über unsere dicken Jacken die wir hier sicher noch öfter brauchen werden.
Das Wetter ist bedeckt ...
... aber das ist ganz ok so, denn so erleben wir beeindruckende Himmelsfarben die sich in ein glühendes Orange steigern.
Ein erster Blick auf die Ausläufer des Eisfjords soll uns heute genügen.
Es ist inzwischen schon fast 23 Uhr, Zeit sich auf den Rückweg zu machen.
Als Tagesabschluß gibt es noch einen GinTonic und immer wieder verleitet eine neue Lichtstimmung dazu doch noch einmal schnell auf der Veranda die Kamera in Anschlag zu bringen.
Ein aufregender Tag und eine neue Welt die uns bis jetzt schon mal ausnehmend gut gefällt.
So darf es weitergehen …...
Übernachtung: Apartment Uffe Bang, Ilulissat
Bild des Tages:
Eisberg in Ilulissat, Grönland