Autor Thema: Goa und Radschasthan in 18 Tagen  (Gelesen 30925 mal)

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #30 am: 05. Dezember 2013, 18:23:17 »
@Birgit: Bei mir sind es immer genau 12 Stunden. Passt zum Tempel. Zu Abend gegessen haben wir im Hotel „Kings Abode“ wo wir auch übernachtet haben. Hatten wir Anfangs natürlich stark im Verdacht. Jedoch schienen alle anderen Gäste, die dort gegessen haben, keine Probleme bekommen zu haben und Harald und ich hatten beide auch unterschiedliche Gerichte….
Wir werden’s nie sicher wissen. Der Name des "Taubenmittels" ist mir entfallen. Aber ich habe ihn irgendwo aufgeschrieben...

@Andrea: Ich denke es scheint wohl recht üblich zu sein, die Touristen Mama und Papa  zu nennen.
Mir ging es auch nicht so sehr ums „alt sein“ sondern um die überhand nehmende Vertraulichkeit. Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)

Andrea

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #31 am: 05. Dezember 2013, 18:38:36 »
Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)

Da stehe ich voll zu dir!  ;) :drunken:
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #32 am: 05. Dezember 2013, 18:54:15 »
Sag mal, Nele, auf dem Foto mit den vielen jungs, ist der Mann in gestreift im Hintergrund Harald - oder winkt da etwa ein anderes Weißgesicht so unbefangen fröhlich in eure Kamera?

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #33 am: 05. Dezember 2013, 19:02:49 »
Nö, das ist schon der Harald. Die Kamera hat die Jungs vom Händeschütteln abgelenkt  ;D

Silke

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #34 am: 06. Dezember 2013, 11:24:32 »

Mir ging es auch nicht so sehr ums „alt sein“ sondern um die überhand nehmende Vertraulichkeit. Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)

Unser Fahrer hat uns immer Bruder und Schwester genannt, obwohl er vom Alter mein Sohn hätte sein können. Das war für uns o.k. Vertraulich war er auch, aber so etwas hätte er sich nie getraut.
Er hat uns dann zum Abschied zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Und diese Vertraulichkeit ist es, die es mir schwer macht, einen Fahrer zu nehmen. Ich denke oft daran, wie es ihm und seinen Kindern wohl geht, ob er sein Auskommen hat usw..

Magenprobleme solcher Art, wie ihr sie hattet, hatten wir zum Glück nie. Mal ein leichtes Grummeln im Magen, aber mehr nicht.

nelilein

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4. Teil : Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #35 am: 06. Dezember 2013, 16:41:57 »
Heute geht es weiter nach Jaislamer: „Die goldene Stadt“.
Es sind 200 Kilometer zu fahren.
Die Straße ist recht neu und es ist wenig Verkehr, so daß wir gut voran kommen.


Die Landschaft verändert sich in Richtung Wüste. Jedoch ist die Wüste Thar nicht so lebensfeindlich wie erwartet.
Es ist noch recht grün, neben Sträuchern und Kakteen wachsen auch Bäume, die das Futter für die wilden Kamele sind.
Schon gegen 14 Uhr sind wir in Jaisalmer, die aufgrund des gold-gelben Sandsteins, der hier abgebaut wird, und aus dem alle Gebäude bestehen tatsächlich „golden“ schimmert.
Unser Hotel liegt außerhalb, in Richtung pakistanische Grenze im Nirgendwo.
Umso erstaunter sind wir über das riesige burgenhafte Gebäude, das einem indischen Fort nachgebildet wurde.
Es ist bombastisch schön! Das Hotel ist absoluter Luxus! Wir sind ganz hin und weg.
Und als wir dann noch in eine Suite (3Zimmer und Gästeklo) upgegrated werden, wollen wir eigentlich nicht mehr hier weg!
Aber Rakesh holt uns um 15 Uhr zur Altstadtbesichtigung ab und so müssen wir „leider“ bald wieder los.
Nur schön, dass wir hier 2 Nächte sind.
Die Altstadt, innerhalb der Fortmauern ist krass.



Malerisch wie eine Filmkulisse. ABER: Sie hat keine Kanalisation und das riecht man deutlich. Mein Magen ist noch nicht ganz auf der Höhe und rebelliert aufgrund des Gestanks.
Die Gassen sind eng, voller Kühe, Hunde, Motorrädern und Menschen.
Gut, daß wenigstens keine Autos rein dürfen (wobei die hier eh keinen Platz hätten).
Schneller als geplant ergreifen wir die Flucht, das ist nun doch etwas heftig.
Außerhalb der Fortmauern besuchen wir den heiligen See, na also, geht doch.
Sehr hübsch mit Prachtpavillons im See, Tretbooten und heiligen Welsen, die die einheimischen Touristen mit Toastbrot füttern.
 

Zum Sonnenuntergang bitten wir Rakesh uns zu den Grabdenkmälern der alten Herrscher zu fahren.


Hier ist es sehr schön und so genießen wir den Sonnenuntergang mit Blick auf die Grabstätten in Mitten eines riesigen Windparks mit Windrädern, die hier in der Wüste alternative Energie erzeugen – auch das ist Indien und hätten wir hier nie erwartet.


Als es dunkel ist, gehen wir noch was essen, sind aber vorsichtig und bestellen nur Gemüse mit weißem Reis.
Ein bisschen Angst habe ich schon, aber das Taubenmittel wäre ja schnell zu bekommen.
Freitag: Die Nacht ist überstanden und alle Körperfunktionen normal.
Also kein Taubenantibiotika, sondern lieber ein Besuch im „english wine and beer shop“ sprich dem Alkoholfachgeschäft. Rakesh kommt mit und berät Harald zu einem einheimischen Rum.
So ganz recht ist es ihm nicht.
Er legt uns sehr nahe, nicht zu viel zu trinken, in Richtung Alkohol versteht er echt keinen Spaß!
Wir genießen unser Hotel bis 11 Uhr, dann besichtigen wir die „Neustadt“, die ist auch nicht sauberer, riecht aber besser.
Ich mache einen größeren Umweg um jede Kuh (leichter gesagt als getan), da gestern direkt eine auf mich zu kam und mich aus dem Weg stupste.
Glücklicherweise hatte sie keine Hörner… Und so habe ich Respekt vor dem heiligen Höllenvieh und mache Platz, wie sie es gewohnt sind.
Wir schauen uns 3 Havelis, alte Handelshäuser, an, die reich mit Steinmetzarbeiten geschmückt sind. Von den Dächern hat man einen tollen Blick auf die Umgebung.


Gegen 15 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Wüste, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang bei der viel angepriesenen Kamelsafari zu sein.


Und hier werden wir zu ersten Mal so richtig touristengeneppt!
Wer mal in der Sahara war, ist natürlich schwer zu beeindrucken.
Aber die „Sonnenuntergangsdühne“ ist so klein, dass sie kaum die Touristen fasst, die aus allen Richtungen herbeiströmen. Dazu kommen Nepper, Schlepper, Bauernfänger, die eisgekühltes Bier verkaufen.
Bei einem Männlein, daß uns mit der „Päper“ ein Ständchen bringen will, geht meinem lieben Mann „das Kamel durch“.
Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und schreit:“ NO! WE ENJOY THE SILENCE!“
Fast springt er dem Männlein ins Gesicht. Dass es ihm ernst ist, merkt auch der Musiker und nimmt seine Beine mitsammt seiner „Päper“ unter die Arme und verlässt fluchtartig unsere Düne.
Wir warten den kompletten Sonnenuntergang nicht ab und beschließen wutentbrand auf das anschließende Menü mit Volkstänzen, das im Preis enthalten ist, zu verzichten.
Wir scheuchen Amil zu seinen/unseren Kamelen und sind schon auf dem Weg, als die anderen Touristen sich aus dem Sand schälen.
Ich werde beim vorbeireiten fotografiert, da ich die einzige bin, die ihr Wüstenschiff alleine lenkt.
Anil hat mir kurzerhand die Zügel in die Hand gedrückt und gemeint ich solle voranreiten. Er läuft mit Haralds Kamel an der Leine hinter uns her.
Ich bin so gefrustet, dass ich noch nicht mal die Herde wildlebenden Pfauen (ca. 20 Stück) fotografieren will. Ist eh schon zu dunkel.
Das muß man uns bei der Rückkehr wohl deutlich angesehen haben.
Ohne nur den Anflug eines Protests handelt Rakesh den Preis für die Pauschale (und somit auch sicher für seine Provision) beim Veranstalter herunter auf die Hälfte und holt kommentarlos sein Auto.
Als kleines Trostpflaster laden wir ihn in der Stadt zum Essen ein, immerhin hätte er dort sichr was zu essen bekommen.
Da heute Freitag ist, ist in der Stadt echt was los, Feuerwerk und Böller, schön geschmückte Frauen auf dem Weg zum Tempel und in die Moschee.
Das gefällt uns schon besser als der Touristennepp.
Außerdem besuchen wir den Freitagsbasar und sind tatsächlich mal die einzigen Touristen! Das ist schöööön! Ich bin versöhnt.
Rakesh will morgen um 7 Uhr aufbrechen, der Weg sei so weit. Aber ich will nicht. Kurzerhand sagen wir 9.30 Uhr und verschwinden in unsere Luxussuite!

Noch ein Wort zu unserem Rakesh.
Er ist pünktlich, höflich und ein umsichtiger Fahrer.
Eine Weile fragten wir uns jedoch: Möchte oder kann er uns nicht verstehen, wenn etwas von der Norm abweichen soll. Wissen tun wir es nicht, aber wir gehen mal von letzterem aus.
Beispiel: Es ist erkältet uns ich frage: Do you feel sick? Er antwortet: No, I`m Hindu.
Jede Umformulierung, alle Erklärungsversuche meinerseits verlaufen im Sand.
Deshalb gebe ich es auf und denke: Werde gesund oder lass‘ es halt!

Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #36 am: 06. Dezember 2013, 17:07:36 »
Ach, Nele, den Nepp in der Wüste fand ich auch furchtbar. Und genau wie ihr habe ich dort doch nur in der Ruhe sitzen wollen. Mich hat mein Kamelführer dann kurz entschlossen separiert. Aber dieses Folklore-Dinner war furchtbar. Ihr habt es gut gemacht, dass ihr da nicht geblieben seid. Ich war auch bockig und habe keine Rupie Trinkgeld gegeben.

Und ansonsten schau mal hier: Ich denke, die Frau verdient sich echt ´ne goldene Nase mit ihrem Baby.

Dein Bild:



Mein Bild:


Ilona

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Re: 4. Teil : Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #37 am: 06. Dezember 2013, 17:12:18 »
Beispiel: Es ist erkältet uns ich frage: Do you feel sick? Er antwortet: No, I`m Hindu.

Den Witz habe sogar ich verstanden :totlach:, denn er trägt ja keinen Turban, oder? Somit ist er auch kein Sikh  :zwinker:, sondern Hindu  :toothy9:. Also ich würde mal sagen, dass er euch schon verstanden hat  :cool2:.

Malerisch wie eine Filmkulisse. ABER: Sie hat keine Kanalisation und das riecht man deutlich. Mein Magen ist noch nicht ganz auf der Höhe und rebelliert aufgrund des Gestanks.

Hast du etwa in die nicht vorhandene Kanalisation :kotz: ?

Also kein Taubenantibiotika, sondern lieber ein Besuch im „english wine and beer shop“ sprich dem Alkoholfachgeschäft.

Ganz ehrlich, das habe ich mich gestern schon gefragt, warum ihr keine alkoholische Magendesinfektionslösung vor und nach dem Essen eingeworfen habt? Irgendwie scheint das nämlich zu helfen, denn wir waren mal die Einzigen in Tunesien, die wegen regelmäßiger Desi mit Boukha keine Probleme hatten.

Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #38 am: 06. Dezember 2013, 17:46:58 »
Kicher!  :floet: Birgit, die malerischen Damen und Herren sitzen ja nicht für umsonst an so exponierter Stelle herum. Allerdings habe ich nix bezahlt, dank meines „Superzooms“ hat sie nicht mal gemerkt, dass ich sie fotografiert habe. Dafür habe ich an anderer Stelle „bluten“ müssen… >:D
@Ilona: Jaja, ob er sich wohl wie ein Sikh fühlt, wenn er so hustet..?..  Ich wollte ihm ja was aus der Apotheke besorgen (aber keinen Turban).  ;)
 :kotz: habe ich nicht, aber ich war schon etwas grün um die Nase. Und unseren Alk (Kirschwasser) hatten wir schon in Goa/Udiapur alle gemacht… Aber der indische „Old Monk“ Rum ist echt nicht schlecht!

nelilein

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5- Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #39 am: 09. Dezember 2013, 12:11:15 »
Samstag: Tolles Frühstück, dann checken wir aus.
Da wir noch etwas Zeit haben, beobachten wir noch ein bisschen die „Upperclass-Indianer“ die in unserem 5-Sterne Hotel abgestiegen sind.
Die Kinder rennen im Schlafanzug durchs Foyer und jagen die hoteleigenen Pfauen.
Die Eltern schlurfen in den Hotelpantoffeln auch halb im Schlafanzug zum Frühstück. Natürlich jeder mit dem I-Phone im Anschlag, bis hinunter zu den Kleinsten.
 Pünktlich wie immer machen wir uns auf den Weg.
Die Straße ist extrem gut ausgebaut, also wäre eine Reisegeschwindigkeit von 100 KMH kein Problem, wie uns auch die anderen Touristentaxis vormachen.
Aber unser HM gibt entweder nicht mehr als 60 Kmh her, oder unser Sturkopf sieht es nicht ein, schneller zu fahren.
So kann man die Zeit natürlich auch unsinnig totschlagen.
So hohle ich den Laptop aus den Kofferraum und schreibe an meinem Bericht weiter.
Harald meint, so wie ich auf die Tasten hämmere würde man genau hören, das ich eine Wut im Bauch habe!!
Naja, eigentlich wollte ich nicht fast doppelt so lange wie die anderen Touris im Auto hocken!
Nach 3 Stunden wüstes Ödland bei 60Kmh frage ich dann doch, ob Rakesch nicht schneller fahren könnte? Immerhin wären die anderen Touristen längst da.
Er lächelt kommentarlos und erhöht die Reisegeschwindigkeit um 5 kmh.
 Dass die Straße so gut ist, liegt an der Nähe zur pakistanischen Grenze. 
Von unserem Hotel waren es nur  noch 70 km. Deshalb ist die Militärpräsenz auch beeindruckend. Riesige Konvois fahren auf der Straße und machen Manöver in der Wüste, lassen die Muskeln spielen.
 „Schulbusse“ sind, bis unters Dach vollgestopft mit adretten, sauberen Kindern unterwegs.
Immer, wenn wir hinter so einem Vehikel, fahren rumort es  im inneren.
Es wird beratschlagt und gekichert.
Sobald ich lächle, fangen ein paar ganz Mutige an zu winken.
Winke ich zurück, bebt das ganze Gefährt.
Sie sind einfach freundlich, aufgeschlossen und neugierig, das macht echt Spaß!
Endlich kommen wir, 50 Kilometer vor Bikaner, zur Abzweigung von Kolayat.
Ganz klar ist nicht was uns hier erwartet. Im Reiseführer, wo der heilige Ort als Geheimtipp angegeben wird steht nur, es wäre für die Sikh eine heilige Städte am See.
Wir fahren auf einer Staubstraße eine Weile durch ein Tonerdeabbaugebiet und sehen vor lauter Staub erst mal gar nichts.
Dann stehen wir aus heiterem Himmel im Stau.
Nichts geht mehr. 
Rakesh bemüht sich um ein Weiterkommen, hat aber trotz lauten Palavers keinen Erfolg.
So verlassen Harald und ich das Auto und laufen einfach den bunten Menschenmassen nach.


Was wir hier erleben dürfen, ist definitiv der Höhepunkt unserer bisherigen Reise.
Wieder ist es sehr schwer zu beschreiben, was die Faszination dieses Ortes ausmacht.
Es ist eine Art Dorf an einem verlandeten See mit Tempel.


Wir geraten in die Vorbereitung zu einem Tempelfest, das am Folgetag stattfindet und sind die einzigen (weißen) Touristen.
Wir fühlen uns aber nicht unwillkommen oder gar bedroht - im Gegenteil.
Die Leute starren uns ungeniert, etwas skeptisch, an.
Wenn wir sie mit dann mit „Namaste“ grüßen, geht ein Strahlen über die Gesichter und man grüßt freundlich zurück.
Junge Leute fragen uns, wo wir herkommen.
Ältere, vor allem Männer, bedeuten uns mit Hand und Fuß, wir sollen sie fotografieren und lachen sich dann über ihre Bilder im Display kaputt.


Auf diese Weise verursachen wir so manchen Menschenauflauf.
Wir fühlen uns ins Geschehen eingebunden und posieren natürlich auch gerne für diverse Fotohandys.
 Ein Männlein sitzt inmitten von seinen Utensilien auf einer Decke und zeigt auf diverse Postkarten mit Hindugottheiten und auf einen 10 Rupees Schein.
Zuerst meinen wir, er möchte uns die Postkarte verkaufen aber nach einiger Zeit kommt heraus, wir sollen uns eine Gottheit aussuchen und für 10 Rupees betet er für uns.
Das scheint uns sinnvoll investiertes Geld, und so geben wir das Gebet in Auftrag.
Wir sind fast traurig, als wir gehen müssen, aber die Fahrt geht ja weiter nach Bikaner.
In Bikaner angekommen machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt. Es ist unglaublich voll und der Gestank der aus den offen verlaufenden Abwasserkanälen aufsteigt schlägt mir (wiedermal) auf den Magen.


Als der Zug mitten durch die Stadt fährt, ignorieren alle die heruntergelassenen Schranken.
Erst kurz vor knapp räumen die Menschen mit ihren Fahr- und Motorrädern die Schienen. 
Wir fahren in unser Hotel.
Wir nächtigen heute im Museum.
Es handelt sich um einen originalen Maharadscha-Palast, der 1903 erbaut wurde. Nahezu alles ist im Originalzustand belassen.
 Wir erfahren, dass wir wieder ein Upgrade erhalten in die Maharadscha-Suite!


Diese hat selbiger noch bis in die 50er Jahre selbst bewohnt.
Die Suite besteht aus mehreren Zimmern. Wir schätzen die Gesamtgröße auf über 100qm.
Wenn uns der Sinn nach Hausmusik stehen würde, könnten wir am eigenen Piano musizieren!
 Der Charme des Zimmers ist jedoch auch ziemlich morbide. Vor allem mit dem steinalten Teppich stehe ich auf Kriegsfuß.
Dieser riecht ziemlich „antik“ um es vornehm auszudrücken. 
Wir schlendern etwas durchs Hotel, fahren mit dem ältesten Aufzug der Menschheit (rein mechanisch mit Scherengittern, unglaublich).
Dann fallen wir totmüde in Maharadschas Bett, zu dem übrigens 3 Stufen hinauf führen.
Sonntag: Pünktlich um 9 Uhr kommt Rakesh uns mit den HM abholen. 
Wir wollen das Fort besichtigen, haben uns aber in der Zeit vertan.
 Dieses öffnet erst in einer Stunde. Also streichen wir die Besichtigung kurzerhand und lassen diese Stadt (doch rech gerne) hinter uns.
Als nächstes steuern wir den Rattentempel in Deshnoke an, auf der Suche nach der weißen Ratte, die bekanntlich haufenweise Glück bringen soll.
Wir sind sehr froh über unsere OP-Plastik-Socken…. Eine deutsche Reisegruppe mit Rentnern, die den Tempel zeitgleich betritt, verlässt nach 2 Minuten fluchtartig den heiligen Ort.


Naja, dass es im Rattentempel Ratten gibt, sollte eigentlich schon vorher klar gewesen sein.
Wir bleiben 45 Minuten und sehen die weiße Ratte leider nicht, nur normale.
Also kein Glück für uns.
Wieder sind wir interessanter als die Nager.
Ich soll ein Baby fürs Foto halten aber das schreit, wegen der großen weißen Frau, die es auf den Arm nehmen soll, wie am Spieß und so gebe ich es der Mutter lieber zurück.
Die Fahrt geht weiter in Richtung Mandawa zur Besichtigung der bekannten, rund 100 Jahre alten Kaufmannshäuser, den Havelis.
Rakesh begleitet uns durch das malerische Örtchen und zeigt uns die schönsten Exemplare.
 Für indische Verhältnisse geht es hier sehr beschaulich zu.
Gegen Abend fährt er uns in unser Hotel, ein 125 Jahre altes, mit viel Liebe und Aufwand restauriertes Haveli. 
Wir haben die Suite gebucht und bekommen sie auch – schlafen im Puppenhaus – wir sind uns einig: So was Schönes haben wir noch nie gesehen, wir sind hin und weg!!


Man macht eine Hausführung mit uns, zeigt uns die voher - nacher-Galerie und verschiedene Räumlichkeiten mit zum Teil noch 125 Jahre alten, unrestaurierten Wandmalereien. 
Wieder in unserem Puppenstübchen angekommen, in dem man nicht größer sein sollte als 1,80 Meter (die Inder vor 100 Jahren müssen noch kleiner gewesen sein als sie heute eh noch sind) möchte ich baden und setze aufgrund eines defekten Schlauchs das ganze Obergeschoß (ja, das Bad ist auf der Galerie mit Blick aufs Bett) unter Wasser.
Anruf bei der Rezeption, Panik bricht aus und gefühlte 100 Leute stürmen unser Zimmer.
Wir machen lieber mal Platz und nach 30 Minuten ist die Leitung tatsächlich dicht und das Wasser aufgewischt (wundersames Indien…)
Wir beschließen nur weißen Reis zu Abend zu essen, da ich zunehmend das indische Essen nicht mehr vertrage.
Ein Löffel Curry und ich habe schreckliches Sodbrennen, kenne ich so gar nicht.
Während wir unseren Reis löffeln schauen wir einer Marionettenvorführung zu, bei der wir die einzigen Gäste sind zu.
Die Reisegruppe, mit französischen Rentnern (es scheinen eh nur Rentner oder Studenten dieses Land zu bereisen) die kurz nach uns lautstark über das nette Hotel hereingebrochen ist, interessiert sich nicht die Bohne für die Bemühungen der Marionettenspieler.
Und so kaufe ich, halb aus Mitleid, halb aus wirklichem Interesse, 2 Marionetten, für die ich, trotz zäher Verhandlung, natürlich viel zu viel bezahle. Aber es trifft sicher keinen Falschen.
Am nächsten Morgen fallen die Franzosen vor uns aus, und es ist dann wieder herrlich ruhig.


Ich fotografiere vom Dach noch ein paar Pfauen, die auf der Straße im Müll nach Essbarem suchen.
Um 10 Uhr  geht es weiter nach Jaipur.
Die Fahrt dauert 4 Stunden und man merkt mit jedem Kilometer, es geht Rajasthans Hauptstadt und dem Ballungsgebiet entgegen.
Die Straßen werden noch voller, dreckiger und wir sehen die ersten echten Zeltslums, von denen Harald in Windeseile ein verstecktes Foto macht.
Jaipur hat offiziell 4 Mio. Einwohner. Wer‘s glaubt wir selig!! Jedes Quadratzentimeterchen wird genutzt. Harald meint, er ist ja schon in Guatemala und Mexiko-City selbst Auto gefahren und auch auf Bali im Linksverkehr.
 Aber hier: NEVER EVER! 
Ich mag Jaipur auf Anhieb. Natürlich ist es hier keinenfalls sauberer, leiser oder leerer, aber die Stadt strahlt eine Energie und Geschäftigkeit aus, die mich sofort fasziniert.
Wenn ich irgendwo noch gerne einen Tag länger gehabt hätte, wäre es in Jaipur gewesen.
Unser Hotel hat 5 Sterne, ist nagelneu und es ist ein Genuss mal wieder modern zu wohnen.
Ich will schon seit Tagen den Film Ram & Leela sehen, der überall heftigst beworben wird und von dem ich mir schon den Soundtrack in Mumbai gekauft habe.
Und wieder gibt es Diskussionen mit unserem Rakesh.
Er geht mit seinen Touristen immer ins selbe Kino in Jaipur und da läuft der Film nicht.
Also sollen wir bitte einen anderen Film schauen (so siehst du aus!!)
Ich sage freundlich aber bestimmt, diesen Film oder keiner!
Letzen Endes lautet der Kompromiss wie folgt: Wir erkundigen uns im Hotel, wo und wann der Film läuft, reservieren Karten und er bringt uns hin.
Na also, geht doch.
Und so machen wir uns um 15 Uhr auf ins neueste Kino der Stadt, direkt im Einkaufszentrum um die Ecke.
Und wieder eine Überraschung.
Der Eintritt kostet 2,50 Euro und wir haben noch nie ein so schönes, modernes, sauberes Kino von innen gesehen!!
Liegesitze – alle Wetter. 
Wir nehmen Rakesh mit ins Kino. Es ist sichtlich beeindruckt.
Der Film ist Romeo und Julia auf indisch und ich muss, beim unvermeidlichen Ende, so weinen!
Peinlich, peinlich aber die indischen Jugendlichen freut’s.
Im übrigen herrscht tolle Stimmung im Kino. Wenn der Held oder die Heldin auf der Leinwand erscheinen, wird gejohlt und gepfiffen. Es wird gelacht und gesungen. Kein Wunder: Ein toller Film!
Anschließend laufen Harald und ich noch durchs Einkaufszentrum und gehen in den Pizza Hut.
Noch ein Löffel Massala oder Curry und ich hätte einen Krieg angezettelt.
Ich schwöre feierlich, nie wieder auch nur einen Bissen indisches Essen zu mir zu nehmen, für ein Teller Spagetti könnte ich einen Mord begehen!

Ilona

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Re: 5- Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #40 am: 09. Dezember 2013, 17:04:04 »
Ich schwöre feierlich, nie wieder auch nur einen Bissen indisches Essen zu mir zu nehmen, für ein Teller Spagetti könnte ich einen Mord begehen!

Und, hast du bis jetzt durchgehalten? Ich hoffe natürlich, dass bisher nicht zu viele wegen einem Teller Spaghetti ermordet wurden :totlach:.

Ich bin immer wieder von den ganzen Eindrücken erschlagen und froh, dass ich es nicht live erleben muss ;D.
Liebe Grüße

Ilona

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Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #41 am: 09. Dezember 2013, 19:21:45 »
Na, da habt ihr dem armen Rakesh in Sachen Kino ja wieder ordentlich Stress gemacht ;) Wer weiß, am Ende gibt es auf Kinokarten ja auch Vermittlungsgebühr. Zumindest hatte mir Anil ja auch meine (und seine) Karte gekauft, anstatt mich einfach loszuschicken die Karte selbst zu kaufen, wie er es sonst immer gemacht hat bei allen anderen Eintritten.

Hatte Rakesh in Jaipur eigentlich auch so eine nette blau-graue Uniform an? Ich hatte erfahren, dass das in Jaipur wichtig sei, weil es kontrolliert wird.

Ihr hattet ja tolle Hotels, fast bedaure ich, dass ich meiner Gewohnheit des Vorbuchens nicht treu geblieben bin, zumal ich an der einen oder anderen Stelle (speziell in Udaipur) schon gedacht habe, dass sich da noch Netteres hätte finden lassen.

In indisches Essen hätte ich mich bis zum letzten Tag reinlegen können, habe es auch gut vertragen und es konnte mir kaum scharf genug sein. Nur ganz selten hatte mich Lust auf "mal was Anderes" überkommen. Da hatte ich dann Pizza, auch die schmeckte indisch, sodass ich mich dann wieder völlig freiwillig für "richtig indisch" entschieden hatte.

Und ich finde es faszinierend, wie ähnlich ihr manche Orte und Ereignisse erlebt habt, obwohl ihr sie in völlig anderen Situationen erlebt habt. Ich beispilsweise hatte Kolayat ja völlig verpennt und leer erlebt, aber war ebenso verzaubert davon wie ihr.

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #42 am: 09. Dezember 2013, 19:45:06 »
Stimmt, jetzt wo du sagst.... Ich dacht noch, sind seine "guten Sachen" jetzt in der Reinigung, oder was?
Das mit dem Kino war so oder so ein Erlebnis für Rakesh: 
Es gab nämlich eine heftige Kuss-Szene!! Was übrigens mit lauten Pfiffen und Gejohle quittiert wurde.
Harald sagte, er sei förmlich im Sitz versunken, so peinlich war ihm das ;D

nelilein

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #43 am: 09. Dezember 2013, 19:47:34 »
Und was das indische Essen angeht.... Ich brauche noch ein bisschen Zeit.... Currywurst - nein Danke ;)

Birgit

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Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
« Antwort #44 am: 09. Dezember 2013, 19:58:18 »
Currywurst - nein Danke ;)

Echt? Soooooo schlimm? :o