Auf dem Uncomphagre Uplift findet man im Rattlesnake Canyon eine relativ grosse Ansammlung z.T. gewaltiger Arches. Zwei liegen vereinzelt, die anderen acht auf kurzer Distanz beieinander.
Wie so oft in den USA wird mal wider kräftig übertrieben. Dies sei die grösste zusammenhängende Ansammlung von Arches ausserhalb des Arches National Parks. Weit gefehlt, im Sweet Alice Canyon gibt es mindestens 16 Arches auf änlicher Strecke, ein paar andere Canyon können sicher auch noch mithalten.
Trotzdem lohnt sich eine Tour zum Rattlesnake Canyon. SUV ist ein Muss, fahrerisches Können sollte auch in gewissem Mass vorhanden sein und es gibt Zeiten im Jahr, da ist die Zufahrt aus Naturschutzgründen ganz gesperrt. Man kann sich aber beim BLM erkundigen.
Rattlesnake Canyon liegt an der Nordseite des Uncomphagre Uplifts im westlichen Colorado. Das Gebiet gehört zur Black Ridge Canyons Wilderness. Drei Möglichkeiten existieren, ihn zu erreichen:
- per Boot auf dem Colorado (Grand) River hinunter bis zur Mündung des Rattlesnake Canyons, - von dort kann der Canyon begangen werden. Gesamtlänge ca. 3,4 - 4 Meilen. Der Aufstieg zu den Arches durch den ersten linken Seitencanyon ist sehr anstrengend. Es existiert kein Weg an sich. Der Höhenunterschied vom Flussufer bis zur Ebene unterhalb der Arches beträgt gut 300 Meter.
- von Fruita, oder genauer gesagt Kingsview am Südufer des Colorado (Grand) Rivers, dann am südlichen Flussufer bis zum Trailhead und von dort hinauf zum Arches Trail. Ebenfalls mehr als 300 Meter Höhenunterschied. Dieser Trail ist markiert, teils mit Pfeilen, teils mit Cairns.
- durch den Black Ridge Corridor mit einem guten, geländegängigen Fahrzeug bis zum Trailhead der Arches Trails, dann von dort zu Fuss absteigend. Die Fahrstrecke gehört im letzten Abschnitt zu den eher anspruchsvollen Routen.
Die ersten beiden Wege werden hier nicht beschrieben.
Anfahrt zum Trailhead der Arches Trails:
Auf der I 70 bis zur Ausfahrt Fruita ca. 10 Meilen westlich von Grand Junction, von dort nach Süden über den Colorado (Grand) River. Nach gut zwei Meilen kommt die Abzweigung nach rechts ins Colorado National Monument. Dieser Strasse folgt man am Visitors Center vorbei bis zu einer scharfen Linkskurve, in der eine breite graveled road in Richtung Glade Park (einfaches Schild) abzweigt (UTM Koordinaten ca. 12S 0695491, 4325127 ). Man biegt auf die Gravelroad ab. Nach nur 250 - 300 Metern geht nach rechts ein Weg ab. Direkt am Beginn findet sich eine Hinweistafel zu Black Ridge und Rattlesnake/Mee Canyons.
Je nach Jahreszeit sind unterschiedlich Strecken zum Trailhead vorgeschrieben: Upper oder Lower Access Road. Erstere wird vom 15. April bis 15. August freigegeben, zweitere von Mitte August bis Mitte Februar. Zwischen Mitte Februar und Mitte April ist die Zufahrt mit Kfz verboten. Bis zum Trailhead sind es in jedem Fall 12 - 14 Meilen one way.
Zuerst verlaufen beide Strecken zusammen, die Trennung ist ausgeschildert. Ende Mai war natürlich die upper Road zu nehmen. An sich ist die Stecke bis weit hinauf auf das Plateau der Black Ridge auch mit vorsichtig bewegten Pkw möglich, jedoch kann man damit das Trailhead nicht erreichen. Dazu bedarf es 4WD und eines nicht ganz ungeübten Fahrers. Eine generelle Gefahr besteht darin, dass der Aufstieg zur Black Ridge durch Clay geht und daher bei Regen innerhalb von Minuten auch für 4WD unpassierbar wird. Ein Versuch bei solchen Bedingungen kann ganz schnell tödlich enden - das Fahrzeug wird in kürzester Zeit unkontrollierbar nur noch der Schwerkraft folgen und dies sogar mit stehenden Rädern! Zum Glück ist es aber meist trocken.
Auf der Black Ridge wird die Strecke allmählich steiniger. Nach Norden ergeben sich gute Blicke über das Grand Valley bis zu den Book Cliffs. Der Abstieg von der Black Ridge ist rocky, war aber in 2004 in recht gutem Zustand (gegraded?). Nach den ersten Steilstücken trifft man auf die Kreuzung zur Lower Road. Danach bewegt man sich durch Pine-bewachsenes, mehr oder minder leicht nach Norden abfallendes Gelände. Der Weg wird härter. Problematisch sind einige sehr rauhe Stufen, die neben 4 LO (besonders zurück und damit bergauf!) auch einen versierten Fahrer erfordern, um Beschädigungen des Fahrzeugs zu vermeiden. Aufsetzen ist nicht unnormal, stark herausragende, spitze Felsbrocken häufig und sie erfordern geschicktes Manövrieren um unbeschadet durchzukommen.
Von der Strecke hat man schon einmal einen Einblick in den oberen Rattlesnake Canyon, an einer Stelle geht es links zum Mee Canyon - Trailhead. Am Rattlesnake Trailhead blickt man erneut über das weite Grand Valley - auch ein gutes Stück nach Westen!
Rattlesnake Canyon. Die Arches finden sich auf der Terrasse rechts des Canyonbodens in den Cliffs zur Hochfläche. Man findet eine der üblichen Registrierungsboxen, aber keine Hinweistafel! Diese steht gut versteckt einige Meter den Trail hinunter.
Am Trailhead zum Rattlesnake CanyonDer Trail steigt zuerst steil ab, entfernt sich dabei vom Canyon, wendet sich dann in Richtung Rattlesnake. Nach etwa einem Kilometer gibt es eine Wegegabelung. Entweder nach links zum Trail, der oberhalb der Arches auf der Ridge entlangführt (Upper Arch Trail) oder nach rechts zu dem Trail, auf dem man die Arches von unten sieht (Lower Arch Trail).
Blick über Westwater Canyon zu den Book CliffsWeiter Blick hinüber über den Westwater Canyon bis zu den Book Cliffs am Horizont. Zu den Arches selbst:Es wird behauptet, Rattlesnake Canyon mit seinen 9 Arches sei nach Arches NP die dichteste Ansammlung von Arches. Dies wird nicht nur von Chris Moore und mir bezweifelt! Wer das Bull Canyon System bei Moab kennt, weiss um einen ernsten Konkurrenten! Die Bögen befinden sich in Navajo Sandstone, der eher gelblich ist. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu den mehr roten Bögen des Arches NP - aber ein sehr reizvoller!
Noch eines - ich bezweifle dass es sich im klassischen Sinn um Arches handelt, weil es keine durchbrochenen Fins sind sondern durch fliessendes Wasser geschaffene Jumps mit entsprechenden Deckendurchbrüchen. Wer die Gemini Bridges kennt, dem wird die Ähnlichkeit sofort auffallen.
Upper Arch Trail:Der kürzere von beiden, eine knappe Meile one way geht oberhalb der Bögen entlang des Randes der Ridge auf nahezu gleichbleibender Höhe. Er ist wenig anstrengend, bietet gute Ausblicke in den Canyon selbst. Die Bögen sind von oben sichtbar, manchmal allerdings nicht leicht zu finden! An einer Stelle ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt. Man geht auf einem kaum 1 Meter breiten Felsabsatz ca. 20 Meter weit. Links ist eine senkrechter Absturz, rund 30 Meter tief. Die Stelle kann bei Verzicht auf die Aussicht auch auf höherem Niveau umgangen werden. Der Trail endet an der Westspitze der Ridge mit einem weiten Ausblick nach Westen.
Noch ein Hinweis: Kurz hinter der Gabelung und nachdem man sich dem Rand der Rigde genähert hat, gehen nach links einige Cairns, die zum Cliffrand führen. Man findet dort einen schon fast freistehenden Felsturm, der über eine schmale Verbindung begangen werden kann, was völlig ungefährlich ist. In der Mitte der Verbindung kann man nach links durch einen Sandstein-Graben in Richtung des Cedar Tree Arches absteigen. Nach wenigen Metern kommt man an eine sehr steile Stelle - schon fast eine Stufe - von ca. 3 Metern Höhenunterschied. Der Weg führt über diese weiter in Richtung Arch. Man sollte sich nicht verführen lassen, die Stufe hinabzuspringen, wenn man nicht sicher ist, diese auch wieder hinaufzukommen! Denn unterhalb "endet" der Weg an einer vielleicht 40 Meter hohen Sandsteinmauer. Man wäre also quasi ausweglos eingeschlossen! Dazu aber noch später!
Das Betreten des Sandsteins in der Nähe der Durchbrüche ist gefährlich. Was man von oben nicht sieht und ahnt, man steht zum Teil auf den Decken mächtiger Hohlräume, die nahe der Durchbruchstellen teils nur noch wenige Zentimeter dick sind. An einer extrem gefährlichen Stelle stand (steht?) ein Schild, sonst ist man auf den gesunden Menschenverstand angewiesen.
Der Upper Trail ist der weniger anstrengende, man erkauft dies allerdings auch mit einem Verlust an grandiosen Blicken. Trotz allem, bei wenig Zeit isr er durchaus eine Empfehlung wert!
Lower Arch Trail:An der Wegegabelung rechts führt der Weg erst leicht, dann über eine Schutthalde nach Norden - also entgegen der Bögen von der Ridge hinab auf ein niedrigeres Niveau. Der Abstieg ist ungefährlich. Auf dem tieferen Niveau angekommen geht es mehr oder minder nach Westen. Man umrundet die Ridge, von der man kam, an ihrer westlichen Spitze.
Auch an der Nordseite der Ridge wandert man an schönen Gesteinsformationen entlang, jedoch noch ohne Bögen.Dazu läuft man ca. 2 Kilometer, dann wendet sich der Weg nach Süden und dann im Hang des Rattlesnake Canyons auf der anderen Seite der Ridge wieder zurück in östliche Richtung. Man befindet sich auf einem Absatz unterhalb der Navajo-Schichten auf Kayenta und oberhalb der Wingate Cliffs, die den inneren Rattlesnake Canyon eingrenzen. Die Strecke ist aber nie wirklich stark ausgesetzt, - Schwindelfreiheit nicht erforderlich.
Auf der Terrasse oberhalb des inneren Rattlesnake Canyons. Ein erster Arch links.Die links liegenden Cliffs enthalten die Bögen. Alkoven sind die Grundlage späterer Bögen, sobald deren Decken durchbrechen.Nacheinander: Unnamed Arch, Hole in the Bridge (!), Twin Arch, Eye Arch, East Rim Arch, Overhang Arch, Trap Arch und Cedar Tree Arch. Das sind nur 8 Arches! Wo ist der neunte? Der liegt in der oberen Wand des Rattlesnake, aber in der Wand gegenüber! Er ist von dieser Seite des Canyons nur sehr schwer zu entdecken.
Unnamed Arch - der am weitesten westlich (links) liegende Alkoven des vorherigen Bildes - wird nach wenigen Metern sichtbar.Hole in the BridgeUnnamed Arch und Hole in the Bridge bilden ein Double Feature.Aufgrund ihrer Ausrichtung ist die beste Zeit zum Besuch der Arches auf dem unteren Trail der späte Nachmittag. Idealerweise so abgestimmt, dass man gerade bei Einbruch der Dunkelheit wieder am Trailhead zurück ist! Nur so bekommt man bestes Licht für Photos, die Bögen sind besonders eindrucksvoll. Morgens und mittags dagegen kommt alles optisch flacher daher. Ein wirklicher Verlust! Das bedeutet aber auch, dass man Nachts die rauhe Road zurückfahren muss, was bestimmt nichts für Anfänger ist. Wenn man auf dem Rückweg nach längerer Strecke an einer Sendeanlage ankommt, dann ist man falsch gefahren. Gut, wer ein GPS hat! Die Beschilderung ist nämlich im Dunkeln kaum auszumachen.
Die Cliffs wären auch ohne Bögen schon einen Besuch wert! Eye ArchDer gewaltige East Rim Arch, auch als Centennial- oder Akiti-Arch bekannt.Auch Eye und East Rim Arch bilden ein DoppelÜberall hoch aufragende Cliffs Overhanging ArchLicht und Schatten am späten NachmittagAlkover - die Arches der ZukunftAm Cedar Tree Arch - auch Rainbow Arch genannt - endet der offizielle TrailUnd jetzt wird offensichtlich, warum es keine sehr gute Idee gewesen wäre, den beschriebenen Abstieg vom oberen Trail in Richtung dieses Bogens zu machen! Unterhalb des Bogens fällt das Cliff ca. 40 Meter tief und sehr steil ab. Diese Wand ist von technisch unten noch am ehesten durchsteigbar. Es gibt einige Trittlöcher. Wer schwindelfrei, klettererfahren und trittsicher ist mag es versuchen, wird aber oberhalb auch noch die beschriebene Stufe ohne Trittlöcher überwinden müssen. Wenn jemand diese Strecke begehen will, dann muss er es aus diesem Grund von oben versuchen, auch wenn es von unten einfacher wäre. Es ist ein atemberaubendes Abenteuer, - entscheiden ob es realisierbar ist, muss jeder selbst.
Das zuständige BLM hat jedenfalls die in der Vergangenheit am Trailhead offiziell aufgezeichnete Route aus den aktuellen Karten entfernt.
Aufstieg durch den Arch. Für viele endet hier der Weg, zwingt zum Rückweg über den bekannten Trail. Nicht unbedingt ein Nachteil!Trap Arch? Der Lichtfleck verrät ihn. Die sich langsam dem westlichen Horizont nähernde Sonne führt zu ständiger optischer Veränderung der Cliffs. Die Alkoven werden nun besser ausgeleuchtet Noch einmal der gewaltige East Rim Arch Das Licht ändert sich ständig. Bald wird die Sonne untergehen.Kurz bevor man zum Fuss der oben beschriebenen Steigung in der Geröllhalde auf der Nordseite der Ridge gelangt, zweigt der Weg hinunter nach Fruita ab. Auf diesem Weg findet sich noch der Window Rock Tower, ein kleiner Arch, der an den Tower Arch in den Klondike Bluffs erinnert - nur eben eine Miniaturausgabe!
Ihn hatten wir auf dem Hinweg glatt übersehen! Rattlesnake Canyon ist ein phantastischer Platz! Nicht nur für Archhunter und Photographen, wenn man die Schwierigkeiten (nicht ganz unproblematische An- und Abfahrt, beste Bedingungen erst am späten Nachmittag) akzeptieren kann. Vielleicht ist es ja eine gute Idee, die Nacht im Zelt zu verbringen. Allerdings ist das an den Arches, der Ridge, dem Trailhead und entlang der Road auf den letzten 1,5 Meilen vor dem Trailhead verboten.
Wo bekommt man aktuelle Informationen? An der Ausfahrt der I 70 befindet sich ein Colorado Visitors Center. Den Besuch kann man sich sparen, die Volunteers vor Ort sind ahnungslos. Das Zentrum bietet allerdings Unmengen der üblichen Flyers von touristischen Zielen in Colorado, - nur nicht von solchen wie Rattlesnake Canyon. Was ja vielleicht auch ganz gut ist!
Andere Möglichkeit: Das Visitors Center des Colorado Monuments. Man kann Glück haben, jemanden mit Kenntnissen zu erwischen, man kann aber auch Pech haben: Meistens bekommt man nur Floskeln, die nicht wirklich weiterhelfen. Aber es gibt Karten zu kaufen! Die USGS Topomap 1:100.000 "Grand Junction" oder die 1:50:000 Topomap "Mesa County". Beide sind nützlich.
Die beste Adresse für Auskünfte ist das BLM Büro in Grand Junction. I 70 verlassen in Richtung Airport, dort zum Rental Car Return nach links abbiegen - das Büro ist in der 2815 H Rd in direkter Nachbarschaft des Flughafens. Vielleicht zuvor anrufen (970-244-3000), wann man jemanden mit Kenntnissen über Rattlesnake Canyon sprechen kann.
Gruss
Rolf