Autor Thema: Leaves and Legends - eine Reise in den Indian Summer und das Herz von New York  (Gelesen 89894 mal)

Michael

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Na ... grad noch vor dem Abflug den Aufsprung geschafft!  ;D

Grad in NewYork wurde mir bewusst, was eine Aussage wie "nur 3 Blocks entfernt" bedeuten kann ...  ::)

Neele, auch Dir ein herzliches Willkommen! Oh, ja, "nur 3 Blocks entfernt"... ;-)

Ich gehöre wohl zu den wenigen, die um NY bzw. Megastädte einen großen Bogen machen. Aber wegen dem Indian Summer  :cool2: steige ich zu.
Ilona, dann hoffe ich, dass Dir wenigstens die ersten Tage in New Hampshire gefallen werden.

Nachdem wir von Montag bis Mittwoch in der Pfalz  ;) waren, muss ich ja einiges nachlesen.

Ja, schön hier, gell?  :) Es geht auch gleich weiter.

Grüße aus der Pfalz,
Michael
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Michael

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Donnerstag, 3.10.2013 - Anreise

Heute ist ein besonderer Tag - gleich im doppelten Sinne. Nicht nur dass es nach New York geht, nein, Tim wird heute 15. Der Tag findet damit in zwei Teilen statt: Morgens Glückwunsch und Geschenke für Tim, ab Mittag dann der Weg an den Flughafen und der Flug nach New York. Wir rollen also gegen Mittag los, es ist kaum Verkehr um Frankfurt herum und so gelangen wir rasch und entspannt an den Flughafen. Das Auto stellen wir im Parkhaus direkt am Terminal 1 ab. Kauft man im Voraus das Parkticket, dann liegt das preislich ungefähr in der Region von den Parkplatzanbietern, die außerhalb liegen und einen Shuttle anbieten - nur dass man eben nicht shutteln muss. Den Check-In haben wir schon von zu Hause aus erledigt und am Baggage-Drop ist praktisch auch nichts los, so dass wir unsere beiden Reisetaschen ohne große Warterei gleich loswerden. Sowohl an der Passkontrolle, als auch an der Sicherheitskontrolle haben wir ebenfalls keine Leute vor uns. Wahrscheinlich auch halb aus Langeweile darf ich dann mit der Fotoausrüstung zum Sprengstofftest. Trotz dieses kleinen Umwegs haben wir von der Haustür bis zum Abflug-Gate weniger als zwei Stunden gebraucht. Das geht selten so schnell.

Nach ein wenig Lesen und einem Imbiss beginnt auch schon das Boarding. Die Ansage, dass der Flug ausgebucht ist und jeder wirklich nur ein Handgepäck-Stück in die Kabine mitnehmen darf, verpufft (erwartungsgemäß) fast wirkungslos - ebenso die Aufforderung, dass doch bitte zuerst nur die Passagiere mit Sitzen in den hinteren Reihen boarden sollen. Irgendwann geht es dann auch für uns durch das Drehkreuz und kaum ist Tim durch, nimmt ihn ein sehr gewissenhafter Mitarbeiter vom LH-Bodenpersonal zur Seite. Er möge doch bitte mal seinen Handgepäck-Trolley in diese Schablone stellen. Noch sind wir guter Dinge, denn schließlich haben wir den Trolley damals als handgepäck-tauglich gekauft. Entweder ist der Trolley seit dem gewachsen oder die Schablonen sind geschrumpft oder der Trolley war schon immer etwas zu groß? Jedenfalls geht er nur seeeehr press in die Prüfschablone und er ist wohl tatsächlich ein bis zwei Zentimeter zu dick. Also darf er nicht an Board und wird stattdessen in den Frachtraum wandern. Der LH-Mensch hat es sehr eilig damit und wir müssen ihm zunächst noch etwas deutlicher erklären, dass wir vorher noch ein, zwei sehr wichtige Sachen, wie z.B. Tims Zahnschiene, herausnehmen werden. Anschließend gelangen wir ohne weitere Zwischenfälle zu unserem Sitzplatz in Reihe 42. 3-4-3 ist die Bestuhlung der 747 und wir haben den Dreierblock an der rechten Seite. Kaum haben wir uns eingerichtet, geht es auch schon los.

Der Flug als solches verläuft problemlos. Das Essen ist o.k. und ich genieße meine Reiseliteratur, das Buch 'Hartland, zu Fuß durch Amerika' von Wolfgang Büscher. Klasse Empfehlung, Danke Horst!
Richtig Spaß haben auch die Schwedinnen ein paar Reihen vor uns. Sie bechern reichlich Rotwein und sind irgendwann so zu, dass sie anfangen über die Sitzreihen zu klettern um sich gegenseitig zu besuchen. Verrückte Hühner! Wir beschließen, dass wir, wenn irgendwie möglich, vor denen an der Immigration stehen wollen. Schwer vorherzusagen, was passiert, wenn die in dem Zustand auf den richtigen Officer treffen. Das wollen wir uns jedenfalls lieber im Rückspiegel anschauen.

Irgendwann später, auf dem Weg von der Toilette zurück zu meinem Platz, ist in meinem Gang der Getränkewagen unterwegs - und hält gerade bei den Schwedinnen. Kein Problem, denke ich mir und beschließe dann eben noch mal zurück zu den Toiletten zu gehen, dort die Flugzeugseite zu wechseln, auf der Gegengerade dann runter bis zu den anderen Toiletten um von dort wieder auf meiner Seite zurück zu meinem Platz zu gelangen. Klingt kompliziert, bedeutet aber eigentlich nur einmal im großen Kreis durch die Kabine zu gehen. Während ich so unterwegs bin, lacht mich auf einmal jemand an und sagt "Hallo!". Es ist Dirk, ein Arbeitskollege, der sein Büro eine Etage unter meinem hat. Beide wussten wir nicht, dass wir gleichzeitig unterwegs sein werden und die Überraschung ist da natürlich groß, dass man sich ausgerechnet im Flieger trifft.
 
Überpünktlich erreichen wir schließlich JFK, landen dort mehr oder weniger sanft und dürfen, eben weil wir viel zu früh dran sind noch ein wenig "auf dem Vorfeld rumlungern" bis unser Gate endlich frei wird. Die Maschine beginnt sich dann rasch zu leeren und zu meiner Überraschung können die Schwedinnen sogar noch ganz passabel laufen. Wir lassen sie auf dem Weg zur Immigration trotzdem wie geplant hinter uns und reihen uns in der Schlange ein, die auf den ersten Blick nicht sehr lang ist. Die Halle ist dabei so aufgeteilt, dass etwa die Hälfte der Schalterkabinen für Residents vorgesehen ist und die andere Hälfte für die Visitors. So weit so gut, blöder Weise sind aber bei den Visitors gerade mal drei Schalter in Betrieb und entsprechend langsam geht es erst mal voran. Bei den Residents sind immerhin sieben Schalter besetzt und damit sind die auch recht schnell durch. Nach dem weit und breit kein Resident mehr in Sicht ist, öffnen sich auch die Resident-Schalter für die Visitors und wir sind nach knapp 1,5h auch schon an der Reihe. Unser Officer ist super freundlich und erzählt gleich, dass er Vorfahren aus Deutschland und Italien hat und irgendwie scheint er den ganzen Stempel- und Fingerabdruck-Kram nebenher zu erledigen. Ich frage ihn noch, ob denn der Government-Shutdown der Grund dafür sei, dass so wenig Schalter besetzt sind. Er meint dann aber, dass sie davon praktisch nicht betroffen sind und dass das die übliche Besetzung für diese Wochen- und Tageszeit ist.

Am Gepäckband warten schon unsere Taschen auf uns und auch Tims zwangseingechecktes Handgepäckstück ist dabei. Weiter geht es ohne Verzögerung durch den Zoll, raus in die Ankunftshalle und vorbei an mehr oder weniger aufdringlichen "Limousinen-Agenten", die uns alle very special prices für den Transfer nach Manhattan machen wollen. Unser Weg führt uns aber zum AirTrain, mit dem wir von unserem Ankunftsterminal zur Mietwagenstation am Federal Circle fahren. Dort geht es direkt zu Hertz und an der Anzeigetafel sehe ich neben meinem Namen die Stellplatz-Nr. angeschrieben, an der bereits ein weißer Chevy Impala auf uns wartet. Auf den ersten Blick eigentlich o.k. - wäre da nicht eine Sonderausstattung, die wir weder bestellt haben noch sonst wirklich haben wollen: Der Wagen hat am Lenkrad eine Lenkhilfe angeschraubt. So einen Knauf, wie man ihn sonst von Gabelstaplern kennt oder vielleicht noch von früher von Opa Heinz aus der Nachbarschaft, der dafür in Russland einen Arm gelassen hat. Ist aber kein Problem, denn schließlich gibt es ja in vielen Hertz-Stationen die sog. Gold-Choice, eine Choiceline für Gold-Service Kunden. So suchen wir uns dort einfach ein anderes Fahrzeug in unserer Klasse aus, ebenfalls einen Chevy Impala und in schickem grau.  Wir prüfen noch kurz, ob er einen Platepass-Transponder besitzt. Den hat er und damit wird er endgültig unser Wagen für die nächsten Tage.
An der Stelle ein vorweg genommenes Fazit zu dem Fahrzeug: Der Chevy Impala ist die blechgewordene Bankrotterklärung der amerikanischen Automobilindustrie. Er wurde in voller Absicht und mit chirurgischer Präzision an den rudimentärsten Kundenanforderungen vorbei entwickelt – komplett! Wie kann es sonst bspw. sein, dass ein amerikanisches Fahrzeug im aktuellen Modelljahr (wir reden hier von 2013!) und in der Größe vergleichbar zu einem VW Passat hinten überhaupt keine Getränkehalter hat und vorne zwei Stück, die so dämlich verbaut sind, dass der Hintere nur eingeschränkt zugänglich ist, wenn im vorderen ein Becher steckt?
Das sollen wir aber erst später merken und für vier Tage ist das auch nicht wirklich schlimm. Ab geht es also zur Ausfahrt. In meinem Kundenprofil bei Hertz sind die Firmenkonditionen hinterlegt, die ein prepaid-Fuel ausdrücklich ausschließen. Jeder Versuch, das bei der Buchung doch noch aufzunehmen, ist bisher gescheitert, eben mit Verweis auf das hinterlegte Profil. Nun bin ich damit immer gut klargekommen und habe vor Abgabe den Mietwagen eben noch mal vollgetankt. Gerade hier in New York bin ich aber wirklich nicht scharf darauf, auf dem Weg zum Flughafen noch eine Tankstelle zu suchen und so frage ich einfach bei der Ausfahrt nach, ob ich bitte für diese Anmietung, die prepaid-Fuel Option haben kann – und es klappt!!!
 
Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Hotel, dem Hampton Inn JFK Airport. Zwar haben wir unser US-Navi im Gepäck, aber unser Mietwagen hat als kleines Goodie ein Hertz Neverlost-Navi an Board und wir beschließen, einfach  das zu nutzen für die kurze Strecke vom Flughafen zum Hotel. Es ist zwar nur etwas mehr als eine Meile, aber es geht „kreuz und quer“ über Zubringer und U-Turns bis zum Ziel. Dabei zeigen sich zwei Sachen: 1. Die New Yorker fahren wie die Schweine. 2. Das Hertz Navi macht die Sache nicht einfacher. Bisher kannte ich es so, dass die Amerikaner entweder schnell fahren, wenn nicht viel Verkehr ist, oder es ist viel Verkehr und dann geht es eher langsam. Hier, rund um den Flughafen, hat sich eine unheilvolle Mischung aus beidem gebildet. Es ist viel Verkehr und es wird sehr schnell gefahren. Als wäre das nicht schon anstrengend genug, nach mehr als 20h auf den Beinen und im Dunkeln, gibt das Navi die Abbiege-Hinweise genau dann, wenn man an der Ausfahrt vorbei ist. Toll, wirklich toll. Wir schaffen es damit zwar noch ins Hotel, beschließen aber ab morgen unser mitgebrachtes Navi zu nutzen.

Der Rest des Abends ist schnell erzählt: Wir beziehen unser Zimmer, irgendwo im zwölften Stock des Hotels und schauen noch mal ins Restaurant nebenan. Die Speisekarte reist aber keinen vom Hocker und sogar für ein Bier sind wir zu müde. Zu Hause hatten wir uns noch vorgestellt, dass es toll sein muss an seinem Geburtstag abends in New York einen Burger zu essen, aber selbst das Geburtstagskind will eigentlich lieber ins Bett. So heißt es um 22:30 „Licht aus und Gute Nacht!“
Es war ein dicht gepackter (Anreise)tag und morgen werden wir in Amerika aufwachen und den Indian Summer suchen! Dann gibt es auch die ersten Bilder. ;)

Gute Nacht, Amerika!
...nach der Reise ist vor der Reise...

Petra

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Prolog und Planung waren ja schon mal irre, verrückt wieviel Zeit man manchmal "vertut" um ein Bett für die Nacht zu bekommen. Ich hoffe, da kommen auch Bilder Eurer Unterkunft?.
Ja, Petra, das war schon anstrengend. Bei einer Zwischenübernachtung hätte ich mir gesagt, egal, die eine Nacht geht rum, lass uns irgend was buchen, was sauber ist. Wenn es aber eine Bleibe an einem Ort ist, der gleichzeitig ein wichtiges Ziel darstellt, dann beschäftige ich mich eben auch länger damit, wenn es denn sein muss - so wie hier.
Mir fällt gerade auf, dass wir bei fast jeder Tour so einen 'Hänger' dabei haben, wo das Ziel zwar feststeht, die Suche nach einer Unterkunft aber ein paar Runden braucht.  ::)

Das kenne ich sehr gut, bin ja bei uns die Zimmerbeauftragte und gerade die letzten zwei Reisen waren da auch sehr intensiv. In Kapstadt letztes Jahr frag mich wie lange ich da gesucht habe bis ich endlich das Richtige gefunden hatte und in Grönland dieses Jahr war auch eine schwere Geburt. Aber meist wird so eine Geduld ja auch belohnt  :).

So ein Anreisetag ist immer sehr anstrengend, kann gut verstehen, daß man da nichts mehr zu essen braucht. Allerdings ohne ein Bier wär's bei uns dann wohl doch nicht gegangen!
Witzig mit Deinem Kollegen den Du im Flieger getroffen hast. Hattest Du solche Zufallsbegegnungen auch schon öfter? Ich habe mal eine Schulfreundin in einer Bar in der Karibik getroffen und einen ehemaligen Lehrer am Frühstücksbuffet in Kroatien - die Welt ist halt doch ein Dorf  ;).

Jetzt freu ich mich natürlich schon sehr auf die ersten Bilder morgen!

Liebe Grüße
Petra

Michael

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Aber meist wird so eine Geduld ja auch belohnt  :).
Eben! Wenn man dann vor Ort ist und feststellt, dass man es genau so getroffen hat, wie man es haben möchte, das ist es, was einen die Mühen vergessen macht und beim nächsten mal wieder dazu anspornt.  :thumb:

Witzig mit Deinem Kollegen den Du im Flieger getroffen hast. Hattest Du solche Zufallsbegegnungen auch schon öfter? Ich habe mal eine Schulfreundin in einer Bar in der Karibik getroffen und einen ehemaligen Lehrer am Frühstücksbuffet in Kroatien - die Welt ist halt doch ein Dorf  ;).
Ja, das hatte ich vorher schon einmal ähnlich - nur noch wesentlich extremer. Ich war in Dänemark bei einem Kunden und als ich abends vor dem Bürogebäude auf mein Taxi zum Hotel gewartet habe, steht ein Mann neben mir. Wir unterhalten uns kurz, natürlich zuerst auf englisch, und merken dann, dass wir beide Deutsche sind.  Während dem weiteren Warten auf das Taxi stellen wir dann fest, dass wir nicht nur im selben Hotel untergebracht sind, sondern auch Arbeitskollegen sind, nur eben in zwei verschiedenen Niederlassungen unser Büro haben. Gut, ist jetzt noch nicht so der Brüller, wegen dem ich das hier schreiben würde. Schließlich kann das ja mal passieren, wenn der Laden etwas größer ist. Dann stellt sich aber heraus, dass mein Kollege aus einem kleinen Dorf nur weniger Kilometer von meinem Heimat- und Wohnort entfernt stammt und wir sogar ein paar gemeinsame Bekannte aus der Gegend haben. Tja, und während ich mich noch über diesen Zufall wundere kommt ein weiterer Mann dazu. Mein Kollege und er kennen sich bereits, denn er ist ebenfalls ein Arbeitskollege und stammt aus einem anderen Nachbarort!
So sitzen wir dann an dem Abend in Kopenhagen und machen Heimatabend.

Welt=Dorf!

Grüße aus der Pfalz,
Michael
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Horst

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Es war ein dicht gepackter (Anreise)tag und morgen werden wir in Amerika aufwachen und den Indian Summer suchen! Dann gibt es auch die ersten Bilder. ;)
Na dann freu ich mich schon mal auf bunte Herbstfarben Michael.  :D
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Andrea

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Eine Welt=Dorf - Geschichte hätte ich auch, dann ist wohl die Welt wirklich ein Dorf  ;)

Mein Handy-Navi sagt übrigens auch oft erst in dem Moment den Abzweig an, wo  man gerade daran vorbei fährt.  >:D Das hatte uns in Vegas auch ein paar Extra-Runden gekostet. Das nervt dann schon, aber extra ein Navi dafür kaufen? Würde ich nicht. Das nächste Mal frage ich dann doch lieber mal einen freundlichen Verleiher hier im Forum... Oder war´s eine Verleiherin?  :)

Aber eine Rückfrage muss ich nun doch stellen: War es ein Impala oder ein Malibu? Anfangs ein weißer Impala, den ihr dann gegen den grauen Malibu getauscht habt? Sind die denn in der selben Klasse?
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Oh ja, trinkende Schweden habe ich auf dem letzten USA-Flug auch mit einem lachenden und einem weindenden Auge betrachten dürfen.

Und so ein Zufall, irgendwo über dem Atlantik mal eben einen Kollegen zu treffen. Auf so etwas warte ich ja auch noch ;)

Michael

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Aber eine Rückfrage muss ich nun doch stellen: War es ein Impala oder ein Malibu? Anfangs ein weißer Impala, den ihr dann gegen den grauen Malibu getauscht habt? Sind die denn in der selben Klasse?
Ah ja - da merkt man doch gleich die aufmerksame Leserin!  :)
Danke Andrea, du hast natürlich recht - es war der Impala. Habe es jetzt auch oben im Text richtig gestellt. Der Impala scheint mir eine Numer größer als der Malibu. Gebucht haben wir jedenfalls in der Klasse, die mit dem Malibu als Vergleichsfahrzeug beworben wurde. Den Malibu hätte ich auch gerne wieder genommen, wenn denn einer da gewesen wäre. Auf "unserem" Parkplatz und in der Gold Coice standen an dem Abend aber nur Impalas rum.

Grüße aus der Pfalz,
Michael
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Michael

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Freitag, 04.10.2013 - Way Up North

Dem Jetlag sei Dank, sind wir ganz ohne Wecker so rechtzeitig wach, dass wir bereits um 5:30 Uhr losrollen können in Richtung New Hampshire. Das Hertz Navi bekommt, wie beschlossen, keine zweite Chance. Stattdessen lotst uns unser mitgebrachtes US-Navi zuverlässig aus dem Speckgürtel von New York raus. Auch ausgeschlafen ist der Verkehr um New York herum noch anstrengend, eben weil sehr dicht und zugleich recht schnell gefahren wird. Erst nach einer guten Stunde Fahrt zeigt sich so etwas wie Entspannung (oder hat nur die Gewohnheit eingesetzt?).

Als wir dann bei New Haven, bereits im Staate Connecticut, auf die I91 nach Norden wechseln, packt uns endgültig der Frühstückshunger. Wir stoppen bei Dennis und haben das erste amerikanische Frühstück für diesen Urlaub. Für uns, als absolute Frühstücks-Fans ist das etwas, auf das wir uns immer besonders freuen.
Danach soll es erst mal einfach nur weiter nach Norden gehen auf der I91. Unser Navi meldet uns allerdings nach wenigen Meilen einen größeren Stau und empfiehlt die State-Route 5 als Ausweichstrecke. Ja klar, gerne, wir haben Zeit und auch wenn offensichtlich noch andere die Idee hatten auf der State-Route 5 den Stau zu umfahren, so ist die langsame Fahrt durch kleine Ortschaften doch wesentlich interessanter als ein Stop and Go auf der Interstate.
Unterwegs wird bei Dunkin Donuts noch mal Kaffee nachgetankt – nicht ohne eine Schachtel Donuts als Proviant zu erwerben – und bald ist der Stau umfahren. Es geht wieder auf die I91, durch Massachusetts hindurch und entlang der Grenze Vermont / New Hampshire weiter nach Norden. Dabei bleibt die I91 allerdings stets auf dem Gebiet von Vermont. Auf dem Weg nach Norden merken wir, wie die Laubfärbung langsam aber sicher zunimmt und die Farben intensiver werden. Der Himmel ist durchgehend dicht bewölkt und so soll es auch die nächsten Tage bleiben.

Kurz nach Mittag kommen wir dann schon in Littleton, NH an, gleich am Rande der White Mountains. Hier ist die Laubfärbung zweifelsohne in vollem Gange und die Vorfreude auf die nächsten Tage steigt. Zunächst fahren wir aber zu unserem Hotel, dem Hampton Inn Littleton. Unser Zimmer ist bereits für uns fertig und am Empfang wartet auch schon ein Päckchen auf mich. Ich habe einen Filteradapter für ein bestimmtes Objektiv bestellt, den es nur von einem Anbieter in den USA gibt. Deswegen habe ich ihn, zusammen mit dem passenden Polfilter, von zu Hause aus bestellt und bezahlt, als Lieferadresse aber dieses Hotel angegeben.
Wir beziehen unser Zimmer, Petra räumt die Reisetaschen aus und ich öffne schon mal das Päckchen mit meinem neuen Spielzeug. Die Freude währt dabei nur kurz, denn man hat den falschen Adapter geliefert. Auf dem Lieferschein ist der korrekte Adapter vermerkt, aber wer auch immer das Päckchen gerichtet hat, war wohl einen Moment nicht aufmerksam. Ich kontaktiere den Anbieter in Chicago und der verspricht sofort Ersatz zu senden. Da wir allerdings schon Freitagmittag haben und es bereits am Montag früh wieder nach New York zurück gehen soll, beschließen wir, dass der Ersatz an das Hotel in New York geschickt werden soll. Schade, den Filter hätte ich gerne übers Wochenende in der Natur von New Hampshire ausprobiert. Kann man jetzt aber nichts ändern.

The Basin
Wenige Meilen von Littleton entfernt befindet sich der Franconia Notch State Park. Er ist vor allem bekannt für seine Wasserläufe und Wälder. Wir beschließen, den Rest des Tages einen Teil des Parks zu erkunden, der sich „The Basin“ nennt.
In diesem Teil des Parks hat der Pemigewasset River, vermutlich mit Hilfe der letzten Eiszeit, imposante Auswaschungen im Granit hinterlassen. Vom Parkplatz aus führt ein gut befestigter und barrierefreier Weg entlang des Bachlaufs. Schon nach wenigen Metern sind die ersten Auswaschungen zu sehen. Die größte davon dient auch als Namensgeber. „The Basin“ ist eine große Granitschüssel, die derart rund und glatt ausgeschliffen ist, dass sie mich schon eher an ein Eisbärengehege im Zoo erinnert als das Ergebnis einer natürlichen Auswaschung, was sie natürlich zweifelsohne ist. Dazu kommt noch das Geländer, damit auch ja keiner reinfällt, was aber nochmal das ‚Zoofeeling‘ unterstreicht. Kurzum, wir finden den Namensgeber dieser Gegend nicht ansatzweise so attraktiv, wie die Szenerie links und rechts des Weges, den wir hier her entlang gekommen sind.
Deswegen treten wir den Rückweg an, lassen uns dabei aber viel Zeit um den Bachlauf ausgiebig zu inspizieren. Der ist auch sehr gut zugänglich und die Steine sind überraschend griffig. Na dann, auf in den Bach!  :)


(nur damit Ihr ungefähr wisst, mit wem Ihr es hier zu tun habt  8))

Seit Wochen komme ich diesem Moment das erste mal wieder dazu, (halbwegs) in Ruhe zu fotografieren und ich spüre geradezu, wie dabei der Stress der letzten Zeit von mir abfällt. Naturfotografie hat etwas Meditatives für mich. Ich kann mich dabei sehr schnell sehr tief absenken und so vergesse ich die Zeit, während ich Motive suche und Petra und Tim die Gegend erkunden.
Wir bewegen uns dabei langsam wieder Richtung Parkplatz und obwohl wir den Bach letztendlich nur wenige hundert Meter auf seinem Weg begleiten, ändert er auf dieser kurzen Strecke mehrmals sein Erscheinungsbild grundlegend.

Weiter unten ist er recht breit und fällt über flache Stufen:


Etwas oberhalb musste er sich den Weg durch härteren Stein graben. Dabei hat sich ein Nebenlauf gebildet, der sich regelrecht durch den Granit windet:


Noch etwas weiter oben, schon in der Nähe des Parkplatzes, ähnelt er einem Wildbach:


Mittlerweile ist es schon fast dunkel geworden und der Hunger meldet sich auch. Also zurück zum Hotel, das Fotogepäck aufs Zimmer gebracht und ab zu Applebees, der praktischer Weise genau in der Zufahrt zum Hotel ist.
Mit Burger und (Root-)Bier beenden wir den ersten Tag in den White Mountains von New Hampshire.

Gute Nacht! Morgen wird es dann auch bunter. ;)
...nach der Reise ist vor der Reise...

Paula

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Hallo Michael,

Das fängt ja toll an! Ich habe meinem Freund das letzte Bild gezeigt ( ich finde das sieht aus wie im Märchen). Mein Freund meint dass man dafür genau den Graufilter braucht den er sich von mir zum Geburtstag wünscht  :)
Viele Grüße Paula

Horst

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Naturfotografie hat etwas Meditatives für mich. Ich kann mich dabei sehr schnell sehr tief absenken und so vergesse ich die Zeit
Hallo Michael,
so geht es mir auch beim Filmen - freiblasen des Gehirns und Entspannung pur.
Spaß macht's ja nebenbei auch noch.  ;)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Petra

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Ich habe einen Filteradapter für ein bestimmtes Objektiv bestellt, den es nur von einem Anbieter in den USA gibt. Deswegen habe ich ihn, zusammen mit dem passenden Polfilter, von zu Hause aus bestellt und bezahlt, als Lieferadresse aber dieses Hotel angegeben.

Bin neugierig welches Filtersystem Du denn nutzt? Ärgerlich, daß die das falsche geliefert haben, da wäre ich auch super enttäuscht gewesen.



Zitat von: Michael

(nur damit Ihr ungefähr wisst, mit wem Ihr es hier zu tun habt  8))

Der Mann schaut ja nett aus  :), aber da wir ja beide glücklich liiert sind .... ;) interessiert mich viel mehr: Was hast Du denn inzwischen für eine Kamera?


Zitat von: Michael
Mit Burger und (Root-)Bier beenden wir den ersten Tag in den White Mountains von New Hampshire.

Rootbeer aber nur für Tim, ooooder???

Liebe Grüße
Petra

Michael

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Mein Freund meint dass man dafür genau den Graufilter braucht den er sich von mir zum Geburtstag wünscht  :)
Hallo Paula, ganz wichtig: Unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es für das Wohlbefinden und seelische Gleichgewicht von Fotografen ganz, ganz wichtig ist, dass sie regelmäßig große und kleine Ausrüstungswünsche erfüllt bekommen. Daher kauf ihm bitte den Filter, den er sich wünscht!  ;)
Was die angesprochene Aufnahme angeht, da war kein Graufilter im Spiel (wohl aber bei den beiden vorher gezeigten ;-)). Die Belichtungszeit bei der letzten Aufnahme war gerade mal eine Sekunde und es war schon so dunkel im Wald, dass ich mit der ISO mächtig hoch musste, um überhaupt auf diese Zeit zu kommen. Ist aber nicht wirklich wichtig, kauf Ihm bitte den Filter! :)

Bin neugierig welches Filtersystem Du denn nutzt? Ärgerlich, daß die das falsche geliefert haben, da wäre ich auch super enttäuscht gewesen.

Hi Petra, normaler Weise nutze ich Filter von Singh-Ray mit einem Cokin-Halter zur Aufnahme der Verlaufsfilter - also nix spezielles. Hier ging es aber gerade um eine Speziallösung, die ich für ein Projekt im nächsten Jahr brauche haben wollte: Es gibt Objektive, die besitzen eine so stark gewölbt Frontlinse, dass keine Filter genutzt werden können (z.B. das Canon 17mm TS/E). Eine Firma in den USA hat sich nun diesem Problem angenommen und baut individuelle Filtersysteme für diese Objektive. Das ganze wird mächtig groß, der Polfilter hat dann z.B. einen Durchmesser von 145mm und die Verlaufsfilter kommen in der Größe sogar fast an ein iPad ran, aber es funktioniert! Bestellt hatte ich den Halter für das Canon 17mm TS/E, geliefert haben sie einen für das Nikon 14-24.  ::)

... ;) interessiert mich viel mehr: Was hast Du denn inzwischen für eine Kamera?
So schnell wird man also auf das Materielle reduziert. ;) Hier hatte ich die 5D Mark III dabei.

Rootbeer aber nur für Tim, ooooder???
Pfuideibel! Tim steht auf das Zeugs. Ich finde, es schmeckt wie Zahnpasta :kotz:
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Silv

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Nachdem wir von Montag bis Mittwoch in der Pfalz  ;) waren, muss ich ja einiges nachlesen.
Ja, schön hier, gell?  :) Es geht auch gleich weiter.
Grüße aus der Pfalz,
Michael

Ist ja auch nur ein Hops von uns entfernt... Guten Wein gabs  ;)


Mir gefällt das 2. Bild gut mit dem Wasser und dem Laub.
Liebe Grüße
Silvia

Michael

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Samstag, 5.10.2013 - Sugar Hill & Kancamagus

Wie immer in den ersten Tagen nach der Anreise, bereitet das Aufstehen wenig Probleme. Wir Frühstücken im Hotel, das Hampton Frühstück ist dafür, dass es im Übernachtungspreis mit drin ist wirklich sehr brauchbar. Für einmal geht das immer, bei mehrtägigem Aufenthalt ist es Petra und mir als Frühstücksfans dann aber doch zu sehr Wiederholung. Tim zieht ohnehin einen verlängerten Schlaf vor, wenn er die Wahl hat – so auch heute Morgen.  Petra und ich lassen es uns aber schmecken. Schließlich wollen wir heute noch eine Wanderung in einem anderen bekannten Teil des Franconia Notch State Park machen. Dort gibt es eine Klamm, genannt „The Flume“ durch die ein Weg auf Brettern führt.

Nach dem Frühstück geht es in den Walmart ganz in der Nähe des Hotels, um ein wenig Proviant und Wasser einzukaufen. Danach wollen wir uns eigentlich auf den Weg zur Flume machen, denn es ist schließlich Wochenende und Indian Summer, da dürfte viel los sein. Leider bekommt Tim jetzt Magenprobleme und wir ziehen uns erst noch mal auf das Zimmer zurück. Er pendelt eine gute Stunde zwischen Bad und Bett und wir befürchten schon schlimmeres, doch dann ist er wieder fit.

Es ist schon später Vormittag, als wir loskommen und wir beschließen The Flume auf morgen früh zu verschieben und stattdessen den Kancamagus Highway durch die White Mountains zu fahren.
Zunächst fahren wir aber in das kleine Dörfchen Sugar Hill, ganz in der Nähe. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Restaurant „Pollys Pancake Parlor“ vorbei. Dort ist ein riesen Betrieb und Petra erinnert sich daran, dass sie davon gelesen hat und es sehr bekannt für seine Pancakes ist. Petra und ich beschließen morgen früh hier zu Frühstücken, Tim wird zwar anstandshalber gefragt ob er nicht vielleicht doch mit mag, aber die Antwort ist eigentlich vorher schon bekannt. ;-)
Sugar Hill ist so ein kleines Neu England Dörfchen, wie man es sich vor seinem inneren Auge gerne vorstellt. Hübsch gepflegt, mit kleinen Häuschen und adretten, offenen Vorgärten. Dazu in der Mitte eine weiße Holzkirche, die einen bunten Rahmen aus Laub bekommt:



Am Ortsausgang von Sugar Hill ist heute Feuerwehrfest. Wir halten kurz an, denn wir mögen es über solche Veranstaltungen mit den Eingeborenen in Kontakt zu kommen. Sehr schnell ergeben sich Gespräche und man freut sich, dass jemand, der weiten Weg von „Europe“ bis hier her gemacht hat, sich offensichtlich für die örtliche Feuerwehr interessiert. Wir bekommen eine VIP-Führung durch den mobilen Kommando-Trailer des Sherifs. Die können das Ding praktisch an jeden Ort in der Gegend stellen, klappen Ihre Antennen aus und sind dann so handlungsbereit und vernetzt, als würden sie in Ihrem Office sitzen. Beeindruckend für eine Sherif-Station irgendwo auf dem Land!

Was ich auf dem Fest aber noch viel interessanter finde, ist die Organisation des Essens. Es werden frisch auf dem Grill zubereitete Hamburger angeboten – und die kosten, wie die Getränke, erst mal nix. Stattdessen wird an anderer Stelle und ganz unaufdringlich und sogar leicht zu übersehen um eine Spende für die Feuerwehr gebeten. Wir finden es toll, dass sowas überhaupt noch funktioniert und spenden natürlich etwas – auch wenn wir keine Hamburger essen.

Dann geht es weiter, denn wir wollen ja auf dem Kancamagus Highway eine Runde über die Höhen durch die Täler der White Mountains fahren. Da wir bereits hier unten in den niedrigeren Lagen eine sehr intensive Laubfärbung haben, erwarten wir, dass in den höheren Lagen die Spitze schon überschritten sein wird und so ist es dann auch. Zwar gibt es auch entlang der Strecke einige schöne bunte Flecken, der Höhepunkt der Laubfärbung ist hier aber schon überschritten. Trotzdem hat die Fahrt ihren Reiz und wir kommen bspw. an einem der höchsten Punkte der Strecke an einem kleinen See vorbei.



Auf dem Rückweg und wieder in tieferen Lagen, wurde es dann auch gleich wieder bunter. Wir haben auf der Hinfahrt, ganz in der Nähe von Littleton und gleich am Eingang zu dem Gebiet des Franconia Notch State Park, ein sehr buntes Waldstück entdeckt.



Dort halten wir jetzt und spazieren einfach ein wenig hinein. Der Weg ist sogar geteert und führt zu einer für den Verkehr gesperrten Brücke, die nun als kleiner Aussichtspunkt über einer Schlucht dient.



Auf dem Rückweg zum Auto merken wir erst, wie spät es schon wieder ist, denn es wird langsam dunkel. Wir fahren zurück zum Hotel und besuchen zum Abschluss des Tages das Ninety Nine Restaurant, ebenfalls in Laufweite zum Hotel. Es ist immer schön, wenn man nach dem Essen nicht mehr Auto fahren muss, dann darf es zum Essen auch gerne das größere Glas Bier sein ;-)

Hicks! Äh, Gute Nacht!
...nach der Reise ist vor der Reise...