Autor Thema: Wenn man sonst nix zu tun hat....  (Gelesen 4600 mal)

Hatchcanyon

  • Gast
Wenn man sonst nix zu tun hat....
« am: 16. Oktober 2013, 13:44:33 »
....dann macht man ganz grosse Inspektion mit Zahnriemenwechsel am 3 Liter V6 im Lancia Thema!  :floet: Muss alle 120.000km oder 5 Jahre sein.

Ja und was macht man da? Das!

- Motorhaube auf

- Batterie ausbauen

- Radschrauben am rechten Vorderrad lockern

- Fahrzeug vorn aufbocken

- Kühlwasser ablassen

- rechtes Vorderrad abnehmen

- Radhausschalen rechts ausbauen

- Luftfilterdeckel ab

- LMM ausbauen

- Stecker vom Drosselklappenpoti abziehen

- Abdeckkappe über dem Gaszug abnehmen

- Ansaugschlauch und - stutzen ausbauen. Eine der Inbusschrauben (6er) sitzt links unten versteckt. Man muss den Inbus durch eine Bohrung stecken, trifft so auf den Schraubenkopf.

- Schläuche zum Ölabscheider und Leerlaufsteller abbauen

- Drosselklappengehäuse abschrauben (nicht die Wasserleitungen!) Für die beiden oberen 6er Inbusschrauben braucht man entweder einen verkürzten (abgesägten) Inbusschlüssel oder - besser - einen mit einem Kugelkopf, der ein gewisses Abwinkeln erlaubt. Ein normaler Inbusschlüssel ist zu lang.

- Schlauch zum Benzindruckregler abschliessen

- Schlauch zum Bremskraftverstärker vom Luftverteiler lösen

- Schlauch vom Luftverteiler zu Kraftstoffverdampferanlage lösen

- Benzinleitungen oben auf dem Luftverteilergehäuse lösen

- hinter der Spritleitungen ist noch ein Schlauch - losmachen

- Schlauch vom Ölabscheider lösen.

- Reaktionsstrebe ausbauen

- 2 Schrauben des Blechhalters am Luftverteilergehäuse rechts lösen (hält u.a. die Benzinleitungsklemmen)

- Zündkabel hinten abziehen, weglegen

- alle 12 Schellen der Ansaugrohrgummimuffen öffnen (Bitte hier keine Schraubschellen verwenden!)

- 3 x 5er Inbusschrauben (2 links, eine rechts) lösen und das Luftverteilergehäuse nach hinten schieben und weglegen.

- die sechs Gummimuffen ausbauen. Das geht leichter, wenn die motorseitige Schelle ganz weg ist. Oben an der Muffe drücken, sie muss über eine Sicke im Ansaugrohr gedrückt werden, was manchmal recht schwer ist!

. das Ansaugrohr des 4. Zylinders (das, das am weitesten rechts sitzt!) ausbauen. Das ist tricky. Man benötigt 2 Stück 5er Inbus an zwei Verlängerungen gleichzeitig. Erst eine Schrauben 6-8 mm lösen, dann die andere auch nicht mehr. Mit einer Hand das Rohr um den Betrag anheben, bis es wieder an den Schraubenköpfen anstösst. Dann eine der beiden Schrauben weiter lösen, danach die andere. Rohr immer schön auf Zug halten, bis es samt der beiden Schrauben herausgehoben werden kann.
Hintergrund: Es darf einem keinesfalls passieren, dass eine der Schrauben abkippt und runterfällt. Im besten Fall landet sie im V des Motors, wo man sie nicht wieder herausbekommt, im schlechten Fall im Ansaugkanal im Zylinderkopf und ggf im Zylinder.

- Den offenen Ansaugkanal sofort mit einem Lappen verstopfen damit nichts reinfallen kann.

- die beiden Massekabel am hinteren Ventildeckel abschrauben

- eine Schlauchklemme am hinteren Zylinderkopf rechts abschrauben (Dort, wo das Ansaugrohr drüberging)

- Ventildeckel hinten abschrauben, auf das Massekabel links achten, nicht verlieren. Jetzt wird klar, warum das Ansaugrohr abgenommen werden musste! Man muss den Deckel etwas rangieren, um über den Motorhebebügel zu kommen. Sonst bekommt man den Deckel nicht unter den Ansaugrohren raus.

- Zündkabelhalterdeckel vorn abschrauben,

- Zündkabel abziehen

- Kabelkanaldeckel oben am vorderen Zylinderkopf abschrauben

- den Kabelbaum, der im Kanal liegt,  mechanisch aushängen

- Ventildeckel vorn abschrauben (auch 1 x Massekabel und Ölmessstab-Befestigung. (Die Schraube am Messstab reisst gerne aus.)

- Auf beiden Zylinderköpfen nach den Dichtungen der Kerzenschächte sehen. Die sind oft verdrückt, man kann sie aber richten. (Beim Wiedereinbau zuerst auf die Kerzenschächte legen!)

- Zündkerzen ausschrauben

- drei Schrauben des Antriebsrads der Wasserpumpe lockern

- Poly-V-Riemen für Wasserpumpe, Lima und Klimakompressor ausbauen. Dazu muss man den Riemenspanner entspannen. Benötigt wird ein 3/8" Vierkant, der in eine entsprechende Aussparung nahe der Spannrolle gesetzt wird. Stange am Vierkant nach hinten drücken und Riemen abnehmen

- Wasserpumpenantriebsscheibe abnehmen

- Ausgleichsbehälter ausbauen

- Kühlwasserschlauch Thermostat - Kühler ausbauen

- Fühler mit brauner/schwarzer Anschlusskappe unterhalb Thermostat ausschrauben. 22er Schlüssel.

- Kühlwasserschlauch darunter entfernen - hier wird noch Wasser auslaufen

- alle Plastikabdeckteile des Zahnriemens abschrauben. Eine Schraube hinten Mitte nahe der Ölpumpe ist nur mit Gelenk zu erreichen, eine am vorderen oberen Abdeckteil sitzt, kaum zu sehen auf Höhe der Lima aber in Fahrtrichtung hinter dem Plastikteil. Durch den Radkasten peilen!

- 2 x 13er Schrauben plus eine 8er Inbusschraube an der Servolenkungspumpe lockern und die Pumpe in Richtung Motorblock drücken bis der Antriebsriemen abgenommen werden kann. Das geht schwer, man kann mit einem Hebel neben der 8er Inbus etwas Druck ausüben.

- Abdeckblech der Schwungscheibe an der Kupplungsglocke lösen.

- Gummipfropfen mittig oben auf der Kupplungsglocke abnehmen. Hier befindet sich die Nullmarkierung der Maschine

- Kurbelwelle mit 41er Nuss so drehen, dass die Markierung am Schwungrad mit der am Motor (siehe vorigen Punkt) genau übereinstimmt. An den beiden Nockelwellen befinden sich Strichmarkiernungen. Die müssen auch mit den Kerben auf den Lagerdeckeln fluchten. Sie finden sich bei der hinteren Nockenwelle auf dem 3. Lager vom Zahnriemen aus gezählt, an der vorderen Zylinderbank auf dem 2. Lager ab. Zahnriemen, immer auf der Seite, die zum Zahnriemen weist. Auf jeder Bank ist es das Lager mit dem breitesten Lagerdeckel!

- Motorblockierer 186068000 ins Schwungrad einschieben und an der vorderen Befestigungsbohrung des Schwungradabdeckblechs festschrauben. Den Blockierer kann sich jemand, der Metall bearbeiten kann, auch selbst anfertigen. Es ist ein metallenes U, dessen beide Schenkel in zwei Zahnlücken eingreifen (zwei weitere dazwischen werden quasi überbrückt). Aussen wird rechtwinklig ein Metallstück angeschweisset, das ein querliegendes Langloch für eine Schraube bekommt. Damit wird dann das Teil an der Kupplungsglocke angeschraubt. (Bild gewünscht?)

- Kragen der Kurbelwellenmutter aufstemmen. Dazu am besten einen 4mm breiten Kreuzmeissel benutzen. Mutter mittels langer Verlängerung (75 cm +) lösen. Hat man den Motorblockierer nicht, wirds schwierig. Man muss Die Nuss samt Stange auf der Mutter anbringen, dann das rechte Vorderrad anmontieren und Fahrzeug mit aufgesetztem Schlüssel auf die Räder stellen. 5. Gang einlegen! KW-Mutter lösen. Evtl. Muss man den Schlüssel nochmal umsetzen, bevor die Mutter so leicht geht, das man mit der Hand drehen kann. KW-Scheibe abnehmen, Scheibe unter der KW-Mutter auch.
Die Mutter ist kaum wiederverwendbar, da der beschädigte Kragen bei Anzug mit dem vorgeschriebene Drehmoment wieder exakt am gleichen Punkt landet. So kann die Mutter nicht mehr sicher befestigt werden. Drehmoment 235 Nm. Ersatzteilnummer der KW-Mutter 60507302 (bitte nochmal überprüfen!) Kosten ca. 10-12 Euro Plus MwSt.

- Muttern des Riemenspanners lockern, diesen so drehen, dass die Rolle vom Riemen wegschwenkt. Das geht am besten mit einer 13er Nuss, die auf der Schraube, die dei Spannrolle selbst hält, aufgesetzt und im Uhrzeigersinn gedreht wird. Im Arm der Spannrolle befindet sich unterhalb der Kolbenstange des Verstellkolbens eine Bohrung, die mit einer weiteren Bohrung im Block korrespondiert. Mit einem Metallstift (Durchschläger 4-5mm) kann man hier blockieren. (Ist aber nicht so toll!)

- Zahnriemen abziehen.

- Neuen Riemen zuerst auf die KW auflegen, dann auf das Rad der Nockenwelle am vorderen Zylinderkopf. Der Riemen muss zwischen beiden Rädern straff sein. Ggf, das NW-Rad etwas im Uhrzeigersinn (sehr wenig!)drehen, bis ein Zahn einrastet und dann wieder zurück, bis die NW-Markierung wieder stimmt. Vorsicht, das Zahnriemenrad an der NW nicht lockern. Der Riemen muss in jedem Fall schon mal stramm zwischen KW, vorderer NW und hinterer NW liegen. Erst auf der hinteren Seite nach unten greift die Spannrolle, die eigentlich eine "Entspann"rolle ist.

- Gleiche Prozedur am NW-Rad des hinteren Zylinderkopfs.

- Zahnriemen auf das Ölpumpenrad auflegen

- Über die Spannrolle schieben! Wenn das nicht geht stimmt etwas mit dem Riemen bzw. den Zahnriemenrädern der Nockenwellen nicht. Die KW kann sich ja wegen des Blockade nicht gedreht haben.

- KW-Riemenscheibe mit neuer Mutter montieren. Motorblockade aufheben. Motor zwei Umdrehungen durchdrehen. Nachsehen, ob der Zahnriemen richtig läuft und die 3 Markierungen an Schwungrad und Nockenwellen wieder fluchten.

- Motor erneut blockieren, Anzug mit 235 Nm, KW-Mutter verstemmen.

Danach wird das Puzzle wieder zusammengesetzt!

Klar, das man dabei dann nicht allzu viel Zeit im Internet verbringt!  :evil: Wenn ich wieder aus dem Auto auftauche melde ich mich.  :winkewinke:

(Nein, das habe ich jetzt hier nicht händisch eingetippt - die Anleitung gibts auch für andere Diva-Enthusiasten.)

Gruss

Rolf

Hatchcanyon

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Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #1 am: 16. Oktober 2013, 19:30:51 »
Jetzt hat sich das Puzzle noch etwas verschärft:

Der Klimakompressor muss getauscht werden. Dazu darf man dann noch

- die Lichtmaschine ausbauen

- die Spannvorrichtung für den Aggregat-Antriebsriemen entfernen

- der Halter der Spannvorrichtung ausbauen

- ein Auspuffrohr von einem Auspuffkrümmer trennen

- der Auspuffkrümmer ausbauen

- das Rohr des Ölmessstabs entfernen.

 :evil:

Draussen ist jetzt erst mal alles!  :toothy9:......und mir tut das Kreuz weh!  :schwitz:

Gruss

Rolf

Kauschthaus

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Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #2 am: 16. Oktober 2013, 20:05:33 »
Hallo Rolf,

da fehlt noch etwas:
Das Lämpchen, das den nötigen Wechsel des Zahnriemens per Leuchten anzeigt, um 180 ° drehen, damit es wieder erlischt.
 
Daran ist mein Mann dann gescheitert, weil er nicht dran kam.  ;D 
Ansonsten war die Prozedur ähnlich nervig wie die von dir beschriebene.
:respekt: an alle Zahnriemenwechsler!

Grüße, Petra
Seit ich das Wort Dings kenne, kann ich alles erklären.

Rainer

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Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #3 am: 16. Oktober 2013, 21:17:13 »
:......und mir tut das Kreuz weh!  :schwitz:

Tja, Rolf - das ist die "wahre Liebe" zum Auto. Nur wer sein Auto so liebt, der weiß, wie Du leidest.

Auch wenn mir dieses Modell ehrlicherweise nicht viel sagt, aber das Engagement kommt dennoch überzeugend hier an. Möge Dein Wagen noch lange zu Dir halten...

Shadra

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Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #4 am: 17. Oktober 2013, 08:16:50 »
Draussen ist jetzt erst mal alles!  :toothy9:

Spannend wirds wohl erst wirklich, ob nach dem Wiedereinbau nicht noch irgendwo ein Schräubchen rumliegt  ;)
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

Hatchcanyon

  • Gast
Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #5 am: 17. Oktober 2013, 10:33:49 »
Danke für den Zuspruch!

Naja, ich mache das ja nicht zum ersten Mal. Den Fahrzeugtyp fahre ich seit 1988, die grosse Motorisierung seit 1996. Alles zusammen so um die 890.000 km, davon ca. 590.000 mit dem 3 Liter.

Der Thema an sich ist zwar nicht so selten, aber der 3 Liter schon. Von dem wurden nur ca. 7.700 von 1992 bis 1994 gebaut. Meiner ist jetzt 20 Jahre alt. Schätzungsweise gibts noch 3-400 Stück davon. Es ist ein fast unzerstörbares Auto wenn man sich etwas drum kümmert. Ich habe noch einen zweiten mit fast 500.000 km auf der Uhr und auch da ist eigentlich alles noch original - Verschleissteile ausgenommen. Die Alfa Romeo - Benzinmotore überleben an Laufleistung viele Diesel locker, vorausgesetzt sie werden immer ordendlich warmgefahren und bekommen erstklassiges Öl.

Aber Tatsache ist eben auch - der Instandhaltungsaufwand ist hoch. Wenn man keine Erfahrung mit Autos hat und keinen umfangreichen Werkzeugbestand (Spezialwerkzeug ist aber kaum gefordert) dann wirds schwierig oder wahlweise in der Werkstatt sehr teuer. Wobei viele Werkstätten den Fahrzeugtyp mangels Kenntnissen gar nicht (mehr) warten könnten.

Jetzt muss ich erst mal auf die Öltankreiniger warten, dann gehts wieder ran ans Gerät. Das Schöne daran: Es hetzt mich keiner!

Gruss

Rolf

Hatchcanyon

  • Gast
Re: Wenn man sonst nix zu tun hat....
« Antwort #6 am: 23. Oktober 2013, 16:27:34 »
Nur so nebenbei......

Die Diva schnurrt wieder wie ein Kätzchen, braucht jetzt nur noch eine Antriebswellenmanschette, die ich erst mal beschaffen muss.

Übrige Schraquben? Keine! Ok, eine war abhanden gekommen, die wurde aus dem Fundus ersetzt.

Gruss

Rolf