Freitag, 30. August 2013Ha! Klappt also doch mit dem Jetlag - um 3:30 Uhr waren wir wach. Wir sortierten unsere Sachen und versuchten so ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen. Es gelang uns nicht wirklich. Schließlich hatten wir ja gestern ganz vergessen eine Box zu kaufen, die uns helfen sollte Ordnung zu halten. Also gab es zig Plastikbeutel mit verschiedenem Kram („alles für´s Essen, Waschmittel, Handsanitizer und Klopapier,…)
Nachdem wir unser Auto also schon wieder gepackt hatten und wir geduscht waren, machten wir uns auf die Suche nach dem Grand Canyon. Wir gingen an unsere Hütte vorbei nach hinten und: Da war er schon! Keine 100m - ach, was red ich - keine 50m von unserer Tür entfernt! Gigantisch!
In der hinteren Hütte wohnten wir, Heiko stand bei dem Foto schon fast am Rim Was aber nicht so gigantisch war, war der Nebel, der über der Schlucht hing. Das sah zwar ganz toll aus, wie der Nebel so um und über die Felsen waberte, aber einen tollen Sonnenaufgang würden wir hier wohl nicht erleben. Schade!
Trotzdem machte ich mich daran mein neues Spielzeug aufzubauen - eine einfache Videokamera auf einem einfachen Stativ. Ich stellt mich also an die Kante, baute das Stativ auf und versuchte die Kamera darauf zu befestigen. Dabei kam ich an den Objektivdeckel, der fröhlich von der Kamera hüpfte. Egal, dafür hat der ja ein Band. Aber halt, der ist weg? Wieso war das Band nicht an der Kamera befestigt? Heiko klärte es auf: Er findet das Geklappere nervig, daher sei es besser, den Deckel einfach wegzustecken. Recht hat er, aber jetzt ist er auf Dauer weggesteckt: Im Grand Canyon, etwa 3m unter mir und nicht mehr ohne Lebensgefahr zu erreichen…
Dann ist es also so. Was soll ich mich ärgern? Ich begann zu Filmen, Heiko machte Fotos. Die Sonne ging im Nebel auf.
Hm, ja. Okay. Und nun? Es war sehr leer hier, wir gingen ein Stück und uns begegnete kaum jemand. Aber dennoch war ich recht lustlos. Eigentlich könnten wir jetzt auschecken. Das taten wir.
Erstaunlicherweise teilte uns die junge Frau am Desk mit, dass sich die Steuern geändert hätten und wir nun noch 2 Dollar irgendwas auf die Kreditkarte zurückgebucht bekämen. Aha, das gibt es also auch: eine Steuersenkung!
Dann sollte es los gehen und wir suchten mittels der Parkmap den East Rim Drive. Wir kurvten wie irre herum und fuhren plötzlich Richtung Ausgang, hatte ich das Gefühl. Das konnte ja wohl nicht richtig sein. Da sahen wir ihn, einen stattlichen Hirsch. Der ließ sich aber durch uns und ein weiteres Auto nicht stören und war bereit sich fotografieren zu lassen. Wir waren ziemlich nah an dem Tier dran und es kam auch näher, aber wir hatten keine Ausweichmöglichkeit. Also hoffen, dass er nicht doch irgendwann zutritt…
Schließlich kamen wir an ihm vorbei und konnten dann wenden. Wir fuhren durch das Wohngebiet der Mitarbeiter und fuhren und fuhren, bis ich total die Orientierung verloren hatte. Da sahen wir eine junge Frau, die offensichtlich hier arbeitete. Die fragten wir nach dem Weg. Aber sie entschuldigte sich, sie sei erst 2 Wochen hier und das Straßensystem sei für sie auch noch etwas verwirrend…
Dann folgten wir Schildern (zurück) zur Bright Angel Lodge, um dort noch mal von vorne anzufangen, nachdem wir dort nach dem richtigen Weg gefragt haben. Wir brauchten eigentlich gar nicht auszusteigen, denn dort kam zufällig ein Mitarbeiter von Xanterra vorbei, aber auch der hatte Mühe uns den Weg zu erklären, denn es war wirklich kompliziert. Man musste irgendwie einmal fast im Kreis fahren, dann abbiegen und dann zum Village, aber noch vorher wieder abbiegen…. Ob wir je hier herausfinden würden?
Wir fanden aber tatsächlich den Weg und auch noch ein paar wilde Tiere.
Dann klapperten wir einen Viewpoint nach dem anderen ab, die Sonne war nun voll aufgegangen und der Nebel verzog sich langsam. Noch immer war nicht viel los, so dass man sich ab dem dritten View Point schon freundlich zunickte, wenn man sich wieder erkannte. Heiko machte Fotos, ich versuchte mich wieder im Filmen. Aber das war langweilig. Es passierte ja nichts und die Wolkenbewegungen waren auch seeeehr langsam. Wie würde das im Film wirken? Sicher nicht anders als ein lange gezeigtes Foto…
Irgendwie sind alle View Points ähnlich Am Navajo Point dann machten wir ein Picknick direkt am Auto. Es gab Baguette, Käse, Veggie Wurst, Eier, Tomaten… Tja und dann haben wir den Grand Canyon schon verlassen. Es ist halb 10. Na, dann konnten wir ja locker noch den Abstecher zum Coal Mine Canyon machen, den ich locker für heute eingeplant hatte.
Die Gegend, durch die wir jetzt fuhren war gar nicht so hässlich, jedoch standen an jedem möglichen View Point diese nervigen Stände der Natives. Es wurde mal wieder dunkler und die Wolken am Himmel sahen sehr interessant aus. Also beschlossen wir, die Kamera auf einem Bohnensack auf das Armaturenbrett zu stellen und während der Fahrt Zeitraffer-Aufnahmen zu machen. Und es kam wie es kommen musste: Es fing an zu regnen. Toll, wenn man dann auf dem Film regelmäßig, nein, eher unregelmäßig, den Scheibenwischer drauf hat…
Irgendwann kamen wir nach Tuba City und wir hielten uns an die Beschreibung von
Steffen Synnatschke, um zum Coal Mine Canyon zu kommen. Dachten wir. Aber irgendwie war das hier eine komische Gegend. Lauter Huppel auf der Straße, da hier offensichtlich Schulen sind, dann noch ein Medical Center und viele Bruchbuden… Nicht wirklich vertrauenserweckend diese Gegend. Dann war die Straße zu Ende, d.h. es ging unbefestigt weiter. Neeeee, das kann hier nicht richtig sein! Also umgedreht und in die entgegen gesetzte Richtung gefahren. Auch da wurde es dann irgendwann einsam, aber die Milemarker waren hier zu sehen und wir hatten zumindest ein besseres Gefühl hier auf der asphaltierten Straße.
Dann der Abzweig auf eine unbefestigte Straße, naja eher ein Feldweg. Wir fuhren auf das beschriebene Windrad zu und als wir ankamen, sahen wir: nichts. Also zurück zur letzten Weggabelung und in die andere Richtung. Und siehe da: Da isser! Wow, wie bunt! Der Canyon sieht ja echt stark aus! Zwar kann man hier nicht wandern, aber diesen Aussichtspunkt fand ich nun nicht schlechter als die am Grand Canyon. Nur dass das Loch hier nicht ganz so groß und ganz so tief war. Dafür aber viel farbenfroher. Ja, der Umweg hat sich gelohnt! Wenn man sowieso in der Nähe ist (z.B. wie wir auf dem Weg vom Grand Canyon zum Monument Valley), dann kann ich diesen Ort durchaus empfehlen. Wir waren übrigens die einzigen Menschen dort.
Nach 15 Minuten brachen wir aber schon wieder auf Richtung Monument Valley. Schließlich hatte man uns eine Stunde geklaut (Navajo-Zeit) und wir wussten nicht sicher, wie lange wir noch fahren würden. Ich hoffte, heute noch zu den Goosenecks fahren zu können, auch wenn sie eigentlich erst für morgen geplant waren. Die Strecke war recht langweilig, das einzig interessante war vor uns auf dem Pick Up ein Kind auf der Ladefläche. Dick eingepackt saß es da und rührte sich nicht. Sachen gibt´s…
Plötzlich meinte Heiko, ob es sein kann, dass wir hier schon mal gewesen sind. Ja, stimmt! Ein Blick auf die Karte (wir fuhren nur mit Karte, ohne Navi) verriet, dass wir hier vor 2 Jahren auch lang gekommen waren. Ab hier war sozusagen ein kleines Stück Revival angesagt.
Um viertel vor 2 erreichten wir den Mäcces in Kayenta, wo ich wieder mal Pommes aß und ein Eis (dipped Cone) und Heiko einen Burger. Dann ging es weiter und wir erkannten gleich wieder den riesigen Parkplatz, wo wir letztes Jahr auch stoppten für einen Toilettengang. Das taten wir auch heute, wobei die Damentoilette wohl gerade gereinigt wurde oder so und die Herrentoilette laut Heikos Aussage deutlich an Komfort verloren hatte. Wie auch vor 2 Jahren war hier kaum was los, nur ein paar Geschäfte mit Silberschmuck waren geöffnet. Das hatte man sich wohl anders vorgestellt, wenn man sich den riesigen aber leeren Parkplatz anschaute.
Dann ging es weiter, aber gar nicht mehr so weit. Wir ließen den Loop-Drive durch das Monument Valley rechts liegen und bogen links ab Richtung Goulding´s Lodge. Bei Google Maps haben wir den Campground nicht so richtig finden können, sondern wussten nur ungefähr, wo der liegen würde. Aber wir fanden ihn ohne große Umwege und checkten ein. Wir haben Cabin No.1. Die junge Frau telefonierte noch wegen der Cabin und schickte uns nach kurzer Wegbeschreibung dann los.
Dieses Mal war die Beschreibung sofort korrekt (geht doch!) und wir warteten auf jemanden, der uns die Cabin aufschließen würde, denn einen Schlüssel hatten wir nicht und die Cabin war versperrt. Die Lage ist ganz toll und fast schon erleichtert hörten wir innen die Klimaanlage. Ja, die war laut, aber immer noch besser als im Backofen schlafen zu müssen. Zur Nacht konnten wir die ja dann bestimmt runter drehen.
Wir warteten eine ganze Weile, aber niemand kam. Hm, hatte man uns vergessen? Oder hatte etwa die Tussi am Desk vergessen uns den Schlüssel mitzugeben? Hm, keine Ahnung. Aber sie hatte doch wegen der Cabin telefoniert? Also bin ich das kurze Stück hinunter gestiefelt und habe die Frau gefragt, wie wir denn in die Cabin kämen. Ob da noch jemand mit Schlüssel käme. „Oh, I forgot to give you the key???“ Sie versank beinahe im Boden, konnte ich sehen. Und dabei war sie doch eh schon so klein!
Ich bekam den Schlüssel mit vielfacher Entschuldigung und ging zurück. Dann das nächste Problem, ich bekam die Tür auch mit Schlüssel nicht auf! Da ich aber generell häufig nicht kompatibel zu Schlüsselkarten bin, ließ ich Heiko probieren. Auch er hatte Mühe, aber der Trick war einfach „Kraft“! Die Klimaanlage baute im Inneren der Cabin so viel Unterdruck auf, das man die Tür nur mit Mühe aufbekam. Dafür fanden wir nicht ein Insekt oder Spinnenweben in der Cabin. Überhaupt war sie sauber und komplett eingerichtet mit einem Doppelbett, einem Stockbett und oben unter dem Dach gab es noch einen Alkoven mit Matraze. Außerdem Toilette und Dusche und eine kleine Küche. Das ist ja prima!
Ganz nach oben traute ich mich hinauf bei meiner Gewichtsklasse, das Doppelbett ist zu klein für uns zwei. Also bekam Heiko das Doppelbett und ich die untere Etage des Stockbettes. Das war nicht gerade lang, aber es reichte. Aber es war reichlich schmal und bretthart. Scheinbar war das ein Brett aus Sperrholz statt Lattenrost und als Matraze obendrauf so etwas wie eine Auflage für eine Gartenliege. Naja, für eine Nacht wird es gehen.
Dann entdeckten wir einen riesigen Schalter für die Klimaanlage. Nur on/off war daran zu lesen. Tja, dann entweder an oder aus. Okay, dann mach mal aus, es ist ar…kalt hier drin. Geht nicht. Wie – geht nicht? Neee, keine Wirkung! Na toll. Also Lärm die ganze Nacht und kalt wird es auch und das, obwohl sich bei mir der übliche Schnupfen ankündigt. Naja, ich habe ja schon in weiser Voraussicht beim Walmart diese tollen Schnupfen-Tabletten gekauft, die mir letztes Mal auch so gut geholfen haben.
Anschließend fuhren wir zum Supermarkt. Gar nicht so klein! Hier bekam man eigentlich alles, sogar zu akzeptablen Preisen. Dann beschlossen wir, nicht mehr zu den Goosenecks zu fahren, denn wir wussten nicht so genau, wann der Sonnenuntergang war und den wollten wir natürlich nicht verpassen.
Wir schauten ein wenig fern, surften im Internet und dann wollten wir uns ein nettes Plätzchen für den Sonnenuntergang suchen. Mittlerweile war der Campground schon recht voll mit Wohnmobilen und wir hatten nicht mehr ganz so perfekte Sicht auf das Valley. Wir blickten zuerst auf biertrinkende sich sonnenbadende Deutsche. Hallo? Navajo Nation? Alkohol in der Öffentlichkeit??? Na egal, sollen die doch!
Die Sonne begann unter zu gehen und wir suchten immer noch einen Standort. Mensch, da oben wäre es perfekt für meine Zeitrafferaufnahme. Blöd, da steht ein Zelt. Hm. Nee, das kannste nicht machen, dachte ich. Man stellt sich nicht einfach mit seiner Kamera auf fremde Sites. Heiko war da cooler, denn er entdeckte den Bewohner und der war auch noch deutschsprachig. Und natürlich dürften wir hier unsere Aufnahmen machen. Toll! Das ist ja nett! Also alles aufgebaut und gewartet. Aber es war wieder einmal tierisch bewölkt und es wurde zwar dunkler, aber so richtiges Leuchten der Felsen bekamen wir nicht zu sehen. Und außerdem wollten wir den beiden von der Campsite nicht auf die Nerven gehen. Er sagte zwar, dass ihn das nicht störe, aber sie wollte offensichtlich schnell mit ihm ins Zelt… Da gingen wir dann doch lieber.
Einen ähnlichen Blick hatten wir von unserer Terasse aus Nach ein wenig Brotessen bin ich bald müde und erschöpft ins Bett gefallen, nein, eher gebrettert. Verdammt, ist das Ding hart! Die dünne Decke brachte es irgendwie auch nicht. Heiko machte sich noch in der Mikro ein warmes Essen (Nudeln Alfredo, war wohl recht lecker). Ich versuchte zu schlafen, aber ich fror die ganze Nacht und und wälzte mich ständig hin und her, weil es so unbequem war. Einmal ging ich noch im Dunkeln auf die Toilette, fand aber nicht den Lichtschalter. Ist schon komisch so im ganz dunkeln auf dem Klo zu sitzen und die Hand vor Augen nicht sehen zu können. Immerhin war ich mir sicher, nicht in der Duschwanne oder auf dem Waschbecken zu sitzen…
Unterkunft: Cabin auf Goulding´s Campground für $101.38 = 78,45€ inkl. TAX und Fees Gebucht hier:
http://www.gouldings.com/Gefahrene Meilen: 221
Fazit des Tages: Die Bright Angel Lodge liegt spitzenmäßig. Ich würde sie auf jeden Fall weiter empfehlen, auch wenn sie eher spartanisch ausgestattet ist und ein wenig gemüffelt hat. Der Grand Canyon selber hat mich nicht umgehauen, was ich aber erwartet hatte. Schließlich fand ich es auch am North Rim auch nur sehr schön und nicht „Boah!“. Damit ist für mich der Grand Canyon für lange Zeit erst mal abgehakt, wobei der Toroweap Point vielleicht doch einen Besuch wert wäre?
Der Coal Mine Canyon ist klasse, aber auch hier reicht mir diese eine Besuch. Und das Monument Valley ist auch toll. Vor allem der Goulding´s Campground liegt toll. Auch die Cabin ist gut, ein nächstes Mal wäre ich auf die Kälte vorbereitet und würde vielleicht doch in den Alkoven klettern.
Anekdote des Tages: Bei McD in Kayenta hatte ich mir ein Eis geholt, nachdem ich mit dem Essen fertig war. Heiko blieb noch am Tisch. Dann setzte ich mich mit meinem Eis wieder zu ihm und kurze Zeit später kam der Typ, der mir das Eis eben verkauft hatte und brachte mir noch eins. Hä? Ich habe doch schon eines? Wollten Sie nicht 2? Nein, ich habe auch nur für eines bezahlt! Blöd, ich hätte es einfach nehmen sollen. Aber ich bin so eine ehrliche Haut, das kann ich nicht. Auch wenn das Eis jetzt wahrscheinlich in den Müll flog…
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