8. Tag, Donnerstag, 11.6.2009An der Rezeption des Hotel Lundi kann man für kleines Geld ins Internet gehen.
Das nutzen wir um uns Infos übers Wetter zu besorgen.
Eigentlich sollten wir heute mit mehr Sonne rechnen können – wenn auch ein paar Tröpfchen angezeigt sind. Eben das übliche – Island steckt voller Überraschungen – das gilt im besonderen auch für das Wetter. Die Isländer haben ja um die 20 verschiedene Bezeichnungen für Wetter wie z.B. das „Fenster-Wetter“. Da ist das Wetter von drinnen beim Blick aus dem Fenster erträglich und von draußen eher weniger .....
Kurz vor 9 verlassen wir Vik und folgen der Ringstraße weiter nach Osten.
Für unsere Kameras beginnt der Tag am Fjaðráargljúfur Canyon, der sich nur 2-3 Kilometer von der Ringstraße entfernt an der F206 zu den Laki-Kratern befindet.
Nicht nur der Name dieses Canyons ist ein ordentlicher Zungenbrecher, .....
... nur einen kleinen Ladahopser weiter, treffen wir auf Islands Ort mit dem wohl skurrilsten Namen - „Kirkjubæjarklaustur“.
Hier kaufen wir im kleinen Supermarkt ein und setzen uns in die Sonne um an einem Picknicktischchen zu frühstücken. Mein Blick verrät Anspannung - ich übe noch am Ortsnamen .....
Das Landschaftsbild auf der weiteren Fahrt nach Osten bestimmen die Sanderflächen der Skeiðarársandur – Kies und Sandablagerungen von Gletscherschmelzbächen ....
.... des Vatnajökull – nicht nur der größte Gletscher Islands sondern (bezogen auf sein Volumen) auch der größte Europas.
Gegen Mittag erreichen wir den Skaftafell Nationalpark bei strahlendem Sonnenschein.
Auch der Skaftafell weist wie so oft in Island - zumindest wieder einen europäischen Superlativ auf – er ist mit 4.800 km² der größte Nationalpark Europas.
Bekannt ist der Park für seine Gletscher die man aus nächster Nähe bewundern kann. Gletscher sind in Island eine der prägendsten Landschaftsformen – 11 % der Landesoberfläche sind durch sie bedeckt.
Ein „Must See“ im Skaftafell NP ist der Svartifoss - einer der bekanntesten Wasserfälle Islands und unser nächstes Ziel.
Wir bewegen unseren Lada einige hundert Meter bis zum Ausgangspunkt und starten auf den kurzen Trail.
Als wir an einem kleinen Hügel vorbeikommen trauen wir zunächst unseren Augen nicht.
Eine Gruppe Touristen führt dort mehr oder weniger simultan absonderliche Verrenkungen aus – sieht aus als ob die Übungsleiterin einen Thai Chi Ratgeber bei ALDI gekauft hätte.
Was man nicht alles auf Island sieht ......
Der Svartifoss ist mit 12 m Höhe weder sonderlich hoch und auch alles andere als breit. Auch seine Wassermenge ist im Vergleich zu anderen Wasserfällen auf Island eher spärlich.
Trotzdem hat sich die Natur hier wieder etwas besonderes einfallen lassen – der Svartifoss (=schwarzer Wasserfall) ist ringsum von Basaltsäulen umgeben die ihn wie Orgelpfeifen einrahmen.
Gerade als Petra ihr Stativ für eine Langzeitbelichtung aufstellen will fängt es an zu regnen. Innerhalb weniger Minuten hatte sich der Himmel über uns zugezogen und zum ersten Mal während dieser Reise wird eine Unternehmung vom Wetter gestört.
Immerhin schon bemerkenswert – dass das inzwischen 8 Tage bis zu diesem „Vorfall“ gedauert hat.
Wir warten 20 Minuten und geben dann auf. Der Wind treibt noch dunklere Wolken heran und Aufnahmen haben wir ja gemacht – dann eben kein Foto mit Schleier.
Weitere Besichtigungen oder Wanderungen im Nationalpark verkneifen wir uns nun – muss bei Regen nicht sein – und für den Jökulsarlón wollen wir auf jeden Fall noch ausgiebig Zeit haben.
Wir wollen gerade auf der Ringstraße so richtig Tempo aufnehmen – da entdecken wir etwas weiter östlich eine Gletscherzunge die wie in einem Sonnenloch zu liegen scheint während ringsum alles schwarz ist und es sich an vielen Stellen abregnet.
Kurzentschlossen ändern wir mal wieder unsere Pläne ....
... und fahren die kurze Stichstraße zum Svinafellsjökull und laufen auf kurzem Weg zu seiner Gletscherzunge.
Ebenfalls ein beeindruckender Gletscher. Sogar eine Gruppe Wanderer die sich mit ihren Steigeisen über den Gletscher bewegen können wir erkennen.
Weiter geht die Fahrt nach Osten auf der Ringstraße. Rings um uns ist nun ein dichtes Wolkenband – aber wir verlassen uns mal darauf, dass das eine halbe Stunde später wieder ganz anders sein kann und hoffen, dass wir am Jökulsarlón nicht in einen Regenguß kommen.
Gegen 15.30 Uhr ist eines der größten Highlights Islands erreicht – Jökulsarlón ....
.... der größte Gletschersee Islands.
Bevor wir uns der Aufnahmesession um den See hingeben können – rufen wir mit dem Handy in Hali an (ein Mininest in dem es ein Guesthouse gibt ). Übernachtungsmöglichkeiten im Gebiet des Jökulsarlón sind äußerst rar und bis wir hier fertig sind – vergehen sicher noch ein paar Stunden. Wie fast immer klappt die Reservierung gleich auf Anhieb problemlos.
Während Jökulsarlón der größte Gletschersee Islands ist, ist sein Abfluß der Jökulsá á Breiðamerkursandi wohl der kürzeste einer Art – da er nach wenigen hundert Metern im Meer endet. Dieser kurze Fluss teilt das für Besucher erreichbare Gebiet in zwei Teile (West und Ost).
Auf beiden Seiten gibt es einen großen Parkplatz und im östlichen Gebiet ein kleines Kaffee und die Amphibienfahrzeuge – mit denen man per Tour zwischen den Eisbergen schippern kann.
Wenige Minuten später sitzen wir schon mit todschicken Schwimmwesten ausstaffiert auf der Ladefläche eines solchen „Zwittergefährts“ und rollen auf den See zu.
Nach einigen Erklärungen zum Gletschersee und einmal Lecken an einem Stückchen Gletschereis .....
..... gleiten wir zwischen den bis zu 15 Meter hohen Eisblöcken hindurch. Klasse !!!
Mindestens genauso schön ist es, am Uferrand entlang zu laufen.
Wir bewundern immer neue Eisskulpturen ....
.... zwischen denen Seehunde im 3 °C warmen (oder besser kalten) Wasser treiben.
Noch ein Seehund mit (natürlich schicker) roter Jacke.
Auch die Sonne blinzelt gelegentlich durch die Wolken ...
.... und die Eisstücke auf dem See leuchten in den unterschiedlichsten Blautönen.
Der Gletschersee diente übrigens bereits bevor ich hier mit meiner Videokamera aufkreuzte als Schauplatz für bekannte Filmproduktionen wie James Bonds – „Stirb an einem anderen Tag“, „Tomb Raider“ und „Batman Begins“.
Schönes Übernachtungsplätzchen - wäre uns aber doch etwas zu "frisch".
Sieht aber gemütlich aus.
Gut 3 Stunden und viele Aufnahmen später, geben wir uns zufrieden und fahren noch die 10 km bis Hali wo wir gegen 19.30 Uhr eintreffen.
Hali besteht nur aus wenigen Häusern um ein Literaturmuseum in Form von 2 Meter hohen Büchern in einem Regal. Die Isländer und Kunst – auch ein Kapitel für sich.
Heute haben wir (auch mangels Alternativen) keine Schlafsackunterkunft sondern schon gehobenen isländischen Standard. Es gibt 5 Doppelschlafräume und 2 Bäder und einen großen Aufenthalts-/Küchenbereich.
So hatten wir das erhofft – denn heute soll es selbstgekochte Nudeln & Tomatensoße aus dem Supermarkt von Kirkjubæjarklaustur (ich wollte den Namen nur noch mal erwähnt haben
) geben – also alles da was man braucht – Hunger auch!
Dummerweise hat gerade ein belgisches Pärchen sämtliche Kochtöpfe belegt – also warten und (nein keinen Tee sondern) schon mal ein Bierchen trinken.
Schließlich können wir unser Delikatess-Menü starten und fallen darüber her als ob es lange nichts gegeben hätte – was mit Ausnahme von gestern Abend ja auch irgendwie stimmt.
Neben dem Esstisch geht der Raum in einen großen Gemeinschaftsbereich über mit Couch und Tisch an dem ein Pärchen sitzt mit dem wir ins Gespräch kommen.
Schnell sitzen wir plötzlich alle um den Esstisch; das Pärchen kommt aus Brandenburg und hat Whiskey und einen Birnenschnaps dabei (so was ist mir direkt sehr sympathisch
) und so verbringen wir einen lustigen Abend und torkeln gegen 24 Uhr ins Bett.
Übernachtung: Hali Guesthouse (10 km östlich des Jökulsarlón )
Preis: 10.500 ISK (60 €) ohne Frühstück WC & Bad auf dem Gang
Bewertung: 8,5 von 10
Kommentar: sehr empfehlenswert – gerade Nähe Jökulsarlón gibt es wenig Alternativen – würden wir sicher wieder nehmen.
Bild des Tages:
Am Jökulsarlón