Ja und jetzt?
Ganz einfach - irgendetwas davon muss man glauben. Beweisen kann man es wohl weder in die eine, noch in die andere Richtung.
Dass in Greater Las Vegas ganze Viertel leerstehen ist ja leicht festzustellen, wenn man mal von den Hauptstrassen wegkommt. Sehr gemütlich ist das oftmals nicht. Wo sind die Menschen hin? Ganz offensichtlich aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit weggezogen. Die Lage ist so problematisch, dass man diskutiert, leerstehende Häuser einfach mittels Caterpillar zu beseitigen, um die Kriminalität in den Griff zu bekommen. Ein typisches Vorgehen ist das Aufbrechen verlassener Häuser um darin illegale Autowerkstätten zum Zerlegen oder Modifizieren von gestohlenen Fahrzeugen zu betreiben. Da es keine Nachbarn mehr gibt schaut auch keiner hin.
Dass viele einfach abgehauen sind belegt auch noch ein anderes Phänomen. Die Leute ziehen weg, lassen die Tiere einfach in den Häusern zurück. Auch dazug gabs 2008 einen Artikel in der Las Vegas Sun.
Nur hat man damals noch nicht gewusst, woran das wirklich liegt. Die Schlussfolgerung, dass die Leute "abgewandert" sind, ist jedenfall nicht zu belegen. Es hat ein ganz anderes Szenario stattgefunden, ein Szenario, was sich niemand vorher hat vorstellen können und was letztendlich der "Brandbeschleuniger" in der Lehmann Pleite war:
Die "Sub-Primes" (die unsicheren Hypotheken) sind nach einer Zinserhöhung massiv ausgefallen, weil sie eigentlich nie hätten vergeben werden dürfen. Aber Lehmann hatte diese Kredite vergeben mit der Logik "wir haben ja das Haus, wenn der Kredit ausfällt und dann verkaufen wir einfach das Haus".
Dann sind aber so viele Kredite ausgefallen, dass das mit Verkauf alleine nicht zu retten war - denn es ist das passiert, womit keiner rechnete: durch das hohe Angebot sind die Verkaufspreise (zum ersten Mal seit vielen Jahren) nach unten gegangen. Das war zwar an sich schon eine mittlere Katastrophe, aber die richtige Katastrophe sollte noch kommen. Die "Sub-Prime" Klientel ist seinerzeit in Mietanlagen gezogen, die ihrerseits damals einen extremen Zuwachs hatten (weswegen es auch nicht generell richtig ist zu behaupten, die Leute wären abgewändert - nein, sie sind dort geblieben, aber eben in Mietskasernen).
Und dann kam das, womit niemand gerechnet hat und was auch einige Zeit gedauert hat, bis man diesen irrwitzigen Zusammenhang verstanden hat: die Banken haben die leer stehenden Häuser so billig angeboten (Hauptsache verkaufen - irgendwie, egal wie), dass die benachbarten "solventen" Mieter erkannten, dass ihre eigene Hypothek und Schuldenlast deutlich über dem Kaufpreis der dort angebotenen Häuser lag. Und was haben die getan? Die haben einfach das Haus verlassen, keinem Menschen etwas gesagt, das Haus der Bank "geschenkt". Und haben sich dann (oft zum halben Preis) das quasi gleiche Haus einfach zwei Blocks weiter wieder gekauft. Und haben so von heute auf morgen oft 100.000$ und mehr gespart.
Das alles hat mit Arbeitsplatzverlust und Abwanderung überhaupt nichts zu tun. Es ist lediglich eine lokale Umsiedelung - und wenn die Demographen es heute angeblich es nicht genau bestimmen können, ob und wer nun wirklich abgewandert ist, dann heißt das keinesfalls, dass eine große Abwanderung stattgefunden hat. Es hat "nur" eine gewaltige Verschiebung vom Eigenheim in Mietwohnungen stattgefunden (und der Mietwohnungsmarkt ist bis heute "gut gesättigt"). Auch wenn die Preise für das Eigenheim wieder angezogen sind.
aber der Bevölkerungsrückgang zwischendurch ist sehr real.
Genau das bezweifle ich - vor allem: wenn denn überall die Arbeit verloren ging und wenn überall eine vermeintliche Abwanderung stattgefunden hat (denn die Krise hat nicht nur Las Vegas getroffen, sondern die ganze USA) - wo sollen die Leute denn hingewandert sein?!