Autor Thema: Filmtipps im www  (Gelesen 43349 mal)

Andreas

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #60 am: 13. September 2014, 02:34:11 »
Mit dieser Art von Musik kann ich nichts (aber auch gar nichts) anfangen.
Das sage ich jetzt mal ehrlich (und provokativ?), denn ich weiß genau dass es für dich eine Grundsatzdiskussion ist.  ;)
Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe grundsätzlich nichts gegen Klassik.
Da gibt es richtig nette Sachen. Aber bitte kein Piano Solo von Bach ...  :P

Rainer

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #61 am: 13. September 2014, 12:05:29 »
Das sage ich jetzt mal ehrlich (und provokativ?), denn ich weiß genau dass es für dich eine Grundsatzdiskussion ist.  ;)

Mir ist das doch egal, dass das so ist, das weiß ich und ich kann es ja auch nicht ändern. Es ist auch keine "Grundsatzdiskussion", da kann man nicht drüber diskutieren. Das ist eine unmittelbare Folge komplett fehlender musikalischer (Aus)-Bildung, das fehlt Dir (und vielen Menschen) leider. Die Ausbildung ist zwar nicht (im mathematischen Sinne) "notwendig", aber in sicherlich den allermeisten Fällen "hinreichend".

Das ist ungefähr vergleichbar damit, als wenn ein Sehender einem (von Geburt an) Blinden erklären soll, welche Dinge dieser nicht sieht. Der sieht es nicht und versteht es nicht - und Du hörst es nicht. Für Dich ist das wahrscheinlich eine Art Lärm, eine sinnlose Aneinanderreihung von Tönen, für mich (und die allermeisten anderen Musiker) ist das ein unvergleichbar schönes Kunstwerk.

Wenn man es hört und versteht, kann es zu den größten Emotionen und Glücksgefühlen führen, die ein Mensch überhaupt zu empfinden in der Lage ist. Von daher tust Du mir eher Leid, denn Du weißt nicht, was Du verpasst.

Andrea

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #62 am: 13. September 2014, 12:24:18 »
Oh, da kann man aber doch diskutieren!

Ich habe sicherlich keine Ausbildung in Musik, ja ich spiele nicht mal ein richtiges Instrument. Aber immerhin hatte ich Musik im Abitur, habe einige Opern und Konzerte gesehen. Da waren sicher sehr schöne Dinge dabei. Aber mir geht bei ernster Musik (blöder Ausdruck, da diese Musik ja auch fröhlich sein kann) keiner ab. Echt nicht. So zwischendurch mal ein Stück, so wie das hier im Forum -  das ist okay. Ansonsten ist mir E-Musik lieber wenn das E sich auf die Gitarre bezieht  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Andreas

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #63 am: 13. September 2014, 12:35:59 »
Das ist ungefähr vergleichbar damit, als wenn ein Sehender einem (von Geburt an) Blinden erklären soll, welche Dinge dieser nicht sieht.
Netter Vergleich. Aber völlig überheblich.  ;D

Zitat
Für Dich ist das wahrscheinlich eine Art Lärm, eine sinnlose Aneinanderreihung von Tönen
Nein, ist es nicht. Wie schon gesagt, ich habe nichts gegen Klassik. Aber mit obigem Video kann ich halt nichts anfangen.

Zitat
Wenn man es hört und versteht, kann es zu den größten Emotionen und Glücksgefühlen führen, die ein Mensch überhaupt zu empfinden in der Lage ist. Von daher tust Du mir eher Leid, denn Du weißt nicht, was Du verpasst.
Du weißt doch gar nicht was ich für Emotionen und Glücksgefühle bei welcher Musik habe. Es geht halt nichts über ein zünftiges Metal-Konzert.  ;)
Musik ist und bleibt Geschmackssache, mehr wollte ich nicht sagen.

Und schreib nicht ich wäre musikalisch ungebildet. Ganz im Gegenteil. Ich habe auch jahrelang ein Instrument gespielt (so eines mit weißen und schwarzen Tasten).


Andrea

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #64 am: 13. September 2014, 12:36:46 »
Ich revidiere das mit der E-Gitarre

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Rainer

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #65 am: 13. September 2014, 14:08:15 »
Aber völlig überheblich.  ;D

Finde ich nicht, es ist eben so. Es versteht ja auch nicht jeder chinesisch, was ist daran überheblich, wenn es der eine kann, der andere nicht? Es ist kein Zufall, dass es die gleichen Menschen sind, die Klassik hören und verehren wie die, die viele Jahre musikalisch ausgebildet wurden. Ist das überheblich, wenn man etwas kann nach vielen Jahren Ausbildung, was andere offensichtlich nicht können?

Das hat auch mit "Geschmack" nichts zu tun. Das ist das Totschlagargument schlechthin. Sicherlich gibt es Graduierungen in der Wahrnehmung, die man mit Geschmack begründen kann, aber man kann nicht sämtliches musikalisches Empfinden mit Geschmack begründen. Das ist einfach zu wenig. Da ist selbstverständlich auch der Faktor "verstehen" elementar und in sehr großem Maß vorhanden.

Und schreib nicht ich wäre musikalisch ungebildet. Ganz im Gegenteil. Ich habe auch jahrelang ein Instrument gespielt (so eines mit weißen und schwarzen Tasten).

Das ist mindestens extrem außergewöhnlich, damit bist Du definitiv der erste(!) und einzige(!) Mensch den ich kenne, der selbst Klavier gespielt hat und nichts mit Klaviermusik (hier von Bach) anfangen kann. Vor allem nicht mit diesem einen Stück. Und ich kenne wirklich extrem viele Musiker.

Hast Du den Klavierunterricht möglicherweise gehasst, war das nicht Deine eigene Entscheidung, hast Du früh abgebrochen? Spielst Du heute noch Klavier? Und wenn ja, was?

Ich kenne wirklich sonst keinen guten Musiker, der nicht die klassische Musik in all ihren Facetten um Welten lieber hört als heutige kommerzielle Musik. Da würde ich es genau anders herum sagen: da sind "nette" Stücke bei, manche gut gesetzten Arrangements, aber im Vergleich zu vielen klassischen Werken klingt es sehr schnell langweilig und dünn. Das geht eigentlich allen Musikern so.

Und speziell Klavierspieler haben zusätzlich noch eine weitere "Ader" (da tun sich dann in der Tat selbst sonst gute Musiker auch schon manchmal schwerer, je nach Werk und Komplexität), dass sie einen guten Klavierklang (wie ihn beispielsweise ein Steinway Flügel wie aus dem Video besitzt) "an sich" schon verehren. Die meisten würden ihr letztes Hemd dafür hergeben, selbst so ein Instrument zu besitzen.

Ich habe sicherlich keine Ausbildung in Musik, ja ich spiele nicht mal ein richtiges Instrument.

Genau das macht es aber aus. Wenn man jahrelang (schon im Kindesalter) in erheblichem Umfang mit Musik konfrontiert wird, dann entwickelt sich definitiv ein anderes Verständnis und eine andere Wahrnehmung. Das kann man später sicher auch noch erwerben, aber in der Kindheit geschieht das natürlich viel einfacher und selbstverständlicher.

Ein Musikkurs in der Oberstufe und der Besuch von ein paar Konzerten kann das natürlich NICHT ersetzen. Man kann es vielleicht vergleichen mit dem Erlernen einer Sprache - das ist sicherlich ähnlich komplex.

Aber mir geht bei ernster Musik (blöder Ausdruck, da diese Musik ja auch fröhlich sein kann) keiner ab. Echt nicht.

Weil es (wie in dem Mozartfilm) "zu viele Noten" sind. Die Szene ist ja ganz witzig gemacht und eigentlich ist da so ein Funken Wahrheit dran. Aber wenn Du in meiner Signatur die Bemerkung über J.S. Bach liest, dann muss Dir ja klar sein, dass es Menschen gibt, für die es nichts vergleichbares überhaupt auf der Welt gibt, wie solche Musik.

Man kann es ja auch so schlecht vergleichen (obwohl der Versuch mit der Sprache ist vielleicht gar nicht so schlecht), aber auch ein Gourmet wird sich nicht Pommes und Currywurst zufrieden geben, auch wenn das "mal" schmeckt. Man kann sicher nicht erklären, warum Musik diese Wirkung hat, aber diese Wirkung ausschließlich auf "Geschmack" abzustellen, das akzeptiere ich nicht. Dafür ist der Zusammenhang zwischen Ausbildung und Wahrnehmung viel zu eklatant und offensichtlich.

Andrea

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #66 am: 13. September 2014, 14:31:49 »
Musik ist Kunst und bei jeder Kunst gibt es Leute die sie mögen und die sie nicht mögen. Und die, denen sie einfach egal ist.

Musik spricht einen an oder auch nicht, vielleicht geht sie einem auf den Geist. Mein obiges Beispiel mit dem Bolero kommt ja nicht von ungefähr. Als 10jährige (oder so) hat mich dieses Stück einfach umgehauen, begeistert. Ohne Ausbildung, ja ich kannte nicht mal alle Instrumente beim Namen. Trotzdem hätte ich das Stück stundenlang hören können. Aber ohne dabei beurteilen zu können, wie gut die Aufnahme ist, wie sanft oder ruppig jemand sein Instrument spielt oder ob vielleicht sogar jemand falsch spielt (krass ausgedrückt). Und genau das macht Kunst aus: Das Erreichen seine Hörer oder beim Bild seiner Betrachter auf dem emotionalen Weg.

Klar: Hat man eine entsprechende Ausbildung, dann lernt man die Kunst noch mehr zu schätzen und weiß ihre Varianten zu unterscheiden. Einradfahren sieht so leicht aus und erst wenn man es selbst probiert, erfährt man, wie schwer es wirklich ist und betrachtet Einradfahrer mit ganz anderen Augen.

Insofern gebe ich dir Recht, Rainer. Erst wenn man sich damit auskennt und auseinandersetzt mag man die Tiefe der Kunst erkennen, aber muss sie mich deswegen auch emotional erreichen? Ich habe Jonglieren gelernt und weiß wie schwierig so mancher Wurf ist, schaue es mir gerne an. Aber Begeisterungsstürme kommen da selten.... Nur Respekt.

Und so erreicht mich eben klassische (oder auch Barock- etc) Musik eben nicht so oft.
Liebe Grüße, Andrea



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Rainer

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #67 am: 13. September 2014, 15:07:40 »
Insofern gebe ich dir Recht, Rainer. Erst wenn man sich damit auskennt und auseinandersetzt mag man die Tiefe der Kunst erkennen, aber muss sie mich deswegen auch emotional erreichen?

So meine ich es aber nicht. Musik ist Emotion, schiere Emotion. Ich "erkenne" Musik nicht, genauso wenig wie vermeintlich unmusikalische Menschen. Sie MUSS mich emotional erreichen, sonst interessiert sie mich nicht.

Ich bin aber überzeugt davon, dass das Mass der Erreichbarkeit u.a. vom Kenntnisstand abhängt. Ich vermute, dass das Gehirn bestimmte Strukturen und Harmonien erkennt und je mehr man sich mit der Materie Musik beschäftigt, umso mehr wird das Gehirn zuordnen können. Ähnlich wie bei einem Schachspieler, auch dessen Gehirn erkennt bestimmte Aufstellungen wieder, während der ungeübte Spieler keinen Zusammenhang erkennt. Baut man einem geübten Schachspieler eine Partieposition auf, wird er nach kürzester Zeit ein leer geräumtes Brett genau so aufbauen wie die gezeigte Position. Ein ungeübter Schachspieler, der sich ja eigentlich auch "nur" die Figuren merken muss, wird da hoffnungslos scheitern.

Irgendetwas in dieser Art macht auch unser Musikverständnis aus. Das ist genauso erlernt wie unsere Sprache und unsere Bewegung.

Und der Ausdruck des Verstehens spiegelt sich in der Emotion wieder. Musik ohne Emotion ist für mich keine Musik. Das ist u.a. auch der Grund, warum ich meinerseits mit der heutigen "avantgardistischen" Musikbewegung nichts anfangen kann. Diese Strukturen sind mit zu unbekannt, ich höre da keine bekannten Harmonien und es gibt kein Empfinden.

Welche Rolle der persönliche Geschmack dabei spielt, ist schwer einzuschätzen, aber ich bin überzeugt, dass dieser Geschmack maßgeblich von der Erfahrung beeinflusst wird (und sich deswegen auch ändern kann).

Der Unterschied zwischen der Kunst und Musik ist zusätzlich der, dass man sicherlich gegen Kunst verschließen kann. Gegen Musik kann sich meiner Meinung nach niemand verschließen - es gibt für jeden von uns irgendeine Musik, die ihn emotional anspricht. Angefangen bei einfachen rhythmischen Strukturen bis hin zu komplexen Monumentalwerken. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der wirklich überhaupt gar nichts wahrnimmt, bei keiner Musik, egal was da ist. Weil Musik (aus irgendeinem Grund) Emotionen auslöst, bestimmte Hormone werden ausgeschüttet und die meisten Menschen erfahren eine Art Bewegungsdrang; nicht umsonst wird bei schöner Musik mitgetanzt.

Andreas

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #68 am: 13. September 2014, 16:24:38 »
Das ist mindestens extrem außergewöhnlich, damit bist Du definitiv der erste(!) und einzige(!) Mensch den ich kenne, der selbst Klavier gespielt hat und nichts mit Klaviermusik (hier von Bach) anfangen kann.
Kein Klavier. Das war Keyboard.

Zitat
Hast Du den Klavierunterricht möglicherweise gehasst, war das nicht Deine eigene Entscheidung, hast Du früh abgebrochen? Spielst Du heute noch Klavier? Und wenn ja, was?
Ich hatte nie Unterricht. Das war mehr eine MIDI/Cubase Geschichte damals zu Atari ST Zeiten.  Mein Korg X2 habe ich vor ca. 10 Jahren verkauft. Schade eigentlich.

Andrea

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #69 am: 13. September 2014, 16:37:34 »

Ich bin aber überzeugt davon, dass das Mass der Erreichbarkeit u.a. vom Kenntnisstand abhängt. Ich vermute, dass das Gehirn bestimmte Strukturen und Harmonien erkennt und je mehr man sich mit der Materie Musik beschäftigt, umso mehr wird das Gehirn zuordnen können.

Und ich denke, dass es umgekehrt ist. Ist die Seele einmal erreicht, will der Verstand hinterher.

Musik gibt es seit Urzeiten. In vielen (allen?) Urvölkern spielt Musik eine wichtige Rolle, vor allem bei Zeremonien. Und immer ist auch Bewegung dabei. Das ist in uns verankert.

Bei mir ist Schlagzeug so ein Auslöser. Schon ganz früh bei "Also sprach Zarathustra" die Pauke, Anfang der 80er war es New Order mit "Blue Monday" oder Sunday bloody Sunday" von U2. Oder auch "Rainmaker" von Los Tumpolos in den 90ern. Extrem unterschiedliche Musik und doch fand jedes Stück einen Weg zu mir. Ich mag auch die Blue Man Group, die wie verrückt auf ihr Schlagzeug hämmern und dabei Farbe verspritzen. Ich habe in meiner Umgebung nie jemanden gehabt, der mit irgendeiner Form von Schlagzeug zu tun gehabt hätte. Ich schrieb ja, dass ich mir beim Bolero fast die Finger verknotet habe und doch ist es das Schlagzeug, was mich berührt. Das hat rein gar nichts mit frühkindlicher musischer Erziehung zu tun. Bestenfalls mit Urinstinkt. Bei dir mag das anders sein.
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Filmtipps im www
« Antwort #70 am: 13. September 2014, 17:19:49 »
Mein Korg X2 habe ich vor ca. 10 Jahren verkauft. Schade eigentlich.

Kauf Dir doch was neues - da hat sich innerhalb von 10 Jahren auch einiges getan. Ich habe ja bis zum Abitur Klavierunterricht gehabt (mit "wechselndem" Fleiss ... leider) und dann zur Studienzeit habe ich hier und da noch ein bißchen geklimpert, mit dem Eintritt in eine "geregelte Arbeitszeit" habe auch das aufgegeben. Auch leider, sehr leider. Ich bin dann wohl 1984 in einen Chor eingetreten, das hat sicherlich meinen Musikhorizont auch nochmal erheblich beeinflusst. Ich glaube nicht, dass ich "einfach so" sonst auf Chormusik gekommen wäre. Irgendwie muss man ja auch mal drauf aufmerksam werden.

Vor 4 Jahren habe ich mir dann ein aktuelles Digitalpiano gekauft (das Topmodell von Kawai, Kawai CA-93) und war (und bin) total begeistert, wie unglaublich gut diese Instrumente geworden sind. Ich glaube nicht, dass viele Menschen mit geschlossenen Augen das Instrument von einem "echten" Instrument unterscheiden können. Insbesondere ist auch der sog. "Anschlag" (was für den Klavierspieler das A&O darstellt) authentisch, der ist mechanisch so perfekt wie möglich nachgebaut. Mein nächstjüngerer Bruder hat sich dann ebenso dieses Digitalpiano zugelegt, der ist aber noch berufstätig (hat also viel weniger Zeit als ich), dennoch hat auch er den Weg zurück zur Klaviermusik wieder gefunden und inzwischen hat er sich ein "richtiges" Klavier gekauft (sein Traum vom Steinway Flügel zerplatzte am zu kleinen Wohnzimmer...). Ich hätte wiederum Platzt dafür, aber leider nicht das nötige Kleingeld.

In den letzten vier Jahren habe ich viel gespielt, aber auch viel geflucht, warum ich so bescheuert war und es so lange habe liegen lassen. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" sagt der Volksmund und da ist viel Wahrheit dran. Wie gerne würde ich heute besser spielen können, ich muss jeden kleinen Fortschritt mit stundenlangem Üben erarbeiten.

Meine "Full Metall" Phase hatte ich, als "Uriah Heep" und "Deep Purple" ihre Höhepunkte hatte ("Deep Purple in Rock" und "Magicians Birthday"). Wenn das überhaupt Metall ist. Oder ist es nur Rockmusik? Egal. Ist ca. 40-45 Jahre her. Heute kann ich das Zeug nicht mehr hören und ich würde behaupten, Deep Purple war sogar nicht inhaltsreicher als vieles, was heute auf der Bühne lärmt.

Insgesamt bin aber auch überzeugt, dass es viel leichter ist, sich mit klassischer Musik auch spät noch anzufreunden, als ein Instrument zu lernen. Letzteres ist wirklich beschissen schwer. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass solche Pianisten (Pianistinnen) wie aus dem Video (oder wie viele andere auf Youtube zu sehen sind) faktisch keine Kindheit hatten - die haben problemlos 8 bis 10 Stunden pro Tag geübt. Jahrein, jahraus.

Ein bißchen überrascht war ich dennoch über diese Reaktion, denn dass Bachklavier nicht jedermans Sache ist, das ist mir durchaus bewusst, aber dieses Stück ist sehr untypisch für Bachsche Klaviermusik (es ist ja auch gar nicht von Bach für Klavier geschrieben, das hat Egon Petri aus der Orchersterpartitur und der Solo Alt-Stimme herausgerarbeitet und zu Papier gebracht), eine komplexe Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier hätte ich sicher nicht hier eingestellt. Da liegen dann noch einmal Welten zwischen.

Andrea

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #71 am: 13. September 2014, 18:53:56 »
Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich das grauenvoll fand. Das war nett, ich habe es sogar zweimal gehört. Aber bewegt hat es mich nicht.

Uriah Heep und Deep Purple... Dafür bin ich dann wohl noch mindestens 5-10 Jahre zu jung  ;) Aber Metal ist das wohl nicht. Rock bis Hard Rock wohl eher. Aber die Bezeichnungen in dieser Kategorie von Musik sind für mich sowieso nicht ganz eindeutig: Metal, Heavy Metal, Death Metal, Speed Metal,... Rock, Hard Rock, Punk Rock...

So, um jetzt wieder halbwegs auf das Thema Film zu kommen: Schaut euch mal den Film/Musical "Sweeney Todd" an. Ist schon älter und nichts für zarte Seelchen. Aber ich hatte danach tagelang einen Ohrwurm...

Liebe Grüße, Andrea



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Rainer

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #72 am: 13. September 2014, 21:41:23 »
Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich das grauenvoll fand. Das war nett, ich habe es sogar zweimal gehört.

Das ist immer schon einmal um Welten mehr als "fange ich überhaupt nichts mit an".

Aber bewegt hat es mich nicht.

Und das ist das wundervolle an dieser Musik: es kann passieren, dass Du das Stück doch nochmal hörst, vielleicht mal hier, vielleicht mal da - und dann offenbart sich die Kraft, die in so einer Musik steckt. Mit jedem Hören wird es nicht langweiliger (wie es meistens bei schlichten Stücken der Fall ist), sondern mit jedem Hören empfindet man auf einmal mehr.

Ich kann Dir natürlich nicht versprechen, dass Du das jemals wirklich gerne hören willst - aber es ist eben möglich. Vielleicht ist das in drei Jahren Dein absolutes Lieblingsstück. Vielleicht auch nicht. Aber diese Chance haben nur wenige Stücke und es liegt an der Natur der Musik und dieser Komposition, dass dieses Stück dazu gehört, irgendwann auf einmal ein Lächeln zu erzeugen. Und irgendwann wird es fast zur Sucht.

Vielleicht aber auch nicht.

Horst

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #73 am: 14. September 2014, 08:37:04 »
Hallo Rainer,

interessantes Thema (ja eigentlich initiiert von Andreas ;)) und die These, daß man Wissen braucht um qualitativ höherwertige Musik als solche genießen zu können hat mich erstmal darüber nachdenken lassen.
Ob es tatsächlich so ist weiß ich nicht aber Du hast es gut begründet - also glaub ich Dir mal.

Ich habe mich auch schon einiges mit Musik beschäftigt - zumindest heute hat mich das Klavierstück von Bach emotional nicht erreicht - obwohl ich selbstverständlich zuordnen kann, daß es eine absolut hochwertige Musik ist die mit entsprechendem Können vorgetragen wird.
Trotzdem danke dafür - und in ein paar Jahren wenn ich es noch mal höre ist es ja vielleicht anders - der Mensch entwickelt sich ja weiter (na ja zumindest die meisten).

@Andreas
bei mir staubt auch noch ein Yamaha PSR640 vor sich hin, immerhin habe ich es nicht übers Herz gebracht es zu verscherbeln aber ich habe auch lange nicht drauf gespielt - gaanz früher mal fast täglich.

Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Filmtipps im www
« Antwort #74 am: 14. September 2014, 10:37:04 »
interessantes Thema (ja eigentlich initiiert von Andreas ;)) und die These, daß man Wissen braucht um qualitativ höherwertige Musik als solche genießen zu können hat mich erstmal darüber nachdenken lassen.
Ob es tatsächlich so ist weiß ich nicht aber Du hast es gut begründet - also glaub ich Dir mal.

"Wissen" ist vielleicht auch ein zu trockener Begriff - Erfahrung, Übung, Umgang usw. würde es vielleicht besser treffen. Musik ist auf eine gewisse Weise auch eine Art Sprache, eine Form etwas auszudrücken und der Vergleich mit dem Erlernen einer Sprache ist möglicherweise noch der halbwegs am besten treffende.

Der oft zitierte Begriff "Geschmack" leidet in diesem Zusammenhang möglicherweise an einer falschen Begriffsbildung. Wenn man Geschmack als eine einmal definierte Eigenschaft festlegt, die jedem Menschen in die Wiege gelegt wird, dann würde ich bestreiten, dass Musikhören dem persönlichen "Geschmack" unterliegt. Wenn man Geschmack aber definiert als einen fortwährenden Prozess, der von Erfahrung, Wahrnehmung und Umwelt beeinflusst wird und sich im stetigen Wandel befindet (was meiner Meinung nach eine erheblich bessere Definition ist, das kann man eigentlich sofort wirklich am eigenen "Geschmack" auch nachvollziehen, wie viele Dinge gibt es, die man mal toll fand, die man heute öde findet, oder auch beim Essen, was hat man als Kind gehasst und heute ist es die Lieblingsspeise und umgekehrt), dann würde ich zustimmen und sagen, es gibt einen "Musikgeschmack".

Sonst wird der Geschmack allzu gerne als quasi Entschuldigung mißbraucht, das wäre eben so und Musik ist ja "nur" Geschmackssache und da kann der Einzelne eben überhaupts nichts dran ändern. Der Musikgeschmack wird genauso wie der Essengeschmack und der Kleidungsgeschmack von Erfahrung geprägt.

Ich habe mich auch schon einiges mit Musik beschäftigt - zumindest heute hat mich das Klavierstück von Bach emotional nicht erreicht - obwohl ich selbstverständlich zuordnen kann, daß es eine absolut hochwertige Musik ist die mit entsprechendem Können vorgetragen wird.

Dieses Stück begleitet mich auch schon eine sehr lange Zeit durch mein Leben und ich fand es keinesfalls immer großartig. Kennt noch jemand die ersten Platten, die mit einem "Moog Synthesizer" aufgenommen wurden? Ich hatte als Schüler eine Platte, die nannte sich "Switched on Bach" und das waren originale Bachorchesterwerke, die von "Walter Carlos" (heutige "Wendy Carlos" nach einer Geschlechtsumwandlung) auf dem Moog Synthesizer realisiert wurden.

Da waren Brandenburgische Konzerte und solche Dinge drauf, damals war das eine Sensation, dass das mit Synthesizer machbar ist, heute klingt das "piefig". Und es war eben dieses "Sheeps may graze safely" drauf. Und ich fand das damals ein ziemlich komisches Stück, ich fand es irgendwie zu verspielt und "un-bachig". Ich habe es viele Jahre nicht mehr gehört und bin durch Zufall in einem Klavierforum (wo sonst?!) auf diese Klavier Transkription gestoßen (wobei dort in dem Forum die allgemeine Begeisterung natürlich deutlich anders ausfiel als hier) und da hat es mich dann (nach vielen Jahren) auch "erwischt".

Leider ist das Stück deutlich schwerer zu spielen als es klingt (was auch das zentrale Thema in dem Klavierforum ist).