So weiter geht's mit einem der Highlights der Tour - ganz am Ende gibt es ein Bonus Video.
11.Tag, Donnerstag 4.11.2010Heute klappt es doch tatsächlich mal mit einem Frühstück im Hellen. Schade, dass ich mir am leckeren Buffet nicht so richtig den Magen vollstopfen kann wie ich es wahrscheinlich sonst gemacht hätte – Tee, etwas Toast und eine Schmerztablette – mehr gibt es für mich nicht. Wehmütig sehe ich Petra beim Brötchenschmieren zu ..... und kann ihrem Blick entnehmen, dass es mir gar nicht schadet wenn ich mal kürzer trete ....
Jedenfalls, wandern wäre heute schwierig – aber das steht ja auch nicht an.
Gegen 7:45 Uhr warten wir mit unserer Foto- und Filmausrüstung vor dem B&B auf einen Fahrer von Living Desert Adventures (
http://www.livingdesertnamibia.com/index-de.htm ) – einem der beiden Unternehmen in Swakopmund, das die Little Five Tour anbietet.
Ein Kleinbus fährt vor und öffnet die Tür. Wir steigen ein – wundern uns aber über das große Auto. Petra fragt für wie viele Leute das denn wäre. 23 – und wie sich im nachfolgenden Gespräch herausstellt – der gute Mann will zwei Leute für eine Delfintour abholen.
Ok – nichts wie raus aus dem Auto – da sind wir leicht falsch.
5 Minuten später nähert sich ein Landrover – ja, diesmal ist es richtig. Der Fahrer ist älteren Jahrgangs und stellt sich als Darryl vor. Er wird noch ein paar Leute holen (natürlich alles Deutsche wie üblich) und das zweite Auto heute auf der Tour fahren. Chris und das andere Fahrzeug treffen wir dann später. Wir unterhalten uns mit Darryl. Er hat früher als Elektroingenieur für eine Minengesellschaft gearbeitet und kennt geologisch jeden Krümel. Hätten wir nicht nach 5 Minuten geistig abgeschaltet wir nun auch......
Auf jeden Fall ist er sehr nett und weiß (ganz offensichtlich) sehr viel.
Nachdem die 5 Deutschen (eine Familie bestehend aus 2 Brüdern, Ehefrau des einen, Mutter und Schwiegermutter – auch eine ungewöhnliche Konstellation) abgeholt worden sind fahren wir zu den Dünen am Stadtrand und treffen auf den zweiten Landrover.
Wenige Augenblicke später stehen wir Chris gegenüber.
Am Fuß einer Düne versammelt Chris seine 14 Tourgäste um sich.
Der Mann ist schon zu einer kleinen Legende geworden in den wenigen Jahren seit er in Swakopmund diese originelle Tour anbietet. Warum das so ist, sollten wir schnell erleben.
Wir werden begrüßt und Chris fragt jeden nach seinem Vornamen, Beruf und in welchen Beziehungen die Leute zueinander stehen. Was danach folgt habe ich so noch nicht erlebt. Der Mann ist eine Mischung aus Harald Schmidt in seinen besten Zeiten und Bernhard Grizmek der in einen Ecstasy-Cocktail gefallen ist.
Chris hat nicht nur ein unglaubliches Wissen über die Wüste – er garniert das auch noch höchst unterhaltsam indem er seine Tourteilnehmer ständig in seine „Performance“ einbaut – spitze.
Aus Jens (einem Büffel von fast 2 Meter Größe) wird dann eben „Jensi“ und seine Mutter wird dann als „Mama“ mit in die Erklärungen über die Wüste eingebaut.
Dazu hat er eine drollige Art – und spricht einen Mix aus Deutsch mit englischen Versatzstücken garniert – einmalig.
Und so klingt das bei Chris wenn er über Afrika philosophiert:
Afrika ist nicht nur Elefanten, ok ?
Afrika ist auch die Fliegen in Deine Nase. Afrika ist die Mosquito beißen auf Dein Popo Mama.
And Petra if you smell your arm and it doesn’t stink you’re still in Germany ! Ok – must stink – then you are in Afrika !
Ok, und wenn du nicht Staub in die Gesicht hast bist du auch nicht in Afrika. Und die Sonnuntergang in abends und die Sterne und die Landschaft, die Savanne, die Bäume, die Blume, die Insekten, die Schlange, die Reptilen, die Mensch und Elefant zusammen - das ist Afrika.”Die Little 5 – das sind übrigens “Gecko, Spinne, Sidewinder-Schlange, Chamäleon, Echse“
Chris beginnt die Tour aber damit uns eine (Wander-)Düne zu erklären, deren Aufbau und Winkel immer gleich ist.
Nämlich 30 ° und 15 °.
Auch den Kreislauf aus Nebel der Pflanzen befeuchtet und der damit verbundenen (fast unglaublichen) Nahrungskette erklärt Chris auf faszinierende Weise. Ein Gemisch aus Sträuchern nennt er dabei immer wieder Müsli.
Also die Nahrungsgrundlage für viele der für Touristen wie uns sonst unsichtbaren Lebewesen hier in der Wüste.
Dann springt er zur Düne und fängt unvermittelt das Buddeln an. Überhaupt – gebuddelt wird bei dieser Tour von Chris sehr viel. Heute hat er dabei Schwerstarbeit zu leisten - hat aber auch Erfolg.
Tatsächlich gräbt er nach einigen Minuten eine Cartwheeling Spider (Radspinne) aus und setzt sie für uns auf den Sand. Sogar das Makrofotografieren und die Fotoeinstellungen erklärt er noch einem der Teilnehmer mit seiner Kamera.
Bitte recht freundlich
Dann will Chris uns das Herabrollen der Spinne vom Dünenkamm demonstrieren.
Er packt die Spinne ans Ende seines Stockes und läuft einige Meter in Richtung eines Dünenkamms und wir natürlich hinterher.
Auf dem Kamm angekommen ist plötzlich seine mühsam ausgegrabene Spinne weg.
Wir sehen uns um und ich entdecke die Spinne neben mir auf „Jensi’s“ Schuh.
Chris ist froh nicht noch einmal graben zu müssen und „Jensi“ dass er die Spinne los ist (von der er vorher gar nichts bemerkt hatte).
Tatsächlich rollt die kleine auch als „Dancing White Lady“ bekannte Spinne sich x-mal überschlagend den Dünenhang hinab – Experiment gelungen.
Auch mit dem Wetter zeigt sich Chris’ Feeling für die Wüste. Die Sonne kämpft sich durch und es wird strahlend schön. Ein Novum für die letzte Zeit hier – es muss davor wirklich mies gewesen sein. Das Wetterglück bleibt uns hold.
Chris erklärt uns die Wüste
Petras Lieblingsgeschichte dieses Tages ist natürlich Chris’ Frage wie viele Arten der kleinen schwarzen Klopfkäfer es hier in den Dünen Swakopmunds gibt.
Petras Antwort – die ins Blaue (also vielleicht in den inzwischen blauen Himmel ) geschossen war – 200 – macht den Entertainer Chris fast sprachlos. Noch nie sagt er uns, hätte jemand in 6 Jahren diese Frage richtig beantwortet, aber wie er gleich wieder Oberwasser bekommt – Petra würde in der Buchbranche eben viel lesen.
Beim Auffinden der Spinne alleine bleibt es natürlich nicht. Auch die anderen Exemplare der Little Five findet Chris allesamt.
Posing for our cameras - ein Gecko
Düneneidechse
Anhänglich
Darryl auf der Suche nach den Little 5
Der nächste Fund - im Gebüsch entdeckt Chris eine Sidewinder Schlange die sich gleich wieder im Sand eingräbt.
Am faszinierendsten ist das Chamäleon das Chris in einem Busch entdeckt.
Für die nun kommende Show sammelt Chris immer ein paar Käfer in einem Einmachglas für das Chamäleon.
Blitzschnell fährt das Tier seine Zunge aus und schnappt sich den Käfer.
Mit einigem Knirschen wird der kleine Kerl dann genüsslich verspeist – also wie bei den großen 5 – fressen und gefressen werden.
Nun wird das Chamäleon vorsichtig auf den Sand gesetzt. Augenblicklich wechselt das Tier seine Farbe von braun auf gelb. Auch hier gibt's noch einen Käfer.
Am schärfsten ist aber – wie Chris es nennt – der an Michael Jackson angelehnte „Moonwalk“ des Chamäleons – ein Vor- und Zurückwippen, das Chris ebenfalls mit einem hingehaltenen Käfer provoziert. Das Wippen ist eine Schutzfunktion und soll Vögel irritieren, damit das Chamäleon nicht als Beute erkannt wird.
Anzumerken wäre noch dass Chris (mal mit Ausnahme der Käfer ... aber bei 200 Arten .....
) alle seine kleinen Stars wie rohe Eier behandelt. Alle werden wieder an ihren Platz zurückgesetzt. Er achtet darauf, dass sie nicht zu lange der Sonne ausgesetzt sind oder weil er sie aus ihrem Versteck genommen (oder ausbuddelt) hat anderen Räubern zum Opfer fallen.
Sie sind seine Arbeitsgrundlage – die er hegt und pflegt.
Somit sind alle "kleinen 5" gefunden
Danach geht es hinein in die Dünen.
Unerwartet ist die Dünenlandschaft hier bei Swakopmund ein weiteres Highlight der Tour. Die gelben Sandberge die nun in der Sonne leuchten lassen bei jedem Landschaftsfan das Herz höher schlagen – wunderschön.
Wie per Achterbahn fahren Chris und Darryl ihre Autos die Dünen hinauf und in Schräglage wieder hinunter das man aufpassen muss sein Frühstück bei sich zu behalten – zum Glück war’s bei mir ja nicht viel.
Tourende am atlantischen Ozean
Gegen 13 Uhr verabschiedet sich Chris von uns und Darryl fährt uns zurück in die Stadt. Natürlich gibt’s auf der Fahrt noch ein Schwätzchen mit Darryl.
Wir erfahren, dass Chris und sein heutiger Konkurrent Tommy einst Desert Adventures zusammen betrieben haben – die beiden aber irgendwann nicht mehr gut klar kamen. Beides wohl große Egomanen mit denen es nicht immer einfach sei; Tommy hat dann später sein eigenes Unternehmen aufgemacht. Sicher ist er auch gut. Ob er so gut ist wie Chris können wir nicht beurteilen – aber Chris ist jedenfalls große klasse und seine Tour ihr Geld wert.
Eigentlich ist so jemand hier in der Wüste verschenkt wenn man bedenkt, welche Pappnasen in Deutschland als Comedians im Fernsehen unterwegs sind. Dazu hat er ja auch noch richtig was drauf.
Bevor wir Swakopmund verlassen gilt es noch einige Erledigungen in der Stadt zu machen. Tanken, Geld ziehen, noch mal kurzes shoppen bei Woermann und auch noch mal in die Apotheke – das Imodium hat leider nicht geholfen. Diesmal bekomme ich einen klebrigen Saft der wahrscheinlich innerlich komplett alles zukleistert .....
Die Fahrt nach Osten verläuft relativ ereignislos. Aus der Ferne können wir irgendwann die Spitzkoppe ausmachen. Eine Zeitlang hatten wir überlegt ob es heute zu diesem Felsen oder zur Ameib Ranch mit der „Bulls Party“ gehen soll und uns für letzteres entschieden. Alles kann man in 16 Tagen leider nicht machen.
Wir erreichen Usakos – die größte Ansiedlung dieser Gegend.
Ärmlich wirken die Hütten und Menschen die wir rund um Usakos wahrnehmen.
Einige der Menschen winken uns zu.
Wie so oft sieht man irgendwo in der Pampa Leute auf der Straße oder am Straßenrand im Schatten sitzen und warten .... worauf ?
Vielleicht auf jemand der sie irgendwann mitnimmt oder einfach auf nichts ... wer weiß das schon.
Von Usakos geht es auf ordentlicher Piste nach Norden ins Erongo Gebirge bis zum eindrucksvollen Gate der Ameib Ranch. Hier stehen zwei Wächter die uns Einlaß gewähren.
Auf den letzten Kilometern der Farmroad darf man seine Blicke nicht gänzlich auf die nicht wenigen Tiere richten – die Piste weist einige „Aufpaßstellen“ auf – u.a. Löcher und Hubbel von denen einer fast das Aus für unsere Achse bedeutet hätte ......
Auf der Ranch melden wir uns für den Campingplatz an und bekommen ein Faltblatt zum Gelände und der Anfahrt zur Bull’s Party.
Inzwischen ist es nach 17 Uhr – also halten wir uns nicht weiter auf sondern fahren gleich das kurze Stück hinein in die Felsen, denn darum geht es bei der „Bull’s Party“ – runde, riesige Granitkugeln die wie Bulleneier in der Felslandschaft liegen.
Ein guter Kontrast zu den bisherigen Landschaften.
Nachgemachte Buschmannzeichnungen
Wir laufen in den Felsen herum und haben unseren Spaß an der Gegend.
Danach geht es auf den Campingplatz. Bis auf ein Auto sind wir auf dem großen Campingplatz alleine. Wer die Wahl hat, hat die Qual. So richtig können wir uns nicht entscheiden wo wir unser Auto hinstellen wollen und wie es am besten steht.
Während Petra meint, daß das Auto auf einer Site nicht gerade steht, gefällt mir bei der nächsten Stelle der Grill nicht.
Wir einigen uns dann doch noch – haben es dadurch aber fast geschafft doch wieder im Dunkeln aufzubauen......
Strom gibt es auf den Plätzen nicht und der Weg zum deutlich in die Jahre gekommenen Waschhaus ist einige Meter. Na ja .....
Immerhin gibt es dort eine (einzige) Steckdose die funktioniert dafür liefert die Dusche nur lauwarmes Wasser und es krabbelt einiges herum was Chris sicher gut für seine Little Five Tour hätte brauchen können.
Auf die Würstchen verzichte ich heute – und halte mich an Brot und etwas Salat. Die Kleisterpampe hat zwar etwas geholfen – aber der Bauch ist immer noch nicht in Ordnung. Petra lindert meinen Schmerz indem sie zu mir sagt dass die Würstchen heute nicht gut geschmeckt hätten. Na, Gott sei Dank.
Sundown in Namibia
Übernachtung: Ameib Ranch Campingplatz
Preis: 240 N$ ( = 24 € )
Bewertung: 6 von 10
Kommentar: nahegelegene Felsenlandschaft toll – weshalb sich der Abstecher auch gelohnt hat – der Campingplatz kann da nicht ganz mithalten
Bild des Tages:Chris der Entertainer der Wüste
Noch was neues - von der Little 5 Tour habe ich aus meinem langen Film etwa 9 min herausgeschnitten und auf Youtube im "eumerika"-Kanal hochgeladen.
Stellt am besten in den Qualitäts-Einstellungen auf 720p.
Viel Spaß mit Chris und den Little 5 !