14.Tag, Sonntag 7.11.20105:30 Uhr ist heute die Nacht vorbei. Eine Nacht, die das Erlebnis Dachzelt noch einmal aufgewertet hat. In unmittelbarer Nähe (wahrscheinlich direkt jenseits des Zauns, von dem wir nur 10 Meter entfernt sind ) hat uns ein Löwe heute Nacht ein Ständchen gegeben. Das Brüllen ging unter die Haut.
Ein Omen für diesen Tag ?
Der erste lange Gang noch im Fast-Dunkeln geht zu den Waschhäusern (ohne Kaffee gleicht das bei mir eher einem Torkeln).
Mit einer Tasse des bekannten morgendlichen Heißgetränks geht es zum letzten Mal zum Wasserloch von Okaukuejo.
Zum Sonnenaufgang sehen wir gerade noch ein Nashorn, das sich vom Wasserloch in die Büsche schlägt ...
... und natürlich wieder Schakale ...
... und Zebras. Tja, sowas gibt’s zuhause zum Kaffee leider nicht .....
Gegen 6:30 Uhr ist auch unser Lager abgebaut und es heißt Abschied nehmen vom Camp Okaukuejo und dem fantastischsten Wasserloch Afrikas.
Wir passieren das Gate und gehen Richtung Osten auf Game Drive.
Ziel ist heute Camp Halali, das etwa auf halber Strecke zwischen Okaukuejo (im Westen) und Namutoni (im Osten) liegt.
Die ersten Wasserlöcher unserer Route sind keine wirklichen Treffer. „Nur“ ein paar Antilopen – aber davon haben wir wirklich schon sehr viele gesehen – und man ist dann eben doch fixiert auf die spektakulären Tiere – Löwen zum Beispiel.
Wir hatten uns ja diesmal vorgenommen es mit den Sichtungen nicht allzu eng zu nehmen und einfach alles toll zu finden – aber .... vergiss es .... letztendlich ist es eben ein Riesenerlebnis Geparden, Löwen, oder gar Leoparden in freier Wildbahn zu bewundern.
Während andere in den ersten beiden Stunden des Game Drives oft die meisten spektakulären Sichtungen haben – ist das bei uns fast die Sauregurkenkenzeit. Nur mittags sehen wir noch weniger als am Morgen. Schon komisch - kann sich ja aber noch ändern.
Immerhin; die gelbe Graslandschaft ist auch am Morgen noch da.
Auf der Karte ist ein Picknickplatz mit Klo hinter Homob eingezeichnet.
Ein rudimentäres Klo gibt es - aber einen Picknickplatz ?
Den muss man scheinbar selbst mitbringen.
Sowieso komisch – es ist unter drastischen Strafen (bis hin zum Parkverweis) verboten aus dem Auto auszusteigen.
Hier darf man es dann – es ist nichts eingezäunt und genauso sicher oder unsicher wie 500 Meter weiter an der Hauptpiste. Das ist eben Afrika.
Was uns im Etosha nicht so gefällt ist die Beschilderung der abzweigenden Pisten von der Hauptroute. Das ist oft verwirrend und auch etwas lieblos – da könnte man sich von Südafrika einiges abgucken. Es wird ja ordentlich an den Touristen verdient.
Auch in die unzähligen Löcher in den Pisten könnte man mal ein paar Stunden Ausbesserungsarbeit investieren.
Wir schmieren uns unsere Marmeladenbrote also auf der Klappe unseres Toyotas und fahren um 9.30 Uhr zu den Wasserlöchern Sueda und Salvadora, die beide am Rande der Salzpfanne liegen.
Oft zweigen von der Hauptroute kurze Stichstraßen zu den Wasserstellen ab, die man natürlich nicht in der direkten Nähe des Durchgangsverkehrs angelegt hat.
Eine große Zebraherde nähert sich dem Wasserloch von Salvadora.
Die ersten 30-40 Tiere erreichen das Wasser und beginnen zu trinken.
Schon einige Male haben wir erlebt, dass auf einen Vogelruf oder irgendein Geräusch hin die Tiere plötzlich in wilder Hatz davon rennen. So ist es auch diesmal – wie auf Kommando springen die Zebras aus dem Wasser und rennen ein paar Meter davon um dann zurückzukehren.
Aber irgendwas ist heute anders. Die Zebras wirken unruhig.
Plötzlich wie auf ein Startsignal hin gibt es eine regelrechte Massenflucht.
Ein Anblick mit Seltenheitswert – wenn Hunderte Zebras durch die Savanne rennen. Genau das erleben wir jetzt – aber diesmal hat es einen wirklich berechtigten Grund.
Ein Löwe hat sich angeschlichen und am Wasserloch einen Springbock gerissen und hält ihn jetzt im Maul. Der Springbock zappelt noch – aber gegen den kraftvollen Kiefer des Königs der Tiere hat er keine Chance. Der Löwe schleppt den nur noch leicht zuckenden Springbock einige Meter vom Wasserloch weg ins Gebüsch unter einen Baum.
Wow – ein tolles Erlebnis – zumindest für uns – weniger für den Springbock.
Am Wasserloch hat sich inzwischen auch eines von zwei Autos eines Tour-Operators eingefunden. Der Fahrer steht offensichtlich mit dem anderen Auto, das noch auf der Hauptroute etwa 1km entfernt steht, in Funkkontakt. Wir hören, dass sich weitere Löwen auf der Piste dort nähern und wohl Richtung Wasserloch unterwegs sind.
Wir reagieren. Wir verlassen für den Moment das Wasserloch und fahren zu der Stelle wo nun schon 3 Autos an der Piste stehen.
Tatsächlich – da kommen Löwen !
Wir filmen und fotografieren wie sie sich über die offene Savanne dem Wasserloch nähern.
2, 3,...4,...5,...,6.....7, .....8 Löwen – ja Wahnsinn !!!!
Als alle an unserem Auto vorbeigelaufen sind fahren wir wieder zurück zum Wasserloch und warten dort auf das Eintreffen des Rudels.
Nur wenige Augenblicke später trabt auch schon der Erste heran, legt sich auf den Bauch und schlabbert vom Wasser.
Auch die Kollegen 2-8 gesellen sich nach und nach dazu ...
... und alle liegen längs des Wassers und stillen ihren Durst.
Nachdem einige Minuten vergangen sind richtet sich einer der Löwen auf.
Sein Blick geht Richtung des Gebüschs wohin vor gut einer halben Stunde der Löwe mit seinem Springbock verschwunden ist. Genau dahin trabt er jetzt und das Rudel folgt.
Was dann geschieht können wir nur vermuten aber nicht mehr beobachten – 8 gegen 1 - da sind die Größenverhältnisse klar.
Für uns natürlich ein Highlight dieser Reise und ein phantastisches Erlebnis. Das Löwengebrüll von heute Nacht also doch ein gutes Omen für diesen Tag.
Wir fahren weiter nach Osten. Nun sind auch immer wieder viele Tiere zu sehen – ganz anders als heute Morgen ...
... und zwar von vorn ...
... und von hinten.
Ein Elefant nähert sich, der auch den bequemen Weg auf der Straße gewählt hat.
Wir fahren so weit zur Seite wie möglich und lassen ihn – den Puls am Anschlag - passieren.
Schon ein mulmiges aber auch tolles Gefühl wenn so ein Hochhaus an einem vorbeiläuft. Wobei das bei einem Elefanten ja fast lautlos vonstatten geht. Nur das Zittern des Bodens und eben der große Schatten den er wirft deuten auf das größte Landtier der Erde hin (auch wenn Petra immer denkt das wäre ich wenn ich ins Dachzelt komme und sie dann keinen Platz mehr hat). Vor einigen Jahren hat man hier in Namibia den größten Elefanten erlegt der auch belegt ist – 4,21 m hoch und 10,39 m lang – eben ein Haus.
Gut möglich, dass der graue Riese wie wir auf dem Weg zur Wasserstelle von Rietfontein ist.
5 Minuten später ist unser Auto in Rietfontein in guter „Schussposition“ geparkt und wir warten – ob unser „Dumbo“ von vorhin Lust auf ein Bad verspürt.
Als wir schon denken dass da nichts mehr kommt läuft er plötzlich direkt hinter unserem Auto vorbei und wir bekommen einen gehörigen Schreck. Beeindruckend wenn es für eine Sekunde dunkel wird.
Wie erwartet folgt munteres Plantschen und Wasser auf die Haut werfen ...
... ein Schauspiel zu dem sich noch 4 weitere Elefanten einfinden.
Eine tolle Szenerie – da dieses Wasserloch landschaftlich besonders schön ist.
Inzwischen ist die Betriebstemperatur im Inneren unseres Toyotas deutlich gestiegen – Zeit den Zündschlüssel zu drehen, die Klimaanlage ihren Dienst verrichten zu lassen und weiter ins Camp Halali zu fahren.
Dort treffen wir gegen Mittag ein und melden uns im Office für die bereits reservierte Nacht auf dem Campingplatz an.
Im Shop kaufen wir uns noch ein Eis und kühle Getränke und fahren dann die kurze Strecke zum Campingplatz. Nett hier und nix los. Gleiches gilt leider auch für das Wasserloch das einige Hundert Meter vom Camp entfernt ist. Hier sitzt man etwas erhöht in den Felsen unter einer Überdachung – sehr schön gemacht – aber ohne Tiere nützt das schönste Wasserloch nichts ...
Wir suchen uns eine Campsite aus und gehen (schon wieder!) an den Pool.
In gut deutscher Manier gelingt es mir zwei Liegen zu erobern und so plantschen und faulenzen wir abwechselnd im bzw. am Pool.
Heiß ist es heute auch mal wieder. Das kleine Thermometer das an meinem Rucksack hängt zeigt 50° Vollausschlag – der stand gerade aber auch in der Sonne.
Wieder erledigen wir das Duschen jetzt am Nachmittag und gehen dann auf Game Drive rund um das Camp.
Wir versuchen die Piste zum Wasserloch Helio – aber die ist derart mies – das wir sogar diesen einen Kilometer bereuen. Zumal es am Ende nichts außer einem trockenen Wasserloch zu sehen gibt.
Auch bei Noniams ist nix los ...
... dafür gefällt uns die Wasserstelle von Goas sehr gut. Landschaftlich wunderschön und dazu gerade auch noch mit vielen Tieren gesegnet.
Wir können sogar eine Tüpfelhyäne beobachten.
Steenbok - Steinböckchen
Wir überlegen was wir in den 90 Minuten bis zur Gate-Schließung noch machen könnten und entscheiden uns für die Fahrt zum Etosha Lookout um auch einen Eindruck von der schier unendlichen Salzpfanne zu bekommen.
Die Fahrt geht wieder durch hohes gelbes Gras und als wir auf die 9 km lange Stichstraße zum Lookout abbiegen, sehen wir eine Elefantenherde von Osten Richtung Straße kommen.
Angeführt wird so eine Herde immer von einer älteren Leitkuh, danach gut behütet von den erwachsenen Tieren folgen dann auch die ganz Kleinen. Etwa 15 Tiere insgesamt.
Als auch der letzte graue Riese die Straße vor uns überquert hat, setzen wir die Fahrt fort ...
... und erreichen den Etosha Lookout.
Wir blicken auf die Etosha Pfanne die den ganzen Horizont umfasst.
Die Pfanne ist der Boden eines ehemaligen Sees. Die Oberfläche besteht aus getrocknetem Lehm. In außergewöhnlichen Regenjahren kann sich die Pfanne mit Wasser füllen – ein Schauspiel, das dann Tausende Vögel anlockt und angesichts der trockenen Hitze hier im Moment unvorstellbar ist.
Wir fahren weiter zurück zur Hauptstrecke und noch ein kleines Stück nach Westen.
Bis zu einem der Wasserlöcher schaffen wir es nicht mehr – sonst kämen wir nicht rechtzeitig zurück – aber wir sehen noch Giraffen, Elefanten, Gnus und viele Zebras direkt an der Straße im schönsten Abendlicht.
Kurz nach 19 Uhr sind wir wieder zurück im Camp und machen noch schnell einen Abstecher zum Wasserloch (mit dem schönen Namen Morenga).
Immerhin – diesmal posiert ein Nashorn für unsere Kameras, im Hintergrund der rosa Himmel der untergegangenen Sonne – Afrika, das hat schon was .......
Wir bauen das Dachzelt auf und eröffnen unser kleines Buschrestaurant.
Heute gibt es Grillwürste, Brot und mal wieder Paprika-Feta-Salat.
Dazu natürlich ein Windhuk oder Swakopmund Lager (oder wechselweise auch mal einen Savanna Dry).
Nach einem langen, heißen, staubigen Tag gibt’s nichts besseres als abends ein Bier!
Als Besucher haben wir heute einen Honigdachs der mal vorbeischaut.
Gegen 21:30 Uhr marschieren wir mit unserem allabendlichen nicht unalkoholischen Erfrischungsgetränk zum Wasserloch und erleben einige Nashörner mit Nachwuchs. Immer wieder toll diese Stimmung abends. Diese Stille, die höchstens mal von einem Kameraklicken unterbrochen wird.
Irgendwann nach 22 Uhr treten wir müde den Rückweg an aber eine Sichtung gibt’s doch noch. Nur wenige Meter von unserer Campsite läuft mir der Honigdachs direkt vor die Füße und lässt sich sogar mit der Stirnlampe angestrahlt filmen.
Ein super Tag in einem tollen Land.
Schade, dass die Reise so langsam aber sicher in die Zielgerade einbiegt ....... man könnte sich daran gewöhnen .....
Übernachtung: Campingplatz Halali Etosha National Park
Preis: 400 N$ ( = 39 € )
Bewertung: 9 von 10
Kommentar: Camp Halali ist nicht nur das ruhigste und für uns angenehmste Camp im Etosha sondern hat auch das landschaftlich am schönsten gelegene Wasserloch.
Klasse, hier einen Sonnenuntergang zu beobachten. Auch der Pool ist top und die sanitären Einrichtungen machen einen sehr guten Eindruck.
Großer Vorteil: dadurch, dass es mittig im Park liegt, nehmen es viele nur als Mittagshaltstopp aber weniger zum übernachten. Selten sind hier große Gruppen (wie in Okaukuejo).
Im Vergleich gibt es allerdings am Morenga Wasserloch nicht annähernd so viele Tiere wie in Okaukuejo – deshalb „nur“ 9 von 10.
Bild des Tages:Löwe auf dem Weg zum Wasserloch von Salvadora